1. IWA
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Institu für Wirtschaft, Arbeit und Kultur
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der Krise
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en 09
Ergebnis aus dem IAB
E sse B-Betrie
ebspane – Hess 2009
el sen
Oliver Nüchter M.A.
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Prof. Dr. Alfons Schmid
April 2010
0
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2. Inhaltsverzeichnis
Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise .............. 2
Zahl der Beschäftigten sinkt – Zahl der Auszubildenden steigt ............................... 3
Rückgang im Produzierenden Gewerbe – Zunahme bei den Dienstleistungen ...... 3
Ausbildungszahlen steigen vor allem in Großbetrieben .......................................... 4
Kleinstbetriebe haben Probleme bei Besetzung von Ausbildungsplätzen ............... 5
Ausbildungsbeteiligung in Hessen etwas geringer .................................................. 7
Hessische Ausbildungsquote erneut leicht gestiegen ............................................. 9
Wirtschaftslage und Ausbildungsverhalten: Konkurrenzdruck spielt nur geringe
Rolle ...................................................................................................................... 12
Erwartetes Geschäftsvolumen beeinflusst Ausbildungsverhalten nicht ................ 13
Betriebe mit schlechter Ertragslage bilden seltener aus ....................................... 14
Weniger Abschlüsse als im Vorjahr ...................................................................... 15
Übernahmen nach Ausbildung leicht niedriger als im Vorjahr ............................... 16
Fazit ...................................................................................................................... 19
Methodische Anmerkungen .................................................................................. 20
Literatur ................................................................................................................. 22
3. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 2
Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
Das Jahr 2009 war geprägt von der – wo der Bewerberrückgang beson-
globalen Finanzmarkt- und Wirt- ders deutlich ausfiel – lag diese soge-
schaftskrise. Die Wirtschaft in Deutsch- nannte „Einmündungsquote“ sogar bei
land verzeichnete einen in der Nach- 74 Prozent.
kriegsgeschichte beispiellosen Rück- Die genannten Zahlen werfen die Fra-
gang des BIP von über 5 Prozent. Der ge auf, inwiefern die Finanzmarkt- und
Rückgang an Beschäftigung konnte Wirtschaftskrise auch in Hessen Effek-
durch den massiven Einsatz von Ar- te auf den Ausbildungsmarkt zeigt. So
beitszeitinstrumenten wie z.B. der können die regionalen Effekte auf-
Kurzarbeit recht moderat gehalten grund der demografischen Entwicklung
werden; allerdings lag auch die Zahl und auch der sektoralen Wirtschafts-
der sozialversicherungspflichtig Be- struktur anders ausfallen. Zudem zei-
schäftigten in Deutschland nach Jah- gen vergangene Panel-
ren des Zuwachses erstmals unter Untersuchungen, dass Entscheidun-
dem Vorjahreswert. gen für oder gegen Ausbildung auch
Diese Entwicklung lässt erwarten, dass teilweise unabhängig von der kurzfris-
sich auch auf dem Ausbildungsmarkt tigen Ertrags- und Auftragslage der
die konjunkturellen Einflüsse in negati- Unternehmen getroffen werden (vgl.
ver Weise bemerkbar machen. Die Hartung/Leber 2004 u. Niederalt 2005).
offiziellen Zahlen für Deutschland be- Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen,
stätigen dies zunächst: Im Ausbil- ob sich der Ausbildungsmarkt gegen-
dungsjahr 2009 (zum 30. September) über der Rezession stabiler zeigt als
wurden insgesamt laut dem gerade der allgemeine Arbeitsmarkt.
erschienenen Berufsbildungsberichts Der vorliegende Bericht geht diesen
566.000 neue Ausbildungsverträge Fragen auf Basis der im IAB-
abgeschlossen (vgl. BIBB 2010). Das Betriebspanel erhobenen Daten nach.
waren rund 50.000 weniger als im Vor- Zur Bestimmung des tatsächlichen be-
jahr. trieblichen Ausbildungsverhaltens in
Für diesen doch recht deutlichen Zeiten der Krise werden im Folgenden
Rückgang gibt es jedoch, neben der unterschiedliche Indikatoren herange-
weltweiten Wirtschafts- und Finanzkri- zogen:
se, noch einen weiteren Grund: den • die Zahl der Auszubildenden,
Bewerberrückgang. Nicht nur die Zahl • der unbesetzten Ausbildungs-
der angebotenen Lehrstellen, auch die stellen, und
der Bewerber sank um mehr als • die Ausbildungsbeteiligung der
50.000. Rechnerisch konnten so knapp Betriebe,
zwei Drittel der Schulabgänger eine jeweils mit deren struktureller Vertei-
Lehre beginnen. In den neuen Ländern lung. Zudem wird untersucht, in wel-
4. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 3
chem Zusammenhang die wirtschaftli- lichen Ausbildung, werden in diesem
che Situation der einzelnen Betriebe Report in knapper und präziser Form
und deren Ausbildungsverhalten steht dargestellt und durch Grafiken veran-
und ob sich die Bereitschaft, Ausbil- schaulicht, so dass sie regionalen wie
dungsabsolventen in den Betrieben zu auch lokalen Akteuren eine fundierte
übernehmen, in der Krise verändert. Basis für problemadäquates Handeln
Die wichtigsten Kennwerte der betrieb- liefern.
Zahl der Beschäftigten sinkt – Zahl der Auszubildenden steigt
Wie zu erwarten, ist im vergangenen gegenüber dem Vorjahr dar. Mit ande-
Jahr die Zahl der Beschäftigten in ren Worten: Trotz der Krise sind in den
Hessen gegenüber dem Vorjahr zu- befragten hessischen Betrieben ge-
rückgegangen. Allerdings fiel der genüber dem Vorjahr mehr Auszubil-
Rückgang mit -0,2 Prozent sehr mode- dende beschäftigt.
rat aus. Zum Stichtag der Befragung Einschränkend ist hierbei anzumerken,
(30.06.2009) waren laut dem IAB- dass aufgrund der Differenzen zu an-
Betriebspanel in Hessen hochgerech- deren Erhebungen (s. Schlusskapitel
net etwa 2.159.800 Personen sozial- „Methodische Anmerkungen“) diese
versicherungspflichtig beschäftigt. Zahlen nur bedingt mit anderen Quel-
Die Ausbildungszahlen des IAB- len vergleichbar sind. So kommt das
Betriebspanels entsprechen dagegen Statistische Bundesamt in seiner neu-
nicht den Vorerwartungen: Von den esten Veröffentlichung für das Ausbil-
genannten Beschäftigten waren ca. dungsjahr 2009 auf einen Rückgang
106.750 noch in der Ausbildung. Dies der Zahl der Auszubildenden in Hes-
stellt einen Anstieg der Ausbildungs- sen von 1,6 Prozent (vgl. Statistisches
zahlen um 1.600 bzw. von 1,5 Prozent Bundesamt 2010).
Rückgang im Produzierenden Gewerbe – Zunahme bei den Dienstleistungen
Interessant sind hierbei insbesondere dungszahlen in Hessen bei den
die strukturellen Veränderungen inner- Dienstleistungsbetrieben, im Handel
halb der einzelnen Wirtschaftszweige1. und in der Öffentlichen Verwaltung. Im
Trotz der Krise stiegen die Ausbil- von der Krise besonders betroffenen
Produzierenden Gewerbe ging die
1 Zahl der Auszubildenden dagegen zu-
Aufgrund der neuen Systematik der Wirtschafts-
zweige (WZ 2008) lassen sich keine sektoralen rück.
langen Zeitreihen mehr ausweisen. Da in jeder
Panelwelle jedoch die Beschäftigtenzahlen des
Letztere Betriebe sind auch für den
aktuellen sowie des Vorjahres erhoben werden, ist Rückgang der sozialversicherungs-
zumindest ein Einjahresvergleich möglich.
5. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 4
pflichtig Beschäftigten hauptverant- tenzahlen, allein bei den Sonstigen
wortlich. Die anderen Wirtschaftszwei- Dienstleistungen kann ein Zuwachs
ge zeigen recht konstante Beschäftig- verzeichnet werden.
Abb. 1: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Auszubildenden in
Hessen zwischen Juni 2008 und Juni 2009 nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
4 3,2
2,9 2,7
3
2,0
2 1,7 1,5
0,9
1
0
-1 -0,3
-0,5 -0,5 -0,6
-2 -1,2
-3
-2,9
-4 Veränderung SVB Veränderung Azubis
-5
-6
-5,7
-7
Verarbeitendes Baugewerbe Handel und wirtschaftl. + Sonstige Öffentliche gesamt
Gewerbe Reparatur wiss. Dienstleistungen Verwaltung/
Dienstleistungen Org.o.E.
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Ausbildungszahlen steigen vor allem in Großbetrieben
Bei der Betrachtung der Zahl der Aus- in den kleinsten Betrieben zurück, in
zubildenden nach Betriebsgrößenklas- den mittleren stiegen sie dagegen
sen zeigt sich eine klare Tendenz: leicht an.
Während bei Kleinstbetrieben deutliche In hessischen Betrieben mit mehr als
Rückgänge zu verzeichnen sind, hat 250 Beschäftigten waren demnach
sich die Zahl der Auszubildenden in zum Stichtag 30.06.2009 hochgerech-
den Mittelbetrieben gegenüber 2008 net knapp 3.000 Auszubildende mehr
um 3,4 Prozent, in den Großbetrieben beschäftigt als noch im Jahr zuvor.
sogar um 9,5 Prozent erhöht. Hier Auch der Rückgang an sozialversiche-
kann allerdings nicht zwingend von rungspflichtig Beschäftigten ist in erster
einem Kriseneffekt ausgegangen wer- Linie auf die Kleinstbetriebe zurückzu-
den, denn ein Blick auf die Verände- führen, in denen knapp 7 Prozent we-
rungen des Vorjahres zeigt ein ähnli- niger Personen beschäftigt waren als
ches Bild: Auch unter wirtschaftlich im Jahr zuvor. In Betrieben mit mehr
günstigeren Bedingungen gingen Be- als 9 Beschäftigten blieb die Beschäf-
schäftigungs- und Ausbildungszahlen
6. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 5
tigtenzahl dagegen auch im Krisenjahr 2009 praktisch konstant.
Abb. 2: Veränderungen gegenüber Vorjahr von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und
Auszubildenden in Hessen nach Betriebsgrößenklassen zwischen Juni 2007 und Juni 2009,
Angaben in Prozent
15
9,5
10
5 3,4
3,0 3,0
1,7 2,2 2,2
1,1 1,3 1,3 1,5
0,6 0,6
0
-0,6 -0,8 -0,2
-5 -3,2 -3,2
SVB 07/08 SVP 08/09
-6,6 Auszubildende 07/08 Auszubildende 08/09
-10
-9,4
-15
1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 u. mehr gesamt
Beschäftigte
Quelle: IAB-Betriebspanel 2008/2009, eigene Berechnungen
Kleinstbetriebe haben Probleme bei Besetzung von Ausbildungsplätzen
Auch im Jahr 2009 in Hessen konnten gangs an geeigneten Bewerbern sind,
nicht alle angebotenen Ausbildungs- lässt sich mit den Zahlen des IAB-
stellen besetzt werden. Besonders Betriebspanels nicht klären, da Bewer-
große Probleme, geeignete Auszubil- berzahlen nicht erhoben werden. Dass
dende zu finden, hatten hierbei die die Probleme eher nicht kriseninduziert
Kleinstbetriebe, bei denen über ein sind, zeigt dagegen ein Vergleich mit
Viertel der Stellen unbesetzt blieben. den Vorjahreswerten. Denn auch in
Nahezu keine Probleme, die angebo- Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs
tenen Stellen auch zu besetzen, hatten wie bis 2008 bietet sich ein strukturell
dagegen die Großbetriebe, die für 96 ähnliches Bild: Je größer ein Betrieb,
Prozent ihre Ausbildungsplätze geeig- desto geringer seine Schwierigkeiten,
nete Bewerber fanden. Ausbildungsplätze zu besetzen, unab-
Inwieweit die bestehenden Beset- hängig von der konjunkturellen Situati-
zungsprobleme Ausdruck eines Rück- on.
7. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 6
Abb. 3: Anteil besetzter an angebotenen Ausbildungsplätzen in Hessen nach Betriebsgrößen-
klassen 2008 und 2009, in Prozent
100
95,2 96,0
2008 2009
89,2 89,7
90 87,0
84,6
80,8 80,2
80
72,6 73,1
70
60
50
1‐9 Beschäftigte 10‐49 Beschäftigte 50‐249 250 u. mehr gesamt
Beschäftigte Beschäftigte
Quelle: IAB-Betriebspanel 2008/2009, eigene Berechnungen
Bei Betrachtung der Wirtschaftssekto- Dienstleistungen und der Öffentlichen
ren werden klare Differenzen sichtbar. Verwaltung hatten nur geringe Schwie-
Betriebe aus den Bereichen der wirt- rigkeiten, ihren Bedarf an Auszubil-
schaftlichen und wissenschaftlichen denden zu decken.
Abb. 4: Anteil besetzter an angebotenen Ausbildungsplätzen in Hessen nach Wirtschaftszwei-
gen 2009, in Prozent
100
95 93,9 93,5
89,7
90
86,3 87,0
85
82,6
80
77,1
75
70
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtschaftl. + Sonstige Öffentliche gesamt
Gewerbe Reparatur wiss. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Im Verarbeitenden Gewerbe und bei ben jedoch relativ viele Ausbildungs-
den Sonstigen Dienstleistungen blie- stellen unbesetzt. Auffällig ist, dass –
8. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 7
anders als im Vorjahr – im Baugewer- Ob dies ursächlich mit der Wirtschafts-
be dieser Wert noch höher liegt: nur krise zusammenhängt, kann nur spe-
drei von vier Ausbildungsstellen konn- kuliert werden.
ten in Baubetrieben besetzt werden.
Ausbildungsbeteiligung in Hessen etwas geringer
Eine mögliche Reaktion auf die Krise Der Rückgang der Ausbildungsbeteili-
ist, dass einzelne Betriebe ihre Ausbil- gung liegt nicht an der Zahl der Betrie-
dungsaktivität vorübergehend zurück- be, die ausbilden dürfen, denn das
fahren und die Ausbildung verschie- vorübergehende Aussetzen der Aus-
ben. bilder-Eignungsverordnung zeigt Wir-
Dies ist vermutlich auch der Fall: Die kung: Auf 66 Prozent zugenommen hat
Ausbildungsbeteiligung ist in Hessen die Zahl der Betriebe, die eine Ausbil-
gegenüber 2008 zurückgegangen. Nur dungsberechtigung besitzen – vor ei-
33 Prozent aller Betriebe in Hessen nigen Jahren waren dies lediglich 60
bildeten 2009 aus. Dies ist ein Rück- Prozent.
gang um 2 Prozentpunkte, bzw. um
hochgerechnet etwa 3.000 Betriebe.
Abb. 5: Ausbildungsberechtigung und Ausbildungsbeteiligung in Hessen 2009, Angaben in
Prozent
Betrieb bildet nicht
aus, trotz
Berechtigung
33%
Betrieb hat keine
Berechtigung
34%
Betrieb bildet aus
33%
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009
Folgerichtig liegt damit der Anteil der Prozent, was einen Anstieg um 5 Pro-
Betriebe, die die Berechtigung zur zentpunkte und den höchsten Wert seit
Ausbildung brachliegen lassen, bei 33 Beginn der Länderauswertung für das
9. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 8
IAB-Betriebspanel darstellt. Inwieweit tung ist der Anteil der ausbildenden
dieser Zuwachs kriseninduziert ist, Betriebe auch höher als jener mit un-
lässt sich nicht letztgültig klären, aber genutzten Ausbildungspotenzial, in
ein Zusammenhang zwischen vorü- allen anderen Sektoren ist die Zahl der
bergehender Ausbildungsabstinenz trotz Berechtigung nicht ausbildenden
und der konjunkturellen Lage scheint Betriebe mindestens ebenso so hoch
naheliegend. wie die Zahl der Betriebe, die zur Zeit
ausbilden.
Traditionell bestehen zwischen den Die relative Ausbildungsferne der
einzelnen Wirtschaftssektoren deutli- Dienstleistungsbetriebe wird nochmals
che Unterschiede bezüglich der Aus- bestätigt durch die überdurchschnittlich
bildungsberechtigung und der Ausbil- große Zahl von Betrieben, die gar nicht
dungsbeteiligung. Dies ist in diesem ausbilden dürfen: 35 Prozent aller wirt-
Jahr nicht anders: Unter den Dienst- schafts- und wissenschaftsorientierten
leistungsbetrieben liegt der Anteil aus- Dienstleistern und sogar 42 Prozent
bildender Betriebe bei unter 30 Pro- der Sonstigen Dienstleistungsbetriebe
zent, im Verarbeitenden Gewerbe da- besitzen keine Ausbildungsberechti-
gegen bei 45 Prozent. In letzterem gung.
Sektor sowie der Öffentlichen Verwal-
Abb. 6: Ausbildungsberechtigung und Ausbildungsbeteiligung in Hessen 2009 nach
Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
100%
22 24
35 30 34
80% 35
42
60% 33
38
34
32 38 33
29
40%
20%
45
38 32 37 33
28 29
0%
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtschaftl. + Sonstige Öffentliche gesamt
Gewerbe Reparatur wiss. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Betrieb bildet aus Betrieb bildet nicht aus, trotz Berechtigung Betrieb hat keine Berechtigung
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
10. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 9
Je größer ein Betrieb, desto besser ausbildungsberechtigten und ausbil-
sind seine Möglichkeiten, Personal und denden Betrieben steigt, bis hin zu den
Infrastruktur für die Ausbildung bereit Großbetrieben, die annähernd alle
zu stellen. Insofern überrascht es nicht, ausbilden können und dies in 94 Pro-
dass mit zunehmender Betriebsgröße zent aller Betriebe auch tun.
dann auch tatsächlich der Anteil an
Abb. 7: Ausbildungsberechtigung und Ausbildungsbeteiligung in Hessen 2009 nach
Betriebsgrößenklassen, Angaben in Prozent
100% 3
3
20 15
80% 40 34
17
27
60%
94 33
40% 37
68
52
20%
33
23
0%
1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 und mehr gesamt
Beschäftigte
Betrieb hat keine Berechtigung Betrieb bildet nicht aus, trotz Berechtigung Betrieb bildet aus
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Einen Anstieg des nicht genutzten bei diesen Betrieben, wie oben be-
Ausbildungspotenzials lässt sich bei schrieben, der deutlichste Rückgang
den Kleinstbetrieben beobachten: hier an Auszubildenden zu verzeichnen ist,
bilden 37 Prozent der Betriebe trotz liegt die Vermutung nahe, dass es sich
Berechtigung nicht aus, was einen hierbei um kurzfristige Kriseneffekte
Zuwachs von sieben Prozentpunkten handelt.
gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Da
Hessische Ausbildungsquote erneut leicht gestiegen
Um die Ausbildungsintensität eines pflichtig Beschäftigten, wobei alle Be-
Betriebes messen und mit dessen triebe, also auch Betriebe ohne Aus-
Größe ins Verhältnis setzen zu kön- zubildenden herangezogen werden.
nen, werden Ausbildungsquoten gebil- Ausbildungsquoten sind strukturelle
det. Sie messen die Zahl der Auszubil- Größen und verändern sich im Zeitver-
denden pro 100 sozialversicherungs- lauf nur wenig, so dass das Aufspüren
11. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 10
von Kriseneffekte hier nicht zielführend Hessen gegenüber dem vergangenen
ist. Jahr erneut leicht angestiegen und
Da die Zahl der Auszubildenden an- liegt nun bei 5,1. Das Land liegt damit
stieg, jene der sozialversicherungs- jedoch weiterhin unter dem westdeut-
pflichtig Beschäftigten jedoch leicht schen Durchschnitt, der in den letzten
zurückging, ist die Ausbildungsquote in Jahren nie erreicht werden konnte.
Abb. 8: Ausbildungsquoten in Hessen und Westdeutschland 2000-2009, Angaben in Prozent
6
5,6 5,6 5,6 5,6 5,7
5,5 5,5 5,5 5,5
5,4
5,1 5,1
5,0 4,9 4,9
5 4,9
4,8 4,8
4,5
4 3,9
3
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Hessen Westdeutschland
Quelle: IAB-Betriebspanel 2000- 2009, eigene Berechnungen
Die Ausbildungsquote liegt dabei in Die Öffentliche Verwaltung ist wie be-
den meisten Wirtschaftsbereichen un- reits in den Vorjahren der einzige hes-
terhalb des westdeutschen Mittels, be- sische Wirtschaftssektor, in dem mehr
sonders deutlich im Handel und dem Auszubildende pro 100 sozialversiche-
Baugewerbe, wobei in letzterem eine rungspflichtig Beschäftigter ausgebildet
traditionell hohe Zahl an Auszubilden- werden als im westdeutschen Durch-
den beschäftigt wird. schnitt.
12. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 11
Abb. 9: Ausbildungsquoten in Hessen und Westdeutschland 2009 nach Wirtschaftszweigen,
Angaben in Prozent
12
10,3
10 9,3
8 7,6
6,1
6 5,5 5,7
5,0 5,1 5,0 5,1
4,2
4 3,6
2
0
Verarbeitendes Baugewerbe Handel und Dienstleistungen* Öffentliche gesamt
Gewerbe Reparatur Verwaltung/
Org.o.E.
Hessen Westdeutschland
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*aufgrund der neuen Systematik der Wirtschaftszweige können die Dienstleistungsbetriebe in Westdeutschland
seitens des IAB nur aggregiert ausgewiesen werden
Die Ausbildungsquote sinkt mit stei- sität ist hier jedoch am höchsten – acht
gender Betriebsgröße. Dies gilt für von 100 dort Beschäftigten sind Aus-
Hessen wie für Westdeutschland. Mit zubildende, sowohl im hessischen als
anderen Worten: die Kleinstbetriebe auch im westdeutschen Durchschnitt.
mit 1 bis 9 Beschäftigten haben zwar In hessischen Betrieben mit mehr als
den geringsten Anteil an der Ausbil- 50 Beschäftigten ist dieser Wert nur
dung in Hessen, die Ausbildungsinten- gut halb so hoch.
Abb. 10: Ausbildungsquoten in Hessen und Westdeutschland 2009 nach Betriebsgrößenklas-
sen, Angaben in Prozent
9
7,9 8,0
8
7,0
7
5,9
6 5,7
5,1 5,1
5 4,3 4,4 4,4
4
3
2
1
0
1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 u. mehr gesamt
Beschäftigte
Hessen Westdeutschland
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
13. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 12
Wirtschaftslage und Ausbildungsverhalten:
Konkurrenzdruck spielt nur geringe Rolle
Die oben dargestellten Ergebnisse zei- • die Selbsteinschätzung der Ertrags-
gen nur teilweise einen Einfluss der lage der Betriebe im vergangenen
Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise auf Jahr.
das Ausbildungsverhalten. Dies wirft Somit kann näherungsweise bestimmt
die Frage auf, ob kurzfristige konjunk- werden, ob die Betriebe ihre Ausbil-
turelle Schwankungen unmittelbare dungsbereitschaft von ihrer wirtschaft-
Effekte auf dem Ausbildungsmarkt lichen Lage abhängig machen, und ob
Hessens zeigen. Im Folgenden wird dies eher retrospektiv oder prospektiv
daher untersucht, ob ein Zusammen- geschieht.
hang zwischen dem Ausbildungsver- Zunächst wurden die Betriebe gefragt,
halten der Betriebe und ihrer aktuellen, wie sie den Wettbewerbsdruck ein-
erwarteten oder zurückliegenden wirt- schätzen, dem sie derzeit ausgesetzt
schaftlichen Situation besteht. Als Indi- sind. Bei den Betrieben, die diesen als
katoren stehen aus dem IAB- hoch empfinden, wäre zu erwarten,
Betriebspanel hierzu drei Angaben zur dass ihre Ausbildungsbeteiligung ge-
Verfügung: ringer ausfällt, da Ausbildung als Zu-
• der durch die Betriebe wahrgenom- kunftsinvestition zu sehen ist und kei-
mene Wettbewerbsdruck, nen unmittelbaren Wettbewerbsvorteil
• die für das nächste Jahr erwartete bietet.
Entwicklung des Geschäftsvolu-
mens, sowie
Abb. 11: Zusammenhang zwischen Wettbewerbsdruck und Ausbildungsbeteiligung der Betrie-
be 2009 in Hessen, Angaben in Prozent
alle Betriebe 33 33 34
kein Wettbewerbsdruck 33 32 35
hoher Wettbewerbsdruck 35 36 29
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Betrieb bildet aus Betrieb bildet nicht aus, trotz Berechtigung Betrieb hat keine Berechtigung
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
14. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 13
Nimmt man die Gruppe der Betriebe, schiede. In beiden Fällen bildet etwa
die hohen Konkurrenzdruck verspüren, ein Drittel der Betriebe aus. Der Anteil
und stellt ihnen die Ausbildungsbeteili- der Betriebe, die trotz Ausbildungsbe-
gung der Betriebe gegenüber, die kei- rechtigung nicht ausbilden, ist unter
nen Wettbewerbsdruck haben, zeigen den unter hohem Druck stehenden
sich jedoch praktisch keine Unter- Betrieben nur geringfügig höher.
Erwartetes Geschäftsvolumen beeinflusst Ausbildungsverhalten nicht
Wenn der aktuelle Wettbewerbsdruck schäftsvolumens und einer niedrigeren
auch keinen nennenswerten Effekt auf Ausbildungsbereitschaft. Der Anteil der
das Ausbildungsverhalten hat, so ist ausbildenden Betriebe ist überall na-
doch vorstellbar, dass die erwartete hezu gleich hoch, und auch bei den
Geschäftsentwicklung die Aktivitäten Betrieben, die trotz Berechtigung nicht
auf dem Ausbildungsmarkt beeinflusst. ausbilden, ist keine Differenz bei der
Auch hier zeigt sich jedoch kein Zu- Erwartung steigender oder sinkender
sammenhang zwischen beispielsweise Geschäftsentwicklung festzustellen.
der Erwartung eines sinkenden Ge-
Abb. 12: Zusammenhang zwischen erwartetem Geschäftsvolumen und Ausbildungsbeteiligung
der Betriebe 2009 in Hessen, Angaben in Prozent
alle Betriebe 33 33 34
steigendes Geschäftsvolumen 31 36 33
sinkendes Geschäftsvolumen 30 35 35
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Betrieb bildet aus Betrieb bildet nicht aus, trotz Berechtigung Betrieb hat keine Berechtigung
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
15. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 14
Betriebe mit schlechter Ertragslage bilden seltener aus
Schließlich wird noch die Möglichkeit Ausbildungsberechtigung ist nicht hö-
untersucht, dass eine zurückliegende her als im Durchschnitt aller Betriebe.
wirtschaftlich schwierige Situation für Vielmehr fällt die große Zahl von Be-
ein geringeres Ausbildungsengage- trieben mit schlechter Ertragslage auf,
ment sorgt. die trotz Berechtigung derzeit nicht
Hier nun zeigt sich ein eindeutiger Zu- ausbilden. Dies legt die Vermutung
sammenhang zwischen negativer Er- nahe, dass die schwierige wirtschaftli-
tragslage und einer niedrigen Ausbil- che Situation der Vergangenheit für
dungsbereitschaft. Gerade einmal 23 eine temporäre Reduktion der Ausbil-
Prozent der Betriebe mit einer mangel- dungsbeteiligung sorgt.
haften Ertragslage im letzten Jahr bil- Dies Interpretation wird gestützt durch
den derzeit aus. Das ist deutlich weni- einen weiteren Befund: Betriebe, die
ger als der Durchschnitt aller Betriebe. im letzten Jahr eine sehr gute Ertrags-
Dies liegt weniger daran, dass die Be- lage verzeichneten, bildeten generell
triebe dieser Gruppe nicht ausbilden häufiger aus als der hessenweite
können – der Anteil der Betriebe ohne Durchschnitt.
Abb. 13: Zusammenhang zwischen Ertragslage und Ausbildungsbeteiligung der Betriebe 2009
in Hessen, Angaben in Prozent
alle Betriebe 33 34 33
sehr gute Ertragslage 51 28 22
mangelhafte Ertragslage 23 44 33
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Betrieb bildet aus Betrieb bildet nicht aus, trotz Berechtigung Betrieb hat keine Berechtigung
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Es lässt sich festhalten, dass ein Zu- obachten ist: Betriebe, die sich in der
sammenhang zwischen wirtschaftlicher Vergangenheit in einer guten Ge-
Situation und Ausbildungsbeteiligung schäftslage befanden, bilden häufiger
der Betriebe allein rückblickend zu be- aus, Betriebe mit schlechter Ertragsla-
16. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 15
ge seltener. Die aktuelle Marktsituation fensichtlichen Zusammenhang mit der
oder die zukünftigen Geschäftserwar- Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.
tungen stehen dagegen in keinem of-
Weniger Abschlüsse als im Vorjahr
Im ersten Halbjahr 2009 konnten hes- sowie den wirtschafts- und wissensori-
senweit hochgerechnet etwa 32.000 entierten Dienstleistungen ist zudem
Personen ihre Ausbildung erfolgreich der Frauenanteil bei den erfolgreichen
abschließen. Dies bedeutet einen Ausbildungsabschlüssen mit etwa zwei
Rückgang gegenüber dem Vorjahr um Drittel besonders hoch. Eine unterge-
2.400 oder um sieben Prozent. Hiervon ordnete Rolle spielen Ausbildungsab-
waren 15.400 Frauen, was einem An- solventinnen noch immer im Verarbei-
teil von rund 48 Prozent entspricht. tenden und im Baugewerbe, wobei
Die meisten Ausbildungsabsolventen letzteres generell in Hessen von etwas
gab es im Bereich der Sonstigen geringerer quantitativer Bedeutung ist
Dienstleistungen. In diesem Sektor als im Bundesdurchschnitt.
Abb. 14: Erfolgreiche Ausbildungsabschlüsse in Hessen 2009 nach Wirtschaftszweigen, abso-
lute Zahlen (gerundet)
12000
10600
10000
8000 7300 7200
5700
6000
4000 3600
3200
2300
2000 1900 1900
2000 1300
100
0
Verarbeitendes Baugewerbe* Handel u. wirtschaftl. + wiss. Sonstige Öffentliche
Gewerbe Reparatur Dienstleistungen Dienstleistungen Verwaltung/Org. o.
Erwerbszw
erfolgreiche Abschlüsse gesamt erfolgreiche Abschlüsse Frauen
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*aufgrund der geringen Fallzahlen sind die Werte im Baugewerbe nur bedingt aussagekräftig
Etwa ein Drittel aller erfolgreichen der siebte in Betrieben mit weniger als
Auszubildenden hat die Ausbildung in 10 Beschäftigten.
einem Großbetrieb absolviert, nur je-
17. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 16
Die erfolgreichen Ausbildungsab- lativ gleichmäßig auf die verschiede-
schlüsse von Frauen verteilen sich re- nen Betriebsgrößen.
Abb. 15: Erfolgreiche Ausbildungsabschlüsse in Hessen nach Betriebsgrößenklassen 2009,
absolute Zahlen (gerundet)
12000
10400
10000
8600
8200
8000
6000
4800 4700
4400
3900
4000
2400
2000
0
1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 u. mehr Beschäftigte
erfolgreiche Abschlüsse gesamt erfolgreiche Abschlüsse Frauen
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Übernahmen nach Ausbildung leicht niedriger als im Vorjahr
Eine weitere Reaktionsmöglichkeit auf zurückging, nachdem im Jahr 2007
die Krise seitens der Betriebe besteht noch zwei Drittel der Auszubildenden
in der Nicht-Übernahme von Auszubil- im Betrieb bleiben konnten. Nachdem
denden. So ist vorstellbar, dass die bereits im letzten Jahr vermutet wurde,
Auszubildenden zwar ihre begonnene dass die geringere Übernahmebereit-
Ausbildung wie vorgesehen beenden schaft eine Reaktion auf die heranzie-
können, ihre Übernahme aber aus hende Wirtschaftskrise war, legt der
wirtschaftlichen Gründen nicht mehr nochmalige Rückgang die Interpretati-
erfolgt. on nahe, dass hierfür tatsächlich kon-
Insgesamt wurden von den ca. 32.000 junkturelle Einflüsse verantwortlich
Personen, die ihre Ausbildung erfolg- sind.
reich abschlossen, hochgerechnet et- Wesentlich deutlicher ist die Übernah-
wa 19.200 nach ihrer Ausbildung in mequote der weiblichen Auszubilden-
den Betrieb übernommen. Dies ent- den zurückgegangen. Wurden im Vor-
spricht einer Übernahmequote von 60 jahr noch 64 Prozent aller Frauen
Prozent, womit diese gegenüber dem übernommen, die eine Ausbildung er-
Vorjahr nochmals um 2 Prozentpunkte folgreich beendet hatten, so liegt die-
18. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 17
ser Wert 2009 bei nur noch 53 Pro- Allgemein zeigen sich in den einzelnen
zent. Damit ist die Übernahmequote Branchen große Differenzen bei den
weiblicher Ausbildungsabsolventen in Übernahmequoten. Die höchsten
diesem Jahr deutlich niedriger als die Übernahmequoten gibt es im Produzie-
allgemeine Übernahmequote. Ein Zu- renden Gewerbe, die schlechtesten
sammenhang mit der Krise ist hierbei Chancen, nach einer erfolgreich abge-
jedoch weniger plausibel. schlossenen Ausbildung übernommen
Bessere Übernahmechancen haben zu werden, haben dagegen Absolven-
Frauen noch immer in Handelsbetrie- ten im Dienstleistungsbereich, wo nur
ben sowie in der Öffentlichen Verwal- etwa jeder zweite Auszubildende im
tung. Betrieb bleiben konnte.
Abb. 16: Übernahmequoten in Hessen 2009 nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Prozent
100
92
90
80
73
71
70
62 62
60 60 59 60
60
53 53
50 48
44 44
40
Verarbeitendes Baugewerbe* Handel u. wirtschaftl. + Sonstige Öffentliche gesamt
Gewerbe Reparatur wiss. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Übernahmequoten gesamt Übernahmequoten Frauen
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*aufgrund der geringen Fallzahlen sind die Quoten im Baugewerbe nur bedingt aussagekräftig
Die Wahrscheinlichkeit, nach erfolgrei- Größenklassen die Übernahmequote
cher Ausbildung auch übernommen zu fast konstant blieb.
werden, ist in Kleinstbetrieben wesent- Auch bei der Übernahme weiblicher
lich geringer als in den anderen Be- Absolventen fällt die unterdurchschnitt-
triebsgrößenklassen. Dort ist auch ein liche Übernahmequote der Kleinstbe-
starker Rückgang der Übernahmebe- triebe auf; bei Mittel- und Großbetrie-
reitschaft zu verzeichnen (-10 Pro- ben spielt das Geschlecht hingegen
zentpunkte), während in den anderen keine Rolle.
19. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 18
Abb. 17: Übernahmequoten in Hessen 2009 nach Betriebsgrößenklassen, Angaben in Prozent
70
66
65
62
59 60 60
60
53
50
44
43
40
32
30
1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 u. mehr gesamt
Beschäftigte
Übernahmequoten gesamt Übernahmequoten Frauen
Quelle: IAB-Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
20. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 19
Fazit
Legt man die Zahlen des IAB- al ist erneut bei den Kleinstbetrieben
Betriebspanels zugrunde, ergibt sich besonders hoch.
ein recht klares Bild: Die Auswirkungen Auch die Übernahmequoten, also der
der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise Anteil der erfolgreichen Ausbildungs-
fallen auf dem Ausbildungsmarkt Hes- absolventen, die im Betrieb bleiben
sens deutlicher weniger negativ aus, konnten, haben gegenüber dem letzten
als dies zu befürchten war. Jahr abgenommen, wobei erneut bei
Zwar ist analog zum deutschlandwei- den Kleinstbetrieben der größte Rück-
ten Trend die Zahl der sozialversiche- gang zu verzeichnen ist.
rungspflichtig Beschäftigten auch in Inwieweit bei diesen Ergebnissen kon-
Hessen leicht zurückgegangen, die junkturelle Effekte durchschlagen, lässt
Zahl der Auszubildenden stieg dage- sich nicht abschließend klären. Eine
gen in einigen Sektoren nochmals an. Betrachtung des Zusammenhangs
Die Ausbildungsquote ist demnach zwischen wirtschaftlicher Lage und der
etwas höher als im Vorjahr, liegt in Ausbildungsbeteiligung liefert jedoch
Hessen aber noch immer unter dem Hinweise, dass insbesondere die zu-
den westdeutschen Durchschnitt. rückliegende ökonomische Situation
Umgekehrt haben Betriebe auch in der der Betriebe Einfluss auf deren Ausbil-
Krise noch Probleme, offene Ausbil- dungsverhalten hat. Betriebe, deren
dungsplätze zu besetzen. Die vorhan- Ertragslage im letzten Jahr schlecht
denen Besetzungsprobleme sind et- war, bilden deutliche seltener aus als
was geringer als im Vorjahr und betref- der Durchschnitt der hessischen Be-
fen besonders Kleinst- und Baubetrie- triebe. Der aktuelle Wettbewerbsdruck
be. und die erwartete Geschäftsentwick-
lung spielen dagegen kaum eine Rolle.
Einige der untersuchten Indikatoren
lassen allerdings auch krisenbedingte Falls dieser Zusammenhang eine Be-
Effekte erkennen: So ist die Zahl der stätigung erfährt, kann für den hessi-
ausbildenden Betriebe in Hessen um schen Ausbildungsmarkt noch keine
hochgerechnet etwa 3.000 zurück ge- Entwarnung gegeben werden: die
gangen, obwohl die Zahl der ausbil- schlechte konjunkturelle Lage 2009
dungsberechtigten Betriebe so hoch wird auch im kommenden Ausbil-
lag wie nie zuvor. Das hieraus resultie- dungsjahr zu spüren sein.
rende ungenutzte Ausbildungspotenzi-
21. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 20
Methodische Anmerkungen
Die Datengrundlage des vorliegenden dungsgesetz und Handwerksordnung
Reports bildet das Betriebspanel des auch schulische Berufsausbildung
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs- (Kranken- und Altenpflege) sowie Be-
forschung (IAB), das seit 1993 in Zu- amtenanwärter.
sammenarbeit mit der TNS Infratest
Sozialforschung GmbH eine repräsen- Darüber hinaus ist auch die Definition
tative Betriebsbefragung durchführt. von „Ausbildungsbetrieben“ im IAB-
Betriebspanel eher weit gefasst. Sie
Das IAB-Betriebspanel gibt u.a. über umfasst alle Betriebe, die
betriebliche Einflussfaktoren Auskunft. • entweder Auszubildende in ihrem
Es liefert über stichtagsbezogene Aus- Personalbestand führen;
bildungszahlen hinaus Informationen • oder im Befragungsjahr Abgänge
zum generellen Ausbildungsengage- von Auszubildenden zu verzeich-
ment der Betriebe (Ausbildungsberech- nen hatten;
tigung, Ausbildungsbeteiligung, Ausbil- • oder im Befragungsjahr neue Aus-
dungsquoten) und erlaubt durch seinen bildungsverträge abgeschlossen
modulartigen Aufbau, mögliche Zu- hatten;
sammenhänge zwischen Ausbildungs- • oder dies noch bis zum Beginn des
engagement und anderen betrieblichen neuen Ausbildungsjahres planen.
Determinanten (wirtschaftliche Situati-
on der Betriebe, Personalbedarf, Quali- Möchte man das generelle Ausbil-
fikationsstruktur etc.) herzustellen. dungsengagement der Betriebe beur-
teilen, erscheint diese weite Definition
Die Daten des IAB-Betriebspanels2 von „Ausbildungsbetrieben“ zielführen-
sind nicht mit den Stichtagsdaten des der. Es ist bspw. gerade bei Kleinstbe-
BIBB vergleichbar. Zunächst stimmt trieben nicht davon auszugehen, dass
der Erhebungszeitpunkt des IAB- diese in jedem Jahr ausbilden bzw. zu
Betriebspanels nicht mit dem Stichtag jedem Zeitpunkt Auszubildende in ih-
der BIBB-Daten (zum 30. September rem Personalstand führen. Dennoch
eines Jahres) überein. Zudem umfasst können sie sich regelmäßig an der be-
Berufsausbildung im IAB-Betriebspanel trieblichen Ausbildung beteiligen. Ge-
neben der Ausbildung nach Berufsbil- nauso ist es denkbar, dass Auszubil-
2
dende vor Abschluss des Ausbildungs-
Die Stichprobe des IAB-Betriebspanels wird
aus der Betriebsdatei der Bundesagentur für jahres den Betrieb verlassen und die-
Arbeit gezogen. Diese basiert auf den Meldun- ser Betrieb zum Stichtag keine Auszu-
gen der Betriebe zur Sozialversicherung. Unter
Betrieben wird immer die Betriebseinheit bzw. bildenden mehr führt. Dennoch betei-
die Dienststelle vor Ort verstanden, dies kön-
nen unabhängige Unternehmen oder auch
ligt er sich an der betrieblichen Ausbil-
Filialen/Betriebsteile eines Unternehmens sein.
22. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 21
dung, was durch eine Auswertung dieser Daten betraut. Der
stichtagsbezogene Betrachtung nicht Panelcharakter erlaubt es dabei, die
zum Ausdruck käme. Bei der Interpre- Entwicklung hessischer Betriebskenn-
tation der im Report aufgeführten Zah- zahlen seit der Länderaufstockung im
len sind diese Unterschiede zu ande- Jahr 2001 zu untersuchen und aktuelle
ren Erhebungen zu berücksichtigen. Daten im Lichte einer längerfristigen
Soweit nicht anders genannt, beziehen Entwicklung zu bewerten.
sich die hier angegebenen Zahlen im- Der Report zum betrieblichen Ausbil-
mer auf das IIAB-Betriebspanel Hes- dungsverhalten in Hessen ist der erste
sen. aus der Befragungswelle 2009. Die
folgenden Ausführungen basieren auf
Durch die Unterstützung des Landes der mündlichen Befragung von 1.034
Hessen sowie der Regionaldirektion Betrieben in Hessen. Die Ergebnisse
Hessen der Bundesagentur für Arbeit wurden auf alle hessischen Betriebe
war eine Aufstockung der befragten hochgerechnet und sind damit reprä-
Betriebe möglich, so dass seit der Be- sentativ im Hinblick auf die Wirt-
fragungswelle 2001 die hessische schaftszweige und Betriebsgrößen-
Stichprobe groß genug ist, um auch für klassen. Es sind die aktuellsten Ergeb-
Hessen belastbare Aussagen zu er- nisse, die im Rahmen einer Betriebs-
möglichen. Das Institut für Wirtschaft, befragung zum hessischen Ausbil-
Arbeit und Kultur (IWAK) ist mit der dungsverhalten verfügbar sind.
23. Ausbildung in Zeiten der Krise: Betriebliche Ausbildung in Hessen 2009 22
Literatur
Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) (2010): Berufsbildungsbericht 2010,
Bonn.
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) 2010: Ausbildung 2010. Ergeb-
nisse einer IHK-Unternehmensbefragung, unter:
http://www.dihk.de/inhalt/download/ausbildungsumfrage_10.pdf
Hartung, Silke; Leber, Ute (2004): Betriebliche Ausbildung und wirtschaftliche Lage.
Empirische Ergebnisse des IAB-Betriebspanels. In: E. M. Krekel & G. Walden
(Hrsg.), Zukunft der Berufsausbildung in Deutschland. Empirische Untersuchun-
gen und Schlussfolgerungen. Ergebnisse der BIBB-Fachtagung am 4./5. Novem-
ber 2003 in Bonn, (Berichte zur beruflichen Bildung, 273), Bielefeld: Bertelsmann,
S. 111-129.
Niederalt, Michael 2005: Bestimmungsgründe des betrieblichen Ausbildungsverhal-
tens in Deutschland, Discussion Paper No. 36, Lehrstuhl für VWL, inbes. Arbeits-
markt- und Regionalpolitik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Nüchter, Oliver / Schmid, Alfons (2009): IAB-Betriebspanel Hessen. Abschlussbericht
2008
Nüchter, Oliver / Demireva, Lora / Schmid, Alfons (2009): Betriebliche Ausbildung in
Hessen 2008. Betriebspanel Report Hessen Nr. 1/2008
Statistisches Bundesamt (2010): 7,6% weniger neue Ausbildungsverträge im Jahr ,
Pressemitteilung Nr.143 vom 21.04.2010, unter:
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2
010/04/PD10__143__212,templateId=renderPrint.psml
Der vorliegende sowie weitere Reporte aus dem
IAB-Betriebspanel Hessen sind zusätzlich zur
Printversion im Internet unter der Adresse
www.iwak-frankfurt.de abrufbar.
Kontakt: ol.nuechter@em.uni-frankfurt.de