SlideShare uma empresa Scribd logo
1 de 44
Baixar para ler offline
Wirtschaftsfaktor Hochschule
Investitionen, ökonomische Erträge und regionale Effekte
Inhalt

S. 4 	

Einleitung	

S. 6 	Investitionen
Was uns Hochschulen wert sind	

S. 17 	
Ökonomische Erträge	
Was Hochschulen dem Staat, der Wirtschaft und jedem Einzelnen bringen

S. 31 	Regionaler Wirtschaftsfaktor
Welchen Wert Hochschulen für ihr Umfeld schaffen

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Inhalt

–3–
Einleitung

Die Investitionen in akademische Bildung und Wissen­
schaft sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Allein
die deutschen Hochschulen haben im Jahr 2010 über 22
Milliarden Euro für Lehre und Forschung ausgegeben.
Hinzu kommen private Aufwendungen mit Hochschul­
bezug, etwa seitens der Wirtschaft von jeweils über zwei
Milliarden Euro für Forschung und Lehre sowie die Aus­
gaben der Studierenden für ihr Studium. Der gesellschaft­
liche Ertrag dieser Investitionen ist hoch. Doch rechnen
sich diese Investitionen auch ökonomisch?
Die langfristig wirkenden Investitionen in die akademischen Einrichtungen stehen teilweise mit kurzfristigen Gewinn-, Haushaltsdefizitoder Verteilungsüberlegungen in Konflikt. Notwendige Konsolidierungsbemühungen in den öffentlichen Haushalten, verstärkt durch
die Einführung der Schuldenbremse, erschweren die Finanzierungsbedingungen zusätzlich. Öffentliche Ausgaben, auch für Wissenschaft
und Bildung, müssen deshalb ebenso wie private Investitionen ihre
Wirksamkeit belegen.

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Einleitung

Der Wirtschaftsfaktor der Hochschulen umfasst eine Reihe von
Wirkungszusammenhängen und Einflusskanälen. Positive Innovations­ ffekte entstehen durch hochschulische Forschung und Wissens­
e
transfer. Auf hohem Niveau ausgebildete Studienabsolventen bringen
sich später produktiv als Fachpersonal in den Unternehmen ein.
Hoch­ chulen sind gleichzeitig selbst wirtschaftlicher Akteur, etwa als
s
Arbeitgeber oder als Nachfrager von Forschungsgeräten, Lehrmaterial
und Baudienst­eistungen. Darüber hinaus können Hochschulen auch
l
Ort sozialer Innovationen sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn der
Erkenntnistransfer in die Zivilgesellschaft und aus der Zivilgesellschaft
in die Hochschulen, also in beide Richtungen, funktioniert.
Insgesamt steht den Hochschulen heute mehr Geld zur Ver­
fügung als etwa zehn Jahre zuvor. Doch gemessen an ihren Aufgaben,
insbesondere der stark gestiegenen Zahl der Studierenden, sind die
Investitionen in die akademische Bildung rückläufig. Auch im
inter­­
nationalen Vergleich liegt Deutschland hier zurück. Geben die
Industrie­änder der OECD im Schnitt 1,6 Prozent ihres Bruttoinlands­
l
produkts (BIP) für Hochschulbildung aus, sind es in Deutschland nur
1,3 Prozent.

–4–
Dabei sind Investitionen in Hochschulen auch ökonomisch lohnend,
für jeden Einzelnen, für die Wirtschaft, aber eben auch für den Staat.
Schätzungen der OECD zufolge liegt die fiskalische Rendite bei über
neun Prozent. Der Staat profitiert von den Hochschulen durch ihre Beiträge zu Innovationen und zum Fachkräfteangebot, die zu mehr Wirtschaftswachstum und einer besseren Beschäftigungssituation führen.
Nur ein Teil der finanziellen Rückflüsse kommt jedoch den Bundesländern zugute, die überwiegend die Hochschulen finanzieren. Doch
auch die Regionen profitieren als Hochschulstandort. Insgesamt 190
Milliarden Euro an regionaler Wertschöpfung erzielen die Städte und
Gemeinden durch die Aktivitäten der akademischen Einrichtungen.

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Einleitung

Die Hochschulen selbst können viel dazu beitragen, ihren Wirtschaftsfaktor zu stärken. Insbesondere im regionalen Kontext haben
Hochschulen das Potenzial, als Wissensknoten zu wirken und sich
im Rahmen einer ganzheitlichen Transferkultur der Gesellschaft und
Wirtschaft weiter zu öffnen. Sie sollten dafür neue Formen der Kooperation und Kommunikation nutzen. Dieser Kulturwandel muss auch
strukturell in den Hochschulen verankert werden. Professionelle Infrastrukturen für Austauschprozesse mit dem wirtschaftlichen Umfeld
müssen gezielt weiterentwickelt werden.
Investitionen in den Wirtschaftsfaktor Hochschule lohnen sich
also. Um die Finanzierung dieser Investitionen nicht zu gefährden,
müssen die Beiträge adäquat zwischen öffentlicher und privater Seite
verteilt werden. Finanzielle Beiträge von Absolventen und eine stärkere
Rolle des Bundes können die Spielräume der Hochschulen in Zukunft
verbessern.

–5–
1. Investitionen: Was uns Hochschulen wert sind

Bildung und Forschung sind Investitionen in die Gesell­
schaft von morgen und die zukünftige wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit eines Landes. Sie lohnen sich für Staat,
Wirtschaft und jeden Einzelnen. Alle drei Gruppen sind
daher auch an deren Finanzierung beteiligt, wenn auch
in unterschiedlichem Maße.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in Forschung und Lehre zu investieren. 2007
lag der Anteil bei 8,4 Prozent, bis 2012 konnte er auf 9,5 Prozent gesteigert werden. Insbesondere die Wirtschaft und der Bund haben in den
vergangenen Jahren ihre Ausgaben gesteigert.
Im internationalen Vergleich investiert Deutschland überdurchschnittlich in Forschung, aber unterdurchschnittlich in Bildung.
Das zeigt sich auch im Hochschulbereich, der beide Bereiche abdeckt.
Zwar stiegen die Ausgaben der akademischen Einrichtungen insgesamt, gemessen an der wachsenden Studierendenzahl hat sich die
Ausstattung jedoch häufig verschlechtert. Grund dafür ist vor allem

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

die stagnierende Grundfinanzierung durch die Bundesländer. Mehr
Mittel stehen dagegen für drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte zur
Verfügung.
Anders als in vielen anderen Ländern wird in Deutschland die
Finanzierung der Hochschulen überwiegend als Aufgabe des Staates
gesehen. Dabei unterstützt der private Sektor durch Stiftungen und
Unternehmen Forschung und Lehre mit bedeutenden Beiträgen. Die
finanzielle Beteiligung der Studierenden ist hingegen verschwindend
gering. Wenige Jahre nach ihrer Einführung haben alle Bundesländer
die Studiengebühren wieder abgeschafft. Öffentliche Hochschulen sind
damit wieder beitragsfrei.
Hochschulen sind Kulturgut und Wirtschaftsfaktor. Eine
adäquate Finanzierung der Hochschulen als Kernstück der Wissenschaft ist deshalb eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Eine stärkere
Berücksichtigung der Lehre, die Beibehaltung des wettbewerblichen
Gedankens und eine wachsende Beteiligung der privaten Seite, wie es
auch die Mehrheit der Hochschulen wünscht, sind Ansatzpunkte für
Verbesserungen.

–6–
(Hochschul-)Bildung: Investitionen unterdurchschnittlich

In Deutschland investieren der Staat und private Akteure in Bildung. Gemeinsam geben sie
dafür rund 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Durchschnitt der OECD-­
Industrieländer ist es fast ein Prozentpunkt
mehr. Die Ausgaben für Hochschulen in
Deutschland betragen 1,3 Prozent des BIP. ­
Der internationale Vergleichswert liegt hier
bei 1,6 Prozent.

7,0 %
Tertiärbereich
6,0 %
Sekundarbereich II

Primar- und
Sekundarbereich I

5,0 %

1,3

4,0 %
3,0 %

Elementarbereich
(Dreijährige und Ältere)

1,6

2,0 %

1,3
1,1

2,1

2,6

0,6

0,5

Deutschland

OECD-Durchschnitt

1,0 %
0,0 %

Abb.: 	Ausgaben für Bildungseinrichtungen als Prozentsatz des BIP (2009), öffentliche und private Mittel
Quelle: 	 OECD (2012): Bildung auf einen Blick
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

–7–
Mehr Studierende, mehr wissenschaftlicher Output

Studierende

Forschung und Lehre gehören zu den Kern­
aufgaben der Hochschulen. Gemessen an
den Indikatoren Studierendenzahl und
Publikationsoutput haben die entsprechenden
Aktivitäten der Hochschulen im vergangenen
Jahrzehnt stark zugenommen.

Wissenschaftliche Publikationen

86.810

2.497.819

+ 23 %

+ 27 %

Wintersemester 2012

Wintersemester 2012

1.798.863

68.070

Wintersemester 2000

Wintersemester 2000

Abb.: 		
Studierende und Publikationen an deutschen Hochschulen, 2000 bis 2012
Anmerkung: 	Publikationen nach Science Citation Index
Quelle: 		
Statistisches Bundesamt (2013): Studierende an Hochschulen; Fraunhofer ISI, Web of Science
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

–8–
Mehr Studierende, stagnierende Grundmittel

Die Grundmittel der Hochschulen, die überwiegend durch die Bundesländer finanziert
werden, sind die Hauptfinanzierungsquelle
der Lehre und akademischen Ausbildung. In
den vergangenen 15 Jahren sind diese Mittel
inflationsbereinigt nahezu unverändert geblieben. Gleichzeitig ist die Zahl der Studierenden
deutlich gestiegen. Die Folge: Die Ausgaben
der Hochschulen je Studierender sinken seit
Jahren.

120 %

110 %

100 %

90 %

80 %
1995

Studierende
Grundmittel preisbereinigt
Grundmittel (preisbereinigt) je Studierender

2000

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Abb.: 		Entwicklung der Grundmittel der Hochschulen: preisbereinigt und gemessen an den Studierenden,
1995 bis 2010, in Prozent
Anmerkung:	
Mit harmonisiertem Verbraucherindex deflationiert; Hochschulen ohne medizinische Einrichtungen
Quelle: 		
Statistisches Bundesamt (2012): Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

–9–
Die Grundausstattung im Bundesländervergleich

8.902
8.899

10.388

8.195
Die Grundmittel, die einzelne Bundesländer
ihren Hochschulen pro Studierenden bereitstellen, variieren erheblich. In Niedersachsen
sind es beispielsweise mehr als 11.800 Euro
und in Brandenburg lediglich gut 7.100 Euro
(Stand 2010). Ein Rückschluss auf die Studien­
qualität ist aber nicht direkt möglich, denn
die Kosten eines Studiums unterscheiden sich
stark nach Fächern. Und die Hochschulen in
den Bundesländern unterscheiden sich wiederum in ihrer Fächerstruktur.

8.087
 11.000 €

11.800

 10.000 €

 9.000 €

9.891

7.165

8.178

 8.000 €

8.725

 8.000 €

10.208

9.466

8.760
8.760
10.433
10.406

Abb.: 		Grundmittel für Hochschulen je Studierender, 2010, in Euro
Anmerkung: 	Einschließlich Hochschulkliniken
Quelle: 		
BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 10 –
Mehr Drittmittel: Hochschulen steigern Ausgaben

Die Ausgaben deutscher Hochschulen sind
zwischen 1995 und 2010 um mehr als die
Hälfte gestiegen. Doch der Finanzierungsmix
hat sich verändert. Während die Grundmittel
1995 noch über 85 Prozent der Ausgaben
abdeckten, sind es heute nur noch rund
70 Prozent. Gründe sind eine Verdoppelung
der Drittmittel, gestiegene Verwaltungsein­
nahmen (bis 2010 insbesondere Studien­
gebühren), gleichzeitig aber nur mäßig
wachsende Grundmittel.

25 Mio. Euro
Drittmittel

Verwaltungseinnahmen

20 Mio. Euro

4.466.932

2.645.821

15 Mio. Euro
Grundmittel

1.626.945
10 Mio. Euro

319.574

2.002.826

2.139.272
403.328

729.869
15.656.045

5 Mio. Euro

11.749.285

12.353.128

13.227.886

2000

2005

0
1995

2010

Abb.: 		Finanzierung der Hochschulausgaben, 1995 bis 2010, in Euro
Anmerkung: 	Hochschulen ohne medizinische Einrichtungen
Quelle: 		
Statistisches Bundesamt (2012): Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 11 –
Hochschulprogramme des Bundes sind stark gewachsen

Exzellenzinitiative, Hochschulpakt und andere Hochschulprogramme des Bundes haben
zuletzt für einen Anstieg der Bundesmittel
für die Hochschulen gesorgt. Zwischen 2006
und 2010 wuchsen die Ausgaben um mehr als
50 Prozent. Die Ausgaben für den Aus- und
Neubau der Hochschulen blieben dagegen
annähernd konstant.

2006

2008

2010

Aus- und Neubau von
Hochschulen

925,0

950,4

993,3

Förderung von
Spitzenuniversitäten

15,2

257,2

295,4

Grundfinanzierung DFG

791,8

840,0

891,2

Sonderprogramme
(z.B. Qualitätspakt Lehre)

0

241,5

508,8

Insgesamt

1.732,0

2.289,1

2.688,7

Abb.:	Finanzierung der Hochschulen durch den Bund, 2006 bis 2010, in Mio. Euro
Quelle: 	 BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 12 –
Wirtschaft investiert in akademische Bildung
1,6
Mit über zwei Milliarden Euro unterstützen
Unternehmen die Hochschulen und Studierende im Bereich Lehre und akademische
Bildung. Die höchsten Aufwendungen fallen
in den Bereich Duales Studium.

Studierende, darunter:

Duales Studium

Hochschulen, darunter:

41,2
285,7
400,8

Praktika

Studium der Mitarbeiter

83,5

Finanzielle
Zuwendungen

Stiftungsprofessuren

157,4

535,1

Sach- und Dienstleistungsspenden

Stipendien

675,0
Weitere Aktivitäten

Gesamt Hochschulen

641,7
Gesamt Studierende

1.538,6
Insgesamt

2.180,3
Abb.: 	Aufwendungen der Wirtschaft für akademische Bildung nach Ausgabenarten, 2010, in Mio. Euro
Quelle: 	 Stifterverband und IW Köln (2010): Investitionen in akademische Bildung
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 13 –
Auch Drittmittel der Hochschulen
variieren je Bundesland

2.312
2.309

2.401

3.454
Im Jahr 2010 flossen rund sechs Milliarden Euro Drittmittel an die Hochschulen.
Wichtige Drittmittelgeber sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Ministerien,
Unter­ ehmen und Stiftungen. Gemessen an
n
der Zahl der Studierenden waren Berlin und
Sachsen besonders erfolgreich bei der
Drittmitteleinwerbung.

3.652
 3.500 €

3.100
 3.000 €

 2.500 €

2.016

1.610

2.189

 2.000 €

2.015

 2.000 €

2.277

3.863

1.504
2.170
3.079
3.376
Abb.: 		
Drittmittel der Hochschulen je Studierender, 2010, in Euro
Anmerkung: 	Einschließlich Hochschulkliniken
Quelle: 		
BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 14 –
Staat und Wirtschaft investieren mehr in Forschung an Hochschulen

Die Ausgaben der Hochschulen für Forschung
und Entwicklung sind seit 2006 preisbereinigt
um etwa 18 Prozent gestiegen. In den Jahren
vor 2006 fand jedoch eine Kürzung statt,
obwohl die Wirtschaft kontinuierlich mehr
in Forschung an Hochschulen investierte. So
stiegen zwischen 2003 und 2009 die Ausgaben
der Wirtschaft um fast ein Drittel, die des
Staates nur um ein Zehntel.

480

12.000 €
Ausland

211

402

8.265

7.645

1.221

1.428

1.598

2003

10.000 €

2006

2009

Staat
8.000 €
Wirtschaft
6.000 €

9.091

4.000 €

2.000 €

0 €

Abb.: 	Ausgaben für Forschung und Entwicklung an Hochschulen nach Finanzierungsquelle in Preisen von 2006, in Euro
Quelle: 	 Auswertungen des Fraunhofer ISI auf Basis der Eurostat Online Datenbank

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 15 –
Forschungsausgaben: Deutsche Hochschulen im oberen Mittelfeld

Pro Einwohner investieren die Hochschulen in
Deutschland rund 144 Euro in die Forschung.
Das ist mehr als im EU-Durchschnitt und
mehr als in den USA. Es geht jedoch noch
besser. In den skandinavischen Ländern liegen
die relativen Forschungsausgaben fast doppelt
so hoch.

285

114

114

97

Italien

132

EU27

137

Großbritannien

Deutschland

Finnland

Niederlande

Schweden

144

USA

242

Frankreich

254

Abb.: 	Ausgaben für Forschung und Entwicklung des Hochschulsektors im internationalen Vergleich,
2009, in Euro je Einwohner
Quelle: 	 Auswertungen des Fraunhofer ISI auf Basis der Eurostat Online Datenbank
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen

– 16 –
2 
 . Ö konomische Erträge: Was Hochschulen dem Staat,
der Wirtschaft und jedem einzelnen bringen
Der Zusammenhang zwischen Bildung, technischem
Fortschritt, Wachstum und Arbeitsmärkten beschäftigt
die Wirtschaftswissenschaften schon lange. Bereits in den
1950er-Jahren erkannte der spätere Nobelpreisträger Robert
Solow die Bedeutung des wissenschaftlich-technischen
Fortschritts für das Wirtschaftswachstum. Später zeigten
verschiedene ökonomische Studien, dass insbesondere der
Ausbildungsstand der Menschen die Unterschiede im mate­
riellen Reichtum verschiedener Länder erklären kann.
Hochschulen leisten einen wesentlichen Beitrag für den wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes. Sie sind Ort der Forschung und schaffen
damit die Grundlage für technologischen Fortschritt, den wichtigsten
Wachstumstreiber von hochentwickelten Industrienationen. Sie bilden
den akademischen Nachwuchs aus, der als Fachpersonal von Unternehmen und Staat dringend benötigt wird. Innovationen, als Quelle
einer steigenden Produktivität der Wirtschaft, profitieren von Aktivitäten des Wissenstransfers seitens der Hochschulen.

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

Dabei gilt: Je höher entwickelt die Wirtschaft eines Landes ist, desto
größer ist der Beitrag, den Hochschulen für eine weitere Entwicklung
leisten können.
Von den Erträgen akademischer Bildung profitieren auch die
Studierenden selbst. Sie erzielen höhere Einkommen und sind seltener
arbeitslos. Auch dadurch verdient der Staat an der Ausbildung mit,
denn er spart Sozialausgaben und gewinnt Steuereinnahmen. Der Wert
eines Hochschulstudiums hat in den vergangenen Jahren sogar weiter
zugenommen. Das rechtfertigt auch die steigende Zahl von Akademikern in Deutschland. Doch trotz des Anstiegs liegt der Anteil der Hochschulabsolventen unter dem europäischen Durchschnitt.
Die ökonomischen Erträge durch Hochschulen sind hoch und
übertreffen die geleisteten Investitionen. Die gestiegenen Ausgaben für
Wissenschaft in Deutschland sind also gut angelegt. Die Hochschulen
sollten davon in Zukunft noch mehr profitieren.

– 17 –
Akademische Bildung und Wirtschaftsleistung gehen Hand in Hand
Ausgaben je Studierender (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt)

Länder, die mehr für akademische Bildung
ausgeben, haben auch eine höhere Wirtschaftskraft. Beide Größen beeinflussen sich
wechselseitig. Reiche Länder können sich
mehr Bildung leisten. Und Bildung erhöht den
Wohlstand und das Wirtschaftswachstum.

30.000

USA

28.000
26.000
24.000
22.000
20.000
18.000

JPN UKM

16.000
ISR

BRA

12.000

PRT
POL
RUS

MEX

8.000

HON

SVK

NZL

NDL
DNK
IRL
DEU

NOR

AUS
AUT

ISL

ITA

CZE

KOR
SVN

27.500

10.000

FRA

ESP

25.000

14.000

FIN

CHE

CAN

SWE

CHL

6.000

EST

4.000

ARG

2.000
55.000

52.500

50.000

47.500

45.000

42.500

40.000

37.500

35.000

32.500

30.000

22.500

20.000

17.500

15.000

12.500

Abb.: 	
Zusammenhang zwischen Ausgaben je
Studierender und Wirtschaftskraft (BIP), 2009
Quelle: 	 OECD (2012): Bildung auf einen Blick 2012

10.000

0

BIP pro Kopf (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt)

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 18 –
Wert der Hochschulen steigt mit dem Grad der wirtschaftlichen Entwicklung

Phillipe Aghion und Peter Howitt, zwei der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler weltweit, zeigen in einem Artikel aus dem Jahr
2006, dass Hochschulen besonders in jenen Ländern und Regionen
eine hohe Bedeutung besitzen, die bereits einen hohen technologischen
Entwicklungsstand erreicht haben.
	
In der empirischen Untersuchung des Wirtschaftswachstums
in 22 OECD-Staaten kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss,
dass eine Konzentration auf schulische Bildung für Volkswirtschaften
sinnvoll ist, wenn deren Unternehmen eher erfolgreiche Technologien
übernehmen und nachahmen als Innovationen zu entwickeln. Volkswirtschaften, die sich wie die meisten europäischen Länder enger an
der technologischen Grenze bewegen, sollten zusätzlich nachdrücklich
in hochschulische Bildung investieren, da das Wachstum dort eher auf
Innovation beruht und Investitionen in Hochschulbildung Innovation
fördern.

Diese Erkenntnisse bestätigen Aghion und Howitt in einer
weiteren Untersuchung für die US-Bundesstaaten. Sie
kommen zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Ausgaben von
1.000 US-Dollar pro Person in Forschungs- beziehungsweise
Hochschulausbildung die Wachstumsrate der technologisch
stärksten Bundesstaaten um 0,27 Prozent erhöhen. Wenn
die Wirtschaft des Bundesstaats weniger wissensintensiv
ausgerichtet ist, beträgt die Steigerungsrate jedoch lediglich
0,09 Prozent.

Quelle: 	
Aghion, P. / Howitt, P. (2006): Joseph Schumpeter Lecture: Appropriate
Growth Policy: A Unifying Framework, Journal of the European Economic
Association, 4, 269-314
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 19 –
Einkommen der Hochschulabsolventen als Wachstumstreiber

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland
zwischen den Jahren 2000 und 2010 speist
sich zu rund einem Drittel aus dem Anstieg
des Lohneinkommens. Obwohl sie nur rund
ein Viertel der Beschäftigten stellen, trugen die
gestiegenen Lohneinkommen der Beschäftigten mit Hochschulabschluss mehr als die
Hälfte zum Wachstumseffekt bei. Im europäischen Durchschnitt ist der Wachstumsbeitrag
der Einkommen von Hochqualifizierten noch
deutlich höher.
BIP

	1,2

1,10

1,02

	1

0,74

	0,8
	0,6

0,49

0,41
0,26

	0,4

0,18

	0,2

0,01

	0
-	0,2

- 0,03
- 0,26

-	0,4
Deutschland

Arbeitseinkommen gesamt

EU

ohne Abschluss
mit Berufsausbildung
mit Hochschulabschluss
Abb.: 	Reales Wirtschaftswachstum (BIP) und Wachstumsbeitrag durch steigendes Arbeitseinkommen nach
Bildungsstand, in Prozent, 2000 bis 2010
Quelle: 	 OECD (2012): Bildung auf einen Blick
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 20 –
Staat verdient an Hochschulbildung

Die öffentliche Hand trägt in Deutschland
einen Großteil der Kosten für ein Studium.
Sie finanziert die Hochschulen, gewährt
Stipendien und verzichtet auf Steuereinnahmen bei Studierenden. Dem gegenüber stehen
staatliche Einnahmen, die Absolventen im
Laufe ihres Arbeitslebens erbringen. Sie zahlen
überdurchschnittlich Steuern und Sozialabgaben und sie sparen dem Staat Geld durch
ein geringeres Risiko arbeitslos zu werden.
In Summe kann der Staat so eine beachtliche
Investitionsrendite von neun Prozent erzielen.

Direkte Kosten

28.700

Entgangene Steuereinnahmen

18.150

Zuschüsse (BAFöG etc.)

4.515

Gesamtkosten

51.366

Zusätzliche Einkommenssteuer

104.918

Zusätzliche Sozialversicherungsbeiträge

47.985

Arbeitslosigkeitseffekt

15.556

Gesamtertrag

168.459

Differenz

109.286

Ertragsrate

9,4%

Abb.: 		
Staatliche Investitionsrechnung für einen Hochschulabschluss in Deutschland (2008), in Euro
Anmerkung: 	 atenwerte basieren auf dem Unterschied zwischen Hochschulabsolventen und Absolventen des
D
Sekundarbereichs II (abgeschlossene Berufsausbildung/Abitur); Umrechnung der Angaben US$ = 0,75 €
Quelle:		
OECD (2012): Bildung auf einen Blick
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 21 –
MINT bringt dem Staat am meisten

Mediziner leisten viel für die Gesundheit und
damit das Wohlergehen der Menschen. Doch
unter fiskalischen Gesichtspunkten bringt
ein Studium der MINT-Fächer (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
am meisten. Mediziner erzielen zwar mit die
höchsten Einkommen und zahlen damit höhere Steuern, aber die Kosten für ein medizinisches Studium für die öffentliche Hand sind
hoch. Und trotz vergleichsweise geringerer
Einkommenschancen zahlt sich auch ein geisteswissenschaftliches Studium für den Staat
ökonomisch aus.

250.000 €

212.000

212.000
185.000

200.000 €

150.000 €

79.000

100.000 €

37.000

50.000 €

0 €
Ingenieurwissenschaften

Naturwissenschaften

Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften

Medizin

Sprach- und Kultur­
wissenschaften

Abb.:		
Erträge eines Hochschulabschlusses für den Staat nach Studienfächern, in Euro
Anmerkung:	 Berechnung als Kapitalwert
Quelle:		
Mueller, N. (2005): Wer finanziert wen? In: Sozialer Fortschritt, Nr. 10-11
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 22 –
Mehr Akademiker auf dem Arbeitsmarkt …

Auf dem Arbeitsmarkt spielen Akademiker
eine immer wichtigere Rolle. In Deutschland
stieg die Zahl von Beschäftigten mit Hochschulabschluss von rund 8,8 Millionen im Jahr
2000 auf 11,1 Millionen im Jahr 2011. Mehr
als jeder vierte Erwerbstätige hat inzwischen
einen Hochschulabschluss.

30 %

28,5 

28 %

26 %

24,4

25,2

24 %

22 %

20 %
2000

2006

2011

Abb.:		Anteil der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss, 2000 bis 2011, in Prozent
Anmerkung:	 Abschlüsse der Stufe 5 und 6 entsprechend der International Standard Classification of Education (ISCED)
Quelle:		
Leszczensky, M. et al. (2009): Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Bericht des Konsortiums „Bildungsindikatoren und technologische Leistungsfähigkeit“
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 23 –
… doch die Zahl der Akademiker in Deutschland bleibt unterdurchschnittlich

In Deutschland ist der Anteil von Akademikern auf dem Arbeitsmarkt geringer als in
vielen europäischen Ländern. Besonders hoch
ist der Anteil in Großbritannien und den skandinavischen Ländern. Deutschland liegt nur
noch knapp vor den süd- und osteuropäischen
Mitgliedstaaten der EU. Beide Ländergruppen
konnten ihren Anteil in den vergangenen
zehn Jahren jedoch deutlicher steigern als
Deutschland. Zu beachten ist dabei allerdings
die duale Berufsausbildung in Deutschland,
die anders als in anderen Ländern eine weiterführende Qualifizierung auch außerhalb des
Hochschulsystems zulässt.

38,1 

Großbritannien

36,6 

Nordeuropa

34,1 

Frankreich

31,8 

Mitteleuropa

28,5 

Deutschland

Südeuropa

Osteuropa

26,5 
25,4 

Abb.:		Anteil der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss im internationalen Vergleich (2011), in Prozent
Anmerkung:	
ISCED 5 oder 6; Nordeuropa=Dänemark, Finnland, Irland, Island, Norwegen, Schweden; Mitteleuropa =
Belgien, Luxemburg, Niederlande, Österreich; Südeuropa=Griechenland, Italien, Portugal, Spanien;
Osteuropa = neue EU-Mitgliedstaaten (EU-12)
Quelle:		
Leszczensky, M. et al. (2009): Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Bericht des Konsortiums „Bildungsindikatoren und technologische Leistungsfähigkeit“
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 24 –
Hochschulabschluss lohnt sich für den Einzelnen

Studierende verzichten während ihrer Aus­
bildung weitestgehend auf Arbeitseinkommen.
Hinzu kommen direkte Kosten für Lehr­
material oder Gebühren. Dennoch lohnt sich
diese Investition für Studierende langfristig,
da über das ganze Arbeitsleben hinweg höhere
Einkommen erzielt werden können. Ein
Studienabschluss in Deutschland bringt eine
Rendite, die im Durchschnitt einer jährlichen
Verzinsung von mehr als sieben Prozent
entspricht. Oder anders berechnet: Im Laufe
eines typischen Arbeitslebens ergibt sich für
Hochschulabsolventen ein Vermögensgewinn
von mehr als einer halben Million Euro.

Rendite (in Prozent)

Vermögenswert (in Euro)

Hochschulabschluss im Vergleich zu
kein Abschluss einer berufsbildenden Schule / Abitur

7,5

730.000

Hochschulabschluss im Vergleich zu
abgeschlossener Berufsausbildung

7,2

516.000

Abb.:		
Bildungsrenditen für einen Hochschulabschluss in Deutschland, 2007
Anmerkung:	
Basis Sozio-oekonomisches Panel 2007; zur Berechnung des Vermögenswerts werden ein Kalkulationszinssatz von vier Prozent und der Berechnungszeitpunkt 65. Lebensjahr angenommen; Werte gerundet.
Quelle:		
Anger, C. / Plünnecke, A. / Schmidt, J. (2010): Bildungsrenditen in Deutschland – Einflussfaktoren, politische
Optionen und volkswirtschaftliche Effekte, IW-Analysen 65
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 25 –
Lohnprämie für Akademiker wächst

In Deutschland liegt das durchschnittliche
Einkommen von Akademikern heute rund
zwei Drittel über dem Einkommen von Personen mit Berufsausbildung oder Abitur. Vor
zehn Jahren lag diese Lohnprämie erst bei
43 Prozent. Trotz steigender Zahl von Hochschulabsolventen steigen also auch die relativen Einkommen für Akademiker an. Dagegen
ist in vielen anderen Industrieländern diese
Lohnprämie in den vergangenen zehn Jahren
konstant geblieben oder sogar gefallen.

80 %

60 %

40 %

20 %

0 %
2000

2002

2004

2006

2008

2010

USA
Großbritannien
OECD
Deutschland
Schweden

Abb.:	
Zusätzliches Einkommen von Personen mit Hochschulabschluss im Verhältnis zu Berufsausbildung / Abitur,
2000 bis 2010, in Prozent
Quelle:	 OECD (2012): Bildung auf einen Blick 2012
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 26 –
(Hochschul-)Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit

Ein Hochschulabschluss ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Während bei
Personen ohne Bildungsabschluss der Anteil
der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen
bei rund 16 Prozent liegt (2010), beträgt die
entsprechende Quote bei Personen mit Hochschulabschluss nur drei Prozent. Gegenüber
dem Jahr 2000 ist der Unterschied in den
Beschäftigungschancen zwischen den beiden
Bildungsgruppen sogar noch größer geworden.

20 %
Niedriger
Bildungsstand

15,9 
15 %

14,0

Mittlerer
Bildungsstand

Hoher
Bildungsstand

10 %

8,1

6,9 
4,2 

5 %

3,1 

0 %
2000

2010

Abb.:		Arbeitslosenquote nach Bildungsstand, 2000 bis 2010, in Prozent
Anmerkung:	
Gemäß Stufen der International Standard Classification of Education: Niedriger Bildungsstand =
ISCED 0-2; mittlerer Bildungsstand = ISCED 3+4; hoher Bildungsstand = ISCED 5+6
Quelle:		
Statistisches Bundesamt: UOE Meldungen, Tabellen 0.44 und 0.45
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 27 –
Individuelle Bildungsrenditen: Studienfach und Geschlecht entscheiden

Ein langes Studium senkt die Bildungsrendite,
ein hohes Einkommen erhöht sie. Sowohl
die durchschnittliche Studiendauer als auch
die Einkommenserwartungen unterscheiden
sich jedoch je nach Studienfach. Die höchste
Rendite erzielen Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. In vielen Fächern haben zudem
Männer gegenüber Frauen einen deutlichen
Renditevorsprung.

Jura

Wirtschaftswissenschaften

Medizin

Informatik

Elektrotechnik

Maschinenbau

Männer

Sprachen

Frauen
Sozialwissenschaften
Abb.:	
Bildungsrenditen nach Geschlecht und
Studienfach, in Prozent
Quelle:	
Ammermüller, A. / Weber, A. M. (2005):
Educational Attainment and Returns to Edu­
cation in Germany, ZEW-Discussion Paper 05-17

Erziehungswissenschaften

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

0 %

2 %

4 %

6 %

8 %

10 %

12 %

14 %

– 28 –
Öffentliche Forschung steigert Innovationsaktivitäten

Öffentliche Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen fördert auch die Entwicklung neuer Produkte
und Prozesse in der Wirtschaft. Eine Befragung unter deutschen
Unternehmen belegt die Bedeutung insbesondere der universitären
Forschung.
	
Die Ökonomen Marian Beise und Harald Stahl haben in
einer empirischen Analyse den Einfluss von öffentlicher Forschung auf
Innovationsaktivitäten in deutschen Unternehmen untersucht. Von den
befragten Firmen im verarbeitenden Gewerbe gaben neun Prozent an,
dass ihre Produkt- oder Prozessinnovationen nicht ohne öffentliche
Forschung zustande gekommen wären. Unter den forschungsintensiven
Unter­ ehmen beträgt der Anteil sogar 16 Prozent.
n

Von den Unternehmen, deren Innovationen auf öffentlicher Forschung
beruhen, benennen rund 41 Prozent die Arbeiten der Universitäten
als besonders relevant für die eigenen Innovationsaktivitäten. Bei
Fachhochschulen liegt der Anteil bei gut 17 Prozent. Universitäten
werden dabei insbesondere von großen Unternehmen mit mehr als
500 Mitarbeitern genannt. Fachhochschulen sind dagegen für kleine
Unternehmen in der Region besonders einflussreich.

Quelle: 	
Beise, M. / Stahl, H. (1999): Public research and industrial innovations in
Germany, Research Policy, 28
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 29 –
Forschung und Entwicklung: Unternehmen kooperieren häufig mit Hochschulen

Die Hochschulforschung hat für die Wirtschaft eine hohe Bedeutung. Im Durchschnitt
kommen über 200 Hochschulkooperationen
auf 100 Unternehmen. Besonders intensiv ist
die Zusammenarbeit im Bereich Chemie und
Pharmazie. Trotz steigender Bedeutung der
Forschung an Fachhochschulen bleiben die
Universitäten die bevorzugten Kooperationspartner.

Kooperationen je 100
Unternehmen

Davon Fachhochschulen
(in Prozent)

Chemie  Pharmazie

644

15,1

Metallverarbeitendes Gewerbe

177

28,2

Elektrotechnik und Optik

166

29,5

Maschinenbau

173

34,7 

Informations- und
Kommunikationstechnologie

162

22,8

Fahrzeugbau

173

34,7

Gesamt

213

23,0

Abb.:	Zahl der hochschulischen Kooperationsbeziehungen je 100 Unternehmen (Selbstauskunft der Unternehmen), 2011
Quelle:	 Wissenschaftsstatistik im Stifterverband: Erhebung zu Forschung und Entwicklung der Wirtschaft, 2011
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge

– 30 –
3. Regionaler Wirtschaftsfaktor: Welchen Wert
Hochschulen für ihr Umfeld schaffen
Regionen profitieren in besonderer Weise von den
Hochschulen in ihrer Umgebung. Beispiele hierfür sind:
Ausgründungen von (Hightech-)Firmen in der Nähe
des Hochschulstandorts, Wissenstransfer durch lokale
Kooperationen zwischen Hochschule und Unternehmen,
die fachlich-wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung
der Menschen vor Ort, Investitionsprojekte durch die
Hochschule und entsprechende regionale wirtschaftliche
Impulse sowie positive Beschäftigungseffekte auf dem
lokalen Arbeitsmarkt.
Insgesamt generieren die Hochschulen durch ihre Aktivitäten jährlich
190 Milliarden Euro an regionaler Wertschöpfung. Die Arbeitslosenquote
ist in Hochschulregionen drei Prozent geringer als im Rest der Republik.
Berlin, Sachsen und Baden-Württemberg profitieren als starke Hochschulstandorte besonders. Doch der Grundsatz steigender Wirtschaftskraft und sinkender Arbeitslosigkeit trifft auf alle Hochschulregionen
zu. Eine Rolle spielt jedoch, welche Aktivitäten die Hochschule unternimmt. Drittmittelstarke Hochschulen sind wirtschaftlich besonders

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

einflussreich. Sie entfalten große Wirkung im Wissenstransfer und sind
durch ihre Forschungsaktivitäten wichtige Impulsgeber des Innovationssystems. Ein großer Anteil dieser Effekte ist lokal gebunden. Denn mehr
als 80 Prozent der Wertschöpfung durch die Hochschule verbleiben
in der Nachbarschaft. Beschäftigungswirkungen entstehen dagegen
überwiegend außerhalb der Hochschulregion.
Besonders Metropolen haben durch ihre wissensintensive
Wirtschaftsstruktur einen großen Bedarf an akademisch ausgebildeten
Fachkräften und profitieren stark von den Wissens-Übertragungseffek­
ten, die von Hochschulen ausgehen. Doch auch strukturschwache
Regionen können als Hochschulregion wirtschaftlichen Erfolg haben.
Insbesondere im regionalen Kontext haben Hochschulen also das Po­
tenzial, als Wissensknoten zu wirken und sich durch Erkenntnisund Wissenstransfer der Gesellschaft und Wirtschaft zu öffnen.
Dieser Aufgabenkomplex muss jedoch strukturell in den Hochschulen
verankert werden. Professionelle Infrastrukturen für entsprechende
Austauschprozesse und die Etablierung einer Transferkultur sowie einer
gesellschaftlichen Wahrnehmung von Hochschulen als lokale Innovationsfaktoren müssen dafür gezielt geplant und weiterentwickelt werden.

– 31 –
190 Milliarden Euro regionale Wertschöpfung durch Hochschulen

Hochschulen tragen zu Innovationen und damit zu Wirtschaftswachstum bei, bilden Fachkräfte aus, sind Arbeitgeber und investieren in
Infrastruktur. Insgesamt beträgt der Wert der
Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
über 190 Milliarden Euro jährlich. Damit
sind sie für 7,3 Prozent des Bruttoinlands­
produkts (BIP) in Deutschland verantwortlich.
Die unterschiedliche Größe und Struktur
des jeweiligen Hochschulsektors führt dabei
zu unterschiedlich starken Effekten in den
Bundesländern.

BIP-Zuwachs durch
Hochschulen (in Mrd. Euro)

Berlin

16,2

16,4

Sachsen

12,7

12,1

Baden-Württemberg

10,4

39,1

Mecklenburg-Vorpommern

10,1

3,5

Bremen

8,0

2,2

Schleswig-Holstein

8,0

5,9

Thüringen

7,9

3,8

Sachsen-Anhalt

7,4

3,8

Hamburg

6,4

6,0

Hessen

6,3

14,3

Nordrhein-Westfalen

6,3

36,7

Brandenburg

6,0

3,3

Bayern

5,6

24,9

Niedersachsen
Abb.:	
Beitrag der Hochschulen zum BIP nach Bundes­
ländern, im Durchschnitt 2001 bis 2009
Quelle:	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als
regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)

BIP-Zuwachs durch
Hochschulen (in Prozent)

5,2

11,6

Rheinland-Pfalz

5,0

5,6

Saarland

3,8

1,2

Deutschland

7,3

190,4

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 32 –
Hochschulregionen: Mehr Wirtschaftskraft, weniger Arbeitslosigkeit

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
lag in den Jahren 2001 bis 2009 die Wirtschaftskraft in Deutschland bei durchschnittlich 26.000 Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug
9,5 Prozent. Hochschulen verbessern in ihren
Regionen diese beiden makroökonomischen
Größen deutlich. Das BIP steigt um rund ein
Fünftel, die Arbeitslosigkeit sinkt um ein
Drittel.

BIP pro Kopf in Deutschland

26.184 €

 

+ 4.458 €

Effekt in Hochschulregionen

 

– 3,1%-Punkte
Arbeitslosenquote in Deutschland

9,5 %

Abb.:		
Wirkung der Hochschulen auf BIP pro Kopf und Arbeitslosenquote, im Durchschnitt 2001 bis 2009
Anmerkung:	 Berechnung der durchschnittlichen BIP- und Arbeitslosenzahlen als ungewichtetes arithmetisches Mittel
Quelle:		
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 33 –
Drittmittel sind wichtigster ökonomischer Faktor der Hochschulen

Durch ihre Aktivitäten in Forschung, Lehre
und Wissenstransfer erhöhen die Hochschulen
die regionale Wirtschaftskraft und reduzieren
die Arbeitslosenquote. Den größten positiven
Einfluss haben insbesondere Drittmittel aus
der Wirtschaft. Sie bringen zusätzliche finanzielle Mittel in die Region und sind Indikator
für einen funktionierenden Wissenstransfer
sowie für Forschungsexzellenz. Absolventen
der Hochschulen entfalten als Fachkräfte
ebenfalls eine starke positive Wirkung. Vergleichsweise weniger Einfluss haben dagegen
die wirtschaftlichen Aktivitäten der Hochschulen selbst, etwa durch Investitionen und
Personal.

Publikationen

Drittmittel

Personal

Investitionen

Gesamt 4.458 €
559 €
2.460 €
418 €
1.020 €

Gesamt - 3,1 %-Punkte
0,95 %
- 0,79 %

Absolventen

- 0,15 %

- 3,1 %

Studierende

BIP pro Kopf

Arbeitslosenquote

Abb.:	
Ökonomische Effekte an einem repräsentativen Hochschulstandort nach Einflussfaktoren,
im Durchschnitt 2001 bis 2009
Quelle:	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 34 –
Ökonomischer Wert der Hochschulen
variiert nach Bundesländern

2.068
3.355

2.167

3.262
Die Größe des Hochschulsektors ist in den
Bundesländern unterschiedlich. Gemessen an
der Einwohnerzahl leben und arbeiten besonders viele Studierende und Wissenschaftler in
den Stadtstaaten. Deshalb profitiert die Wirtschaftskraft in Berlin, Hamburg und Bremen
auch besonders von den Hochschulen. Dort
und in Baden-Württemberg erhöhen die vielen
Hochschulstandorte das durchschnittliche
Bruttoinlandsprodukt um mehr als 3.000 Euro
pro Kopf. Im Saarland sind es immerhin noch
1.100 Euro Gewinn.

4.679
 3.000 €

1.460
 2.500 €

 2.000 €

1.655

1.326

2.059

 1.500 €

2.353

 1.500 €

1.702

2920

1.408
1.143
1.978

Abb.:	
Wert der Hochschulen nach Bundesländern gemessen am BIP
pro Kopf, im Durchschnitt 2001 bis 2009, in Euro
Quelle:	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler
Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

3.626

– 35 –
Arbeitsmarkteffekte: Berlin vorn

- 1,2
- 2,3

- 1,6

- 2,7 
Als Arbeitgeber, Bildungseinrichtung und
Wirtschaftsfaktor beeinflussen die Hochschulen die regionalen Arbeitsmärkte. Der
geschätzte Effekt der Hochschulen entspricht
einem Rückgang der Arbeitslosenquote, je
nach Bundesland, zwischen 0,7 und 3,5 Prozentpunkte. So geht die gute Beschäftigungssituation in Baden-Württemberg auch auf die
dortigen Hochschulen zurück. Und in Berlin
wäre die Arbeitslosigkeit ohne die akademischen Einrichtungen rund ein Drittel höher.

- 3,5
 -2,5 %

- 0,9 
 -2,0 %

 -1,5 %

- 1,3 

- 1,1 

- 1,4 
- 2,6 

 -1,0 %

- 1,5 

 -1,0 %

- 1,4 

- 0,9 
- 0,7 
- 0,8 

Abb.:	
Wirkung der Hochschulen auf die Arbeitslosenquoten nach
Bundesländern, im Durchschnitt 2001 bis 2009, in Prozent
Quelle:	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler
Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

- 2,7

– 36 –
Wirtschaftlich starke Metropolen profitieren am meisten von Hochschulen

In Metropolen stoßen Hochschulen oft auf ein
wirtschaftliches Umfeld, das besonders von
den akademisch ausgebildeten Absolventen
und der Wissensproduktion der wissenschaftlichen Einrichtungen profitiert. Der Effekt auf
Wirtschaftskraft und Arbeitslosigkeit ist fast
doppelt so groß wie in Städten mit weniger
Einwohnern. Allerdings können auch strukturschwache Regionen durch die Hochschulen
gewinnen. Durch die geringere Einwohnerzahl
ist der relative Effekt sogar größer als in vielen
Städten.

Zuwachs BIP pro Kopf
(in Euro)

Veränderung Arbeitslosenquote (in Prozentpunkten)

Metropolen

7.041

- 3,8

Städte

3.591

- 1,5

Strukturschwache Regionen
mit geringer Agglomeration

3.932

- 2,6

Durchschnitt

4.458

- 3,1

Abb.:		
Wirtschaftliche Effekte der Hochschulen nach Regionstypen, im Durchschnitt 2001 bis 2009
Anmerkung:	
Metropolen = mehr als 500.000 Einwohner und BIP pro Kopf größer als 130 Prozent des Durchschnitts;
Städte = zwischen 100.000 und 500.000 Einwohner und BIP größer als 130 Prozent des Durchschnitts;
Strukturschwache Region mit geringer Agglomeration = weniger als 100.000 Einwohner und unterdurchschnittliches BIP pro Kopf.
Quelle: 		
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 37 –
Mehr Innovation in Hochschulregionen

Neue technische Entwicklungen und wissenschaftliche Entdeckungen
werden häufig als Patent geschützt. Sie werden so zur messbaren Größe
für den Grad der Innovationsfähigkeit von Ländern und Regionen.
Im Durchschnitt werden in Deutschland rund 80 Patente je 100.000
Einwohner beim Europäischen Patentamt angemeldet. Rund 12 Prozent
mehr Patentanmeldungen verzeichnen dagegen Hochschulregionen
im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2009. Hochschulen können ihre
Entdeckungen selbst als Patent anmelden. Aber auch in gemeinsamen
Forschungsprojekten mit der Wirtschaft entsteht neues Wissen, das in
der Regel Unternehmen als Patent schützen lassen.

+ 12 %

Patentanmeldungen

Quelle: 	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 38 –
Großteil des Wachstumseffekts verbleibt in der Region

Hochschulen wirken nicht nur in ihrer Heimatregion. Ihre Absolventen finden Beschäftigung in ganz Deutschland und dem Ausland.
Forschungskooperationen mit Unternehmen
außerhalb der Region lassen einen Wissens­
transfer über weite Entfernungen zu. Beschäftigte der Hochschule und Studierende wohnen
und konsumieren in Nachbargemeinden. Trotz
dieser überregionalen Ausstrahlung verbleibt
ein Großteil der Effekte für Innovations- und
Wirtschaftswachstum in der Heimatregion.
Die Beschäftigungswirkung verteilt sich hingegen stärker überregional.

100 %

85,5

80 %

56,0

60 %

41,4
40 %

19,9
20 %

0 %
Wirtschaftskraft (BIP)

Patentierung

Verfügbares
Haushaltseinkommen

Reduktion der
Arbeitslosigkeit

Abb.:	Anteil der wirtschaftlichen Wirkung einer Hochschule, der in der Region verbleibt, Durchschnitt 2001
bis 2009, in Prozent
Quelle:	
Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 39 –
Beispiel Hochschulstandort Berlin

An den Berliner Universitäten studieren insgesamt mehr als 96.000
Studierende. Gemeinsam beschäftigen die vier Hochschulen rund
14.400 Mitarbeiter und verwalten einen Haushalt von fast 1,3 Milliarden Euro. Fast 350 Millionen Euro davon stammen aus Drittmitteln.
Daraus folgen beachtliche wirtschaftliche Effekte.

1.700 Millionen € Bruttowertschöpfung
gehen jährlich von den vier Universitäten allein für den Standort Berlin
aus. Rund 78 Prozent davon lassen sich auf die Nachfrage nach Gütern,
Dienstleistungen und Beschäftigten zurückführen, 22 Prozent entfallen
auf die Konsumausgaben der Studierenden. Damit ist der wirtschaftliche Ertrag der Universitäten doppelt so hoch wie die Ausgaben des
Landes für die vier Wissenschaftseinrichtungen.

25.000 Arbeitsplätze
in Berlin gehen auf das Konto der Berliner Universitäten. Durch Nachfrageimpulse entstehen dabei 72 zusätzliche Arbeitsplätze je 100 Hochschulmitarbeiter.

118 Millionen € Steuereinnahmen
entstehen durch die Hochschulaktivitäten alleine dem Land Berlin und
sind direkte Rückflüsse der Finanzierung durch das Land.

470 Unternehmensgründungen
sind zwischen den Jahren 2006 und 2012 aus den Berliner Universi­
täten heraus entstanden. Diese Unternehmen beschäftigen inzwischen
rund 17.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon in Berlin.

Anmerkung:	 Berechnungen beruhen auf Nachfrage- und Beschäftigungseffekten der
Die
Hochschulen. Die regionale Wertschöpfung durch Hochschulen, die insbesondere langfristige Innovationswirkungen einschließt, kann noch deutlich
höher sein (siehe S. 32).
Quelle: 		
DIW econ (2013): Berliner Universitäten als Wirtschaftsfaktor
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 40 –
Beispiel Technische Universität Darmstadt

Im Jahr 2012 waren rund 25.000 Studierende an der TU Darmstadt
eingeschrieben. Über die Hälfte belegten technische oder naturwissenschaftliche Fächer. Die Hochschule beschäftigte mehr als 2.300
Wissenschaftler, davon knapp 300 Professoren. Zur Finanzierung trug
das Land Hessen etwa 262 Millionen Euro bei. Weitere 145 Millionen
Euro konnten als Drittmittel eingeworben werden. Die Universität ist
damit auch ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor in der Region.

282 Millionen € für die öffentlichen Haushalte
generierte die Hochschule in Form von Steueraufkommen und
Sozialversicherungsbeiträgen. Dem Land Hessen entstanden dabei
Mehreinnahmen von 38 Millionen Euro.

160 Prozent Investitionsrendite
erreicht das Land gemessen an dem Jahresetat, den Hessen an die
Hochschule überweist.

13.000 Arbeitsplätze
bindet die Hochschule bundesweit. Zwei Drittel dieser Arbeits­ lätze
p
entstehen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Effekte außerhalb der
Universität.

400 Millionen € Wissenskapital
erzeugt die TU Darmstadt jedes Jahr in Form von Forschungs­
ergebnissen und der Qualifizierung ihrer Studierenden.

700 Millionen € Bruttowertschöpfung
gehen jährlich von der TU Darmstadt aus, die durch die Kaufkraft der
Studierenden und Mitarbeiter und durch Investitionen in Infrastruktur
entstehen. 436 Millionen Euro entfielen dabei auf die Region Südhessen.
Quelle: 	 Darmstadt (Hrsg., 2013): Fortschrittsbericht 2012;
TU
DIW econ (2012): Wirtschaftsfaktor TU Darmstadt
Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor

– 41 –
Quellen

Zur Bestimmung der wirtschaftlichen Effekte
der Hochschulen hat der Stifterverband zwei
Studien vergeben. Diese wurden 2012/2013
durchgeführt von einem Projektteam bei
Fraunhofer ISI.
Schubert, T./Baier E./Hufnagl, M./Meyer, N./
Schricke, E./Stahlecker, T. (2012): Metastudie
Wirtschaftsfaktor Hochschule

Die Studien und weitere Informationen:
www.stifterverband.de/wirtschaftsfaktorhochschule
Das Projekt wird unterstützt durch die
Stiftung van Meeteren und das Ministerium
für Wissenschaft des Landes Sachsen-Anhalt.

Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen
als regionaler Wirtschaftsfaktor
(Studie beauftragt vom Stifterverband)

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Quellen

– 42 –
Impressum

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die
dadurch begründeten Rechte, insbesondere
die der Übersetzung, des Nachdrucks, der
Entnahme der Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem
oder ähnlichem Wege und der Speicherung in
Datenverarbeitungsanlagen, bleiben vorbehalten.
Verlag, Herausgeber und Autoren übernehmen
keine Haftung für inhaltliche oder drucktechnische Fehler.

© Edition Stifterverband –

Gestaltung

Verwaltungsgesellschaft für
Wissenschaftspflege mbH, Essen 2013

SeitenPlan GmbH Corporate Publishing,
Dortmund

Barkhovenallee 1
45239 Essen
Tel.: (02 01) 84 01-1 81
Fax: (02 01) 84 01-4 59

Druck
Druckerei Schmidt, Lünen

Ansprechpartner
Pascal Hetze
Tel.: (0 30) 32 29 82-5 06
pascal.hetze@stifterverband.de
Redaktion
Cornelia Herting, Simone Höfer

Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Impressum

– 43 –
www.stifterverband.info

Mais conteúdo relacionado

Destaque

Hochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Mittelhessen: Innovative StudieneingangsphaseHochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphasestifterverband
 
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012stifterverband
 
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und WissenschaftFaktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaftstifterverband
 
TUHH: Innovative Studieneingangsphase
TUHH: Innovative StudieneingangsphaseTUHH: Innovative Studieneingangsphase
TUHH: Innovative Studieneingangsphasestifterverband
 
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012stifterverband
 
Mainz 2011 - Stadt der Wissenschaft
Mainz 2011 - Stadt der WissenschaftMainz 2011 - Stadt der Wissenschaft
Mainz 2011 - Stadt der Wissenschaftstifterverband
 
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative StudieneingangsphaseHochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphasestifterverband
 
Mint Verbundprojekt Hamburg
Mint Verbundprojekt HamburgMint Verbundprojekt Hamburg
Mint Verbundprojekt Hamburgstifterverband
 
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulräten
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von HochschulrätenKommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulräten
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulrätenstifterverband
 
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassung
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - ZusammenfassungVilla-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassung
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassungstifterverband
 
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...stifterverband
 
Impact Messung - Mehrwerte für Repositorien
Impact Messung - Mehrwerte für RepositorienImpact Messung - Mehrwerte für Repositorien
Impact Messung - Mehrwerte für RepositorienDaniel Beucke
 
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-Statistik
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-StatistikZugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-Statistik
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-StatistikDaniel Beucke
 
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-Statistik
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-StatistikNutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-Statistik
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-StatistikDaniel Beucke
 
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?Daniel Beucke
 
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erleben
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erlebenWie internationale Studierende den Berufseinstieg erleben
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erlebenstifterverband
 

Destaque (20)

Wissenschaftspreise
WissenschaftspreiseWissenschaftspreise
Wissenschaftspreise
 
Hochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Mittelhessen: Innovative StudieneingangsphaseHochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Mittelhessen: Innovative Studieneingangsphase
 
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012
Wahl zur Hochschulperle des Jahres 2012
 
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und WissenschaftFaktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
Faktencheck: Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
 
TUHH: Innovative Studieneingangsphase
TUHH: Innovative StudieneingangsphaseTUHH: Innovative Studieneingangsphase
TUHH: Innovative Studieneingangsphase
 
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012
Zusammenfassung des Forums Hochschulräte am 27. September 2012
 
Mainz 2011 - Stadt der Wissenschaft
Mainz 2011 - Stadt der WissenschaftMainz 2011 - Stadt der Wissenschaft
Mainz 2011 - Stadt der Wissenschaft
 
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative StudieneingangsphaseHochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphase
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: Innovative Studieneingangsphase
 
Study & Work
Study & WorkStudy & Work
Study & Work
 
University Governance
University GovernanceUniversity Governance
University Governance
 
Mint Verbundprojekt Hamburg
Mint Verbundprojekt HamburgMint Verbundprojekt Hamburg
Mint Verbundprojekt Hamburg
 
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulräten
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von HochschulrätenKommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulräten
Kommunikation, Arbeitsstrukturen und Rechenschaft von Hochschulräten
 
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassung
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - ZusammenfassungVilla-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassung
Villa-Hügel-Gespräch 2012 - Zusammenfassung
 
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...
Motive und Bedürfnisse internationaler Studierender für einen Verbleib in Deu...
 
Mint Tu Berlin
Mint Tu BerlinMint Tu Berlin
Mint Tu Berlin
 
Impact Messung - Mehrwerte für Repositorien
Impact Messung - Mehrwerte für RepositorienImpact Messung - Mehrwerte für Repositorien
Impact Messung - Mehrwerte für Repositorien
 
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-Statistik
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-StatistikZugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-Statistik
Zugriffszahlen –und dann? Das Projekt OA-Statistik
 
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-Statistik
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-StatistikNutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-Statistik
Nutzungsstatistiken für Repositorien - das Projekt OA-Statistik
 
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?
Welche Besonderheiten gibt es bei SFX?
 
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erleben
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erlebenWie internationale Studierende den Berufseinstieg erleben
Wie internationale Studierende den Berufseinstieg erleben
 

Semelhante a Wirtschaftsfaktor Hochschule

Entwickung der Unternehmensdrittmittel
Entwickung der UnternehmensdrittmittelEntwickung der Unternehmensdrittmittel
Entwickung der Unternehmensdrittmittelstifterverband
 
Sind Studiengebühren ungerecht?
Sind Studiengebühren ungerecht?Sind Studiengebühren ungerecht?
Sind Studiengebühren ungerecht?I W
 
Die Ausbildungsgarantie in Österreich
Die Ausbildungsgarantie in ÖsterreichDie Ausbildungsgarantie in Österreich
Die Ausbildungsgarantie in ÖsterreichBertelsmann Stiftung
 
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt PressemeldungFernunterrichtsstatistik 2008 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt PressemeldungForum DistancE-Learning
 
Handbuch studienfinanzierung
Handbuch studienfinanzierungHandbuch studienfinanzierung
Handbuch studienfinanzierungSelbständigkeit
 
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...Bertelsmann Stiftung
 
Universitäre Hochschulen der Schweiz
Universitäre Hochschulen der SchweizUniversitäre Hochschulen der Schweiz
Universitäre Hochschulen der Schweizmetrobasel
 
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...Bertelsmann Stiftung
 
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009Eu Funding Kultur Bildung Februar2009
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009davidroethler
 
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009Eu Funding Kultur Bildung Mai2009
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009davidroethler
 
Was kostet der gebundene Ganztag
Was kostet der gebundene GanztagWas kostet der gebundene Ganztag
Was kostet der gebundene GanztagVielfalt_Lernen
 
Start-ups: Absturz nach dem Boom?
Start-ups: Absturz nach dem Boom?Start-ups: Absturz nach dem Boom?
Start-ups: Absturz nach dem Boom?EY
 
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018stifterverband
 
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt PressemeldungFernunterrichtsstatistik 2009 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt PressemeldungForum DistancE-Learning
 
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...Bertelsmann Stiftung
 

Semelhante a Wirtschaftsfaktor Hochschule (20)

Pm_0911-111.pdf
Pm_0911-111.pdfPm_0911-111.pdf
Pm_0911-111.pdf
 
Entwickung der Unternehmensdrittmittel
Entwickung der UnternehmensdrittmittelEntwickung der Unternehmensdrittmittel
Entwickung der Unternehmensdrittmittel
 
Sind Studiengebühren ungerecht?
Sind Studiengebühren ungerecht?Sind Studiengebühren ungerecht?
Sind Studiengebühren ungerecht?
 
Die Ausbildungsgarantie in Österreich
Die Ausbildungsgarantie in ÖsterreichDie Ausbildungsgarantie in Österreich
Die Ausbildungsgarantie in Österreich
 
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt PressemeldungFernunterrichtsstatistik 2008 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2008 samt Pressemeldung
 
Journalisteninfo zum Bericht.pdf
Journalisteninfo zum Bericht.pdfJournalisteninfo zum Bericht.pdf
Journalisteninfo zum Bericht.pdf
 
Handbuch studienfinanzierung
Handbuch studienfinanzierungHandbuch studienfinanzierung
Handbuch studienfinanzierung
 
Potenziale des Visualisierungstool GED VIZ
Potenziale des Visualisierungstool GED VIZPotenziale des Visualisierungstool GED VIZ
Potenziale des Visualisierungstool GED VIZ
 
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...
Weiterbildung in Lippe: Ergebnisse des Weiterbildungsatlas und Impulse für di...
 
Universitäre Hochschulen der Schweiz
Universitäre Hochschulen der SchweizUniversitäre Hochschulen der Schweiz
Universitäre Hochschulen der Schweiz
 
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...
Weiterbildungssituation in den östlichen Bundesländern und aktuelle Herausfor...
 
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009Eu Funding Kultur Bildung Februar2009
Eu Funding Kultur Bildung Februar2009
 
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009Eu Funding Kultur Bildung Mai2009
Eu Funding Kultur Bildung Mai2009
 
Was kostet der gebundene Ganztag
Was kostet der gebundene GanztagWas kostet der gebundene Ganztag
Was kostet der gebundene Ganztag
 
rahmenvereinbarung_III_ueberblick.pdf
rahmenvereinbarung_III_ueberblick.pdfrahmenvereinbarung_III_ueberblick.pdf
rahmenvereinbarung_III_ueberblick.pdf
 
Start-ups: Absturz nach dem Boom?
Start-ups: Absturz nach dem Boom?Start-ups: Absturz nach dem Boom?
Start-ups: Absturz nach dem Boom?
 
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018
Stiftungsprofessuren in Deutschland 2018
 
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt PressemeldungFernunterrichtsstatistik 2009 samt Pressemeldung
Fernunterrichtsstatistik 2009 samt Pressemeldung
 
twice Herbst 2019
twice Herbst 2019twice Herbst 2019
twice Herbst 2019
 
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...
Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Ausbildungsgarantie. Simulation einer...
 

Mais de stifterverband

Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017
Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017
Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017stifterverband
 
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"stifterverband
 
Universität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphase
Universität des Saarlandes: Innovative StudieneingangsphaseUniversität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphase
Universität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphasestifterverband
 
Mint Hs Zittau Goerlitz
Mint Hs Zittau GoerlitzMint Hs Zittau Goerlitz
Mint Hs Zittau Goerlitzstifterverband
 
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativ
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativFachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativ
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativstifterverband
 

Mais de stifterverband (6)

Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017
Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017
Ergebnisse des ZiviZ-Surveys 2017
 
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"
Begleitforschung zur Initiative "Study & Work"
 
Universität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphase
Universität des Saarlandes: Innovative StudieneingangsphaseUniversität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphase
Universität des Saarlandes: Innovative Studieneingangsphase
 
Mint Hs Zittau Goerlitz
Mint Hs Zittau GoerlitzMint Hs Zittau Goerlitz
Mint Hs Zittau Goerlitz
 
Mint Hs Bremerhaven
Mint Hs BremerhavenMint Hs Bremerhaven
Mint Hs Bremerhaven
 
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativ
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativFachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativ
Fachhochschule Gelsenkirchen: Mehr MINT-Absolventen mit FH kooperativ
 

Wirtschaftsfaktor Hochschule

  • 2.
  • 3. Inhalt S. 4 Einleitung S. 6 Investitionen Was uns Hochschulen wert sind S. 17 Ökonomische Erträge Was Hochschulen dem Staat, der Wirtschaft und jedem Einzelnen bringen S. 31 Regionaler Wirtschaftsfaktor Welchen Wert Hochschulen für ihr Umfeld schaffen Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Inhalt –3–
  • 4. Einleitung Die Investitionen in akademische Bildung und Wissen­ schaft sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Allein die deutschen Hochschulen haben im Jahr 2010 über 22 Milliarden Euro für Lehre und Forschung ausgegeben. Hinzu kommen private Aufwendungen mit Hochschul­ bezug, etwa seitens der Wirtschaft von jeweils über zwei Milliarden Euro für Forschung und Lehre sowie die Aus­ gaben der Studierenden für ihr Studium. Der gesellschaft­ liche Ertrag dieser Investitionen ist hoch. Doch rechnen sich diese Investitionen auch ökonomisch? Die langfristig wirkenden Investitionen in die akademischen Einrichtungen stehen teilweise mit kurzfristigen Gewinn-, Haushaltsdefizitoder Verteilungsüberlegungen in Konflikt. Notwendige Konsolidierungsbemühungen in den öffentlichen Haushalten, verstärkt durch die Einführung der Schuldenbremse, erschweren die Finanzierungsbedingungen zusätzlich. Öffentliche Ausgaben, auch für Wissenschaft und Bildung, müssen deshalb ebenso wie private Investitionen ihre Wirksamkeit belegen. Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Einleitung Der Wirtschaftsfaktor der Hochschulen umfasst eine Reihe von Wirkungszusammenhängen und Einflusskanälen. Positive Innovations­ ffekte entstehen durch hochschulische Forschung und Wissens­ e transfer. Auf hohem Niveau ausgebildete Studienabsolventen bringen sich später produktiv als Fachpersonal in den Unternehmen ein. Hoch­ chulen sind gleichzeitig selbst wirtschaftlicher Akteur, etwa als s Arbeitgeber oder als Nachfrager von Forschungsgeräten, Lehrmaterial und Baudienst­eistungen. Darüber hinaus können Hochschulen auch l Ort sozialer Innovationen sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Erkenntnistransfer in die Zivilgesellschaft und aus der Zivilgesellschaft in die Hochschulen, also in beide Richtungen, funktioniert. Insgesamt steht den Hochschulen heute mehr Geld zur Ver­ fügung als etwa zehn Jahre zuvor. Doch gemessen an ihren Aufgaben, insbesondere der stark gestiegenen Zahl der Studierenden, sind die Investitionen in die akademische Bildung rückläufig. Auch im inter­­ nationalen Vergleich liegt Deutschland hier zurück. Geben die Industrie­änder der OECD im Schnitt 1,6 Prozent ihres Bruttoinlands­ l produkts (BIP) für Hochschulbildung aus, sind es in Deutschland nur 1,3 Prozent. –4–
  • 5. Dabei sind Investitionen in Hochschulen auch ökonomisch lohnend, für jeden Einzelnen, für die Wirtschaft, aber eben auch für den Staat. Schätzungen der OECD zufolge liegt die fiskalische Rendite bei über neun Prozent. Der Staat profitiert von den Hochschulen durch ihre Beiträge zu Innovationen und zum Fachkräfteangebot, die zu mehr Wirtschaftswachstum und einer besseren Beschäftigungssituation führen. Nur ein Teil der finanziellen Rückflüsse kommt jedoch den Bundesländern zugute, die überwiegend die Hochschulen finanzieren. Doch auch die Regionen profitieren als Hochschulstandort. Insgesamt 190 Milliarden Euro an regionaler Wertschöpfung erzielen die Städte und Gemeinden durch die Aktivitäten der akademischen Einrichtungen. Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Einleitung Die Hochschulen selbst können viel dazu beitragen, ihren Wirtschaftsfaktor zu stärken. Insbesondere im regionalen Kontext haben Hochschulen das Potenzial, als Wissensknoten zu wirken und sich im Rahmen einer ganzheitlichen Transferkultur der Gesellschaft und Wirtschaft weiter zu öffnen. Sie sollten dafür neue Formen der Kooperation und Kommunikation nutzen. Dieser Kulturwandel muss auch strukturell in den Hochschulen verankert werden. Professionelle Infrastrukturen für Austauschprozesse mit dem wirtschaftlichen Umfeld müssen gezielt weiterentwickelt werden. Investitionen in den Wirtschaftsfaktor Hochschule lohnen sich also. Um die Finanzierung dieser Investitionen nicht zu gefährden, müssen die Beiträge adäquat zwischen öffentlicher und privater Seite verteilt werden. Finanzielle Beiträge von Absolventen und eine stärkere Rolle des Bundes können die Spielräume der Hochschulen in Zukunft verbessern. –5–
  • 6. 1. Investitionen: Was uns Hochschulen wert sind Bildung und Forschung sind Investitionen in die Gesell­ schaft von morgen und die zukünftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Sie lohnen sich für Staat, Wirtschaft und jeden Einzelnen. Alle drei Gruppen sind daher auch an deren Finanzierung beteiligt, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in Forschung und Lehre zu investieren. 2007 lag der Anteil bei 8,4 Prozent, bis 2012 konnte er auf 9,5 Prozent gesteigert werden. Insbesondere die Wirtschaft und der Bund haben in den vergangenen Jahren ihre Ausgaben gesteigert. Im internationalen Vergleich investiert Deutschland überdurchschnittlich in Forschung, aber unterdurchschnittlich in Bildung. Das zeigt sich auch im Hochschulbereich, der beide Bereiche abdeckt. Zwar stiegen die Ausgaben der akademischen Einrichtungen insgesamt, gemessen an der wachsenden Studierendenzahl hat sich die Ausstattung jedoch häufig verschlechtert. Grund dafür ist vor allem Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen die stagnierende Grundfinanzierung durch die Bundesländer. Mehr Mittel stehen dagegen für drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte zur Verfügung. Anders als in vielen anderen Ländern wird in Deutschland die Finanzierung der Hochschulen überwiegend als Aufgabe des Staates gesehen. Dabei unterstützt der private Sektor durch Stiftungen und Unternehmen Forschung und Lehre mit bedeutenden Beiträgen. Die finanzielle Beteiligung der Studierenden ist hingegen verschwindend gering. Wenige Jahre nach ihrer Einführung haben alle Bundesländer die Studiengebühren wieder abgeschafft. Öffentliche Hochschulen sind damit wieder beitragsfrei. Hochschulen sind Kulturgut und Wirtschaftsfaktor. Eine adäquate Finanzierung der Hochschulen als Kernstück der Wissenschaft ist deshalb eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Eine stärkere Berücksichtigung der Lehre, die Beibehaltung des wettbewerblichen Gedankens und eine wachsende Beteiligung der privaten Seite, wie es auch die Mehrheit der Hochschulen wünscht, sind Ansatzpunkte für Verbesserungen. –6–
  • 7. (Hochschul-)Bildung: Investitionen unterdurchschnittlich In Deutschland investieren der Staat und private Akteure in Bildung. Gemeinsam geben sie dafür rund 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Durchschnitt der OECD-­ Industrieländer ist es fast ein Prozentpunkt mehr. Die Ausgaben für Hochschulen in Deutschland betragen 1,3 Prozent des BIP. ­ Der internationale Vergleichswert liegt hier bei 1,6 Prozent. 7,0 % Tertiärbereich 6,0 % Sekundarbereich II Primar- und Sekundarbereich I 5,0 % 1,3 4,0 % 3,0 % Elementarbereich (Dreijährige und Ältere) 1,6 2,0 % 1,3 1,1 2,1 2,6 0,6 0,5 Deutschland OECD-Durchschnitt 1,0 % 0,0 % Abb.: Ausgaben für Bildungseinrichtungen als Prozentsatz des BIP (2009), öffentliche und private Mittel Quelle: OECD (2012): Bildung auf einen Blick Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen –7–
  • 8. Mehr Studierende, mehr wissenschaftlicher Output Studierende Forschung und Lehre gehören zu den Kern­ aufgaben der Hochschulen. Gemessen an den Indikatoren Studierendenzahl und Publikationsoutput haben die entsprechenden Aktivitäten der Hochschulen im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen. Wissenschaftliche Publikationen 86.810 2.497.819 + 23 % + 27 % Wintersemester 2012 Wintersemester 2012 1.798.863 68.070 Wintersemester 2000 Wintersemester 2000 Abb.: Studierende und Publikationen an deutschen Hochschulen, 2000 bis 2012 Anmerkung: Publikationen nach Science Citation Index Quelle: Statistisches Bundesamt (2013): Studierende an Hochschulen; Fraunhofer ISI, Web of Science Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen –8–
  • 9. Mehr Studierende, stagnierende Grundmittel Die Grundmittel der Hochschulen, die überwiegend durch die Bundesländer finanziert werden, sind die Hauptfinanzierungsquelle der Lehre und akademischen Ausbildung. In den vergangenen 15 Jahren sind diese Mittel inflationsbereinigt nahezu unverändert geblieben. Gleichzeitig ist die Zahl der Studierenden deutlich gestiegen. Die Folge: Die Ausgaben der Hochschulen je Studierender sinken seit Jahren. 120 % 110 % 100 % 90 % 80 % 1995 Studierende Grundmittel preisbereinigt Grundmittel (preisbereinigt) je Studierender 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Abb.: Entwicklung der Grundmittel der Hochschulen: preisbereinigt und gemessen an den Studierenden, 1995 bis 2010, in Prozent Anmerkung: Mit harmonisiertem Verbraucherindex deflationiert; Hochschulen ohne medizinische Einrichtungen Quelle: Statistisches Bundesamt (2012): Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen –9–
  • 10. Die Grundausstattung im Bundesländervergleich 8.902 8.899 10.388 8.195 Die Grundmittel, die einzelne Bundesländer ihren Hochschulen pro Studierenden bereitstellen, variieren erheblich. In Niedersachsen sind es beispielsweise mehr als 11.800 Euro und in Brandenburg lediglich gut 7.100 Euro (Stand 2010). Ein Rückschluss auf die Studien­ qualität ist aber nicht direkt möglich, denn die Kosten eines Studiums unterscheiden sich stark nach Fächern. Und die Hochschulen in den Bundesländern unterscheiden sich wiederum in ihrer Fächerstruktur. 8.087 11.000 € 11.800 10.000 € 9.000 € 9.891 7.165 8.178 8.000 € 8.725 8.000 € 10.208 9.466 8.760 8.760 10.433 10.406 Abb.: Grundmittel für Hochschulen je Studierender, 2010, in Euro Anmerkung: Einschließlich Hochschulkliniken Quelle: BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 10 –
  • 11. Mehr Drittmittel: Hochschulen steigern Ausgaben Die Ausgaben deutscher Hochschulen sind zwischen 1995 und 2010 um mehr als die Hälfte gestiegen. Doch der Finanzierungsmix hat sich verändert. Während die Grundmittel 1995 noch über 85 Prozent der Ausgaben abdeckten, sind es heute nur noch rund 70 Prozent. Gründe sind eine Verdoppelung der Drittmittel, gestiegene Verwaltungsein­ nahmen (bis 2010 insbesondere Studien­ gebühren), gleichzeitig aber nur mäßig wachsende Grundmittel. 25 Mio. Euro Drittmittel Verwaltungseinnahmen 20 Mio. Euro 4.466.932 2.645.821 15 Mio. Euro Grundmittel 1.626.945 10 Mio. Euro 319.574 2.002.826 2.139.272 403.328 729.869 15.656.045 5 Mio. Euro 11.749.285 12.353.128 13.227.886 2000 2005 0 1995 2010 Abb.: Finanzierung der Hochschulausgaben, 1995 bis 2010, in Euro Anmerkung: Hochschulen ohne medizinische Einrichtungen Quelle: Statistisches Bundesamt (2012): Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 11 –
  • 12. Hochschulprogramme des Bundes sind stark gewachsen Exzellenzinitiative, Hochschulpakt und andere Hochschulprogramme des Bundes haben zuletzt für einen Anstieg der Bundesmittel für die Hochschulen gesorgt. Zwischen 2006 und 2010 wuchsen die Ausgaben um mehr als 50 Prozent. Die Ausgaben für den Aus- und Neubau der Hochschulen blieben dagegen annähernd konstant. 2006 2008 2010 Aus- und Neubau von Hochschulen 925,0 950,4 993,3 Förderung von Spitzenuniversitäten 15,2 257,2 295,4 Grundfinanzierung DFG 791,8 840,0 891,2 Sonderprogramme (z.B. Qualitätspakt Lehre) 0 241,5 508,8 Insgesamt 1.732,0 2.289,1 2.688,7 Abb.: Finanzierung der Hochschulen durch den Bund, 2006 bis 2010, in Mio. Euro Quelle: BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 12 –
  • 13. Wirtschaft investiert in akademische Bildung 1,6 Mit über zwei Milliarden Euro unterstützen Unternehmen die Hochschulen und Studierende im Bereich Lehre und akademische Bildung. Die höchsten Aufwendungen fallen in den Bereich Duales Studium. Studierende, darunter: Duales Studium Hochschulen, darunter: 41,2 285,7 400,8 Praktika Studium der Mitarbeiter 83,5 Finanzielle Zuwendungen Stiftungsprofessuren 157,4 535,1 Sach- und Dienstleistungsspenden Stipendien 675,0 Weitere Aktivitäten Gesamt Hochschulen 641,7 Gesamt Studierende 1.538,6 Insgesamt 2.180,3 Abb.: Aufwendungen der Wirtschaft für akademische Bildung nach Ausgabenarten, 2010, in Mio. Euro Quelle: Stifterverband und IW Köln (2010): Investitionen in akademische Bildung Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 13 –
  • 14. Auch Drittmittel der Hochschulen variieren je Bundesland 2.312 2.309 2.401 3.454 Im Jahr 2010 flossen rund sechs Milliarden Euro Drittmittel an die Hochschulen. Wichtige Drittmittelgeber sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Ministerien, Unter­ ehmen und Stiftungen. Gemessen an n der Zahl der Studierenden waren Berlin und Sachsen besonders erfolgreich bei der Drittmitteleinwerbung. 3.652 3.500 € 3.100 3.000 € 2.500 € 2.016 1.610 2.189 2.000 € 2.015 2.000 € 2.277 3.863 1.504 2.170 3.079 3.376 Abb.: Drittmittel der Hochschulen je Studierender, 2010, in Euro Anmerkung: Einschließlich Hochschulkliniken Quelle: BMBF (2010): Bundesbericht Forschung und Innovation Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 14 –
  • 15. Staat und Wirtschaft investieren mehr in Forschung an Hochschulen Die Ausgaben der Hochschulen für Forschung und Entwicklung sind seit 2006 preisbereinigt um etwa 18 Prozent gestiegen. In den Jahren vor 2006 fand jedoch eine Kürzung statt, obwohl die Wirtschaft kontinuierlich mehr in Forschung an Hochschulen investierte. So stiegen zwischen 2003 und 2009 die Ausgaben der Wirtschaft um fast ein Drittel, die des Staates nur um ein Zehntel. 480 12.000 € Ausland 211 402 8.265 7.645 1.221 1.428 1.598 2003 10.000 € 2006 2009 Staat 8.000 € Wirtschaft 6.000 € 9.091 4.000 € 2.000 € 0 € Abb.: Ausgaben für Forschung und Entwicklung an Hochschulen nach Finanzierungsquelle in Preisen von 2006, in Euro Quelle: Auswertungen des Fraunhofer ISI auf Basis der Eurostat Online Datenbank Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 15 –
  • 16. Forschungsausgaben: Deutsche Hochschulen im oberen Mittelfeld Pro Einwohner investieren die Hochschulen in Deutschland rund 144 Euro in die Forschung. Das ist mehr als im EU-Durchschnitt und mehr als in den USA. Es geht jedoch noch besser. In den skandinavischen Ländern liegen die relativen Forschungsausgaben fast doppelt so hoch. 285 114 114 97 Italien 132 EU27 137 Großbritannien Deutschland Finnland Niederlande Schweden 144 USA 242 Frankreich 254 Abb.: Ausgaben für Forschung und Entwicklung des Hochschulsektors im internationalen Vergleich, 2009, in Euro je Einwohner Quelle: Auswertungen des Fraunhofer ISI auf Basis der Eurostat Online Datenbank Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Investitionen – 16 –
  • 17. 2 . Ö konomische Erträge: Was Hochschulen dem Staat, der Wirtschaft und jedem einzelnen bringen Der Zusammenhang zwischen Bildung, technischem Fortschritt, Wachstum und Arbeitsmärkten beschäftigt die Wirtschaftswissenschaften schon lange. Bereits in den 1950er-Jahren erkannte der spätere Nobelpreisträger Robert Solow die Bedeutung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für das Wirtschaftswachstum. Später zeigten verschiedene ökonomische Studien, dass insbesondere der Ausbildungsstand der Menschen die Unterschiede im mate­ riellen Reichtum verschiedener Länder erklären kann. Hochschulen leisten einen wesentlichen Beitrag für den wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes. Sie sind Ort der Forschung und schaffen damit die Grundlage für technologischen Fortschritt, den wichtigsten Wachstumstreiber von hochentwickelten Industrienationen. Sie bilden den akademischen Nachwuchs aus, der als Fachpersonal von Unternehmen und Staat dringend benötigt wird. Innovationen, als Quelle einer steigenden Produktivität der Wirtschaft, profitieren von Aktivitäten des Wissenstransfers seitens der Hochschulen. Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge Dabei gilt: Je höher entwickelt die Wirtschaft eines Landes ist, desto größer ist der Beitrag, den Hochschulen für eine weitere Entwicklung leisten können. Von den Erträgen akademischer Bildung profitieren auch die Studierenden selbst. Sie erzielen höhere Einkommen und sind seltener arbeitslos. Auch dadurch verdient der Staat an der Ausbildung mit, denn er spart Sozialausgaben und gewinnt Steuereinnahmen. Der Wert eines Hochschulstudiums hat in den vergangenen Jahren sogar weiter zugenommen. Das rechtfertigt auch die steigende Zahl von Akademikern in Deutschland. Doch trotz des Anstiegs liegt der Anteil der Hochschulabsolventen unter dem europäischen Durchschnitt. Die ökonomischen Erträge durch Hochschulen sind hoch und übertreffen die geleisteten Investitionen. Die gestiegenen Ausgaben für Wissenschaft in Deutschland sind also gut angelegt. Die Hochschulen sollten davon in Zukunft noch mehr profitieren. – 17 –
  • 18. Akademische Bildung und Wirtschaftsleistung gehen Hand in Hand Ausgaben je Studierender (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt) Länder, die mehr für akademische Bildung ausgeben, haben auch eine höhere Wirtschaftskraft. Beide Größen beeinflussen sich wechselseitig. Reiche Länder können sich mehr Bildung leisten. Und Bildung erhöht den Wohlstand und das Wirtschaftswachstum. 30.000 USA 28.000 26.000 24.000 22.000 20.000 18.000 JPN UKM 16.000 ISR BRA 12.000 PRT POL RUS MEX 8.000 HON SVK NZL NDL DNK IRL DEU NOR AUS AUT ISL ITA CZE KOR SVN 27.500 10.000 FRA ESP 25.000 14.000 FIN CHE CAN SWE CHL 6.000 EST 4.000 ARG 2.000 55.000 52.500 50.000 47.500 45.000 42.500 40.000 37.500 35.000 32.500 30.000 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 Abb.: Zusammenhang zwischen Ausgaben je Studierender und Wirtschaftskraft (BIP), 2009 Quelle: OECD (2012): Bildung auf einen Blick 2012 10.000 0 BIP pro Kopf (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 18 –
  • 19. Wert der Hochschulen steigt mit dem Grad der wirtschaftlichen Entwicklung Phillipe Aghion und Peter Howitt, zwei der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler weltweit, zeigen in einem Artikel aus dem Jahr 2006, dass Hochschulen besonders in jenen Ländern und Regionen eine hohe Bedeutung besitzen, die bereits einen hohen technologischen Entwicklungsstand erreicht haben. In der empirischen Untersuchung des Wirtschaftswachstums in 22 OECD-Staaten kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass eine Konzentration auf schulische Bildung für Volkswirtschaften sinnvoll ist, wenn deren Unternehmen eher erfolgreiche Technologien übernehmen und nachahmen als Innovationen zu entwickeln. Volkswirtschaften, die sich wie die meisten europäischen Länder enger an der technologischen Grenze bewegen, sollten zusätzlich nachdrücklich in hochschulische Bildung investieren, da das Wachstum dort eher auf Innovation beruht und Investitionen in Hochschulbildung Innovation fördern. Diese Erkenntnisse bestätigen Aghion und Howitt in einer weiteren Untersuchung für die US-Bundesstaaten. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Ausgaben von 1.000 US-Dollar pro Person in Forschungs- beziehungsweise Hochschulausbildung die Wachstumsrate der technologisch stärksten Bundesstaaten um 0,27 Prozent erhöhen. Wenn die Wirtschaft des Bundesstaats weniger wissensintensiv ausgerichtet ist, beträgt die Steigerungsrate jedoch lediglich 0,09 Prozent. Quelle: Aghion, P. / Howitt, P. (2006): Joseph Schumpeter Lecture: Appropriate Growth Policy: A Unifying Framework, Journal of the European Economic Association, 4, 269-314 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 19 –
  • 20. Einkommen der Hochschulabsolventen als Wachstumstreiber Das Wirtschaftswachstum in Deutschland zwischen den Jahren 2000 und 2010 speist sich zu rund einem Drittel aus dem Anstieg des Lohneinkommens. Obwohl sie nur rund ein Viertel der Beschäftigten stellen, trugen die gestiegenen Lohneinkommen der Beschäftigten mit Hochschulabschluss mehr als die Hälfte zum Wachstumseffekt bei. Im europäischen Durchschnitt ist der Wachstumsbeitrag der Einkommen von Hochqualifizierten noch deutlich höher. BIP 1,2 1,10 1,02 1 0,74 0,8 0,6 0,49 0,41 0,26 0,4 0,18 0,2 0,01 0 - 0,2 - 0,03 - 0,26 - 0,4 Deutschland Arbeitseinkommen gesamt EU ohne Abschluss mit Berufsausbildung mit Hochschulabschluss Abb.: Reales Wirtschaftswachstum (BIP) und Wachstumsbeitrag durch steigendes Arbeitseinkommen nach Bildungsstand, in Prozent, 2000 bis 2010 Quelle: OECD (2012): Bildung auf einen Blick Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 20 –
  • 21. Staat verdient an Hochschulbildung Die öffentliche Hand trägt in Deutschland einen Großteil der Kosten für ein Studium. Sie finanziert die Hochschulen, gewährt Stipendien und verzichtet auf Steuereinnahmen bei Studierenden. Dem gegenüber stehen staatliche Einnahmen, die Absolventen im Laufe ihres Arbeitslebens erbringen. Sie zahlen überdurchschnittlich Steuern und Sozialabgaben und sie sparen dem Staat Geld durch ein geringeres Risiko arbeitslos zu werden. In Summe kann der Staat so eine beachtliche Investitionsrendite von neun Prozent erzielen. Direkte Kosten 28.700 Entgangene Steuereinnahmen 18.150 Zuschüsse (BAFöG etc.) 4.515 Gesamtkosten 51.366 Zusätzliche Einkommenssteuer 104.918 Zusätzliche Sozialversicherungsbeiträge 47.985 Arbeitslosigkeitseffekt 15.556 Gesamtertrag 168.459 Differenz 109.286 Ertragsrate 9,4% Abb.: Staatliche Investitionsrechnung für einen Hochschulabschluss in Deutschland (2008), in Euro Anmerkung: atenwerte basieren auf dem Unterschied zwischen Hochschulabsolventen und Absolventen des D Sekundarbereichs II (abgeschlossene Berufsausbildung/Abitur); Umrechnung der Angaben US$ = 0,75 € Quelle: OECD (2012): Bildung auf einen Blick Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 21 –
  • 22. MINT bringt dem Staat am meisten Mediziner leisten viel für die Gesundheit und damit das Wohlergehen der Menschen. Doch unter fiskalischen Gesichtspunkten bringt ein Studium der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) am meisten. Mediziner erzielen zwar mit die höchsten Einkommen und zahlen damit höhere Steuern, aber die Kosten für ein medizinisches Studium für die öffentliche Hand sind hoch. Und trotz vergleichsweise geringerer Einkommenschancen zahlt sich auch ein geisteswissenschaftliches Studium für den Staat ökonomisch aus. 250.000 € 212.000 212.000 185.000 200.000 € 150.000 € 79.000 100.000 € 37.000 50.000 € 0 € Ingenieurwissenschaften Naturwissenschaften Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Medizin Sprach- und Kultur­ wissenschaften Abb.: Erträge eines Hochschulabschlusses für den Staat nach Studienfächern, in Euro Anmerkung: Berechnung als Kapitalwert Quelle: Mueller, N. (2005): Wer finanziert wen? In: Sozialer Fortschritt, Nr. 10-11 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 22 –
  • 23. Mehr Akademiker auf dem Arbeitsmarkt … Auf dem Arbeitsmarkt spielen Akademiker eine immer wichtigere Rolle. In Deutschland stieg die Zahl von Beschäftigten mit Hochschulabschluss von rund 8,8 Millionen im Jahr 2000 auf 11,1 Millionen im Jahr 2011. Mehr als jeder vierte Erwerbstätige hat inzwischen einen Hochschulabschluss. 30 % 28,5  28 % 26 % 24,4 25,2 24 % 22 % 20 % 2000 2006 2011 Abb.: Anteil der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss, 2000 bis 2011, in Prozent Anmerkung: Abschlüsse der Stufe 5 und 6 entsprechend der International Standard Classification of Education (ISCED) Quelle: Leszczensky, M. et al. (2009): Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Bericht des Konsortiums „Bildungsindikatoren und technologische Leistungsfähigkeit“ Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 23 –
  • 24. … doch die Zahl der Akademiker in Deutschland bleibt unterdurchschnittlich In Deutschland ist der Anteil von Akademikern auf dem Arbeitsmarkt geringer als in vielen europäischen Ländern. Besonders hoch ist der Anteil in Großbritannien und den skandinavischen Ländern. Deutschland liegt nur noch knapp vor den süd- und osteuropäischen Mitgliedstaaten der EU. Beide Ländergruppen konnten ihren Anteil in den vergangenen zehn Jahren jedoch deutlicher steigern als Deutschland. Zu beachten ist dabei allerdings die duale Berufsausbildung in Deutschland, die anders als in anderen Ländern eine weiterführende Qualifizierung auch außerhalb des Hochschulsystems zulässt. 38,1  Großbritannien 36,6  Nordeuropa 34,1  Frankreich 31,8  Mitteleuropa 28,5  Deutschland Südeuropa Osteuropa 26,5  25,4  Abb.: Anteil der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss im internationalen Vergleich (2011), in Prozent Anmerkung: ISCED 5 oder 6; Nordeuropa=Dänemark, Finnland, Irland, Island, Norwegen, Schweden; Mitteleuropa = Belgien, Luxemburg, Niederlande, Österreich; Südeuropa=Griechenland, Italien, Portugal, Spanien; Osteuropa = neue EU-Mitgliedstaaten (EU-12) Quelle: Leszczensky, M. et al. (2009): Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Bericht des Konsortiums „Bildungsindikatoren und technologische Leistungsfähigkeit“ Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 24 –
  • 25. Hochschulabschluss lohnt sich für den Einzelnen Studierende verzichten während ihrer Aus­ bildung weitestgehend auf Arbeitseinkommen. Hinzu kommen direkte Kosten für Lehr­ material oder Gebühren. Dennoch lohnt sich diese Investition für Studierende langfristig, da über das ganze Arbeitsleben hinweg höhere Einkommen erzielt werden können. Ein Studienabschluss in Deutschland bringt eine Rendite, die im Durchschnitt einer jährlichen Verzinsung von mehr als sieben Prozent entspricht. Oder anders berechnet: Im Laufe eines typischen Arbeitslebens ergibt sich für Hochschulabsolventen ein Vermögensgewinn von mehr als einer halben Million Euro. Rendite (in Prozent) Vermögenswert (in Euro) Hochschulabschluss im Vergleich zu kein Abschluss einer berufsbildenden Schule / Abitur 7,5 730.000 Hochschulabschluss im Vergleich zu abgeschlossener Berufsausbildung 7,2 516.000 Abb.: Bildungsrenditen für einen Hochschulabschluss in Deutschland, 2007 Anmerkung: Basis Sozio-oekonomisches Panel 2007; zur Berechnung des Vermögenswerts werden ein Kalkulationszinssatz von vier Prozent und der Berechnungszeitpunkt 65. Lebensjahr angenommen; Werte gerundet. Quelle: Anger, C. / Plünnecke, A. / Schmidt, J. (2010): Bildungsrenditen in Deutschland – Einflussfaktoren, politische Optionen und volkswirtschaftliche Effekte, IW-Analysen 65 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 25 –
  • 26. Lohnprämie für Akademiker wächst In Deutschland liegt das durchschnittliche Einkommen von Akademikern heute rund zwei Drittel über dem Einkommen von Personen mit Berufsausbildung oder Abitur. Vor zehn Jahren lag diese Lohnprämie erst bei 43 Prozent. Trotz steigender Zahl von Hochschulabsolventen steigen also auch die relativen Einkommen für Akademiker an. Dagegen ist in vielen anderen Industrieländern diese Lohnprämie in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben oder sogar gefallen. 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % 2000 2002 2004 2006 2008 2010 USA Großbritannien OECD Deutschland Schweden Abb.: Zusätzliches Einkommen von Personen mit Hochschulabschluss im Verhältnis zu Berufsausbildung / Abitur, 2000 bis 2010, in Prozent Quelle: OECD (2012): Bildung auf einen Blick 2012 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 26 –
  • 27. (Hochschul-)Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit Ein Hochschulabschluss ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Während bei Personen ohne Bildungsabschluss der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen bei rund 16 Prozent liegt (2010), beträgt die entsprechende Quote bei Personen mit Hochschulabschluss nur drei Prozent. Gegenüber dem Jahr 2000 ist der Unterschied in den Beschäftigungschancen zwischen den beiden Bildungsgruppen sogar noch größer geworden. 20 % Niedriger Bildungsstand 15,9  15 % 14,0 Mittlerer Bildungsstand Hoher Bildungsstand 10 % 8,1 6,9  4,2  5 % 3,1  0 % 2000 2010 Abb.: Arbeitslosenquote nach Bildungsstand, 2000 bis 2010, in Prozent Anmerkung: Gemäß Stufen der International Standard Classification of Education: Niedriger Bildungsstand = ISCED 0-2; mittlerer Bildungsstand = ISCED 3+4; hoher Bildungsstand = ISCED 5+6 Quelle: Statistisches Bundesamt: UOE Meldungen, Tabellen 0.44 und 0.45 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 27 –
  • 28. Individuelle Bildungsrenditen: Studienfach und Geschlecht entscheiden Ein langes Studium senkt die Bildungsrendite, ein hohes Einkommen erhöht sie. Sowohl die durchschnittliche Studiendauer als auch die Einkommenserwartungen unterscheiden sich jedoch je nach Studienfach. Die höchste Rendite erzielen Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. In vielen Fächern haben zudem Männer gegenüber Frauen einen deutlichen Renditevorsprung. Jura Wirtschaftswissenschaften Medizin Informatik Elektrotechnik Maschinenbau Männer Sprachen Frauen Sozialwissenschaften Abb.: Bildungsrenditen nach Geschlecht und Studienfach, in Prozent Quelle: Ammermüller, A. / Weber, A. M. (2005): Educational Attainment and Returns to Edu­ cation in Germany, ZEW-Discussion Paper 05-17 Erziehungswissenschaften Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % – 28 –
  • 29. Öffentliche Forschung steigert Innovationsaktivitäten Öffentliche Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen fördert auch die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse in der Wirtschaft. Eine Befragung unter deutschen Unternehmen belegt die Bedeutung insbesondere der universitären Forschung. Die Ökonomen Marian Beise und Harald Stahl haben in einer empirischen Analyse den Einfluss von öffentlicher Forschung auf Innovationsaktivitäten in deutschen Unternehmen untersucht. Von den befragten Firmen im verarbeitenden Gewerbe gaben neun Prozent an, dass ihre Produkt- oder Prozessinnovationen nicht ohne öffentliche Forschung zustande gekommen wären. Unter den forschungsintensiven Unter­ ehmen beträgt der Anteil sogar 16 Prozent. n Von den Unternehmen, deren Innovationen auf öffentlicher Forschung beruhen, benennen rund 41 Prozent die Arbeiten der Universitäten als besonders relevant für die eigenen Innovationsaktivitäten. Bei Fachhochschulen liegt der Anteil bei gut 17 Prozent. Universitäten werden dabei insbesondere von großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern genannt. Fachhochschulen sind dagegen für kleine Unternehmen in der Region besonders einflussreich. Quelle: Beise, M. / Stahl, H. (1999): Public research and industrial innovations in Germany, Research Policy, 28 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 29 –
  • 30. Forschung und Entwicklung: Unternehmen kooperieren häufig mit Hochschulen Die Hochschulforschung hat für die Wirtschaft eine hohe Bedeutung. Im Durchschnitt kommen über 200 Hochschulkooperationen auf 100 Unternehmen. Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit im Bereich Chemie und Pharmazie. Trotz steigender Bedeutung der Forschung an Fachhochschulen bleiben die Universitäten die bevorzugten Kooperationspartner. Kooperationen je 100 Unternehmen Davon Fachhochschulen (in Prozent) Chemie Pharmazie 644 15,1 Metallverarbeitendes Gewerbe 177 28,2 Elektrotechnik und Optik 166 29,5 Maschinenbau 173 34,7  Informations- und Kommunikationstechnologie 162 22,8 Fahrzeugbau 173 34,7 Gesamt 213 23,0 Abb.: Zahl der hochschulischen Kooperationsbeziehungen je 100 Unternehmen (Selbstauskunft der Unternehmen), 2011 Quelle: Wissenschaftsstatistik im Stifterverband: Erhebung zu Forschung und Entwicklung der Wirtschaft, 2011 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Ökonomische Erträge – 30 –
  • 31. 3. Regionaler Wirtschaftsfaktor: Welchen Wert Hochschulen für ihr Umfeld schaffen Regionen profitieren in besonderer Weise von den Hochschulen in ihrer Umgebung. Beispiele hierfür sind: Ausgründungen von (Hightech-)Firmen in der Nähe des Hochschulstandorts, Wissenstransfer durch lokale Kooperationen zwischen Hochschule und Unternehmen, die fachlich-wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung der Menschen vor Ort, Investitionsprojekte durch die Hochschule und entsprechende regionale wirtschaftliche Impulse sowie positive Beschäftigungseffekte auf dem lokalen Arbeitsmarkt. Insgesamt generieren die Hochschulen durch ihre Aktivitäten jährlich 190 Milliarden Euro an regionaler Wertschöpfung. Die Arbeitslosenquote ist in Hochschulregionen drei Prozent geringer als im Rest der Republik. Berlin, Sachsen und Baden-Württemberg profitieren als starke Hochschulstandorte besonders. Doch der Grundsatz steigender Wirtschaftskraft und sinkender Arbeitslosigkeit trifft auf alle Hochschulregionen zu. Eine Rolle spielt jedoch, welche Aktivitäten die Hochschule unternimmt. Drittmittelstarke Hochschulen sind wirtschaftlich besonders Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor einflussreich. Sie entfalten große Wirkung im Wissenstransfer und sind durch ihre Forschungsaktivitäten wichtige Impulsgeber des Innovationssystems. Ein großer Anteil dieser Effekte ist lokal gebunden. Denn mehr als 80 Prozent der Wertschöpfung durch die Hochschule verbleiben in der Nachbarschaft. Beschäftigungswirkungen entstehen dagegen überwiegend außerhalb der Hochschulregion. Besonders Metropolen haben durch ihre wissensintensive Wirtschaftsstruktur einen großen Bedarf an akademisch ausgebildeten Fachkräften und profitieren stark von den Wissens-Übertragungseffek­ ten, die von Hochschulen ausgehen. Doch auch strukturschwache Regionen können als Hochschulregion wirtschaftlichen Erfolg haben. Insbesondere im regionalen Kontext haben Hochschulen also das Po­ tenzial, als Wissensknoten zu wirken und sich durch Erkenntnisund Wissenstransfer der Gesellschaft und Wirtschaft zu öffnen. Dieser Aufgabenkomplex muss jedoch strukturell in den Hochschulen verankert werden. Professionelle Infrastrukturen für entsprechende Austauschprozesse und die Etablierung einer Transferkultur sowie einer gesellschaftlichen Wahrnehmung von Hochschulen als lokale Innovationsfaktoren müssen dafür gezielt geplant und weiterentwickelt werden. – 31 –
  • 32. 190 Milliarden Euro regionale Wertschöpfung durch Hochschulen Hochschulen tragen zu Innovationen und damit zu Wirtschaftswachstum bei, bilden Fachkräfte aus, sind Arbeitgeber und investieren in Infrastruktur. Insgesamt beträgt der Wert der Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor über 190 Milliarden Euro jährlich. Damit sind sie für 7,3 Prozent des Bruttoinlands­ produkts (BIP) in Deutschland verantwortlich. Die unterschiedliche Größe und Struktur des jeweiligen Hochschulsektors führt dabei zu unterschiedlich starken Effekten in den Bundesländern. BIP-Zuwachs durch Hochschulen (in Mrd. Euro) Berlin 16,2 16,4 Sachsen 12,7 12,1 Baden-Württemberg 10,4 39,1 Mecklenburg-Vorpommern 10,1 3,5 Bremen 8,0 2,2 Schleswig-Holstein 8,0 5,9 Thüringen 7,9 3,8 Sachsen-Anhalt 7,4 3,8 Hamburg 6,4 6,0 Hessen 6,3 14,3 Nordrhein-Westfalen 6,3 36,7 Brandenburg 6,0 3,3 Bayern 5,6 24,9 Niedersachsen Abb.: Beitrag der Hochschulen zum BIP nach Bundes­ ländern, im Durchschnitt 2001 bis 2009 Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) BIP-Zuwachs durch Hochschulen (in Prozent) 5,2 11,6 Rheinland-Pfalz 5,0 5,6 Saarland 3,8 1,2 Deutschland 7,3 190,4 Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 32 –
  • 33. Hochschulregionen: Mehr Wirtschaftskraft, weniger Arbeitslosigkeit Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag in den Jahren 2001 bis 2009 die Wirtschaftskraft in Deutschland bei durchschnittlich 26.000 Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug 9,5 Prozent. Hochschulen verbessern in ihren Regionen diese beiden makroökonomischen Größen deutlich. Das BIP steigt um rund ein Fünftel, die Arbeitslosigkeit sinkt um ein Drittel. BIP pro Kopf in Deutschland 26.184 €   + 4.458 € Effekt in Hochschulregionen   – 3,1%-Punkte Arbeitslosenquote in Deutschland 9,5 % Abb.: Wirkung der Hochschulen auf BIP pro Kopf und Arbeitslosenquote, im Durchschnitt 2001 bis 2009 Anmerkung: Berechnung der durchschnittlichen BIP- und Arbeitslosenzahlen als ungewichtetes arithmetisches Mittel Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 33 –
  • 34. Drittmittel sind wichtigster ökonomischer Faktor der Hochschulen Durch ihre Aktivitäten in Forschung, Lehre und Wissenstransfer erhöhen die Hochschulen die regionale Wirtschaftskraft und reduzieren die Arbeitslosenquote. Den größten positiven Einfluss haben insbesondere Drittmittel aus der Wirtschaft. Sie bringen zusätzliche finanzielle Mittel in die Region und sind Indikator für einen funktionierenden Wissenstransfer sowie für Forschungsexzellenz. Absolventen der Hochschulen entfalten als Fachkräfte ebenfalls eine starke positive Wirkung. Vergleichsweise weniger Einfluss haben dagegen die wirtschaftlichen Aktivitäten der Hochschulen selbst, etwa durch Investitionen und Personal. Publikationen Drittmittel Personal Investitionen Gesamt 4.458 € 559 € 2.460 € 418 € 1.020 € Gesamt - 3,1 %-Punkte 0,95 % - 0,79 % Absolventen - 0,15 % - 3,1 % Studierende BIP pro Kopf Arbeitslosenquote Abb.: Ökonomische Effekte an einem repräsentativen Hochschulstandort nach Einflussfaktoren, im Durchschnitt 2001 bis 2009 Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 34 –
  • 35. Ökonomischer Wert der Hochschulen variiert nach Bundesländern 2.068 3.355 2.167 3.262 Die Größe des Hochschulsektors ist in den Bundesländern unterschiedlich. Gemessen an der Einwohnerzahl leben und arbeiten besonders viele Studierende und Wissenschaftler in den Stadtstaaten. Deshalb profitiert die Wirtschaftskraft in Berlin, Hamburg und Bremen auch besonders von den Hochschulen. Dort und in Baden-Württemberg erhöhen die vielen Hochschulstandorte das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt um mehr als 3.000 Euro pro Kopf. Im Saarland sind es immerhin noch 1.100 Euro Gewinn. 4.679 3.000 € 1.460 2.500 € 2.000 € 1.655 1.326 2.059 1.500 € 2.353 1.500 € 1.702 2920 1.408 1.143 1.978 Abb.: Wert der Hochschulen nach Bundesländern gemessen am BIP pro Kopf, im Durchschnitt 2001 bis 2009, in Euro Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor 3.626 – 35 –
  • 36. Arbeitsmarkteffekte: Berlin vorn - 1,2 - 2,3 - 1,6 - 2,7  Als Arbeitgeber, Bildungseinrichtung und Wirtschaftsfaktor beeinflussen die Hochschulen die regionalen Arbeitsmärkte. Der geschätzte Effekt der Hochschulen entspricht einem Rückgang der Arbeitslosenquote, je nach Bundesland, zwischen 0,7 und 3,5 Prozentpunkte. So geht die gute Beschäftigungssituation in Baden-Württemberg auch auf die dortigen Hochschulen zurück. Und in Berlin wäre die Arbeitslosigkeit ohne die akademischen Einrichtungen rund ein Drittel höher. - 3,5 -2,5 % - 0,9  -2,0 % -1,5 % - 1,3  - 1,1  - 1,4  - 2,6  -1,0 % - 1,5  -1,0 % - 1,4  - 0,9  - 0,7  - 0,8  Abb.: Wirkung der Hochschulen auf die Arbeitslosenquoten nach Bundesländern, im Durchschnitt 2001 bis 2009, in Prozent Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor - 2,7 – 36 –
  • 37. Wirtschaftlich starke Metropolen profitieren am meisten von Hochschulen In Metropolen stoßen Hochschulen oft auf ein wirtschaftliches Umfeld, das besonders von den akademisch ausgebildeten Absolventen und der Wissensproduktion der wissenschaftlichen Einrichtungen profitiert. Der Effekt auf Wirtschaftskraft und Arbeitslosigkeit ist fast doppelt so groß wie in Städten mit weniger Einwohnern. Allerdings können auch strukturschwache Regionen durch die Hochschulen gewinnen. Durch die geringere Einwohnerzahl ist der relative Effekt sogar größer als in vielen Städten. Zuwachs BIP pro Kopf (in Euro) Veränderung Arbeitslosenquote (in Prozentpunkten) Metropolen 7.041 - 3,8 Städte 3.591 - 1,5 Strukturschwache Regionen mit geringer Agglomeration 3.932 - 2,6 Durchschnitt 4.458 - 3,1 Abb.: Wirtschaftliche Effekte der Hochschulen nach Regionstypen, im Durchschnitt 2001 bis 2009 Anmerkung: Metropolen = mehr als 500.000 Einwohner und BIP pro Kopf größer als 130 Prozent des Durchschnitts; Städte = zwischen 100.000 und 500.000 Einwohner und BIP größer als 130 Prozent des Durchschnitts; Strukturschwache Region mit geringer Agglomeration = weniger als 100.000 Einwohner und unterdurchschnittliches BIP pro Kopf. Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 37 –
  • 38. Mehr Innovation in Hochschulregionen Neue technische Entwicklungen und wissenschaftliche Entdeckungen werden häufig als Patent geschützt. Sie werden so zur messbaren Größe für den Grad der Innovationsfähigkeit von Ländern und Regionen. Im Durchschnitt werden in Deutschland rund 80 Patente je 100.000 Einwohner beim Europäischen Patentamt angemeldet. Rund 12 Prozent mehr Patentanmeldungen verzeichnen dagegen Hochschulregionen im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2009. Hochschulen können ihre Entdeckungen selbst als Patent anmelden. Aber auch in gemeinsamen Forschungsprojekten mit der Wirtschaft entsteht neues Wissen, das in der Regel Unternehmen als Patent schützen lassen. + 12 % Patentanmeldungen Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 38 –
  • 39. Großteil des Wachstumseffekts verbleibt in der Region Hochschulen wirken nicht nur in ihrer Heimatregion. Ihre Absolventen finden Beschäftigung in ganz Deutschland und dem Ausland. Forschungskooperationen mit Unternehmen außerhalb der Region lassen einen Wissens­ transfer über weite Entfernungen zu. Beschäftigte der Hochschule und Studierende wohnen und konsumieren in Nachbargemeinden. Trotz dieser überregionalen Ausstrahlung verbleibt ein Großteil der Effekte für Innovations- und Wirtschaftswachstum in der Heimatregion. Die Beschäftigungswirkung verteilt sich hingegen stärker überregional. 100 % 85,5 80 % 56,0 60 % 41,4 40 % 19,9 20 % 0 % Wirtschaftskraft (BIP) Patentierung Verfügbares Haushaltseinkommen Reduktion der Arbeitslosigkeit Abb.: Anteil der wirtschaftlichen Wirkung einer Hochschule, der in der Region verbleibt, Durchschnitt 2001 bis 2009, in Prozent Quelle: Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 39 –
  • 40. Beispiel Hochschulstandort Berlin An den Berliner Universitäten studieren insgesamt mehr als 96.000 Studierende. Gemeinsam beschäftigen die vier Hochschulen rund 14.400 Mitarbeiter und verwalten einen Haushalt von fast 1,3 Milliarden Euro. Fast 350 Millionen Euro davon stammen aus Drittmitteln. Daraus folgen beachtliche wirtschaftliche Effekte. 1.700 Millionen € Bruttowertschöpfung gehen jährlich von den vier Universitäten allein für den Standort Berlin aus. Rund 78 Prozent davon lassen sich auf die Nachfrage nach Gütern, Dienstleistungen und Beschäftigten zurückführen, 22 Prozent entfallen auf die Konsumausgaben der Studierenden. Damit ist der wirtschaftliche Ertrag der Universitäten doppelt so hoch wie die Ausgaben des Landes für die vier Wissenschaftseinrichtungen. 25.000 Arbeitsplätze in Berlin gehen auf das Konto der Berliner Universitäten. Durch Nachfrageimpulse entstehen dabei 72 zusätzliche Arbeitsplätze je 100 Hochschulmitarbeiter. 118 Millionen € Steuereinnahmen entstehen durch die Hochschulaktivitäten alleine dem Land Berlin und sind direkte Rückflüsse der Finanzierung durch das Land. 470 Unternehmensgründungen sind zwischen den Jahren 2006 und 2012 aus den Berliner Universi­ täten heraus entstanden. Diese Unternehmen beschäftigen inzwischen rund 17.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon in Berlin. Anmerkung: Berechnungen beruhen auf Nachfrage- und Beschäftigungseffekten der Die Hochschulen. Die regionale Wertschöpfung durch Hochschulen, die insbesondere langfristige Innovationswirkungen einschließt, kann noch deutlich höher sein (siehe S. 32). Quelle: DIW econ (2013): Berliner Universitäten als Wirtschaftsfaktor Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 40 –
  • 41. Beispiel Technische Universität Darmstadt Im Jahr 2012 waren rund 25.000 Studierende an der TU Darmstadt eingeschrieben. Über die Hälfte belegten technische oder naturwissenschaftliche Fächer. Die Hochschule beschäftigte mehr als 2.300 Wissenschaftler, davon knapp 300 Professoren. Zur Finanzierung trug das Land Hessen etwa 262 Millionen Euro bei. Weitere 145 Millionen Euro konnten als Drittmittel eingeworben werden. Die Universität ist damit auch ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor in der Region. 282 Millionen € für die öffentlichen Haushalte generierte die Hochschule in Form von Steueraufkommen und Sozialversicherungsbeiträgen. Dem Land Hessen entstanden dabei Mehreinnahmen von 38 Millionen Euro. 160 Prozent Investitionsrendite erreicht das Land gemessen an dem Jahresetat, den Hessen an die Hochschule überweist. 13.000 Arbeitsplätze bindet die Hochschule bundesweit. Zwei Drittel dieser Arbeits­ lätze p entstehen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Effekte außerhalb der Universität. 400 Millionen € Wissenskapital erzeugt die TU Darmstadt jedes Jahr in Form von Forschungs­ ergebnissen und der Qualifizierung ihrer Studierenden. 700 Millionen € Bruttowertschöpfung gehen jährlich von der TU Darmstadt aus, die durch die Kaufkraft der Studierenden und Mitarbeiter und durch Investitionen in Infrastruktur entstehen. 436 Millionen Euro entfielen dabei auf die Region Südhessen. Quelle: Darmstadt (Hrsg., 2013): Fortschrittsbericht 2012; TU DIW econ (2012): Wirtschaftsfaktor TU Darmstadt Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Regionaler Wirtschaftsfaktor – 41 –
  • 42. Quellen Zur Bestimmung der wirtschaftlichen Effekte der Hochschulen hat der Stifterverband zwei Studien vergeben. Diese wurden 2012/2013 durchgeführt von einem Projektteam bei Fraunhofer ISI. Schubert, T./Baier E./Hufnagl, M./Meyer, N./ Schricke, E./Stahlecker, T. (2012): Metastudie Wirtschaftsfaktor Hochschule Die Studien und weitere Informationen: www.stifterverband.de/wirtschaftsfaktorhochschule Das Projekt wird unterstützt durch die Stiftung van Meeteren und das Ministerium für Wissenschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Schubert, T./Kroll, H. (2013): Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor (Studie beauftragt vom Stifterverband) Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Quellen – 42 –
  • 43. Impressum Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme der Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben vorbehalten. Verlag, Herausgeber und Autoren übernehmen keine Haftung für inhaltliche oder drucktechnische Fehler. © Edition Stifterverband – Gestaltung Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbH, Essen 2013 SeitenPlan GmbH Corporate Publishing, Dortmund Barkhovenallee 1 45239 Essen Tel.: (02 01) 84 01-1 81 Fax: (02 01) 84 01-4 59 Druck Druckerei Schmidt, Lünen Ansprechpartner Pascal Hetze Tel.: (0 30) 32 29 82-5 06 pascal.hetze@stifterverband.de Redaktion Cornelia Herting, Simone Höfer Stifterverband | Wirtschaftsfaktor Hochschule | Impressum – 43 –