Aus der ehemaligen Viktoria-Kaserne in Hamburg-Altona wird dauerhaft ein gemeinschaftlich betriebener Produktionsort für Kunst, Kultur und Gestaltung, Gewerbe und Bildung, kleine Firmen sowie soziale Organisationen. Der Referent Fabian Eschkötter berichtet davon, wie die Genossenschaft fux eG organisiert ist und auf welchen Ideen sie basiert.
Johannes Hillje: Common Campaign 2014 der Europäischen Grünen Partei
Erfahrungsbericht der fux eG - Orte der Nachhaltigkeit gestalten
1.
2. Gebäude
Block 3 der ehemaligen
Viktoria-Kaserne
in Hamburg-Altona
- erbaut um 1880
- denkmalgeschützt seit 2011
- ca. 9000 qm Nutzfläche
- ca. 415 Räume
- kleinster Raum 7,5 m²
- größter Raum 145 m²
Foto: Jakob Börner
3. hintergrund
2005 - unorganisierte Gruppe von gestalterisch Arbeitenden
startet Zwischennutzung in Räumen einer leerstehenden
Fußgängerpassage in Hamburg-Altona
2009 - die ca. 50 Nutzer müssen ausziehen
- können in einen Teil des nebenan gelegenen 40.000 m²
Frappant-Gebäudes einziehen
- Gründung Frappant e. V. (Kunst, Kultur und Gestaltung)
2010 - Kündigung wegen Abriss Frappant-Gebäude für Ikea
- Demonstrationen, große mediale Aufmerksamkeit für
Recht auf Stadt, Gängeviertel, Anti-Ikea-Bewegung
- Frappant e. V. verhandelt, einen Teil der nahegelegenen
ehem. Viktoria-Kaserne mieten zu können
- Frappant e. V. beginnt mit Zukunftskonzept für die
ehemalige Viktoria-Kaserne
2011 - Beginn der Verhandlungen von Frappant e. V. mit der
Stadt über weitere Nutzung der Kaserne
- Gründung von Lux & Konsorten als Zusammenschluss
von politisch aktiven Gewerbetreibenden
Fotos: Space Department, Gunter Gluecklich, Rasande-Tysker
4. 2012 - Finanzbehörde bietet Frappant die Kaserne zum Kauf an
- Frappant und Lux & Kons. starten gemeinsames Nutzungs-
konzept auszuarbeiten und beginnen Kaufverhandlungen
2013 - Frappant e. V. und Lux & Konsorten gründen fux eG
2015 - fux eG kauft die ehem. Viktoria-Kaserne
- Beginn erster Renovierungsarbeiten
2016 - erste neue Nutzer ziehen in frisch renovierte Räume ein
Fotos: Frappant e.V., Simon Hollmann (Videostill)
5. Wer ist fux?
ca. 250 Personen
- Designer/innen
- Künstler/innen
- Handwerker/innen
- Musiker/innen
- Filmemacher/innen
- Umsonstladen
- Bildungsträger
- ChaosComputerClub
- Foodcoop
- Stadtteil-Kantina
- Fahrradwerkstatt
- Buch- und Filmverlage
- ...
außerdem: Veranstaltungsräume
(Club, Konzerte, Ausstellungen),
Seminar-, Projekt- und Workshop-
räume, Übungs- und Probenräume
für Tanz, Theater und Musik,
eine Gästeetage, ...
Illustration: Christina Gransow
6. Idee
- bezahlbare, zentrale Arbeits-, Kultur- und Bildungsräume
- Verdrängung von bestimmten »störenden« Nutzungen entgegenwirken
- Gebäude der Spekulation entziehen und für kommende Generationen sichern
- das denkmalgeschützte Gebäude erhalten (sanieren, umbauen, erweitern)
- durch Genossenschaftsform möglichst solide, langlebig und krisensicher wirtschaften
- Begegnungsort
- Gebäude inhaltlich wie architektonisch zum Stadtteil öffnen
- immateriellen kollektiven Überschuss erzeugen (Nachhaltigkeit)
> Infrastrukturen und Arbeitsmittel teilen
> gemeinschaftliche, nicht-gewinnorientierte Räume und Projekte querfinanzieren
> ggf. eigene Wärme und Strom erzeugen
> Verwertungsdruck senken
7. OrganisationsstruktuR
(Organe, Gremien, AGs, ...)
AG
Kommunikation
Öff.arbeit
Design Aquise
Projektsteuerung
Umbau Finanzen Verwaltung Haustechnik
Quartierstreffen
(monatlich)
Generalversammlung
(mind. 2 × im Jahr)
Vorstand
(z. Z. 8 Personen)
Aufsichtsrat
(z. Z. 4 Personen)
AG RaKoUm
Raum
Koordination
Umbau
Jour
fux
Zukunfts AG
AG Bau
AG
Energie
AG Selbstverwaltung
8. Kommunikationstools
Extern:
- Website, Facebook, Newsletter, Flyer, ...
- Veranstaltungen (Denkmaltag, Hoffeste, Führungen, …)
Intern:
- Sitzungen, Arbeitstreffen, Workshops, Versammlungen
- Wiki (für alle Genossenschaftsmitglieder, z. Z. im Aufbau)
- Cloud-Arbeitsplattform (für die bezahlten Arbeitskräfte und
alle in Gremien und AGs aktiven Genossenschaftsmitglieder)
- Datenbank (z. Z. im Aufbau)
- diverse Mailverteiler (Mitglieder, Gremien, AGs, …)
9. Finanzierung
- 1,85 Millionen Kaufpreis (Ratenzahlung)
- mind. 4,5 Millionen für Sanierung, Umbau
- jedes nutzende Genossenschaftsmitglied übernimmt
für mind. 3.000 Euro Genossenschaftsanteile
- Einlagen investierender Genoss/innen
- Direktkredite und Bürgschaften
- Bankdarlehen
- öffentliche und private Fördermittel
- Mieteinnahmen
10. offene Themen-
spotlights
Wie eine gute Verhandlungsposition erarbeiten?
Wie wird man den unterschiedlichen Anforderun-
gen, Ansprüchen und Ausgangssituationen der
Nutzer gerecht?
(Räume, Arbeitssituationen, Finanzen, ...)
selbstverwaltet VS institutionell angebunden
Basisdemokratie VS Geschäftsführung
Ehrenamt VS bezahlte Arbeit