1. Helaba Volkswirtschaft/Research
Länderfokus 31. Mai 2012
Irland: Referendum kein Todesstoß für den Euro
Autor:
Patrick Franke Heute stimmt die irische Bevölkerung über den europäischen Fiskalpakt ab. Umfragen lassen
Telefon: 0 69/91 32-47 38 erwarten, dass die Iren mehrheitlich zustimmen werden. Selbst im Falle eines „Neins“ würde
research@helaba.de aber lediglich Irland dem Pakt und damit dem dauerhaften Hilfsmechanismus ESM fernblei-
ben, die Gültigkeit des Pakts im Rest der EU wäre nicht davon betroffen. Trotz der aktuellen
Nervosität an den Finanzmärkten wären die Iren wohl die Hauptleidtragenden einer Ableh-
nung. Während die konjunkturelle Lage des Landes nach wie vor schwierig ist, bleibt Irland
Redaktion:
auf seinem erfolgreichen fiskalpolitischen Konsolidierungskurs.
Dr. Stefan Mitropoulos
Der Fiskalpakt sieht vor, dass die teilnehmenden EU-Länder ihre Finanzpolitik stärker koordinie-
Herausgeber: ren, sich auf eine nachhaltige Sanierung der Staatshaushalte festlegen und im Zuge dessen Souve-
ränität abtreten. Obwohl der Fiskalpakt in Irland sehr kontrovers diskutiert wird, werden die Iren
Dr. Gertrud R. Traud
seiner Einführung wohl zustimmen. Unter denjenigen Umfrageteilnehmern, die angeben, am Refe-
Chefvolkswirt/Leitung Research
rendum teilnehmen zu wollen, überstieg zuletzt die Zahl derer, die zustimmen wollen, die der
Landesbank Hessen-Thüringen
Neinsager um fast zehn Prozentpunkte. Ein „Ja“ zum Fiskalpakt ist in der aktuellen angespannten
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Situation an den Finanzmärkten zu begrüßen, denn zusätzliche Störimpulse aus Irland würden die
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allgemeine Verunsicherung noch vergrößern.
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Ein irisches „Nein“ würde nicht dazu führen, dass dem Land der Zugriff auf das aktuelle Hilfspro-
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gramm gesperrt würde. Allerdings könnte Irland dann in Zukunft nicht auf Hilfsmittel des ESM
zugreifen, der mittelfristig den EFSF als Rettungsfonds ablösen soll. Dies könnte eine negative
Reaktion der Rating-Agenturen nach sich ziehen und würde die für die kommenden zwölf Monate
geplante eingeschränkte Rückkehr Irlands an den Rentenmarkt erschweren, wenn nicht unmöglich
machen. Ein „Nein“ der Iren würde die Implementierung des Fiskalpaktes in den anderen Ländern
nicht verhindern, da er in Kraft tritt, sobald ihn zwölf Mitglieder der Eurozone ratifiziert haben.
Die unmittelbaren praktischen Folgen für den Rest Europas wären also überschaubar – allerdings
würde eine klare Zustimmung der Iren aus psychologischen Gründen helfen, die Situation im Eu-
roraum zu stabilisieren.
Klare Führung für das „Ja“-Lager
Resultat einer Umfrage zum voraussichtlichen Abstimmungsverhalten zum Fiskalpakt, % der Befragten (23. Mai 2012)
Werde mich
nicht beteiligen
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Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
Unentschlossen/ Ja
Keine Meinung 39
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verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
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