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Imageanalyse (1): Autobauer




Crashtest fürs Image
Welche Autohersteller                   Die Gesamtreputation der Hersteller
genießen die beste
                                                                                               Qualität
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Kuhn, Kammann &
Kuhn und Hidden                                     mangelhaft
                                                                  nachlässig
                                                                                                  Qualität
                                                                                                                    ohne Mängel
                                                                                             praktisch
Images nahmen für                                                           unpraktisch
                                                                                                        weitsichtig sehr bekannt
                                                                                                                                       Empfehlung


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                                                           schlechter Service
                                                                                   unsolide
                                                                                                positiv
                                                                                                              Skoda
                                                                                                                 Peugeot
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                                                                                                 distanziert
                                                                                               Mercedes positives Bild                Erfahrung
                                                                                                                                                   einzigartig


unter die Lupe.                      negativ   �
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                                                         kalt
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                                                                                           Audi
                                                                                                   VW                 Anerkennung
                                                                                                                              Respekt
                                                                                                                                                attraktiv
                                                                                                                                                exzellent
                                                                                                                                                               �   positiv
                                                                                                                gutes Image
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                                                                                                 Perfektion
                                                       unzuverlässig           negativ                 BMW
                                                                                billig
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                                                                                     Misstrauen
                                                                                   unattraktiv
                                                                                                                      dynamisch
                                                                                                        entgegenkommend
zumindest in Sachen                                           Ford
                                                                            unerfahren
                                                                                                  Design
                                                                                                         repräsentativ
                                                                                                                              Interesse
                                                                                                         höflich
Ökologie und Nach­                                                 unsympathisch behaftet
                                                                            unglaubwürdig
                                                                                            altmodisch


haltigkeit weit voraus.
                                                                                                     freundlich
                                                                                                                               sympathisch
                                                              unfreundlich          Unverständnis         ehrlich
                                                                                                                 unbekannt
                                                                     schlechtes Bild
                                                                                                                                           Die Nähe eines Begriffs
                                                                                                                                           zur Marke zeigt, wie
                                                                                                     �
                                                                                                                                           häufig er online mit ihr
                                                                                               Emotion                                     verbunden wird.




           F
                 rankreich hat sich im Umwelt­ und Klimaschutz                          Und die Deutschen? Offenbar haben die einheimi­
                 bisher wenig hervorgetan. Ein Land, das so stark                    schen Qualitätsmarken das Thema Nachhaltigkeit den
                 auf Atomstrom setzt, dürfte es auch schwer haben,                   Franzosen überlassen. Kommunikativ stehen sie vor ty­
           ein grünes Image aufzubauen. Als Öko­Europameister                        pischen Ingenieursproblemen: „Bluetec“ (Mercedes) und
           kämen eher Atomaussteiger Deutschland sowie die skan­                     „EfficientDynamics“ (BMW) sind Vokabeln, die stark
           dinavischen Länder in Frage.                                              den technischen und damit rationalen Aspekt betonen.
              Doch weit gefehlt: In der Automobilindustrie haben
           französische Hersteller beim Thema Nachhaltigkeit die                     Nachhaltigkeit braucht Emotion Die Nachhaltig­
           europäische Konkurrenz abgehängt. Das zeigt die Unter­                    keitsdiskussion ist aber sehr emotional, sie hat viel mit
           suchung ihrer Onlinereputation von Kuhn, Kammann &                        bürgerlichen Werten und der Rückbesinnung auf eine
           Kuhn und Hidden Images. Allen davon fährt Peugeot.                        grundsätzliche Bescheidenheit ohne allzu große Show­
           Die Marke wird mit Begriffen wie „Erhalt“, „Schutz“,                      effekte zu tun, wie die aktuelle Diskussion um den so
           „Zukunft“ und „Sicherung“ verbunden (siehe Grafik                         genannten „Lohas“ zeigt (Lifestyle of Health and
           Seite n) – pathetischen Schlagwörtern, die stark                          Sustainability). In diesem Klima fährt man eher mit
           profilbildend wirken. Renault, fast genauso präsent, brin­                einem Peugeot zum Ökomarkt als mit einem Audi über
           gen die Quellen mit denselben Vokabeln in Verbindung.                     die Autobahn ins Designeroutlet.




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Imageanalyse (1): Autobauer


   Im Feld „Produktqualität“ gibt es ebenfalls über­
raschende Ergebnisse: Renault ist zur Stil­ und Niveau­
marke emporgestiegen – auf Augenhöhe mit Mercedes.          „Hidden Images“
Die Qualität der Daimler­Fahrzeuge wird eher kritisch       Der elektronische Meinungsforscher
gesehen, doch „Schönheit“, „Genuss“ und „Eleganz“
sind immer noch die Stärken der Marke.
   Audi steht fast ausschließlich für Spaß und Lebens­      Im Internet gibt es unzählige Websites, Foren, Blogs und
gefühl, ist „geil“, „cool“ und schlägt als Sportmarke       Plattformen – und überall wird über Unternehmen und
BMW und Porsche deutlich. Die Schattenseite: Die            Marken diskutiert. Die Software „Hidden Images“ versucht,
Sprache wirkt teilweise pubertär, und von „Klasse“ und      die Quellen systematisch auszuwerten.
„Perfektion“ ist die Marke weit entfernt (siehe Grafik
Seite n).

Porsche ist Kunst Porsche­Produkte dagegen haben
                                                            D     ie vorliegende Untersuchung umfasst die zehn in Deutschland nach
                                                                  Zulassungszahlen führenden Automarken sowie Porsche. In der
                                                            Studie wurden Felder wie Nachhaltigkeit, Reputation und Produktquali­
in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch mit einem         tät analysiert. Spitzenreiter bei den Trefferzahlen war am Tag des Zu­
Auto zu tun – sie werden eher als Kunstgegenstände be­      griffs (17. Mai 2008) BMW mit 2,1 Millionen Nennungen, Schlusslicht
trachtet, als „einzigartig“, „ergreifend“ und „faszinie­    Škoda kam immerhin auf knapp 400.000.
rend“. Bei Škoda erkennt man „Qualität“ und „Hoch­              Angesichts der Zahlen führt an einer automatisierten Auswertung der
wertigkeit“ an und registriert das Drängen in die           Funde kein Weg vorbei. Die Software „Hidden Images“ erledigt diese
Oberklasse. Die Kehrseite: Viele Quellen verbinden          Fleißarbeit. Zunächst trägt ein so genannter Metacrawler mithilfe von
Škoda auch mit „teuer“.                                     Suchmaschinen sämtliche online verfügbaren Texte zusammen, in denen
    Toyota – lange weltweit das Vorbild in Sachen Zuver­    die untersuchten Marken im Zusammenhang mit bestimmten, vorab
lässigkeit und Qualität – wird in diesem Zusammenhang       definierten Begriffen erwähnt werden. Beispielsweise enthält der Wort­
gar nicht wahrgenommen. Themen der japanischen              schatz zum Thema Nachhaltigkeit rund 120 Begriffe plus deren
Marke sind nur noch Technologie und der Hybrid­             Synonyme. Die Palette reicht von „Abgase“ bis „zukunftsfähig“. Bei der
antrieb. Sympathie, Emotionen oder gar Leidenschaft?        Suche berücksichtigt die Software Onlinemedien und die Websites von
Fehlanzeige. Selbst Opel scheint durch die Anstrengun­      TV­Sendern ebenso wie Beiträge in Foren und Weblogs. Printmedien
gen der vergangenen Jahre mehr positive Aufmerksam­         werden vor allem über ihre Onlineausgaben erfasst. Tabu sind nur die
keit auf sich zu ziehen als die Japaner – zumindest im      Homepages der untersuchten Unternehmen: Eigenlob wird ignoriert.
Hinblick auf die vermutete Qualität und das generelle           Hat der Metacrawler die Fundstellen zusammengetragen und zentral
Image.                                                      gespeichert, kommt „Hidden Images“ zum Einsatz. Zuerst werden abso­
    Ausschlaggebend für die Reputation eines Herstel­       lute Trefferzahlen ermittelt – je öfter ein Unternehmen im Zusammen­
lers sind die Aspekte Qualität, Stil und Praktikabilität.   hang mit einem Begriff auftaucht, desto wichtiger ist dieser. In der gra­
Corporate Social Responsibility spielt weder als Begriff    fischen Darstellung drückt sich die Bedeutung durch den Abstand aus:
noch inhaltlich eine Rolle – offenbar erwartet das          Wichtige Begriffe liegen näher am Markennamen, irrelevante bleiben auf
Publikum, dass ein Autohersteller in erster Linie über      Distanz. Bei den Abbildungen in diesem Beitrag wurden die Ergebnisse
seine Produkte Anerkennung erwirbt. Auch das Quali­         zur besseren Verständlichkeit zusätzlich in vier Quadranten sortiert.
tätsthema liegt heute gefühlt eher bei den Franzosen,           Die Auswertung der absoluten Zahlen erlaubt noch keinen Rück­
allen Pannenstatistiken zum Trotz. Peugeot ist hier ein­    schluss darauf, wie stark ein Unternehmen im betrachteten Feld profiliert
deutig profiliert über „Empfehlung“, „Zuverlässigkeit“      ist. Grund: Ein Hersteller, der eine Million mal genannt und bei jedem
und „Qualität“.                                             zehnten Treffer im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit erwähnt wird,
                                                            bringt es auf dieselbe Zahl von Nennungen wie der Mitbewerber, der nur
Ford schmiert online ab Beim Punkt „Werterhalt“             halb so oft zu finden ist, aber bei jedem fünften Eintrag mit dem Begriff
ist Peugeot ähnlich präsent wie Mercedes. Volkswagen        verbunden wird. Um eine Rangfolge zu ermitteln, greifen die Statistiker
steht für Begriffe wie „Verständnis“, „Anerkennung“,        auf Erwartungswerte zurück: Aus den Daten leiten sie ab, mit wie vielen
„Erfahrung“ – die guten alten Vertrauenswerte. Unter        Nennungen ein durchschnittlich profiliertes Unternehmen rechnen kann.
den stärksten Reputationstreibern der Wolfsburger ist       Dann lässt sich ermitteln, wer öfter als erwartbar mit Nachhaltigkeit in
allerdings auch „altmodisch“. Unterrepräsentiert ist VW     Verbindung gebracht wird, also in diesem Bereich hohe Reputation
bei „Zukunftsfähigkeit“ und „Dynamik“.                      genießt, und wer hinter den statistischen Erwartungen zurückbleibt.
    Ganz am Ende der Skala steht Ford: Die Marke ist            Die softwaregestützte Auswertung ist relativ immun gegen Manipula­
stigmatisiert durch Begriffe wie „schadhaft“, „proble­      tionsversuche oder Verzerrungen, die bei Befragungen entstehen kön­
matisch“, „billig“. Kein anderer Autobauer ist so negativ   nen. Auch gelingt es, einmalige Ereignisse – etwa eine Preisverleihung –
besetzt.              Carsten Rossi/Mathias Bucksteeg n     sinnvoll in den gesamten Kommunikationszusammenhang einzuordnen:
                                                            Löst das Ereignis Diskussionen und Erwähnungen im Internet aus, steigt
                                                            damit automatisch seine Relevanz. Bleibt es ohne Echo, verschwindet es
                                                            – zu Recht – in der Masse der Nennungen.                               n




prmagazin   7   2008                                                                                            31
Imageanalyse (1): Autobauer




                                      Nachhaltigkeit:
                                      Deutsche Automarken in der Imagefalle
                                   Mit sportlichen Komparativen à la schneller, höher, weiter ist in Sachen Nachhaltigkeit
                                   kein Blumentopf zu gewinnen. Statt Ökologie als bloßes Ausstattungmerkmal zu verkaufen,
                                   sollten sich die Hersteller konsequent darauf ausrichten.


                                   S   tuttgart, Zuffenhausen, Ingolstadt und München
                                       werden in absehbarer Zeit kaum der Nabel der
                                   Nachhaltigkeitswelt sein. Zu lange haben die dort an­
                                                                                                                               jedenfalls zeichnet sich der potentielle Abstieg schon
                                                                                                                               ab. Die wirklich wichtigen Player kommen von jen­
                                                                                                                               seits des Rheins.
                                   sässigen Autobauer Imagefaktoren und eine Marken­
                                   politik gepflegt, die in den aktuellen Diskussionen                                         Franzosen passen zum Zeitgeist Dass ausge­
                                   um CO2­Ausstoß, Klimawandel und hohe Spritpreise                                            rechnet die französische Konkurrenz in diesem Punkt
                                   kaum Punkte bringen. Die Olympioniken des „sport­                                           an den deutschen Herstellern vorbeizieht, ist aller­
                                   licher, schneller, exklusiver“ könnten sich angesichts                                      dings weniger deren aktives Verdienst als vielmehr
                                   der globalen Trends schnell als Hobbysportler ent­                                          der Gunst der Stunde geschuldet. Peugeot und Re­
                                   puppen. In der im Internet veröffentlichten Meinung                                         nault haben ein – viele Jahre lang eher nachteiliges –
                                                                                                                                          Markenguthaben, das heute perfekt in den
                                                                                                                                          Zeitgeist passt. Sie gelten nicht als sport­
   Das Image der Automobile                                                                                                               lich, dafür aber als wendig. Sie sind nicht
                                                                                                                                          exklusiv, sondern haben Stil. Fahrer eines
                                                            Niveau
                                                                 �
                                                                                                                                          Renaults oder Peugeots schwimmen eher
                                                                                      Spitzenklasse                                       mit, als dass sie drängeln. Kurz: Diese
                                                                                                             erstklassig
                                                                         Leistung                     hochwertig                          Marken sind sozial­, umwelt­ und zudem
                                                        Individualität   Sorgfalt          Fahrfreude             Klasse
                                                                                              originell                                   noch geldbeutelverträglich. Mit diesen
                                                              Effizienz Freiheit verlässlich                    Genuss
                                                               Kreativität     alltagstauglich agil        dynamisch                      Markenattributen lässt sich momentan gut
                                                     Auszeichnung
                                     elitär
                                                                  ausdrucksvoll
                                                                                                             Oberklasse                   wuchern.
                                                 teuer                          faszinierend
                          Risiko
                                                    Effektivität                                                                          Um dem Paroli bieten zu können, ge­
                                                                  Lebensgefühl
                                                   Entwicklung              Skoda                                                         nügt es nicht, Umweltverträglichkeit als
                                      Pannen                                                Perfektion
                                                                         Peugeot
                                rücksichtslos          exklusiv Opel
                                                                        luxuriös                 einzigartig
                                                                                                                                          Ausstattungsdetail zu verkaufen. Selbst
                                                        edel
                         langsam
                                            Angeber Design          aktiv aufregend
                                                                         anziehend
                                                                                                                                          Toyota, als Anbieter von Hybridfahrzeu­
            nicht alltagstauglich                              Renault        stark                   beeindrucken
                                        Alltag                  exzellent                      niveauvoll                                 gen eigentlich Anwärter auf eine Top­
                                                                       MercedesVW                    repräsentativ
                                 Ford                                                          elegant                                    platzierung, spielt im Onlinediskurs
negativ   �                                                       Porsche
                                                                                                                super
                                                                                                                         �   positiv
                                                              riskant
                                                               BMW Phantasie                  Rennen Sport
                                                                                                                                          überraschend keine wichtige Rolle: Die
                    zweitklassig                                           nicht alltäglich           Freude                              Deutschen sehen den Hybridantrieb offen­
                                    alt                                                         High Tech                                 kundig mittlerweile als technische Spie­
                                            Toyota               spannend
                                                     preiswert                                                                            lerei und diskutieren immer seltener
                                                                  Innovation                                                              darüber.
                                  uncool
                                                              einfallsreich       Audi          fesselnd                                  Das zeigt, dass technische Features kaum
                                                     Performance                 Lifestyle
                                                              Reiz                                                                        Imagegewinn bringen. Und deshalb fährt
                                                                       No Limits              Neugier
                                                                Speed
                                                                                                                                          auch Mercedes mit seinem bunten und
                                                                     Adrenalin           geil
                                                                                                                                          ziemlich unüberschaubaren Konglomerat
                                                                 herausfordernd
                                                                                                                                          von Aggregaten und Maßnahmen unter
                                                                 �
                                                                                                                                          mehreren Labels ohne klare Positionie­
                                                              Reiz                                                                        rung zumindest kommunikativ eher an die
                                                                                                                                          Wand als in die Zukunft.




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Imageanalyse (1): Autobauer



Als bester deutscher Autobauer kann in diesem Um­        demonstrieren und die Marke neu zu positionieren,
feld Volkswagen gelten. Bei allen Defiziten beweisen     braucht es mehr als technische Vokabeln: Gefordert
die Wolfsburger mit dem „Blue Motion“­Label wenigs­      sind stattdessen starke Botschaften, sichtbare Verän­
tens ansatzweise ein gutes Gespür für kommunikative      derungen und ein aktiv kommuniziertes und gelebtes
Trends und eine deutliche Positionierung.
Zum einen erscheint das „Blue“ in Ver­
bindung mit „Motion“ sinnvoller als das            Die Reputation der Hersteller im Bereich Nachhaltigkeit
„Blue“ in Kombination mit den Schlag­
wörtern „Hybrid“, „Efficiency“ oder „Tec“                                                            Technik
bei Mercedes. Denn obwohl der zweite                                                                      �

„MAP Report“ von Getty Images recht
                                                                                                    Innovation
deutlich zeigt, dass weltweit „grün“ mit
                                                                                                                              sauber
Umwelt assoziiert wird, ist es ein konse­                                                               Toyota
                                                                                                                    Hybrid
quenter Schachzug, eine der Primärfarben
                                                                                                                                        clean
des Unternehmens mit Nachhaltigkeit
aufzuladen.                                                                                                                     3-Liter
Zum anderen zeigt VW mit der Einfüh­                                                                                                neue Technologie
rung einer ganzen Linie unter dem Label                           veraltet
                                                                                                         Porsche                   solide
„BlueMotion“, was Nachhaltigkeit bedeu­                       ineffizient unökologisch
                                                              alte Technik Umweltverschmutzung                                               Effizienz
tet – nämlich Konsequenz. Umso mehr, als
                                                                  Ford                    dreckig                                   Einsparung
Volkswagen darüber hinaus offensiv auf         negativ �                                                  Renault                                           �   positiv
                                                                                     Audi BMW                                 emissionsarm
allen Ebenen und zu allen Themen der                                                          VW                                                  sparsam
                                                            Verschwendung                                       Opel        wenig Abgase
Nachhaltigkeit kommuniziert und agiert.                        zerstören
                                                                                       Mercedes                Peugeot rein
                                                                                                                  Skoda           beständig
                                                                                        rücksichtslos
Biodiversity, Wasserverbrauch, Erdgas­                                   viel CO2
                                                                                                            langfristig           verbessern
                                                                                                       ökologisch  reduzieren
                                                            Verschlechterung
fahrzeuge – als Roadshow, Umweltprä­                                       Rückschritt                        weiter verringern dauerhaft
dikat und Webspecial. Volkswagen spielt                          verschmutzen
                                                                                                      Verantwortung
                                                                                                                        zukunftsfähig
                                                                               schaden              erhalten
kommunikativ auf allen Kanälen und
                                                                                                               hochwertig
steht damit immerhin am Anfang einer                                                                              Klimaschutz
                                                                                                        Schutz Umweltschutz
Veränderung.                                                                                                   Übermorgen



Deutsche zu techniklastig Das ist
im Prinzip der richtige Weg, wenn auch                                                                            �

ein langer. Denn noch wird VW eher mit                                                                    Verantwortung
abgrenzenden Begriffen verbunden, mit
„Belastung“ und „Vergangenheit“. Und
die Strategie, auf Produktebene Umweltfreundlich­                        Engagement jenseits des klassischen Markenkerns.
keit quasi als Sonderausstattung anzubieten, ist ris­                    Warum nicht die vorhandenen Sponsoringressourcen
kant, denn die Deutschen messen die Umweltfreund­                        neu verteilen und mit gespendeten Geländewagen
lichkeit von Marken nicht an einzelnen Produkten,                        den Regenwald retten, statt in Monaco die Leit­
sondern am Gesamtbild.                                                   planken zu ruinieren?
Da wundert es nicht, dass Audi am Ende der Skala                         Es mag sein, dass manche Veränderungen das Aller­
steht und in Sachen Nachhaltigkeit vollkommen ohne                       heiligste einer Marke berühren. Aber wie auch der
Profil bleibt. BMWs „EfficientDynamics“ besitzt als                      13. Deutsche Trendtag in diesem Jahr ergab: Eine
(ingenieurs­)technischer Hintergrundbegriff eine we­                     Marke darf kein statisches Bild mehr sein. Es geht
sentlich geringere Sichtbarkeit als das Volkswagen­                      vielmehr um fortwährendes und aktives Identitäts­
Label.                                                                   management. Die Markenidentät ist in Interaktion
Wollen die deutschen Marken die Gunst der Stunde                         mit den Erwartungen der Kunden zu leben. Ein­
für sich nutzen, müssen sie Nachhaltigkeit konse­                        facher gesagt: Es überlebt, wer sich verändert – und
quent beweisen. Um einen deutlichen Wechsel zu                           die Veränderung kommuniziert.                      n




prmagazin     7   2008                                                                                                                         33

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Reputationsanalyse Automobilbranche - Chrashtest für's Image, KKundK

  • 1. Imageanalyse (1): Autobauer Crashtest fürs Image Welche Autohersteller Die Gesamtreputation der Hersteller genießen die beste Qualität Reputation im Netz? � Kuhn, Kammann & Kuhn und Hidden mangelhaft nachlässig Qualität ohne Mängel praktisch Images nahmen für unpraktisch weitsichtig sehr bekannt Empfehlung das prmagazin misslungen schlechter Service unsolide positiv Skoda Peugeot erreichbar hochwertig deutsche Foren, schlecht wertvoll Opel bekannt offen verlässlich Blogs, Webseiten unzufrieden Renault hervorragend fehlerlos viele Extras Porsche und Onlinemedien minderwertig fair Vertrauen Verständnis distanziert Mercedes positives Bild Erfahrung einzigartig unter die Lupe. negativ � schlechtes Image kalt Toyota Audi VW Anerkennung Respekt attraktiv exzellent � positiv gutes Image Ergebnis: Die Franzosen Perfektion unzuverlässig negativ BMW billig fahren den Deutschen abgewertet Misstrauen unattraktiv dynamisch entgegenkommend zumindest in Sachen Ford unerfahren Design repräsentativ Interesse höflich Ökologie und Nach­ unsympathisch behaftet unglaubwürdig altmodisch haltigkeit weit voraus. freundlich sympathisch unfreundlich Unverständnis ehrlich unbekannt schlechtes Bild Die Nähe eines Begriffs zur Marke zeigt, wie � häufig er online mit ihr Emotion verbunden wird. F rankreich hat sich im Umwelt­ und Klimaschutz Und die Deutschen? Offenbar haben die einheimi­ bisher wenig hervorgetan. Ein Land, das so stark schen Qualitätsmarken das Thema Nachhaltigkeit den auf Atomstrom setzt, dürfte es auch schwer haben, Franzosen überlassen. Kommunikativ stehen sie vor ty­ ein grünes Image aufzubauen. Als Öko­Europameister pischen Ingenieursproblemen: „Bluetec“ (Mercedes) und kämen eher Atomaussteiger Deutschland sowie die skan­ „EfficientDynamics“ (BMW) sind Vokabeln, die stark dinavischen Länder in Frage. den technischen und damit rationalen Aspekt betonen. Doch weit gefehlt: In der Automobilindustrie haben französische Hersteller beim Thema Nachhaltigkeit die Nachhaltigkeit braucht Emotion Die Nachhaltig­ europäische Konkurrenz abgehängt. Das zeigt die Unter­ keitsdiskussion ist aber sehr emotional, sie hat viel mit suchung ihrer Onlinereputation von Kuhn, Kammann & bürgerlichen Werten und der Rückbesinnung auf eine Kuhn und Hidden Images. Allen davon fährt Peugeot. grundsätzliche Bescheidenheit ohne allzu große Show­ Die Marke wird mit Begriffen wie „Erhalt“, „Schutz“, effekte zu tun, wie die aktuelle Diskussion um den so „Zukunft“ und „Sicherung“ verbunden (siehe Grafik genannten „Lohas“ zeigt (Lifestyle of Health and Seite n) – pathetischen Schlagwörtern, die stark Sustainability). In diesem Klima fährt man eher mit profilbildend wirken. Renault, fast genauso präsent, brin­ einem Peugeot zum Ökomarkt als mit einem Audi über gen die Quellen mit denselben Vokabeln in Verbindung. die Autobahn ins Designeroutlet. 30 prmagazin 7 2008
  • 2. Imageanalyse (1): Autobauer Im Feld „Produktqualität“ gibt es ebenfalls über­ raschende Ergebnisse: Renault ist zur Stil­ und Niveau­ marke emporgestiegen – auf Augenhöhe mit Mercedes. „Hidden Images“ Die Qualität der Daimler­Fahrzeuge wird eher kritisch Der elektronische Meinungsforscher gesehen, doch „Schönheit“, „Genuss“ und „Eleganz“ sind immer noch die Stärken der Marke. Audi steht fast ausschließlich für Spaß und Lebens­ Im Internet gibt es unzählige Websites, Foren, Blogs und gefühl, ist „geil“, „cool“ und schlägt als Sportmarke Plattformen – und überall wird über Unternehmen und BMW und Porsche deutlich. Die Schattenseite: Die Marken diskutiert. Die Software „Hidden Images“ versucht, Sprache wirkt teilweise pubertär, und von „Klasse“ und die Quellen systematisch auszuwerten. „Perfektion“ ist die Marke weit entfernt (siehe Grafik Seite n). Porsche ist Kunst Porsche­Produkte dagegen haben D ie vorliegende Untersuchung umfasst die zehn in Deutschland nach Zulassungszahlen führenden Automarken sowie Porsche. In der Studie wurden Felder wie Nachhaltigkeit, Reputation und Produktquali­ in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch mit einem tät analysiert. Spitzenreiter bei den Trefferzahlen war am Tag des Zu­ Auto zu tun – sie werden eher als Kunstgegenstände be­ griffs (17. Mai 2008) BMW mit 2,1 Millionen Nennungen, Schlusslicht trachtet, als „einzigartig“, „ergreifend“ und „faszinie­ Škoda kam immerhin auf knapp 400.000. rend“. Bei Škoda erkennt man „Qualität“ und „Hoch­ Angesichts der Zahlen führt an einer automatisierten Auswertung der wertigkeit“ an und registriert das Drängen in die Funde kein Weg vorbei. Die Software „Hidden Images“ erledigt diese Oberklasse. Die Kehrseite: Viele Quellen verbinden Fleißarbeit. Zunächst trägt ein so genannter Metacrawler mithilfe von Škoda auch mit „teuer“. Suchmaschinen sämtliche online verfügbaren Texte zusammen, in denen Toyota – lange weltweit das Vorbild in Sachen Zuver­ die untersuchten Marken im Zusammenhang mit bestimmten, vorab lässigkeit und Qualität – wird in diesem Zusammenhang definierten Begriffen erwähnt werden. Beispielsweise enthält der Wort­ gar nicht wahrgenommen. Themen der japanischen schatz zum Thema Nachhaltigkeit rund 120 Begriffe plus deren Marke sind nur noch Technologie und der Hybrid­ Synonyme. Die Palette reicht von „Abgase“ bis „zukunftsfähig“. Bei der antrieb. Sympathie, Emotionen oder gar Leidenschaft? Suche berücksichtigt die Software Onlinemedien und die Websites von Fehlanzeige. Selbst Opel scheint durch die Anstrengun­ TV­Sendern ebenso wie Beiträge in Foren und Weblogs. Printmedien gen der vergangenen Jahre mehr positive Aufmerksam­ werden vor allem über ihre Onlineausgaben erfasst. Tabu sind nur die keit auf sich zu ziehen als die Japaner – zumindest im Homepages der untersuchten Unternehmen: Eigenlob wird ignoriert. Hinblick auf die vermutete Qualität und das generelle Hat der Metacrawler die Fundstellen zusammengetragen und zentral Image. gespeichert, kommt „Hidden Images“ zum Einsatz. Zuerst werden abso­ Ausschlaggebend für die Reputation eines Herstel­ lute Trefferzahlen ermittelt – je öfter ein Unternehmen im Zusammen­ lers sind die Aspekte Qualität, Stil und Praktikabilität. hang mit einem Begriff auftaucht, desto wichtiger ist dieser. In der gra­ Corporate Social Responsibility spielt weder als Begriff fischen Darstellung drückt sich die Bedeutung durch den Abstand aus: noch inhaltlich eine Rolle – offenbar erwartet das Wichtige Begriffe liegen näher am Markennamen, irrelevante bleiben auf Publikum, dass ein Autohersteller in erster Linie über Distanz. Bei den Abbildungen in diesem Beitrag wurden die Ergebnisse seine Produkte Anerkennung erwirbt. Auch das Quali­ zur besseren Verständlichkeit zusätzlich in vier Quadranten sortiert. tätsthema liegt heute gefühlt eher bei den Franzosen, Die Auswertung der absoluten Zahlen erlaubt noch keinen Rück­ allen Pannenstatistiken zum Trotz. Peugeot ist hier ein­ schluss darauf, wie stark ein Unternehmen im betrachteten Feld profiliert deutig profiliert über „Empfehlung“, „Zuverlässigkeit“ ist. Grund: Ein Hersteller, der eine Million mal genannt und bei jedem und „Qualität“. zehnten Treffer im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit erwähnt wird, bringt es auf dieselbe Zahl von Nennungen wie der Mitbewerber, der nur Ford schmiert online ab Beim Punkt „Werterhalt“ halb so oft zu finden ist, aber bei jedem fünften Eintrag mit dem Begriff ist Peugeot ähnlich präsent wie Mercedes. Volkswagen verbunden wird. Um eine Rangfolge zu ermitteln, greifen die Statistiker steht für Begriffe wie „Verständnis“, „Anerkennung“, auf Erwartungswerte zurück: Aus den Daten leiten sie ab, mit wie vielen „Erfahrung“ – die guten alten Vertrauenswerte. Unter Nennungen ein durchschnittlich profiliertes Unternehmen rechnen kann. den stärksten Reputationstreibern der Wolfsburger ist Dann lässt sich ermitteln, wer öfter als erwartbar mit Nachhaltigkeit in allerdings auch „altmodisch“. Unterrepräsentiert ist VW Verbindung gebracht wird, also in diesem Bereich hohe Reputation bei „Zukunftsfähigkeit“ und „Dynamik“. genießt, und wer hinter den statistischen Erwartungen zurückbleibt. Ganz am Ende der Skala steht Ford: Die Marke ist Die softwaregestützte Auswertung ist relativ immun gegen Manipula­ stigmatisiert durch Begriffe wie „schadhaft“, „proble­ tionsversuche oder Verzerrungen, die bei Befragungen entstehen kön­ matisch“, „billig“. Kein anderer Autobauer ist so negativ nen. Auch gelingt es, einmalige Ereignisse – etwa eine Preisverleihung – besetzt. Carsten Rossi/Mathias Bucksteeg n sinnvoll in den gesamten Kommunikationszusammenhang einzuordnen: Löst das Ereignis Diskussionen und Erwähnungen im Internet aus, steigt damit automatisch seine Relevanz. Bleibt es ohne Echo, verschwindet es – zu Recht – in der Masse der Nennungen. n prmagazin 7 2008 31
  • 3. Imageanalyse (1): Autobauer Nachhaltigkeit: Deutsche Automarken in der Imagefalle Mit sportlichen Komparativen à la schneller, höher, weiter ist in Sachen Nachhaltigkeit kein Blumentopf zu gewinnen. Statt Ökologie als bloßes Ausstattungmerkmal zu verkaufen, sollten sich die Hersteller konsequent darauf ausrichten. S tuttgart, Zuffenhausen, Ingolstadt und München werden in absehbarer Zeit kaum der Nabel der Nachhaltigkeitswelt sein. Zu lange haben die dort an­ jedenfalls zeichnet sich der potentielle Abstieg schon ab. Die wirklich wichtigen Player kommen von jen­ seits des Rheins. sässigen Autobauer Imagefaktoren und eine Marken­ politik gepflegt, die in den aktuellen Diskussionen Franzosen passen zum Zeitgeist Dass ausge­ um CO2­Ausstoß, Klimawandel und hohe Spritpreise rechnet die französische Konkurrenz in diesem Punkt kaum Punkte bringen. Die Olympioniken des „sport­ an den deutschen Herstellern vorbeizieht, ist aller­ licher, schneller, exklusiver“ könnten sich angesichts dings weniger deren aktives Verdienst als vielmehr der globalen Trends schnell als Hobbysportler ent­ der Gunst der Stunde geschuldet. Peugeot und Re­ puppen. In der im Internet veröffentlichten Meinung nault haben ein – viele Jahre lang eher nachteiliges – Markenguthaben, das heute perfekt in den Zeitgeist passt. Sie gelten nicht als sport­ Das Image der Automobile lich, dafür aber als wendig. Sie sind nicht exklusiv, sondern haben Stil. Fahrer eines Niveau � Renaults oder Peugeots schwimmen eher Spitzenklasse mit, als dass sie drängeln. Kurz: Diese erstklassig Leistung hochwertig Marken sind sozial­, umwelt­ und zudem Individualität Sorgfalt Fahrfreude Klasse originell noch geldbeutelverträglich. Mit diesen Effizienz Freiheit verlässlich Genuss Kreativität alltagstauglich agil dynamisch Markenattributen lässt sich momentan gut Auszeichnung elitär ausdrucksvoll Oberklasse wuchern. teuer faszinierend Risiko Effektivität Um dem Paroli bieten zu können, ge­ Lebensgefühl Entwicklung Skoda nügt es nicht, Umweltverträglichkeit als Pannen Perfektion Peugeot rücksichtslos exklusiv Opel luxuriös einzigartig Ausstattungsdetail zu verkaufen. Selbst edel langsam Angeber Design aktiv aufregend anziehend Toyota, als Anbieter von Hybridfahrzeu­ nicht alltagstauglich Renault stark beeindrucken Alltag exzellent niveauvoll gen eigentlich Anwärter auf eine Top­ MercedesVW repräsentativ Ford elegant platzierung, spielt im Onlinediskurs negativ � Porsche super � positiv riskant BMW Phantasie Rennen Sport überraschend keine wichtige Rolle: Die zweitklassig nicht alltäglich Freude Deutschen sehen den Hybridantrieb offen­ alt High Tech kundig mittlerweile als technische Spie­ Toyota spannend preiswert lerei und diskutieren immer seltener Innovation darüber. uncool einfallsreich Audi fesselnd Das zeigt, dass technische Features kaum Performance Lifestyle Reiz Imagegewinn bringen. Und deshalb fährt No Limits Neugier Speed auch Mercedes mit seinem bunten und Adrenalin geil ziemlich unüberschaubaren Konglomerat herausfordernd von Aggregaten und Maßnahmen unter � mehreren Labels ohne klare Positionie­ Reiz rung zumindest kommunikativ eher an die Wand als in die Zukunft. 32 prmagazin 7 2008
  • 4. Imageanalyse (1): Autobauer Als bester deutscher Autobauer kann in diesem Um­ demonstrieren und die Marke neu zu positionieren, feld Volkswagen gelten. Bei allen Defiziten beweisen braucht es mehr als technische Vokabeln: Gefordert die Wolfsburger mit dem „Blue Motion“­Label wenigs­ sind stattdessen starke Botschaften, sichtbare Verän­ tens ansatzweise ein gutes Gespür für kommunikative derungen und ein aktiv kommuniziertes und gelebtes Trends und eine deutliche Positionierung. Zum einen erscheint das „Blue“ in Ver­ bindung mit „Motion“ sinnvoller als das Die Reputation der Hersteller im Bereich Nachhaltigkeit „Blue“ in Kombination mit den Schlag­ wörtern „Hybrid“, „Efficiency“ oder „Tec“ Technik bei Mercedes. Denn obwohl der zweite � „MAP Report“ von Getty Images recht Innovation deutlich zeigt, dass weltweit „grün“ mit sauber Umwelt assoziiert wird, ist es ein konse­ Toyota Hybrid quenter Schachzug, eine der Primärfarben clean des Unternehmens mit Nachhaltigkeit aufzuladen. 3-Liter Zum anderen zeigt VW mit der Einfüh­ neue Technologie rung einer ganzen Linie unter dem Label veraltet Porsche solide „BlueMotion“, was Nachhaltigkeit bedeu­ ineffizient unökologisch alte Technik Umweltverschmutzung Effizienz tet – nämlich Konsequenz. Umso mehr, als Ford dreckig Einsparung Volkswagen darüber hinaus offensiv auf negativ � Renault � positiv Audi BMW emissionsarm allen Ebenen und zu allen Themen der VW sparsam Verschwendung Opel wenig Abgase Nachhaltigkeit kommuniziert und agiert. zerstören Mercedes Peugeot rein Skoda beständig rücksichtslos Biodiversity, Wasserverbrauch, Erdgas­ viel CO2 langfristig verbessern ökologisch reduzieren Verschlechterung fahrzeuge – als Roadshow, Umweltprä­ Rückschritt weiter verringern dauerhaft dikat und Webspecial. Volkswagen spielt verschmutzen Verantwortung zukunftsfähig schaden erhalten kommunikativ auf allen Kanälen und hochwertig steht damit immerhin am Anfang einer Klimaschutz Schutz Umweltschutz Veränderung. Übermorgen Deutsche zu techniklastig Das ist im Prinzip der richtige Weg, wenn auch � ein langer. Denn noch wird VW eher mit Verantwortung abgrenzenden Begriffen verbunden, mit „Belastung“ und „Vergangenheit“. Und die Strategie, auf Produktebene Umweltfreundlich­ Engagement jenseits des klassischen Markenkerns. keit quasi als Sonderausstattung anzubieten, ist ris­ Warum nicht die vorhandenen Sponsoringressourcen kant, denn die Deutschen messen die Umweltfreund­ neu verteilen und mit gespendeten Geländewagen lichkeit von Marken nicht an einzelnen Produkten, den Regenwald retten, statt in Monaco die Leit­ sondern am Gesamtbild. planken zu ruinieren? Da wundert es nicht, dass Audi am Ende der Skala Es mag sein, dass manche Veränderungen das Aller­ steht und in Sachen Nachhaltigkeit vollkommen ohne heiligste einer Marke berühren. Aber wie auch der Profil bleibt. BMWs „EfficientDynamics“ besitzt als 13. Deutsche Trendtag in diesem Jahr ergab: Eine (ingenieurs­)technischer Hintergrundbegriff eine we­ Marke darf kein statisches Bild mehr sein. Es geht sentlich geringere Sichtbarkeit als das Volkswagen­ vielmehr um fortwährendes und aktives Identitäts­ Label. management. Die Markenidentät ist in Interaktion Wollen die deutschen Marken die Gunst der Stunde mit den Erwartungen der Kunden zu leben. Ein­ für sich nutzen, müssen sie Nachhaltigkeit konse­ facher gesagt: Es überlebt, wer sich verändert – und quent beweisen. Um einen deutlichen Wechsel zu die Veränderung kommuniziert. n prmagazin 7 2008 33