3. ist dieses Programmheft z.B. in schwerer und in Sehr geehrte Damen und Herren,
Leichter Sprache verfasst.
Es geht bei Inklusion aber auch darum, gesellschaft- seit 10 Jahren gibt es im Kleisthaus ein Kultur-Programm.
liche Barrieren abzubauen. Grundsätzlich müssen Es gibt Filme, Lesungen, Konzerte und vieles mehr.
wir uns immer wieder die Frage stellen, warum wir In dem neuen Programm zeigen auch viele Künstlerinnen und Künstler
gewisse Dinge hinnehmen und als normal betrach- mit Behinderungen ihre Kunst.
ten und welche Mechanismen dahinter stehen. Es geht um Dinge, die für Menschen mit Behinderungen wichtig sind.
Genau mit dieser Fragestellung „Was ist normal Aber diese Dinge sind auch für alle anderen Menschen wichtig.
und wer bestimmt das?“ beschäftigt sich die Aus- Denn alle Menschen sind Teil der Gesellschaft.
H U B E RT H Ü PPE stellung NICHT NORMAAL * DIFFERENCE ON Das nennt man Inklusion.
Beauftragter der Bundesregierung für die DISPLAY*, mit der das Kulturprogramm im Kleist- Inklusion heißt: Alle Menschen gehören überall dazu.
Belange behinderter Menschen haus am 3. März wiedereröffnet wird. Darum sollen die Veranstaltungen im Kleisthaus barriere-frei sein.
Ich freue mich auf ein vielfältiges Programm und Das bedeutet zum Beispiel:
einen regen Austausch darüber, wer oder was ei- Es gibt Informationen in Blinden-Schrift und in Leichter Sprache.
Sehr geehrte Damen und Herren, gentlich normal ist.
Manche Menschen finden Behinderung nicht normal.
das Kulturprogramm im Kleisthaus feiert in diesem Mit freundlichen Grüßen Aber: Was ist normal? Und wer bestimmt das?
März sein zehnjähriges Bestehen und es ist mir eine Ihr Darum geht es in der neuen Ausstellung ab dem 3. März.
große Freude, mit diesem Jubiläum die Wiederer- Sie heißt: NICHT NORMAAL * DIFFERENCE ON DISPLAY.
öffnung des Programms zu verbinden. „Difference on Display“ ist englisch und heißt
Mit dem neuen Kulturprogramm möchte ich Künst- „Verschiedenheit zur Schau gestellt“.
lerinnen und Künstlern mit Behinderungen einen Hubert Hüppe Die Kunstwerke in der Ausstellung zeigen:
größeren Raum geben und ich möchte Themen Beauftragter der Bundesregierung für die Belange Alle Menschen sind verschieden und das ist etwas Gutes.
aufgreifen, die für Menschen mit Behinderungen behinderter Menschen
wichtig sind. Ich hoffe, dass sich viele Menschen im Kleisthaus treffen werden,
Dabei ist mir besonders der Gedanke der Inklusion * „Difference on Display“ bedeutet „Verschiedenheit egal ob mit oder ohne Behinderung.
wichtig, das heißt, dass alle mit einbezogen wer- zur Schau gestellt“. Da es sich um eine internationale
den. Das Kleisthaus soll ein Ort des künstlerischen Ausstellung handelt, werden Sie an mancher Stelle auf Mit freundlichen Grüßen
Austauschs und Zusammenseins von Menschen mit englische Titel und Inhalte stoßen, die wir in der Regel in Ihr
und ohne Behinderungen sein. Die aktive Beteili- Zusatzmaterialien übersetzen oder erklären. Ich möchte
gung von Menschen mit Behinderungen und ein Sie dafür um Verständnis bitten und bin mir sicher, dass
möglichst barrierefreies Informations- und Veran- die Inhalte und die Auswahl der Kunstwerke diese kleine Hubert Hüppe
staltungsangebot sind dafür grundlegend. Darum Hürde rechtfertigen. Behinderten-Beauftragter der Bundes-Regierung
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4. Keine Frage: NICHT NORMAAL verstört. Ist un- Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,
bequem. Legt sich quer und ist ein Angriff auf un-
sere Wahrnehmungs-Stereotypen. Das ist gewollt Die Ausstellung NICHT NORMAAL * DIFFERENCE ON DISPLAY fragt:
und fasziniert, weil es die Unterschiede deutlich Was ist normal?
macht. Denn es ist nicht das Normale, Normative, Welche Bilder haben wir dazu im Kopf?
das Veränderungen anschiebt. Es ist immer das Die Ausstellung zeigt:
Andere, das Andersartige, das uns aufhorchen Jeder Mensch ist anders.
und aufblicken lässt. Das uns in der alltäglichen
Routine stört und festgefahrene Abläufe in Frage Alle Menschen sollen die gleichen Möglichkeiten haben.
MARTI N G EORG I stellt – und somit Neues überhaupt erst möglich Dafür setzt sich die Aktion Mensch schon lange ein.
Vorstand der Aktion Mensch macht.
Lassen wir uns also darauf ein und lassen wir das Was muss sich verändern,
Andersartige zu. Denn gerade in ihrer Verschie- damit alle Menschen überall mitmachen können?
Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher, denartigkeit zeigt sich die unerhörte Vielfalt Diese Frage stellt sich die Aktion Mensch.
menschlicher Existenz. Und genau darin liegt der
NICHT NORMAAL * DIFFERENCE ON DISPLAY eigentliche Reichtum unserer Gesellschaft. Darum machen wir diese Ausstellung zusammen mit dem
– der provokante Titel spielt nicht nur wie die Aus- Behinderten-Beauftragten der Bundes-Regierung.
stellung selbst mit eingeübten Wahrnehmungs-
klischees und Bildern. Sondern er formuliert Jeder Mensch ist anders.
gleichzeitig ein Selbstverständnis für die mensch- Die Ausstellung zeigt diese Unterschiede.
liche Vielfalt, für die sich die Aktion Mensch seit Die Ausstellung will, dass wir darüber nachdenken.
langem engagiert. Dadurch können sich Dinge ändern.
Wie muss sich die Gesellschaft verändern, damit
Menschen mit und ohne Behinderung an allen Es ist gut, dass es so viele unterschiedliche Menschen gibt.
sozialen, kulturellen und politischen Prozessen Genau das ist der Reichtum unserer Gesellschaft.
gleichberechtigt teilhaben können – und zwar von
Anfang an? An dieser großen Frage orientiert sich Mit freundlichen Grüßen Mit freundlichen Grüßen
das Engagement der Aktion Mensch. Gemeinsam Ihr Ihr
mit dem Beauftragen der Bundesregierung für die
Belange behinderter Menschen eine Ausstellung
nach Deutschland zu holen, in der die mensch-
liche Vielfalt im Mittelpunkt steht, hat uns daher Martin Georgi Martin Georgi
von der ersten Idee an begeistert. Vorstand der Aktion Mensch Vorstand der Aktion Mensch
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6. NICHT NORMAAL
DIFFERENCE ON DISPLAY
WAS IST NORMAL UND WER BESTIMMT DAS? Paar im Laufe seines Lebens einnimmt. „Wieg tot terstehenden Mechanismen und Zusammenhänge. mit Behinderungen in der Kunst. Sie eröffnen einen
Medial produzierte Schönheitsbilder, wirtschaft- Graf“ (Von der Wiege bis ins Grab) ist eine Installa- Sie versammelt multimediale Kunstwerke von über Möglichkeitsraum, der zum Nachdenken anregen
lich rentable Lebensentwürfe und technologische tion des Künstlerkollektivs Pharmacopoeia, die uns 20 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, soll: Was ist normal und wer bestimmt das?
Fortschritte zur Perfektionierung des Menschen mit unserem eigenen Medikamentenkonsum kon- die gängige Vorstellungen von Normalität und Dif- Im Rahmenprogramm zur Ausstellung werden the-
bestimmen zunehmend unsere gesellschaftlichen frontiert und uns vor Augen führt, dass die Grenze ferenz aufheben und Entwürfe von Vielfalt und In- matische Schwerpunkte aufgegriffen und vertieft:
Verhältnisse und Normen. zwischen gesund und krank, normal oder abnormal klusion zum Ausdruck bringen. Filme, Diskussionen und Lesungen bieten die
Die Optimierung des Menschen auch im Sinne sei- hier längst überschritten wurde. Jana Sterbaks Skulptur „Monumental“ zeigt zwei Möglichkeit zur weiteren Auseinandersetzung mit
ner Wirtschaftlichkeit nimmt immer mehr zu. Wer Die Frage, wie Normalität überhaupt definiert wer- überdimensional große Krücken, die zum Symbol den Themen der Ausstellung. Neben Mat Fraser
nicht 100%ig in die gesellschaftlichen Strukturen den kann und welche Maßstäbe dafür angesetzt für eine unüberwindbare Barriere werden. In ihrer werden unter anderen Theresia Degener und das
passt, fällt durch das Raster. Kleinere operative Ein- werden können, bearbeitet Martin Le Chevallier Größe haben sie jede Funktion verloren und blei- Theater zum westlichen Stadthirschen zu Gast sein.
griffe zur Korrektur der Nase oder zur Behebung in der „Normality Poll“ (Normalitätsumfrage). Mit ben als Hilfsmittel unbrauchbar im Raum stehen. Sie Vertreter aus Kunst, Politik und Wissenschaft wer-
der Altersfältchen sind an der Tagesordnung, eben- seinem Fragebogen führt er die Situation der Um- verweisen darauf, dass Normalität stets eine Frage den die Frage nach Normalität und Normierung
so wie die Einnahme von Medikamenten zur Erhö- frage ad absurdum, indem er die Oberflächlichkeit der eigenen Position und der Umgebung ist. Nur aufnehmen und erörtern.
hung der Leistungsfähigkeit. Die Perfektion wird der gestellten Fragen auf die Spitze treibt und da- im Verhältnis zum Kontext bekommen Begriffe wie
immer mehr zur Norm. Gleichheit und Anpassung mit zugleich die Aussagekraft der Kategorien nor- Normalität und Differenz eine Bedeutung. NICHT NORMAAL * DIFFERENCE ON DISPLAY
treten an die Stelle von Individualität und Vielfalt. mal oder abnormal in Zweifel zieht. Die Kunstwerke spielen mit Grenzüberschreitungen Organisiert vom Beauftragten der Bundesregierung
und irritieren unsere normierte Wahrnehmung. für die Belange behinderter Menschen und der
Etwa 19.000 knallbunte Pillen füllen einen Tisch mit Die Ausstellung NICHT NORMAAL * DIFFERENCE Sie befassen sich mit dem Einfluss der Pharmain- Stiftung Niet Normaal, in Kooperation mit Aktion
über acht Metern Länge. Es ist die durchschnittliche ON DISPLAY präsentiert und reflektiert unser Ver- dustrie, hinterfragen biotechnische Entwicklungen Mensch.
Menge an Medikamenten, die ein heterosexuelles ständnis von Normalität und beleuchtet die dahin- und untersuchen die Positionierung von Menschen Kuratorin: Ine Gevers, Programmleitung: Lisa Schmidt
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7. WAS BE DEUTET
NORMAL?
Normal ist das, was die meisten Menschen machen. Darum haben wir eine Ausstellung gemacht.
Aber warum finden wir manche Sachen normal und andere nicht? Sie heißt „Nicht Normaal“.
Im Fernsehen und in den Zeitungen sieht man oft nur schöne Menschen. Wir haben 20 Künstlerinnen und Künstler
Viele wollen auch so schön sein wie die Menschen im Fernsehen. aus verschiedenen Ländern eingeladen.
Viele schminken sich und ziehen sich besonders schön an. Sie beschäftigen sich auch mit diesen Fragen.
Manche Menschen wollen ihr Gesicht oder Sie zeigen ihre Kunstwerke im Kleisthaus.
ihren Körper noch schöner machen. Es sind gemalte Bilder, Fotos, Videos und Gegenstände.
Sie gehen zum Arzt und lassen sich operieren.
Aber soll man sich operieren lassen, wenn man nicht krank ist? Zum Beispiel gibt es einen langen Tisch zu sehen.
Nur damit man schöner aussieht? Auf dem Tisch liegen ganz viele Tabletten.
Ist das nicht komisch? So viele Tabletten nehmen die meisten Menschen in ihrem Leben.
Das ist normal. Oder nicht?
Es ist gut, dass Menschen verschieden sind. Man glaubt immer: Es ist normal, gesund zu sein.
Es wäre langweilig, wenn alle genau gleich wären. Der Tisch mit den vielen Tabletten zeigt uns,
Zum Beispiel gibt es Menschen mit Behinderung. dass auch Krankheit zum normalen Leben gehört.
Sie brauchen vielleicht bei manchen Dingen Hilfe. Zum Thema Normalsein oder nicht
Aber sind sie deshalb nicht normal? gibt es viele Veranstaltungen.
Diese Fragen und noch andere Fragen haben wir uns gestellt. Wir zeigen Filme und führen Gespräche.
Und wir wollen, dass auch andere Menschen darüber nachdenken. Auch die Zuschauer können erzählen, was sie für normal halten.
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8. D A N I E L G U Z M Á N New York Groove (New York Rhythmus), 2004
Video, 3 Min.
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der
Kurimanzutto Gallery, Mexico City
J A N A S T E R B A K Monumental, 2002
Holz, je 205 x 32 x 6 cm
Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
und der Galeria Toni Tàpies, Barcelona
Linke Seite
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10. PAW E L A LT H A M E R / A R T U R Z M I J E W S K I
N O W O L I P I E G R O U P Winged (Geflügelt), 2008
Video, 8:55 Min.
Mit freundlicher Genehmigung der Künstler
und der Foksal Gallery Foundation, Warschau
H E L E N D O W L I N G Lissencephaly, 2007
Video, in einer Auflage von 5 Kopien, 3:49 Min.
Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
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11. G I LLIAN WEAR I N G F LO R I S K A AY K
Signs that say what you want them to say and not Metalosis Maligna, 2006
signs that say what someone else wants you to say, Video, 7:26 Min.
I’M DESPERATE, HELP, ME, SOUTHWALK Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
COUNCIL HOPELESS
(Schilder, auf denen steht, was Du selbst sagen
möchtest, und nicht Schilder, auf denen steht, was
jemand anders möchte, dass Du sagst, ICH BIN
VERZWEIFELT, HILF MIR, SOUTHWALK
COUNCIL HOFFNUNGSLOS), 1992-93
C-Type Druck, je 42 x 30 cm. Mit freundlicher
Genehmigung der Maureen Paley Gallery, London
Linke Seite
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12. P HAR MAC O PO E IA B R U C E N A U M A N Washing Hands Abnormal
Wieg tot Graf (Von der Wiege bis ins Grab), 2009 (Abnormales Händewaschen), 1996
Gemischte Medien, 830 x 205 cm Video-Installation. Mit freundlicher Genehmigung des
Mit freundlicher Genehmigung der Künstler Stedelijk Museum, Amsterdam
Rechte Seite
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15. A N D R E A S V I N T H E R M Ø LG A A R D
Ambush, non traceptives with intelligent sperm selector
(Hinterhalt, Nicht-Verhütungsmittel mit intelligentem
Sperma-Selektor), 2005-07
Poster, Kondome, Diashow
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
D O NALD R O D N EY Flesh of my Flesh
In the House of my Father (Fleisch von meinem Fleisch), 1996
(Im Haus meines Vaters), 1996-97 Farbfotografie auf Aluminium, 90 x 270 cm
Farbfotografie auf Aluminium, 122 x 153 cm Psalms (Psalme), 1997
National Museum Collection, Cardiff Autonomer Rollstuhl, ca. 80 x 80 x 80 cm
Mit freundlicher Genehmigung von Donald Rodney Estate Farbfotografie auf Aluminium, 90 x 270 cm
Collection South London Gallery
Siehe Seite 10-11
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17. der Gefahr von Selektion und den medizinischen „Born Freak“ auf die Suche nach seinem Selbst- DIENSTAG – 2. MAI – 19 UHR
Chancen eröffnen. verständnis und seiner Positionierung als Schau- PERFORMANCE UND VORTRAG:
Hubert Hüppe wird mit Vertreterinnen und Vertre- spieler mit Behinderung und erforscht die Ge- PERCEPTIONS OF NORMALITY
tern aus Politik, Medizin und Medien diskutieren. schichte so genannter „Freaks“. (ZUR WAHRNEHMUNG VON NORMALITÄT)
Dokumentarfilm E 2002, OmdU (Englische Sprache MIT MAT FRASER UND THERESIA DEGENER
DONNERSTAG – 21. APRIL – 19 UHR mit deutschen und französischen Untertiteln), 50 Min., Mat Fraser arbeitet als Schauspieler, Performance-
FILM: GATTACA Regie: Paul Sapin, FSK o. A. Künstler, Autor und Musiker. Die Thematisierung
In einer Welt, in der die Optimierung des mensch- seiner Behinderung und die Konfrontation des Pu-
lichen Lebens durch Gentechnik und Präimplan- IM ANSCHLUSS: VORTRAG ZUR GESCHICHTE blikums mit stereotypen Betrachtungsweisen ist
tationsdiagnostik zur Normalität geworden ist, SO GENANNTER „FREAKS“ VON KATI KROSS ein wesentlicher Teil seiner Arbeit, an die er in sei-
LLOYD NEWSON The Cost of Living (Der Preis des Lebens),
gehört Vincent zur neuen Unterschicht. Er wurde Kati Kroß befasst sich als Theaterwissenschaftle- ner Performance im Kleisthaus anknüpfen wird.
2005, Film, 30 Min. auf natürliche Weise gezeugt und gilt damit als rin mit der Historie von Menschen mit Behinde- Im Anschluss wird Theresia Degener über das Ver-
Mit freundlicher Genehmigung des DV8 Physical Theatre Invalide. rungen auf der Bühne. In ihrem Vortrag unter- ständnis von Normalität und die gesellschaftliche
In Gattaca wird der genetische Code zum bestim- sucht sie anhand der Karrieren zweier äußerst Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen
situation, ihrem Verständnis vom Leben und dem menden Merkmal und so bleiben Vincent die mei- prominenter „Freaks“, General Tom Thumb und sprechen. Sie ist als Juristin und Mitglied des UN-
Alltag in der Psychiatrie. Dominik Bender vom sten Türen verschlossen. Nur durch die Annahme Lavinia Warren, welche Formen der Inszenierung Ausschusses für die Rechte von Menschen mit
„Theater zum westlichen Stadthirschen“ begibt einer anderen Identität kann Vincent sich seinem den „Freakshows“ zugrunde lagen und ob es den Behinderungen aktiv.
sich mit diesen Texten auf den Weg einer Selbst- Traum, Raumfahrer zu werden, nähern. „Born Freak“ tatsächlich gab. Performance und Vortrag in englischer Sprache
befragung, die nicht nach der Rekonstruktion von Mit Gattaca entwirft Andrew Niccol einen erschre-
Krankheitsbildern sucht, sondern vielmehr einen ckend plausiblen Science-Fiction-Film, in dem der DONNERSTAG – 12. MAI – 19 UHR
allgemeinen Zustand des Schwindels, der Furcht Wert des Menschen über die Optimierung seiner FILM: MONICA UND DAVID
und der Sehnsucht beschwört, wie ihn vermutlich DNS vorherbestimmt wird. Monica und David heiraten. Die Zeremonie ist ro-
jede und jeder kennt. Spielfilm USA 1997, DdU (Deutsche Sprache mit mantisch, wie aus einem Hochzeitsmagazin. Dass
deutschen Untertiteln), 101 Min., Regie: Andrew Niccol, die junge Frau und ihr Freund sich das Jawort ge-
DONNERSTAG – 7. APRIL – 19 UHR FSK ab 12 ben, ist außergewöhnlich, denn beide haben das
GESPRÄCH ZUM THEMA BIOETHIK Down-Syndrom.
Die rasante Entwicklung der Bio- und Gentechno- DONNERSTAG – 28. APRIL – 19 UHR Die Cousine der Braut, Alexandra Codina, hat ei-
logie fordert eine zunehmende Auseinanderset- FILM: BORN FREAK (MISSGEBURT) nen Film über das erste Ehejahr der beiden ge-
zung mit der Frage, welche ethischen Grenzen wir Welchen Unterschied macht es, wenn ein Schau- dreht. Sie begleitet das Paar bei der Jobsuche und
den technologischen Möglichkeiten setzen. Dabei spieler mit einer Behinderung auf der Bühne steht? beim Umzug, dokumentiert Monicas Ordnungs-
müssen Risiken und Nutzen abgewogen werden. Und warum wird dieser anders betrachtet als ein fimmel und Davids Eifersucht auf ihren Ex. Ein
Die aktuelle Debatte um Präimplantationsdiagnos- Schauspieler ohne sichtbare Behinderung? PAUL SAPIN Born Freak (Missgeburt), 2002, Film, 50 Min. intimes, unverkrampftes Porträt zweier Menschen,
tik zeigt, welch tiefgreifende Fragen sich zwischen Der britische Künstler Mat Fraser begibt sich in Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers die ihr eigenes Leben gestalten – auch wenn sie
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20. Das Leben mit den Behinderungen der Kinder ist oft schwer. DIENSTAG – 29. MÄRZ – 19 UHR
Aber die Familie hält sehr stark zusammen. LESUNG: Trompete Galgen Feuerstrahl
Nach den „Gesprächen mit Schizophrenen“
Dokumentar-Film von Leo Navratil, mit Dominik Bender
USA 2003 Leo Navratil war Arzt für psychisch kranke Menschen.
Englische Sprache mit englischen Untertiteln Er hat ein Buch geschrieben, das heißt
83 Minuten „Gespräche mit Schizophrenen“.
Von: Jonathan Karsh Schizophrenie ist eine psychische Krankheit.
Keine Angabe zur Altersbeschränkung Viele seiner Patienten hatten diese Krankheit.
Leo Navratil hat sich mit diesen Patienten unterhalten.
Darüber hat er das Buch geschrieben.
IM ANSCHLUSS:
The Cost of Living (Der Preis des Lebens) Dominik Bender ist Schauspieler.
„The Cost of Living“ ist englisch und heißt Er wird einige Texte aus dem Buch vorlesen.
„Der Preis des Lebens“. In den Texten geht es nicht nur um psychische Krankheiten.
In diesem Film wird viel getanzt. Es geht auch um Momente und Gefühle, die jeder kennt.
LLOYD NEWSON Die Tänzer sind ganz unterschiedlich. Zum Beispiel Angst, Freude oder Sehnsucht.
The Cost of Living, Manche haben Behinderungen.
(Der Preis des Lebens), 2005, Der Tänzer David hat zum Beispiel keine Beine.
Film, 30 Min.
Aber er kann sehr gut tanzen.
Mit freundlicher Genehmigung
des DV8 Physical Theatre Die Menschen in dem Film sind alle sehr verschieden. DONNERSTAG – 7. APRIL – 19 UHR
Aber sie finden alle ihren Platz im Leben. Gespräch zum Thema Bioethik
Der Film zeigt: Mit Gen-Technik kann man zum Beispiel eine Krankheit heilen
Menschen können manchmal viel mehr, oder eine Krankheit verhindern.
als man ihnen auf den ersten Blick zutraut. Manche Krankheiten kann man schon vor der Geburt feststellen.
Man kann immer mehr damit machen.
Tanz-Film Aber zu der Gen-Technik gibt es viele Fragen:
England 2005
Englische Sprache mit englischen Untertiteln • Was darf man alles machen? Und was nicht?
30 Minuten • Sind kranke Menschen weniger wert als gesunde Menschen?
Von: Lloyd Newson Hubert Hüppe spricht mit Gästen
Keine Angabe zur Altersbeschränkung über die Vorteile und Nachteile der Gen-Technik.
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21. DONNERSTAG – 21. APRIL – 19 UHR Mat Fraser fragt in seinem Film: Ist das heute auch noch so?
FILM: Gattaca Warum schaut man sich Schauspieler
Vincent lebt in der Zukunft. mit Behinderungen anders an, als Schauspieler
Dort werden die Gene der Kinder künstlich zusammen-gestellt. ohne Behinderungen?
So sollen alle Menschen gesund sein.
Aber Vincent wurde nicht künstlich hergestellt. Dokumentar-Film
Er wurde auf natürliche Weise zur Welt gebracht PAUL SAPIN, England 2002
und er hat nicht so gute Gene. Born Freak (Missgeburt), 2002 Englische Sprache mit deutschen und französischen Untertiteln
Vincent möchte gern Raumfahrer werden. Film, 50 Min. 50 Minuten
Aber nur Menschen mit sehr guten Genen dürfen das. Mit freundlicher Genehmigung Von: Paul Sapin
des Künstlers
Darum tut Vincent so, als ob er gute Gene hat. Keine Angabe zur Altersbeschränkung
In diesem Spiel-Film werden die Menschen
nur nach ihren Genen bewertet. Vortrag zur Geschichte so genannter „Freaks“
Was bedeutet es, in so einer Welt zu leben? von Kati Kroß
Und wird unsere Welt auch einmal so sein? Kati Kroß ist Wissenschaftlerin.
Sie beschäftigt sich mit Theater und Behinderung.
Spiel-Film In ihrem Vortrag erzählt sie:
USA 1997 Wie ging es früher den Schauspielern mit Behinderungen?
Deutsche Sprache mit deutschen Untertiteln Und wie wurden sie auf der Bühne gezeigt?
101 Minuten
Von: Andrew Niccol
Der Film ist ab einem Alter von 12 Jahren geeignet DIENSTAG – 2. MAI – 19 UHR
THEATER UND VORTRAG:
Zur Wahrnehmung von Normalität
DONNERSTAG – 28. APRIL – 19 UHR mit Mat Fraser und Theresia Degener
FILM UND VORTRAG: Mat Fraser ist ein Schauspieler aus England.
Zur Geschichte des „Freaks“ Seine Arme sind kürzer als bei anderen Menschen.
FILM: Born Freak (Missgeburt) Das nennt man Contergan-geschädigt.
Mat Fraser ist ein Schauspieler mit Behinderung. In seinen Filmen und im Theater beschäftigt sich Mat Fraser
Früher nannte man Menschen mit Behinderungen oft „Freaks“. sehr viel mit seiner Behinderung.
Man zeigte sie in Theatern und auf Märkten. Er erzählt: Wie ist es, mit einer Behinderung
Damals fand man Schauspieler mit Behinderungen komisch. auf der Bühne zu stehen?
Seite 42 Seite 43
23. Do – 26. Mai – 19 Uhr
abschlUss-VeranstaltUng:
gespräch zu Kunst und behinderung
Zum Ende der Ausstellung nicht norMaal
gibt es eine Gesprächs-Runde.
Dabei geht es um diese Themen:
• Wie können Künstlerinnen und Künstler
mit Behinderungen arbeiten?
Kultur im Kleisthaus Der Eintritt ist frei!
• Wo können sie eine Ausbildung machen?
mauerstraße 53 Um Anmeldung zu den
• Und wo können sie arbeiten?
Veranstaltungen wird gebeten:
• Ist die Kunst von Menschen mit Behinderungen anders, 10117 Berlin
als die Kunst von Menschen ohne Behinderungen? Telefon: 030-185272648
Öffnungszeiten ausstellung: Fax: 030-185271871
An dem Gespräch werden Politikerinnen und Politiker teilnehmen,
aber auch Künstlerinnen und Künstler. montag bis Freitag, E-Mail: kleisthaus@behindertenbeauftragter.de
10.00 bis 18.00 uhr Homepage: www.kleisthaus.de
Mohrenstraße (50m) U2
Führungen in Leichter Sprache
Mindest-Alter: 16 Jahre Stadtmitte (250m) U2 U6
Termine: 18. März: 16.00 Uhr Brandenburger Tor (500m) S1 S2 S25
29. März: 10.30 Uhr U55
08. April: 10.30 Uhr Potsdamer Platz (900m) S1 S2 S25
26. April: 16.00 Uhr
U2
Dauer: 90 Minuten
Teilnehmer-Zahl: maximal 12 Personen
Treffpunkt: Eingang Kleisthaus
Anmeldung: Telefon: 030-185272648
Alle Veranstaltungen können in Gebärden-Sprache
übersetzt werden.
Außerdem gibt es eine Induktions-Anlage für Schwerhörige. Medienpartner
Bitte melden Sie es vorher an,
wenn Sie eine Hilfestellung benötigen.
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24. IMPRESSUM
H E R A U S G E B E R U N D O R G A N I S ATO R
Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, 11017 Berlin
P R O G R AM M LE ITU N G U N D R E DAKTI O N
Lisa Schmidt
M I TA R B E I T
Laura Kraus
A U S S T E L LU N G
In Zusammenarbeit mit der Stichting Niet Normaal
K U R ATO R I N
Ine Gevers
G R A F I S C H E G E S TA LT U N G
Brand New History, Berlin
DRUCK
Druckerei des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Bonn
In Kooperation mit Aktion Mensch