1. Pressestelle
HAUSANSCHRIFT Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin
Presse- TEL
FAX
E-MAIL
INTERNET
+49 (0)30 18 529 - 3170
+49 (0)30 18 529 - 3179
pressestelle@bmelv.bund.de
www.bmelv.de
mitteilung
DATUM 13. August 2012
NUMMER 221
SPERRFRIST
Fleischqualität und Tierschutz verbinden
Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert ein
Innovationsprojekt zur Sicherstellung der Qualität von Schweinefleisch
Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert ein innovatives Projekt zur Sicherstellung
einer hohen und gleichbleibenden Qualität von Schweinefleisch. Ziel ist die Vermeidung von
Beeinträchtigungen des Geruchs und Geschmacks von Eberfleisch. In den kommenden drei
Jahren sollen neue Technologien und Lösungsansätze erforscht werden, die die
Vermarktung von Schweinefleisch ohne unangenehmen Ebergeruch sicherstellen. Noch ist
die Ferkelkastration die verbreitete Methode, um die Entwicklung von Ebergeruch zu
verhindern. Mit der Novelle des Tierschutzgesetztes will die Bundesregierung jedoch bis zum
Jahr 2017 aus der betäubungslosen Ferkelkastration aussteigen. Eine geeignete Alternative
ist die Ebermast. Das Forschungsprojekt soll eine breite Akzeptanz dieser Methode
herbeiführen.
„Mit dem Projekt leisten wir einen effektiven Beitrag zum Tierschutz und sichern die
Schweinefleischqualität. Das geplante Vorhaben hat das Potenzial, wichtige Bausteine für
einen praktikablen Weg zum kompletten Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration
zu liefern. Ziel ist die Sicherstellung, dass kein geruchsbelastetes Fleisch in den Handel
gelangt. Eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts würde wesentlich dazu beitragen, die
Akzeptanz und Wettbewerbsfähigkeit der Ebermast in Deutschland zu erhöhen und das
Verbrauchervertrauen zu sichern“, sagte Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär
bei der Bundeslandwirtschaftsministerin, am Montag bei der Überreichung der
Zuwendungsbescheide und der Projektpräsentation in Bonn. „Darüber hinaus könnte auch
2. DATUM 13. August 2012 SEITE 2 VON 2
NUMMER 221
SPERRFRIST
der Wegfall der unangenehmen und zeitaufwendigen Kastration zu einer enormen
Arbeitserleichterung in den landwirtschaftlichen Betrieben führen“, so Bleser.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unterstützt
das dreijährige Verbundvorhaben aus dem Programm zur Innovationsförderung mit rund 1,1
Millionen Euro; das Gesamtvolumen beträgt rund 1,7 Millionen Euro. Das Projekt ist Teil der
Strategie zur Verbesserung des Tierschutzes in Deutschland. In den Jahren 2013 – 2016
sollen zusätzlich 21 Millionen Euro für Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Tierschutz
bereitgestellt werden. Die Bundesregierung hat dies im Regierungsentwurf zum Haushalt
2013 und in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2016 so veranschlagt.
Das Verfahren der betäubungslosen chirurgischen Kastration ist ein Auslaufmodell. Es
verursacht bei den betroffenen Tieren Schmerzen und sollte aus Tierschutzgründen beendet
werden. Daher sieht der Vorschlag der Bundesregierung zur Änderung des
Tierschutzgesetzes einen Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration bis 2017 vor. Auch
die Europäische Kommission hat im Jahr 2010 das Ziel des vollständigen Verzichts auf die
Kastration zum 1. Januar 2018 gemeinsam mit den Vertretern von Landwirtschaft,
Einzelhandel, Forschung, Tierärzten und Tierschutz vereinbart. Bereits im Jahr 2008 hatte
die deutsche Wirtschaft in ihrer „Düsseldorfer Erklärung“ das Ziel formuliert, baldmöglichst
auf die Kastration von Ferkeln verzichten zu können.
Eine geeignete Alternative zur Ferkelkastration stellt die Ebermast dar. Das Problem: Die
Substanzen Androstenon und Skatol können im Fleisch von unkastrierten Ebern einen
Geruch und Geschmack verursachen, der von einigen Verbrauchern als störend
wahrgenommen wird. Um mögliche Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen beim
Schweinefleisch zu verhindern, verfolgt das Verbundprojekt zwei Lösungsansätze:
Einerseits sollen mit einer neuartigen Zuchtmethode und einer Analyse des
Erbmaterials diejenigen Tiere identifiziert werden, die eine hohe Skatol- und
Androstenonkonzentration im Fleisch aufweisen. Mit Hilfe dieser so genannten
„Genomischen Selektion“ können dann nur diejenigen Tiere zur Zucht verwendet
oder verarbeitet werden, die eine DNA-Variante aufweisen, die keine Geruchs- oder
Geschmacksbeeinträchtigungen hervorrufen.
Parallel dazu sollen auch die Verfahren der so genannten „humansensorischen
Beurteilung“ von Geruchsabweichungen weiter erforscht, optimiert und einer
Qualitätssicherung unterzogen werden. Dabei sollen Prüfer in die Lage versetzt
3. DATUM 13. August 2012 SEITE 3 VON 3
NUMMER 221
SPERRFRIST
werden, geruchsbelastetes Fleisch nach der Schlachtung zu identifizieren. Zudem
soll ein Biomarker als Indikator entwickelt werden.
Es ist zu erwarten, dass sich die Ebermast nicht nur in Deutschland sondern auch in anderen
europäischen Ländern zu einem Standardverfahren in der Schweineproduktion entwickelt.
Das Wissen über die genetischen Grundlagen des Merkmals Ebergeruch und die Ergebnisse
der humansensorischen Erfassung sollen in die Zuchtprogramme der Zuchtverbände und
Besamungsstationen und in die Betriebsabläufe der Schlachtunternehmen einfließen und
somit ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen.
Das Forschungsprojekt „Strategien zur Vermeidung von Geruchsabweichungen bei der Mast
unkastrierter männlicher Schweine (Strat-E-Ger)“ wird vom Institut für Tierwissenschaften der
Universität Bonn koordiniert. Projektpartner sind Schlachtunternehmen, Besamungsstationen
und ein Biotechnologieunternehmen. Koordiniert wird das Forschungsvorhaben durch die
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger.