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Wochenausblick 20. Juli 2012
Wetterkapriolen
Redaktion:
1 Die Woche im Überblick 1
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19 1.1 Chart der Woche 1
research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 30 mit Prognosen 3
2 Im Fokus 4
2.1 Aktien: Wette auf die Geldpolitik 4
2.2 USA: Mäßiges Wachstum, die Fortsetzung 5
Herausgeber:
2.3 Deutsche Konjunktur: Wann steigt der Pulsschlag wieder? 6
Dr. Gertrud R. Traud
3 Charttechnik 7
Chefvolkswirt/Leitung Research
4 Helaba Kapitalmarktszenarien 8
Landesbank Hessen-Thüringen 5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle 9
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main 1 Die Woche im Überblick
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1.1 Chart der Woche
Chinesisches Wirtschaftswachstum: Konjunkturstimulierung lässt auf zweites Halbjahr hoffen
% gg. Vj., Vorlauf 3 Monate % gg. Vj.
30 15
14
25
13
20 OECD-Frühindikator China 12
11
15
10
10 9
8
5 BIP (r.S.)
7
0 6
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
China ist in den vergangenen Jahren zum globalen Konjunkturmotor avanciert. Zweistellige
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt Wachstumsraten scheinen aber der Vergangenheit anzugehören. Die Konjunktur hat sich in den
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich letzten Quartalen sukzessive verlangsamt. Im Q2 2012 lag die BIP-Zuwachsrate mit 7,6 % gg. Vj.
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
so niedrig wie zuletzt vor drei Jahren. Chinas Regierung und Zentralbank verfolgen angesichts des
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds und der deutlich gesunkenen Teuerung inzwischen eine klar
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für wachstumsorientierte Politik. Zwei Leitzinssenkungen auf nunmehr 6 %, Mindestreservekürzun-
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
gen, Subventionen und Investitionen sollen das Wachstum stützen – und zeigen vereinzelt bereits
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
Wirkung. Für das zweite Halbjahr rechnen wir mit weiteren Maßnahmen. Die Konjunktur sollte
nen Angaben dienen der Information. Sie sich daher stabilisieren und in den nächsten Monaten wieder an Dynamik gewinnen. Auch der
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für OECD-Frühindikator signalisiert eine Bodenbildung. Aufgrund der Abschwächung in der ersten
Anlageentscheidungen verstanden werden.
Jahreshälfte senken wir unsere BIP-Prognose für 2012 auf 7,9 % und für 2013 auf 8,4 %.
2. Wochenausblick
Claudia Windt 1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-25 00
Die Aktienmärkte befinden sich im Sommerhoch. Der deutsche Leitindex DAX wird sich mit
einem kräftigen Plus aus der Handelswoche verabschieden, trotz der zuletzt eher durchwachsenen
Konjunkturnachrichten. Die Anleger setzen darauf, dass die konjunkturelle Wende in der zweiten
Jahreshälfte – auch mit Hilfe der Geldpolitik gelingen wird. So mündete zuletzt jede enttäuschende
Nachricht zum US-Arbeitsmarkt in Kurssteigerungen an den Aktienmärkten unter Verweis auf ein
mögliches QE 3 der Fed. In der Berichtswoche werden die Zahlen zum US-BIP für das zweite
Quartal veröffentlicht (S. 6). Das Wachstum wird wohl nicht kräftig genug ausfallen, um die
QE 3-Hoffnungen der Investoren zu begraben. In Deutschland beginnt die Unternehmensberichter-
stattung (S. 4). Mit dem ifo-Geschäftsklima und den Einkaufsmanagerindizes werden erste Kon-
junkturindikatoren für das dritte Quartal (S. 5) veröffentlicht. Dabei sollte zumindest der Ein-
kaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe erste Hinweise liefern, dass der konjunkturelle
Wendepunkt näher rückt.
Für die Lage am deutschen Rentenmarkt ist allerdings weiterhin das „Euro-Tief“ der Staatsschul-
denkrise maßgeblich. Nachdem die Anleger kurz darauf setzten, dass der erweiterte deutsche Haf-
Warten auf die tungsrahmen auch höhere Risikoprämien für Bundesanleihen erfordert, rentieren Bunds nun wie-
Entscheidung
der in der Nähe ihrer historischen Tiefstände. Und nicht nur Bundesanleihen sind davon betroffen.
aus Karlsruhe Aktuell überwiegt am Rentenmarkt die Sorge um den Kapitalerhalt, so dass Investoren für Anlei-
hen mit hoher Bonität sogar negative Realzinsen akzeptieren. Zuletzt profitierte sogar Belgien
davon. Obwohl bei der Sondersitzung im Bundestag 473 von 583 anwesenden Abgeordneten dafür
stimmten, dass der Euro-Rettungsschirm EFSF bis zu 100 Mrd. € zur Sanierung spanischer Ban-
ken bereitstellt, rentieren spanische und italienische Staatsanleihen in der Nähe ihrer Höchststände.
Verantwortlich dafür ist die noch ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Sie
könnte am 12. September politischen Bestrebungen zu einer Haftungsunion einen Strich durch die
Rechnung machen. Bundesanleihen dürften bis dahin auf niedrigem Niveau seitwärts rentieren.
Zugleich teilt sich der europäische Rentenmarkt immer mehr in einen Kern und eine Peripherie.
Davon profitiert der Euro, da Investoren nun nicht mehr auf den Zerfall der Währungsunion, son-
dern auf deren Aufteilung setzen. Darüber hinaus helfen dem Euro die QE 3-Phantasien.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit... aktueller
30.12.2011 12.07.2012 Stand* Q3/2012 Q4/2012 Q1/2013
(in %) Index
DAX 14,6 5,3 6.758 7.000 7.200 7.300
(in Bp) (in %)
3M Euribor -90 -4 0,46 0,5 0,5 0,7
3M USD Libor -13 0 0,45 0,4 0,4 0,4
10 jähr. Bundesanleihen -61 -3 1,22 1,8 2,1 2,3
10 jähr. Swapsatz -64 -2 1,74 2,3 2,5 2,7
10 jähr. US-Treasuries -37 3 1,51 2,1 2,4 2,7
(jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro)
US-Dollar 5,5 -0,7 1,23 1,30 1,35 1,40
Japanischer Yen 3,4 0,2 97 104 110 115
Britisches Pfund 7,0 1,3 0,78 0,85 0,88 0,87
Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,20 1,20 1,25
(in %)
Brentöl $/B 0,9 8,3 110 95 100 103
Gold $/U 1,1 0,6 1.581 1.600 1.650 1.650
*Schlusskurse vom 19.07.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 2
3. Wochenausblick
1.3 Finanzmarktkalender KW 30 mit Prognosen
Helaba- Bloom berg
Zeit Land Periode Indikator Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 23.07.2012
EU-Kommission; Indizes:
11:00 EZ Jul
Konsumentenvertrauen -20 -20,0 -19,8
Dienstag, 24.07.2012
01:00 US Fed Gouverneurin Raskin
Einkaufsmanagerindex (Verarb.
09:30 DE Jul 45,0 45,3 45,0
Gew erbe, Vorabschätzung)
Einkaufsmanagerindex (Dienst-
09:30 DE Jul 49,6 50,0 49,9
leistungen, Vorabschätzung)
Einkaufsmanagerindex (Verarb.
10:00 EZ Jul 45,0 45,2 45,1
Gew erbe, Vorabschätzung)
Einkaufsmanagerindex (Dienst-
10:00 EZ Jul 46,9 47,3 47,1
leistungen, Vorabschätzung)
14:45 US Fed Präsident Ben Bernanke
Mittw och, 25.07.2012
10:00 DE Jul ifo-Geschäftsklima 104,8 104,7 105,3
10:30 UK Q2 BIP 1. Schätzung, % q/q 0,1 -0,2 -0,3
16:00 US Jun Neubauverkäufe, Tsd. (JR) 370 370 369
Donnerstag, 26.07.2012
08:00 DE Aug GfK-Konsumklima, Index 5,8 5,8 5,8
Geldmenge M3
10:00 EZ Jun % 3 mma 2,8 2,8 2,8
% y/y 3,1 2,9 2,9
Auftragseingang langlebige Güter,
14:30 US Jun 0,8 0,4 1,1
% m/m
Erstanträge auf
14:30 US 21. Jul 380 380 386
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 27.07.2012
Verbraucherpreise
14:00 DE Jul % m/m 0,3 0,3 -0,1
% y/y 1,7 1,7 1,7
14:30 US Q2 BIP (1. Schätzung), % q/q (JR) 1,8 1,5 1,9
im Laufe der Woche
Importpreise
DE Jun % m/m -0,7 -1,1 -0,7
% y/y 2,1 1,7 2,2
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 3
4. Wochenausblick
2 Im Fokus
Markus Reinwand, CFA 2.1 Aktien: Wette auf die Geldpolitik
Tel.: 0 69/91 32-4723
Gute Unternehmensdaten haben schwache Konjunkturdaten zuletzt überkompensiert. Anleger
wetten derzeit auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen. Allmählich muss sich aber
auch bei den Frühindikatoren eine Bodenbildung abzeichnen.
Aktien konnten zuletzt sichtbar zulegen. Während von internationalen Organisationen vermehrt
das Risiko einer globalen Rezession diskutiert wird, haben sich die Marktteilnehmer zuletzt für
Anleger werden mutiger
eine mittelfristige Überwindung der gegenwärtigen Wachstumsschwäche positioniert – und dies,
obwohl die Konjunkturdaten weiter mehrheitlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.
Die implizite Aktienmarktvolatilität – ein wichtiges Barometer für die Nervosität der Aktienanle-
ger – ist mittlerweile wieder auf den Stand vom Frühjahr gesunken. Offensichtlich setzen die In-
vestoren darauf, dass die Wirtschaftsdaten schwach genug ausfallen, um die Notenbanken – allen
voran die Fed und die People’s Bank of China – zu weiteren expansiven Maßnahmen zu bewegen.
Allerdings darf die Wachstumsabschwächung nicht so stark ausgeprägt sein, dass die mittelfristi-
gen Gewinnerwartungen nochmals deutlicher korrigiert werden müssen. Nach den Revisionen der
vergangenen Monate scheint hier nämlich inzwischen ein realistisches Niveau erreicht zu sein.
Immerhin konnte nach einem eher schwachen Start in die Berichtsaison zuletzt die Mehrzahl der
Unternehmen die Gewinnschätzungen übertreffen. Von den S&P 500-Unternehmen haben bislang
rund 22 % ihr Zahlenwerk vorgelegt. Rund 67 % konnten dabei positiv überraschen. Dies ist mehr
als zu Beginn der Berichtssaison und entspricht in etwa dem langfristigen Durchschnitt seit dem
Jahr 2000.
Nachlassende Risikoaversion Anleger setzen auf Überwindung der Wachstumsschwäche
Index % % gg. 3M Saldo
8000 55 20 80
Implizite Aktienvolatilität VDAX (rechte Skala) G10 Konjunkturüberraschungen (rechte Skala)
50 15 60
7500
45 10 40
7000 40
5 20
35
6500 0 0
30
-5 -20
6000 25
20 -10 -40
5500
15 -15 MSCI Aktien Welt (linke Skala) -60
DAX (linke Skala)
5000 10 -20 -80
S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A 2010 2011 2012
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
In der Berichtswoche werden neben zahlreichen US-Firmen auch deutsche und europäische Unter-
nehmen Zwischenergebnisse vorlegen. Ähnlich wie in den USA sollten die Abwärtsrevisionen im
Bodenbildung bei
Vorfeld die Erwartungen auf ein realistisches Niveau gedrückt haben. Größere Enttäuschungen
den Frühindikatoren
dürften daher ausbleiben. Ob dies alleine kurzfristig für einen weiteren deutlichen Kursanstieg
notwendig
ausreicht, ist fraglich. Immerhin haben hiesige Dividendentitel bereits von den Zahlen ihrer US-
Pendants profitiert. Daher wird es nun umso mehr darauf ankommen, dass sich bei den Frühindi-
katoren allmählich eine Bodenbildung abzeichnet. Damit richtet sich das Augenmerk auch auf die
anstehenden Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone sowie den ifo-Geschäfts-
klimaindex. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Aktien einen zeitlichen Vorlauf vor der Kon-
junkturentwicklung haben, ist es allmählich der Zeit für eine Bestätigung durch die Frühindikato-
ren. Immerhin haben sich viele Anleger bereits wieder relativ weit aus der Deckung gewagt.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 4
5. Wochenausblick
Patrick Franke 2.2 USA: Mäßiges Wachstum, die Fortsetzung
Tel.: 0 69/91 32-4738
In der Berichtswoche stehen die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Mittelpunkt.
Diesmal veröffentlichen die Statistiker nicht nur die Wachstumszahlen für Q2, sondern wir
erfahren auch, ob sich das Konjunkturbild der letzten Jahre in einem neuen Licht zeigt.
Im Rahmen der jährlichen Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (NIPA) werden
am 27. Juli die Daten seit 2009 angepasst. Dies kann, wie schon vor einem Jahr, eine spürbare
Wie groß ist die Unter-
Änderung des historischen Verlaufsbildes mit sich bringen. Damit könnte vielleicht sogar eine
auslastung wirklich?
neue Einschätzung der Position der USA im Zyklus erforderlich werden. Außerdem werden die
neuen Zahlen Futter für die Diskussion liefern, wie hoch das Trendwachstum in den USA ist. In
der Vergangenheit lag die so genannte „stall speed“ der US-Wirtschaft bei rund 2 % gegenüber
Vorjahr. Fiel das Wachstum unter diesen Wert, folgte in der Regel eine Rezession. Laut den aktu-
ellen Zahlen ist die Vorjahresrate jetzt ein Jahr lang unter diesem Wert gewesen, ohne dass die
Wirtschaft begonnen hätte zu schrumpfen. Dies spricht dafür, dass der Trend heute deutlich nied-
riger liegt als in der Vergangenheit. Sollte das Wachstum für den Zeitraum seit 2009 nach unten
revidiert werden, wäre auch das Potenzialwachstum noch einmal niedriger anzusetzen. Dies hat
unter anderem erhebliche Bedeutung für die Geldpolitik, denn je niedriger das Trendwachstum
desto geringer der Bedarf für eine expansivere Haltung der Fed.
Kleine Fehler bei der Trendschätzung = großes Problem Wachstumsbremse Staat
Schätzung des Trendwachstums (% gg. Vj.) Prozentpunkte Veränderung gg. Vq. in % bzw. Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten
4 Helaba (LS) 4 5 5
Wachstumsbeitrag der anderen Komponenten
3 3
Congressional Budget Of f ice 4 4
2 2
(CBO, LS)
1 1 3 3
Reales BIP insgesamt
0 0 2 2
-1 -1
-2 -2 1 1
Dif f erenz in der Output-Gap Schätzung
-3 (Helaba minus CBO, RS) -3 0 0
-4 -4
-1 -1
-5 -5
Wachstumsbeitrag Staatsnachf rage
-6 -6 -2 -2
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2010 2011 2012
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Eine Folge der Revision ist, dass die Prognosen für das Wachstum im Q2 mit größerer Unsicher-
heit behaftet sind als üblich. Da im BIP die Veränderung der Veränderung des Lagers berücksich-
Erhöhte Unsicherheit
tigt wird, sind insbesondere die Lagerdaten im Q1 eine entscheidende Größe. Eine nennenswerte
durch Revisionen
Revision könnte zu einer erheblichen Abweichung der neuen Istwerte von den auf Basis der alten
Zahlen gemachten Prognosen führen – selbst wenn der Prognostiker alle anderen Komponenten
korrekt geschätzt hat. Aus heutiger Sicht ist im Q2 ein moderates Wachstum in etwa derselben
Größenordnung zu erwarten, wie sie bisher für Q1 gemeldet wurde (knapp 2 %). Dabei dürfte
allerdings der Konsum weniger beigesteuert haben als in der Vorperiode. Dies wäre eine Neuauf-
lage der Situation Anfang 2011, als der Anstieg der Benzinpreise die Haushalte schon einmal
belastete. Die jüngste Entspannung bei den Energiepreisen spricht dafür, dass der Konsum im
Laufe des zweiten Halbjahrs wieder an Fahrt aufnimmt. 1 Der schwächere Zuwachs beim Konsum
im Q2 sollte weitgehend durch eine leichte Gegenbewegung bei der Staatsnachfrage kompensiert
worden sein. Die Staatsausgaben sind in den vergangenen zwei Jahren insgesamt eine merkliche
Wachstumsbremse gewesen. Wir werden die Revision zum Anlass nehmen, unsere Konjunktur-
prognose zu überprüfen und das Ergebnis Anfang August in einem Update veröffentlichen.
1
Siehe auch unser USA aktuell „US-Konsument: Standbein statt Achillesferse?“ vom 12. Juli 2012.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 5
6. Wochenausblick
2.3 Deutsche Konjunktur: Wann steigt der Pulsschlag wieder?
Der ifo-Geschäftsklimaindex dürfte im Juli erneut rückläufig gewesen sein. Die Einkaufsma-
nagerindizes der Industrie hingegen sollten bereits ihren Tiefpunkt ausloten. Gegen Jahresen-
de ist mit einer Beschleunigung des deutschen Wirtschaftswachstums zu rechnen.
Im zweiten Quartal dürfte das deutsche Wirtschaftswachstum moderat ausgefallen sein. Doch was
geschieht im dritten Vierteljahr? Nach der enttäuschenden ZEW-Befragung bei den Finanzanalys-
ifo noch auf
ten für Juli stehen in der Berichtswoche die ersten „realen“ Frühindikatoren des dritten Quartals
hohem Niveau
an. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 105,3 Punkten immer noch deutlich über dem langjährigen
Mittel von weniger als 101 Punkten und signalisiert damit ein lebhaftes Wachstum, das nicht vor-
handen ist. Der Rückgang des Münchener Indikators wird sich deswegen fortsetzen. Vor allem die
Lagekomponente ist vor dem Hintergrund einer verhaltenen Auftragslage in wichtigen Industrie-
zweigen noch zu hoch. Hingegen sind die deutschen Einkaufsmanager der Industrie bereits deut-
lich pessimistischer. Bei einem aktuellen Saldo von 45 dürfte der Tiefpunkt ausgelotet werden,
bevor im Herbst mit einer allmählichen Besserung zu rechnen ist. Deutlich optimistischer sind die
Einkaufsmanager der deutschen Dienstleistungsunternehmen (Vormonat: 49,9). Die günstige Ar-
beitsmarktentwicklung bei steigenden Einkommen dürfte im konsumnahen Bereich für Zuversicht
sorgen. Die unternehmensnahen Dienstleister hängen stärker an der Konjunktur des Verarbeiten-
den Gewerbes. Gleichwohl geht es vielen inländischen Unternehmen noch vergleichsweise gut, so
dass Dienstleistungen im Inland weiterhin auf hohem Niveau nachgefragt werden. Insgesamt sind
die Frühindikatoren allerdings in den letzten Monaten so weit zurückgekommen, dass für das dritte
Quartal kaum mehr als eine BIP-Stagnation erwartet werden kann. Erst zu Jahresende dürfte die
Dynamik wieder zunehmen.
Geschäftsklima: Vor weiterem Rückgang Preisdruck in Deutschland lässt weiter nach
Index % gg. Vj.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Der Preisdruck in Deutschland hat in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen. So sind die
Importpreise Anfang 2011 noch um knapp 12 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Wert, der
Preisberuhigung
in der Berichtswoche für Juni 2012 veröffentlicht wird, dürfte nur noch bei gut 2 % liegen. Ähnli-
setzt sich fort
che Entwicklungen sind auch bei den Großhandels- und Erzeugerpreisen zu erkennen. Neben
niedrigeren Energiepreisen hat die schwächere Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe hierzu
beigetragen. Die Vorproduktpreise reagieren auf konjunkturelle Wendepunkte mit einem mehrmo-
natigen Timelag, so im Krisenjahr 2009. Während der Tiefpunkt der letzten Rezession schon zu
Jahresbeginn erreicht war, stiegen die Preisindikatoren erst Mitte 2009. Sollten die Einkaufsmana-
gerindizes der Industrie – wie von uns erwartet – im Herbst nach oben drehen, wird sich dies erst
zur Jahreswende bei den Vorproduktpreisen bemerkbar machen. Die Verbraucherpreise dürften im
Juli erneut um moderate 1,7 % ansteigen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 6
7. Wochenausblick
3 Charttechnik
Bund-Future: Anstiegsdynamik nachlassend Widerstände: 145,72 146,08 146,89
MACD Bund-Future (weekly) Unterstützungen: 144,52 144,00 143,66
Die Anstiegsdynamik des Bund-Futures hat etwas nachge-
lassen, was dem Umstand geschuldet ist, dass seit Ende
Juni ein rasanter Kursanstieg vollzogen wurde. Da aber das
61,8 %-Retracement der Juni-Abwärtsbewegung überwun-
den werden konnte, liegt das Kursziel bei 146,89. Dies ist
das am 1. Juni markierte Allzeithoch. Vorübergehende
Korrekturen sind zwar möglich, das übergeordnet positive
Bild bleibt davon aber unberührt. Widerstände auf dem
Weg zum Allzeithoch sind noch bei 145,72 und 146,08
anzutreffen.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
EUR-USD: 2010er-Tief im Visier Widerstände: 1,2335 1,2403 1,2692
MACD EUR-USD (weekly) Unterstützungen: 1,2150 1,2000 1,1875
Das Gesamtbild des Euro bleibt getrübt. Der Abwärtstrend-
kanal ist intakt und die Indikatorenlage im Wochenchart
deutet nicht auf ein Ende der Talfahrt hin. MACD und
Stochastic richten sich unterhalb ihrer jeweiligen Signalli-
nien gen Süden, wobei steigende ADX-Werte auf den an
Kraft zunehmenden Abwärtstrend hinweisen. Im Tages-
chart sind Stabilisierungsansätze erkennbar, von einer
Trendumkehr kann aber keine Rede sein. Kurzzeitige Erho-
lungsphasen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass
weiteres Abwärtspotenzial vorhanden ist.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Aufwärtstrendkanal intakt Widerstände: 6.791 6.875 6.944
DMI DAX (weekly) Unterstützungen: 6.575 6.511 6.349
Der DAX hat seine bei etwa 6.575 Punkten verlaufende
100-Tagelinie sowie das Hoch von Anfang Juli (6.641)
überwunden. Zwar gibt es erste Signale für einen überkauf-
ten Markt, zumal die Widerstandslinie des Aufwärtstrendka-
nals ins Visier genommen wird, dennoch sind weitere Ge-
winne möglich. So generiert der MACD im Wochenchart
ein frisches Kaufsignal. Das nächste Kursziel liegt bei 6.875,
hergeleitet aus dem markanten Kurshoch von Anfang Mai.
Solange die Unterstützung bei 6.349 Punkten nicht unter-
schritten wird, bleibt das positive Szenario intakt.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 7
8. Wochenausblick
4 Helaba Kapitalmarktszenarien
Für unseren Kapitalmarktausblick 2012 haben wir das Thema „Helden- und Göttersagen“ ge-
wählt. Im Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) kann die
Hauptszenario: Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Gordischer Knoten Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Dennoch erfordert die Bewältigung der Krise Zeit, so
dass der Verlauf an den Kapitalmärkten stärker von politischen, denn von konjunkturellen Ein-
flussfaktoren bestimmt wird. Die großen Euroländer ringen weiterhin um eine Lösung, wobei sich
die Vorschläge stärker auf eine Vergemeinschaftung der Schulden fokussieren. Sie unterscheiden
sich dahin, ob dies mit oder ohne Aufgabe von nationalstaatlicher Souveränität einhergeht. Mit
weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen
wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Eine
weitere Vergemeinschaftung der europäischen Staatsschulden wird immer wahrscheinlicher. Der
konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern dürfte bis Jahresende nachlassen.
Insgesamt dürfte sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor allem dank einer expansiven
Geldpolitik festigen. Impulsgeber bleiben dabei die Schwellenländer. In den europäischen Prob-
lemländern wird der Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der
Restrukturierungen nehmen allmählich ab. In den USA kommt es dagegen im Wahljahr nicht zu
größeren Konsolidierungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen
wird. 2013 dürfte das globale BIP insgesamt wieder stärker expandieren.
In unserem positiven Szenario „Phönix aus der Asche“ (5 %) kann die Weltwirtschaft an das
überdurchschnittliche Wachstum 2010 anknüpfen. Befeuert wird dies von einer expansiven Aus-
Alternativszenario: richtung der Geld- und Fiskalpolitik. In den Euro-Ländern zeigen sich erste Erfolge der Strukturre-
Phönix aus der Asche formen, so dass auch dort die konjunkturelle Dynamik wieder zunimmt. Aktien strahlen heller
denn je und Renten verzeichnen im Gegenzug kräftige Kursverluste.
Im negativen Szenario „Sisyphus“ (30 %) fällt die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession und die
europäische Staatsschuldenkrise eskaliert. Die Industrieländer geraten in ein deflationäres Umfeld.
Alternativszenario: Europa schafft es nicht, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Vielmehr setzt eine
Sisyphus breite Kapitalflucht aus dem Euroraum ein. Der Versuch Staaten und Banken gleichzeitig zu retten
stellt sich als Sisyphusarbeit heraus. Anleger suchen Sicherheit, wovon der US-Dollar und Anlei-
hen höchster Bonität profitieren. Auf die Aktienmärkte hingegen rollt ein Einbruch zu.
Investmentszenarien 2012
Szenarien Wahrschein-
Wachstum Inflation Renten Euro Aktien
2012 lichkeit
Gordischer
65%
Knoten
Phönix aus
5%
der Asche
Sisyphus 30%
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 8
9. Wochenausblick
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle
In unserem Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) kann die
Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Mit weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven
Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt
sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Dabei zeichnet sich eine weitere Vergemeinschaftung
der europäischen Staatsschulden ab. Der konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern
dürfte bis Jahresende nachlassen. Insgesamt wird sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor
allem dank einer expansiven Geldpolitik festigen. In den europäischen Problemländern wird der
Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der Restrukturierungen neh-
men allmählich ab. In den USA kommt es im Wahljahr dagegen nicht zu größeren Konsolidie-
rungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen wird. 2013 dürfte das
globale BIP insgesamt wieder etwas stärker expandieren.
Rentenmärkte: Die EZB sorgt mit extrem niedrige Leitzinsen, Liquiditätsmaßnahmen wie Kauf-
programmen für Staatsanleihen gefährdeter Euro-Länder sowie Langfristtender für Finanzmarkt-
stabilität. Die hohe Unsicherheit um den Verbleib Griechenlands im Euroraum hat zu einer extre-
men Risikowahrnehmung im Euroraum geführt. Investoren nehmen daher sogar eine negative
Realverzinsung für deutsche Staatsanleihen in Kauf. Da jedoch der finanzielle Verpflichtungsrah-
men Deutschlands im Zuge der Euro-Rettung weiter zunimmt, dürfte die Nachfrage nach sehr
teuren Bundesanleihen tendenziell sinken. Die langfristige Bonität Deutschlands wird zunehmend
kritisch hinterfragt. Die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen dürfte in Deutschland in der zwei-
ten Jahreshälfte zwischen 1,1 % und 2,2 % schwanken, in den USA zwischen 1,4 % und 2,5 %.
Euro: Die Sorgen um die europäische Schuldenkrise werden im zweiten Halbjahr 2012 dank poli-
tischer Fortschritte in den Hintergrund gedrängt. Die Konjunktur in der Eurozone fasst wieder
Tritt, der Wachstumsvorsprung der USA schmilzt. Die US-Geldpolitik bleibt sehr expansiv, selbst
weitergehende Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen. Der Euro dürfte sich daher gegenüber dem
US-Dollar erholen. Der Euro-Dollar-Kurs sollte sich bis Ende 2012 im Bereich von 1,20 bis 1,40
bewegen.
Aktienmärkte: Mit einer Beruhigung der Schuldenkrise und wieder robusteren Konjunkturindika-
toren wird der Risikoappetit der Anleger zunehmen. Dies dürfte zu Umschichtungen zugunsten
von Aktien führen. Auch die günstige Bewertung spricht mittelfristig für Dividendentitel, zumal
die Liquiditätsversorgung auch künftig sehr großzügig ausfallen wird. Der DAX dürfte daher bis
Jahresende die Marke von 7.000 Punkten wieder überschreiten.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 20. Juli 2012· © Helaba 9
10. Wochenausblick
Prognoseübersicht
Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
Veränderung gg.
reale Veränderung gg. Vorjahr in %
Vorjahr in %
2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p
Euroland 1,9 1,5 0,2 1,3 1,6 2,7 2,4 2,1
Frankreich 1,6 1,7 0,7 1,5 1,7 2,3 2,4 2,1
Italien 1,8 0,5 -1,1 0,7 1,6 2,9 3,0 2,2
Spanien -0,1 0,7 -0,8 0,5 2,0 3,1 2,0 2,2
Griechenland -3,5 -6,9 -5,0 0,0 4,7 3,1 0,5 0,5
Irland -0,8 1,4 0,5 1,5 -1,6 1,2 1,8 1,9
Portugal 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 1,4 3,6 2,5 1,5
Deutschland* 3,6 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0
Großbritannien 1,8 0,8 0,4 1,5 3,3 4,5 2,6 2,3
Schw eiz 2,7 2,1 1,2 1,2 0,7 0,2 -0,9 0,5
Schw eden 6,2 3,9 1,0 1,3 1,2 3,0 1,5 1,8
Polen 3,9 4,3 2,7 3,0 2,7 4,2 4,0 3,3
Ungarn 1,3 1,7 -0,5 1,0 4,9 3,9 5,7 4,0
Tschechien 2,7 1,7 0,5 1,7 1,5 1,9 3,4 2,5
Russland 4,3 4,3 3,5 4,0 6,9 8,4 5,0 6,0
USA 3,0 1,7 2,2 2,0 1,6 3,1 1,6 1,7
Japan 4,4 -0,7 2,3 1,0 -0,7 -0,3 0,5 -0,2
Asien ohne Japan 8,4 6,5 5,7 6,2 5,1 6,0 5,0 5,0
China 10,4 9,2 7,9 8,4 3,3 5,3 3,0 3,5
Indien 9,6 7,0 6,5 7,0 12,0 8,9 7,5 7,5
Lateinamerika 6,0 4,3 3,0 4,0 5,9 6,5 6,5 6,0
Brasilien 7,5 2,7 2,3 3,8 5,0 6,6 5,8 5,5
Welt 4,9 3,4 3,1 3,5 2,9 3,9 3,1 2,9
s = Schätzung, p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
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