1. Presseinformation
Nr. 12 München, 19.06.2012
„Mit der Einstiegsqualifizierung hat sich mein Leben um 180 Grad
gewendet“
Die Deutsche Telekom und das Jobcenter München arbeiten eng zusammen, um
jungen Menschen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende eine Chance zu ge-
ben. Alleinerziehende und Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden, können
so ihre Stärken unter Beweis stellen.
Emre Ergenekon (28) hat über viereinhalb Jahre hinweg keinen Ausbildungsplatz gefunden.
In dieser Zeit hielt er sich mit Hilfstätigkeiten über Wasser. „Ich hatte mich schon aufgege-
ben“, sagt der gebürtige Münchner, dessen Eltern aus der Türkei stammen. Ergenekon hat
die Schule mit Mittlerer Reife abgeschlossen, die Fachoberschule brach er ab, weil seine
Frau ein Kind erwartete. Mittlerweile ist er Vater von drei Söhnen. Die Kinder, sein Alter und
die abgebrochene Schullaufbahn waren seiner Ansicht nach die Gründe dafür, dass er kei-
nen Ausbildungsplatz finden konnte.
Doch mit der Telekom München änderte sich das. Ab 2009 absolvierte er dort ein vom Job-
center gefördertes, einjähriges Langzeitpraktikum, genannt Einstiegsqualifizierung. Diese soll
vermeintlich leistungsschwachen jungen Menschen als Brücke in die Berufsausbildung die-
nen. Die Maßnahme richtet sich an Menschen, die trotz zahlreicher Bewerbungen auf dem
regulären Arbeitsmarkt nicht fündig werden.
„Mit der Einstiegsqualifizierung hat sich mein Leben um 180 Grad gewendet. Es war meine
letzte Chance“, sagt der 28-Jährige. Die Telekom integrierte den angehenden IT-
Systemelektroniker ins erste Lehrjahr, er wurde bald zum Azubi-Sprecher gewählt und er-
kannte seine Fähigkeiten: „Es war schön zu sehen, dass jemand meine Lebenserfahrung
und meine Fähigkeiten anerkennt und respektiert. Ich hatte das Gefühl, wieder ein Teil der
Gesellschaft zu sein. Es war ein Hochgefühl.“
Nach der einjährigen Einstiegsqualifizierung übernahm die Telekom den dreifachen Fami-
lienvater ins zweite Ausbildungsjahr. Anfang dieses Jahres schloss er seine Ausbildung ab.
„Weil ich gute Noten hatte, konnte ich sogar auf zweieinhalb Jahre verkürzen.“ Doch damit
nicht genug: Zum 1. Juli erhält Emre Ergenekon einen Dauerarbeitsvertrag als IT-
Systemelektroniker bei der Telekom.
Alle jungen Menschen, die seit 2009 bei der Telekom das Langzeitpraktikum abgeschlossen
haben, wurden danach ins zweite Ausbildungsjahr übernommen. In diesem Jahr bietet die
Telekom wiederum fünf Jugendlichen diese Chance.
Die Telekom hatte die Einstiegsqualifizierungen im Rahmen des bundesweiten Modellpro-
jekts „Meine Chance – Ich starte durch“ eingerichtet. Die Bundesagentur für Arbeit und die
Deutsche Telekom hatten dieses Projekt 2009 ins Leben gerufen. Martina Musati, Ge-
schäftsführerin des Jobcenters München: „Das gemeinsame Projekt mit der Telekom in
München ist eine Erfolgsgeschichte. Ein DAX-Unternehmen mit hohen Anforderungen an
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2. seine Ausbildung gibt jungen Menschen in der Grundsicherung eine Chance und das zahlt
sich aus: Bewerber wie Herr Ergenekon revanchieren sich mit einem hohen Maß an Loyalität
und Engagement. Ich würde mir wünschen, dass weitere Großbetriebe dem guten Beispiel
der Telekom folgen. Für die Einstiegsqualifizierung spricht, dass sie Jugendlichen eine zwei-
te Chance auf eine Ausbildung eröffnet und dieses Jahr – bei guten Ergebnissen – auf die
Ausbildung angerechnet wird. Warteschleifen gibt es so nicht.“
Der Leiter des Ausbildungszentrums der Telekom in München, Christian Hirschberg: „Unser
Erfolgsrezept bei der Einstiegsqualifizierung, aber auch bei allen anderen Ausbildungsgän-
gen beruht auf einem wichtigen Grundsatz: Wir setzen bei den individuellen Stärken und
Schwächen der Jugendlichen an. Wir stellen gemeinsam fest, wo ihre Kompetenzen liegen,
wie ihr individueller Lernbedarf aussieht und bieten dann einen passenden Entwicklungsplan
an. Nur so entwickeln sich die Talente unserer Auszubildenden zu einem erfolgreichen Ab-
schluss ihrer Berufsausbildung.“
Auch bei der Teilzeitausbildung für junge Alleinerziehende aus der Grundsicherung nimmt
die Telekom in München seit dem vergangenen Jahr eine Vorreiterrolle ein. Alina
Legostaeva (24) absolviert dort seit 2011 eine dreijährige Teilzeitausbildung zur Kauffrau für
Bürokommunikation. Die gebürtige Russin hatte sich im Jahr 2010 an das Jobcenter ge-
wandt, weil ihr bewusst war, „dass ich später, wenn mein Kind größer ist, ohne abgeschlos-
sene Berufsausbildung kaum Aussicht auf eine angemessene Beschäftigung haben werde“.
Über ein vom Jobcenter finanziertes Coaching-Projekt fand sie zur Telekom.
Die Teilzeitausbildung ermöglicht es ihr nun, Kind und Karriere zu vereinbaren. Eine frühere
Ausbildung als Veranstaltungskauffrau musste sie abbrechen, weil sie schwanger wurde.
„Einer guten Berufsausbildung gerecht zu werden und sein Kind nicht zu vernachlässigen, ist
eine sehr große Herausforderung“, sagt Alina Legostaeva.
Alina Legostaeva hat noch Glück dazu: Für ihre dreijährige Tochter hat sie derzeit einen der
begehrten Plätze in der Kita der Telekom. Ende dieses Jahres muss sie eine neue Betreu-
ung suchen, da ihre Tochter dann drei Jahre alt ist. Doch das ist sehr schwierig: „Bislang
habe ich mich vergeblich um einen Kindergartenplatz in meinem Stadtteil beworben“, ergänzt
die Ramersdorferin.
„Ich bin sehr, sehr zufrieden“, sagt Alina Legostaeva über ihre Ausbildung. Ihr Chef, Klaus
Reidel, Referent Geschäftssteuerung im Ausbildungszentrum der Telekom, erkannte das
Potential der 24-jährigen und beschäftigt sie in seinem Büro. Dort kümmert sie sich um Per-
sonalangelegenheiten, sichtet Bewerbungen, bereitet Einstellungstests vor und vieles mehr.
„Es ist ein stressiger Job, aber ich lerne sehr viel“, betont Alina Legostaeva.
Drei weitere Jobcenter-Kundinnen absolvieren derzeit eine Ausbildung zur Kauffrau für Bü-
rokommunikation. In diesem Jahr bietet die Telekom wiederum drei Teilzeitausbildungsstel-
len für Alleinerziehende aus der Grundsicherung in München an.
Martina Musati: „2.661 Alleinerziehende suchen derzeit eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle.
Die Kooperation mit der Telekom zeigt, dass unsere Bewerberinnen sehr motiviert sind und
ein außerordentliches Durchhaltevermögen haben. Ich wünsche mir, dass mehr Arbeitgeber
Alleinerziehenden eine Chance geben. Die Grundlage dafür ist natürlich eine verbesserte
Kinderbetreuung, insbesondere auch in den Randzeiten.“
Hintergrund:
• Betriebliche Einstiegsqualifizierungen (EQ) sind ein von der Wirtschaft im Rahmen
des Ausbildungspaktes entwickeltes Angebot. Eine Übernahme in die Ausbildung
2
3. sollte vom Unternehmen angestrebt werden. EQ können sowohl Kundinnen und
Kunden des Jobcenters als auch Kundinnen und Kunden der Bundesagentur für Ar-
beit absolvieren. Arbeitgeber, die eine EQ durchführen, können vom Jobcenter oder
der Bundesagentur für Arbeit mit einem Zuschuss zur Vergütung in Höhe von 216
Euro monatlich gefördert werden. Auch den pauschalierten Beitrag zur Sozialversi-
cherung in Höhe von 109 Euro übernehmen Jobcenter oder Agentur.
• Die Teilzeitausbildung für Alleinerziehende wird vom Jobcenter nicht finanziell geför-
dert. Die Auszubildenden können aber ergänzend Arbeitslosengeld II und Sozialgeld
für sich und ihre Kinder beantragen, falls ihre Vergütung nicht ausreicht, um den Le-
bensunterhalt zu decken.
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