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Wochenausblick 2. November 2012
Endspurt im US-Wahlkampf
Redaktion:
1 Die Woche im Überblick 1
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19 1.1 Chart der Woche 1
research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 45 mit Prognosen 3
2 Im Fokus 4
2.1 Aktien: Wahlrally unwahrscheinlich 4
2.2 USA: Wählen am Klippenrand 5
Herausgeber:
3 Charttechnik 6
Dr. Gertrud R. Traud
4 Helaba Kapitalmarktszenarien 7
Chefvolkswirt/Leitung Research
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle 8
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Bank of England zweifelt an ihrer Politik
Prozentpunkte Mrd. GBP
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
Wenn die Bank of England auf ihrer anstehenden Sitzung das nahezu ausgeschöpfte Wertpapier-
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf kaufprogramm von 375 Mrd. Pfund nicht erneut ausweitet, geht ihr das Geld aus – für neue Käufe.
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für Nach mehrjährigem „Gelddrucken“ kommen den britischen Notenbankern gemäß dem letzten
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
Sitzungsprotokoll jedoch Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahme. Wachstums- und Inflati-
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
onsdaten stellen ebenfalls die Effektivität dieser Reflationspolitik in Frage. Die jetzige Notenbank-
nen Angaben dienen der Information. Sie entscheidung wird voraussichtlich knapp ausfallen, vermutlich fehlt derzeit die ausreichende
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Mehrheit für neue Wertpapierkäufe – was sich aber in den kommenden Monaten wieder ändern
Anlageentscheidungen verstanden werden.
kann.
2. Wochenausblick
Ulf Krauss 1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-47 28
Positive Konjunkturnachrichten aus China und den USA haben zuletzt wieder für bessere Stim-
mung an den Aktienmärkten gesorgt. Gleichzeitig hielten sich die negativen Auswirkungen der
Sturmkatastrophe in den USA auf den Finanzmarkt in Grenzen. Die konjunkturellen Effekte, die
sich durch Zerstörung und Wiederaufbau ergeben, werden ohnehin meist überschätzt. Dass die
Katastrophe für die Schuldensituation der USA jedoch nicht gerade vorteilhaft ist, liegt auf der
Hand. Amerikanische und deutsche Staatsanleihen konnten sich zuletzt gleichwohl auf einem
relativ hohen Niveau halten. Der Bund-Future wirkt aber unverändert richtungslos. Auch der Euro,
der die Marke von 1,30 US-Dollar noch nicht wieder überwinden konnte, scheint Orientierung zu
suchen.
In der kommenden Woche dürften die Finanzmärkte maßgeblich von der Wahlentscheidung in den
USA beeinflusst werden. Mit einer dramatischen Kursverschiebung beim DAX muss allerdings
Obama mit den nicht gerechnet werden (S. 4). In den Wettbüros wird auf einen Sieg des Amtsinhabers gesetzt,
besseren Karten was u. E. auch das wahrscheinlichste Szenario ist. Unabhängig vom Wahlausgang müssen jedoch
schon bald Gespräche stattfinden, wie das sogenannte „fiscal cliff“ konjunkturverträglich um-
schifft werden kann (S. 5).
In Europa stehen die Notenbank-Sitzungen im Schatten der US-Wahl. Die Wahrscheinlichkeit
einer weiteren EZB-Zinssenkung ist zuletzt spürbar gesunken. Nur rund ein Drittel der von Reu-
ters befragten Volkswirte erwartet bis Jahresende noch einen Zinsschritt der EZB. In der Umfrage
vor einem Monat waren es noch fast doppelt so viele. EZB-Chef Draghi dürfte erneut die Bedeu-
tung des OMT-Programms (Outright Monetary Transactions) zum Ankauf von Staatsanleihen
betonen, ohne jedoch mit wesentlichen neuen Details aufzuwarten. Auch die Bank von England
dürfte zum Jahresausklang eher weniger Tatendrang verspüren und ihr Ankaufprogramm vorerst
nicht ausweiten (S. 1).
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit... aktueller
30.12.2011 25.10.2012 Stand* Q4/2012 Q1/2013 Q2/2013
(in %) Index
DAX 24,4 1,9 7.336 7.500 7.300 7.600
(in Bp) (in %)
3M Euribor -116 0 0,20 0,3 0,4 0,5
3M USD Libor -27 0 0,31 0,4 0,4 0,4
10 jähr. Bundesanleihen -37 -13 1,46 1,9 2,0 2,1
10 jähr. Swapsatz -61 -8 1,78 2,2 2,3 2,4
10 jähr. US-Treasuries -15 -10 1,72 2,1 2,1 2,2
(jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro)
US-Dollar 0,1 -0,1 1,29 1,35 1,40 1,35
Japanischer Yen -3,9 0,1 104 105 110 109
Britisches Pfund 3,9 0,0 0,80 0,84 0,87 0,87
Schweizer Franken 0,9 0,3 1,21 1,20 1,25 1,25
(in %)
Brentöl $/B 1,1 -0,4 110 110 100 103
Gold $/U 9,6 0,1 1.714 1.750 1.750 1.850
*Schlusskurse vom 01.11.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 2
3. Wochenausblick
1.3 Finanzmarktkalender KW 45 mit Prognosen
Helaba- Bloom berg
Zeit Land Periode Indikator Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 05.11.2012
ISM-Index außerhalb des
16:00 US Okt 54,5 54,5 55,1
Verarbeitenden Gew erbes
Dienstag, 06.11.2012
San Francisco Fed Präsident
02:00 US
Williams
Produzentenpreise
11:00 EZ Sep % m/m 0,2 k.A. 0,9
% y/y 2,6 k.A. 2,7
Auftragseingänge
12:00 DE Sep % m/m, s.a. 0,0 -0,8 -1,3
% y/y, s.a. -0,8 k.A. -5,2
Präsidentschafts- und
US
Kongressw ahlen
Mittw och, 07.11.2012
Einzelhandelsumsätze
11:00 EZ Sep % m/m, s.a. -0,7 k.A. 0,1
% y/y, s.a. -1,4 k.A. -1,3
Industrieproduktion
12:00 DE Sep % m/m, s.a. -0,5 -1,0 -0,5
% y/y, s.a. 0,3 k.A. -1,4
Donnerstag, 08.11.2012
Handels-/Leistungsbilanz,
08:00 DE Sep 18,0 / 16,0 k.A./k.A. 16,3/11,1
Mrd. €, n.s.a.
13:00 UK Bank of England Zinsentscheid; % 0,5 0,5 0,5
13:45 EZ EZB-Sitzung mit PK 0,75 0,75 0,75
14:30 US Sep Handelsbilanzsaldo, Mrd. $ -44,0 -45,0 -44,2
Erstanträge auf
14:30 US 03. Nov 365 374 363
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 09.11.2012
02:00 US St. Louis Fed Präsident Bullard
Verbrauchervertrauen (UoM); vorl.
15:55 US Nov 83,0 82,5 82,6
Index
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 3
4. Wochenausblick
2 Im Fokus
Markus Reinwand, CFA 2.1 Aktien: Wahlrally unwahrscheinlich
Tel.: 0 69/91 32-4723
Während die positive Aktienkursentwicklung in den vergangenen Monaten dem Amtsinhaber
Barack Obama in die Hände spielt, hoffen weite Teile der US-Wirtschaft offensichtlich auf
einen Machtwechsel. Die Wettquoten signalisieren allerdings einen gegenteiligen Ausgang.
Die Wahlen werden den erhofften Startschuss zur Jahresendrally vermutlich nicht liefern.
Nicht wenige Marktteilnehmer erhoffen sich von den anstehenden US-Wahlen neue Impulse für
den Aktienmarkt. Die überwiegende Mehrheit der Wirtschaftssektoren favorisiert – gemessen an
Richtungswechsel
der Verteilung der Wahlkampfspenden – die Republikaner. Schließlich werben diese mit niedrige-
in der US-Politik
ren Steuern. Zudem propagieren sie den Abbau von Regulierung. Immerhin zeigen Umfragen
unwahrscheinlich
unter US-Unternehmen, dass die zunehmende Bürokratisierung als wachsendes Problem empfun-
den wird. Auch für die langfristige Entwicklung der Aktienmärkte ist das Thema Regulierung ein
wichtiger Einflussfaktor. So zeigt sich, dass Aktien in Dekaden zunehmender staatlicher Einfluss-
nahme unterdurchschnittliche inflationsbereinigte Erträge abwerfen, wohingegen in Phasen der
Deregulierung überdurchschnittliche reale Kurszuwächse zu beobachten waren. Gelänge es den
Republikanern unter Mitt Romney eine Überregulierung abzuwenden, wäre dies – das belegt die
Historie – auch für die langfristigen Aussichten von Aktien positiv. Allerdings sprechen die Wett-
quoten mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 % klar für eine Wiederwahl Obamas. Mit einem Rich-
tungswechsel in der Wirtschaftspolitik ist somit wohl nicht zu rechnen.
Regulierung wird zunehmend als Problem empfunden Wahltag bringt selten Initialzündung
Anteil Unternehmen, % Indexiert: Wahltag = 100
30 30 110 110
NFIB* Umf rage zu den größten Problemen Mittelwert seit 1928
S&P 500
25 25 105 105
Steuern
D→D
20 20 100 100
15 15 95 95
10 10 90 D→R 90
Regulierung
5 5 85 85
0 0 80 80
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 -9M -6M -3M Wahltag +3M +6M +9M +12M
* National Federation of Independent Business Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ohnehin ließe die angespannte Haushaltslage wenig Spielraum für expansive Impulse jenseits der
Geldpolitik. Immerhin dürfte es nach der Wahl gelingen, die drohende fiskalische Klippe zu um-
Einfluss auf Aktien
gehen, die bislang für einen gewissen Attentismus in der Wirtschaft sorgt. Ob dies für eine Er-
zunächst begrenzt
leichterungsrally an den Aktienmärkten ausreicht, ist fraglich. Auch die Historie zeigt, dass die
Kursentwicklung nach US-Präsidentschaftswahlen eher unspektakulär ist. Sechs Monate nach dem
Wahltag notierte der S&P 500 im Durchschnitt aller Wahlen seit 1928 nahezu unverändert. Ein
ähnlicher Kursverlauf zeigte sich, wenn das Amt des Präsidenten in der Hand der Demokraten
verblieb (D→D). Entgegen der weit verbreiteten Meinung schnitten Aktien in der Vergangenheit
am schlechtesten ab, wenn ein demokratischer Präsident von einem Republikaner abgelöst wurde
(D→R). Weder die realistischen wirtschaftspolitischen Optionen, noch die historischen Erfahrun-
gen sprechen somit für einen deutlichen Kursaufschwung am Aktienmarkt nach den Wahlen.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 4
5. Wochenausblick
Patrick Franke 2.2 USA: Wählen am Klippenrand
Tel.: 0 69/91 32-4738
In der Berichtswoche finden in den USA die lange und ausgiebig diskutierten Präsident-
schafts- und Kongresswahlen statt. Damit rückt endlich auch der Zeitpunkt näher, an dem der
Weg frei wird für politische Gespräche, wie man das so genannte „fiscal cliff“ umschiffen
kann, das die US-Wirtschaft zum Jahreswechsel in eine Rezession zu stürzen droht. Welches
Wahlergebnis eine Lösung dieses Problems am wahrscheinlichsten machen würde, kann heute
jedoch niemand seriös beurteilen. Schließlich kommt es auf die Kompromissbereitschaft bei-
der Seiten an. Je klarer der Sieg der einen Seite, desto geringer wird ihr Interesse sein, der
unterlegenen Seite Zugeständnisse zu machen.
Aufgrund des Wahlmännersystems bei der Präsidentschaftswahl und des Mehrheitswahlrechts bei
den Kongresswahlen sind landesweite Umfragen über die Absichten der Wähler häufig irre-
Kompromiss
führend. Die bei „Intrade.com“ aktiven Spekulanten halten derzeit für den wahrscheinlichsten
nach den Wahlen?
Wahlausgang, dass Barack Obama wiedergewählt wird und das Repräsentantenhaus in republika-
nischer, der Senat aber in demokratischer Hand bleibt. In dieser Konstellation müssten die Repub-
likaner, die seit Jahren in großer Mehrheit jede Form von Steuererhöhung kategorisch ablehnen,
wohl über ihren Schatten springen und einer Steuererhöhung für die Bezieher hoher Einkommen,
wie sie Präsident Obama seit langem fordert, zustimmen. Sie könnten dadurch die andernfalls
drohende Erhöhung der Steuern für alle Haushalte verhindern. Auch dürfte sich eine Mehrheit
finden, die anstehenden automatischen Ausgabenkürzungen zu verhindern oder zumindest abzu-
mildern. Wie geplant auslaufen dürften hingegen die 2010 als Stimulus eingeführten niedrigeren
Beiträge zur Rentenversicherung und die verlängerte Anspruchsdauer auf Arbeitslosenhilfe. Ein
solches Paket würde die Konjunktur dämpfen, sollte aber zu verkraften sein.
US-Wahlen: Bleibt alles beim Alten? „Fiscal Cliff“: Mittelweg am wahrscheinlichsten
Implizite Wahrscheinlichkeit laut Intrade, % Prozent bzw. Prozentpunkte
4 4
100 100
90
Republikanische Mehrheit 90
im Repräsentantenhaus 2 2
80 80
0 0
70 70
Keine Konsolidierung
60 60 -2 -2
50 50 Helaba-Basisszenario
Wiederwahl Obama -4 -4
40 40
30 30 aktuelle Gesetzeslage
-6 -6
20 20
-8 -8
10 Demokratische Mehrheit im Senat 10
Konjunktureller Impuls Reales Wachstum Budgetsaldo des Bundes
0 0 Prozentpunkte am BIP ggü. Vj. % am BIP
Dez 10 Mrz 11 Jun 11 Sep 11 Dez 11 Mrz 12 Jun 12 Sep 12
Quellen: Intrade.com, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Sollte sich herausstellen, dass man keinen derartigen Kompromiss finden kann, würden wir mit
einer neuerlichen temporären Verschiebung der Entscheidung um drei, sechs oder auch zwölf
Verschieben wir es doch
Monate rechnen. Ob dies eine gute Idee wäre, ist fraglich. Schließlich würde damit die Phase der
auf morgen…
Unsicherheit verlängert und es ist nicht abzusehen, warum sich die Sachlage in einem halben Jahr
in einem anderen Licht darstellen sollte.
Das Szenario eines Sturzes von der Klippe – mit einem negativen fiskalischen Impuls von rund
4 % am Bruttoinlandsprodukt – ist glücklicherweise recht unwahrscheinlich. Angesichts der fest-
gefahrenen Diskussion und der vergifteten politischen Atmosphäre lässt es sich aber auch nicht
ganz ausschließen. Zwar ist umstritten, welche genaue Wirkung dies auf die US-Wirtschaft hätte.
Eine Kontraktion zumindest im ersten Quartal wäre dann aber ziemlich wahrscheinlich.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 5
6. Wochenausblick
3 Charttechnik
Bund-Future: Uneinheitliches Bild Widerstände: 141,95 142,32 143,90
Stochastic Bund-Future (daily) Unterstützungen: 141,18 140,69 139,45
Dem Bund-Future ist es in der abgelaufenen Woche gelun-
gen, die abwärts gerichtete Trendlinie zu überwinden. Je-
doch erwies sich ungeachtet der unterstützenden Indika-
torenlage die Widerstandszone um 141,95 als massiv und
der erneute Test ist noch nicht abgeschlossen. Ein nachhal-
tiges Überwinden der Zone eröffnet zunächst Potenzial bis
142,32. Derweil gilt es zu beachten, dass die Wochentech-
nik nicht ohne Risiken ist. Zu nennen sind die Verkaufssig-
nale von MACD und DMI. Unterstützungen finden sich bei
141,18 und 140,69.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
EUR-USD: Zuletzt unter Druck Widerstände: 1,3084 1,3141 1,3172
MACD EUR-USD (weekly) Unterstützungen: 1,2832 1,2802 1,2754
Zum Schluss der Woche kam der Euro unter Druck, und
dabei wurde das Vorwochentief bei 1,2882 unterschritten.
Belastet wird der Euro durch die Situation im Tageschart.
Der MACD steht im Verkauf und Stochastic sowie RSI
richten sich gen Süden. Weitere Rücksetzer können nicht
ausgeschlossen werden. In diesem Fall sollte der Euro an
der 200-Tagelinie Unterstützung bekommen sowie am
Oktobertief bei 1,2802. Ein Durchrutschen bis zu 1,25er
Niveaus scheint angesichts der konstruktiven Wochentech-
nik aber nicht wahrscheinlich.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Gute Chancen für einen Ausbruch nach oben Widerstände: 7.410 7.450 7.480
DMI DAX (daily) Unterstützungen: 7.265 7.230 7.160
Zuletzt ist der DAX mehrfach am Widerstand bei 7.350
Punkten gescheitert. Diese Marke wird auch für die kurz-
und mittelfristige Bewegungsrichtung von großer Bedeutung
sein. Ein nachhaltiges Überschreiten ist die Grundvorausset-
zung für die Ausweitung des laufenden, tertiären Aufwärts-
impulses. Die Chancen, dass dies in Kürze gelingen könnte,
sind mit den letzten Kursgewinnen des DAX und dem damit
verbundenen Anstieg verschiedener Indikatoren größer
geworden. Die nächsten Kursziele finden sich dann bei
7.450 und 7.478 Punkten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 6
7. Wochenausblick
4 Helaba Kapitalmarktszenarien
Für unseren Kapitalmarktausblick 2012 haben wir das Thema „Helden- und Göttersagen“ ge-
wählt. Im Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 70 %) kann die
Hauptszenario: Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Gordischer Knoten Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Dennoch erfordert die Bewältigung der Krise Zeit, so
dass der Verlauf an den Kapitalmärkten stärker von politischen, denn von konjunkturellen Ein-
flussfaktoren bestimmt wird. Die großen Euroländer ringen weiterhin um eine Lösung, wobei sich
die Vorschläge stärker auf eine Vergemeinschaftung der Schulden fokussieren. Sie unterscheiden
sich dahin, ob dies mit oder ohne Aufgabe von nationalstaatlicher Souveränität einhergeht. Mit
weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen
wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Eine
weitere Vergemeinschaftung der europäischen Staatsschulden wird immer wahrscheinlicher. Der
konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern dürfte bis Jahresende nachlassen.
Insgesamt dürfte sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor allem dank einer expansiven
Geldpolitik festigen. Impulsgeber bleiben dabei die Schwellenländer. In den europäischen Prob-
lemländern wird der Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der
Restrukturierungen nehmen allmählich ab. In den USA kommt es dagegen im Wahljahr nicht zu
größeren Konsolidierungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen
wird. 2013 dürfte das globale BIP insgesamt wieder stärker expandieren.
In unserem positiven Szenario „Phönix aus der Asche“ (10 %) kann die Weltwirtschaft an das
überdurchschnittliche Wachstum 2010 anknüpfen. Befeuert wird dies von einer expansiven Aus-
Alternativszenario: richtung der Geld- und Fiskalpolitik. In den Euro-Ländern zeigen sich erste Erfolge der Strukturre-
Phönix aus der Asche formen, so dass auch dort die konjunkturelle Dynamik wieder zunimmt. Aktien strahlen heller
denn je und Renten verzeichnen im Gegenzug kräftige Kursverluste.
Im negativen Szenario „Sisyphus“ (20 %) fällt die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession und die
europäische Staatsschuldenkrise eskaliert. Die Industrieländer geraten in ein deflationäres Umfeld.
Alternativszenario: Europa schafft es nicht, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Vielmehr setzt eine
Sisyphus breite Kapitalflucht aus dem Euroraum ein. Der Versuch Staaten und Banken gleichzeitig zu retten
stellt sich als Sisyphusarbeit heraus. Anleger suchen Sicherheit, wovon der US-Dollar und Anlei-
hen höchster Bonität profitieren. Auf die Aktienmärkte hingegen rollt ein Einbruch zu.
Investmentszenarien 2012
Szenarien Wahrschein-
Wachstum Inflation Renten Euro Aktien
2012 lichkeit
Gordischer
70%
Knoten
Phönix aus
10%
der Asche
Sisyphus 20%
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 7
8. Wochenausblick
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle
In unserem Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 70 %) kann die
Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Mit weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven
Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt
sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Dabei zeichnet sich eine weitere Vergemeinschaftung
der europäischen Staatsschulden ab. Der konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern
dürfte bis Jahresende nachlassen. Insgesamt wird sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor
allem dank einer expansiven Geldpolitik festigen. In den europäischen Problemländern wird der
Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der Restrukturierungen neh-
men allmählich ab. In den USA kommt es im Wahljahr dagegen nicht zu größeren Konsolidie-
rungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen wird. 2013 dürfte das
globale BIP insgesamt wieder etwas stärker expandieren.
Rentenmärkte: Die EZB sorgt mit extrem niedrigen Leitzinsen, Liquiditätsmaßnahmen wie
Kaufprogrammen für Staatsanleihen gefährdeter Euro-Länder sowie Langfristtender für Finanz-
marktstabilität. Die hohe Unsicherheit um den Verbleib Griechenlands im Euroraum hat zu einer
extremen Risikowahrnehmung im Euroraum geführt. Investoren nehmen daher sogar eine negative
Realverzinsung für deutsche Staatsanleihen in Kauf. Da jedoch der finanzielle Verpflichtungsrah-
men Deutschlands im Zuge der Euro-Rettung weiter zunimmt, dürfte die Nachfrage nach sehr
teuren Bundesanleihen tendenziell sinken. Die langfristige Bonität Deutschlands wird zunehmend
kritisch hinterfragt. Die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen dürfte in Deutschland in der zwei-
ten Jahreshälfte zwischen 1,1 % und 2,0 % schwanken, in den USA zwischen 1,4 % und 2,2 %.
Euro: Die Sorgen um die europäische Schuldenkrise werden im zweiten Halbjahr 2012 dank poli-
tischer bzw. eher geldpolitischer Maßnahmen in den Hintergrund gedrängt. Die US-Geldpolitik
wird durch ein neues Kaufprogramm noch expansiver. Der Euro dürfte sich daher gegenüber dem
US-Dollar erholen. Der Euro-Dollar-Kurs sollte sich bis Ende 2012 im Bereich von 1,25 bis 1,40
bewegen.
Aktienmärkte: Mit einer Beruhigung der Schuldenkrise und wieder robusteren Konjunkturindika-
toren wird der Risikoappetit der Anleger zunehmen. Dies dürfte zu weiteren Umschichtungen
zugunsten von Aktien führen. Außerdem spricht die günstige Bewertung für Dividendentitel, zu-
mal die Liquiditätsversorgung auch künftig sehr großzügig ausfallen wird. Der DAX dürfte sich
daher deutlich oberhalb von 7.000 Punkten etablieren.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 8
9. Wochenausblick
Prognoseübersicht
Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
Veränderung gg.
reale Veränderung gg. Vorjahr in %
Vorjahr in %
2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p
Euroland 1,9 1,5 -0,3 0,7 1,6 2,7 2,5 2,3
Frankreich 1,6 1,7 0,3 1,0 1,7 2,3 2,4 2,2
Italien 1,8 0,6 -2,0 -0,5 1,6 2,9 3,2 2,5
Spanien -0,3 0,4 -1,3 -0,8 2,0 3,1 2,5 2,5
Griechenland -4,9 -7,1 -7,0 -2,0 4,7 3,1 1,0 0,5
Irland -0,8 1,4 0,5 1,5 -1,6 1,2 1,8 1,9
Portugal 1,4 -1,7 -3,5 -2,2 1,4 3,6 2,8 1,8
Deutschland* 4,0 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0
Großbritannien 1,8 0,9 -0,1 1,0 3,3 4,5 2,6 2,3
Schw eiz 3,0 1,9 0,9 1,2 0,7 0,2 -0,6 0,8
Schw eden 6,6 3,9 1,2 1,7 1,2 3,0 1,0 1,2
Polen 3,9 4,3 2,2 2,6 2,7 4,2 3,7 3,0
Ungarn 1,3 1,7 -1,2 1,0 4,9 3,9 5,9 4,5
Tschechien 2,7 1,7 -0,8 0,7 1,5 1,9 3,4 2,5
Russland 4,3 4,3 3,5 3,7 6,9 8,4 5,1 6,5
USA 2,4 1,8 2,2 2,0 1,6 3,1 2,0 1,4
Japan 4,5 -0,7 2,3 0,7 -0,7 -0,3 0,1 -0,2
Asien ohne Japan 8,4 6,4 5,7 6,2 5,1 5,9 5,0 5,0
China 10,4 9,2 7,9 8,4 3,3 5,3 3,0 3,5
Indien 9,6 6,9 5,8 6,5 12,0 8,9 9,2 8,2
Lateinamerika 6,0 4,3 3,0 4,0 5,9 6,5 6,0 6,0
Brasilien 7,6 2,7 1,5 3,5 5,0 6,6 5,3 5,7
Welt 4,8 3,4 3,0 3,4 2,9 3,9 3,1 2,9
p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 2. November 2012· © Helaba 9