Der Medien-Trendmonitor untersucht per Online-Befragung die Tendenzen und Entwicklungen im Journalismus. Die Befragung wurde von der dpa-Tochter news aktuell und von Faktenkontor entwickelt und durchgeführt. Insgesamt 2.140 Journalisten verschiedener Medien haben vom 25. April bis zum 31. Mai 2009 an der Umfrage teilgenommen.
1. MEDIEN-TRENDMONITOR AUGUST 2009
EXECUTIVE SUMMARY
Besonders freie Journalisten
Medienkrise setzt Journalisten unter Druck müssen um ihre Beschäftigung fürchten
Die Medienkrise hinterlässt bei mehr als drei Viertel der freien Journalisten Mehr als drei Viertel der Medienvertreter sind aufgrund der Wirtschafts-
Spuren. Besonders die Redakteure von Nachrichtenagenturen (82,7 Pro- krise besorgt. 39,4 Prozent der freien Journalisten machen sich große
zent) fühlen sich durch die Medienkrise einem gestiegenen Druck ausge- bis sehr große Sorgen um ihren Job. Ihre Auftragslage ist die unsi-
setzt. Fast vier Fünftel (79 Prozent) der „alten Hasen“, also Journalisten mit cherste, verglichen mit den Volontären und Redakteuren. Zeitschriften-
16 bis 20 Jahren Berufserfahrung, empfinden ebenfalls deutlich mehr Druck redakteure machen sich zu 36,4 Prozent große bis sehr große Sorgen
als der Durchschnitt. Besonders Redakteure, die seit weniger als einem Jahr angesichts der Wirtschaftkrise im Gegensatz zu 18,3 Prozent der Rund-
ihren Beruf ausüben, greifen aufgrund der Krise vermehrt auf Material aus funkredakteure.
Pressestellen und PR-Agenturen zurück (83,3 Prozent) - vielen fehlt es an
Zeit, selbst recherchierte Berichte zu verfassen (50 Prozent). Unter den Me- Angesichts der Wirtschaftskrise haben viele Branchen
dienhochburgen leiden Hamburg und Köln am meisten unter der Krise. mit Umsatzeinbußen und finanziellen Schwierigkeiten zu
rechnen. Machen Sie sich Sorgen, Ihren Arbeitsplatz zu
Bitte lesen Sie die nachfolgenden Aussagen und geben Sie verlieren bzw. weniger Aufträge zu erhalten?
an, ob Sie diesen zustimmen oder nicht zustimmen. Ich mache mir derzeit …
Aufgrund der Medienkrise ist der sehr große Sorgen. 5,4
73,5 19,6 6,9
Arbeitsdruck für Journalisten gestiegen.
große Sorgen. 24,8
Medien tragen dazu bei,
die Wirtschaftskrise zu verschärfen. 45,6 44,6 9,8
geringe Sorgen. 48,4
Aufgrund der Medienkrise haben Journalisten
derzeit weniger Zeit für selbst recherchierte Berichte. 44,4 45,3 10,3
keine Sorgen. 20,0
Aufgrund der Medienkrise greifen Journalisten
vermehrt auf Material aus Pressestellen 42,9 44,1 12,9
und PR-Agenturen zurück. Ich habe meinen 1,4
Arbeitsplatz schon verloren.
Angaben in Prozent Stimme zu Stimme nicht zu Weiß nicht/keine Angabe 0 10 20 30 40 50
Angaben in Prozent
Der Medien-Trendmonitor untersucht per Online-Befragung die
Aufgrund der Medienkrise greifen Journalisten vermehrtEntwicklungen im Journalismus. Die Befragung
Tendenzen und
auf Material aus Pressestellen und PR-Agenturen zurück.
wurde von der dpa-Tochter news aktuell und von Faktenkontor
entwickelt und durchgeführt.
Aufgrund der Medienkrise haben Journalisten derzeit
weniger Zeit für selbst recherchierte Berichte.
Insgesamt 2.140 Journalisten verschiedener Medien haben vom
25. April bis zum 31. Mai 2009 an der Umfrage teilgenommen.
Die Ergebnisse sind auf eine Nachkommastelle gerundet.
Medien tragen dazu bei,
die Wirtschaftskrise zu verschärfen.
Aufgrund der Medienkrise ist der
Arbeitsdruck für Journalisten gestiegen.
2. MEDIEN-TRENDMONITOR
Bei knapp 40 Prozent der Redaktionen sinken Jede zweite Tageszeitung berichtet bewusst
die Mitarbeiterzahlen nicht über die Wirtschaftskrise
Bei 44,1 Prozent der Tageszeitungen wird sich die Mitarbeiteranzahl in den In Zeiten der Wirtschaftskrise versuchen Redaktionen, einen Gegenpol
nächsten zwölf Monaten verringern. Die Bereiche Online und Multimedia zur ständigen Negativberichterstattung zu schaffen. 44,5 Prozent der Ta-
sowie Rundfunk erwarten je zu etwa einem Drittel einen Rückgang. Beson- geszeitungen und 47,3 Prozent der Rundfunkanstalten legen manchmal
ders betroffen ist die Medienhochburg Hamburg: Jeder zweite Journalist Wert darauf. Etwa ein Zehntel der Tageszeitungen und der Nachrichtena-
geht dort von sinkenden Mitarbeiterzahlen in den Redaktionen aus. genturen berichtet überhaupt nicht über die Wirtschaftskrise.
Wie wird sich die Mitarbeiteranzahl in Ihrer Redaktion Berichte über die Wirtschaftskrise dominieren derzeit die
bzw. in der Redaktion, für die Sie am meisten arbeiten, Ih- Medien. Versuchen Sie in Ihrer Redaktion bewusst einen
rer Ansicht nach in den nächsten 12 Monaten entwickeln? Gegenpol zur ständigen Negativberichterstattung zu
Die Zahl der Mitarbeiter wird sich … schaffen?
Immer 3,7
erhöhen. 6,2
Sehr häufig 6,6
unverändert Häufig 19,6
bleiben. 49,4
Manchmal 35,0
verringern. 37,7 Selten 7,0
Sehr selten 2,8
Weiß nicht 4,9
Nie 3,3
Ich berichte nicht über 19,7
Angaben in Prozent die Wirtschaftskrise.
Keine Angabe 1,8 Mehrfachnennungen möglich Angaben in Prozent
Mehrfachnennungen möglich
Weiß nicht/Keine Angabe 2,3
0 10 20 30 40 50 60 0 5 10 15 20 25 30 35
Der klassische Journalismus hält den Social Communities Stand
Um zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen, investieren Verlage Verlage sind derzeit auf der Suche nach weiteren Einnah-
zunehmend in Soziale Netzwerke und andere Internetprojekte. Dadurch mequellen und neuen Modellen für die Zukunft. Investi-
können sie ihre Zielgruppen erweitern und auch auf einem interaktiven tionen in Social Communities, wie z. B. in studiVZ, werden
Kommunikationsweg ansprechen. Durch die aktive Mitgestaltung der von den Verlagen forciert. Bitte geben Sie an, ob Sie den
Homepages durch die User generieren Verlage wertvolle Einblicke in folgenden Aussagen zustimmen oder nicht zustimmen.
ihre Zielgruppen.
Trotz Investitionen der Verlage in Social Communities bleibt der klas- Der klassische Journalismus
wird trotz der Investitionen der
sische Journalismus erhalten. Das meinen zumindest mehr als 80 Pro- Verlage in Social Communities 80,1 10,0 9,9
mehr oder weniger erhalten
zent der Tageszeitungen und der Redaktionen in Online und Multime- bleiben.
dia. Letztere geben sich auch optimistisch bei dem Glauben, dass diese
Art Investitionen für klassische Medien von Vorteil ist (50,2 Prozent) – Investitionen der Verlage in
deutlich mehr als die weiteren Medienbereiche, die je zu einem Drittel Social Communities sind ein
36,9 32,5 30,6
guter Weg, um neue Geschäfts-
diese Meinung teilen. modelle zu erschließen.
Journalisten mit langjähriger Berufserfahrung sind zudem weniger eu-
Investionen der Verlage in
phorisch als Journalisten mit weniger Berufserfahrung. Letztere sind Social Communities 36,3 30,8 32,9
wird für die klassischen
zum Teil Digital Natives und mit den neuen Medien aufgewachsen. Fast Medien von Vorteil sein.
die Hälfte der Journalisten mit weniger als einem Jahr Berufserfahrung
bezeichnet die Investitionen der Verlage in Social Communities als vor-
teilhaft für die klassischen Medien, und mehr als 90 Prozent von diesen Angaben in Prozent Stimme zu Stimme nicht zu Weiß nicht/keine Angabe
glauben an das Weiterbestehen des klassischen Journalismus.
2 M E D I E N -T R E N D M O N ITO R – Juni 2009
3. MEDIEN-TRENDMONITOR
Die Internetpräsenz der Verlagshäuser Jeder zweite Journalist hält
bleibt abhängig von Subventionen einen Wechsel in die PR für realistisch
Fast ein Fünftel der Journalisten aus den Bereichen Online und Mul- Einen Wechsel vom Journalismus in die PR kann sich fast die Hälfte der Me-
timedia erwartet die baldige finanzielle Unabhängigkeit der Internet- dienvertreter vorstellen. Vor allem freie Journalisten sind dazu bereit (59,6
angebote von Verlagshäusern. Damit sind sie unter den Medienvertre- Prozent). Die Vertreter der übrigen Medienbereiche sind weniger offen für
tern die optimistischsten. Nachrichtenagenturen sind mit 3,7 Prozent eine Umorientierung: Nur knapp ein Fünftel der Redakteure aus Tageszei-
deutlich skeptischer. tungen, Rundfunk und Nachrichtenagenturen teilen diese Bereitschaft.
Glauben Sie, dass sich die Internetangebote der deut- Können Sie sich vorstellen, die Seiten zu wechseln, und
schen Verlagshäuser in absehbarer Zeit finanziell selber irgendwann einmal für die PR zu arbeiten?
tragen werden?
Gerne, ich bin
Auf jeden Fall 7,5 offen für alles 26,7
Eventuell 32,7
Vielleicht 46,2
Eher nicht 48,1
Nein, niemals 19,6
Auf keinen Fall 8,4
Angaben in Prozent
Weiß nicht/
7,5 Mehrfachnennungen möglich
Keine Angabe
Angaben in Prozent
Weiß nicht 3,2
Mehrfachnennungen möglich
0 10 20 30 40 50
0 10 20 30 40 50
Jeder zweite Journalist findet Newsletter sind auf Rang zwei
Twitter völlig uninteressant der genutzten Online-Nachrichten
Twitter ist den meisten Journalisten ein Begriff, doch jeder zweite in- Für die redaktionelle Berichterstattung konsultieren Journalisten vor
teressiert sich nicht für das Versenden von Kurznachrichten. Für eine allem Internet-Nachrichtenportale. Online-Newsletter sind auf Platz
„spannende Spielwiese“ halten besonders Nachrichtenagenturen (40,7 zwei und genießen damit einen hohen Stellenwert und Seriosität. Jour-
Prozent) und Online und Multimedia (32,1 Prozent) die Plattform. Deut- nalisten aus Online und Multimedia sind Blogs und Twitter deutlich
lich skeptischer sind Zeitschriftenredakteure mit 17 Prozent. mehr zugewandt als ihre Kollegen aus anderen Medienbereichen: Sie
nutzen zu 53,1 und zu 32,1 Prozent diese Online-Dienste.
Twitter ist für mich ...
Welche Online-Nachrichten beobachten Sie für Ihre
redaktionelle Berichterstattung?
...völlig
47,3
uninteressant
Internet-
Nachrichtenportale, 88,4
wie z. B. spiegel.de
...eine spannende
Spielwiese 22,5
Online-Newsletter 75,7
...unbekannt 13,3
Blogs 33,2
...ein wichtiges
7,9
neues Medium
Twitter 14,6
Angaben in Prozent
9,0 Mehrfachnennungen möglich Angaben in Prozent
Weiß nicht
Nichts davon 4,3 Mehrfachnennungen möglich
0 10 20 30 40 50 0 20 40 60 80 100
3 M E D I E N -T R E N D M O N ITO R – Juni 2009
4. MEDIEN-TRENDMONITOR
Videos gewinnen für Online-Nachrichten an Jede dritte Redaktion arbeitet mit eigenen
Bedeutung Videojournalisten
Mehr als die Hälfte der Redakteure glaubt, dass Bewegtbild für Online- Medienvertreter nutzen verschiedene Bezugsquellen für Videomate-
Nachrichten mittelfristig stark bis sehr stark an Bedeutung gewinnen rial. Fast jede zweite Redaktion aus dem Rundfunkbereich (49,3 Pro-
wird. Diese Meinung teilen knapp drei Viertel der Rundfunkredakteure. zent) und aus dem Bereich Online und Multimedia (47,2 Prozent) hat
Deutlich wird diese Entwicklung anhand des stetig wachsenden Ein- eigene Videojournalisten angestellt. Nur gut jeder zehnte Redakteur
satzes von Webcasts auf Online-Portalen von Zeitschriften und Zei- bezieht kostenpflichtige redaktionelle Videos. Immerhin 15 Prozent
tungen. Zudem machen bereits viele Fernsehsender ihr TV-Angebot der Befragten geben an, kostenfreie PR-Angebote zu nutzen.
ihrem Publikum auch online zugänglich.
Wie bezieht Ihre Redaktion Videomaterial?
Wird die Bedeutung von Videos für Online-Nachrichten
mittelfristig zunehmen? Die Bedeutung wird…
Wir beziehen
kein Videomaterial 44,1
gar nicht
2,0
zunehmen.
Von eigenen 33,9
Videojournalisten
10,6
gering zunehmen.
Kostenfrei von
Unternehmen 15,1
(PR-Beiträge)
teils/teils
28,0
zunehmen.
Kostenpflichtig von
Nachrichtenagenturen 11,0
(Reuters, dpa, AP etc.)
,
39,9
stark zunehmen.
Kostenfrei mit
Werbeeinblendungen 5,8
sehr stark (z.B. zoomin.tv)
16,8
zunehmen.
Angaben in Prozent
Mehrfachnennungen möglich
Angaben in Prozent
Weiß nicht/ Weiß nicht/
2,6 11,8 Mehrfachnennungen möglich
Keine Angabe Keine Angabe
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
0 10 20 30 40 50
Kontakt: news aktuell GmbH Faktenkontor GmbH
Jens Petersen Jörg Forthmann
Leiter Unternehmenskommunikation Geschäftsführender Gesellschafter
Mittelweg 144 Normannenweg 30
20148 Hamburg 20537 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 4113-32843 Telefon: +49 (0)40 227 03-7787
Telefax: +49 (0)40 4113-32876 Telefax: +49 (0)40 227 03-7961
Petersen@newsaktuell.de Joerg.Forthmann@faktenkontor.de
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4 M E D I E N -T R E N D M O N ITO R – Juni 2009