Lawyer in Vietnam Dr Oliver Massmann - Vietnam and the World
Kapitalmarkt
1. Rechtsanwalt Vietnam Oliver Massmann Kapitalmarkt
Vietnams Finanzsystem bleibt schwach und schlecht reguliert. Der Mangel an finanzieller
Transparenz und die Nichteinhaltung international akzeptierter Standards seitens vietnamesischer
Firmen gehören zu den vielen Herausforderungen, denen der Plan der GVN begegnet, den
inländischen Aktien- und Wertpapiermarkt als Platz für Firmen zur Kapitalbeschaffung im
Inland zu erweitern. Der Banksektor ist unterentwickelt, momentan ist er Ziel einer nationalen
Restrukturierungsinitiative für hohe notleidende Kredite (non-performing loans, NPL) und
andere strukturelle Probleme. Ende März 2012 hatten nur 20% der in Vietnam Ansässigen ein
Bankkonto. Die meisten inländischen Banken sind unterkapitalisiert und halten Berichten
zufolge eine große Anzahl von NPLs. Nach vietnamesischen Rechnungslegungsgrundsätzen lag
die offizielle NPL-Rate am 30. September 2012 bei 8,82%. Die staatlich gelenkte Kreditvergabe
von Handelsbanken in Staatsbesitz und Kreditvergabe an nahestehende Parteien nach
handelsfremden Kriterien bleiben bei ausländischen Investoren und sonstigen finanziellen
Analysten ein Grund zur Sorge.
Der vietnamesische Bankenmarkt ist an der Spitze hoch konzentriert und hat am unteren Ende
fragmentarischen Charakter. Die vier größten Banken (Vietcombank, Vietinbank, Bank für
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Vietnambank für Investment und Entwicklung)
stehen im Staatsbesitz oder befinden sich mehrheitlich in staatlicher Hand, tragen - nach Zahlen
vom Dezember 2011 - etwa 58% zum inländischen Kreditwesen bei, bilden 46% aller Aktiva
und 37% des Eigenkapitals im Bankensektor. Unter den genannten Banken ist die Bank für
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung die größte mit einem Aktivvermögen von 560
Billionen VND (etwa 26,7 Milliarden USD). Vietnams 38 „Joint Stock Commercial Banks“ sind
alle kleiner als die staatlichen Handelsbanken, aber gewinnen allmählich Marktanteile.
Vietnamesische Banken müssen ein Minimum an Statuskapital von 3 Billionen VND (etwa 143
Millionen USD) aufrechterhalten. Die GVN hat Bankreformen initiiert, um die Effizienz des
Bankensystems zu verbessern, insbesondere durch „Equitization“ (oder Privatisierung) von im
Staatsbesitz stehenden Handelsbanken. Die Vietcombank und die Vietinbank führten im
Dezember 2007 bzw. Dezember 2008 Börsengänge (initial public offerings, IPO) durch und
wurden beide 2009 an der vietnamesischen Börse notiert. Die Bank für Investment und
Entwicklung wurde am 28.Dezember 2008 „equitisiert“. Der Staat bleibt der kontrollierende
Anteilseigner an diesen Banken. Im Jahre 2008 gewährte die Staatsbank von Vietnam zum ersten
Mal den folgenden ganz in ausländischer Hand stehenden Banken Lizenzen: HSBC, Standard
Chartered Bank, ANZ, Hong Leong und Shinhan Vina. Die gegenwärtige Obergrenze für
ausländische Inhaberschaft in einer lokalen Joint-Stock-Bank liegt bei 30% des gesamten
Statuskapitals für 100% ausländische Inhaberschaft und bei 15% für einen ausländischen
Anteilseigner, bzw. 20% im Falle der Genehmigung durch das Premierministerbüro.
2. Der vietnamesische Aktienmarkt hat zwei Börsenhandelsplätze: die Ho Chi Minh City Börse
(HOSE) und die Hanoi Börse (HNX). Am 26.Dezember 2012 waren an der HOSE 308
Aktienwerte mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von etwa 10,78 Milliarden Dollar notiert,
ferner waren 395 Unternehmen an der HNX mit einer gesamten Marktkapitalisierung von etwa 4
Milliarden Dollar. Die Mehrheit der börsennotierten Firmen sind frühere SOE, die eine teilweise
Privatisierung („equitization“) erfahren haben. Ein neues Börsenparkett für nicht notierte
öffentliche Unternehmen (UPCOM) wurde am Hanoier Wertpapier-Zentrum im Juni 2009
lanciert. Ende 2011 waren 132 Unternehmen bei UPCOM notiert. Im September 2009 wurde ein
separates Handelsparkett für Staatsanleihen errichtet.
i.Wettbewerb durch staatliche Unternehmen (SOEs)
Der Anteil der SOEs an Produktionsfaktoren ist im letzten Jahrzehnt stetig gesunken. Im Jahr
2000 hatten die SOEs fast 68% des Kapitals, 55% der Sachanlagen (wie etwa Grund und Boden),
45% des Bankkredits und 59% der Arbeitsplätze im Unternehmenssektor inne. Diese
Prozentsätze sind in den letzten zehn Jahren stetig gesunken. 2009 war der Kapitalanteil der
SOEs auf 39% gefallen, die Sachanlagen auf 45%, Bankkredite auf 27% und die Beschäftigung
im Unternehmenssektor auf 19%. Der starke Rückgang an Anteilen bei der Beschäftigung von
59% auf 19% war darauf zurückzuführen, dass viele arbeitskraftintensive SOEs equitisiert
wurden und inländische private und ausländische öffentliche Unternehmen ihre Arbeitskräfte
aufgestockt haben. SOEs dominieren nach wie vor in allen strategischen Sektoren, etwa Öl und
Gas, Telekommunikation, Elektrizität, Bergbau und Versicherungswesen.
2005 gründete die GVN die Staatliche Kapitalinvestitionsggesellschaft (State Capital Investment
Corporation, SCIC), um die staatlichen Anteile an SOEs zu repräsentieren, die SCIC war dabei
für das Management, die Restrukturierung und die staatlichen Handelsinteressen über den
Prozess der Equitisierung und Privatisierung zuständig. Bis 2015 will die SCIC mehr als 1000
staatliche Unternehmen privatisieren oder in Equity umwandeln, aber 2012 war der geplante
Fortschritt ins Stocken geraten. Die SCIC hat auch die Aufgabe, die SOE-Reform zu
beschleunigen und das Management der in ihrem Portfolio enthaltenen Unternehmen zu
verbessern. Das Unternehmensgesetz von 2005 verpflichtet alle SOEs, ihre
Unternehmensstruktur so zu ändern, dass sie ab dem 01.Juli 2010 in demselben gesetzlichen
Rahmen und Regelwerk operieren können wie alle anderen Unternehmensarten. Allerdings
besteht Bedarf an signifikanten zusätzlichen SOE-Reformen, um den privaten Sektor auf ein
Wettbewerbsniveau mit den SOEs zu bringen. 2010 ging das stattliche Schiffbauunternehmen
Vinashin wegen Missmanagement und beträchtlicher Investitionen in andere als den Kernsektor
bankrott. Dieses Ereignis weckte im Inland und international Bedenken hinsichtlich der Effizienz
3. und dauerhaften Tragfähigkeit eines ökonomischen Modells, das von einem dominanten
staatlichen Sektor vorangetrieben wird. Vietnam gestattet ausländischen Investoren, am
Equitisierungsprozess teilzunehmen (gemäß Dekret 59 aus dem Jahre 2011), vorbehaltlich
anderer gesetzlicher Bestimmungen, die die Teilnahme von ausländischen Investoren an dem
genannten Prozess beschränken, wie etwa Obergrenzen für Kapitalbeteiligung. SOEs sind erst
kürzlich autorisiert worden, Anteile an strategische Investoren vor dem IPO (Börsengang) zu
verkaufen. Der Parkettpreise für Aktien, die an strategische Investoren verkauft werden, darf
jedoch nicht niedriger sein, als der von der Ministerialbehörde festgelegte.
Im Juli 2012 begann Vietnam offiziell mit der Ausführung des SOE-Restrukturierungsplans,
dabei lag der Schwerpunkt auf der Restrukturierung von staatlichen Unternehmensgruppen, Ziel
war die Verbesserung der Effizienz und die Stärkung der maßgebenden Rolle des Staatssektors
in der Wirtschaft. Dennoch wird ein klarerer Aktionsplan gebraucht, um die Restrukturierung
umfassend zu beginnen und in genügender Weise umzusetzen.
Bitte kontaktieren Sie den Autor Oliver Massmann direkt unter
omassmann@duanemorris.com wenn Sie Fragen haben. Oliver Massmann ist der
Generaldirektor von Duane Morris Vietnam LLC.
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