1. Lehrstoffstrukturierung und
Lehrzieltypen
in: Niegemann et al. (2008):
Kompendium multimediales Lernen. Springer Verlag
Modul 06: Kognitions- und Motivationspsychologie
Flora Stadler, Christina Nußbaumer, Lukas Hofmann
23. August 2013
2. Oser et al., 2001 Basismodelle
Muster („strategies“)Smith & Ragan, 2005
Grundlage empirischer Befunde aus der Instruktionspsychologie
5. Annahme von Oser et al.:
„Sofern die Schrittfolge des jeweiligen ‚Basismodelles‘
strickt eingehalten wird, spielt es für die Vorhersage des
Lernerfolgs keine Rolle, ob Präsenzunterricht gehalten
oder eine multimediale Lernumgebung angeboten wird
(…)“
Generelle Methodenfreiheit bei Beachtung der
notwendigen Basisstruktur
6. Annahme von Oser et al.:
„Sofern die Schrittfolge des jeweiligen ‚Basismodelles‘
strickt eingehalten wird, spielt es für die Vorhersage des
Lernerfolgs keine Rolle, ob Präsenzunterricht gehalten
oder eine multimediale Lernumgebung angeboten wird
(…)“
Generelle Methodenfreiheit bei Beachtung der
notwendigen Basisstruktur
8. Basismodell – Begriffsbildung (Oser et al.)
Basismodell: Begriffsbildung
1. Aktualisierung des Bekannten
2. Musterbeispiel des Begriffes (inkl. aller wesentlichen Merkmale des Begriffes)
3. Darstellen bzw. Erarbeiten neuer Merkmale des Begriffes
4. Aktiver Umgang/Anwendung: zu anderen, bereits bekannten Begriffen in
Beziehung bringen
5. Vernetzung: Anwendung in andere Bereiche sowie Analyse/Synthese
verwandter Begriffe
9. Überblick über Basismodelle
und Zielgruppen (ausgewählte Beispiele)
(verändert nach Elsässer, 2000)
Basismodell Zieltyp des Lernens Notwendige Merkmale
Lernen durch
Eigenerfahrung
Aneignung von
Erfahrungswissen
Unmittelbarer
Lebensbezug
Problemlösen Lernen durch Versuch
und Irrtum
Hypothesenbildung
Hypothesentestung
Begriffsbildung Aufbau von abrufbaren
Fakten
Einzelaspekte
Begriffshierarchien
Konzeptbildung Vernetztes Wissen Zusammenhänge
Lernen von Strategien Lernen lernen
(Metalernen)
Innere Strukturierung,
Reflexion
Routinebildung Automatisierung Entlastung des
Bewusstseins
Verhandeln lernen div. Lebenssituationen Techniken der
Übereinstimmung
10. Sicht- und Oberflächenstrukturen der
Instruktion
Spiegelt die methodische Vorgehensweise der
Lehrperson.
Handlungsmuster, Sozialformen, Unterrichtsschritte,
Medien- und Methodeneinsatz etc.
Die Kreativität wird durch das vorliegende Modell
NICHT eingeschränkt!
11. Kann ein auf Basismodelle aufgebauter Unterricht den
Lernenden helfen, die Lernprozesse nachzuvollziehen
und zu reflektieren?
Empirischuneinheitlich
Nochnichtvollständig
13. Elemente zur Vermittlung von Faktenwissen
(Smith & Ragan 2005)
* Aufmerksamkeit wecken: Neues/Widersprüchliches als „Aufmacher“
* Lehrziele & Relevanz: Verknüpfung mit Anforderungen in Berufen
* Überblick geben: kurzer Abriss (evtl. Mindmap)
* Aktivieren von Vorwissen: Advance Organizers
* Information darbieten: bildhaft, in Clustern, Fakten/Listen etc.
* Aufmerksamkeit fokussieren: Fragen stellen
* Lernstrategien anbieten/fördern: z.B. Wiederholungen
* Üben: z.B. Wiedererkennungsaufgaben
* Informativ-bewertendes Feedback: an Lernziel angepasst
* Zusammenfassung: in eigenen Worten evtl. abschnittweise
* Transfer fördern: Hinweise auf Anwendungsfälle
* Abschließende Motivierung: Nutzen aufzeigen
* Überprüfung der Ausführung: Tests an Lehrzielen orientieren
* Feedback: Lernstand mitteilen, auf evtl. Lücken hinweisen
15. Basismodell – Routinebildung,
Prozedurales Wissen (Oser et al.)
Basismodell: Routinebildung/Prozedurales Wissen
(fünf mentale Operationen)
1. Ausführen (Kette von Handlungen, Textfolge z.B. Gedicht etc.)
2. Entwicklung einer inneren Vorstellung der Handlungskette
* Zerlegung des Ganzen
* Festlegung der Grenzen jedes Teils
* Verstehen der Regeln für die Verbindung der Schritte jedes Teils
* Definition jeder Komponente
3. Ausführung der Teile mit kontrollierter Rückmeldung
4. Bewertung der wiederholten Ausführungen
5. Wiederholung der Ausführung bis zur Automatisierung
16. Entwurfsmuster zu Prozeduralem
Wissen (Smith & Ragan 2005)
Entwurfsmuster zum Prozeduralem Wissen
(Smith & Ragan 2005)
* Aufmerksamkeit wecken: Prozedur demonstrieren
* Lehrziele & Relevanz: Prozedur beschreiben, Kontext der Anwendung
* Interesse & Motivation: Effizienz der Prozedur ansprechen
* Überblick geben: Prozedur abschnittsweise erklären
* Aktivieren von Vorwissen: bekannte Teilprozeduren
* Information darbieten: komplexe Prozeduren vereinfachen
* Aufmerksamkeit fokussieren: Fragen stellen… woran erkennt man, dass…
* Lernstrategien anbieten/fördern: z.B. Merkhilfen für Reihenfolge geben
* Üben: z.B. innere Vorstellung beim Lernenden iniziieren
* Informativ-bewertendes Feedback: z.B. mit Checkliste, Einschätzskala
* Erneutes Üben: bis zur Automatisierung
* Rückblick & Zusammenfassung: wichtigste Schritte wiederholen
* Transfer fördern: komplexere Prozeduren aufzeigen (Problemlösung)
* Abschließende Motivierung: Nutzen aufzeigen
* Überprüfung der Leistung: korrekte Ausführung der Prozedur testen
* Feedback: auf häufige Fehler und Missverständnisse hinweisen
18. Basismodell – Begriffsbildung
(Oser et al in Anlehnung an Aebli, 1981)
Begriffsbildung
1. Aktualisierung des Bekannten
2. Erarbeitung eines Musterbeispiels (alle Merkmale des Begriffs sind enthalten)
3. Erarbeitung neuer Merkmale des Begriffs
4. Anwendung des neuen Begriffs (Querverweis auf bereits bekannte Begriffe)
5. Anwendung des neuen Begriffs in anderen Bereichen & Analyse/Synthese
verwandter Begriffe (Vernetzung)
19. Entwurfsmuster zur Vermittlung von Begriffen
(Smith & Ragan 2005)
* Aufmerksamkeit/Interesse wecken: bildhafte, humorvolle Darstellung des
Begriffes
* Lehrziele & Relevanz: konkret nennen
* Überblick geben: Prozedur abschnittsweise erklären
* Aktivieren von Vorwissen: evtl. Advance Organizer
* Information darbieten: prototypisches Beispiel präsentieren
* Aufmerksamkeit fokussieren: evtl. graphische Hervorhebung
* Lernstrategien anbieten/fördern: z.B. Merkhilfen, bildhafte Darstellung
* Üben: in Beziehung zu anderen Begriffen setzen
* Informativ-bewertendes Feedback: Hinweise auf Merkmale geben
* Rückblick & Zusammenfassung: wichtigste Information wiederholen
* Transfer fördern: Anwendung auf neue Fälle
* Abschließende Motivierung: Nutzen aufzeigen
* Überprüfung der Leistung: Fähigkeit kritische Merkmale zu erkennen
* Feedback: auf Übergeneralisierung hinweisen
20. Problemlösen lernen
Im Mittelpunkt steht „(…) die Fähigkeit zu wissen, unter welchen
Bedingungen bestimmte Regeln zweckmäßig angewandt
werden können und sollen.“
21. Basismodell – Problemlösen (Oser et al.)
Problemlösen
1. Lernenden entdecken ein „Hier und Jetzt“-Problem
2. Möglichst exakte Formulierung des Problems inkl. anzustrebendem Ziel
3. Lernende machen Lösungsvorschlag (evtl. Variationen)
4. Lösungswege testen
5. Anwendung des Lösungsweges, Analyse der Übertragbarkeit
22. Entwurfsmuster zur Problemlöse-Instruktion
(Smith & Ragan 2005)
* Aufmerksamkeit/Interesse wecken: Problem von Lernenden entdecken
lassen
* Lehrziele & Relevanz: Probleme beschreiben
* Überblick geben: erläutern, dass die Probleme komplexer werden
* Aktivieren von Vorwissen: Fakten, Begriffe, Regeln bewusst machen
* Information darbieten: mit einfacher Version des Problems beginnen
* Aufmerksamkeit fokussieren: unterschiedliche Lösungsvorschläge einholen
* Üben: Zerlegen des Problems (Teil- und Unterprobleme)
* Informativ-bewertendes Feedback: Lösungsmuster anbieten
* Rückblick & Zusammenfassung: relevante Merkmale wiederholen
* Transfer fördern: Ähnliche Probleme aufzeigen
* Abschließende Motivierung: Wichtigkeit der Anwendbarkeit darstellen
* Überprüfung der Leistung: Fähigkeit ähnliche Probleme zu lösen
* Feedback: Problemanalyse, Erklärung von Lösungen
27. Entwurfsmuster „Vermittlung von Einstellungen“
(Smith & Ragan 2005) Kein Basismodell dazu von Oser et al.
* Aufmerksamkeit wecken: an interessante Situation anknüpfen (Bild, Zeitung…)
* Interesse & Motivation: Identifikation mit einer Figur od. Situation
* Lehrziele nennen: direkt oder indirekt
* Vorwissen aktivieren: Darstellung bisheriger Einstellungen
* Information darbieten: z.B. durch Rollenspiele, Diskussion, Simulation
* Aufmerksamkeit fokussieren: mögliche „Vorbilder“ einsetzen
* Lernstrategie anwenden: z.B. Slogans einsetzen
* Üben: Verhaltenstechniken üben – „wie fühlt sich das an?“
* Informativ-bewertendes Feedback: Wert legen auf „natürliche Konsequenzen“
* Rückblick & Zusammenfassung: Ziel und Zweck des Lehrstoffes darlegen
* Transfer fördern: Anwendungssituationen besprechen
* Abschließende Motivierung: wie kann das Gelernte umgesetzt werden?
* Überprüfung des Lernergebnisses: unter „natürlichen Bedingungen“
* Feedback: „natürliche Konsequenzen“ betonen
28. Anwendung von Entwurfsmustern
• Meist werden mehrere Lehrzieltypen in einer Lehreinheit
angesprochen
• Kombination der Muster ist sinnvoll
30. Arbeitsauftrag
• Gruppeneinteilung & Themen:
1. Faktenwissen (2er-Gruppe)
2. Prozedurales Wissen (2er-Gruppe)
3. Begriffsbildung (2er-Gruppe)
4. Problemlösung (3er-Gruppe)
5. Strategien erlernen (3er-Gruppe)
• Auftrag: Reflexion
o Finden diese Modelle/Elemente Anwendung in der
beruflichen Tätigkeit – wenn ja wie? Wenn nein, weshalb
nicht?
o Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus? Mögliche
Pro & Contra Punkte zu den Modellen/Elementen analysieren
31. Kritische Stellungnahme von Oser´s
Choreographie-Metapher :
„Sofern die Schrittfolge des jeweiligen ‚Basismodelles‘
strickt eingehalten wird, spielt es für die Vorhersage des
Lernerfolgs keine Rolle, ob Präsenzunterricht gehalten
oder eine multimediale Lernumgebung angeboten wird
(…)“