Ivanova & Schaefer - Frames in grossen Medienkorpora
Das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft aus Sicht der Science of Science Communication
1. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
23.05.2019 Seite 1
Prof. Dr. Mike S. Schäfer
m.schaefer@ikmz.uzh.ch, Twitter: @mss7676
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft
und Gesellschaft aus Sicht der
«Science of Science Communication»
2. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 2
Gliederung
1. Was ist Wissenschaftskommunikation?
2. Das Forschungsfeld:
Die „Science of Science Communication“
3. Zentrale Befunde der
Science of Science Communication
4. Herausforderungen
3. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
1. Was ist Wissenschaftskommunikation?
4. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 4
Wissenschaftskommunikation in aller Munde
(z.B. Bauer/Bucchi 2007; Bucchi/Trench 2008; Burns et al. 2003; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer et al. 2015)
5. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 5
(vgl. AG „Wissenschaft –
Öffentlichkeit – Medien“ der
dt. Wissenschafts-
akademien 2016)
Ein umfassendes Verständnis von WissKomm
(z.B. Bauer/Bucchi 2007; Bucchi/Trench 2008; Burns et al. 2003; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer et al. 2015)
In der Forschung umfassendes Verständnis von Wissenschaftskommunikation:
«alle Formen von auf wissenschaftliches Wissen oder wissenschaftliche Arbeit fokussierter
Kommunikation» (u.a. Bonfadelli et al. 2017)
6. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Wissensvermittlung: wiss. Wissen als „bestes
verfügbares Wissen“ in individuelle und gesellschaftliche
Debatten und Entscheidungen einspeisen (PUS(H))
Beteiligung: Meinung/Expertise der Gesellschaft
einbinden, z.B. durch Bürgerkonferenzen, citizen
science («Public Engagement»)
Legitimation: „license to operate“ für System
Wissenschaft, Institutionen & Akteure sichern
WissKomm kann unterschiedliche Ziele haben
(z.B. Bauer/Bucchi 2007; Bucchi/Trench 2008; Burns et al. 2003; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer et al. 2015)
ZIELE
EXTERNER
WISSENSCHAFTS-
KOMMMUNIKATION
7. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
2. Die „Science of Science Communication“
8. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Mehr Forschung zu WissKomm
(z.B. Bonfadelli et al. 2017; Guenther/Joubert 2017; Jamieson et al. 2016; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer 2012)
Science of Science Communication: für eine
evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation (z.B.
Bonfadelli et al. 2017; Fähnrich et al. 2019; Fischhoff/Scheufele 2013)
9. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Science of Science Communication: für eine
evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation (z.B.
Bonfadelli et al. 2017; Fähnrich et al. 2019; Fischhoff/Scheufele 2013)
Institutionalisierung des Forschungsfeldes: Lehrstühle,
Fachgruppen in Fachgesellschaften, eigene
Zeitschriften, einführende Bücher (z.B. Bonfadelli et al. 2017;
Bucchi/Trench 2014; Jamieson et al. 2016; cf. Gascoigne et al. 2010)
Mehr Forschung zu WissKomm
(z.B. Bonfadelli et al. 2017; Guenther/Joubert 2017; Jamieson et al. 2016; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer 2012)
10. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Schäfer 2012
Guenther/Joubert 2017
Science of Science Communication: für eine
evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation (z.B.
Bonfadelli et al. 2017; Fähnrich et al. 2019; Fischhoff/Scheufele 2013)
Institutionalisierung des Forschungsfeldes: Lehrstühle,
Fachgruppen in Fachgesellschaften, eigene
Zeitschriften, einführende Bücher (z.B. Bonfadelli et al. 2017;
Bucchi/Trench 2014; Jamieson et al. 2016; cf. Gascoigne et al. 2010)
Zunahme einschlägiger Publikationen
(z.B. Guenther/Joubert 2017; Schäfer 2012)
Mehr Forschung zu WissKomm
(z.B. Bonfadelli et al. 2017; Guenther/Joubert 2017; Jamieson et al. 2016; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer 2012)
11. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Science of Science Communication: für eine
evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation (z.B.
Bonfadelli et al. 2017; Fähnrich et al. 2019; Fischhoff/Scheufele 2013)
Institutionalisierung des Forschungsfeldes: Lehrstühle,
Fachgruppen in Fachgesellschaften, eigene
Zeitschriften, einführende Bücher (z.B. Bonfadelli et al. 2017;
Bucchi/Trench 2014; Jamieson et al. 2016; cf. Gascoigne et al. 2010)
Zunahme einschlägiger Publikationen
(z.B. Guenther/Joubert 2017; Schäfer 2012)
Aber v.a. Studien anglophoner Länder (Schäfer 2012; cf.
Guenther/Joubert 2017)
Mehr Forschung zu WissKomm
(z.B. Bonfadelli et al. 2017; Guenther/Joubert 2017; Jamieson et al. 2016; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer 2012)
12. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Science of Science Communication: für eine
evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation (z.B.
Bonfadelli et al. 2017; Fähnrich et al. 2019; Fischhoff/Scheufele 2013)
Institutionalisierung des Forschungsfeldes: Lehrstühle,
Fachgruppen in Fachgesellschaften, eigene
Zeitschriften, einführende Bücher (z.B. Bonfadelli et al. 2017;
Bucchi/Trench 2014; Jamieson et al. 2016; cf. Gascoigne et al. 2010)
Zunahme einschlägiger Publikationen
(z.B. Guenther/Joubert 2017; Schäfer 2012)
Aber v.a. Studien anglophoner Länder (Schäfer 2012; cf.
Guenther/Joubert 2017)
nur wenige & fragmentierte Befunde zur Schweiz (daher
Etablierung einer ExpertInnengruppe der A+ (2019))
Mehr Forschung zu WissKomm – aber wenig zur CH
(z.B. Bonfadelli et al. 2017; Guenther/Joubert 2017; Jamieson et al. 2016; Scheufele/Fischhoff 2013; Schäfer 2012)
13. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
3. Befunde der „Science of Science Communication“
14. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 14
Die Bürger: Einstellungen und Informationsquellen
Langzeitprojekt Wissenschaftsbarometer Schweiz erhebt Daten dazu
15. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 15
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Forschung, auch Grundlagenforschung, wird als wichtig gesehen
16. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 16
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Wissenschaft sollte staatlich unterstützt werden
17. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 17
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Recht hohes Vertrauen in Wissenschaft – v.a. in System Wissenschaft
18. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 18
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Langzeitdaten in den USA zeigen keinen Vertrauensverlust
19. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 19
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
… und in Grossbritannien (und ITA, SWE, D) auch nicht
20. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 20
Medien sind wichtige Quellen der Bürger
(z.B. Eurobarometer 2010; National Science Foundation 2018; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Printmedien und Internet sind zentrale Quellen
21. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 21
Eher positive Einstellungen der Bürger
(z.B. Bonfadelli 2019; Füchslin et al. 2019; Schäfer et al. 2018; Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016)
Soziale Medien sind insgesamt weniger wichtig, spielen aber v.a. bei
jungen Menschen eine bedeutende Rolle
22. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 22
Aber Unterschiede zwischen Bevölkerungssegmenten
(z.B. Füchslin et al. 2019; Hine et al. 2016; Meier et al. 2018; Schäfer et al. 2018)
Klare Unterschiede in Einstellungen & genutzten Informationsquellen
23. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Seite 23
Drei zentrale, miteinander verwobene Facetten dieses Wandels
Veränderungen der WissKomm-Landschaft
(z.B. Bubela et al. 2009; Bucchi/Trench 2015; Fahy/Nisbet 2011; Schäfer 2017; Scheufele 2013; Weingart 2005)
24. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Wissenschaftsjournalismus in der Krise
(z.B. Bauer et al. 2013; Dunwoody 2015; Fahy/Nisbet 2011; Friedman 2015; Ruß-Mohl 2010; Schäfer 2017)
vgl. Ruß-Mohl 2010
Das traditionelle journalistische Geschäftsmodell ist unter Druck
NZZ 2018
25. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Wissenschaftsjournalismus in der Krise
(z.B. Bauer et al. 2013; Dunwoody 2015; Fahy/Nisbet 2011; Friedman 2015; Ruß-Mohl 2010; Schäfer 2017)
Das betrifft den Wissenschaftsjournalismus in besonderem Masse
Kristiansen et al. 2015
26. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Wissenschaftsjournalismus in der Krise
(z.B. Bauer et al. 2013; Dunwoody 2015; Fahy/Nisbet 2011; Friedman 2015; Ruß-Mohl 2010; Schäfer 2017)
Suche nach funktionierenden Geschäftsmodellen – bisher ohne Erfolg
27. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Pluralisierung der Wissenschaftskommunikatoren
(z.B. Bauer/Gregory 2007; Fahy/Nisbet 2011; Schäfer 2009; Scheufele 2013; Sumner et al. 2014; Williams et al. 2015)
Mehr, und mehr verschiedene, Akteure kommunizieren über
wissenschaftliche Themen – mit ihrer eigenen Agenda
28. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Pluralisierung der Wissenschaftskommunikatoren
(z.B. Bauer/Gregory 2007; Fahy/Nisbet 2011; Schäfer 2009; Scheufele 2013; Sumner et al. 2014; Williams et al. 2015)
Institutionelle Kommunikation aus Hochschulen und wiss. Einrichtungen
wird umfassender, professioneller und zunehmend strategischer
(z.B. Blöbaum & Scheu 2014; Dudo 2016; Marcinkowski et al. 2014)
Ruß-Mohl 2016 Serong et al. 2017
Schwetje et al. 2017
29. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das „goldene Zeitalter“ der Digitalisierung?
(z.B. Anderson et al. 2014; Brossard 2013; Brossard/Scheufele 2013; Nisbet 2013; Trench 2014)
Grundsätzlich grosses Potenzial: Umfangreiche, multimediale, interaktive,
zielgruppenspezifische Angebote können von Nutzern sofort, überall und
meist kostenlos abgerufen werden (Brossard 2013; Nisbet 2013; Scheufele/Fischhoff 2013)
30. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das „goldene Zeitalter“ der Digitalisierung?
(z.B. Anderson et al. 2014; Brossard 2013; Brossard/Scheufele 2013; Nisbet 2013; Trench 2014)
Es gibt erfolgreiche Beispiele für Zielgruppen-Targeting auf Facebook
(KQED 2014)
31. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das „goldene Zeitalter“ der Digitalisierung?
(z.B. Anderson et al. 2014; Brossard 2013; Brossard/Scheufele 2013; Nisbet 2013; Trench 2014)
Es gibt erfolgreiche Beispiele für Zielgruppen-Targeting auf Facebook
(KQED 2014), für konstruktive Online-Debatten (z.B. zu US-Agrarpolitik)
(Zavestoski et al. 2006)
32. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das „goldene Zeitalter“ der Digitalisierung?
(z.B. Anderson et al. 2014; Brossard 2013; Brossard/Scheufele 2013; Nisbet 2013; Trench 2014)
Es gibt erfolgreiche Beispiele für Zielgruppen-Targeting auf Facebook
(KQED 2014), für konstruktive Online-Debatten (z.B. zu US-Agrarpolitik)
(Zavestoski et al. 2006), für eine gelungene Ansprache Jugendlicher auf YouTube
33. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das „goldene Zeitalter“ der Digitalisierung?
(z.B. Anderson et al. 2014; Brossard 2013; Brossard/Scheufele 2013; Nisbet 2013; Trench 2014)
Es gibt erfolgreiche Beispiele für Zielgruppen-Targeting auf Facebook
(KQED 2014), für konstruktive Online-Debatten (z.B. zu US-Agrarpolitik)
(Zavestoski et al. 2006), für eine gelungene Ansprache Jugendlicher auf YouTube
und für eine öffentliche Mobilisierung aus sozialen Medien heraus
34. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
4. Herausforderungen
35. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das Kräfteverhältnis verschiebt sich: Wer hilft
bei der Orientierung zu Wissenschaftsthemen?
Mehr kommunizierende Akteure und Inhalte, mehr PR, mehr problema-
tische Inhalte – aber die Instanzen der Orientierung erodieren
36. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Die Glaubwürdigkeit wissenschaftsbezogener Inhalte
zu beurteilen wird für viele Bürger schwieriger
Dafür sorgen neben der unübersichtlichen Akteurs- und Informationsflut
auch “contextual cues” auf sozialen Medien.
37. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Das Publikum individualisiert, fragmentiert
(und vielleicht: polarisiert) sich
Differenziertere Nutzungsmuster, mehr selbstgewählte Inhalte, weniger
“Stammmedien”, zudem Unterstützung durch Plattform-Algorithmen
38. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Es braucht mehr gute WissKomm – und dafür
veränderte Anreize & Training in der Wissenschaft
39. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
„Is the appropriate role of science
communication to persuade an audience
to accept views about science or
to clarify understanding and engage a
wider public in a more vigorous debate?”
National Academy of the Sciences 2014:
The Science of Science Communication II. S. 61.
Dafür müssen wir die normativen Grundlagen
diskutieren: Was wollen, sollen, dürfen wir?
40. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Es braucht mehr Forschung, und mehr Evaluation
„social scientists are only
beginning to understand …
how audiences all make sense
of complex scientific issues“
Dominique Brossard & Dietram A. Scheufele
2013: Science, New Media, and the Public.
Science. S. 41.
41. IKMZ – Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Prof. Dr. Mike S. Schäfer
Twitter: @mss7676 - www.ipmz.uzh.ch
Danke für die
Einladung und Ihre
Aufmerksamkeit!
Haben Sie Fragen?
Das ist die Gliederung meines Vortrags.
Was mein Ziel ist: Überblick über das Feld:
Worum geht es, und warum ist das relevant,
Welchen Stellenwert hat die Forschung dazu,
was lässt sich Wissenschaftskommunikation und ihr aktueller Wandel beschreiben
und was sind die Implikationen und Herausforderungen dieses Wandels?
Science Comm ist wichtig
gerade über Medien – und das sehen auch die Akteure
Hier fokus auf externe WissKomm
Ziele EXTERNER Wissenschaftskommunikation
Term from PNAS (Fischhoff/Scheufele)
Warum braucht es eine Science of Science Communication?
The basic idea behind science communication is that what we all do, as individual people or as organizations, should be based on the best scientific evidence available.
This should of course also apply to how we do science communication: In order to find out what works and what doesn’t, we should also apply scientific methods. Therefore we need a science of science communication.
Das ist eine Art Jobbeschreibung für mich: was mache ich eigentlich
Nur 1 Lehrstuhl in der CH, der sich dezidiert mit WissKomm beschäftigt
Einige Forschende zu verwandten Themen
Gesundheitskommunikation an der USI und an der Uni Fribourg
Dialog Wissenschaft – Gesellschaft an der Uni Lausanne
Klimawandel-Kommunikation in Bern
Forschung zu Geisteswissenschaften in der Öffentlichkeit an der Uni Basel
…
In A+-ExpertInnengruppe sind diese dann auch teils dabei
SSC geht auf mittlerweile 30 Jahre intensive Forschung zurück, auch wenn diese v.a. nicht zur Schweiz gemacht wurde
Mein Ziel: einige wichtige Befunde der SSC aufzeigen, wenn möglich mit Schweiz-Bezug daher wird da auch immer wieder meine eigene Forschung auftauchen
teils auf ihre Fragen zurück gehend
teils Dinge die ich für wichtig halte
Zunächst die Perspektive der Bürger, mit besonderem Blick auf die Schweiz
Wissenschaftsbezogene Einstellungen und Informationsquellen erhebt das Wissenschaftsbarometer Schweiz
Langzeitprojekt
Repräsentative Befragungen seit 2016 aller 3 Jahre
Alle Schweizer Sprachregionen, repräsentative Daten
An UZH und U Fribourg
Finanziert von Gebert Rüf und Mercator Stiftung
Viele Fragen analog zu internationalen Befragungen, um auch internationale Vergleiche zu ermöglichen
Dort sehr viele Daten zu Einstellungen – von denen ich hier nur eine kleine Auswahl vorstelle – ich könnte Ihnen da viel mehr zeigen
Die meisten Formate der WissKomm jenseits des WissJournalismus erreichen nur die beiden oberen Gruppen
Kritische Stimmen finden sich in den beiden Gruppen rechts:
Die kritisch Interessierten vertrauen dem System, aber weniger Institutionen und Wissenschaftlern, sehen falsche Anreize, wollen Beschränkungen, sind kritisch gegenüber bestimmten Forschungsthemen
Die Distanzieren/Disengaged haben teils etwas fundamentalere Vorbehalte gegen Wiss als Ganze
Aber eine grosse Gruppe von Wissenschaftsgegnern findet sich hier nicht
Daraus folgt auch: es gibt keinen One-Size-fits-All-Ansatz der WissKomm – sondern unterschiedliche Publika und Arten, diee anzusprechen, unterschiedliche Ziele, Kanäle und Botschaften
Nun weg von der Ebene der einzelnen Bürger zur Ebene des Systems, der gesamten gesellschaftlichen Landschaft zu WissKomm
Many authors describe an ongoing, pretty fundamental change of science communication with many interconnected facets
“tectonic transformation” (Scheufele 2013, 14042) of science communication
Three of these facets seem most important to us
„traditionelle Nachrichten als Geschäftsmodell ... in der Krise": schrumpfende Nutzerzahlen & Anzeigeneinnahmen (Bauer et al. 2013: 4; cf. Ruß-Mohl 2010; Weaver et al. 2007) – führt zu „cost-cutting, out-sourcing, short-term contracting of freelancers, and ever-quicker production cycles“ (Bauer/Gregory 2009: 47; Friedman 2015; Weitkamp 2014)
Kürzungen bes. in spezialisierten Ressorts wie Wissenschaft: „a luxury increasingly difficult to justify when certain other types of news will be cheaper to produce & more popular with audiences (and thus advertisers)“ (Allan 2011: 773; cf. Brumfiel 2009; Dunwoody 2015; Hömberg 1985)
Entsprechend werden Wissenschaftsressorts momentan in vielen Redaktionen beschnitten oder gänzlich geschlossen:
Of the 95 science sections in US newspapers in 1989, for example, only 19 still exist (Dunwoody 2015, 29).
TV stations like CNN have cut their science news staff, and many science journalists report that jobs are being lost in their publishing houses (Brumfiel 2009, 274).
Result 1: less expertise on specialist science issues remains in media houses
“vast majority of articles on emerging technologies are written by reporters whose primary responsibilities do not involve scientific topics”, which may cause problems for issues “such as nanotechnology, that combine complex basic research, high levels of scientific uncertainty, and multifaceted policy dilemmas” (Scheufele 2013, 14042) that are difficult to understand and where an informed societal debate is seen as necessary by many.
Result 2: working conditions for the remaining science journalists in legacy media are getting worse.
The ongoing integration of legacy and online media has established an instantaneous, 24/7 news culture in which information has to be processed continuously (e.g. Allan 2011), in which journalistic response times have been reduced considerably, and in which cross-media production processes often demand journalists to prepare and adapt content for different channels. These demands have to be met with fewer resources, and as a result, science journalists’ workloads are rising. “59% of [international science] journalists have seen the number of items they work on in a given week increase over the past five years. They are not just doing more reporting, but more types of reporting. Many are now being asked to provide content for blogs, web stories and podcasts — something they weren’t doing five years ago.“ (Brumfiel 2009, 275)
Therefore, many scholars see working conditions for science journalists worsening overall, and the small number of available science journalist surveys supports this (e.g. Bauer et al. 2013; Brumfiel 2009).
Es zeigte sich, dass Schweizer Wissenschaftsjournalisten
erstens soziodemografisch & im Berufsverständnis grosse Ähnlichkeiten zu anderen Ländern aufweisen – sie sehen sich beispielsweise primär als Erklärer und Vermittler und weniger als Watchdogs, Anwälte bestimmter Gruppen oder Entertainer
Zweitens arbeiten sie in privilegierten Arbeitsverhältnissen und sind zufrieden mit Berufssituation & Produkten
Drittens aber nehmen auch sie die gleichen Krisenindikatoren wahr wie Kollegen in anderen Ländern: In den letzten 5 Jahren haben sie weniger Ressourcen und Zeit zur Verfügung, dafür aber mehr PR-Angebote & Produktionsdruck.
Institutionally, new business models for science journalism have emerged or been called for as well.
crowdfunded journalism (like the German science magazine “Substanz”, which appears online only and managed to collect 37,000 Euros online)
donation-funded, web-based journalism (like the Pulitzer Prize winning InsideClimateNews site in the US)
Science Media Centers that have been established in the UK, Japan, Germany, New Zealand and elsewhere and which function as independent press offices providing science-centric information and fact checks to media and journalists without the respective expertise (Williams 2015, 199).
„growing opportunities for those in politics, government, agencies, companies and others to take their messages to a public“ (Friedman 2015: 147; cf. Fahy/Nisbet 2011; Weingart 2005)
more, and more diverse, voices like “scientists, journalists, advocates, and the people formerly known as audiences are all content contributors, each with varying knowledge, background and perspectives” (Fahy and Nisbet 2011, 782)
Andererseits haben sich die Anreizstrukturen für diese Kommunikation und damit ihre Ziele verschoben. Oft geht es nicht mehr vorrangig um die Vermittlung relevanter Forschungsergebnisse, sondern darum, die institutionelle Reputation der eigenen Hochschule zu stärken, ihre Legitimität in den Augen von Stakeholdern zu erhalten, sich damit die "license to operate" und den Ressourcenzufluss zu sichern. Dies auch deshalb, weil Metriken wie internationale Hochschulrankings zu wesentlichen Teilen auf Messungen eben dieser Reputation beruhen. Auch für einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es sinnvoll, ihre Publikationen offensiv in Social Media zu bewerben, weil dies neben ihren "Altmetrics"-Scores auch die Zahl ihrer Zitationen erhöht.
Wissenschaftler und Hochschulen können diese Anreize kaum ignorieren: Viele andere spielen das Spiel ja mit, und wenn sie das nicht auch tun, verlieren sie an Boden – ein Dilemma.
veränderte Hochschulkommunikation: mehr Ressourcen, mehr Output, enger an Leitung angebunden, Professionalisierung von Personal & Abläufen, Ausrichtung an strategischen Zielen der Organisation, Diversifikation von Kanälen & Zielgruppen (z.B. Fähnrich et al. 2018)
Sie können von den Nutzern sofort, von überall und meist kostenlos abgerufen werden.
Has great potential: „With these new outlets, highly motivated individuals have a greater ability to learn about science and to become involved in collective decisionmaking“ (Bubela et al. 2009: 516) that has also materialized in different ways …
Example microtargeting by Global Warmings 6 Americas: Assess in what attitude group people fall with regards to climat change, and then try to deliver tailormade messages to them
Inspired by a Reddit post (Reddit, 2017) and propelled by social media, the first global March for Science (MfS) took place on April 22, 2017.
over 300 partner organizations
over 1,000,000 participants across 600 marches in 69 countries
biggest science protest in history.
Abschliessend wollte ich Ihnen noch die zentralen Herausforderungen vorstellen, die momentan die Wissenschaftskommunikation und auch die Forschung dazu betreffen
“abundance of [sources] for the public to inform themselves about science” (Bubela et al. 2009: 514)
Direkterer Zugang zu Wissenschaft selbst möglich
arXiv: Dokumentenserver für Preprints aus den Bereichen Physik, Mathematik, Informatik, Statistik, Finanzwissenschaft und Biologie.
PubMed Central füpr Medizin
SSOAR für Sozialwiss
Hinzu jede Menge Web-Angebote, die Wissenschaftlern zur Verfügung stehen
Um Paper und Präsentationen zu teilen
Slideshare für Folien (wie diese hier!)
Oder auch um ihre Forschung selbst für ein grösseres Publikum darzustellen
Via blogs oder via Twitter
Pseudo-Wissenschaft und Wissenschafts-Skeptiker, die wissenschaftlich abweichenden Meinungen vertreten
Impfgegner
Klimawandel-Leugner
Kreationisten
Parallel dazu erodieren gegenwärtig die Infrastrukturen, die traditionell für Orientierung gesorgt haben (vgl. Dunwoody 2015; Schäfer 2017)
Hier findet insgesamt eine Kräfteverschiebung zwischen Wissenschaftsjournalismus und Wissenschafts-PR statt. Für den Wissenschaftsjournalismus wird es angesichts knapperer Ressourcen schwerer, den zunehmenden PR-Angeboten die notwendige Sorgfalt in Auswahl und Bewertung entgegenzubringen.
«from a logic of journalism towards a logic of corporate communication[,] from media-led activities towards a source-driven reportage of science“? (Bauer/Gregory 2007: 33)
Good example: Study by Petroc Sumner et al. 2014 published in the Brith Medical Journal
It compares several hundred actual research papers with how they were presented in university press releases and, subsequently, in media news stories
And it found that 40% of press releases contained exaggerated advice, 33% exaggerated causal claims, and 36% exaggerated the applicability of research to humans
And when such exaggerations were found, news stories were also strongly more exaggerated
So most exaggerations actually occurred in step from study to press release instead of step from press release to media report
Gute Informationen zu finden, wird aufwändiger: “requires effort on the part of the individual searcher, effort that the typical individual rarely expends.” (Dunwoody 2015: 27)
Echo Chambers und Filter Bubbles - Polarisierung: bei politischen Themen weniger als gedacht – aber vielleicht bei komplexen Wissenschaftsthemen?
Es braucht nicht unbedingt mehr, aber mehr GUTE Wissenschaft
wenn man kommuniziert, muss man wissen wie - und dafür Aufwand in Kauf nehmen und Zeit investieren
Lohnt sich für die Gesellschaft – aber kann sich auch für die Wissenschaft lohnen
Nach wie vor ist das vielen Wissenschaftlern nicht klar und wirkt sich auf wissenschaftliche Karrieren nicht immer förderlich aus – vorsichtig gesagt
mehr Zitationen und vielleicht sogar entsprechende Reputation in der Wissenschaft
Sichtbarkeit bei potenziellen Geldgebern
Input aus der Gesellschaft
Es bedarf einer neuerlichen und anhaltenden Reflexion über die wünschenswerten Ziele und angemessenen Mittel von Wissenschaftskommunikation.
Darauf deuten eine Reihe von Wortmeldungen der letzten Jahre hin:
Der Physiker Hans von Storch und der Ethnologe Werner Krauss weisen in ihrem Buch „Die Klimafalle“ darauf hin, dass die alarmistische Kommunikation einiger prominenter Klimaforscher mittelfristig die Glaubwürdigkeit der Disziplin verspiele. Auch der Politikwissenschaftler Roger Pielke, der Kommunikationswissenschaftler Hans Peter Peters oder AAAS-Präsident Alan Leshner betonen die mittel- und langfristigen Fallstricke kurzfristig erfolgreicher Kommunikationsstrategien.
Übertreibt man heute, wird man morgen weniger gehört
Umgekehrt zeigen Matthew Nisbet und Chris Mooney, dass sich wissenschaftliche Themen auch in polarisierten Debatten erfolgreich kommunizieren lassen. Man kann Menschen auf die entsprechenden Themen besser aufmerksam machen und ihnen Handlungsnotwendigkeiten aufzeigen, wenn man diese Themen strategisch rahmt.
Wenn man also Aspekte gezielt in den Vordergrund stellt, von denen man weiss, dass sie verfangen Bsp. Gesundheit
Die Frage ist: soll man das tun?
Hier stehen sich dezisionistische und konsequenzialistische Positionen gegenüber:
Sollen sich Wissenschaftler auf das Feld ihrer Expertise zurück ziehen und zu diesem Feld im Wesentlichen sachliche Informationen zur Verfügung stellen, unabhängig davon, wer diese anschließend in welcher Form verwendet?
Oder heiligt der Zweck die Mittel, sind auch Zuspitzungen legitim, wenn man Menschen damit die Dringlichkeit von Themen so deutlich machen kann, wie man es selbst empfindet?
Darüber ist eine Verständigung vonnöten, die mit einem Sonderheft der Zeitschrift „Science Communication“ und der Thematisierung ethischer Fragen auf dem Sackler Colloquium zur „Science of Science Communication“ in den USA begonnen hat.
Auch hierzulande: Tagungen wie diese, wo man ins Gespräch kommen kann
Aber längst nicht abgeschlossen ist
In vielen Bereichen weiss man nicht genug
Gilt auch und insbesondere in der Schweiz, als kleinem Land, dem dasselbe Schicksal widerfährt wie „kleinen“ Krankheiten: wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit
Auch Evaluation muss viel stärker genutzt, standardisiert und professionell gemacht werden
Mehr Forschung nötig
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