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Nr. 21 November 2016 Preis 3,00 Euro
Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof
Schulleiterin Birgit Klein mit Bürgermeisterin Marion Jost, den VHL-Vertretern Heiner Groß und Her-
bert Germann, den Künstlern, Eltern, Sponsoren und Gästen bei der Einweihung am 5.Oktober 2016
Impressum:
Herausgeber:		 Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
	 	 	 Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf
			 Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53
Redaktion:		 Heiner Groß (verantwortlich)
			 G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Nebelung
Druck:	 	 	 Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis−Lisdorf
Bankverbindungen:	 Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto. Nr.: 74−30088−0
			 Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 10), Kto. Nr.: 1401217629
Bezugspreis:		 3 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers			
Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................................................................................2
Impressum..............................................................................................................................................................................2
Vorwort...................................................................................................................................................................................3
Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof................................................................................................................................4
17. Le.ischdrowwa Mundartfeschd...........................................................................................................................................5
Vor 60 Jahren eine große Errungenschaft in Lisdorf...................................................................................................................6
Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt werden..............................................................................................................................9
Totenbildchen erzählen vom Leben.........................................................................................................................................13
Das Leben der Anna Klein - Berdin.........................................................................................................................................14
Beiträge zur Lisdorfer Mundart...............................................................................................................................................17
Unsere Reise ins „Reich der Mitte“– die Volksrepublik China.....................................................................................................18
Historische Hochzeitsbilder.....................................................................................................................................................20
VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit...........................................................................................................................22
Julia Hennings ist neue Kulturamtsleiterin in Saarlouis.............................................................................................................23
Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschichte...........................................................................................................24
Flussgott Fluxus gibt es jetzt im hochwertigen Buchformat.........................................................................................................28
Ältestes VHL-Mitglied wurde 95..............................................................................................................................................29
Saarlouiser Heimatkundler besuchten das UNESCO-Weltkulturerbe im Elsaß............................................................................30
Lisdorfer Heimatkundler besuchten NERO-Ausstellung in Trier..................................................................................................32
Prominenter Besuch in Lisdorf................................................................................................................................................34
Lisdorfer Heimatblatt wird auf SaarDok archiviert.....................................................................................................................35
Ausgezeichnet.......................................................................................................................................................................35
Nachruf................................................................................................................................................................................36
Wir gratulieren......................................................................................................................................................................37
Herzlichwillkommen!.............................................................................................................................................................37
Gedenken zum Volkstrauertag................................................................................................................................................38
Der VHL braucht Sie und Dich !...............................................................................................................................................39
Zünftige Weinprobe beim Winzer-Präsidenten Gerd Petgen in Perl-Sehndorf am
Samstag, 26.November 2016 als Abendveranstaltung.
Busabfahrt in Lisdorf am Feuerwehrhaus um 18.00 Uhr, zurück~23.00 Uhr.
Unkostenbeitrag: 35 Euro für Fahrt, Wein und Winzervesper
Anmeldung mit Zahlung oder Überweisung an Doris Freichel, Tel.:3501, Heiner Groß Tel.: 41694
Fahrt zum unterirdischen Romantik-Weihnachtsmarkt nach Traben-Trabach am
Samstag, 3.Dezember 2016 als Halbtagesfahrt.
Busabfahrt in Lisdorf am Feuerwehrhaus um 14.00 Uhr, zurück~21.00 Uhr, Preis: 15 Euro
Anmeldung mit Zahlung oder Überweisung an Heiner Groß, Tel.: 41694 oder VHL-Vorstandsmitglied
2
Verehrte Leserinnen und Leser,
mehr als ein dreiviertel Jahr ist vergangen, seit wir Ihnen Ausgabe Nr. 20 des
Lisdorfer Heimatblattes vorgelegt haben. Ausgabe Nr. 21 war für Mitte des
Jahres vorgesehen, doch ein Unfall am 21. Mai, bei dem ich einen Trümmer-
bruch des rechten Schultergelenks erlitt, verhinderte dies. Es folgten mehrere
stationäre Krankenhausaufenthalte und ein längerer Aufenthalt in einer ortho-
pädischen Reha-Klinik, so dass ich erst jetzt wieder – zwar körperlich ziemlich
eingeschränkt – für die Herausgabe des Heimatblattes zur Verfügung stehe.
Einige Vorhaben unseres Vereins im Sommer und Früherbst d. J. konnten zwangsläufig nicht
durchgeführt werden. Dennoch gibt es Interessantes zu berichten über eine große Errungenschaft
für Lisdorf vor 60 Jahren, das Leben einer Wirtsfrau in ihrer Dorfwirtschaft auf der Holzmühle und
zwei besonders interessante Fahrten – in die Festungsstadt Neuf Brisach im Elsaß und zur großen
NERO-Ausstellung in Trier – und nicht zuletzt über familiäre Ereignisse von VHL-Mitgliedern.
Ich freue mich über die Beiträge unserer Mitglieder August Balthasar über die ehemalige genos-
senschaftliche Großwäscherei in Lisdorf, Herbert Germann über eine Reise „in das Reich der Mit-
te“, die Volksrepublik China, Marianne Faust über die Lisdorfer Mundart und Dr. Franz Klein und
seine Cousine Martina Dräger: „Totenbilder erzählen vom Leben“.
Unsere Freunde Prof. Dr. Dr. Thomas Gergen, Professor an der Uni Luxemburg, und der Historiker
Benedikt Loew, Leiter des Städt. Archivs und Museums, berichten über ein Kriegstagebuch einer
Franziskanerin aus der St.-Elisabeth-Klinik vom Kriegsende 1944/45 mit Bezug zu Lisdorf bzw.
den Erlebnissen des Wassergeistes Fluxus, „Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschich-
te“. Ihnen möchte ich für ihre ehrenamtliche Mitarbeit herzlich danken. Ebenso danke ich meiner
Schwester Agnes Groß, die für das umfangreiche VHL-Bildarchiv verantwortlich ist die historischen
Hochzeitsbilder und zusammen mit Maria Scholly die Lebensdaten von VHL-Mitgliedern zusam-
mengetragen hat. Mein besonderer Dank gilt meinem VHL-Vorstandskollegen Georg Groß aus
Beaumarais, der für sämtliche Ausgaben des Heimatblattes in stundenlanger Arbeit das Layout
gefertigt hat. Dank auch an Gabi Feld für ihren Schreib- und Lektorendienst, an die Vorstandsmit-
glieder Gerhard Grasmück, Berthold Nagel und Harald Weiler für die zahlreichen Fotos und nicht
zuletzt an Manfred Nebelung für die Verteilung unseres Heimatblattes an die zahlreichen Mitglie-
der und Verkaufsstellen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Betrachten der Bilder.
Ihr Heiner Groß
Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.V.
3
Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof
Die Einweihung des Mosaik-Drachens auf dem
Schulhof der Grundschule Prof.-Ecker in Lisdorf ist
am 5.Oktober 2016 mit einem Schulfest gefeiert
worden. Der Drache bereichert den Schulhof und
wird den Grundschulkindern zum Klettern und
Spielen dienen.
Schulleiterin Birgit Klein hatte Schüler und ihre El-
tern, sowie die Künstler, Sponsoren und Gäste
geladen. Viele waren dabei, als das Kunstwerk,
das innerhalb der letzten Monate i.R. der von den
Stadtwerken Saarlouis initiierten Projektes „Alle!
Achtung!“ geschaffen, enthüllt und zur Benutzung
freigegeben wurde. Zuvor war die Drachenda-
me von den Schüler/innen auf den Namen „Lis-
dorfine Ecker“ getauft worden. Das Kunstprojekt
wurde von den Künstlern Stefanie Ahlbrecht und
Hans-Peter Bach geleitet, wobei die Schulgemein-
schaft: Schüler, Lehrer und Eltern für die praktische
Umsetzung sorgte. Gesponsert wurde das Projekt
von den Stadtwerken Saarlouis und der VuB-Flie-
sen GmbH, die die Materialien einschließlich der
Fliesen der Schule schenkte. Außerdem kamen
Spenden von Privat. Den Rest steuerte die Schu-
le durch verschiedene Aktionen bei. Schulleiterin
Birgit Klein dankte allen, die an der Realisierung
des Kunstprojektes beteiligt waren. Danach stürm-
ten die Kindern den Drachen und alle feierten das
vollbrachte Werk. (hg)
Die Kinder der GS Prof.-Ecker in Lisdorf vor der Inbesitznahme des Kunsprojektes. Sie tauften die Drachendame tref-
fend auf den Namen „Lisdorfine Ecker“. Foto: Herbert Germann
Schulleiterin Birgit Klein bei der Begrüßung.
4
17. Le.ischdrowwa Mundartfeschd
Am Sonntag, dem 6.November 2016, fand zum17. Mal das Le.ischdrowwa Mundartfeschd unter dem
Motto „Mir schwätzen Platt“ im Saale des Gasthauses Schulden in der Großstraße in Lisdorf statt. Der Vor-
sitzende des Heimatkundevereins Lisdorf, Heiner Groß, konnte mehr als 70 interessierte Zuhörer begrüßen
und führte durch das Programm. Herbert Germann sorgte für den guten Ton bei der Veranstaltung.
Unser Bild oben zeigt die bekannten Mundartdichter und Buchautoren: 1.Reihe v.l.n.r.: Karin Peter aus Wad-
gassen, Marianne Faust aus Lisdorf, Luise Luft aus Roden und Jean-Louis Kieffer aus Filstroff. 2.Reihe v.l.n.r.:
Harald Ley aus Picard, Patrick H. Feltes gen. Veltz aus Wadgassen, Heiner Groß und Herbert Germann.
5
Vor 60 Jahren eine große Errungenschaft in Lisdorf
Die Raiffeisenkasse errichtet eine Gemeinschaftswaschanlage
Abdruck der Oktoberausgabe von 1957 der Raiffeisen-Schrift.
6
Am 9. Dezember 1955 berichtete die Saarlän-
dische Volkszeitung (SVZ) unter der Überschrift
„Lisdorf erhält eine Gemeinschaftswasch-
anlage“ über die Generalversammlung der Raif-
feisenkasse Lisdorf im Saal Schulden unter Vorsitz
des Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Weiler und des
Geschäftsführers Herrmann Johannes. Hauptpunkt
der Versammlung war ein Vortrag von Frau Koch,
Lehrerin an der Landwirtschaftsschule Blieskastel,
über die Bedeutung von Gemeinschaftswaschanla-
gen und ihre Vorteile. Sie sollten der Entlastung der
Landfrauen dienen, die neben der Arbeit im bäu-
erlichen Betrieb noch einen in der Regel großen
Haushalt mit viel Wäsche zu erledigen hätten. Sie
habe ihre Ausführungen mit dem Wunsch geschlos-
sen, dass die hiesige Raiffeisengenossenschaft der
Lisdorfer Bevölkerung bald eine solch segensrei-
che Einrichtung zur Verfügung stellen werde. Der
Vortrag sei von den zahlreichen Versammlungsteil-
nehmern, darunter viele Frauen, begeistert und mit
dankbarem Beifall aufgenommen worden. Darauf-
hin beschlossen Aufsichtsrat und Geschäftsführung
der Raiffeisengenossenschaft Lisdorf, an ihrem
Standort in der Provinzialstraße umgehend eine
Großwaschanlage zu errichten. Bis zur Inbetrieb-
nahme am 1. Oktober 1957 vergingen 18 Mona-
te, da zunächst ein Neubau zu errichtetn war und
die Lieferung der Maschinen- und Kesselanlagen,
die aus der Bundesrepublik bezogen wurden, sich
erheblich verzögerte. Das Saarland gehörte zwar
seit dem 1. Januar 1957 als 10. Bundesland zur
BRD, wirtschaftlich erfolgte der Anschluss erst am
sog. Tag X, dem 6. Juli 1959. Bis dahin war un-
sere Währung der französische Franc. Im Sommer
1957 wurden 6 große Trommelwaschanlagen und
ein Heizöltank mit einem Fassungsvemögen von
30.000 Litern installiert sowie eine Mangel- und
Bügelstube eingerichtet. Die SZ berichtete am 3.
August 1957 mit Wort und Bild über die fertige An-
lage. Das bundesweit verbreitete Informationsblatt
der Raiffeisengenossenschaft berichtete in seiner
Oktober-Ausgabe von 1957 über die Einweihung
der Gemeinschaftswaschanlage in Lisdorf, der 70
Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinsvertreter und
Vertreter des Genossenschaftsverbandes beiwohn-
ten. Der damalige Lisdorfer Pastor Alois Löw (von
1954–1966 in Lisdorf) segnete das neue Betriebs-
gebäude ein und erinnerte an den Wahlspruch
Raiffeisens: „Einer für alle, alle für einen“, der
hier in die Tat umgesetzt worden sei.
Als Betriebsleiter wurde Peter Balthasar aus Ens-
dorf bestimmt, ein Verwandter der Ehefrau von
Herrmann Johannes und ein Onkel von August
Balthasar, dem Mitverfasser dieses Beitrags. Die
Gesamtleitung hatte der Vorstandsvorsitzende und
Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Lisdorf, Herr-
mann Johannes. Am 1. September 1960 wurde die
Betriebsleitung August Balthasar übertragen, der
diese Funktion bis zum 31.12.1964 inne hatte. Ihm
oblag die technische Bedienung und Überwachung
der sechs großen Waschmaschinen sowie die Kun-
denabfertigung einschließlich der Kasse. Ferner
war er zuständig für die Technik einschließlich der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinschaftswasch-
anlage 1958/59
Mangeln: Sieglinde Schug, Marga Weiland,Luise Lonsdorfer
Hintergrund: Trockner:Mia Weiland, Waschmaschine: Mari-
anne Meineke-Gladel, Peter Balthasar
links vorne: Frau Schmitts, Bügeln; Klotilde Mattes
7
Ölheizung auf dem
gesamten Raiffeisen-
betriebsgelände. Als
Betriebsleiter musste
der den Einsatz von
bis zu 10 Mitarbeite-
rinnen koordinieren,
die vor allem als Büg-
lerinnen eingesetzt wa-
ren. Von Anfang an
dabei waren Marianne
Meinecke-Gladel aus
Neuforweiler, Luise
Lonsdorfer und Martha
Herz aus Lisdorf; später
kamen Elfriede Recktenwald-Hoffmann und ande-
re hinzu. Erwähnenswert ist ein amüsantes Ereignis
aus der Waschanlage: Als am Tag X, dem 6. Juli
1959, die Währung im Saarland von Franc auf DM
wechselte, wurden die Büglerinnen über mehrere
Tage damit beauftragt, zerknitterte Franc-Scheine
mit dem Bügeleisen zu glätten, damit die Raiffei-
senkasse sie in DM-Scheine umtauschen konnte.
Die Lisdorfer Raiffeisengenossenschaft betrieb damals
neben dem Warengeschäft und der Gemeinschafts-
waschanlage noch eine „Erddämpfanlage“, die den
Genossenschaftsmitgliedern gegen Erstattung der
Selbstkosten zum „Entkeimen“ der Erde in den Früh-
beeten (den sog. Kuschen) und den Gewächshäu-
sern zur Verfügung gestellt wurde. Die Aufsicht und
Wartung der „Erddämpfanlage“ oblag ebenfalls dem
Technischen Betriebsleiter August Balthasar.
Die Gemeinschaftswaschanlage wurde in den ers-
ten Jahren stark frequentiert, so dass immer ca. 10
Mitarbeiter einschließlich der Aushilfskräfte dort tä-
tig waren. Doch einige Jahre nach dem wirtschaft-
lichen Anschluss des Saarlandes an die BRD und
die Einführung der DM änderte sich das.Wasch-
maschinen waren mittlerweile für jeden Haushalt
erschwinglich geworden, so dass sich eine Ge-
meinschaftswaschanlage nicht mehr lohnte. Da-
her beschlossen Aufsichtsrat und Vorstand der
Raiffeisenkasse, sie zum 31.12.1964 aufgegeben
und an den bisherigen Betriebsleiter August Baltha-
sar zu verpachten. Dieser reduzierte zunächst das
Personal auf zwei feste Mitarbeiterinnen und zwei
bis drei Aushilfskräfte. Anfangs lief das Geschäft
noch recht gut, doch am 31. März 1967 stellte Au-
gust Balthasar den Betrieb ein und wechselte als
Angestellter in die technische Abteilung der St.-Eli-
sabeth-Klinik nach Saarlouis.
Als die Raiffeisenkasse Lisdorf neben ihrem ur-
sprünglichen Betriebsgebäude, in dem sowohl das
Bank- als auch das Warengeschäft betrieben wur-
de, ein eingeschossiges Bankgebäude errichtete,
wurde das Gebäude der Gemeinschaftswaschan-
lage teilweise in dieses integriert. Aufgrund der
wirtschaftlichen Veränderungen Ende der
50iger, Anfang der 60iger Jahre des vori-
gen Jahrhundert mit der Eingliederung des
Saarlandes in die BRD konnte die genos-
senschaftliche Gemeinschaftswaschanlage
nur 10 Jahre bestehen.
August Balthasar und Heiner Groß
August Balthasar
Raiffeisen Gemeinschaftswaschanlage
Lisdorf, Provinzialstr. 144; Eröffnung 1. Oktober 1957
8
„Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt werden, die Menschen
konnten es einfach nicht mehr darin aushalten...“
Ausschnitte aus dem Kriegstagebuch der Waldbreitbacher Franziskanerschwester Botwida
aus der Saarlouiser Elisabeth-Klinik mit Bezug zu Lisdorf
von Thomas Gergen1
Eine wichtige Quelle einer Ordensschwester zum Kriegswinter 1944/5 liegt uns nunmehr vor; sie beschreibt,
wie die Schwestern in der Elisabeth-Klinik diesen Zeitraum erlebten. Für den 25.12.1944 wurde in einem
anderen Tagebuch kurz vermeldet: „Nun steht auch der vierte Stadtteil, Lisdorf in Flammen“2
. Auffällig sind
in dem Tagebuch die Kontakte zum Stollen3
in Lisdorf, in dem sich einige der Schwestern aufhielten, während
die anderen in der Klinik verblieben waren. Heiner Groß hat das grauenhafte Geschehen und das Leid vieler
Lisdorfer jüngst in seinem Aufsatz „Geschichten um die Evakuierung in den Felsenstollen Rosenthal 1944/45
vor 70 Jahren“ eindrücklich geschildert, veröffentlicht im Lisdorfer Heimatblatt 20 (2015), S. 12-15.
Aus dem unveröffentlichten Tagebuch der Elisabeth-Schwestern folgen nun einschlägige Passagen mit beson-
derem Bezug zu Lisdorf. Der Dr. Kurt Linster-Stiftung sei an dieser Stelle für ihre Forschungsförderung gedankt.
1) Thomas Gergen ist Universitätsprofessor in Luxemburg sowie Vorstandsmitglied der Kommission für Saarländische Landesge-
schichte. Vor kurzem veröffentlichte er zum Thema der Kriegsschilderungen: „Der Krieg in Wadgassen und Überherrn im Winter
1944/45, nach einem Augenzeugenbericht von Fritz Goergen“. In: Unsere Heimat (Mitteilungsblatt des Landkreises Saarlouis für
Kultur und Landschaft) Jg. 39 (2014), Heft 1, S. 20-38 sowie Heft 2, S. 57-77.
	 Zum Schriftenverzeichnis siehe detailliert: http://www.fries-herrmann.de/kanzlei/thomas-gergen [16.2.2016].
2) Tagebuch der Liesel Paquet-Wagner 1944/45, siehe dazu: Thomas Gergen, „Die Partei ordnete sofort die Räumung der Stadt
unter dem Dröhnen der Granaten und Fliegerbomben an...“ Drei Frauen führen Tagebuch über den Kriegswinter 1944/45 in
Saarlouis. In: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 42 (2016), im Druck.
3) Grundlegend dazu bereits: Heiner Groß, Der Kampf um den Westwall im Raum Lisdorf / Ensdorf im Winter 1944: die Saar
wurde ihnen zum Verhängnis, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 20; Ders., U.S. Captain John A. Reilly vor 65 Jahren : 1.000
Kreaturen in unterirdischem Verlies entdeckt!, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 18-19; Ders., Weiße Frau erfleht Hilfe für
Ensdorfer im Stollen, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 12-13; Agnes Groß, Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal:
das Kriegsende in Lisdorf, Lisdorf 2002; Wolfgang Mang, Wie die Lisdorfer den Kriegswinter 1944/45 im Stollen Rosental ver-
brachten, in: Lisdorfer Heimatblatt 1 (1999), S. 14; Ders., Vor 60 Jahren: Lisdorfer verlassen ihre Heimat, in: Lisdorfer Heimatblatt
1 (1999), S. 6-7.
Vorbemerkung der Redaktion:
Der Verfasser des folgenden Beitrages, Prof. Dr.jur. Dr.phil. Thomas Gergen stammt
aus Roden und wohnt derzeit in Saarwellingen. Seit geraumer Zeit besteht zwischen
ihm und dem VHL ein guter Kontakt, Er befasst sich u.a. intensiv mit heimathistori-
schen Themen, so auch mit den Auswirkungen des 2.Weltkrieges auf die Menschen
in unserer Region. Beruflich ist Thomas Gergen als Professor an der Universität Lu-
xenburg tätig. Daneben ist er Vorstandsmitglied der Kommission für Saarländische
Landesgeschichte.
Im nachfolgenden Beitrag befasst er sich mit dem Kriegstagebuch der Franziska-
nerschwester Botwida aus der St.Elisabeth-Klinik Saarlouis mit Bezügen zu Lisdorf aus dem Zeitraum
Dezember 1944/Januar 1945. Als Saarlautern, wie unsere Heimatstadt Saarlouis von den Nazis umbe-
nannt wurde, im Dezember 1944 akutes Kriegsgebiet wurde, waren in der St.Elisabeth-Klinik noch sieben
Waldbeitbacher Franziskanerschwestern. Da sie um ihr Leben fürchteten, blieben nur drei Schwestern in
der Klinik, darunter Schwester Botwida, während die übrigen vier mit ihrer Oberin in den Stollen Rosent-
hal nach Lisdorf flüchteten. Darüber haben wir in unserem Buch „Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen
Rosenthal“ ausführlich berichtet. Restexemplare können noch über den VHL zum Preis von 20 Euro bezo-
gen werden.
Über die damaligen dramatischen Geschehnisse führte Schwester Botwida ein Kriegstagebuch, über des-
sen Existenz uns nichts bekannt war. Wir danken deshalb Prof. Gergen, dass er dieses Tagebuch aufge-
spürt hat und darüber im Heimatblatt berichtet.
9
Weggang von fünf noch vorhandenen Schwestern von Saarlouis nach Lisdorf
Am Morgen des 29. November [1944] hatten wir die letzte hl. Messe. Sie wurde von dem Jesuitenpater, Hochwür-
den Herrn Pater Schüller gehalten. In der Pfarrkirche wurde nicht mehr zelebriert. Das Portal der Kirche und er
davorliegende Große Markt hatten in der Nacht schon einige Einschläge zu verzeichnen. Da nun Schwester Oberin
glaubte, es sei besser, dass wir uns noch teilen würden, vielleicht in zwei Gruppen. So entschloss sie sich, mit fol-
genden Schwestern, M. Chromatia, M. Pelagia und M. Angela in einen in Saarlautern (früher Lisdorf) gelegenen
Stollen oder Bunker zu gehen. Das Allerheiligste, das wir noch in unserer Kapelle hatten, nahmen sie mit, um es in
Lisdorf in der Pfarrkirche, wo ein bombensicherer Schrank war, aufzuheben. In einer kleinen Kranken-Patene hatten
wir noch einige Hostien, und somit den verborgenen großen Gott noch bei uns. Wir freuten uns ob dieser Gnade,
hatten wir doch keinen Priester bei uns, der zelebrierte. Nun waren wir noch zu drei Schwestern, die liebe Marga-
rethe, unsere gute Köchin und die tapfere Antonina. Schwester Margaretha wollte mit Munkes und dem Ukrainer
in der Klinik bleiben. Ich selbst sollte mit Schwester Antonina und der Ukrainerin in den Keller des Gymnasiums
gehen. So machten wir uns dann einen kleinen Wagen mit allerlei notwendigem Zug, Bettsachen, Kerzen, Wasser
und Lebensmitteln auf den Weg, um uns das neue Heim etwas gemütlich einzurichten. Der Keller liegt etwa 5 Mi-
nuten von der Klinik entfernt.[...]
Hilfe für die Schwestern, die im Stollen waren
Mittlerweile schmiedeten auch wir Pläne, wie unseren im Stollen verbannten Schwestern Hilfe zu bringen sei. Nun
kam am Nachmittag ein Käpten Herres, der die Angelegenheiten der Zivilleute behandeln sollte mit seinem Burschen
in die Klinik. So manche Angelegenheit wurde besprochen. Auch waren schon Kranke aus dem Lisdorfer Stollen
angemeldet, und dass sich der Herr Dr. Dresen in Lisdorf aufhalten würde, wusste aber nicht wo. Gerne hätte er
ihm einen Besuch gemacht, musste er doch später mit ihm arbeiten. Gleich bot ich mich an, ihm den Weg zu zeigen.
Wir erzählten auch von unseren Schwestern, die sich dort aufhalten würden. Nun es sollte noch zu einer näheren
Besprechung kommen. Zwischendurch traf ich öfter mit dem Fahrer des Käptens zusammen. Wir besprachen den
Weg ganz genau, doch er hatte immer noch Bedenken, weil der ganze Weg immer noch unter Beschuss lag. Nun kam
Dienstag, unser letzter Termin, da musste St. Antonius helfen, ob er wollte oder nicht. Ich bot mich zum zweiten
Mal an, ihm den Weg zu zeigen. Heute war der gute Herr schon zugänglicher, die Entfernung wurde besprochen, es
sollte ja nur eine Fahrt von zehn Minuten sein. Bei dieser Gelegenheit könnte der Herr Käpten auch einen Besuch
bei Herrn Dr. Dresen machen. [...]
Erweiterungsbau der St. Elisabethklinik von 1906
10
Die Ankündigung der Räumung des Stollens
Es nahte der vierte Sonntag im heiligen Advent. Unter den Truppen herrscht Missstimmung. Einige ihrer Stellun-
gen sind entdeckt worden und sie hatten Schlappe bekommen, man führte es auf Verrat zurück. Die Bevölkerung
musste darunter leiden, man hegte gegen sie Misstrauen. Es wurden strengere Maßnahmen getroffen. Für einige
Tage wurden die Pässe eingezogen. Zum Wasserholen musste eine Schwester mitgehen, die Pässe wurden vorläu-
fig nicht mehr ausgehändigt. Von unseren Kranken wurden einige entlassen, d.h. alles was nicht bettlägerig war,
wurde auf den Gau evakuiert. Oft war es die letzte Habe, was die armen Menschen noch hatten. Sie mussten sie
einfach zurücklassen und war es auch nur ein Koffer oder ein Paket. So wurde noch mancher in der letzten Stunde
zum Bettler. Nicht selten brachte man uns auch Kranke, die nur mit einem Hemd oder einer Decke bekleidet waren.
Kam es dann zur Genesung oder auch zur Entlassung, hatten die Leute nichts zum anziehen. Hier war oft guter
Rat teuer und St. Antonius hatte ein großes Arbeitsfeld. Es waren traurige Zustände und mancher hatte sich das
Ende doch anders ausgedacht. Draußen tobte der Krieg ununterbrochen weiter. Man wollte wie es scheint nicht
weiter vorrücken. Der Kriegsplan lag in Händen der Menschen, die keine Eile aber auch keine Not hatten und die
Not der Anderen störte sie nicht. Wenn nicht ein gütiger Gott weiterhelfen würde, sonst kannte man keine andere
Hoffnung. Die Woche vor Weihnachten brachte uns noch viele Zugänge. Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt wer-
den, die Menschen konnten es einfach nicht mehr darin aushalten, die Not, die sich darin breitmachte, war nicht
übersehbar. Auch waren schon mehrere Todesfälle gemeldet. Die Menschen hatten keine Widerstandskraft und flo-
gen wie die Schneeflocken um. Es waren meistens Leute in den mittleren Jahren. War jemand gestorben, wurde die
Leiche in dem nächsten Straßengraben begraben, mit einer Inschrift versehen, so dass die Gräber in etwa erkennbar
waren zwecks späterer Übertragung in gesegnete Erde. Auch wir hatten bis dahin schon mehrere Tote zu beklagen.
Vorläufig wurden diese Leichen noch in unserer Totenhalle aufbewahrt. Es war auch nicht gestattet, sie in unserem
Garten zu begraben wegen der Feindeinsicht wie man sagte. So fanden die lb. Toten noch nicht mal die Stätte, die
ihnen von Gott zugedacht war.
Als Helfer in so mancher seelischer und auch körperlicher Not zeichnete sich unser guter hochwürdiger Herr Kaplan
Wichter [aus Roden geflohen] aus. Selbst leidend an den Folgen seiner Verwundung scheute er bei Tag und Nacht
keinen Weg, um diesen armen Menschen beizustehen. Auch wurde am zweiten Weihnachtstag von unserem Herrn
Kaplan eine hl. Messe in Lisdorf gehalten; leider in einem kleineren Raum, wo nur wenige Leute versammelt werden
konnten, darunter auch die Ordensschwestern, die bis jetzt unermüdlich und opferbereit im Dienste der Caritas
standen. Ihnen waren ja die Kranken und Notbedürftigen des großen Stollens anvertraut. Im großen Stollen selbst
konnte wegen Raummangels keine hl. Messe gehalten werden. So vergingen die Feiertage schlicht und unauffällig.
Bombardierungen zwischen Weihnachten 1944 und Neujahr 1945
Soeben hat auch wieder eine Granate unser Haus getroffen. Unter tollem Geräusch stürzen noch einige Rest von
Fensterscheiben und Geröll die Treppe herunter. Die Schäden am Dach und in den Zimmern werden immer größer.
Nur gut, dass immer noch Schnee liegt; den haben wir schnell aufgeschaufelt und zum Fenster herausgeworfen.
Wir brauchen keine weiten Wege zu machen, Löcher zum hinauswerfen hat man genug. Das ist dann immer unsere
Arbeit für die Stunden, wo die Ari angeblich neu anlegt. Kommt aber mal unerwartet so still so ein Ding angesaust,
dann zittern einem noch stundenlang die Beine und man meint, die letzte Stunde könnte nicht grässlicher sein.
Schon dunkelt es wieder und der große Scheinwerfer, der seit Wochen seine Tätigkeit hatte die Saar und das vor uns
liegende Operationsgebiet zu beleuchten, strengte sich an, heute doppelt so hell zu leuchten. Ob er eine besondere
Funktion hat für diesen Abend? Auch gehen die Leuchtkugeln, sie sehr oft an der Front zwischen Lisdorf und Ens-
dorf zu sehen waren, öfter hoch als sonst. Es war sehr interessant, gegen Abend die Front beobachten zu können.
Man sah die Leuchtkugeln in verschiedenen Farben. die müssen doch alle eine besondere Bedeutung gehabt haben.
Bei dunklen Nächten konnte man gut die Abschüsse und Einschläge beobachten. Dann liefen die abgeschossenen
Granaten wie feurige Kugeln durch die Luft und man bückte sich unwillkürlich, um nicht von einer getroffen zu
werden. Die Nächte waren kalt und man fror überall im Haus. Noch immer war der einzige Ofen in unserer Küche.
Da erbarmten sich die Amis unser und brachten einige Öfen ins Haus, auch das dazu nötige Rohr. Wo sie das alles
her hatten, weiß kein Mensch. Sofort wurden sie aufgestellt. Der erste fand seinen Platz an der Pforte im Büro, dann
kam einer auf die erste Station, dass die armen Schwestern sich auch mal über Tag wärmen konnten und den lie-
ben Kranken auch mal das Essen warm machen konnten. Unsere Notkapelle bekam den schönsten Ofen. Er musste
schon etwas würdiger sein. So hatten wir sie schnell verteilt und es wurde schon etwas gemütlicher im Hause. Die
Rohre wurden einfach zum Fenster hinaus geleitet. Nun befürchtete man erst mehr Beschuss, aber unsere guten
11
Soldaten wussten ja, dass wir in der Klinik geblieben waren und nahmen darauf Rücksicht. Ob sie schon denen
könnten, man hätte uns aus der Klinik vertrieben, was doch sehr gut anzunehmen war. Wir sahen in unserem Blei-
bendürfen nur die Vorsehung Gottes, der wir mit jedem Tag zu größerem Dank verpflichtet waren.
Es ist schon 11 Uhr abends, immer noch will es keine Ruhe geben, nicht draußen, aber auch nicht bei uns in den
unteren Räumen. Heute hatte man uns einen älteren Mann gebracht, der geistig gestört war und in Lisdorf im
Hemd die Straße passiert hat. Seine Frau hatte man ihm vor Tagen wegen Krankheit weggenommen und seitdem
kam der gute Alte nicht mehr zur Ruhe. Er war immer auf der Suche nach seiner Anna, bis die gute Schwester Pel-
agia ihm eine Spritze machte, dann wurde er etwas ruhiger. Der Kampf draußen hörte erst gegen Morgen auf. [...]
Nun kam der Tag der Jahreswende. Wir dachten, mit ein paar Böllerschüssen würde sich das neue Jahr
1945 ankündigen, doch wir hatten uns getäuscht.
Zum Lisdorfer Stollen fand sich noch folgende Schilderung:
Eine besondere Situation existierte in Lisdorf, wo Major John A. Reilly gezwungen war, die Aufsicht über schät-
zungsweise eintausend Deutsche zu übernehmen, die in einem Luftschutzstollen Schutz gesucht hatten. Der Stollen
war 1942 von den Deutschen gebaut worden mit einer beabsichtigten Kapazität von sechshundert Personen. Die
ganze Gruppe blieb bis 11. Januar in dem Stollen; dann wurde der größte Teil nach Überherrn, Berus und Altfor-
weiler evakuiert. Am 19. Januar wurde der Stollen komplett geräumt.
Innenansicht der Kapelle
12
Mit großer Sorgfalt haben unsere Vorfahren die
meist beim Opfergang im 1. Sterbeamt an die
Trauergemeinde ausgeteilten Totenbildchen auf-
bewahrt. Oft erzählen solche 'Sterbezettel', die
man schon seit über 300 Jahren kennt, kleine Ge-
schichten über das Leben und Besonderheiten des
Verstorbenen und spiegeln die schmerzliche Ge-
fühlslage der Hinterbliebenen wider.
Neben Geburts- und Sterbedaten, sind häufig auch
Berufsbezeichnungen sowie Informationen zum Fa-
milienstand und zum Lebenslauf vermerkt.
Gerade bei Gefallenen kommen Dienstgrad, Be-
schreibungen von Kampfhandlungen auf be-
stimmten Kriegsschauplätzen und Todesumstände
hinzu; dies vor allem während des Ersten Weltkrie-
ges (1914 bis 1918). Im Zweiten Weltkrieg (1939
bis 1945) musste aus Propaganda- und militäri-
schen Geheimhaltungsgründen vielfach auf genaue
Angaben verzichtet werden. Da eine Beerdigung in
heimatlicher Erde meist nicht möglich war, blieb den
Angehörigen oft nur das 'Gedenkbildchen' zur Trau-
erbewältigung und als Erinnerung an das Familien-
mitglied, das im Krieg sein Leben lassen musste.
Mit dem Austeilen eines Totenbildchens war in frühe-
rer Zeit bisweilen auch eine Bitte verbunden; durch
Totenbildchen erzählen vom Leben
das Sprechen eines aufgedruckten kurzen Ablass-
gebetes sollte der Trauernde für das Seelenheil des
Verstorbenen auf dessen Weg durch das 'Fegefeuer'
sorgen. Man glaubte landläufig daran, dass ihm mit
jedem Gebet beim Abtragen der 'irdischen Schuld'
geholfen und somit zur Verringerung des 'überirdi-
schen Strafmaßes' beigetragen werden könnte.
In unserer Sammlung befinden sich derzeit etwa
400 Exemplare dieser Zeitzeugnisse. Manchen
spürt man schon rein äußerlich an, welchen Erin-
nerungswert sie für die Vorfahren darstellten. Das
zum Teil 'zerfledderte' Papier zeugt davon, dass sie
über viele Jahre im eigenen Gebetbuch mitgetra-
gen und sehr oft zur Hand genommen wurden.
Bestimmt werden heutzutage in Nachlässen aufge-
fundene Totenbildchen von Verstorbenen, zu denen
nachkommende Generationen keinen Bezug mehr
haben, achtlos entsorgt. Sie stellen scheinbar kei-
nen besonderen Wert für die Hinterbliebenen dar.
Schade für das Verschwinden dieses Brauchtums
und der damit verbundenen Dokumente über die
Menschen und das Leben in unserem Heimatort!
Martina Dräger-Groß und Dr. Franz-J. Klein
13
Über viele Jahrzehnte existierte im Lisdorfer Ortsteil
Holzmühle, der fast so alt ist, wie das über 1100jäh-
rige Lisdorf, eine Gastwirtschaft namens „Dorfkrug“,
der ihre Besitzer und Betreiber ernährte. Aus wirt-
schaftlichen Gründen wurde vor Jahren der Wirts-
betrieb eingestellt. Das Gebäude steht seitdem leer
und soll nach Information der jetzigen Eigentümer,
Albert und Ilka Morguet, in nächster Zeit abgerissen
und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt werden.
Die langjährige Eigentümerin und Gastwirtin Anna
Berdin geb. Klein, eine Verwandte des Verfassers,
wurde am 7. Jan. 1901 als zweite Tochter des
Holzmühler Landwirtes Andreas Klein und seiner
Ehefrau Katharina geb. Nicola in diesem Gasthaus
geboren. Sie besuchte nach der Volksschule in
Lisdorf eine weiterführende klösterliche Internats-
schule in Konz-Karthaus bei Trier. Eine Mitschülerin
war Maria (Mariechen) Dimel aus Beaumarais, die
später den Lehrer Alois Martin aus Picard heiratete.
Sie war eine jüngere Schwester von Dora Dimel,
die nach ihrem Abitur Wirtschafts- und Erziehungs-
wissenschaften studierte und später als Studienrä-
tin tätig war und sich intensiv mit der Geschichte
von Beaumarais befasste. Sie ist die Verfasserin
des 2. Bandes der Geschichte der Kreisstadt Saar-
louis „Die Geschichte des Stadtteils Beaumarais“,
erschienen 1979. Inzwischen ist eine Straße in
Beaumarais nach Dora Dimel, die vor etwa 20
Jahren verstarb, benannt. Sie war eine enge Freun-
din von Anna Klein, die von Familie Dimel „Holz-
mühler Anna“ genannt wurde.
Das Foto aus dem Jahr 1918 zeigt die damals
17jährige Anna Klein und ihre Klassenkameradin
Maria Dimel als Internatsschülerinnen der Kloster-
schule. Anna ist die zweite von rechts in der 2. Rei-
he, Maria rechts daneben.
Das Foto gelangte aus dem Nachlass des Alfred
Pütz, ein Neffe von Dora und Maria Dimel, über
den ehemaligen KSK-Direktor Alfons Klein, der
von der Holzmühle stammt und heute in Beauma-
rais wohnt, über Agnes Groß in das umfangreiche
VHL-Fotoarchiv. Weitere alte Fotos – möglichst mit
Erläuterungen – werden von ihr gerne entgegenge-
nommen. Falls gewünscht, werden Originale ko-
piert und wieder zurückgegeben.
Das vorstehend abgelichtete Foto trägt auf der
Rückseite den Vermerk: „Der lieben Anna Klein-Ber-
din zur Erinnerung an 1918“, gez. Anna Schmitt.
Offenbar ist Anna Schmitt ebenfalls auf dem Foto
zu sehen. Sollte jemand sie oder andere auf dem
Foto erkennen, wäre ich für eine kurze Info sehr
dankbar. Von Heinrich Pütz aus Beaumarais stammt
der Hinweis, dass auf dem Foto die Schwester sei-
ner Mutter, Maria Dimel, abgebildet ist.
Als Anna Klein 19 Jahre alt war, heiratete ihre älte-
re Schwester Maria den Metzgermeister Hans Puhl
aus der Saarlouiser Metzgerei Puhl in der Saarloui-
ser Altstadt. Die Hochzeit wurde groß gefeiert im El-
ternhaus der Braut, dem Holzmühler Dorfgasthaus.
Das abgebildete Foto der Hochzeitsgesellschaft
(S.15 oben) wurde im Garten der Gastwirtschaft
aufgenommen. Die Schwester der Braut, Anna
Klein, ist in der Mitte der
obersten Reihe (5. v. re.)
zu sehen. Links von ihr ihre
Freundinnen Dora und
Maria Dimel aus Beau-
marais. Nach der Hoch-
zeit führte Anna mit ihren
Eltern Andreas Klein und
Katharina geb. Nicola (auf
dem Foto links der Braut)
die Gastwirtschaft und den
landwirtschaftlichen Betrieb.
Sie engagierte sich zuneh-
mend in der Gastwirtschaft
und war bald eine weit über
die Holzmühle hinaus be-
kannte und beliebte Wirtin.
Zu ihren Freundinnen Dora
und Maria Dimel pflegte sie einen engen Kontakt.
Das Leben der Anna Klein - Berdin
Wirtin der Dorfgastwirtschaft auf der Holzmühle
14
Auch als Maria mit dem Lehrer Alois Martin aus
Picard eine Familie gründete und Dora aufgrund
ihrer Universitätsstudien „im Reich“ oft von zu Hau-
se weg war, blieb die Freundschaft erhalten. In-
zwischen war auch Anna Tante von zwei Mädchen
geworden, die ihre Schwester Maria Puhl oft und
gerne zu ihr auf die Holzmühle brachte. Mit dem
Tod der Eltern wurde der landwirtschaftliche Betrieb
eingestellt. 1950 heiratete Anna ihren langjährigen
guten Bekannten und Saarlouiser Kommunalpo-
litiker Hans Berdin aus Lisdorf. Die standesamtli-
che Trauung vollzog Bürgermeister Ernest Bloch im
Saarlouiser Rathaus, die kirchliche Dechant und
Pastor Josef Spengler in der Lisdorfer Pfarrkirche.
Hochzeitspaar Hans Berdin und Anna geb. Klein im Jahr 1950
15
Nach der Hochzeit zog Hans Berdin, der ein grö-
ßeres Haus in der Grostrowstraße in Lisdorf besaß,
zu seiner Anna auf die Holzmühle und unterstützte
sie kontaktfreudig in der gutgehenden Dorfgast-
wirtschaft. Außerdem war er noch in der Kom-
munalpolitik als Ortsvorsteher von Lisdorf und im
Stadtrat Saarlouis tätig. Nach Erreichen des Ren-
tenalters verpachteten sie die Gastwirtschaft zu-
nächst an das Ehepaar Erich und Maria Klein von
der Holzmühle (1954/55) und später einschließlich
Wohnung und Wirtschaftsgebäude an Josef Stein
(gen. Joochin) und Anna (gen. Annachin) geb.
Amann aus Lisdorf. Josef Stein arbeitete haupt-
beruflich als Bierbrauer in der Donnerbrauerei in
Saarlouis, während seine Frau das Gasthaus be-
trieb. Sie waren als Wirtsleute sehr beliebt, wie die
stets gut besuchte Gastwirtschaft bewies. Sie waren
viele Jahre Pächter der Wirtschaft.
Hans Berdin und seine Frau Anna zogen nach der
Vermietung ihres „Dorfkrugs“ in das Haus in der
Grostrowstraße in Lisdorf. Einige Jahre später starb
zunächst Hans Berdin und am 1. Januar 1987
Ehefrau Anna im Alter von nahezu 86 Jahren. Bei-
de wurden unter großer Anteilnahme der Bevölke-
rung auf dem Friedhof in Lisdorf beigesetzt.
Da Hans und Anna Berdin keine Kinder und in der
Ehe Gütertrennung vereinbart hatten, blieb der
Besitz von Hans in der Familie Berdin. Anna wur-
de von ihren beiden Nichten Gertrud und Maria
Puhl beerbt. Gertrud war mit dem Metzgermeister
Kurt Folz aus Lisdorf verheiratet, der die Metzge-
rei Puhl in Saarlouis weiterführte. Maria war nach
dem Studium als Diplom-Dolmetscherin bei Kar-
cher in Beckingen tätig und unverheiratet. Kurt Folz
und Ehefrau Gertrud bauten zusammen mit deren
Schwester Maria in den 70iger Jahren auf dem
Ginsterberg im Neubaugebiet Holzmühle ein Ei-
genheim. Später verstarben zunächst Gertrud Folz,
dann Sohn Thomas und danach Kurt Folz. Die
Schwester Maria Puhl hatte bereits Jahre zuvor eine
Eigentumswohnung in der Saarlouiser Innenstadt
bezogen. Sie ist ebenfalls verstorben. Alleinerbin
des Nachlasses der Familie Folz ist die Tochter von
Thomas Folz.
Das elterliche Anwesen von Anna Berdin geb.
Klein, das Gasthaus „Dorfkrug“ auf der Holzmüh-
le, existiert schon seit Jahren nicht mehr. Es ist
Geschichte geworden, an die sich nur noch die Äl-
teren mit Wehmut erinnern. (hg)
Hochzeitspaar Hans Berdin und Anna geb. Klein nach der standesamtlichen Trauung im Rathaus Saarlouis
mit den Trauzeugen Peter Berdin aus Lisdorf (Bruder) und Hans Puhl aus Saarlouis (Schwager von Anna)
sowie den städt. Beigeordneten und Bürgermeister Ernest Bloch (sitzend) mit Ehefrau
16
Beiträge zur Lisdorfer Mundart
von Marianne Faust
Enn Bissin nua enn Bissin
Iwwa datt Wort bissin, kann ma sich moll enn bissin Gedanken
machen. Watt ess dann enn bissin? Enn bissin ess jo nett vill. Awwa
enn bissin bessa wie neischt.
Enn bissin esse wen enn bissin. Ett gefft nett nua enn bissin, ett gefft
ach noch enn bisselchin. Enn bisselchin ess enn bisselchin wenija wie
enn bissin.
Datt ess so mett dem bisselchin. Wenn äna enn bisselchin se spät kommt, dann woren
die Annan schon enn bissin easchda doo. Enn bissin meeid kann ma senn, wenn ma
Owens enn bissin iwwa de Strängk gehau hat, vielleicht ach nua enn bisselchin?
Vann bissin dick schwätzen ma, wenn äna enn bissin se vill spachdelt , datt häscht leeij
enn bissin, lo enn bissin, vielleicht ach nua enn bisselchin ? Ett ess schaad, wenn äna enn
bissin domm ess, dann wäret nett schlemm wenn a enn bissin gewecksda wäa, ach nua
enn klän bisselchin.
Enn bissin faulen gefft ett aach, die greein enn bissin off de Spreng geholf, daß se enn
bissin off Galee kommen. Ett langkt offt nua enn bisselchin..
Enn bissin danaschd däwaschd geed ett oft enn bissin enn da Polidik zou, bessa wäa do
ach enn bissin Richdung, awwa mee wie nua enn bisselchin.
Emm Fernsehen ess ach enn bissin se vill dommes Zeich, enn bissin Nivoo emm
Programm wäa vielleicht enn bissin bässa ,awwa mee wie enn bisselchin..
Männen da ett gääf lo enn bissin zou vill bisselcha. Ett gefft a noch, horchen noch enn
klän bissin zou. Ett gefft noch enn bissin Anstand, enn bissin Vastand, enn bissin Takt,
enn bissin Ordnung, enn bissin Fräd, enn bissin Zeit, enn bissin Hellf. Datt wäa jo vann
allem nua enn biissin. Onn wie gesaat enn bissin ess jo nua enn bissin , ett wäa jo nett
vill, awwa bessa wie neischt.
Manchmol wäs äna enn bissin, dann heat a noch enn bissin, dann froot a noch enn bissin.
Dann vazehlt emm äna noch enn bissin, däa wäß awwa ach nua enn bissin.
Dann macht a noch enn bissin dabei, onn watt stemmt dann am Änn an däa Sach? Noch
kään bissin.
Ob memm bissin odda memm bisselchin kann äna vill Uwwerasch enn da Welt machen
onn datt ess manchmol nett nua enn bissin schlemm.
17
Auf geht es ins mystische China! Mit Span-
nung starten wir 12 Uhr mittags in Frankfurt
Richtung Shanghai China mit Zwischen-
stopp in Shenzhen, wo wir mit einer stren-
gen Einreisekontrolle den Boden von China
betreten. Nach 12 ½ Std. Flug Ankunft in
der Metropole des Ostens Shanghai, dem
größten Finanzplatz der Erde mit 26 Mio.
Einwohner. Beeindruckend die Skyline an ei-
nem Nebenarm des Yangtse Flusses. Besuch
des Shanghai Museum, der Nanjing Straße
und Bund, wo sich viele große Geschäfte
und Boutiquen befinden.
Aber Shanghai hat mehr zu bieten, als gro-
ße Einkaufsmeilen - viel mehr! Zum Beispiel
die zur Zeit höchste öffentlich zugängliche Aussichtsplattform
der Welt, sogar noch höher, als die des Rekord süchtigen Du-
bai. Der Shanghai Tower auf der Halbinsel Pudong ist mit
seinen 632 m das dritthöchste Gebäude der Erde und mit der
552 m hohen Aussichtsplattform zur Zeit unseres Besuches
die höchste Aussichtsplattform der Erde! Ein atemberauben-
der Blick über Shanghai am Abend bot sich uns. Ein Besuch
im berühmten Yu Yuan Garden, einer Seidenmanufaktur und
Shanghai Museum mit Ausstellungsstücken aus verschiede-
nen Dynastien der Kaiserzeit runden das Programm in dieser
lebhaften Stadt ab.
Unsere nächste Station ist die alte Kaiserstadt Xian mit der weltbekannten Terrakotta Armee. Sie ist einer der
bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsfunde des 20. Jahrhunderts und das 8. Weltwunder! Die Alt-
stadt ist umgeben von der alten Stadtmauer. Xi’ans größtes Bauwerk ist 12 km lang, 12 m hoch und an der
Krone bis 14 m dick. Im späten 14. Jh. wurde die Mauer auf den Fundamenten der tangzeitlichen Palastbe-
zirkmauer errichtet. Der Glockenturm bildet die Mitte der Altstadt von Xi‘an, die in ihrem Grundriss auf die
frühe Ming-Zeit zurückgeht. Hier treffen alt und mo-
dern direkt aufeinander. Modernste Kaufhäuser und
kleine schmale Gassen mit handwerklicher Kunst und
Garküchen, Geschäfte mit Kräutern und chinesische
Heilmedizin überbieten sich mit Ihrer bunten Ware.
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug geht es weiter nach
Luoyang zu den beeindruckenden Longmen Grotten.
Die Grotten sind ihrer jetzigen Form bereits im 6. Jahr-
hundert entstanden und eine der vier berühmtesten
buddhistischen Grottengruppen Chinas. Die Grotten
liegen im Yihe Flusstal zwischen dem Duft Berg und
Longmen Berg. Die größte Statue ist der 17,14 Meter
Unsere Reise ins „Reich der Mitte“– die Volksrepublik China
von Herbert und Gabi Germann
18
hohe Buddha Vairocana und die kleinste Mikrogravur Buddha-
figur ist nur 2 Zentimeter hoch.
Wir besuchten dann ein Shaolin Kloster nördlich der Kreisstadt
Dengfeng. Das Kloster ist mit Abstand das berühmteste Kloster
Chinas und wird heute auch als „Tempel Nummer 1 unter dem
Himmel“ bezeichnet. Es ist für seine Kampfkünste, das Shaolin
Kung Fu, sowie für Tai Chi und Qigong bekannt. Weiterhin soll
hier ein indischer Mönch vor rund 1.500 Jahren die Grundla-
gen des Zen-Buddhismus geschaffen haben.
Mit dem Flugzeug geht es für uns von Zhengzhou nach Peking. Nach strengen Sicherheitskontrollen betre-
ten wir den Platz des himmlischen Friedens (Tian‘anmen Platz). Er wird mit seinen 39,6 ha Fläche oft als
größter befestigter Platz der Welt bezeichnet. Für uns beeindruckend die Dimensionen der umliegenden
Gebäude (Parlamentsgebäude, Mausoleum von Mao Zedong, Haupteingang zur Verbotenen Stadt, Chi-
nesisches Nationalmuseum). Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der Besuch in der Verbotenen Stadt
mit kaiserlich roten Mauern. Jahrhunderte war der Eintritt für einfache Bürger nicht erlaubt. Die original
erhaltenen Räume und Empfangssäle aus der Kaiserzeit mit dem Thron des
Kaisers war für uns ein Erlebnis.
Dann kam für mich und Gabi das absolut Größte der Reise. Besuch der großen
Mauer. In Simatai ging es mit der Seilberg steil nach oben auf einen Gebirgs-
zug. Nach nochmals ca. 100 m steilen Treppen erreichten wir die Mauer. Von
unserem Ausblick konnten wir weder einen Anfang noch ein Ende der Mauer
sehen. Mit ihrem Bau wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen. Sie erstreckt
sich nach neuesten Erhebungen über 21.196,18 Kilometer und umfasst 43.721
Einzelobjekte und Standorte und ist damit das größte Bauwerk der Welt.
In Chengde besuchten wir die Sommerresidenz der frühen Kaiser der Qing
Dynastie(1644-1911).Der Gebirgserholungsort, den die Kaiser im 18. Jahr-
hundert erbauten, besteht aus großen Parks mit Seen, Pagoden und dem Kai-
serlichen Sommerpalast.
Wieder zurück in Peking Besuch des Himmelstempels, des neuen Sommerpa-
lastes mit Marmorschiff, eine Fahrt mit einer Rikscha durch einen Hutong. (Hu-
tong ist die Bezeichnung für die engen Gassen, die sich durch die Pekinger
Altstadt ziehen).
Am letzten Tag unserer Reise nochmals ein strammes Programm. Besuch der
Pandabären im Pekinger Zoo, Olympiagelände mit dem Vogelnest (Stadion),
Künstlerviertel in der Altstadt und noch einmal ein festliches Essen mit Pekingente.
Leider endete dann diese fantastische Reise auf dem Asiatischen Kontinent mit dem Rückflug nach Frankfurt.
Viele weitere Erlebnisse der Reise konnten wir wegen Platzmangel in dieser Beschreibung nicht unterbringen.
19
VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit
Am 7.Oktober feierten Willi Möß-
ner (78) und Helga geb.Schol-
ly (71) in ihrem Haus auf der
Holzmühle Goldene Hochzeit.
Heiner Groß und Maria Scholly
gratulierten vom VHL ihren treu-
en Mitgliedern ganz herzlich.
Willi stammt aus der Nähe von
Karlsruhe. Nach der Hochzeit
im Jahre 1966 zog er mit seiner
Frau in deren Elternhaus auf die
Holzmühle. Willi fand später Ar-
beit bei den Saarbergwerken,
wo er bis zu seiner Pensionie-
rung tätig war. Helga arbeitete
im städtischen Altenheim Saar-
louis, der heutigen AWO-Senio-
renresidenz. Das Jubelpaar hat
zwei Kinder. Sohn Dirk ist Arzt
und Tochter Michaela mit ihrem
Mann Jörg Wernet bei der Firma
Lambert als Busfahrerin tätig. Zur
engeren Familie gehören auch
die Enkelsöhne Fabius und Joshua. Zur Goldenen Hochzeit , die wegen der Erkrankung von Willi Mößner in
ihrer Wohnung stattfand, reiste seine Vewandtschaft aus dem Badischen auf die Holzmühle an.
Das Ehepaar Willi Mößner und Helga geb. Scholly mit Sohn Dirk, Tochter Micha-
ela, Schwiegersohn Jörg Wernet und den Enkelsöhnen Joshua und Fabius
Willi Mößner und Helga geb. Scholly
Adolf Willmes und Gerlinde geb. Amann
Am 24.Juni war Tag der offenen Tür im Hause Willmes
im Soutyhof. Adolf (72) und Gerlinde (68) feierten Golde-
ne Hochzeit. Mit dem Goldpaar freute sich der VHL seinen
treuen Mitgliedern herzlichst zu gratulieren. Dies taten die
VHL-Vorstände August Balthasar und Bertold Nagel, da
Heiner Groß stark erkrankt war. Das Jubelpaar ist weit
über Lisdorf hinaus bekannt und erfreut sich großer Beliebt-
heit. 19 Jahre haben sie die Gäste im Gasthaus Scherer in
Saarlouis bewirtet. Danach führten sie 13 Jahre die Gast-
wirtschaft „Neue Welt“, auf vertrautem Lisdorfer Bann. Es
spricht für Adolf und Gerlinde, dass sowohl die Wirtschaft
Scherer als auch die „Neue Welt“, als sie dort Wirtsleute
waen, beliebt waren und entsprechenden Zuspruch hatten.
Während ihrer Zeit auf der Neuen Welt organisierten sie
dort den kleinsten, aber auch den kultigsten Faasendzug,
in der Stadt.
Tochter Anja, Schwiegersohn Christian Schwarz und die
beiden Enkelsöhne Leon und Denny feierten die Golde-
ne Hochzeit ihrer Eltern und Großeltern selbstverständlich
kräftig mit.
22
„Ein besonderer Esprit“:
Julia Hennings ist neue Kulturamtsleiterin in Saarlouis
Eine Österreicherin an der Spitze der Saarlouiser Kultur: Julia Hennings ist seit 1. Oktober neue Kulturamts-
leiterin der Festungsstadt. In Grenzregionen wie dem Saarland herrsche ein besonderer Esprit, findet sie.
Kultur und Kulturen liegen ihr im Blut: Julia Hennings ist seit 1. Oktober neue Kulturamtsleiterin der Stadt
Saarlouis. Geboren wurde die 46-Jährige im österreichischen Kärnten als Tochter eines deutschen Va-
ters und einer österreichischen Mutter. „Da treffen Temperamente und Mentalitäten aufeinander“, sagt
Hennings und lacht. „Das begleitet einen das ganze Leben.“ Nach dem Abitur folgten Stationen in Rom,
Insbruck und Salzburg: Zum Italienisch lernen, zur Ausbildung als Touristikerin und zum Studium der Ge-
schichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Archäologie und Philosophie.
Später organisierte Julia Hennings Studienreisen, schrieb DuMont-Reiseführer für Oberösterreich und Regi-
onen in Frankreich. Ein großes Projekt wurde schließlich ein Bildband über Künstlergärten in der Provence:
Koordination, Projektmanagement und Texte lagen in ihrer Hand, aber auch die Zusammenarbeit mit dem
Team des SR, der das Projekt filmisch umsetzte.
Bevor sie ins Saarland kam, lebte Hennings in Frankreich, nahe der spanischen Grenze. „Grenzregionen
sind spannend“, schwärmt sie, „es passiert viel und es herrscht ein besonderer Esprit.“ Auch für das Saarland
treffe das zu. Überhaupt: „Wenn man aus Frankreich kommt, fällt man im Saarland weich“, betont die neue
Kulturamtsleiterin. „Die Menschen legen viel Wert auf das Leben und auf zwischenmenschlichen Kontakt.“
Zuletzt leitete sie die Bergbau-Ausstellung „Das Erbe“ in Reden. Als Mitarbeiterin des Kurators war sie von
Anfang an dabei, erzählt sie, war zuständig unter anderem für Konzeption und Katalogisierung, für Ob-
jektbeschaffung und Begleitprogramm.
Jetzt freut sich die Wahl-Saarländerin auf ihre neue Aufgabe in der Festungs- und Europastadt. „Saarlouis ist
vielfältig, es gibt viele Gute Dinge und noch weiteres Potential.“ Kultur liefere nicht nur neue Perspektiven, sie
sei auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Ihr Eindruck: „Die Leute in Saarlouis haben dafür ein Gespür.“
Verwaltung, erklärt Hennings, sei schon bei ihrer Aufgabe in Reden ein Thema gewesen. Jetzt gelte es, in
die neuen Strukturen hineinzuwachsen und sich gut zusammenzufinden.
Als neue Kulturamtsleiterin folgt Julia Hennings auf Heike Breitenmoser, die im März nach kurzer, schwerer
Krankheit verstarb.
Foto und Text: Sascha Schmidt
23
Der 1978 geborene Zeichner Bernd Kissel (rechts im Bild) stammt aus Berus, wo er
heute auch lebt. Am Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis legte er 1997 sein Abitur ab.
Nach seiner Ausbildung zum Trickfilmzeichner am „Lycée technique des Arts et Métiers“
(LTAM) in Luxemburg (1998 - 2000), arbeitete Bernd Kissel als Designer im Luxemburger
Trickfilmstudio Studio 352. Ab 2007 veröffentlichte er die Comicserien „SaarLegenden“
und „SaarlandAlbum“ in der Saarbrücker Zeitung, die inzwischen auch in Buchform
erschienen sind. Als freier Zeichner arbeitete er u.a. auch für das ZDF. Gemeinsam
mit dem Zeichner und Autor Flix schuf er 2006 den Comic „Eisenhans“ und 2016 die
Graphic-Novel „Münchhausen. die Wahrheit über das Lügen“. Seit 2014 zeichnet er für
die Episoden für „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“
Benedikt Loew (links), Jahrgang 1968, besuchte das Johannes-Kepler-Gymnasium in
Lebach, wo er 1988 dasAbitur ablegte. Er studierte Politikwissenschaft, Neuere Geschichte
und Germanistik in Saarbrücken und Newcastle upon Tyne. Seit 1996 arbeitet Loew im
StädtischenMuseumSaarlouis,zunächstalswissenschaftlicherMitarbeiterundseit2006als
dessen Leiter. Im gleichen Jahr wurde ihm zudem die Leitung des Stadtarchivs übertragen.
Er ist Mitglied der Kommission für Saarländische Landesgeschichte. Veröffentlichungen
diverser Artikel sowie Mitautor und Mitherausgeber verschiedener Publikationen zur Stadt- und Festungsgeschichte. Initiator
und Autor des Comic-Projektes „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“
Seit dem Frühjahr 2014 geistert der örtlich zustän-
dige Flussgott Fluxus nun schon durch Saarlouis
und erzählt uns seine Geschichten aus der Ge-
schichte. So gewährt er uns völlig neue Einblicke
auf verschiedene historische Ereignisse in der Stadt
und ihren Stadtteilen. Mittlerweise sind schon 24
Episoden des quirligen Wassergeistes online, auf
der Seite des Städtischen Museums, erschienen.
Diese Episoden sind nun auch in Buchform erhält-
lich. In Zusammenarbeit mit dem Geistkirch-Verlag
ist hochwertiger, 72seitiger Hardcover-Comicband
entstanden. Die Comics werden durch Hinter-
grundinformationen zu den historischen Ereig-
nissen oder Personen ergänzt. Die Erläuterungen
enthalten auch Anmerkungen zu den Gründen, die
Anlass gegeben haben, die Geschichten aufzugrei-
fen oder auch Hinweise auf kleinere Details, sowie
einige historische Abbildungen. Das Buch ist für
19,80 Euro im Buchhandel sowie im Städtischen
Museum Saarlouis erhältlich.
„Saarlouis im Fluss der Zeit“ ist ein Projekt des
Städtischen Museums Saarlouis, mit dem die Ge-
schichte der Stadt und ihrer Stadtteile auf amüsan-
te Art und Weise vermittelt wird. Die Zeichnungen
stammen aus der Feder des bekannten saarlän-
dischen Comic-Zeichners Bernd Kissel. Autor der
Geschichten und Initiator des Projektes ist Muse-
umleiter Benedikt Loew. Beide gemeinsam haben
die Grundlagen für die Comicreihe entwickelt und
arbeiten eng zusammen, um ansprechende und
amüsante Geschichten zu erzählen, die zugleich
auch historische Begebenheiten vermitteln sollen.
Die Episoden sind daher eine Mischung aus fiktiver
Erzählung und geschichtlichen Fakten. Die Comics
erheben auch nicht den Anspruch ein Lehrbuch zu
ersetzten, sondern sie wollen vielmehr Lust darauf
machen, sich mit der Historie der Stadt zu beschäf-
tigen.
Der zeichnerische Stil von „Saarlouis – Im Fluss
der Zeit“ ist beeinflusst durch die franko-belgische
Comictradition. Dieser Strich erlaubt es, histori-
sche Gebäude und Personen durchaus realistisch
darzustellen. Mit feinem Gespür für die Details der
Festungsstadt ist so auch die Abschlussszene der
ersten Episode entstanden: Ausdrucksstark und von
beeindruckender Genauigkeit hat Kissel die Vau-
ban’sche Festung auf Papier gebannt. Auch andere
Orte, wie das Museum, sind bis ins Kleinste ihren
realen Vorbildern nachempfunden.
Der Wassermann Fluxus lebt schon seit Menschen-
gedenken in der Saar bei Saarlouis. Er ist viel älter,
als die Festung, die ihm durch französische Inge-
nieure vor seine markante Nase gebaut wird. Als
Sohn des Flussgottes Saravus ist er einer der Herr-
scher über die Saar. Fluxus erinnert sich auf sei-
nen Streifzügen durch das Museum oder durch die
Stadt an unterschiedlichste historische Ereignisse.
Erinnerungen die er gerne mit uns teilt. Wie be-
kanntermaßen alle Geister kann Fluxus schweben,
sich unsichtbar machen oder auch durch Wände
gehen. Außerhalb seines eigentlichen Elemen-
tes verliert der umtriebige Wassergeist ständig an
Wasser, so dass er bald wieder dorthin zurückzu-
kehren oder geeignete Gefäße finden muss, in die
er sich zurückziehen kann. Ein Umstand, der un-
seren neugierigen Protagonisten aber nicht davon
abhält, immer wieder auf Streifzüge zu gehen, we-
der in der Vergangenheit, noch heute.
Der Comicband „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ ist
sicher Muss für alle Saarlouiser und für Comic-Fans
auch über die Stadtgrenzen hinaus.
Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschichte
24
Bernd Kissel • Benedikt Loew
Saarlouis − Im Fluss der Zeit
ISBN 978-3946036-52-4
Hardcover | 72 Seiten | Format 29,7 x 21 cm
durchgehend farbige Comics und Abbildungen
Geistkirch Verlag, EUR 19,80
Buchhandel & Städtisches
Museum Saarlouis
Anmerkung der
Redaktion: Über Lisdorf er-
zählt Fluxus eine „Gemüseanalyse“, die
auf den Seiten 26 u. 27 abgebildet ist. Zur Histo-
rie: 1832 kam von Trier der junge Priester Johann Anton Josef
Hansen als Pfarrer nach Lisdorf. Neben der seelsorgerischen Betreuung
der Lisdorfer und Ensdorfer (Ensdorf gehörte zur Pfarrei Lisdorf) widmete er sich den
unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens. Pfarrer Hansen förderte durch Vorträge,
Versuche und schriftliche Darlegungen den Lisdorfer Gemüsebau. 1835 gründete er die erste Ackerbau-
schule Preußens in Lisdorf in der heutigen Feldstraße in einem Gebäude der Abtei Wadgassen. Durch sein Wirken
blühte der Gemüsebau in Lisdorf auf.
25
26
27
Historisch humorvoll:
Flussgott Fluxus gibt es jetzt im hochwertigen Buchformat
So macht Geschichte Spaß: Im Comic „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ erzählt der sympathische Flussgott
Fluxus Anekdoten aus der Saarlouiser Stadtgeschichte – kurzweilig, informativ und mit einem zwinkern-
den Auge. Jetzt sind die 24 Episoden von Benedikt Loew und Bernd Kissel in einem hochwertigen Buch im
Geistkirch Verlag erschienen.
Spitze Pointen und liebevolle Gehässigkeit, kluge Anspielungen und ein geschicktes Spiel mit historischen
Fakten: Fluxus ist ein Held, wie man sich ihn wünscht. In der Comic-Reihe „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ er-
zählt der quirlige Flussgott kurzweilige Episoden der Stadtgeschichte aus seinem ganz eigenen Blickwinkel.
Und der ist ein besonderer: Benedikt Loew, Historiker und Leiter des Städtischen Museums Saarlouis, hatte
die Idee zum Stadtcomic und fand in Zeichner Bernd Kissel den perfekten Partner – historische Faktenkennt-
nis trifft zeichnerische Finesse.
24 Episoden sind so entstanden, waren erst online zu lesen, dann in der Saarbrücker Zeitung veröffentlicht.
Jetzt ist die komplette Serie in einem hochwertigen Album im Geistkirch Verlag erschienen – ergänzt um
historische Hintergründe zu jeder Episode, die neben dem Lesevergnügen so manchen Aha-Effekt garan-
tieren. „Das hätt‘ ich nicht gewusst!“, zählt da durchaus zu den Kommentaren, die Autor und Zeichner öfter
hören, erzählten Loew und Kissel bei der offiziellen Buchpräsentation im Städtischen Museum.
Launig und informativ verlief der Abend, ganz im Sinne der Hauptfigur Fluxus. Moderiert von Christian Job
wurden ganze Episoden gelesen, Inspirationen, Skizzen und Entwicklungsstufen des Charakters präsentiert.
Im Fokus stand dabei auch die spannende Zusammenarbeit des Comic-affinen Historikers und des histo-
risch interessierten Comic-Zeichners.
Die Väter von Fluxus bei der offiziellen Buchvorstellung: Comic-Zeichner Bernd Kissel (links) und Historiker
und Autor Benedikt Loew. Foto: Sascha Schmidt
28
Zu Beginn jeder Folge liefert Loew ein Skript, mit genauen Vorstellungen von Bildaufbau und Inhalt jedes
Panels. Mit einem Digitalstift zeichnet Kissel auf dieser Grundlage einen ersten groben Entwurf. Wenn beide
sich einig sind, Aufteilung, Erzählfluss und Sprechblasen in Form gebracht sind, geht es an Mine, Tusche
und die Fertigstellung am PC. Ein Prozess, bei dem die beiden Perfektionisten im Verlauf der zwei Staffeln
immer näher zusammenfanden und ihren Comichelden um immer neue, aufregende Facetten erweiterten.
OB Roland Henz erinnerte daran, dass Saarlouis vor rund zehn Jahren das Netzwerk der Festungsstädte
der Großregion mitbegründete, das kürzlich zur Europäischen Kulturroute zertifiziert wurde. „Wenn man den
Menschen die Festung näher bringen will, muss man sie dafür begeistern und sie müssen ein Gefühl dafür
entwickeln“, erklärte er. „Das gelingt mit Fluxus: Mit ihm wird die Geschichte der Stadt mit Herz gefüllt.“
Bernd Kissel, Benedikt Loew: Saarlouis – Im Fluss der Zeit; Hardcover, 72 Seiten, 14 Fotos bei den ge-
schichtlichen Erläuterungen zu den Comic-Episoden. Geistkirch Verlag 2016, 19,80 Euro.
Ältestes VHL-Mitglied wurde 95
Am 22.April 2016 vollendete Frau Hedwig Jeibmann geb. Welsch, ältestes Mitglied des Vereins für Heimat-
kunde Lisdorf, in beneidenster körperlicher und geistiger Frische ihr 95. Lebensjahr.
Sie wurde am 22.April 1921 in Lisdorf als Tochter der Eheleute Jakob Welsch (1887-1952) und Maria geb.
Daub (1889-1949) geboren. Seit vielen Jahren wohnt sie zusammen mit Tochter Helga in einem schmu-
cken Eigenheim im Eckbereich Rosenstraße/ Fliederweg. Maria Scholly und Heiner Groß gratulierten ihr
an ihrem Ehrentag. Sie hat, wie sie uns erzählte, bisher ein bewegtes, schönes Leben, aber sehr oft auch
schweres Leben gehabt. Ihrem Geburtsort Lisdorf ist sie noch sehr verbunden. (hg)
29
Die erste Studienfahrt des vor 2 Jahren gegründe-
ten Stadtverbandes der heimathistorischen Vereine
in Saarlouis führte am 3. Oktober 2016 zu einem
Stern im Herzen des Elsaß, der Feste Neuf-Bri-
sach (Neu-Breisach), einem Meisterwerk von Vau-
ban`s Festungsbaukunst. Neuf-Brisach, als Festung
weltweit einzigartig, wurde 2008 neben weiteren
Festungsanlagen Vauban’s , darunter Arras, Be-
sançon und Longwy, ins UNESCO-Weltkulturerbe
aufgenommen. Stadt und Wälle veranschaulichen
auch heute noch eindrucksvoll die Gestaltung mo-
dernster Festungsanlagen des 17. Jahrhunderts.
Neuf-Brisach gehört zu den 12 bedeutendsten
Festungsanlagen, welche die Vielseitigkeit und die
universellen Fragmente von Vauban’s Lebenswerk
beispielhaft dokumentieren. Die Stadt Saarlouis,
die Vauban als Wasserfestung etwa 20 Jahre frü-
her baute, bemüht sich seit längerem, ebenfalls
in die Reihe der bedeutendsten Festungsanlagen
Vauban’s aufgenommen und als UNESCO-Welt-
kulturerbe ausgewiesen zu werden – bisher leider
vergeblich. Gleichwohl gehört Saarlouis zum Netz-
werk der Vauban-Festungsstädte.
Neuf-Brisach ist die letzte Festung, die auf Befehl
von König Ludwig XIV zum Schutz seiner Grenze zu
Österreich erbaut wurde. Der Breisgau mit Freiburg
und der Festung Breisach, rechts des Rheins gele-
gen, befand sich damals in österreichischem Besitz.
1698/99 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.
Bereits 1703 war die Festung in verteidigungsbe-
reitem Zustand bis zur endgültigen Fertigstellung
1708. Die Errichtung der Festung Saarlouis, die
im Innern Ähnlichkeiten zu Neuf-Brisach aufweist,
dauerte wesentlich länger.
Neuf-Brisach liegt in der Rhein-Ebene gegenüber
dem deutschen Breisach, nur 14 km südöstlich
von Colmar. Sie ist im sogenannten Dritten Sys-
tem errichtet worden, d.h. im ausgereiftesten Ty-
pus Vaubanscher Fortifikationskunst. Die Anlage
ist achteckig, die Vorwerke sind stark unterteilt, die
Böschung steil, die Mauern mit Schikanen verstärkt
– am besten zu sehen aus der Vogelperspektive.
Die Saarlouiser Gruppe von rund 45 Personen,
darunter 18 Heimatkundler aus Lisdorf, besichtig-
ten diese einzigartig gut erhaltene Anlage in einem
mehrstündigen, geführten Rundgang. Von den
ursprünglichen 4 Stadt- oder Festungstoren (im
Norden das Straßburger, im Osten das Basler, im
Süden das Belforter und im Westen das Colmarer
Tor) sind nur noch das Colmarer und das Belforter
SaarlouiserHeimatkundlerbesuchtendasUNESCO-Weltkulturerbe
im Elsaß
Die Vauban-Festungsstadt Neuf-Brisach
Ein Teil der Saarlouiser Reisegruppe mit einigen Lisdorfern auf dem Place d’Armes in Neuf-Brisach. Links im Hinter-
grund die Kirche St.Louis.
30
Tor vorhanden, und zwar in ihrem Urzustand. Die
beiden anderen Tore wurden Anfang des 19.
Jahrhunderts aus verkehrstechnischen Gründen
abgetragen und der Durchgang verbreitert. Im
Belforter Tor (Porte de Belfort) befindet sich ein
kleines Vauban-Museum, das neben Militär- auch
Stadtgeschichte veranschaulicht. Im Innern des
Stadt-Oktogons sind die Straßen schachbrettartig
angeordnet, die Häuser einheitlich gestaltet und
relativ niedrig, da sie die Mauern nicht überragen
durften. Die Mitte der Stadt bildet wie in Saarlouis
der quadratische ehemalige Exerzierplatz (Großer
Markt in Saarlouis), heute Place d’Armes Général
de Gaulle, mit einem Brunnen an jeder Ecke und
der 1731-77 erbauten mächtigen Kirche St. Louis.
Er wird heute – wie in Saarlouis – als Marktplatz
genutzt mit Parkmöglichkeiten nur in den Rand-
bereichen. Die Stadt innerhalb der Wälle ist in 48
Quadrate eingeteilt. Die Verteidigung ruhte auf 8
Bollwerken, den bastionierten Türmen. Vauban ließ
ausreichend Platz für eine Zivilbevölkerung. Neben
4 Kasernen (2 für die Infanterie, 2 für die Kavalle-
rie) und einigen Verwaltungsgebäuden wurden 34
der insgesamt 48 quadratischen Häuserblocks für
eine Zivil-Bebauung vorgesehen. Jeder Block mit
einer Kantenlänge von 50 m ist in 10 Grundstücke
aufgeteilt. Als Anreiz bekam jeder Neusiedler ein
Grundstück und Baumaterial geschenkt sowie 20
Jahre lang Abgaben- und Steuererlass.
Aus den Gründungsjahren der Stadt ist nur ein
Gebäude (Baujahr 1702) erhalten in der Rue de
Colmar, das erst kürzlich restauriert wurde. Die 8
Bollwerke (bastionierte Türme) dienten den Soldaten
als Schutzräume im Falle einer Belagerung sowie als
Artillerie-Plattformen. Zwischen den Bollwerken be-
finden sich ein Zwischenwall (Kurtine) mit einer Höhe
von 9 m über der Grabensohle. Jedes Bollwerk wur-
de durch eine Kontergarde (Vorwall) geschützt. Vor
jeder Kurtine befindet sich ein Zangenwerk, dem ein
Ravelin (Halbmond) vorgelagert ist. Die gesamte An-
lage wird von einem gedeckten Weg umgeben.
Neuf-Brisach galt als die am besten befestigte
Stadt Europas, was allerdings nie bewiesen wer-
den musste. Im Ernstfall habe sich die Besatzung
mehrfach widerstandslos ergeben. Bis 1991 gab
es noch eine Kaserne, die auch belegt war. Seit der
Auflösung der Garnison 1992 ist Neuf-Brisach eine
reine Wohngemeinde mit z. Z. 2.300 Einwohnern.
Der Besuch der Saarlouiser Gruppe verlief wie
folgt: Nach einer ca. 2,5 stündigen Anfahrt kamen
wir gegen 11.00 Uhr in Neuf-Brisach an. Bis zum
gemeinsamen Mittagessen im Hotel-Restaurant
„Aux 2 Roses“ in der Rue de Strasbourg, einem ty-
pisch elsässischen Restaurant unweit des Parade-
platzes (Place d’Armes),
besichtigten wir diesen
mit seinen angrenzenden
Gebäuden: Mairie, Post-
amt, ehem. Komman-
dantur und die 1781 im
neo-klassisistischen Stil
erbaute mächtige Kir-
che „Eglise Royale de
Saint-Louis“, vormals Gar-
nisonskirche. Nach dem
Mittagessen folgte von
14.00 bis 16.30 Uhr eine
ausgiebige Führung durch
die Festungsanlagen und
das Vauban-Museum mit
einem Stadtführer im his-
torischen Gewand, der
die Führung mit zahlrei-
chen Anekdoten aufzu-
lockern wusste. Danach
ging es mit einem Stopp
in Colmar und auf dem
Autobahnrastplatz Hohkö-
nigsburg wieder in unsere
heimatliche Vauban-Stadt
Saarlouis zurück. (hg)
Plan der Festung Neuf-Brisach
31
Am Samstag, 8. Oktober 2016, besuchten Mitglie-
der und Freunde des VHL gemeinsam mit Freunden
des Vereins für kulturelle und geschichtliche Arbeit
im Bisttal aus Wadgassen die große Ausstellung
„Nero: Kaiser, Künstler und Tyrann“ im Rheinischen
Landesmuseum Trier. Trier, das ehemalige Zentrum
der Antike, gehört seit Bestehen des Lisdorfer Hei-
matkundevereins zu seinem ständigen Besuchspro-
gramm. Erst im März waren wir mit einer Gruppe
geschichtsinteressierter Mitglieder dort.
Trier – Zentrum der Antike
Trier begeistert alle, die sich für Römer interessie-
ren. In der Stadt, einst eine der größten römischen
Metropolen, begegnen Besucher auf Schritt und
Tritt der Antike. Nirgendwo sonst in Deutschland ist
die Römerzeit derart authentisch erfahrbar: Porta
Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen und Barba-
ra-Thermen, Konstantin-Palastaula und Römerbrü-
cke sind Welterbestätten der UNESCO. Und dann
der prächtige Dom mit der Liebfrauenkirche.
Das Besichtigungsprogramm war von unseren
Wadgasser Freunden und dem Kunsthistoriker
Patrik H. Feltes, Vorsitzender des Wadgasser Ver-
eins, vorbereitet worden. An der Führung beteiligte
sich außerdem der Religionspädagoge Stanislaus
Klemm. Das Programm umfasste die große Ne-
ro-Schau, den Trierer Dom sowie die restaurierte
Liebfrauenkirche neben der Hohen Domkirche. Auf
der Rückreise kehrten wir im ehemaligen Weingut
der Wadgasser Prämontratenser in Kanzem (Cant-
zheim) ein zu einem Saarwein-Picknick.
Die erste geführte Besichtigung in Trier fand in der
großartigen Liebfrauenkirche neben dem Dom
statt. Von dort beschritten wir durch die „Heilige
Pforte“ die Hohe Domkirche. Ab 1. Januar 2017
wird diese Pforte wieder für mehrere Jahre ver-
schlossen. In der Hohen Domkirche erläuterte uns
Stanislaus Klemm den Bereich mit den Statuen der
jüngsten Heiligen aus der Diözese Trier: Blandine
Merten aus Düppenweiler, Mutter Rosa von Wald-
breitbach und der Gründer eines Trierer Mönchs-
ordens. Danach ging es zum Mittagessen ins
Restaurant der bischöflichen Trierer Weingüter in
der Weberbachstraße. Von dort spazierten wir vor-
bei an der Konstantin-Basilika, dem Kurfürstlichen
Palais durch den prächtigen Palastgarten zur Ne-
ro-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum.
Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann – neu betrachtet
Aus dem Ausstellungsflyer haben wir folgendes
entnommen:
Kaum ein römischer Kaiser weckt so viel Interesse wie
Nero (reg. 54–68 n. Chr.). Erstmalig in Europa widmet
sich eine große Ausstellung an drei Standorten mit vie-
len hochkarätigen Exponaten aus dem In- und Ausland
seinem Leben und den Folgen seiner Herrschaft.
Der Kaiser wird heute vor allem mit Verschwendungs-
sucht, Größenwahn und Grausamkeit verbunden. Be-
sonders die letzten Regierungsjahre Neros prägen das
heutige Bild des Tyrannen, Christenverfolgers und
Brandstifters. Dieses Bild stammt bereits aus der Feder
antiker Autoren wie Tacitus und Sueton, Angehörige
der Aristokratie, der Nero mit Ignoranz gegenübertrat.
Aktuelle Forschungsergebnisse lassen den Kaiser jedoch
in einem anderen Licht erscheinen, denn Nero war lan-
ge Zeit beim Volk sehr beliebt. Die Ausstellung zeigt
Lisdorfer Heimatkundler besuchten NERO-Ausstellung in Trier
32
seinen Aufstieg zum Thronfolger, seine Herrschaft,
ihr gewaltsames Ende und auch, warum das Bild Ne-
ros bis heute von negativen Eigenschaften geprägt ist.
Zusätzlich dokumentiert die Bestandsaufnahme der
Bildtradition sowie die Darstellung der Christenver-
folgungen anschaulich die Rezeption des Kaisers bis in
die jüngere Vergangenheit.
Der weltweiten Bedeutung und Beachtung Neros
folgend zeigten die Trierer Ausstellungsmacher ihn
in drei Museen, und zwar
im Rheinischen Landesmuseum Trier „Nero –
Kaiser, Künstler und Tyrann“
im Museum am Dom Trier „Nero und die Christen“
im Stadtmuseum Simeonsstift Trier ”Lust und
Verbrechen. Der Mythos Nero“
In Trier, der großen Römerstadt nördlich der Al-
pen, widmeten sich drei Museen dem umstrittenen
Kaiser. Die Ausstellungen gaben gemeinsam auf
über 2.000 qm und mit fast 1.000 Exponaten ei-
nen spannenden Einblick in Neros Persönlichkeit,
seine Epoche und die Tradition seiner Darstellung.
Die Schau über Nero (37–68 n. Chr.) war die erste
in Mitteleuropa. Die gezeigten Exponate stammten
aus allen großen Museen der Welt, natürlich auch
aus Rom selbst und dem Vatikan. Es war die größ-
te Nero-Ausstellung, die je gezeigt wurde und die
weltweite Beachtung und Resonanz fand. So ist es
nicht verwunderlich, dass mehr als eine Viertelmil-
lion Besucher die Ausstellung gesehen haben – ein
„wahnsinniger“ Erfolg.
Aus Zeitgründen konnten wir nur den Hauptteil
der Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum
(Neros Haltung gegenüber den Christen in Rom
und seine Neigung zu Lust und Verbrechen) mit
zweieinhalbstündiger Führung besuchen. Nero
blieb der Tradition in Rom treu, Gegner und poli-
tische Widersacher sowie Frauen in deren Umfeld
einfach ermorden zu lassen, so auch seine eige-
ne Mutter Agrippina. So lernten wir Nero durch
unsere sehr sachkundige Ausstellungführerin, die
nach eigenen Angaben nach vielen Führungen
sogar zu einer Verehrerin Neros geworden war,
eingehend kennen.
Die Trier-Fahrt fand in Kanzem an der Saar im
„Weingut Cantzheim“ mit einem Picknick ihren ge-
lungen Abschluss. Das Weingut, das von Familie
Reimann bewirtschaftet wird, gehörte ehemals zur
Wadgasser Abtei. Der Verfasser dieses Berichtes
vereinbarte mit Anna Reimann, einer diplomier-
ten Önologin (Weinbau-Wissenschaftlerin) für das
Jahr 2017 eine zünftige Weinprobe. Kultur und
Wein ergänzen sich gut. (hg)
Marmorbüste des Kaiser Nero
Weingut Cantzheim in 54441 Kanzem an der Saar
33
Prominenter Besuch in Lisdorf
– Amtseinführung von Pfarrer Frank Kleinjohann –
Der zum 1.Mai 2016 vom Trierer Bischof Dr. Stefan Ackermann zum Pas-
tor der Pfareiengemeinschaft Saarlouis links der Saar (Innenstadt, Lisdorf,
Beaumarais und Neuforweiler) ernannte Frank Kleinjohann, der aus Reu-
delsterz bei Mayen in der Eifel stammt, wurde am 8.Mai 2016 feierlich in
sein Amt eingeführt, zunächst mit einer Eucharistiefeier in der Pfarrkirche
St.Ludwig und anschließend mit einem Empfang seiner Pfarreiengemein-
schaft in der Hans-Welsch-Halle in Lisdorf. Sowohl die Pfarrkirche St.Lud-
wig als auch die Hans-Welsch-Halle waren bis auf den letzten Platz gefüllt.
Unter den überaus zahlreichen auswärtigen Gästen waren u.a. die
Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles, die mit Frank
Kleinjohann seit ihrer gemeinsamen Schulzeit am Gymnasium in Mayen befreundet ist und die stellv.
Bundesvorsitzende der CDU Julia Klöckner aus Mainz, studierte Theologin, deren Familie ebenfalls mit
Pfarrer Kleinjohann befreundet ist.
Pfr. Frank Kleinjohann Foto:Bistum
stellv. Bundesvorsitzende der CDU Julia Klöckner mit dem
VHL-Vorsitzenden Heiner Groß Foto:Herbert Germann
Andrea Nahles, Bundes-
ministerin für Arbeit und
Soziales Foto:SPD-Fraktion
Julia Klöckner im Kreise von Gästen des Empfangs
v.l.n.r. Herbert Germann, Frederic Becker,Georg Jungmann,Julia Klöckner, Bürgermeisterin Marion Jost, Gabi Ger-
mann, Heiner Groß Foto:Johannes Ruße
34
Lisdorfer Heimatblatt wird auf SaarDok archiviert
Mit Schreiben vom 14.10.2016 teilte uns die Universität des
Saarlandes folgendes mit:
Aufgrund des neuen Mediengesetzes ist die Saarländi-
sche Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) beauftragt,
Webangebote aus der Region zu sammeln und der Öffent-
lichkeit zugänglich zu machen. Ziel ist es diese Angebote
dauerhaft zu dokumentieren. Am 20.10.2016 hat der VHL
der SULB erlaubt, unser Webangebot http://heimatkunde.
lisdorf.de über das Internet weltweit uneingeschränkt zu-
gänglich zu machen.
Unsere Vorteile: 1. Unser Internet-Angebot bleibt langfristig
auf dem Server http://saadoc.sulb.uni-saarland.de erhalten
und einem breiten Publikum bekannt gemacht.
2. Unser Angebot wird in der saarländischen Bibliographie
erschlossen http://www.sulb.uni-saarland.de
3. Uns fallen kein Kosten an und es entsteht uns kein zusätz-
licher Aufwand.
4. Auf SaarDok gespeichertes Material ist dauerhaft verfügbar.
Ausgezeichnet
Der Heimatkundeverein Lisdorf beteiligt
sich bereits seit Anbeginn an der Müll-Sam-
melaktion „saarland picobello“ neben dem
Löschbezirk Lisdorf der Feiwilligen Feuer-
wehr und dem CDU-Ortsverband. Er wurde
deshalb schon mehrfach ausgezeichnet für
sein Engagement für unsere Umwelt.
Seit Georg Jungmann Geschäftsführer des
EVS ist, haben wir eine besondere Verpflich-
tung an der Aktion teilzunehmen, zumal
er ebenfalls von Anbeginn immer tatkräf-
tig mithilft. Wir hoffen, dass auch im März
2017 wieder viele freiwillige Helfer dabei
sein werden.
35
Nachruf
Seit der letzten Ausgabe Nr. 20 des Lisdorfer Heimatblattes sind folgende Mitglieder,
Freunde und Förderer des Heimatkundevereins verstorben:
Erich Klein, Lisdorf
Loni Bernard, Lisdorf
Heike Breitenmoser, Lisdorf
Birgit Stark, Lisdorf
Barbara Margareta Luxenburger, Luisenthal
Erich Seidel, Saarlouis
Doris Gozemba, Lisdorf
Simone Schäfer, Lisdorf
Wir halten die Verstorbenen in dankbarer Erinnerung und werden ihnen ein ehrendes
Andenken bewahren.
Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V.
An seinem 85.Geburtstag wurde Günter Mang vom VHL-Vorsitzenden Heiner Groß im Alten-Pflegeheim
Sonnenresidenz in der Lisdorfer Straße in Saarlouis herzlich gratuliert. Günter Mang ist Mitgründer des VHL
im Jahre 1997 und seither Vorstandsmitglied und ehrenamtlicher Archivar. Foto: Marita Mang-Grosch
36
Herzlich willkommen!
Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. begrüßt als neue Mitglieder:
70 Jahre
Maria Thönes, Neuforweiler
Marie-Luise Groß, Holzmühle
Hildegard Ecker, Holzmühle
Doris Leinenbach, Ensdorf
Manfred Klaeser, Fraulautern
Doris Becker, Ensdorf
75 Jahre
Klaus Ecker, Holzmühle
Annemie Schwarz, Felsberg
Rolf-Dieter Kallenbrunnen, Lisdorf
Roswitha Port, Lisdorf
Hans Hanauer, Lisdorf
Annemarie Wagner, Wadgassen
Günther Nagel, Holzmühle
Margarete Gebler, Hohenstein-Trebra/Thür.
Hans Kneip, Holzmühle
Dorothea Comtesse, Saarlouis
Helga Kreutzer, Wadgassen
Christa Schwarz, Lisdorf
Gerda Kallenbrunnen, Lisdorf
Regina Schmitt, Gröbenzell/ Bayern
Marga Steinmetz, Lisdorf
Gerlinde Loris, Lisdorf
Klemens Port, Lisdorf
Pauline Meindl-Hess, Altfrauenhofen/Bayern
Dieter Becker, Ensdorf
80 Jahre
Maria Adler, Lisdorf
Wir gratulieren
unseren älteren Mitgliedern zu ihren halbrunden und runden Geburtstagen in 2016
Marga Kaiser, Lisdorf
Agnes Groß, Holzmühle
Walter Gill, Neuforweiler
Marlies Schütz, Saarlouis
Maria Klein-Becker, Lisdorf
Heinz Zöllner, Wadgassen
Regina Planta, Lisdorf
Maria Klein-Schmitt, Lisdorf
Christa Becker, Holzmühle
Benedikt Schneider, Lisdorf
85 Jahre
Irmgard Falk, Saarlouis
Marianne Faust, Lisdorf
Irmgard Prediger, Wallerfangen
Guido Klein, Lisdorf
Gerhard Groß, Fraulautern
90 Jahre
Maria Scholly, Lisdorf
Veronika Hild, Lisdorf
Über 90 Jahre
Ottilie Schwind-Lonsdorfer, Lisdorf
Ruth Illenberger-Steffen, Port Elizabeth/RSA
Clementine Bohr-Nobel, Lisdorf/Saarlouis
Irma Theobald-Scholly, Schwalbach
Maria Schmitt, Saarlouis
Theo Speicher, Roden/Steinrausch
Guido Zengerle, Losheim
Hedwig Jeibmann, Saarlouis
Clemens Salz, Schwalbach
Silvia Salz, Schwalbach
Johannes Bohr, Saarlouis
Danald Wagner, Lisdorf
Elisabeth Jenal, Lisdorf
Alexander Jenal, Lisdorf
Dr. Franz-Josef Klein, Lisdorf
Werner Schug, Altforweiler
37
Ehrenmal auf dem Friedhof in Lisdorf
zur mahnenden Erinnerung
an die Opfer der Weltkriege
„65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht! Pro Minute verlieren 24 Menschen ihre Hei-
mat, viermal so viele wie vor zehn Jahren. Grund für den steilen Anstieg der Flüchtlingszahlen
sind Konflikte wie in Afghanistan oder die unglaubliche Gewalt der Terrororganisation IS in Syrien
und im Irak. Blutüberströmte Menschen, weinende Kinder, zerstörte Häuser, Verzweiflung, Chaos.
Fernsehbilder von Anschlägen. Ausweglosigkeit und Todesangst treiben die Menschen in die Flucht.
Sie wollen ihr Leben retten, suchen ein Leben in Frieden und Freiheit.
Auf dieser Suche kamen über eine Million Flüchtlinge nach Europa, eine historische Bewährungsprobe.
442 000 Anträge auf Asyl wurden 2015 in Deutschland gestellt. Auf einen solchen Ansturm war Deutsch-
land nicht vorbereitet.
Doch wir erlebten eine einzigartige Hilfsbereitschaft und beispielloses ehrenamtliches Engagement.
Erinnern wir uns an die eigene Geschichte: Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten mehr
als 14 Millionen Deutsche vor der Sowjetarmee in Richtung Westen. Sie haben erfahren. was Flucht
und Vertreibung bedeuten. Nur ihr eigenes Leben konnten sie retten, hier hatten sie Gelegenheit, sich eine
neue Zukunft aufzubauen. Aber nicht alle haben die Strapazen der Flucht überlebt.
Am Volkstrauertag gedenken wir gemeinsam der Toten der Kriege und der Gewaltherrschaften. Zu
ihnen gehören auch die Menschen, die während der Flucht und der Vertreibung starben. Ihre Gräber
sind Kriegsgräber, die auf Dauer zu erhalten sind: Eine Mahnung für den Frieden!“
Werner Hillen, Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK), LV Saar
Gedenken zum Volkstrauertag
„Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt
vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.“
Dalai Lama
38
Der VHL braucht Sie und Dich !
39
Der Saar-Polygon auf der Bergehalde Ensdorf
Auch der Ensdorfer Nachbarort Lisdorf ist froh und stolz, dass auf der 150m über dem Saar-
tal befindlichen Ensdorfer Bergehalde nun eine begehbare 30m hohe Stahl-Skulptur thront, die
man Saar-Polygon taufte, was griechisch „Vieleck“ heißt, die an den 2012 aufgegebenen Stein-
kohlebergbau erinnern soll. Dabei erinnert man sich auch daran, dass Ensdorf und Lisdorf über
Jahrhunderte pfarrlich und kommunal zusammen waren und Ensdorf mit dem Bergbau und der
Industriealisierung den früheren Hauptort Lisdorf überholte. Auch haben viele Lisdorfer im nahen
Bergwerk Ensdorf, damals Saarschacht oder Grube Duhamel genannt „Brot und Arbeit“ gefun-
den. Einige mussten dort auch ihr junges Leben lassen. So steht der Saar-Polygon auch für Lisdorf,
zumal er von der gesamten Ortslage und erst recht von der sehr nahen Lisdorfer Aue bestens zu
sehen ist. Auch von dem Lisdorfer Ortsteil Holzmühle und dem erhöhten Ginsterberg, wo ich seit
1971 wohne, hat man einen schönen Blick zum markanten Saar-Polygon. Morgens richten sich
meine ersten Blicke auf die sehr nahe wirkende stählerne Großskulptur und abends bzw. nachts
zieht der beleuchtete Polygon die letzten Blicke ebenfalls auf sich. Obwohl ich mit dem Bergbau
diekt nichts zu tun hatte und ihn nur in mehreren Grubeneinfahrten erlebt habe, hat er mich faszi-
niert. Deshalb gehöre ich schon seit vielen Jahren als förderndes Mitglied dem Bergarbeiterverein
an. Es hat mich gefreut, dass ich bei der Einweihung des Saar-Polygons am 17.September 2016
dabei sein durfte und unser Lisdorfer Heimatkundevereinsmitglied, Kanzleramtsminister Peter Alt-
maier, ihn in den höchsten Tönen lobte. Dass die Gemeinde Ensdorf den Saar-Polygon zu ihem
Wahrzeichen erklärt hat, ist ebenfalls lobenswert.
Es ist zu hoffen, dass der Saar-Polygon zum Wahrzeichen der gesamten Saar-Region wird, denn
er ist einzigartig. Er dient als Denkmal und Landmarke nicht nur der Erinnerung an den Berg-
bau, sondern auch als Motor für den Tourismus in unserer gesamten Region. So wirkt er auch
als Zukuntfsperspektive.(hg)
Foto: Georg Groß

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Heimatblatt 21

  • 1. Nr. 21 November 2016 Preis 3,00 Euro Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof Schulleiterin Birgit Klein mit Bürgermeisterin Marion Jost, den VHL-Vertretern Heiner Groß und Her- bert Germann, den Künstlern, Eltern, Sponsoren und Gästen bei der Einweihung am 5.Oktober 2016
  • 2. Impressum: Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis−Lisdorf Tel.: 06831/ 4 16 94, Fax: 06831/ 12 87 53 Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich) G. Groß, Agnes Groß, Gabi Feld, Marie-Luise Groß, Manfred Nebelung Druck: Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis−Lisdorf Bankverbindungen: Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto. Nr.: 74−30088−0 Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 10), Kto. Nr.: 1401217629 Bezugspreis: 3 Euro je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion, wieder. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................................................................................2 Impressum..............................................................................................................................................................................2 Vorwort...................................................................................................................................................................................3 Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof................................................................................................................................4 17. Le.ischdrowwa Mundartfeschd...........................................................................................................................................5 Vor 60 Jahren eine große Errungenschaft in Lisdorf...................................................................................................................6 Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt werden..............................................................................................................................9 Totenbildchen erzählen vom Leben.........................................................................................................................................13 Das Leben der Anna Klein - Berdin.........................................................................................................................................14 Beiträge zur Lisdorfer Mundart...............................................................................................................................................17 Unsere Reise ins „Reich der Mitte“– die Volksrepublik China.....................................................................................................18 Historische Hochzeitsbilder.....................................................................................................................................................20 VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit...........................................................................................................................22 Julia Hennings ist neue Kulturamtsleiterin in Saarlouis.............................................................................................................23 Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschichte...........................................................................................................24 Flussgott Fluxus gibt es jetzt im hochwertigen Buchformat.........................................................................................................28 Ältestes VHL-Mitglied wurde 95..............................................................................................................................................29 Saarlouiser Heimatkundler besuchten das UNESCO-Weltkulturerbe im Elsaß............................................................................30 Lisdorfer Heimatkundler besuchten NERO-Ausstellung in Trier..................................................................................................32 Prominenter Besuch in Lisdorf................................................................................................................................................34 Lisdorfer Heimatblatt wird auf SaarDok archiviert.....................................................................................................................35 Ausgezeichnet.......................................................................................................................................................................35 Nachruf................................................................................................................................................................................36 Wir gratulieren......................................................................................................................................................................37 Herzlichwillkommen!.............................................................................................................................................................37 Gedenken zum Volkstrauertag................................................................................................................................................38 Der VHL braucht Sie und Dich !...............................................................................................................................................39 Zünftige Weinprobe beim Winzer-Präsidenten Gerd Petgen in Perl-Sehndorf am Samstag, 26.November 2016 als Abendveranstaltung. Busabfahrt in Lisdorf am Feuerwehrhaus um 18.00 Uhr, zurück~23.00 Uhr. Unkostenbeitrag: 35 Euro für Fahrt, Wein und Winzervesper Anmeldung mit Zahlung oder Überweisung an Doris Freichel, Tel.:3501, Heiner Groß Tel.: 41694 Fahrt zum unterirdischen Romantik-Weihnachtsmarkt nach Traben-Trabach am Samstag, 3.Dezember 2016 als Halbtagesfahrt. Busabfahrt in Lisdorf am Feuerwehrhaus um 14.00 Uhr, zurück~21.00 Uhr, Preis: 15 Euro Anmeldung mit Zahlung oder Überweisung an Heiner Groß, Tel.: 41694 oder VHL-Vorstandsmitglied 2
  • 3. Verehrte Leserinnen und Leser, mehr als ein dreiviertel Jahr ist vergangen, seit wir Ihnen Ausgabe Nr. 20 des Lisdorfer Heimatblattes vorgelegt haben. Ausgabe Nr. 21 war für Mitte des Jahres vorgesehen, doch ein Unfall am 21. Mai, bei dem ich einen Trümmer- bruch des rechten Schultergelenks erlitt, verhinderte dies. Es folgten mehrere stationäre Krankenhausaufenthalte und ein längerer Aufenthalt in einer ortho- pädischen Reha-Klinik, so dass ich erst jetzt wieder – zwar körperlich ziemlich eingeschränkt – für die Herausgabe des Heimatblattes zur Verfügung stehe. Einige Vorhaben unseres Vereins im Sommer und Früherbst d. J. konnten zwangsläufig nicht durchgeführt werden. Dennoch gibt es Interessantes zu berichten über eine große Errungenschaft für Lisdorf vor 60 Jahren, das Leben einer Wirtsfrau in ihrer Dorfwirtschaft auf der Holzmühle und zwei besonders interessante Fahrten – in die Festungsstadt Neuf Brisach im Elsaß und zur großen NERO-Ausstellung in Trier – und nicht zuletzt über familiäre Ereignisse von VHL-Mitgliedern. Ich freue mich über die Beiträge unserer Mitglieder August Balthasar über die ehemalige genos- senschaftliche Großwäscherei in Lisdorf, Herbert Germann über eine Reise „in das Reich der Mit- te“, die Volksrepublik China, Marianne Faust über die Lisdorfer Mundart und Dr. Franz Klein und seine Cousine Martina Dräger: „Totenbilder erzählen vom Leben“. Unsere Freunde Prof. Dr. Dr. Thomas Gergen, Professor an der Uni Luxemburg, und der Historiker Benedikt Loew, Leiter des Städt. Archivs und Museums, berichten über ein Kriegstagebuch einer Franziskanerin aus der St.-Elisabeth-Klinik vom Kriegsende 1944/45 mit Bezug zu Lisdorf bzw. den Erlebnissen des Wassergeistes Fluxus, „Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschich- te“. Ihnen möchte ich für ihre ehrenamtliche Mitarbeit herzlich danken. Ebenso danke ich meiner Schwester Agnes Groß, die für das umfangreiche VHL-Bildarchiv verantwortlich ist die historischen Hochzeitsbilder und zusammen mit Maria Scholly die Lebensdaten von VHL-Mitgliedern zusam- mengetragen hat. Mein besonderer Dank gilt meinem VHL-Vorstandskollegen Georg Groß aus Beaumarais, der für sämtliche Ausgaben des Heimatblattes in stundenlanger Arbeit das Layout gefertigt hat. Dank auch an Gabi Feld für ihren Schreib- und Lektorendienst, an die Vorstandsmit- glieder Gerhard Grasmück, Berthold Nagel und Harald Weiler für die zahlreichen Fotos und nicht zuletzt an Manfred Nebelung für die Verteilung unseres Heimatblattes an die zahlreichen Mitglie- der und Verkaufsstellen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Betrachten der Bilder. Ihr Heiner Groß Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e.V. 3
  • 4. Mosaik-Drache ziert den Lisdorfer Schulhof Die Einweihung des Mosaik-Drachens auf dem Schulhof der Grundschule Prof.-Ecker in Lisdorf ist am 5.Oktober 2016 mit einem Schulfest gefeiert worden. Der Drache bereichert den Schulhof und wird den Grundschulkindern zum Klettern und Spielen dienen. Schulleiterin Birgit Klein hatte Schüler und ihre El- tern, sowie die Künstler, Sponsoren und Gäste geladen. Viele waren dabei, als das Kunstwerk, das innerhalb der letzten Monate i.R. der von den Stadtwerken Saarlouis initiierten Projektes „Alle! Achtung!“ geschaffen, enthüllt und zur Benutzung freigegeben wurde. Zuvor war die Drachenda- me von den Schüler/innen auf den Namen „Lis- dorfine Ecker“ getauft worden. Das Kunstprojekt wurde von den Künstlern Stefanie Ahlbrecht und Hans-Peter Bach geleitet, wobei die Schulgemein- schaft: Schüler, Lehrer und Eltern für die praktische Umsetzung sorgte. Gesponsert wurde das Projekt von den Stadtwerken Saarlouis und der VuB-Flie- sen GmbH, die die Materialien einschließlich der Fliesen der Schule schenkte. Außerdem kamen Spenden von Privat. Den Rest steuerte die Schu- le durch verschiedene Aktionen bei. Schulleiterin Birgit Klein dankte allen, die an der Realisierung des Kunstprojektes beteiligt waren. Danach stürm- ten die Kindern den Drachen und alle feierten das vollbrachte Werk. (hg) Die Kinder der GS Prof.-Ecker in Lisdorf vor der Inbesitznahme des Kunsprojektes. Sie tauften die Drachendame tref- fend auf den Namen „Lisdorfine Ecker“. Foto: Herbert Germann Schulleiterin Birgit Klein bei der Begrüßung. 4
  • 5. 17. Le.ischdrowwa Mundartfeschd Am Sonntag, dem 6.November 2016, fand zum17. Mal das Le.ischdrowwa Mundartfeschd unter dem Motto „Mir schwätzen Platt“ im Saale des Gasthauses Schulden in der Großstraße in Lisdorf statt. Der Vor- sitzende des Heimatkundevereins Lisdorf, Heiner Groß, konnte mehr als 70 interessierte Zuhörer begrüßen und führte durch das Programm. Herbert Germann sorgte für den guten Ton bei der Veranstaltung. Unser Bild oben zeigt die bekannten Mundartdichter und Buchautoren: 1.Reihe v.l.n.r.: Karin Peter aus Wad- gassen, Marianne Faust aus Lisdorf, Luise Luft aus Roden und Jean-Louis Kieffer aus Filstroff. 2.Reihe v.l.n.r.: Harald Ley aus Picard, Patrick H. Feltes gen. Veltz aus Wadgassen, Heiner Groß und Herbert Germann. 5
  • 6. Vor 60 Jahren eine große Errungenschaft in Lisdorf Die Raiffeisenkasse errichtet eine Gemeinschaftswaschanlage Abdruck der Oktoberausgabe von 1957 der Raiffeisen-Schrift. 6
  • 7. Am 9. Dezember 1955 berichtete die Saarlän- dische Volkszeitung (SVZ) unter der Überschrift „Lisdorf erhält eine Gemeinschaftswasch- anlage“ über die Generalversammlung der Raif- feisenkasse Lisdorf im Saal Schulden unter Vorsitz des Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Weiler und des Geschäftsführers Herrmann Johannes. Hauptpunkt der Versammlung war ein Vortrag von Frau Koch, Lehrerin an der Landwirtschaftsschule Blieskastel, über die Bedeutung von Gemeinschaftswaschanla- gen und ihre Vorteile. Sie sollten der Entlastung der Landfrauen dienen, die neben der Arbeit im bäu- erlichen Betrieb noch einen in der Regel großen Haushalt mit viel Wäsche zu erledigen hätten. Sie habe ihre Ausführungen mit dem Wunsch geschlos- sen, dass die hiesige Raiffeisengenossenschaft der Lisdorfer Bevölkerung bald eine solch segensrei- che Einrichtung zur Verfügung stellen werde. Der Vortrag sei von den zahlreichen Versammlungsteil- nehmern, darunter viele Frauen, begeistert und mit dankbarem Beifall aufgenommen worden. Darauf- hin beschlossen Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Raiffeisengenossenschaft Lisdorf, an ihrem Standort in der Provinzialstraße umgehend eine Großwaschanlage zu errichten. Bis zur Inbetrieb- nahme am 1. Oktober 1957 vergingen 18 Mona- te, da zunächst ein Neubau zu errichtetn war und die Lieferung der Maschinen- und Kesselanlagen, die aus der Bundesrepublik bezogen wurden, sich erheblich verzögerte. Das Saarland gehörte zwar seit dem 1. Januar 1957 als 10. Bundesland zur BRD, wirtschaftlich erfolgte der Anschluss erst am sog. Tag X, dem 6. Juli 1959. Bis dahin war un- sere Währung der französische Franc. Im Sommer 1957 wurden 6 große Trommelwaschanlagen und ein Heizöltank mit einem Fassungsvemögen von 30.000 Litern installiert sowie eine Mangel- und Bügelstube eingerichtet. Die SZ berichtete am 3. August 1957 mit Wort und Bild über die fertige An- lage. Das bundesweit verbreitete Informationsblatt der Raiffeisengenossenschaft berichtete in seiner Oktober-Ausgabe von 1957 über die Einweihung der Gemeinschaftswaschanlage in Lisdorf, der 70 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinsvertreter und Vertreter des Genossenschaftsverbandes beiwohn- ten. Der damalige Lisdorfer Pastor Alois Löw (von 1954–1966 in Lisdorf) segnete das neue Betriebs- gebäude ein und erinnerte an den Wahlspruch Raiffeisens: „Einer für alle, alle für einen“, der hier in die Tat umgesetzt worden sei. Als Betriebsleiter wurde Peter Balthasar aus Ens- dorf bestimmt, ein Verwandter der Ehefrau von Herrmann Johannes und ein Onkel von August Balthasar, dem Mitverfasser dieses Beitrags. Die Gesamtleitung hatte der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Lisdorf, Herr- mann Johannes. Am 1. September 1960 wurde die Betriebsleitung August Balthasar übertragen, der diese Funktion bis zum 31.12.1964 inne hatte. Ihm oblag die technische Bedienung und Überwachung der sechs großen Waschmaschinen sowie die Kun- denabfertigung einschließlich der Kasse. Ferner war er zuständig für die Technik einschließlich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinschaftswasch- anlage 1958/59 Mangeln: Sieglinde Schug, Marga Weiland,Luise Lonsdorfer Hintergrund: Trockner:Mia Weiland, Waschmaschine: Mari- anne Meineke-Gladel, Peter Balthasar links vorne: Frau Schmitts, Bügeln; Klotilde Mattes 7
  • 8. Ölheizung auf dem gesamten Raiffeisen- betriebsgelände. Als Betriebsleiter musste der den Einsatz von bis zu 10 Mitarbeite- rinnen koordinieren, die vor allem als Büg- lerinnen eingesetzt wa- ren. Von Anfang an dabei waren Marianne Meinecke-Gladel aus Neuforweiler, Luise Lonsdorfer und Martha Herz aus Lisdorf; später kamen Elfriede Recktenwald-Hoffmann und ande- re hinzu. Erwähnenswert ist ein amüsantes Ereignis aus der Waschanlage: Als am Tag X, dem 6. Juli 1959, die Währung im Saarland von Franc auf DM wechselte, wurden die Büglerinnen über mehrere Tage damit beauftragt, zerknitterte Franc-Scheine mit dem Bügeleisen zu glätten, damit die Raiffei- senkasse sie in DM-Scheine umtauschen konnte. Die Lisdorfer Raiffeisengenossenschaft betrieb damals neben dem Warengeschäft und der Gemeinschafts- waschanlage noch eine „Erddämpfanlage“, die den Genossenschaftsmitgliedern gegen Erstattung der Selbstkosten zum „Entkeimen“ der Erde in den Früh- beeten (den sog. Kuschen) und den Gewächshäu- sern zur Verfügung gestellt wurde. Die Aufsicht und Wartung der „Erddämpfanlage“ oblag ebenfalls dem Technischen Betriebsleiter August Balthasar. Die Gemeinschaftswaschanlage wurde in den ers- ten Jahren stark frequentiert, so dass immer ca. 10 Mitarbeiter einschließlich der Aushilfskräfte dort tä- tig waren. Doch einige Jahre nach dem wirtschaft- lichen Anschluss des Saarlandes an die BRD und die Einführung der DM änderte sich das.Wasch- maschinen waren mittlerweile für jeden Haushalt erschwinglich geworden, so dass sich eine Ge- meinschaftswaschanlage nicht mehr lohnte. Da- her beschlossen Aufsichtsrat und Vorstand der Raiffeisenkasse, sie zum 31.12.1964 aufgegeben und an den bisherigen Betriebsleiter August Baltha- sar zu verpachten. Dieser reduzierte zunächst das Personal auf zwei feste Mitarbeiterinnen und zwei bis drei Aushilfskräfte. Anfangs lief das Geschäft noch recht gut, doch am 31. März 1967 stellte Au- gust Balthasar den Betrieb ein und wechselte als Angestellter in die technische Abteilung der St.-Eli- sabeth-Klinik nach Saarlouis. Als die Raiffeisenkasse Lisdorf neben ihrem ur- sprünglichen Betriebsgebäude, in dem sowohl das Bank- als auch das Warengeschäft betrieben wur- de, ein eingeschossiges Bankgebäude errichtete, wurde das Gebäude der Gemeinschaftswaschan- lage teilweise in dieses integriert. Aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen Ende der 50iger, Anfang der 60iger Jahre des vori- gen Jahrhundert mit der Eingliederung des Saarlandes in die BRD konnte die genos- senschaftliche Gemeinschaftswaschanlage nur 10 Jahre bestehen. August Balthasar und Heiner Groß August Balthasar Raiffeisen Gemeinschaftswaschanlage Lisdorf, Provinzialstr. 144; Eröffnung 1. Oktober 1957 8
  • 9. „Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt werden, die Menschen konnten es einfach nicht mehr darin aushalten...“ Ausschnitte aus dem Kriegstagebuch der Waldbreitbacher Franziskanerschwester Botwida aus der Saarlouiser Elisabeth-Klinik mit Bezug zu Lisdorf von Thomas Gergen1 Eine wichtige Quelle einer Ordensschwester zum Kriegswinter 1944/5 liegt uns nunmehr vor; sie beschreibt, wie die Schwestern in der Elisabeth-Klinik diesen Zeitraum erlebten. Für den 25.12.1944 wurde in einem anderen Tagebuch kurz vermeldet: „Nun steht auch der vierte Stadtteil, Lisdorf in Flammen“2 . Auffällig sind in dem Tagebuch die Kontakte zum Stollen3 in Lisdorf, in dem sich einige der Schwestern aufhielten, während die anderen in der Klinik verblieben waren. Heiner Groß hat das grauenhafte Geschehen und das Leid vieler Lisdorfer jüngst in seinem Aufsatz „Geschichten um die Evakuierung in den Felsenstollen Rosenthal 1944/45 vor 70 Jahren“ eindrücklich geschildert, veröffentlicht im Lisdorfer Heimatblatt 20 (2015), S. 12-15. Aus dem unveröffentlichten Tagebuch der Elisabeth-Schwestern folgen nun einschlägige Passagen mit beson- derem Bezug zu Lisdorf. Der Dr. Kurt Linster-Stiftung sei an dieser Stelle für ihre Forschungsförderung gedankt. 1) Thomas Gergen ist Universitätsprofessor in Luxemburg sowie Vorstandsmitglied der Kommission für Saarländische Landesge- schichte. Vor kurzem veröffentlichte er zum Thema der Kriegsschilderungen: „Der Krieg in Wadgassen und Überherrn im Winter 1944/45, nach einem Augenzeugenbericht von Fritz Goergen“. In: Unsere Heimat (Mitteilungsblatt des Landkreises Saarlouis für Kultur und Landschaft) Jg. 39 (2014), Heft 1, S. 20-38 sowie Heft 2, S. 57-77. Zum Schriftenverzeichnis siehe detailliert: http://www.fries-herrmann.de/kanzlei/thomas-gergen [16.2.2016]. 2) Tagebuch der Liesel Paquet-Wagner 1944/45, siehe dazu: Thomas Gergen, „Die Partei ordnete sofort die Räumung der Stadt unter dem Dröhnen der Granaten und Fliegerbomben an...“ Drei Frauen führen Tagebuch über den Kriegswinter 1944/45 in Saarlouis. In: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 42 (2016), im Druck. 3) Grundlegend dazu bereits: Heiner Groß, Der Kampf um den Westwall im Raum Lisdorf / Ensdorf im Winter 1944: die Saar wurde ihnen zum Verhängnis, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 20; Ders., U.S. Captain John A. Reilly vor 65 Jahren : 1.000 Kreaturen in unterirdischem Verlies entdeckt!, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 18-19; Ders., Weiße Frau erfleht Hilfe für Ensdorfer im Stollen, in: Lisdorfer Heimatblatt 11 (2010), S. 12-13; Agnes Groß, Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal: das Kriegsende in Lisdorf, Lisdorf 2002; Wolfgang Mang, Wie die Lisdorfer den Kriegswinter 1944/45 im Stollen Rosental ver- brachten, in: Lisdorfer Heimatblatt 1 (1999), S. 14; Ders., Vor 60 Jahren: Lisdorfer verlassen ihre Heimat, in: Lisdorfer Heimatblatt 1 (1999), S. 6-7. Vorbemerkung der Redaktion: Der Verfasser des folgenden Beitrages, Prof. Dr.jur. Dr.phil. Thomas Gergen stammt aus Roden und wohnt derzeit in Saarwellingen. Seit geraumer Zeit besteht zwischen ihm und dem VHL ein guter Kontakt, Er befasst sich u.a. intensiv mit heimathistori- schen Themen, so auch mit den Auswirkungen des 2.Weltkrieges auf die Menschen in unserer Region. Beruflich ist Thomas Gergen als Professor an der Universität Lu- xenburg tätig. Daneben ist er Vorstandsmitglied der Kommission für Saarländische Landesgeschichte. Im nachfolgenden Beitrag befasst er sich mit dem Kriegstagebuch der Franziska- nerschwester Botwida aus der St.Elisabeth-Klinik Saarlouis mit Bezügen zu Lisdorf aus dem Zeitraum Dezember 1944/Januar 1945. Als Saarlautern, wie unsere Heimatstadt Saarlouis von den Nazis umbe- nannt wurde, im Dezember 1944 akutes Kriegsgebiet wurde, waren in der St.Elisabeth-Klinik noch sieben Waldbeitbacher Franziskanerschwestern. Da sie um ihr Leben fürchteten, blieben nur drei Schwestern in der Klinik, darunter Schwester Botwida, während die übrigen vier mit ihrer Oberin in den Stollen Rosent- hal nach Lisdorf flüchteten. Darüber haben wir in unserem Buch „Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal“ ausführlich berichtet. Restexemplare können noch über den VHL zum Preis von 20 Euro bezo- gen werden. Über die damaligen dramatischen Geschehnisse führte Schwester Botwida ein Kriegstagebuch, über des- sen Existenz uns nichts bekannt war. Wir danken deshalb Prof. Gergen, dass er dieses Tagebuch aufge- spürt hat und darüber im Heimatblatt berichtet. 9
  • 10. Weggang von fünf noch vorhandenen Schwestern von Saarlouis nach Lisdorf Am Morgen des 29. November [1944] hatten wir die letzte hl. Messe. Sie wurde von dem Jesuitenpater, Hochwür- den Herrn Pater Schüller gehalten. In der Pfarrkirche wurde nicht mehr zelebriert. Das Portal der Kirche und er davorliegende Große Markt hatten in der Nacht schon einige Einschläge zu verzeichnen. Da nun Schwester Oberin glaubte, es sei besser, dass wir uns noch teilen würden, vielleicht in zwei Gruppen. So entschloss sie sich, mit fol- genden Schwestern, M. Chromatia, M. Pelagia und M. Angela in einen in Saarlautern (früher Lisdorf) gelegenen Stollen oder Bunker zu gehen. Das Allerheiligste, das wir noch in unserer Kapelle hatten, nahmen sie mit, um es in Lisdorf in der Pfarrkirche, wo ein bombensicherer Schrank war, aufzuheben. In einer kleinen Kranken-Patene hatten wir noch einige Hostien, und somit den verborgenen großen Gott noch bei uns. Wir freuten uns ob dieser Gnade, hatten wir doch keinen Priester bei uns, der zelebrierte. Nun waren wir noch zu drei Schwestern, die liebe Marga- rethe, unsere gute Köchin und die tapfere Antonina. Schwester Margaretha wollte mit Munkes und dem Ukrainer in der Klinik bleiben. Ich selbst sollte mit Schwester Antonina und der Ukrainerin in den Keller des Gymnasiums gehen. So machten wir uns dann einen kleinen Wagen mit allerlei notwendigem Zug, Bettsachen, Kerzen, Wasser und Lebensmitteln auf den Weg, um uns das neue Heim etwas gemütlich einzurichten. Der Keller liegt etwa 5 Mi- nuten von der Klinik entfernt.[...] Hilfe für die Schwestern, die im Stollen waren Mittlerweile schmiedeten auch wir Pläne, wie unseren im Stollen verbannten Schwestern Hilfe zu bringen sei. Nun kam am Nachmittag ein Käpten Herres, der die Angelegenheiten der Zivilleute behandeln sollte mit seinem Burschen in die Klinik. So manche Angelegenheit wurde besprochen. Auch waren schon Kranke aus dem Lisdorfer Stollen angemeldet, und dass sich der Herr Dr. Dresen in Lisdorf aufhalten würde, wusste aber nicht wo. Gerne hätte er ihm einen Besuch gemacht, musste er doch später mit ihm arbeiten. Gleich bot ich mich an, ihm den Weg zu zeigen. Wir erzählten auch von unseren Schwestern, die sich dort aufhalten würden. Nun es sollte noch zu einer näheren Besprechung kommen. Zwischendurch traf ich öfter mit dem Fahrer des Käptens zusammen. Wir besprachen den Weg ganz genau, doch er hatte immer noch Bedenken, weil der ganze Weg immer noch unter Beschuss lag. Nun kam Dienstag, unser letzter Termin, da musste St. Antonius helfen, ob er wollte oder nicht. Ich bot mich zum zweiten Mal an, ihm den Weg zu zeigen. Heute war der gute Herr schon zugänglicher, die Entfernung wurde besprochen, es sollte ja nur eine Fahrt von zehn Minuten sein. Bei dieser Gelegenheit könnte der Herr Käpten auch einen Besuch bei Herrn Dr. Dresen machen. [...] Erweiterungsbau der St. Elisabethklinik von 1906 10
  • 11. Die Ankündigung der Räumung des Stollens Es nahte der vierte Sonntag im heiligen Advent. Unter den Truppen herrscht Missstimmung. Einige ihrer Stellun- gen sind entdeckt worden und sie hatten Schlappe bekommen, man führte es auf Verrat zurück. Die Bevölkerung musste darunter leiden, man hegte gegen sie Misstrauen. Es wurden strengere Maßnahmen getroffen. Für einige Tage wurden die Pässe eingezogen. Zum Wasserholen musste eine Schwester mitgehen, die Pässe wurden vorläu- fig nicht mehr ausgehändigt. Von unseren Kranken wurden einige entlassen, d.h. alles was nicht bettlägerig war, wurde auf den Gau evakuiert. Oft war es die letzte Habe, was die armen Menschen noch hatten. Sie mussten sie einfach zurücklassen und war es auch nur ein Koffer oder ein Paket. So wurde noch mancher in der letzten Stunde zum Bettler. Nicht selten brachte man uns auch Kranke, die nur mit einem Hemd oder einer Decke bekleidet waren. Kam es dann zur Genesung oder auch zur Entlassung, hatten die Leute nichts zum anziehen. Hier war oft guter Rat teuer und St. Antonius hatte ein großes Arbeitsfeld. Es waren traurige Zustände und mancher hatte sich das Ende doch anders ausgedacht. Draußen tobte der Krieg ununterbrochen weiter. Man wollte wie es scheint nicht weiter vorrücken. Der Kriegsplan lag in Händen der Menschen, die keine Eile aber auch keine Not hatten und die Not der Anderen störte sie nicht. Wenn nicht ein gütiger Gott weiterhelfen würde, sonst kannte man keine andere Hoffnung. Die Woche vor Weihnachten brachte uns noch viele Zugänge. Der Stollen in Lisdorf sollte geräumt wer- den, die Menschen konnten es einfach nicht mehr darin aushalten, die Not, die sich darin breitmachte, war nicht übersehbar. Auch waren schon mehrere Todesfälle gemeldet. Die Menschen hatten keine Widerstandskraft und flo- gen wie die Schneeflocken um. Es waren meistens Leute in den mittleren Jahren. War jemand gestorben, wurde die Leiche in dem nächsten Straßengraben begraben, mit einer Inschrift versehen, so dass die Gräber in etwa erkennbar waren zwecks späterer Übertragung in gesegnete Erde. Auch wir hatten bis dahin schon mehrere Tote zu beklagen. Vorläufig wurden diese Leichen noch in unserer Totenhalle aufbewahrt. Es war auch nicht gestattet, sie in unserem Garten zu begraben wegen der Feindeinsicht wie man sagte. So fanden die lb. Toten noch nicht mal die Stätte, die ihnen von Gott zugedacht war. Als Helfer in so mancher seelischer und auch körperlicher Not zeichnete sich unser guter hochwürdiger Herr Kaplan Wichter [aus Roden geflohen] aus. Selbst leidend an den Folgen seiner Verwundung scheute er bei Tag und Nacht keinen Weg, um diesen armen Menschen beizustehen. Auch wurde am zweiten Weihnachtstag von unserem Herrn Kaplan eine hl. Messe in Lisdorf gehalten; leider in einem kleineren Raum, wo nur wenige Leute versammelt werden konnten, darunter auch die Ordensschwestern, die bis jetzt unermüdlich und opferbereit im Dienste der Caritas standen. Ihnen waren ja die Kranken und Notbedürftigen des großen Stollens anvertraut. Im großen Stollen selbst konnte wegen Raummangels keine hl. Messe gehalten werden. So vergingen die Feiertage schlicht und unauffällig. Bombardierungen zwischen Weihnachten 1944 und Neujahr 1945 Soeben hat auch wieder eine Granate unser Haus getroffen. Unter tollem Geräusch stürzen noch einige Rest von Fensterscheiben und Geröll die Treppe herunter. Die Schäden am Dach und in den Zimmern werden immer größer. Nur gut, dass immer noch Schnee liegt; den haben wir schnell aufgeschaufelt und zum Fenster herausgeworfen. Wir brauchen keine weiten Wege zu machen, Löcher zum hinauswerfen hat man genug. Das ist dann immer unsere Arbeit für die Stunden, wo die Ari angeblich neu anlegt. Kommt aber mal unerwartet so still so ein Ding angesaust, dann zittern einem noch stundenlang die Beine und man meint, die letzte Stunde könnte nicht grässlicher sein. Schon dunkelt es wieder und der große Scheinwerfer, der seit Wochen seine Tätigkeit hatte die Saar und das vor uns liegende Operationsgebiet zu beleuchten, strengte sich an, heute doppelt so hell zu leuchten. Ob er eine besondere Funktion hat für diesen Abend? Auch gehen die Leuchtkugeln, sie sehr oft an der Front zwischen Lisdorf und Ens- dorf zu sehen waren, öfter hoch als sonst. Es war sehr interessant, gegen Abend die Front beobachten zu können. Man sah die Leuchtkugeln in verschiedenen Farben. die müssen doch alle eine besondere Bedeutung gehabt haben. Bei dunklen Nächten konnte man gut die Abschüsse und Einschläge beobachten. Dann liefen die abgeschossenen Granaten wie feurige Kugeln durch die Luft und man bückte sich unwillkürlich, um nicht von einer getroffen zu werden. Die Nächte waren kalt und man fror überall im Haus. Noch immer war der einzige Ofen in unserer Küche. Da erbarmten sich die Amis unser und brachten einige Öfen ins Haus, auch das dazu nötige Rohr. Wo sie das alles her hatten, weiß kein Mensch. Sofort wurden sie aufgestellt. Der erste fand seinen Platz an der Pforte im Büro, dann kam einer auf die erste Station, dass die armen Schwestern sich auch mal über Tag wärmen konnten und den lie- ben Kranken auch mal das Essen warm machen konnten. Unsere Notkapelle bekam den schönsten Ofen. Er musste schon etwas würdiger sein. So hatten wir sie schnell verteilt und es wurde schon etwas gemütlicher im Hause. Die Rohre wurden einfach zum Fenster hinaus geleitet. Nun befürchtete man erst mehr Beschuss, aber unsere guten 11
  • 12. Soldaten wussten ja, dass wir in der Klinik geblieben waren und nahmen darauf Rücksicht. Ob sie schon denen könnten, man hätte uns aus der Klinik vertrieben, was doch sehr gut anzunehmen war. Wir sahen in unserem Blei- bendürfen nur die Vorsehung Gottes, der wir mit jedem Tag zu größerem Dank verpflichtet waren. Es ist schon 11 Uhr abends, immer noch will es keine Ruhe geben, nicht draußen, aber auch nicht bei uns in den unteren Räumen. Heute hatte man uns einen älteren Mann gebracht, der geistig gestört war und in Lisdorf im Hemd die Straße passiert hat. Seine Frau hatte man ihm vor Tagen wegen Krankheit weggenommen und seitdem kam der gute Alte nicht mehr zur Ruhe. Er war immer auf der Suche nach seiner Anna, bis die gute Schwester Pel- agia ihm eine Spritze machte, dann wurde er etwas ruhiger. Der Kampf draußen hörte erst gegen Morgen auf. [...] Nun kam der Tag der Jahreswende. Wir dachten, mit ein paar Böllerschüssen würde sich das neue Jahr 1945 ankündigen, doch wir hatten uns getäuscht. Zum Lisdorfer Stollen fand sich noch folgende Schilderung: Eine besondere Situation existierte in Lisdorf, wo Major John A. Reilly gezwungen war, die Aufsicht über schät- zungsweise eintausend Deutsche zu übernehmen, die in einem Luftschutzstollen Schutz gesucht hatten. Der Stollen war 1942 von den Deutschen gebaut worden mit einer beabsichtigten Kapazität von sechshundert Personen. Die ganze Gruppe blieb bis 11. Januar in dem Stollen; dann wurde der größte Teil nach Überherrn, Berus und Altfor- weiler evakuiert. Am 19. Januar wurde der Stollen komplett geräumt. Innenansicht der Kapelle 12
  • 13. Mit großer Sorgfalt haben unsere Vorfahren die meist beim Opfergang im 1. Sterbeamt an die Trauergemeinde ausgeteilten Totenbildchen auf- bewahrt. Oft erzählen solche 'Sterbezettel', die man schon seit über 300 Jahren kennt, kleine Ge- schichten über das Leben und Besonderheiten des Verstorbenen und spiegeln die schmerzliche Ge- fühlslage der Hinterbliebenen wider. Neben Geburts- und Sterbedaten, sind häufig auch Berufsbezeichnungen sowie Informationen zum Fa- milienstand und zum Lebenslauf vermerkt. Gerade bei Gefallenen kommen Dienstgrad, Be- schreibungen von Kampfhandlungen auf be- stimmten Kriegsschauplätzen und Todesumstände hinzu; dies vor allem während des Ersten Weltkrie- ges (1914 bis 1918). Im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) musste aus Propaganda- und militäri- schen Geheimhaltungsgründen vielfach auf genaue Angaben verzichtet werden. Da eine Beerdigung in heimatlicher Erde meist nicht möglich war, blieb den Angehörigen oft nur das 'Gedenkbildchen' zur Trau- erbewältigung und als Erinnerung an das Familien- mitglied, das im Krieg sein Leben lassen musste. Mit dem Austeilen eines Totenbildchens war in frühe- rer Zeit bisweilen auch eine Bitte verbunden; durch Totenbildchen erzählen vom Leben das Sprechen eines aufgedruckten kurzen Ablass- gebetes sollte der Trauernde für das Seelenheil des Verstorbenen auf dessen Weg durch das 'Fegefeuer' sorgen. Man glaubte landläufig daran, dass ihm mit jedem Gebet beim Abtragen der 'irdischen Schuld' geholfen und somit zur Verringerung des 'überirdi- schen Strafmaßes' beigetragen werden könnte. In unserer Sammlung befinden sich derzeit etwa 400 Exemplare dieser Zeitzeugnisse. Manchen spürt man schon rein äußerlich an, welchen Erin- nerungswert sie für die Vorfahren darstellten. Das zum Teil 'zerfledderte' Papier zeugt davon, dass sie über viele Jahre im eigenen Gebetbuch mitgetra- gen und sehr oft zur Hand genommen wurden. Bestimmt werden heutzutage in Nachlässen aufge- fundene Totenbildchen von Verstorbenen, zu denen nachkommende Generationen keinen Bezug mehr haben, achtlos entsorgt. Sie stellen scheinbar kei- nen besonderen Wert für die Hinterbliebenen dar. Schade für das Verschwinden dieses Brauchtums und der damit verbundenen Dokumente über die Menschen und das Leben in unserem Heimatort! Martina Dräger-Groß und Dr. Franz-J. Klein 13
  • 14. Über viele Jahrzehnte existierte im Lisdorfer Ortsteil Holzmühle, der fast so alt ist, wie das über 1100jäh- rige Lisdorf, eine Gastwirtschaft namens „Dorfkrug“, der ihre Besitzer und Betreiber ernährte. Aus wirt- schaftlichen Gründen wurde vor Jahren der Wirts- betrieb eingestellt. Das Gebäude steht seitdem leer und soll nach Information der jetzigen Eigentümer, Albert und Ilka Morguet, in nächster Zeit abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt werden. Die langjährige Eigentümerin und Gastwirtin Anna Berdin geb. Klein, eine Verwandte des Verfassers, wurde am 7. Jan. 1901 als zweite Tochter des Holzmühler Landwirtes Andreas Klein und seiner Ehefrau Katharina geb. Nicola in diesem Gasthaus geboren. Sie besuchte nach der Volksschule in Lisdorf eine weiterführende klösterliche Internats- schule in Konz-Karthaus bei Trier. Eine Mitschülerin war Maria (Mariechen) Dimel aus Beaumarais, die später den Lehrer Alois Martin aus Picard heiratete. Sie war eine jüngere Schwester von Dora Dimel, die nach ihrem Abitur Wirtschafts- und Erziehungs- wissenschaften studierte und später als Studienrä- tin tätig war und sich intensiv mit der Geschichte von Beaumarais befasste. Sie ist die Verfasserin des 2. Bandes der Geschichte der Kreisstadt Saar- louis „Die Geschichte des Stadtteils Beaumarais“, erschienen 1979. Inzwischen ist eine Straße in Beaumarais nach Dora Dimel, die vor etwa 20 Jahren verstarb, benannt. Sie war eine enge Freun- din von Anna Klein, die von Familie Dimel „Holz- mühler Anna“ genannt wurde. Das Foto aus dem Jahr 1918 zeigt die damals 17jährige Anna Klein und ihre Klassenkameradin Maria Dimel als Internatsschülerinnen der Kloster- schule. Anna ist die zweite von rechts in der 2. Rei- he, Maria rechts daneben. Das Foto gelangte aus dem Nachlass des Alfred Pütz, ein Neffe von Dora und Maria Dimel, über den ehemaligen KSK-Direktor Alfons Klein, der von der Holzmühle stammt und heute in Beauma- rais wohnt, über Agnes Groß in das umfangreiche VHL-Fotoarchiv. Weitere alte Fotos – möglichst mit Erläuterungen – werden von ihr gerne entgegenge- nommen. Falls gewünscht, werden Originale ko- piert und wieder zurückgegeben. Das vorstehend abgelichtete Foto trägt auf der Rückseite den Vermerk: „Der lieben Anna Klein-Ber- din zur Erinnerung an 1918“, gez. Anna Schmitt. Offenbar ist Anna Schmitt ebenfalls auf dem Foto zu sehen. Sollte jemand sie oder andere auf dem Foto erkennen, wäre ich für eine kurze Info sehr dankbar. Von Heinrich Pütz aus Beaumarais stammt der Hinweis, dass auf dem Foto die Schwester sei- ner Mutter, Maria Dimel, abgebildet ist. Als Anna Klein 19 Jahre alt war, heiratete ihre älte- re Schwester Maria den Metzgermeister Hans Puhl aus der Saarlouiser Metzgerei Puhl in der Saarloui- ser Altstadt. Die Hochzeit wurde groß gefeiert im El- ternhaus der Braut, dem Holzmühler Dorfgasthaus. Das abgebildete Foto der Hochzeitsgesellschaft (S.15 oben) wurde im Garten der Gastwirtschaft aufgenommen. Die Schwester der Braut, Anna Klein, ist in der Mitte der obersten Reihe (5. v. re.) zu sehen. Links von ihr ihre Freundinnen Dora und Maria Dimel aus Beau- marais. Nach der Hoch- zeit führte Anna mit ihren Eltern Andreas Klein und Katharina geb. Nicola (auf dem Foto links der Braut) die Gastwirtschaft und den landwirtschaftlichen Betrieb. Sie engagierte sich zuneh- mend in der Gastwirtschaft und war bald eine weit über die Holzmühle hinaus be- kannte und beliebte Wirtin. Zu ihren Freundinnen Dora und Maria Dimel pflegte sie einen engen Kontakt. Das Leben der Anna Klein - Berdin Wirtin der Dorfgastwirtschaft auf der Holzmühle 14
  • 15. Auch als Maria mit dem Lehrer Alois Martin aus Picard eine Familie gründete und Dora aufgrund ihrer Universitätsstudien „im Reich“ oft von zu Hau- se weg war, blieb die Freundschaft erhalten. In- zwischen war auch Anna Tante von zwei Mädchen geworden, die ihre Schwester Maria Puhl oft und gerne zu ihr auf die Holzmühle brachte. Mit dem Tod der Eltern wurde der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt. 1950 heiratete Anna ihren langjährigen guten Bekannten und Saarlouiser Kommunalpo- litiker Hans Berdin aus Lisdorf. Die standesamtli- che Trauung vollzog Bürgermeister Ernest Bloch im Saarlouiser Rathaus, die kirchliche Dechant und Pastor Josef Spengler in der Lisdorfer Pfarrkirche. Hochzeitspaar Hans Berdin und Anna geb. Klein im Jahr 1950 15
  • 16. Nach der Hochzeit zog Hans Berdin, der ein grö- ßeres Haus in der Grostrowstraße in Lisdorf besaß, zu seiner Anna auf die Holzmühle und unterstützte sie kontaktfreudig in der gutgehenden Dorfgast- wirtschaft. Außerdem war er noch in der Kom- munalpolitik als Ortsvorsteher von Lisdorf und im Stadtrat Saarlouis tätig. Nach Erreichen des Ren- tenalters verpachteten sie die Gastwirtschaft zu- nächst an das Ehepaar Erich und Maria Klein von der Holzmühle (1954/55) und später einschließlich Wohnung und Wirtschaftsgebäude an Josef Stein (gen. Joochin) und Anna (gen. Annachin) geb. Amann aus Lisdorf. Josef Stein arbeitete haupt- beruflich als Bierbrauer in der Donnerbrauerei in Saarlouis, während seine Frau das Gasthaus be- trieb. Sie waren als Wirtsleute sehr beliebt, wie die stets gut besuchte Gastwirtschaft bewies. Sie waren viele Jahre Pächter der Wirtschaft. Hans Berdin und seine Frau Anna zogen nach der Vermietung ihres „Dorfkrugs“ in das Haus in der Grostrowstraße in Lisdorf. Einige Jahre später starb zunächst Hans Berdin und am 1. Januar 1987 Ehefrau Anna im Alter von nahezu 86 Jahren. Bei- de wurden unter großer Anteilnahme der Bevölke- rung auf dem Friedhof in Lisdorf beigesetzt. Da Hans und Anna Berdin keine Kinder und in der Ehe Gütertrennung vereinbart hatten, blieb der Besitz von Hans in der Familie Berdin. Anna wur- de von ihren beiden Nichten Gertrud und Maria Puhl beerbt. Gertrud war mit dem Metzgermeister Kurt Folz aus Lisdorf verheiratet, der die Metzge- rei Puhl in Saarlouis weiterführte. Maria war nach dem Studium als Diplom-Dolmetscherin bei Kar- cher in Beckingen tätig und unverheiratet. Kurt Folz und Ehefrau Gertrud bauten zusammen mit deren Schwester Maria in den 70iger Jahren auf dem Ginsterberg im Neubaugebiet Holzmühle ein Ei- genheim. Später verstarben zunächst Gertrud Folz, dann Sohn Thomas und danach Kurt Folz. Die Schwester Maria Puhl hatte bereits Jahre zuvor eine Eigentumswohnung in der Saarlouiser Innenstadt bezogen. Sie ist ebenfalls verstorben. Alleinerbin des Nachlasses der Familie Folz ist die Tochter von Thomas Folz. Das elterliche Anwesen von Anna Berdin geb. Klein, das Gasthaus „Dorfkrug“ auf der Holzmüh- le, existiert schon seit Jahren nicht mehr. Es ist Geschichte geworden, an die sich nur noch die Äl- teren mit Wehmut erinnern. (hg) Hochzeitspaar Hans Berdin und Anna geb. Klein nach der standesamtlichen Trauung im Rathaus Saarlouis mit den Trauzeugen Peter Berdin aus Lisdorf (Bruder) und Hans Puhl aus Saarlouis (Schwager von Anna) sowie den städt. Beigeordneten und Bürgermeister Ernest Bloch (sitzend) mit Ehefrau 16
  • 17. Beiträge zur Lisdorfer Mundart von Marianne Faust Enn Bissin nua enn Bissin Iwwa datt Wort bissin, kann ma sich moll enn bissin Gedanken machen. Watt ess dann enn bissin? Enn bissin ess jo nett vill. Awwa enn bissin bessa wie neischt. Enn bissin esse wen enn bissin. Ett gefft nett nua enn bissin, ett gefft ach noch enn bisselchin. Enn bisselchin ess enn bisselchin wenija wie enn bissin. Datt ess so mett dem bisselchin. Wenn äna enn bisselchin se spät kommt, dann woren die Annan schon enn bissin easchda doo. Enn bissin meeid kann ma senn, wenn ma Owens enn bissin iwwa de Strängk gehau hat, vielleicht ach nua enn bisselchin? Vann bissin dick schwätzen ma, wenn äna enn bissin se vill spachdelt , datt häscht leeij enn bissin, lo enn bissin, vielleicht ach nua enn bisselchin ? Ett ess schaad, wenn äna enn bissin domm ess, dann wäret nett schlemm wenn a enn bissin gewecksda wäa, ach nua enn klän bisselchin. Enn bissin faulen gefft ett aach, die greein enn bissin off de Spreng geholf, daß se enn bissin off Galee kommen. Ett langkt offt nua enn bisselchin.. Enn bissin danaschd däwaschd geed ett oft enn bissin enn da Polidik zou, bessa wäa do ach enn bissin Richdung, awwa mee wie nua enn bisselchin. Emm Fernsehen ess ach enn bissin se vill dommes Zeich, enn bissin Nivoo emm Programm wäa vielleicht enn bissin bässa ,awwa mee wie enn bisselchin.. Männen da ett gääf lo enn bissin zou vill bisselcha. Ett gefft a noch, horchen noch enn klän bissin zou. Ett gefft noch enn bissin Anstand, enn bissin Vastand, enn bissin Takt, enn bissin Ordnung, enn bissin Fräd, enn bissin Zeit, enn bissin Hellf. Datt wäa jo vann allem nua enn biissin. Onn wie gesaat enn bissin ess jo nua enn bissin , ett wäa jo nett vill, awwa bessa wie neischt. Manchmol wäs äna enn bissin, dann heat a noch enn bissin, dann froot a noch enn bissin. Dann vazehlt emm äna noch enn bissin, däa wäß awwa ach nua enn bissin. Dann macht a noch enn bissin dabei, onn watt stemmt dann am Änn an däa Sach? Noch kään bissin. Ob memm bissin odda memm bisselchin kann äna vill Uwwerasch enn da Welt machen onn datt ess manchmol nett nua enn bissin schlemm. 17
  • 18. Auf geht es ins mystische China! Mit Span- nung starten wir 12 Uhr mittags in Frankfurt Richtung Shanghai China mit Zwischen- stopp in Shenzhen, wo wir mit einer stren- gen Einreisekontrolle den Boden von China betreten. Nach 12 ½ Std. Flug Ankunft in der Metropole des Ostens Shanghai, dem größten Finanzplatz der Erde mit 26 Mio. Einwohner. Beeindruckend die Skyline an ei- nem Nebenarm des Yangtse Flusses. Besuch des Shanghai Museum, der Nanjing Straße und Bund, wo sich viele große Geschäfte und Boutiquen befinden. Aber Shanghai hat mehr zu bieten, als gro- ße Einkaufsmeilen - viel mehr! Zum Beispiel die zur Zeit höchste öffentlich zugängliche Aussichtsplattform der Welt, sogar noch höher, als die des Rekord süchtigen Du- bai. Der Shanghai Tower auf der Halbinsel Pudong ist mit seinen 632 m das dritthöchste Gebäude der Erde und mit der 552 m hohen Aussichtsplattform zur Zeit unseres Besuches die höchste Aussichtsplattform der Erde! Ein atemberauben- der Blick über Shanghai am Abend bot sich uns. Ein Besuch im berühmten Yu Yuan Garden, einer Seidenmanufaktur und Shanghai Museum mit Ausstellungsstücken aus verschiede- nen Dynastien der Kaiserzeit runden das Programm in dieser lebhaften Stadt ab. Unsere nächste Station ist die alte Kaiserstadt Xian mit der weltbekannten Terrakotta Armee. Sie ist einer der bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsfunde des 20. Jahrhunderts und das 8. Weltwunder! Die Alt- stadt ist umgeben von der alten Stadtmauer. Xi’ans größtes Bauwerk ist 12 km lang, 12 m hoch und an der Krone bis 14 m dick. Im späten 14. Jh. wurde die Mauer auf den Fundamenten der tangzeitlichen Palastbe- zirkmauer errichtet. Der Glockenturm bildet die Mitte der Altstadt von Xi‘an, die in ihrem Grundriss auf die frühe Ming-Zeit zurückgeht. Hier treffen alt und mo- dern direkt aufeinander. Modernste Kaufhäuser und kleine schmale Gassen mit handwerklicher Kunst und Garküchen, Geschäfte mit Kräutern und chinesische Heilmedizin überbieten sich mit Ihrer bunten Ware. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug geht es weiter nach Luoyang zu den beeindruckenden Longmen Grotten. Die Grotten sind ihrer jetzigen Form bereits im 6. Jahr- hundert entstanden und eine der vier berühmtesten buddhistischen Grottengruppen Chinas. Die Grotten liegen im Yihe Flusstal zwischen dem Duft Berg und Longmen Berg. Die größte Statue ist der 17,14 Meter Unsere Reise ins „Reich der Mitte“– die Volksrepublik China von Herbert und Gabi Germann 18
  • 19. hohe Buddha Vairocana und die kleinste Mikrogravur Buddha- figur ist nur 2 Zentimeter hoch. Wir besuchten dann ein Shaolin Kloster nördlich der Kreisstadt Dengfeng. Das Kloster ist mit Abstand das berühmteste Kloster Chinas und wird heute auch als „Tempel Nummer 1 unter dem Himmel“ bezeichnet. Es ist für seine Kampfkünste, das Shaolin Kung Fu, sowie für Tai Chi und Qigong bekannt. Weiterhin soll hier ein indischer Mönch vor rund 1.500 Jahren die Grundla- gen des Zen-Buddhismus geschaffen haben. Mit dem Flugzeug geht es für uns von Zhengzhou nach Peking. Nach strengen Sicherheitskontrollen betre- ten wir den Platz des himmlischen Friedens (Tian‘anmen Platz). Er wird mit seinen 39,6 ha Fläche oft als größter befestigter Platz der Welt bezeichnet. Für uns beeindruckend die Dimensionen der umliegenden Gebäude (Parlamentsgebäude, Mausoleum von Mao Zedong, Haupteingang zur Verbotenen Stadt, Chi- nesisches Nationalmuseum). Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der Besuch in der Verbotenen Stadt mit kaiserlich roten Mauern. Jahrhunderte war der Eintritt für einfache Bürger nicht erlaubt. Die original erhaltenen Räume und Empfangssäle aus der Kaiserzeit mit dem Thron des Kaisers war für uns ein Erlebnis. Dann kam für mich und Gabi das absolut Größte der Reise. Besuch der großen Mauer. In Simatai ging es mit der Seilberg steil nach oben auf einen Gebirgs- zug. Nach nochmals ca. 100 m steilen Treppen erreichten wir die Mauer. Von unserem Ausblick konnten wir weder einen Anfang noch ein Ende der Mauer sehen. Mit ihrem Bau wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen. Sie erstreckt sich nach neuesten Erhebungen über 21.196,18 Kilometer und umfasst 43.721 Einzelobjekte und Standorte und ist damit das größte Bauwerk der Welt. In Chengde besuchten wir die Sommerresidenz der frühen Kaiser der Qing Dynastie(1644-1911).Der Gebirgserholungsort, den die Kaiser im 18. Jahr- hundert erbauten, besteht aus großen Parks mit Seen, Pagoden und dem Kai- serlichen Sommerpalast. Wieder zurück in Peking Besuch des Himmelstempels, des neuen Sommerpa- lastes mit Marmorschiff, eine Fahrt mit einer Rikscha durch einen Hutong. (Hu- tong ist die Bezeichnung für die engen Gassen, die sich durch die Pekinger Altstadt ziehen). Am letzten Tag unserer Reise nochmals ein strammes Programm. Besuch der Pandabären im Pekinger Zoo, Olympiagelände mit dem Vogelnest (Stadion), Künstlerviertel in der Altstadt und noch einmal ein festliches Essen mit Pekingente. Leider endete dann diese fantastische Reise auf dem Asiatischen Kontinent mit dem Rückflug nach Frankfurt. Viele weitere Erlebnisse der Reise konnten wir wegen Platzmangel in dieser Beschreibung nicht unterbringen. 19
  • 20.
  • 21. VHL-Mitglieder feiern ihre Goldene Hochzeit Am 7.Oktober feierten Willi Möß- ner (78) und Helga geb.Schol- ly (71) in ihrem Haus auf der Holzmühle Goldene Hochzeit. Heiner Groß und Maria Scholly gratulierten vom VHL ihren treu- en Mitgliedern ganz herzlich. Willi stammt aus der Nähe von Karlsruhe. Nach der Hochzeit im Jahre 1966 zog er mit seiner Frau in deren Elternhaus auf die Holzmühle. Willi fand später Ar- beit bei den Saarbergwerken, wo er bis zu seiner Pensionie- rung tätig war. Helga arbeitete im städtischen Altenheim Saar- louis, der heutigen AWO-Senio- renresidenz. Das Jubelpaar hat zwei Kinder. Sohn Dirk ist Arzt und Tochter Michaela mit ihrem Mann Jörg Wernet bei der Firma Lambert als Busfahrerin tätig. Zur engeren Familie gehören auch die Enkelsöhne Fabius und Joshua. Zur Goldenen Hochzeit , die wegen der Erkrankung von Willi Mößner in ihrer Wohnung stattfand, reiste seine Vewandtschaft aus dem Badischen auf die Holzmühle an. Das Ehepaar Willi Mößner und Helga geb. Scholly mit Sohn Dirk, Tochter Micha- ela, Schwiegersohn Jörg Wernet und den Enkelsöhnen Joshua und Fabius Willi Mößner und Helga geb. Scholly Adolf Willmes und Gerlinde geb. Amann Am 24.Juni war Tag der offenen Tür im Hause Willmes im Soutyhof. Adolf (72) und Gerlinde (68) feierten Golde- ne Hochzeit. Mit dem Goldpaar freute sich der VHL seinen treuen Mitgliedern herzlichst zu gratulieren. Dies taten die VHL-Vorstände August Balthasar und Bertold Nagel, da Heiner Groß stark erkrankt war. Das Jubelpaar ist weit über Lisdorf hinaus bekannt und erfreut sich großer Beliebt- heit. 19 Jahre haben sie die Gäste im Gasthaus Scherer in Saarlouis bewirtet. Danach führten sie 13 Jahre die Gast- wirtschaft „Neue Welt“, auf vertrautem Lisdorfer Bann. Es spricht für Adolf und Gerlinde, dass sowohl die Wirtschaft Scherer als auch die „Neue Welt“, als sie dort Wirtsleute waen, beliebt waren und entsprechenden Zuspruch hatten. Während ihrer Zeit auf der Neuen Welt organisierten sie dort den kleinsten, aber auch den kultigsten Faasendzug, in der Stadt. Tochter Anja, Schwiegersohn Christian Schwarz und die beiden Enkelsöhne Leon und Denny feierten die Golde- ne Hochzeit ihrer Eltern und Großeltern selbstverständlich kräftig mit. 22
  • 22. „Ein besonderer Esprit“: Julia Hennings ist neue Kulturamtsleiterin in Saarlouis Eine Österreicherin an der Spitze der Saarlouiser Kultur: Julia Hennings ist seit 1. Oktober neue Kulturamts- leiterin der Festungsstadt. In Grenzregionen wie dem Saarland herrsche ein besonderer Esprit, findet sie. Kultur und Kulturen liegen ihr im Blut: Julia Hennings ist seit 1. Oktober neue Kulturamtsleiterin der Stadt Saarlouis. Geboren wurde die 46-Jährige im österreichischen Kärnten als Tochter eines deutschen Va- ters und einer österreichischen Mutter. „Da treffen Temperamente und Mentalitäten aufeinander“, sagt Hennings und lacht. „Das begleitet einen das ganze Leben.“ Nach dem Abitur folgten Stationen in Rom, Insbruck und Salzburg: Zum Italienisch lernen, zur Ausbildung als Touristikerin und zum Studium der Ge- schichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Archäologie und Philosophie. Später organisierte Julia Hennings Studienreisen, schrieb DuMont-Reiseführer für Oberösterreich und Regi- onen in Frankreich. Ein großes Projekt wurde schließlich ein Bildband über Künstlergärten in der Provence: Koordination, Projektmanagement und Texte lagen in ihrer Hand, aber auch die Zusammenarbeit mit dem Team des SR, der das Projekt filmisch umsetzte. Bevor sie ins Saarland kam, lebte Hennings in Frankreich, nahe der spanischen Grenze. „Grenzregionen sind spannend“, schwärmt sie, „es passiert viel und es herrscht ein besonderer Esprit.“ Auch für das Saarland treffe das zu. Überhaupt: „Wenn man aus Frankreich kommt, fällt man im Saarland weich“, betont die neue Kulturamtsleiterin. „Die Menschen legen viel Wert auf das Leben und auf zwischenmenschlichen Kontakt.“ Zuletzt leitete sie die Bergbau-Ausstellung „Das Erbe“ in Reden. Als Mitarbeiterin des Kurators war sie von Anfang an dabei, erzählt sie, war zuständig unter anderem für Konzeption und Katalogisierung, für Ob- jektbeschaffung und Begleitprogramm. Jetzt freut sich die Wahl-Saarländerin auf ihre neue Aufgabe in der Festungs- und Europastadt. „Saarlouis ist vielfältig, es gibt viele Gute Dinge und noch weiteres Potential.“ Kultur liefere nicht nur neue Perspektiven, sie sei auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Ihr Eindruck: „Die Leute in Saarlouis haben dafür ein Gespür.“ Verwaltung, erklärt Hennings, sei schon bei ihrer Aufgabe in Reden ein Thema gewesen. Jetzt gelte es, in die neuen Strukturen hineinzuwachsen und sich gut zusammenzufinden. Als neue Kulturamtsleiterin folgt Julia Hennings auf Heike Breitenmoser, die im März nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb. Foto und Text: Sascha Schmidt 23
  • 23. Der 1978 geborene Zeichner Bernd Kissel (rechts im Bild) stammt aus Berus, wo er heute auch lebt. Am Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis legte er 1997 sein Abitur ab. Nach seiner Ausbildung zum Trickfilmzeichner am „Lycée technique des Arts et Métiers“ (LTAM) in Luxemburg (1998 - 2000), arbeitete Bernd Kissel als Designer im Luxemburger Trickfilmstudio Studio 352. Ab 2007 veröffentlichte er die Comicserien „SaarLegenden“ und „SaarlandAlbum“ in der Saarbrücker Zeitung, die inzwischen auch in Buchform erschienen sind. Als freier Zeichner arbeitete er u.a. auch für das ZDF. Gemeinsam mit dem Zeichner und Autor Flix schuf er 2006 den Comic „Eisenhans“ und 2016 die Graphic-Novel „Münchhausen. die Wahrheit über das Lügen“. Seit 2014 zeichnet er für die Episoden für „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ Benedikt Loew (links), Jahrgang 1968, besuchte das Johannes-Kepler-Gymnasium in Lebach, wo er 1988 dasAbitur ablegte. Er studierte Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Germanistik in Saarbrücken und Newcastle upon Tyne. Seit 1996 arbeitet Loew im StädtischenMuseumSaarlouis,zunächstalswissenschaftlicherMitarbeiterundseit2006als dessen Leiter. Im gleichen Jahr wurde ihm zudem die Leitung des Stadtarchivs übertragen. Er ist Mitglied der Kommission für Saarländische Landesgeschichte. Veröffentlichungen diverser Artikel sowie Mitautor und Mitherausgeber verschiedener Publikationen zur Stadt- und Festungsgeschichte. Initiator und Autor des Comic-Projektes „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ Seit dem Frühjahr 2014 geistert der örtlich zustän- dige Flussgott Fluxus nun schon durch Saarlouis und erzählt uns seine Geschichten aus der Ge- schichte. So gewährt er uns völlig neue Einblicke auf verschiedene historische Ereignisse in der Stadt und ihren Stadtteilen. Mittlerweise sind schon 24 Episoden des quirligen Wassergeistes online, auf der Seite des Städtischen Museums, erschienen. Diese Episoden sind nun auch in Buchform erhält- lich. In Zusammenarbeit mit dem Geistkirch-Verlag ist hochwertiger, 72seitiger Hardcover-Comicband entstanden. Die Comics werden durch Hinter- grundinformationen zu den historischen Ereig- nissen oder Personen ergänzt. Die Erläuterungen enthalten auch Anmerkungen zu den Gründen, die Anlass gegeben haben, die Geschichten aufzugrei- fen oder auch Hinweise auf kleinere Details, sowie einige historische Abbildungen. Das Buch ist für 19,80 Euro im Buchhandel sowie im Städtischen Museum Saarlouis erhältlich. „Saarlouis im Fluss der Zeit“ ist ein Projekt des Städtischen Museums Saarlouis, mit dem die Ge- schichte der Stadt und ihrer Stadtteile auf amüsan- te Art und Weise vermittelt wird. Die Zeichnungen stammen aus der Feder des bekannten saarlän- dischen Comic-Zeichners Bernd Kissel. Autor der Geschichten und Initiator des Projektes ist Muse- umleiter Benedikt Loew. Beide gemeinsam haben die Grundlagen für die Comicreihe entwickelt und arbeiten eng zusammen, um ansprechende und amüsante Geschichten zu erzählen, die zugleich auch historische Begebenheiten vermitteln sollen. Die Episoden sind daher eine Mischung aus fiktiver Erzählung und geschichtlichen Fakten. Die Comics erheben auch nicht den Anspruch ein Lehrbuch zu ersetzten, sondern sie wollen vielmehr Lust darauf machen, sich mit der Historie der Stadt zu beschäf- tigen. Der zeichnerische Stil von „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ ist beeinflusst durch die franko-belgische Comictradition. Dieser Strich erlaubt es, histori- sche Gebäude und Personen durchaus realistisch darzustellen. Mit feinem Gespür für die Details der Festungsstadt ist so auch die Abschlussszene der ersten Episode entstanden: Ausdrucksstark und von beeindruckender Genauigkeit hat Kissel die Vau- ban’sche Festung auf Papier gebannt. Auch andere Orte, wie das Museum, sind bis ins Kleinste ihren realen Vorbildern nachempfunden. Der Wassermann Fluxus lebt schon seit Menschen- gedenken in der Saar bei Saarlouis. Er ist viel älter, als die Festung, die ihm durch französische Inge- nieure vor seine markante Nase gebaut wird. Als Sohn des Flussgottes Saravus ist er einer der Herr- scher über die Saar. Fluxus erinnert sich auf sei- nen Streifzügen durch das Museum oder durch die Stadt an unterschiedlichste historische Ereignisse. Erinnerungen die er gerne mit uns teilt. Wie be- kanntermaßen alle Geister kann Fluxus schweben, sich unsichtbar machen oder auch durch Wände gehen. Außerhalb seines eigentlichen Elemen- tes verliert der umtriebige Wassergeist ständig an Wasser, so dass er bald wieder dorthin zurückzu- kehren oder geeignete Gefäße finden muss, in die er sich zurückziehen kann. Ein Umstand, der un- seren neugierigen Protagonisten aber nicht davon abhält, immer wieder auf Streifzüge zu gehen, we- der in der Vergangenheit, noch heute. Der Comicband „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ ist sicher Muss für alle Saarlouiser und für Comic-Fans auch über die Stadtgrenzen hinaus. Das etwas andere Buch zur Saarlouiser Stadtgeschichte 24
  • 24. Bernd Kissel • Benedikt Loew Saarlouis − Im Fluss der Zeit ISBN 978-3946036-52-4 Hardcover | 72 Seiten | Format 29,7 x 21 cm durchgehend farbige Comics und Abbildungen Geistkirch Verlag, EUR 19,80 Buchhandel & Städtisches Museum Saarlouis Anmerkung der Redaktion: Über Lisdorf er- zählt Fluxus eine „Gemüseanalyse“, die auf den Seiten 26 u. 27 abgebildet ist. Zur Histo- rie: 1832 kam von Trier der junge Priester Johann Anton Josef Hansen als Pfarrer nach Lisdorf. Neben der seelsorgerischen Betreuung der Lisdorfer und Ensdorfer (Ensdorf gehörte zur Pfarrei Lisdorf) widmete er sich den unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens. Pfarrer Hansen förderte durch Vorträge, Versuche und schriftliche Darlegungen den Lisdorfer Gemüsebau. 1835 gründete er die erste Ackerbau- schule Preußens in Lisdorf in der heutigen Feldstraße in einem Gebäude der Abtei Wadgassen. Durch sein Wirken blühte der Gemüsebau in Lisdorf auf. 25
  • 25. 26
  • 26. 27
  • 27. Historisch humorvoll: Flussgott Fluxus gibt es jetzt im hochwertigen Buchformat So macht Geschichte Spaß: Im Comic „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ erzählt der sympathische Flussgott Fluxus Anekdoten aus der Saarlouiser Stadtgeschichte – kurzweilig, informativ und mit einem zwinkern- den Auge. Jetzt sind die 24 Episoden von Benedikt Loew und Bernd Kissel in einem hochwertigen Buch im Geistkirch Verlag erschienen. Spitze Pointen und liebevolle Gehässigkeit, kluge Anspielungen und ein geschicktes Spiel mit historischen Fakten: Fluxus ist ein Held, wie man sich ihn wünscht. In der Comic-Reihe „Saarlouis – Im Fluss der Zeit“ er- zählt der quirlige Flussgott kurzweilige Episoden der Stadtgeschichte aus seinem ganz eigenen Blickwinkel. Und der ist ein besonderer: Benedikt Loew, Historiker und Leiter des Städtischen Museums Saarlouis, hatte die Idee zum Stadtcomic und fand in Zeichner Bernd Kissel den perfekten Partner – historische Faktenkennt- nis trifft zeichnerische Finesse. 24 Episoden sind so entstanden, waren erst online zu lesen, dann in der Saarbrücker Zeitung veröffentlicht. Jetzt ist die komplette Serie in einem hochwertigen Album im Geistkirch Verlag erschienen – ergänzt um historische Hintergründe zu jeder Episode, die neben dem Lesevergnügen so manchen Aha-Effekt garan- tieren. „Das hätt‘ ich nicht gewusst!“, zählt da durchaus zu den Kommentaren, die Autor und Zeichner öfter hören, erzählten Loew und Kissel bei der offiziellen Buchpräsentation im Städtischen Museum. Launig und informativ verlief der Abend, ganz im Sinne der Hauptfigur Fluxus. Moderiert von Christian Job wurden ganze Episoden gelesen, Inspirationen, Skizzen und Entwicklungsstufen des Charakters präsentiert. Im Fokus stand dabei auch die spannende Zusammenarbeit des Comic-affinen Historikers und des histo- risch interessierten Comic-Zeichners. Die Väter von Fluxus bei der offiziellen Buchvorstellung: Comic-Zeichner Bernd Kissel (links) und Historiker und Autor Benedikt Loew. Foto: Sascha Schmidt 28
  • 28. Zu Beginn jeder Folge liefert Loew ein Skript, mit genauen Vorstellungen von Bildaufbau und Inhalt jedes Panels. Mit einem Digitalstift zeichnet Kissel auf dieser Grundlage einen ersten groben Entwurf. Wenn beide sich einig sind, Aufteilung, Erzählfluss und Sprechblasen in Form gebracht sind, geht es an Mine, Tusche und die Fertigstellung am PC. Ein Prozess, bei dem die beiden Perfektionisten im Verlauf der zwei Staffeln immer näher zusammenfanden und ihren Comichelden um immer neue, aufregende Facetten erweiterten. OB Roland Henz erinnerte daran, dass Saarlouis vor rund zehn Jahren das Netzwerk der Festungsstädte der Großregion mitbegründete, das kürzlich zur Europäischen Kulturroute zertifiziert wurde. „Wenn man den Menschen die Festung näher bringen will, muss man sie dafür begeistern und sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln“, erklärte er. „Das gelingt mit Fluxus: Mit ihm wird die Geschichte der Stadt mit Herz gefüllt.“ Bernd Kissel, Benedikt Loew: Saarlouis – Im Fluss der Zeit; Hardcover, 72 Seiten, 14 Fotos bei den ge- schichtlichen Erläuterungen zu den Comic-Episoden. Geistkirch Verlag 2016, 19,80 Euro. Ältestes VHL-Mitglied wurde 95 Am 22.April 2016 vollendete Frau Hedwig Jeibmann geb. Welsch, ältestes Mitglied des Vereins für Heimat- kunde Lisdorf, in beneidenster körperlicher und geistiger Frische ihr 95. Lebensjahr. Sie wurde am 22.April 1921 in Lisdorf als Tochter der Eheleute Jakob Welsch (1887-1952) und Maria geb. Daub (1889-1949) geboren. Seit vielen Jahren wohnt sie zusammen mit Tochter Helga in einem schmu- cken Eigenheim im Eckbereich Rosenstraße/ Fliederweg. Maria Scholly und Heiner Groß gratulierten ihr an ihrem Ehrentag. Sie hat, wie sie uns erzählte, bisher ein bewegtes, schönes Leben, aber sehr oft auch schweres Leben gehabt. Ihrem Geburtsort Lisdorf ist sie noch sehr verbunden. (hg) 29
  • 29. Die erste Studienfahrt des vor 2 Jahren gegründe- ten Stadtverbandes der heimathistorischen Vereine in Saarlouis führte am 3. Oktober 2016 zu einem Stern im Herzen des Elsaß, der Feste Neuf-Bri- sach (Neu-Breisach), einem Meisterwerk von Vau- ban`s Festungsbaukunst. Neuf-Brisach, als Festung weltweit einzigartig, wurde 2008 neben weiteren Festungsanlagen Vauban’s , darunter Arras, Be- sançon und Longwy, ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Stadt und Wälle veranschaulichen auch heute noch eindrucksvoll die Gestaltung mo- dernster Festungsanlagen des 17. Jahrhunderts. Neuf-Brisach gehört zu den 12 bedeutendsten Festungsanlagen, welche die Vielseitigkeit und die universellen Fragmente von Vauban’s Lebenswerk beispielhaft dokumentieren. Die Stadt Saarlouis, die Vauban als Wasserfestung etwa 20 Jahre frü- her baute, bemüht sich seit längerem, ebenfalls in die Reihe der bedeutendsten Festungsanlagen Vauban’s aufgenommen und als UNESCO-Welt- kulturerbe ausgewiesen zu werden – bisher leider vergeblich. Gleichwohl gehört Saarlouis zum Netz- werk der Vauban-Festungsstädte. Neuf-Brisach ist die letzte Festung, die auf Befehl von König Ludwig XIV zum Schutz seiner Grenze zu Österreich erbaut wurde. Der Breisgau mit Freiburg und der Festung Breisach, rechts des Rheins gele- gen, befand sich damals in österreichischem Besitz. 1698/99 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Bereits 1703 war die Festung in verteidigungsbe- reitem Zustand bis zur endgültigen Fertigstellung 1708. Die Errichtung der Festung Saarlouis, die im Innern Ähnlichkeiten zu Neuf-Brisach aufweist, dauerte wesentlich länger. Neuf-Brisach liegt in der Rhein-Ebene gegenüber dem deutschen Breisach, nur 14 km südöstlich von Colmar. Sie ist im sogenannten Dritten Sys- tem errichtet worden, d.h. im ausgereiftesten Ty- pus Vaubanscher Fortifikationskunst. Die Anlage ist achteckig, die Vorwerke sind stark unterteilt, die Böschung steil, die Mauern mit Schikanen verstärkt – am besten zu sehen aus der Vogelperspektive. Die Saarlouiser Gruppe von rund 45 Personen, darunter 18 Heimatkundler aus Lisdorf, besichtig- ten diese einzigartig gut erhaltene Anlage in einem mehrstündigen, geführten Rundgang. Von den ursprünglichen 4 Stadt- oder Festungstoren (im Norden das Straßburger, im Osten das Basler, im Süden das Belforter und im Westen das Colmarer Tor) sind nur noch das Colmarer und das Belforter SaarlouiserHeimatkundlerbesuchtendasUNESCO-Weltkulturerbe im Elsaß Die Vauban-Festungsstadt Neuf-Brisach Ein Teil der Saarlouiser Reisegruppe mit einigen Lisdorfern auf dem Place d’Armes in Neuf-Brisach. Links im Hinter- grund die Kirche St.Louis. 30
  • 30. Tor vorhanden, und zwar in ihrem Urzustand. Die beiden anderen Tore wurden Anfang des 19. Jahrhunderts aus verkehrstechnischen Gründen abgetragen und der Durchgang verbreitert. Im Belforter Tor (Porte de Belfort) befindet sich ein kleines Vauban-Museum, das neben Militär- auch Stadtgeschichte veranschaulicht. Im Innern des Stadt-Oktogons sind die Straßen schachbrettartig angeordnet, die Häuser einheitlich gestaltet und relativ niedrig, da sie die Mauern nicht überragen durften. Die Mitte der Stadt bildet wie in Saarlouis der quadratische ehemalige Exerzierplatz (Großer Markt in Saarlouis), heute Place d’Armes Général de Gaulle, mit einem Brunnen an jeder Ecke und der 1731-77 erbauten mächtigen Kirche St. Louis. Er wird heute – wie in Saarlouis – als Marktplatz genutzt mit Parkmöglichkeiten nur in den Rand- bereichen. Die Stadt innerhalb der Wälle ist in 48 Quadrate eingeteilt. Die Verteidigung ruhte auf 8 Bollwerken, den bastionierten Türmen. Vauban ließ ausreichend Platz für eine Zivilbevölkerung. Neben 4 Kasernen (2 für die Infanterie, 2 für die Kavalle- rie) und einigen Verwaltungsgebäuden wurden 34 der insgesamt 48 quadratischen Häuserblocks für eine Zivil-Bebauung vorgesehen. Jeder Block mit einer Kantenlänge von 50 m ist in 10 Grundstücke aufgeteilt. Als Anreiz bekam jeder Neusiedler ein Grundstück und Baumaterial geschenkt sowie 20 Jahre lang Abgaben- und Steuererlass. Aus den Gründungsjahren der Stadt ist nur ein Gebäude (Baujahr 1702) erhalten in der Rue de Colmar, das erst kürzlich restauriert wurde. Die 8 Bollwerke (bastionierte Türme) dienten den Soldaten als Schutzräume im Falle einer Belagerung sowie als Artillerie-Plattformen. Zwischen den Bollwerken be- finden sich ein Zwischenwall (Kurtine) mit einer Höhe von 9 m über der Grabensohle. Jedes Bollwerk wur- de durch eine Kontergarde (Vorwall) geschützt. Vor jeder Kurtine befindet sich ein Zangenwerk, dem ein Ravelin (Halbmond) vorgelagert ist. Die gesamte An- lage wird von einem gedeckten Weg umgeben. Neuf-Brisach galt als die am besten befestigte Stadt Europas, was allerdings nie bewiesen wer- den musste. Im Ernstfall habe sich die Besatzung mehrfach widerstandslos ergeben. Bis 1991 gab es noch eine Kaserne, die auch belegt war. Seit der Auflösung der Garnison 1992 ist Neuf-Brisach eine reine Wohngemeinde mit z. Z. 2.300 Einwohnern. Der Besuch der Saarlouiser Gruppe verlief wie folgt: Nach einer ca. 2,5 stündigen Anfahrt kamen wir gegen 11.00 Uhr in Neuf-Brisach an. Bis zum gemeinsamen Mittagessen im Hotel-Restaurant „Aux 2 Roses“ in der Rue de Strasbourg, einem ty- pisch elsässischen Restaurant unweit des Parade- platzes (Place d’Armes), besichtigten wir diesen mit seinen angrenzenden Gebäuden: Mairie, Post- amt, ehem. Komman- dantur und die 1781 im neo-klassisistischen Stil erbaute mächtige Kir- che „Eglise Royale de Saint-Louis“, vormals Gar- nisonskirche. Nach dem Mittagessen folgte von 14.00 bis 16.30 Uhr eine ausgiebige Führung durch die Festungsanlagen und das Vauban-Museum mit einem Stadtführer im his- torischen Gewand, der die Führung mit zahlrei- chen Anekdoten aufzu- lockern wusste. Danach ging es mit einem Stopp in Colmar und auf dem Autobahnrastplatz Hohkö- nigsburg wieder in unsere heimatliche Vauban-Stadt Saarlouis zurück. (hg) Plan der Festung Neuf-Brisach 31
  • 31. Am Samstag, 8. Oktober 2016, besuchten Mitglie- der und Freunde des VHL gemeinsam mit Freunden des Vereins für kulturelle und geschichtliche Arbeit im Bisttal aus Wadgassen die große Ausstellung „Nero: Kaiser, Künstler und Tyrann“ im Rheinischen Landesmuseum Trier. Trier, das ehemalige Zentrum der Antike, gehört seit Bestehen des Lisdorfer Hei- matkundevereins zu seinem ständigen Besuchspro- gramm. Erst im März waren wir mit einer Gruppe geschichtsinteressierter Mitglieder dort. Trier – Zentrum der Antike Trier begeistert alle, die sich für Römer interessie- ren. In der Stadt, einst eine der größten römischen Metropolen, begegnen Besucher auf Schritt und Tritt der Antike. Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Römerzeit derart authentisch erfahrbar: Porta Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen und Barba- ra-Thermen, Konstantin-Palastaula und Römerbrü- cke sind Welterbestätten der UNESCO. Und dann der prächtige Dom mit der Liebfrauenkirche. Das Besichtigungsprogramm war von unseren Wadgasser Freunden und dem Kunsthistoriker Patrik H. Feltes, Vorsitzender des Wadgasser Ver- eins, vorbereitet worden. An der Führung beteiligte sich außerdem der Religionspädagoge Stanislaus Klemm. Das Programm umfasste die große Ne- ro-Schau, den Trierer Dom sowie die restaurierte Liebfrauenkirche neben der Hohen Domkirche. Auf der Rückreise kehrten wir im ehemaligen Weingut der Wadgasser Prämontratenser in Kanzem (Cant- zheim) ein zu einem Saarwein-Picknick. Die erste geführte Besichtigung in Trier fand in der großartigen Liebfrauenkirche neben dem Dom statt. Von dort beschritten wir durch die „Heilige Pforte“ die Hohe Domkirche. Ab 1. Januar 2017 wird diese Pforte wieder für mehrere Jahre ver- schlossen. In der Hohen Domkirche erläuterte uns Stanislaus Klemm den Bereich mit den Statuen der jüngsten Heiligen aus der Diözese Trier: Blandine Merten aus Düppenweiler, Mutter Rosa von Wald- breitbach und der Gründer eines Trierer Mönchs- ordens. Danach ging es zum Mittagessen ins Restaurant der bischöflichen Trierer Weingüter in der Weberbachstraße. Von dort spazierten wir vor- bei an der Konstantin-Basilika, dem Kurfürstlichen Palais durch den prächtigen Palastgarten zur Ne- ro-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum. Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann – neu betrachtet Aus dem Ausstellungsflyer haben wir folgendes entnommen: Kaum ein römischer Kaiser weckt so viel Interesse wie Nero (reg. 54–68 n. Chr.). Erstmalig in Europa widmet sich eine große Ausstellung an drei Standorten mit vie- len hochkarätigen Exponaten aus dem In- und Ausland seinem Leben und den Folgen seiner Herrschaft. Der Kaiser wird heute vor allem mit Verschwendungs- sucht, Größenwahn und Grausamkeit verbunden. Be- sonders die letzten Regierungsjahre Neros prägen das heutige Bild des Tyrannen, Christenverfolgers und Brandstifters. Dieses Bild stammt bereits aus der Feder antiker Autoren wie Tacitus und Sueton, Angehörige der Aristokratie, der Nero mit Ignoranz gegenübertrat. Aktuelle Forschungsergebnisse lassen den Kaiser jedoch in einem anderen Licht erscheinen, denn Nero war lan- ge Zeit beim Volk sehr beliebt. Die Ausstellung zeigt Lisdorfer Heimatkundler besuchten NERO-Ausstellung in Trier 32
  • 32. seinen Aufstieg zum Thronfolger, seine Herrschaft, ihr gewaltsames Ende und auch, warum das Bild Ne- ros bis heute von negativen Eigenschaften geprägt ist. Zusätzlich dokumentiert die Bestandsaufnahme der Bildtradition sowie die Darstellung der Christenver- folgungen anschaulich die Rezeption des Kaisers bis in die jüngere Vergangenheit. Der weltweiten Bedeutung und Beachtung Neros folgend zeigten die Trierer Ausstellungsmacher ihn in drei Museen, und zwar im Rheinischen Landesmuseum Trier „Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann“ im Museum am Dom Trier „Nero und die Christen“ im Stadtmuseum Simeonsstift Trier ”Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero“ In Trier, der großen Römerstadt nördlich der Al- pen, widmeten sich drei Museen dem umstrittenen Kaiser. Die Ausstellungen gaben gemeinsam auf über 2.000 qm und mit fast 1.000 Exponaten ei- nen spannenden Einblick in Neros Persönlichkeit, seine Epoche und die Tradition seiner Darstellung. Die Schau über Nero (37–68 n. Chr.) war die erste in Mitteleuropa. Die gezeigten Exponate stammten aus allen großen Museen der Welt, natürlich auch aus Rom selbst und dem Vatikan. Es war die größ- te Nero-Ausstellung, die je gezeigt wurde und die weltweite Beachtung und Resonanz fand. So ist es nicht verwunderlich, dass mehr als eine Viertelmil- lion Besucher die Ausstellung gesehen haben – ein „wahnsinniger“ Erfolg. Aus Zeitgründen konnten wir nur den Hauptteil der Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum (Neros Haltung gegenüber den Christen in Rom und seine Neigung zu Lust und Verbrechen) mit zweieinhalbstündiger Führung besuchen. Nero blieb der Tradition in Rom treu, Gegner und poli- tische Widersacher sowie Frauen in deren Umfeld einfach ermorden zu lassen, so auch seine eige- ne Mutter Agrippina. So lernten wir Nero durch unsere sehr sachkundige Ausstellungführerin, die nach eigenen Angaben nach vielen Führungen sogar zu einer Verehrerin Neros geworden war, eingehend kennen. Die Trier-Fahrt fand in Kanzem an der Saar im „Weingut Cantzheim“ mit einem Picknick ihren ge- lungen Abschluss. Das Weingut, das von Familie Reimann bewirtschaftet wird, gehörte ehemals zur Wadgasser Abtei. Der Verfasser dieses Berichtes vereinbarte mit Anna Reimann, einer diplomier- ten Önologin (Weinbau-Wissenschaftlerin) für das Jahr 2017 eine zünftige Weinprobe. Kultur und Wein ergänzen sich gut. (hg) Marmorbüste des Kaiser Nero Weingut Cantzheim in 54441 Kanzem an der Saar 33
  • 33. Prominenter Besuch in Lisdorf – Amtseinführung von Pfarrer Frank Kleinjohann – Der zum 1.Mai 2016 vom Trierer Bischof Dr. Stefan Ackermann zum Pas- tor der Pfareiengemeinschaft Saarlouis links der Saar (Innenstadt, Lisdorf, Beaumarais und Neuforweiler) ernannte Frank Kleinjohann, der aus Reu- delsterz bei Mayen in der Eifel stammt, wurde am 8.Mai 2016 feierlich in sein Amt eingeführt, zunächst mit einer Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St.Ludwig und anschließend mit einem Empfang seiner Pfarreiengemein- schaft in der Hans-Welsch-Halle in Lisdorf. Sowohl die Pfarrkirche St.Lud- wig als auch die Hans-Welsch-Halle waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den überaus zahlreichen auswärtigen Gästen waren u.a. die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles, die mit Frank Kleinjohann seit ihrer gemeinsamen Schulzeit am Gymnasium in Mayen befreundet ist und die stellv. Bundesvorsitzende der CDU Julia Klöckner aus Mainz, studierte Theologin, deren Familie ebenfalls mit Pfarrer Kleinjohann befreundet ist. Pfr. Frank Kleinjohann Foto:Bistum stellv. Bundesvorsitzende der CDU Julia Klöckner mit dem VHL-Vorsitzenden Heiner Groß Foto:Herbert Germann Andrea Nahles, Bundes- ministerin für Arbeit und Soziales Foto:SPD-Fraktion Julia Klöckner im Kreise von Gästen des Empfangs v.l.n.r. Herbert Germann, Frederic Becker,Georg Jungmann,Julia Klöckner, Bürgermeisterin Marion Jost, Gabi Ger- mann, Heiner Groß Foto:Johannes Ruße 34
  • 34. Lisdorfer Heimatblatt wird auf SaarDok archiviert Mit Schreiben vom 14.10.2016 teilte uns die Universität des Saarlandes folgendes mit: Aufgrund des neuen Mediengesetzes ist die Saarländi- sche Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) beauftragt, Webangebote aus der Region zu sammeln und der Öffent- lichkeit zugänglich zu machen. Ziel ist es diese Angebote dauerhaft zu dokumentieren. Am 20.10.2016 hat der VHL der SULB erlaubt, unser Webangebot http://heimatkunde. lisdorf.de über das Internet weltweit uneingeschränkt zu- gänglich zu machen. Unsere Vorteile: 1. Unser Internet-Angebot bleibt langfristig auf dem Server http://saadoc.sulb.uni-saarland.de erhalten und einem breiten Publikum bekannt gemacht. 2. Unser Angebot wird in der saarländischen Bibliographie erschlossen http://www.sulb.uni-saarland.de 3. Uns fallen kein Kosten an und es entsteht uns kein zusätz- licher Aufwand. 4. Auf SaarDok gespeichertes Material ist dauerhaft verfügbar. Ausgezeichnet Der Heimatkundeverein Lisdorf beteiligt sich bereits seit Anbeginn an der Müll-Sam- melaktion „saarland picobello“ neben dem Löschbezirk Lisdorf der Feiwilligen Feuer- wehr und dem CDU-Ortsverband. Er wurde deshalb schon mehrfach ausgezeichnet für sein Engagement für unsere Umwelt. Seit Georg Jungmann Geschäftsführer des EVS ist, haben wir eine besondere Verpflich- tung an der Aktion teilzunehmen, zumal er ebenfalls von Anbeginn immer tatkräf- tig mithilft. Wir hoffen, dass auch im März 2017 wieder viele freiwillige Helfer dabei sein werden. 35
  • 35. Nachruf Seit der letzten Ausgabe Nr. 20 des Lisdorfer Heimatblattes sind folgende Mitglieder, Freunde und Förderer des Heimatkundevereins verstorben: Erich Klein, Lisdorf Loni Bernard, Lisdorf Heike Breitenmoser, Lisdorf Birgit Stark, Lisdorf Barbara Margareta Luxenburger, Luisenthal Erich Seidel, Saarlouis Doris Gozemba, Lisdorf Simone Schäfer, Lisdorf Wir halten die Verstorbenen in dankbarer Erinnerung und werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. An seinem 85.Geburtstag wurde Günter Mang vom VHL-Vorsitzenden Heiner Groß im Alten-Pflegeheim Sonnenresidenz in der Lisdorfer Straße in Saarlouis herzlich gratuliert. Günter Mang ist Mitgründer des VHL im Jahre 1997 und seither Vorstandsmitglied und ehrenamtlicher Archivar. Foto: Marita Mang-Grosch 36
  • 36. Herzlich willkommen! Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. begrüßt als neue Mitglieder: 70 Jahre Maria Thönes, Neuforweiler Marie-Luise Groß, Holzmühle Hildegard Ecker, Holzmühle Doris Leinenbach, Ensdorf Manfred Klaeser, Fraulautern Doris Becker, Ensdorf 75 Jahre Klaus Ecker, Holzmühle Annemie Schwarz, Felsberg Rolf-Dieter Kallenbrunnen, Lisdorf Roswitha Port, Lisdorf Hans Hanauer, Lisdorf Annemarie Wagner, Wadgassen Günther Nagel, Holzmühle Margarete Gebler, Hohenstein-Trebra/Thür. Hans Kneip, Holzmühle Dorothea Comtesse, Saarlouis Helga Kreutzer, Wadgassen Christa Schwarz, Lisdorf Gerda Kallenbrunnen, Lisdorf Regina Schmitt, Gröbenzell/ Bayern Marga Steinmetz, Lisdorf Gerlinde Loris, Lisdorf Klemens Port, Lisdorf Pauline Meindl-Hess, Altfrauenhofen/Bayern Dieter Becker, Ensdorf 80 Jahre Maria Adler, Lisdorf Wir gratulieren unseren älteren Mitgliedern zu ihren halbrunden und runden Geburtstagen in 2016 Marga Kaiser, Lisdorf Agnes Groß, Holzmühle Walter Gill, Neuforweiler Marlies Schütz, Saarlouis Maria Klein-Becker, Lisdorf Heinz Zöllner, Wadgassen Regina Planta, Lisdorf Maria Klein-Schmitt, Lisdorf Christa Becker, Holzmühle Benedikt Schneider, Lisdorf 85 Jahre Irmgard Falk, Saarlouis Marianne Faust, Lisdorf Irmgard Prediger, Wallerfangen Guido Klein, Lisdorf Gerhard Groß, Fraulautern 90 Jahre Maria Scholly, Lisdorf Veronika Hild, Lisdorf Über 90 Jahre Ottilie Schwind-Lonsdorfer, Lisdorf Ruth Illenberger-Steffen, Port Elizabeth/RSA Clementine Bohr-Nobel, Lisdorf/Saarlouis Irma Theobald-Scholly, Schwalbach Maria Schmitt, Saarlouis Theo Speicher, Roden/Steinrausch Guido Zengerle, Losheim Hedwig Jeibmann, Saarlouis Clemens Salz, Schwalbach Silvia Salz, Schwalbach Johannes Bohr, Saarlouis Danald Wagner, Lisdorf Elisabeth Jenal, Lisdorf Alexander Jenal, Lisdorf Dr. Franz-Josef Klein, Lisdorf Werner Schug, Altforweiler 37
  • 37. Ehrenmal auf dem Friedhof in Lisdorf zur mahnenden Erinnerung an die Opfer der Weltkriege „65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht! Pro Minute verlieren 24 Menschen ihre Hei- mat, viermal so viele wie vor zehn Jahren. Grund für den steilen Anstieg der Flüchtlingszahlen sind Konflikte wie in Afghanistan oder die unglaubliche Gewalt der Terrororganisation IS in Syrien und im Irak. Blutüberströmte Menschen, weinende Kinder, zerstörte Häuser, Verzweiflung, Chaos. Fernsehbilder von Anschlägen. Ausweglosigkeit und Todesangst treiben die Menschen in die Flucht. Sie wollen ihr Leben retten, suchen ein Leben in Frieden und Freiheit. Auf dieser Suche kamen über eine Million Flüchtlinge nach Europa, eine historische Bewährungsprobe. 442 000 Anträge auf Asyl wurden 2015 in Deutschland gestellt. Auf einen solchen Ansturm war Deutsch- land nicht vorbereitet. Doch wir erlebten eine einzigartige Hilfsbereitschaft und beispielloses ehrenamtliches Engagement. Erinnern wir uns an die eigene Geschichte: Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten mehr als 14 Millionen Deutsche vor der Sowjetarmee in Richtung Westen. Sie haben erfahren. was Flucht und Vertreibung bedeuten. Nur ihr eigenes Leben konnten sie retten, hier hatten sie Gelegenheit, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Aber nicht alle haben die Strapazen der Flucht überlebt. Am Volkstrauertag gedenken wir gemeinsam der Toten der Kriege und der Gewaltherrschaften. Zu ihnen gehören auch die Menschen, die während der Flucht und der Vertreibung starben. Ihre Gräber sind Kriegsgräber, die auf Dauer zu erhalten sind: Eine Mahnung für den Frieden!“ Werner Hillen, Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK), LV Saar Gedenken zum Volkstrauertag „Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.“ Dalai Lama 38
  • 38. Der VHL braucht Sie und Dich ! 39
  • 39. Der Saar-Polygon auf der Bergehalde Ensdorf Auch der Ensdorfer Nachbarort Lisdorf ist froh und stolz, dass auf der 150m über dem Saar- tal befindlichen Ensdorfer Bergehalde nun eine begehbare 30m hohe Stahl-Skulptur thront, die man Saar-Polygon taufte, was griechisch „Vieleck“ heißt, die an den 2012 aufgegebenen Stein- kohlebergbau erinnern soll. Dabei erinnert man sich auch daran, dass Ensdorf und Lisdorf über Jahrhunderte pfarrlich und kommunal zusammen waren und Ensdorf mit dem Bergbau und der Industriealisierung den früheren Hauptort Lisdorf überholte. Auch haben viele Lisdorfer im nahen Bergwerk Ensdorf, damals Saarschacht oder Grube Duhamel genannt „Brot und Arbeit“ gefun- den. Einige mussten dort auch ihr junges Leben lassen. So steht der Saar-Polygon auch für Lisdorf, zumal er von der gesamten Ortslage und erst recht von der sehr nahen Lisdorfer Aue bestens zu sehen ist. Auch von dem Lisdorfer Ortsteil Holzmühle und dem erhöhten Ginsterberg, wo ich seit 1971 wohne, hat man einen schönen Blick zum markanten Saar-Polygon. Morgens richten sich meine ersten Blicke auf die sehr nahe wirkende stählerne Großskulptur und abends bzw. nachts zieht der beleuchtete Polygon die letzten Blicke ebenfalls auf sich. Obwohl ich mit dem Bergbau diekt nichts zu tun hatte und ihn nur in mehreren Grubeneinfahrten erlebt habe, hat er mich faszi- niert. Deshalb gehöre ich schon seit vielen Jahren als förderndes Mitglied dem Bergarbeiterverein an. Es hat mich gefreut, dass ich bei der Einweihung des Saar-Polygons am 17.September 2016 dabei sein durfte und unser Lisdorfer Heimatkundevereinsmitglied, Kanzleramtsminister Peter Alt- maier, ihn in den höchsten Tönen lobte. Dass die Gemeinde Ensdorf den Saar-Polygon zu ihem Wahrzeichen erklärt hat, ist ebenfalls lobenswert. Es ist zu hoffen, dass der Saar-Polygon zum Wahrzeichen der gesamten Saar-Region wird, denn er ist einzigartig. Er dient als Denkmal und Landmarke nicht nur der Erinnerung an den Berg- bau, sondern auch als Motor für den Tourismus in unserer gesamten Region. So wirkt er auch als Zukuntfsperspektive.(hg) Foto: Georg Groß