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Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität –
                            ´Gut und fair leben´

                   Ein Zukunftsthema für Journalisten und Medien




                                 ScienceWednesday
                                Mediencampus Dieburg
                                     24.10.2012




Prof. Dr. Peter Seeger
Blue Marble / Whole Earth 
Ikone Erde: visuelle Metapher für Nachhaltigkeit 




                              „Wir brachen auf, 
                              um den Mond zu erkunden, 
                              aber tatsächlich entdeckten wir
                              die Erde (…) 
                              eine zerbrechliche blaue Kugel.“ 
                              [H.H. Schmitt, Astronaut von Apollo 17]




                               [aufgenommen von H.H. Schmitt  kurz 
                               nach dem Start von Apollo 17 am 7.12.1972 ‐
                               letzter bemannter Flug zum Mond]
Alles nur eine Frage der Perspektive?
Fahrplan zum Vortrag



                            1. Forschungsansatz
                            2. Nachhaltigkeit und Lebensqualität
                            3. Öffentlichkeit und Demokratie
                            4. Leitmedien und ihre Nutzungsmilieus
                            5. Fallstudien: taz, FAZ, DIE ZEIT
                            6. Qualitätsjournalismus
                            7. Innovationsstrategien
                            8. Forschungsperspektiven




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
1. Forschungsansatz  ‐ Ideen und Fragen am Anfang


Für Andrew Revkin (NY‐Times) ist sustainability „the story of our time“ –
  ‐ ein Zukunfts‐ und Querschnittshema, mit dem sich Journalist_inn_en
    profilieren könn(t)en und sich 
  ‐ neue publizistische Märkte erschließen ließen.

Aber warum tun sich Journalisten und Medien selbst in ´Öko‐Deutschland´ so
schwer mit dem Thema Nachhaltigkeit? Ist es publizistisch nicht vermittelbar?

Taugt der Nachhaltigkeitsbegriff noch als gesellschaftliches und publizistisches
Leitbild – oder ist er durch Werbung und Marketing entstellt? Alternativen?

Warum reagieren wir persönlich und die Gesellschaft so träge auf Klimawandel, 
Peak Oil, Artensterben, Generationen(un)gerechtigkeit, vermeintliche Wachstums‐
und Beschleunigungszwänge, zunehmende Entfremdung, wachsende soziale  
Ungleichheit bei uns und global
… obwohl wir seit Jahren (fast) alles wissen?

Und immer mehr Menschen fragen sich: „Was ist wichtig für ein gutes Leben?“
1. Forschungsansatz  ‐ Ein klassisches Beispiel




                                                  (…)
1. Forschungsansatz  ‐ Ein klassisches Beispiel

Typische Geschichten dazu:
•   Empörung an der Tankstelle
•   Profitgierige Ölkonzerne
•   Politische Spannungen in Fördergebieten
                                              Geschichten hinter diesen Geschichten:
Ja, aber …                                    •   Sprit immer noch zu billig
                                              •   Umweltkosten zahlen unsere Enkelkinder
                                              •   Unter 134 PS läuft nichts
                                              •   Rücklagen für Ersatzressourcen?
                                              •   Peak Oil ‐ Ende des billigen Öls
                                              •   Einfach spritsparend und weniger fahren 
                                              •   Tabu Tempolimit: Freie Fahrt für …
                                              •   Autos teilen und gemeinsam fahren
                                              •   Wo bleiben alternative Antriebe?
                                              •   Räume und Städte nachhaltiger planen
                                              •   Fahrräder + ÖPNV stärker fördern
                                              •   (…) bis hin zu Klimawandel + Lebensqualität
                                              •   und Mobilität global,  z.B. in Indien.
1. Forschungsansatz


 Leitende Frage/ Ziel         Welche Anforderungen müssen an Qualitätsjournalismus
                              gestellt werden, um ein Zukunfts‐ und Querschnittsthema 
                              wie ´Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität´ so zu 
                              vermitteln, dass gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeit(en) 
                              hergestellt werden?
                 Fokus        Leitmedien und ihre Zielgruppen im Print‐ und Onlinebereich
            Methoden          ‐ Literaturrecherche
                              ‐ explorative Expertengespräche
                              ‐ Fallstudien: FAZ, taz, DIE ZEIT (Strukturanalyse + Auswer‐
                                tung Print: 6.‐11. Woche 2012)
    Werkstattbericht          http://journalismus.h‐da.de/dateien/Seeger_Nachhaltige‐Entwicklung.pdf
                              (mit allen Quellennachweisen und weiterführenden Literaturhinweisen)




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
Klärungsbedarf!


                                         Nachhaltigkeit und
    [Gesellschaftliche und                Lebensqualität
   publizistische Relevanz:                                                     Öffentlichkeit und
        Werkstattbericht]                                                          Demokratie




                                                              ?
                       ?                   Qualitäts‐
                                         journalismus

                                                                                      [Relevanz in der
          Leitmedien,
                                                                          ?           Lebenswelt der
                                                                                        Zielgruppen:
         soziale Milieus                                Innovations‐
                                                                                        Werkstattbericht]
                                           ?              potential


                [Wissensdimensionen
                     des Themas:
                     Werkstattbericht]




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ abstrakt definiert


      Eine Entwicklung ist nachhaltig, 
      wenn so verantwortungsvoll, sorgsam, effektiv und gerecht mit ökologischen, 
      ökonomischen und sozialen Ressourcen umgegangen wird, dass eine Gesellschaft 
      zukunftsfähig bleibt. 

      Lebensqualität ist ein multidimensionales Konstrukt, das für Wohlstand, Zufrieden‐
      heit und Glück steht. Es basiert auf objektiven Daten und subjektiven Selbstein‐
      schätzungen.

      Eine Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität ist ein Lernprozess, 
      bei dem es nach Grunwald und Kopfmüller (2012) im Kern um die Suche nach
      einem Zivilisations‐ und Wirtschaftsmodell geht, das der Verantwortung gegen‐
      über heute und künftig lebenden Menschen gerecht wird.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ abstrakt definiert


Nachhaltige Entwicklung bezieht sich auf:
‐ die Integration von ökologischen, ökono‐                                Ökologie
  mischen und sozialen Zielen
‐ das Prinzip Verteilungsgerechtigkeit
‐ das Partizipationsprinzip.

Das Verhältnis von Ökologie, Ökonomie 
und sozialer Gerechtigkeit ist strittig,                    Gerechtig‐
                                                                                     Ökonomie
                                                               keit

           a b e r  …

                                  … die ökologischen Grenzen sind  n i c h t  veränderbar !



 Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Grundlagenliteratur



                                                                    Gerd Michelsen, Jasmin Godemann
                                                                    [2007]:
                                                                    „Um das Leitbild Nachhaltigkeit gesell‐
Armin Grunwald, Jürgen Kopfmüller                                   schaftlich zu verankern, bedarf es pro‐
[2012]:
                                                                    fessioneller und zeitgemäßer Kommuni‐
„Nachhaltigkeit ist weltweit zu einem 
                                                                    kation.“
zentralen Leitbild in Politik, Wirtschaft 
und Wissenschaft geworden.“




      Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Formelsammlungen


    Schöpfungs‐Formel    Erde bebauen und gleichzeitig bewahren.
          Wald‐Formel    Nicht mehr Holz fällen als nachwächst (Sachsen 
                         und Weimar als Zentren europäischer Hochkultur ‐
                         17. + 18. Jh.).
     Brundtland‐Formel   Zukunftsfähigkeit: Bedürfnisse der gegenwärtigen 
                         Generation so befriedigen, dass auch zukünftige
                         Generationen noch ein selbstbestimmtes Leben
                         führen können – 1987.
            Rio‐Formel   Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit als 
                         vernetztes Nachhaltigkeitsdreieck denken – 1992.
Hippie‐/New Age‐Formel   Whole Earth/ Ikone Erde – 1970.
         LOHAS‐Formel    Nachhaltigkeit als Lifestyle of Health and Sustain‐
                         ability (im Kern auf Konsumverhalten reduziert).

      Reloaded‐Formel    ´Gut und fair leben´              ?
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Weltkulturerbe



                                         Ulrich Grober [2010]:
                               „Nachhaltig ist heutzutage alles, 
                 von der Diät bis zum Ausbau der Kapitalkraft. 
Nachhaltigkeit ist aber unser ursprünglichstes Weltkulturerbe,
      ein Begriff, der tief in unserer Kultur verwurzelt ist und 
     den es vor seinem inflationären Gebrauch zu retten gilt.
     Das von Joachim Heinrich Campe 1807 herausgegebene 
      Wörterbuch der Deutschen Sprache definiert das Wort
                     ´Nachhalt´ als das, ´woran man sich hält, 
                          wenn alles andere nicht mehr hält´.“




   Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Verantwortungsebene


                      Letztlich leben wir innerhalb und 
                           zwischen den Generationen, 
                                        aber auch global 
                    unter kollektiven Bedingungen und 
         tragen nach Tim Jackson [2011] im Sinne einer 
                     Vision von zivilisiertem Fortschritt
                           füreinander Verantwortung. 



•   Jahrzehntelang haben 20 % der Menschen in den wohlhabenden Ländern 80 % aller 
    Ressourcen zu Spottpreisen und ohne Kompensation verbraucht und entsorgt. 
•   Wir sind damit maßgeblich für viele Umweltprobleme und für den aktuellen globalen 
    Klimawandel verantwortlich. 
•   Die aufstrebenden Schwellenländern bringen das Fass zum Überlaufen. 
•   Der Rest der Welt geht weitgehend leer aus ‐ leidet aber massiv unter den Folgen.
•   Die UN erwartet bis 2050 mehr als 200 Mio. Flüchtlinge, die wegen des Klimawandels ihre
    Existenzgrundlage verlieren werden (stehen nicht unter dem Schutz der Flüchtlingskonvention). 
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Alltags‐ und Lebenswelt


                 • intakte Natur und Umwelt als Lebensvoraussetzung
                 • nachhaltige Bedürfnisökonomie und fairer Konsum
                 • Bildung und gesellschaftliche Teilhabe
                 • gesunde und nachhaltige Ernährung
                 • zukunftsfähige Energieversorgung
                 • neue und angepasste Mobilität
                 • nachhaltig (um‐)bauen und wohnen
                 • öffentliche Räume menschengerecht gestalten
                 • Generationengerechtigkeit: Umwelt/Ressourcen, Ver‐
                   schuldung, Demographie (Erziehung, Renten, Pflege …)
                 • ausgeglichene Work‐Life‐Balance
                 • Zeitsouveränität und Entschleunigung
                 • Eigen‐ statt Fremdbestimmung.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff ‐ kommunikativ  verbrannt?
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ im Journalismus

Vorbehalte von Journalisten und Medien gegen den Nachhaltigkeitsbegriff:
     „… zu komplex, zu langsam, nicht hip …“   
              A T T R A K T I V I T Ä T   S T A T T R E L E V A N Z ?

Professionelle Argumente von Journalisten und Medien:
‐   generelle Bedenken bei Neuthematisierungen und Zukunftsthemen
‐   passt nicht in Ressortstrukturen und Arbeitsabläufe
‐   Journalismus verknüpft Themen nicht gerne, sondern selektiert und vereinfacht.

Inhaltliche und persönliche Abwehrmechanismen:
‐   große gesellschaftliche Sprengkraft des Themas, Konflikte mit etablierten Interessen‐
    positionen und ökonomischen Verwertungsmustern, Druck von Lobbygruppen und
‐   individuelle Sprengkraft, wenn Einstellung zum Thema (Problembewusstsein) und 
    eigenes Verhalten auseinanderdriften, weil z.B. die eigene Klimabilanz noch schlechter 
    ist als im Durchschnitt der Bevölkerung (in Deutschland ca. 10‐11 t CO2 p.a., global 
    gerecht wären 2,5‐3 t) „Es hat auch etwas mit mir selbst zu tun.“
‐   Vorurteil: nachhaltiger Lebensstil  =  Entbehrungen und weniger Lebensqualität.
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ gesell. Auftrag und Innovationsdruck

      Aber …
      Massenmedien genießen gesellschaftliche und ökonomische Privilegien und
      haben einen klaren Auftrag: 
      Journalist_inn_en und Massenmedien soll(t)en: 
      ‐   gesellschaftlich relevante Themen beobachten, erschließen,
      ‐   Fachkompetenz erlangen und
      ‐   kritisch kommentierend einordnen und
      ‐   mit journalistischem Handwerkszeug so präsentieren,
      ‐   dass gesamtgesellschaftlich funktionierende Öffentlichkeit(en) hergestellt und 
      ‐   Kontrolle ausgeübt werden. 

      Und …
      Warum soll ich für eine Qualitätszeitung mehr als 500 € pro Jahr bezahlen, wenn 
      relevante Querschnitts‐ und Zukunftsthemen dort nicht behandelt werden: 
      „Dann hole ich mir die Einzelinformationen gleich kostenlos aus dem Internet.“




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff:  „Ist doch alles okay bei uns“


Krisenphänomene einer nicht nachhaltigen Entwicklung sind zwar real, aber 
sachlich, räumlich, zeitlich und sozial häufig entkoppelt – ein Beispiel:
‐ aktueller Klimawandel als Ergebnis zurückliegender Schadstoffeinbringung
  in Industrieregionen mit hohem Ressourcenverbrauch (20/80), die
‐ bedrohlichen negativen Folgen werden aber zeitlich verzögert zuerst in 
  Eis‐ und Permafrostregionen oder in Inselregionen der Südsee deutlich
  und treffen damit auch ganz andere Menschen als die Hauptverursacher.




    http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/425/93332/   SZ‐Print v. 28.2.2008



Klimawandel und andere Krisenphänomene sind bei uns als gelebte Realität bisher 
kaum angekommen und bleiben in ihrer ganzen Dramatik häufig abstrakt, auch wenn 
uns und vor allem unsere Kinder die Folgen definitiv einholen werden.
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Leitbild, integrativ, sperrig


     Nachhaltigkeit ist zwar sperrig, bietet aber Orientierung als kommunikatives 
     L e i t b i l d :
     ‐   Leitbilder sind Voraussetzung für eine Kommunikation zwischen verschiedenen 
         Wissenskulturen.
     ‐   sie können unterschiedliche Wahrnehmungsmuster, Entscheidungslogiken, 
         Interessen und Zeithorizonte der Akteure aus diesen Wissenskulturen 
         synchronisieren.
     ‐   Als Leitbild hat Nachhaltigkeit das Potential, alte ideologische und politische 
         Grenzen zu sprengen, gemeinsamen Wertmaßstäben wieder Geltung zu ver‐
         schaffen.

     Der Nachhaltigkeitsbegriff ist gerade in Deutschland kulturhistorisch tief verwurzelt, 
     was bis heute nachwirkt.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ als Leitbild retten




            Integrationsleistung              versus        inhaltliche und metho‐
            Nachhaltigkeitsbegriff                          dische Unschärfe



                                                  Instrumentalisierungsgefahr: durch unter‐
                                                   schiedliche Akteure und ihre Interessen


                                                  Desinformation und Desorientierung ?


                                                   Besondere Herausforderung für publi‐
                                                   zistische Leitmedien  




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
NEIN -
                                                                                            IST NUR
                                                                                           SPERRIG !
                                                                                            EINFACH
                                                                                           ZERLEGEN !
                                                                                          ODER NEUE
                                                                                         WEGE GEHEN !




                                                     http://www.pfuschi‐cartoon.ch/live_cartoons/Nachhaltigkeit.jpg




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ reloaded

Wir brauchen: 
‐ ergänzend griffige Metaphern
‐ neue Erzählstrukturen
‐ schöne Geschichten,
‐ also passende und positiv besetzte Narrative, 
die von glaubwürdigen Promotoren oder Pionieren gesellschaftsfähig gemacht werden. 
Im Sinne der Journalistik könnten auch neue Deutungsframes, die einfache Einordnungs‐
muster bieten, hilfreich sein.

Mein Vorschlag:
1. Verknüpfung :  Nachhaltige Entwicklung  +  Lebensqualität
2. Alltagsebene:  Lebensqualität =  gut leben
3. Einschätzungen zur Lebensqualität hängen entscheidend von Gerechtigkeitsfragen ab:




                                „Gut und fair leben“
2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Lebensqualität und Gerechtigkeit



                                           Kate Pickett u. Richard Wilkinson ‐
                                           The Spirit Level [2009]:
                                           „Ungleichheit zerstört Gesellschaften (…).
                                           Mehr Gleichheit ist die Voraussetzung für
                                           eine Verbesserung der sozialen Beziehungen,
                                           die wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft
                                           brauchen.“

                                           [P.S.: Hinter dem zugespitzten Titel verbergen sich
                                           wissenschaftlich gut belegte Studien!]




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
3. Öffentlichkeit und Demokratie


 Wie kann für das inhaltlich offene Nachhaltigkeitsleitbild eine gesamtgesellschaftliche
 Öffentlichkeit hergestellt werden, wenn die Massenmedien sich schwertun mit dem
 Thema und gleichzeitig im Internet viele Teilöffentlichkeiten entstanden sind?

    Gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeite(n) zu relevanten Themen sind eine zentrale
    Voraussetzung für die demokratische Verfasstheit eines politischen Gemeinwesens
    und die Willensbildung aller Bürger_innen, unabhängig vom sozialen Status.
     Leitmedien und Qualitätsjournalismus haben daher eine besondere Verantwortung.
     Teil‐ und Gegenöffentlichkeiten im Internet sind ebenfalls wichtig für den Meinungs‐
     bildungsprozess, können aber funktional die Massenmedien nicht ersetzen. 
     Ihre Stärken liegen in vor‐ und nachgelagerten Bereichen der Massenkommuni‐
     kation und in horizontalen Kaskaden‐Effekten (Todd Gitlin).



                        ausführlich im Werkstattbericht 2012, S. 15ff




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
3. Öffentlichkeit und Demokratie

       GESAMTGESELLSCHAFTLICHE ÖFFENTLICHKEIT(EN) / MASSENMEDIEN


                     Peer‐Gruppen                      Peer‐Gruppen


           TEILÖFFENTLICHKEITEN                           TEILÖFFENTLICHKEITEN
                                                                                        Bürgerschaftl.
                                 Lebens‐ und Arbeitswelt /
NGOs                          Alltag / Lebensgemeinschaften
                                                                                        Engagement
              TEILÖFFENTLICH‐                            TEILÖFFENTLICHKEITEN
                   KEITEN
                             Peer‐Gruppen
                                                   Peer‐Gruppen




        Gesellschaftliche Akteure und Interessengruppen: Wirtschaft, Politik, Lobbygruppen

                                                                                             PS/h_da/2012
4. Leitmedien und Nutzungsmilieus

Leitmedien:
‐   hohe journalistische Standards
‐   in der Regel überregionale Medien
‐   große gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit
‐   Kompetenzzuweisung durch andere Medien (Selbstreferenz im Mediensystem)
‐   können trotz begrenzter Nutzerzahlen gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeiten
    zu einem Thema herstellen
‐   liefern kommunikationsstiftenden Content auch für Teilöffentlichkeiten im Internet.


           Dazu zählen neben einzelnen Rundfunkmedien vor allem 
           Qualitätszeitungen und Nachrichtenmagazine wie 
           SZ, FAZ, taz …/ DIE ZEIT, derFreitag …/ Der Spiegel …, 
           die heute auch viele digitale Ausspielkanäle bedienen.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
4. Leitmedien und Nutzungsmilieus


    Warum Qualitäts‐ und Leitmedien?
    ‐   sie genießen die größte Glaubwürdigkeit aller Medien (Print und im Internet; 
        Glaubwürdigkeit ist nach Neuberger [2012] für Nutzer die wichtigste Eigenschaft
        von Journalismus),
    ‐   sie haben eine klare Identität,
    ‐   sie haben mit Leitmilieus (Etablierte, Postmaterielle, Moderne Performer)
        anspruchsvolle und homogene Zielgruppen und
    ‐   stehen als Printmedien unter erheblichem Innovationsdruck, weil 
          • die Akzeptanz gerade bei jungen Zielgruppen bröckelt und 
          • die Ansprüche an Qualitätsjournalismus gewachsen sind. 




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
4. Leitmedien und Nutzungsmilieus

Etablierte, Postmaterielle, Moderne Performer (ca. 30 %) ‐
Merkmale (unterschiedliche Ausprägungen):
‐   hohes (formales) Bildungsniveau
‐   ökonomische Spielräume
‐   relativ hohes Umweltbewusstsein
‐   große Diskrepanz: Einstellungen vs. Verhalten zum Thema
‐   besondere gesellschaftliche Verantwortung
‐   politischer Gestaltungsanspruch
‐   gesellschaftliche Vorbildfunktion
‐   ähnliche Aufmerksamkeits‐, Aufnahme‐, Verstehens‐, Wissensschwellen. 




       Leitmedien und ihre Zielgruppen bieten am ehesten Spielräume 
        für guten und  kostenpflichtigen Nachhaltigkeitsjournalismus, 
     der in alle Mediensegmente und Nutzungsmilieus ausstrahlen kann. 
5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT


            Haupteinflussfaktoren im Nachhaltigkeitsjournalismus:
            ‐   Inhaltliche Fachkompetenz 
            ‐   Mut und Engagement 
            ‐   Blattlinie und Zielgruppen
            ‐   Arbeitsbedingungen und Produktionsspielräume
            ‐   redaktionelles Selbstverständnis u. ressortspezifische Muster
            ‐   Innovationsspielräume (Verlag + Redaktion)
            ‐   Diskursbereitschaft und –fähigkeit im Redaktionsteam.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT




  taz
  ‐   Genossenschaftsprinzip (12.000) und Gründung aus Umweltbewegung förderlich
  ‐   ´alternatives´ redaktionelles Selbstverständnis und Engagement
  ‐   Innovationen: z.B. Erweiterung des Wirtschaftsressorts durch Umwelt (Print) und
      Zukunft (online)
  ‐   ausgeprägte Debattenkultur und Dialogoptionen beleben
  ‐   vielfältige journalistische Formate und unkonventionelle Zugänge
  ‐   Kompetenzvorsprung zeigt sich auch durch problemlose Integration des Magazins zeo2
  ‐   Einzelaspekte des Themas häufig umfassender eingeordnet
  ‐   im Nachhaltigkeitsjournalismus besonders anregend auf der Ebene 
      Alltags‐ und Lebenswelt
  ‐   auch die taz tut sich schwer mit dem Nachhaltigkeitsbegriff (oder griffigen Metaphern).



Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT




  FAZ
  ‐   Dimensionen des Themas werden punktuell erkannt, aber ressortspezifisch sehr
      unterschiedlich behandelt
  ‐   Offenheit gegenüber dem Thema nimmt von Politik‐ und Wirtschaft in Richtung 
      Feuilleton stark zu
  ‐   verdeutlicht Spielräume, die auch eine neoliberal und wirtschaftsfreundlich aus‐
      gerichtete Medienmarke hat
  ‐   keine systematische, umfassende und einordnende Berichterstattung
  ‐   alte Distinktions‐ und Konfrontationsmuster (z.B. als naiv dargestellte ´Ökos´ als
      Abwehrversuch)
  ‐   in hochkarätigen Gastbeiträgen wird offener und kompetenter mit dem Thema 
      umgegangen, ohne die skeptische Blattlinie gegenüber dem Thema verlassen zu 
      müssen.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT




 DIE ZEIT
 ‐   nutzt Spielräume als Wochenzeitung beim Thema sehr geschickt aus
 ‐   starke Konzentration entsprechender Themen im Wirtschaftsressort (Schwerpunkte:
     umweltökonomische, wachstumskritische und nachhaltigkeitstheoretische Beiträge),
     Rubrik ´grüner Leben´ im Wirtschaftsressort
 ‐   kein gezieltes Agenda Setting, sondern Fachkompetenz und Engagement einzelner
     Redakteure (im Wirtschaftsressort)
 ‐   fast alle Artikel auf einem journalistisch und fachlich sehr hohem Niveau, 
     aber gelegentlich oberlehrerhaft
 ‐   Grafik und Datenjournalismus als innovative Elemente
 ‐   keine ausgeprägte Debattenkultur (punktuell online).




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
6. Qualitätsjournalismus

Elemente von Qualitätsjournalismus im Themenfeld 
´Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität´

‐   Fachkompetenz, Engagement und Verankerung im Wertekanon zum Themenfeld
‐   Sensorium zur Einordnung wechselnder thematischer Bezugspunkte im Zeitverlauf
‐   Fähigkeit, Bezüge zur Alltags‐ und Lebenswelt der Mediennutzer_innen herzustellen
‐   Einordnung in das gesellschaftspolitische Bewusstsein der Zielgruppe(n)
‐   Differenzierung von gesellschaftspolitischer, ökonomischer und individueller Verantwortung
‐   inhaltliche Verknüpfung und Berücksichtigung von Zukunftsaspekten
‐   Unsichtbares sichtbar machen, veranschaulichen, herunterbrechen, weiterdrehen
‐   Glaubwürdigkeit und Sensibilität (z.B. bei Überforderung der Nutzer)
‐   analytisch, kritisch und zugleich konstruktiv, lösungsorientiert und anregend kommunizieren
‐   Orientierung geben und aktivieren. 

    Konkreter Kriterienkatalog in der Diskussion, z.B. im Blick über Deutschland hinaus 


Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
7. Innovationsstrategien

   Modell I
   Innovationen durch Integration des Themas in bestehende redaktionelle und 
   publizistische Strukturen einer Medienmarke (Print + Online) – Varianten:
   ‐   Positionierung durch Redaktionsleitung, Journalistenschulung, ggf. neue 
       Fachkompetenz einkaufen, verstärkt gute Gastbeiträge
   ‐   Neues Onlineressort (Experimentierraum), erste organisatorische und inhalt‐
       liche Neuorientierung in Redaktion und für Leser_innen
   ‐   Etablierung als Querschnittsthema ‐ Ziel: Integration in allen Ressorts, z.B. 
       durch koordinierende Redaktionseinheit, klare Regeln notwendig, setzt
       Grundkompetenz bei allen voraus ‐ Orientierung?
   ‐   Zulieferung des Themas durch ein journalistisches Kompetenzbüro nach Bedarf,
       medienökonmisch interessant, journalistisch dann, wenn im eigenen Haus keine
       oder nur geringe Themenkompetenz vorhanden ist.




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
7. Innovationsstrategien

  Modell II
  Innovationen durch umfassende Neustrukturierungen – Varianten: 

  ‐   Errichtung eines neuen Ressorts für alle Ausspielkanäle (Print + Online) ‐
      Vorteil: klarer organisatorischer und inhaltlicher Rahmen, größere Themenkon‐
      tinuität, Orientierung für Nutzer_innen ‐ Nachteil: Schubladendenken;

  ‐   Auslagerung unter der Medienmarke in Wochenendausgabe oder in ein Special‐
      Interest‐Produkt, z.B. in Form eines Monatsmagazins (siehe zeo2), ergänzend
      auch in journalistischen Fachbuchreihen der Medienmarke, entsprechend
      veränderter Nutzungsgewohnheiten könnten auch die Erscheinungsweise und
      Ausspielkanäle bzw. Vertriebswege angepasst werden;

  ‐   eigenständige Neugründungen zum Thema, z.B. als Themenmagazin, nach
      den schlechten Erfahrungen des Burda‐Verlags im Lifestyle‐ bzw. LOHAS‐Segment
      aber riskant ohne klare Zielgruppe (oft kurzlebige Modetrends) Lehren:
      anspruchsvoller, glaubwürdiger, zeitloser, gesellschaftspolitischer und alltagsnäher.



Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
7. Innovationsstrategien

Glaubwürdigkeit als professionelle und nachhaltige Medienmarke
‐   Kompetenz im Themenfeld, publizistische Professionalität und Unabhängigkeit
‐   Realisierung und Kommunikation der eigenen Klimaneutralität in allen operativen Bereichen
‐   Anpassung der ökonomischen Geschäftsmodelle – Ziel: mehr publizistische und ökono‐
    mische Unabhängigkeit und Markenauthentizität durch Mitarbeiter‐ und Nutzerbeteiligung, 
    z.B. in Form von Mediengenossenschaften
‐   Differenzierung der Medienprodukte und Nutzungsformen nach CO2‐Bilanzen und weiteren
    Nachhaltigkeitskriterien: transparente, sozial differenzierte und faire Preisbildung (nach
    Ausspielkanälen, Nutzergruppen etc.)
‐   Anpassung der Publikationsmodi an die Arbeits‐ und Lebensbedingungen, z.B. durch die 
    Integration von slow media
‐   Etablierung eigener sozialer Nachhaltigkeitsprinzipien: faire Bezahlung, professionelle Spiel‐
    räume, angepasste Redaktionsstatuten und Arbeitsbedingungen, Vereinbarkeit von Familie 
    und Beruf etc.
‐   Förderung entsprechender globaler Medienprojekte. 


Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
8. Forschungsperspektiven

Aufbau eines unabhängigen journalistischen Fachportals im Internet:
          forum_futura – gut und fair leben.
Arbeitstitel für ein Bildungsprojekt mit den Zielgruppen: Journalisten, Publizisten,
Multiplikatoren – Profis und Nachwuchs (in Kooperation).

Elemente:
       ‐ Datenbank ´journalistische Nachhaltigkeitskommunikation´: 
         Fachliteratur, Studien, Recherchestrategien, Experten, Akteure, Netzwerke,
         Institutionen, Best‐Practice, Themenlisten (jeweils kommentiert) …
       ‐ Diskussionsforum für die Zielgruppen.

Vertiefte empirische Untersuchung zu journalistischen Innovationen im Bereich
der Nachhaltigkeitskommunikation (mit internationalen Bezügen): Recherche, 
Fallstudien, Expertengespräche. Einbindung in das Fachportal.

Vertiefung, Aktualisierung und Erweiterung der bereichsspezifischen Anforderungen
an journalistische Nachhaltigkeitskommunikation: Leitmedien, (übrige) Massenmedien / 
Print, Online, Rundfunk.
8. Forschungsperspektiven  – erste Weichenstellungen




    Kooperationspartner             Prof. Dr. Gerd Michelsen
                                    ‐ Professur für Umwelt‐ und 
                                    Nachhaltigkeitskommunikation ‐


                                    Journalistische Praxis, u.a.:  
                                    Dr. Torsten Schäfer (GEO International)




    Projektförderung                Lfd. Antragsverfahren bei einer Privatstiftung




Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
Obwohl bei uns und global viele nachhaltigkeitsrelevante 
                Weichen immer noch falsch gestellt sind und 
             alle Ökosysteme immer stärker überlastet werden, 
                                      sollten wir 
            p e r s ö n l i c h   o p t i m i s t i s c h  bleiben und  dieses
Zukunft‐ und Querschnittsthema  p r o f e s s i o n e l l schnell   b e s e t z e n !
Schon in einigen Jahren werden immer mehr kopfschüttelnd zurückblicken:
    ‐   auf das bis ins frühe 21. Jh. reichende (BIP)‐Wachstumsmantra,
    ‐   auf unsere selbstgebauten Hamsterräder, unsere Mangelmentalität, 
        Erreichbarkeitsstress, den kollektiven Burn‐Out und insgesamt
    ‐   auf die Selbstzerstörungsdynamik eines entfesselten Kapitalismus.

Umgekehrt werden viele Menschen, deren Grundbedürfnisse erfüllt sind:
    ‐   die Respektierung der ökologischen Grenzen als befreiend empfinden und
    ‐   Gesundheit, Bildung, Zeitwohlstand, gute Beziehungen, sozialen Aus‐
        gleich und Bürgersinn als Schlüssel für ein gutes Leben genießen.




   Und die besten Journalist_inn_en und Medien werden sich überbieten,
    dazu informative, anregende und schöne Geschichten zu erzählen –
ohne die erschütternden Fakten und Katastrophen aus dem Blick zu verlieren.
                 Sie zählen dann zu publizistischen Pionieren.

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ScienceWednesday-Vortrag von Prof. Dr. Peter Seeger

  • 1. Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität – ´Gut und fair leben´ Ein Zukunftsthema für Journalisten und Medien ScienceWednesday Mediencampus Dieburg 24.10.2012 Prof. Dr. Peter Seeger
  • 2.
  • 3. Blue Marble / Whole Earth  Ikone Erde: visuelle Metapher für Nachhaltigkeit  „Wir brachen auf,  um den Mond zu erkunden,  aber tatsächlich entdeckten wir die Erde (…)  eine zerbrechliche blaue Kugel.“  [H.H. Schmitt, Astronaut von Apollo 17] [aufgenommen von H.H. Schmitt  kurz  nach dem Start von Apollo 17 am 7.12.1972 ‐ letzter bemannter Flug zum Mond]
  • 5. Fahrplan zum Vortrag 1. Forschungsansatz 2. Nachhaltigkeit und Lebensqualität 3. Öffentlichkeit und Demokratie 4. Leitmedien und ihre Nutzungsmilieus 5. Fallstudien: taz, FAZ, DIE ZEIT 6. Qualitätsjournalismus 7. Innovationsstrategien 8. Forschungsperspektiven Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 6. 1. Forschungsansatz  ‐ Ideen und Fragen am Anfang Für Andrew Revkin (NY‐Times) ist sustainability „the story of our time“ – ‐ ein Zukunfts‐ und Querschnittshema, mit dem sich Journalist_inn_en profilieren könn(t)en und sich  ‐ neue publizistische Märkte erschließen ließen. Aber warum tun sich Journalisten und Medien selbst in ´Öko‐Deutschland´ so schwer mit dem Thema Nachhaltigkeit? Ist es publizistisch nicht vermittelbar? Taugt der Nachhaltigkeitsbegriff noch als gesellschaftliches und publizistisches Leitbild – oder ist er durch Werbung und Marketing entstellt? Alternativen? Warum reagieren wir persönlich und die Gesellschaft so träge auf Klimawandel,  Peak Oil, Artensterben, Generationen(un)gerechtigkeit, vermeintliche Wachstums‐ und Beschleunigungszwänge, zunehmende Entfremdung, wachsende soziale   Ungleichheit bei uns und global … obwohl wir seit Jahren (fast) alles wissen? Und immer mehr Menschen fragen sich: „Was ist wichtig für ein gutes Leben?“
  • 8. 1. Forschungsansatz  ‐ Ein klassisches Beispiel Typische Geschichten dazu: • Empörung an der Tankstelle • Profitgierige Ölkonzerne • Politische Spannungen in Fördergebieten Geschichten hinter diesen Geschichten: Ja, aber … • Sprit immer noch zu billig • Umweltkosten zahlen unsere Enkelkinder • Unter 134 PS läuft nichts • Rücklagen für Ersatzressourcen? • Peak Oil ‐ Ende des billigen Öls • Einfach spritsparend und weniger fahren  • Tabu Tempolimit: Freie Fahrt für … • Autos teilen und gemeinsam fahren • Wo bleiben alternative Antriebe? • Räume und Städte nachhaltiger planen • Fahrräder + ÖPNV stärker fördern • (…) bis hin zu Klimawandel + Lebensqualität • und Mobilität global,  z.B. in Indien.
  • 9. 1. Forschungsansatz Leitende Frage/ Ziel Welche Anforderungen müssen an Qualitätsjournalismus gestellt werden, um ein Zukunfts‐ und Querschnittsthema  wie ´Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität´ so zu  vermitteln, dass gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeit(en)  hergestellt werden? Fokus Leitmedien und ihre Zielgruppen im Print‐ und Onlinebereich Methoden ‐ Literaturrecherche ‐ explorative Expertengespräche ‐ Fallstudien: FAZ, taz, DIE ZEIT (Strukturanalyse + Auswer‐ tung Print: 6.‐11. Woche 2012) Werkstattbericht http://journalismus.h‐da.de/dateien/Seeger_Nachhaltige‐Entwicklung.pdf (mit allen Quellennachweisen und weiterführenden Literaturhinweisen) Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 10. Klärungsbedarf! Nachhaltigkeit und [Gesellschaftliche und Lebensqualität publizistische Relevanz: Öffentlichkeit und Werkstattbericht] Demokratie ? ? Qualitäts‐ journalismus [Relevanz in der Leitmedien, ? Lebenswelt der Zielgruppen: soziale Milieus Innovations‐ Werkstattbericht] ? potential [Wissensdimensionen des Themas: Werkstattbericht] Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 11. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ abstrakt definiert Eine Entwicklung ist nachhaltig,  wenn so verantwortungsvoll, sorgsam, effektiv und gerecht mit ökologischen,  ökonomischen und sozialen Ressourcen umgegangen wird, dass eine Gesellschaft  zukunftsfähig bleibt.  Lebensqualität ist ein multidimensionales Konstrukt, das für Wohlstand, Zufrieden‐ heit und Glück steht. Es basiert auf objektiven Daten und subjektiven Selbstein‐ schätzungen. Eine Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität ist ein Lernprozess,  bei dem es nach Grunwald und Kopfmüller (2012) im Kern um die Suche nach einem Zivilisations‐ und Wirtschaftsmodell geht, das der Verantwortung gegen‐ über heute und künftig lebenden Menschen gerecht wird. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 12. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ abstrakt definiert Nachhaltige Entwicklung bezieht sich auf: ‐ die Integration von ökologischen, ökono‐ Ökologie mischen und sozialen Zielen ‐ das Prinzip Verteilungsgerechtigkeit ‐ das Partizipationsprinzip. Das Verhältnis von Ökologie, Ökonomie  und sozialer Gerechtigkeit ist strittig,  Gerechtig‐ Ökonomie keit a b e r  … … die ökologischen Grenzen sind  n i c h t  veränderbar ! Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 13. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Grundlagenliteratur Gerd Michelsen, Jasmin Godemann [2007]: „Um das Leitbild Nachhaltigkeit gesell‐ Armin Grunwald, Jürgen Kopfmüller  schaftlich zu verankern, bedarf es pro‐ [2012]: fessioneller und zeitgemäßer Kommuni‐ „Nachhaltigkeit ist weltweit zu einem  kation.“ zentralen Leitbild in Politik, Wirtschaft  und Wissenschaft geworden.“ Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 14. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Formelsammlungen Schöpfungs‐Formel Erde bebauen und gleichzeitig bewahren. Wald‐Formel Nicht mehr Holz fällen als nachwächst (Sachsen  und Weimar als Zentren europäischer Hochkultur ‐ 17. + 18. Jh.). Brundtland‐Formel Zukunftsfähigkeit: Bedürfnisse der gegenwärtigen  Generation so befriedigen, dass auch zukünftige Generationen noch ein selbstbestimmtes Leben führen können – 1987. Rio‐Formel Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit als  vernetztes Nachhaltigkeitsdreieck denken – 1992. Hippie‐/New Age‐Formel Whole Earth/ Ikone Erde – 1970. LOHAS‐Formel Nachhaltigkeit als Lifestyle of Health and Sustain‐ ability (im Kern auf Konsumverhalten reduziert). Reloaded‐Formel ´Gut und fair leben´ ?
  • 15. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Weltkulturerbe Ulrich Grober [2010]: „Nachhaltig ist heutzutage alles,  von der Diät bis zum Ausbau der Kapitalkraft.  Nachhaltigkeit ist aber unser ursprünglichstes Weltkulturerbe, ein Begriff, der tief in unserer Kultur verwurzelt ist und  den es vor seinem inflationären Gebrauch zu retten gilt. Das von Joachim Heinrich Campe 1807 herausgegebene  Wörterbuch der Deutschen Sprache definiert das Wort ´Nachhalt´ als das, ´woran man sich hält,  wenn alles andere nicht mehr hält´.“ Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 16. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Verantwortungsebene Letztlich leben wir innerhalb und  zwischen den Generationen,  aber auch global  unter kollektiven Bedingungen und  tragen nach Tim Jackson [2011] im Sinne einer  Vision von zivilisiertem Fortschritt füreinander Verantwortung.  • Jahrzehntelang haben 20 % der Menschen in den wohlhabenden Ländern 80 % aller  Ressourcen zu Spottpreisen und ohne Kompensation verbraucht und entsorgt.  • Wir sind damit maßgeblich für viele Umweltprobleme und für den aktuellen globalen  Klimawandel verantwortlich.  • Die aufstrebenden Schwellenländern bringen das Fass zum Überlaufen.  • Der Rest der Welt geht weitgehend leer aus ‐ leidet aber massiv unter den Folgen. • Die UN erwartet bis 2050 mehr als 200 Mio. Flüchtlinge, die wegen des Klimawandels ihre Existenzgrundlage verlieren werden (stehen nicht unter dem Schutz der Flüchtlingskonvention). 
  • 17. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Alltags‐ und Lebenswelt • intakte Natur und Umwelt als Lebensvoraussetzung • nachhaltige Bedürfnisökonomie und fairer Konsum • Bildung und gesellschaftliche Teilhabe • gesunde und nachhaltige Ernährung • zukunftsfähige Energieversorgung • neue und angepasste Mobilität • nachhaltig (um‐)bauen und wohnen • öffentliche Räume menschengerecht gestalten • Generationengerechtigkeit: Umwelt/Ressourcen, Ver‐ schuldung, Demographie (Erziehung, Renten, Pflege …) • ausgeglichene Work‐Life‐Balance • Zeitsouveränität und Entschleunigung • Eigen‐ statt Fremdbestimmung. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 19. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ im Journalismus Vorbehalte von Journalisten und Medien gegen den Nachhaltigkeitsbegriff: „… zu komplex, zu langsam, nicht hip …“    A T T R A K T I V I T Ä T   S T A T T R E L E V A N Z ? Professionelle Argumente von Journalisten und Medien: ‐ generelle Bedenken bei Neuthematisierungen und Zukunftsthemen ‐ passt nicht in Ressortstrukturen und Arbeitsabläufe ‐ Journalismus verknüpft Themen nicht gerne, sondern selektiert und vereinfacht. Inhaltliche und persönliche Abwehrmechanismen: ‐ große gesellschaftliche Sprengkraft des Themas, Konflikte mit etablierten Interessen‐ positionen und ökonomischen Verwertungsmustern, Druck von Lobbygruppen und ‐ individuelle Sprengkraft, wenn Einstellung zum Thema (Problembewusstsein) und  eigenes Verhalten auseinanderdriften, weil z.B. die eigene Klimabilanz noch schlechter  ist als im Durchschnitt der Bevölkerung (in Deutschland ca. 10‐11 t CO2 p.a., global  gerecht wären 2,5‐3 t) „Es hat auch etwas mit mir selbst zu tun.“ ‐ Vorurteil: nachhaltiger Lebensstil  =  Entbehrungen und weniger Lebensqualität.
  • 20. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ gesell. Auftrag und Innovationsdruck Aber … Massenmedien genießen gesellschaftliche und ökonomische Privilegien und haben einen klaren Auftrag:  Journalist_inn_en und Massenmedien soll(t)en:  ‐ gesellschaftlich relevante Themen beobachten, erschließen, ‐ Fachkompetenz erlangen und ‐ kritisch kommentierend einordnen und ‐ mit journalistischem Handwerkszeug so präsentieren, ‐ dass gesamtgesellschaftlich funktionierende Öffentlichkeit(en) hergestellt und  ‐ Kontrolle ausgeübt werden.  Und … Warum soll ich für eine Qualitätszeitung mehr als 500 € pro Jahr bezahlen, wenn  relevante Querschnitts‐ und Zukunftsthemen dort nicht behandelt werden:  „Dann hole ich mir die Einzelinformationen gleich kostenlos aus dem Internet.“ Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 21. 2. Nachhaltigkeitsbegriff:  „Ist doch alles okay bei uns“ Krisenphänomene einer nicht nachhaltigen Entwicklung sind zwar real, aber  sachlich, räumlich, zeitlich und sozial häufig entkoppelt – ein Beispiel: ‐ aktueller Klimawandel als Ergebnis zurückliegender Schadstoffeinbringung in Industrieregionen mit hohem Ressourcenverbrauch (20/80), die ‐ bedrohlichen negativen Folgen werden aber zeitlich verzögert zuerst in  Eis‐ und Permafrostregionen oder in Inselregionen der Südsee deutlich und treffen damit auch ganz andere Menschen als die Hauptverursacher. http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/425/93332/ SZ‐Print v. 28.2.2008 Klimawandel und andere Krisenphänomene sind bei uns als gelebte Realität bisher  kaum angekommen und bleiben in ihrer ganzen Dramatik häufig abstrakt, auch wenn  uns und vor allem unsere Kinder die Folgen definitiv einholen werden.
  • 22. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Leitbild, integrativ, sperrig Nachhaltigkeit ist zwar sperrig, bietet aber Orientierung als kommunikatives  L e i t b i l d : ‐ Leitbilder sind Voraussetzung für eine Kommunikation zwischen verschiedenen  Wissenskulturen. ‐ sie können unterschiedliche Wahrnehmungsmuster, Entscheidungslogiken,  Interessen und Zeithorizonte der Akteure aus diesen Wissenskulturen  synchronisieren. ‐ Als Leitbild hat Nachhaltigkeit das Potential, alte ideologische und politische  Grenzen zu sprengen, gemeinsamen Wertmaßstäben wieder Geltung zu ver‐ schaffen. Der Nachhaltigkeitsbegriff ist gerade in Deutschland kulturhistorisch tief verwurzelt,  was bis heute nachwirkt. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 23. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ als Leitbild retten Integrationsleistung versus inhaltliche und metho‐ Nachhaltigkeitsbegriff dische Unschärfe Instrumentalisierungsgefahr: durch unter‐ schiedliche Akteure und ihre Interessen Desinformation und Desorientierung ? Besondere Herausforderung für publi‐ zistische Leitmedien   Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 24. NEIN - IST NUR SPERRIG ! EINFACH ZERLEGEN ! ODER NEUE WEGE GEHEN ! http://www.pfuschi‐cartoon.ch/live_cartoons/Nachhaltigkeit.jpg Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 25. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ reloaded Wir brauchen:  ‐ ergänzend griffige Metaphern ‐ neue Erzählstrukturen ‐ schöne Geschichten, ‐ also passende und positiv besetzte Narrative,  die von glaubwürdigen Promotoren oder Pionieren gesellschaftsfähig gemacht werden.  Im Sinne der Journalistik könnten auch neue Deutungsframes, die einfache Einordnungs‐ muster bieten, hilfreich sein. Mein Vorschlag: 1. Verknüpfung :  Nachhaltige Entwicklung  +  Lebensqualität 2. Alltagsebene:  Lebensqualität =  gut leben 3. Einschätzungen zur Lebensqualität hängen entscheidend von Gerechtigkeitsfragen ab: „Gut und fair leben“
  • 26. 2. Nachhaltigkeitsbegriff  ‐ Lebensqualität und Gerechtigkeit Kate Pickett u. Richard Wilkinson ‐ The Spirit Level [2009]: „Ungleichheit zerstört Gesellschaften (…). Mehr Gleichheit ist die Voraussetzung für eine Verbesserung der sozialen Beziehungen, die wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft brauchen.“ [P.S.: Hinter dem zugespitzten Titel verbergen sich wissenschaftlich gut belegte Studien!] Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 27. 3. Öffentlichkeit und Demokratie Wie kann für das inhaltlich offene Nachhaltigkeitsleitbild eine gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeit hergestellt werden, wenn die Massenmedien sich schwertun mit dem Thema und gleichzeitig im Internet viele Teilöffentlichkeiten entstanden sind? Gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeite(n) zu relevanten Themen sind eine zentrale Voraussetzung für die demokratische Verfasstheit eines politischen Gemeinwesens und die Willensbildung aller Bürger_innen, unabhängig vom sozialen Status. Leitmedien und Qualitätsjournalismus haben daher eine besondere Verantwortung. Teil‐ und Gegenöffentlichkeiten im Internet sind ebenfalls wichtig für den Meinungs‐ bildungsprozess, können aber funktional die Massenmedien nicht ersetzen.  Ihre Stärken liegen in vor‐ und nachgelagerten Bereichen der Massenkommuni‐ kation und in horizontalen Kaskaden‐Effekten (Todd Gitlin). ausführlich im Werkstattbericht 2012, S. 15ff Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 28. 3. Öffentlichkeit und Demokratie GESAMTGESELLSCHAFTLICHE ÖFFENTLICHKEIT(EN) / MASSENMEDIEN Peer‐Gruppen Peer‐Gruppen TEILÖFFENTLICHKEITEN TEILÖFFENTLICHKEITEN Bürgerschaftl. Lebens‐ und Arbeitswelt / NGOs Alltag / Lebensgemeinschaften Engagement TEILÖFFENTLICH‐ TEILÖFFENTLICHKEITEN KEITEN Peer‐Gruppen Peer‐Gruppen Gesellschaftliche Akteure und Interessengruppen: Wirtschaft, Politik, Lobbygruppen PS/h_da/2012
  • 29. 4. Leitmedien und Nutzungsmilieus Leitmedien: ‐ hohe journalistische Standards ‐ in der Regel überregionale Medien ‐ große gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit ‐ Kompetenzzuweisung durch andere Medien (Selbstreferenz im Mediensystem) ‐ können trotz begrenzter Nutzerzahlen gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeiten zu einem Thema herstellen ‐ liefern kommunikationsstiftenden Content auch für Teilöffentlichkeiten im Internet. Dazu zählen neben einzelnen Rundfunkmedien vor allem  Qualitätszeitungen und Nachrichtenmagazine wie  SZ, FAZ, taz …/ DIE ZEIT, derFreitag …/ Der Spiegel …,  die heute auch viele digitale Ausspielkanäle bedienen. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 30. 4. Leitmedien und Nutzungsmilieus Warum Qualitäts‐ und Leitmedien? ‐ sie genießen die größte Glaubwürdigkeit aller Medien (Print und im Internet;  Glaubwürdigkeit ist nach Neuberger [2012] für Nutzer die wichtigste Eigenschaft von Journalismus), ‐ sie haben eine klare Identität, ‐ sie haben mit Leitmilieus (Etablierte, Postmaterielle, Moderne Performer) anspruchsvolle und homogene Zielgruppen und ‐ stehen als Printmedien unter erheblichem Innovationsdruck, weil  • die Akzeptanz gerade bei jungen Zielgruppen bröckelt und  • die Ansprüche an Qualitätsjournalismus gewachsen sind.  Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 31. 4. Leitmedien und Nutzungsmilieus Etablierte, Postmaterielle, Moderne Performer (ca. 30 %) ‐ Merkmale (unterschiedliche Ausprägungen): ‐ hohes (formales) Bildungsniveau ‐ ökonomische Spielräume ‐ relativ hohes Umweltbewusstsein ‐ große Diskrepanz: Einstellungen vs. Verhalten zum Thema ‐ besondere gesellschaftliche Verantwortung ‐ politischer Gestaltungsanspruch ‐ gesellschaftliche Vorbildfunktion ‐ ähnliche Aufmerksamkeits‐, Aufnahme‐, Verstehens‐, Wissensschwellen.  Leitmedien und ihre Zielgruppen bieten am ehesten Spielräume  für guten und  kostenpflichtigen Nachhaltigkeitsjournalismus,  der in alle Mediensegmente und Nutzungsmilieus ausstrahlen kann. 
  • 32. 5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT Haupteinflussfaktoren im Nachhaltigkeitsjournalismus: ‐ Inhaltliche Fachkompetenz  ‐ Mut und Engagement  ‐ Blattlinie und Zielgruppen ‐ Arbeitsbedingungen und Produktionsspielräume ‐ redaktionelles Selbstverständnis u. ressortspezifische Muster ‐ Innovationsspielräume (Verlag + Redaktion) ‐ Diskursbereitschaft und –fähigkeit im Redaktionsteam. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 33. 5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT taz ‐ Genossenschaftsprinzip (12.000) und Gründung aus Umweltbewegung förderlich ‐ ´alternatives´ redaktionelles Selbstverständnis und Engagement ‐ Innovationen: z.B. Erweiterung des Wirtschaftsressorts durch Umwelt (Print) und Zukunft (online) ‐ ausgeprägte Debattenkultur und Dialogoptionen beleben ‐ vielfältige journalistische Formate und unkonventionelle Zugänge ‐ Kompetenzvorsprung zeigt sich auch durch problemlose Integration des Magazins zeo2 ‐ Einzelaspekte des Themas häufig umfassender eingeordnet ‐ im Nachhaltigkeitsjournalismus besonders anregend auf der Ebene  Alltags‐ und Lebenswelt ‐ auch die taz tut sich schwer mit dem Nachhaltigkeitsbegriff (oder griffigen Metaphern). Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 34. 5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT FAZ ‐ Dimensionen des Themas werden punktuell erkannt, aber ressortspezifisch sehr unterschiedlich behandelt ‐ Offenheit gegenüber dem Thema nimmt von Politik‐ und Wirtschaft in Richtung  Feuilleton stark zu ‐ verdeutlicht Spielräume, die auch eine neoliberal und wirtschaftsfreundlich aus‐ gerichtete Medienmarke hat ‐ keine systematische, umfassende und einordnende Berichterstattung ‐ alte Distinktions‐ und Konfrontationsmuster (z.B. als naiv dargestellte ´Ökos´ als Abwehrversuch) ‐ in hochkarätigen Gastbeiträgen wird offener und kompetenter mit dem Thema  umgegangen, ohne die skeptische Blattlinie gegenüber dem Thema verlassen zu  müssen. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 35. 5. Fallstudien:  taz, FAZ, DIE ZEIT DIE ZEIT ‐ nutzt Spielräume als Wochenzeitung beim Thema sehr geschickt aus ‐ starke Konzentration entsprechender Themen im Wirtschaftsressort (Schwerpunkte: umweltökonomische, wachstumskritische und nachhaltigkeitstheoretische Beiträge), Rubrik ´grüner Leben´ im Wirtschaftsressort ‐ kein gezieltes Agenda Setting, sondern Fachkompetenz und Engagement einzelner Redakteure (im Wirtschaftsressort) ‐ fast alle Artikel auf einem journalistisch und fachlich sehr hohem Niveau,  aber gelegentlich oberlehrerhaft ‐ Grafik und Datenjournalismus als innovative Elemente ‐ keine ausgeprägte Debattenkultur (punktuell online). Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 36. 6. Qualitätsjournalismus Elemente von Qualitätsjournalismus im Themenfeld  ´Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität´ ‐ Fachkompetenz, Engagement und Verankerung im Wertekanon zum Themenfeld ‐ Sensorium zur Einordnung wechselnder thematischer Bezugspunkte im Zeitverlauf ‐ Fähigkeit, Bezüge zur Alltags‐ und Lebenswelt der Mediennutzer_innen herzustellen ‐ Einordnung in das gesellschaftspolitische Bewusstsein der Zielgruppe(n) ‐ Differenzierung von gesellschaftspolitischer, ökonomischer und individueller Verantwortung ‐ inhaltliche Verknüpfung und Berücksichtigung von Zukunftsaspekten ‐ Unsichtbares sichtbar machen, veranschaulichen, herunterbrechen, weiterdrehen ‐ Glaubwürdigkeit und Sensibilität (z.B. bei Überforderung der Nutzer) ‐ analytisch, kritisch und zugleich konstruktiv, lösungsorientiert und anregend kommunizieren ‐ Orientierung geben und aktivieren.  Konkreter Kriterienkatalog in der Diskussion, z.B. im Blick über Deutschland hinaus  Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 37. 7. Innovationsstrategien Modell I Innovationen durch Integration des Themas in bestehende redaktionelle und  publizistische Strukturen einer Medienmarke (Print + Online) – Varianten: ‐ Positionierung durch Redaktionsleitung, Journalistenschulung, ggf. neue  Fachkompetenz einkaufen, verstärkt gute Gastbeiträge ‐ Neues Onlineressort (Experimentierraum), erste organisatorische und inhalt‐ liche Neuorientierung in Redaktion und für Leser_innen ‐ Etablierung als Querschnittsthema ‐ Ziel: Integration in allen Ressorts, z.B.  durch koordinierende Redaktionseinheit, klare Regeln notwendig, setzt Grundkompetenz bei allen voraus ‐ Orientierung? ‐ Zulieferung des Themas durch ein journalistisches Kompetenzbüro nach Bedarf, medienökonmisch interessant, journalistisch dann, wenn im eigenen Haus keine oder nur geringe Themenkompetenz vorhanden ist. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 38. 7. Innovationsstrategien Modell II Innovationen durch umfassende Neustrukturierungen – Varianten:  ‐ Errichtung eines neuen Ressorts für alle Ausspielkanäle (Print + Online) ‐ Vorteil: klarer organisatorischer und inhaltlicher Rahmen, größere Themenkon‐ tinuität, Orientierung für Nutzer_innen ‐ Nachteil: Schubladendenken; ‐ Auslagerung unter der Medienmarke in Wochenendausgabe oder in ein Special‐ Interest‐Produkt, z.B. in Form eines Monatsmagazins (siehe zeo2), ergänzend auch in journalistischen Fachbuchreihen der Medienmarke, entsprechend veränderter Nutzungsgewohnheiten könnten auch die Erscheinungsweise und Ausspielkanäle bzw. Vertriebswege angepasst werden; ‐ eigenständige Neugründungen zum Thema, z.B. als Themenmagazin, nach den schlechten Erfahrungen des Burda‐Verlags im Lifestyle‐ bzw. LOHAS‐Segment aber riskant ohne klare Zielgruppe (oft kurzlebige Modetrends) Lehren: anspruchsvoller, glaubwürdiger, zeitloser, gesellschaftspolitischer und alltagsnäher. Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 39. 7. Innovationsstrategien Glaubwürdigkeit als professionelle und nachhaltige Medienmarke ‐ Kompetenz im Themenfeld, publizistische Professionalität und Unabhängigkeit ‐ Realisierung und Kommunikation der eigenen Klimaneutralität in allen operativen Bereichen ‐ Anpassung der ökonomischen Geschäftsmodelle – Ziel: mehr publizistische und ökono‐ mische Unabhängigkeit und Markenauthentizität durch Mitarbeiter‐ und Nutzerbeteiligung,  z.B. in Form von Mediengenossenschaften ‐ Differenzierung der Medienprodukte und Nutzungsformen nach CO2‐Bilanzen und weiteren Nachhaltigkeitskriterien: transparente, sozial differenzierte und faire Preisbildung (nach Ausspielkanälen, Nutzergruppen etc.) ‐ Anpassung der Publikationsmodi an die Arbeits‐ und Lebensbedingungen, z.B. durch die  Integration von slow media ‐ Etablierung eigener sozialer Nachhaltigkeitsprinzipien: faire Bezahlung, professionelle Spiel‐ räume, angepasste Redaktionsstatuten und Arbeitsbedingungen, Vereinbarkeit von Familie  und Beruf etc. ‐ Förderung entsprechender globaler Medienprojekte.  Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 40. 8. Forschungsperspektiven Aufbau eines unabhängigen journalistischen Fachportals im Internet: forum_futura – gut und fair leben. Arbeitstitel für ein Bildungsprojekt mit den Zielgruppen: Journalisten, Publizisten, Multiplikatoren – Profis und Nachwuchs (in Kooperation). Elemente: ‐ Datenbank ´journalistische Nachhaltigkeitskommunikation´:  Fachliteratur, Studien, Recherchestrategien, Experten, Akteure, Netzwerke, Institutionen, Best‐Practice, Themenlisten (jeweils kommentiert) … ‐ Diskussionsforum für die Zielgruppen. Vertiefte empirische Untersuchung zu journalistischen Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeitskommunikation (mit internationalen Bezügen): Recherche,  Fallstudien, Expertengespräche. Einbindung in das Fachportal. Vertiefung, Aktualisierung und Erweiterung der bereichsspezifischen Anforderungen an journalistische Nachhaltigkeitskommunikation: Leitmedien, (übrige) Massenmedien /  Print, Online, Rundfunk.
  • 41. 8. Forschungsperspektiven  – erste Weichenstellungen Kooperationspartner Prof. Dr. Gerd Michelsen ‐ Professur für Umwelt‐ und  Nachhaltigkeitskommunikation ‐ Journalistische Praxis, u.a.:   Dr. Torsten Schäfer (GEO International) Projektförderung Lfd. Antragsverfahren bei einer Privatstiftung Peter Seeger:  Nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität  ‐ ScienceWednesday
  • 42. Obwohl bei uns und global viele nachhaltigkeitsrelevante  Weichen immer noch falsch gestellt sind und  alle Ökosysteme immer stärker überlastet werden,  sollten wir  p e r s ö n l i c h   o p t i m i s t i s c h  bleiben und  dieses Zukunft‐ und Querschnittsthema  p r o f e s s i o n e l l schnell   b e s e t z e n !
  • 43. Schon in einigen Jahren werden immer mehr kopfschüttelnd zurückblicken: ‐ auf das bis ins frühe 21. Jh. reichende (BIP)‐Wachstumsmantra, ‐ auf unsere selbstgebauten Hamsterräder, unsere Mangelmentalität,  Erreichbarkeitsstress, den kollektiven Burn‐Out und insgesamt ‐ auf die Selbstzerstörungsdynamik eines entfesselten Kapitalismus. Umgekehrt werden viele Menschen, deren Grundbedürfnisse erfüllt sind: ‐ die Respektierung der ökologischen Grenzen als befreiend empfinden und ‐ Gesundheit, Bildung, Zeitwohlstand, gute Beziehungen, sozialen Aus‐ gleich und Bürgersinn als Schlüssel für ein gutes Leben genießen. Und die besten Journalist_inn_en und Medien werden sich überbieten, dazu informative, anregende und schöne Geschichten zu erzählen – ohne die erschütternden Fakten und Katastrophen aus dem Blick zu verlieren. Sie zählen dann zu publizistischen Pionieren.