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Zur texttechnologischen Modellierung
linguistischer Korpora	

Georg Rehm
	

	

	

	

georg.rehm@gmail.com
	

http://georg-re.hm
	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischerBochum, 9. Juli 2007
Ruhr-Universität Korpora	

	


1/35
Gliederung	

• 

• 

SGML und XML: Metasprachen für
Auszeichnungssprachen	

Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora	

- 
- 

Anwendungen	


- 

Probleme	


- 
• 

Überblick	


Lösungsansatz	


Schlussfolgerungen und Ausblick	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


2/35
Markup-Sprachen – Auszeichnungssprachen	

• 

Erlauben die Verknüpfung von Text (Primärdaten) und Metadaten.	


• 

Beispiele: HTML, LaTeX, SGML, XML, troff, TexMecs, LMNL.	


• 

SGML und XML sind Metasprachen zur Definition von
Auszeichnungssprachen wie z.B. XHTML oder DocBook.	

-  SGML (1987): Standard Generalized Markup Language (ISO)	

-  XML (1998): Extensible Markup Language (W3C)	

-  Dokumentgrammatiken (z.B. DTDs) spezifizieren Regeln für gültige
Kombinationen von Elementen und Attributen.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


3/35
Von SGML und XML zur Texttechnologie	

• 

Traditionell das primäre Anwendungsgebiet von SGML/XML: Electronic
Publishing; seit 1990er Jahren: das Web.	

DTD-Fragment:	


!ELEMENT article (date, body)
!ELEMENT date
(month, day, year, time)
!ELEMENT body
(headline, paragraph+)
...

article	

body	


date	

month	


• 

Texttechnologie:	


day	


year	


time	


headline	


paragraph	


08	


08	


2003	


12:00	


Der ...	


Die ...	


	

Die linguistisch motivierte Informationsanreicherung und Verarbei-tung
digitaler Texte mit standardisierten Auszeichnungssprachen. 
(Rehm, 2004)	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


4/35
Gliederung	

• 

SGML und XML: Metasprachen für Auszeichnungssprachen	


• 

Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora	

-  Überblick	

-  Anwendungen	

-  Probleme	

-  Lösungsansatz	


• 

Schlussfolgerungen und Ausblick	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


5/35
Auszeichnungssprachen für die Korpusannotation	

• 

• 

“The nice thing about standards is that you have so many to chose from;
furthermore, if you do not like any of them, you can just wait for next
year’s model.” (Andrew Tanenbaum, 1981)	

Es existieren zahlreiche Werkzeuge, Formate und Standards zur
Auszeichnung von Korpora, z.B.:	

	

AGTK, Alembic Workbench, annotate, ATLAS, CES/XCES, CHILDES/
CHAT, CLaRK, CLinkA, CWB/CQP, ELAN, Exmaralda, GATE, HCRC
Map Task, ISLE, LACITO, LAF/DCR, LDC, MATE/NITE, MMAX, MUC,
NIST, NITE XML Toolkit, PALinkA, Partitur, Paula, Praat, SUSANNE/
CHRISTINE, Switchboard, Systemic Coder, TASX, TEI, TIMIT,
Treebank, TreeBanker, Tusnelda, WordFreak.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


6/35
Auszeichnungssprachen für die Korpusannotation	

• 

1. Generation 	

-  Einfache ASCII-Formate (z.B. csv oder tsv)	

-  Lisp-ähnliche Klammerformate (z.B. Penn Treebank)	

-  Linguistische Beschreibung: Wortarten, Syntax	


• 

2. Generation 	

-  SGML-, später auch XML-Anwendungen (z.B. TEI, CES, XCES)	

-  Zwei Paradigmen: Zeitachsen vs. Hierarchien	

-  Linguistische Beschreibung: Wortarten, Syntax, Semantik	


• 

3. Generation 	

-  Strikt Unicode- und XML-basiert	

-  Stand-off Annotation: Multiple linguistische Annotationsebenen beziehen sich auf ein
Set von Primärdaten (z.B. NITE, Paula)	

-  Einsatz weiterer Standards der XML-Familie (XPointer, XPath)	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


7/35
Zwei Paradigmen: Zeitachse vs. Hierarchie	

• 

Annotationsparadigma I: Zeitachse	

-  Die primäre Relation zwischen zwei Elementen ist definiert durch
ihre Positionen auf einer Zeitachse.	

-  Entspricht Annotationsgraphen (Bird und Liberman, 2001).	

-  Primär verwendet für Transkription gesprochener Sprache.	


• 

Annotationsparadigma II: Hierarchie	

-  Die primäre Relation zwischen zwei Elementen ist definiert durch
ihre Positionen in einer geordneten Hierarchie.	

-  Text als OHCO (“ordered hierarchy of content objects”).	

-  Primär verwendet für geschriebene Sprache.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


8/35
W3C Semantic Web: Stack of Standards	

Von der Bandbreite der zahlreichen W3CStandards wird derzeit im text- und
korpustechnologischen Bereich 
noch kein Gebrauch gemacht.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


9/35
Anwendungen linguistischer Korpora	

• 

Was Linguisten, Computerlinguisten, Informatiker etc. heutzutage gerne
mit linguistischen Korpora anstellen würden:	

-  Finden – um es z.B. zu vermeiden, unter Umständen extrem viel
Arbeit in den Aufbau eines Korpus zu investieren, wenn bereits ein
vergleichbares Korpus existiert.	

-  Recherche in Metadaten einer großen Korpuskollektion.	

-  Browsing und Visualisierung – Exploration eines Korpus bzw.
einer Gruppe von Korpora.	

-  Querying – Komplexe Anfragen stellen, und zwar an mehrere,
heterogen annotierte Korpora gleichzeitig.	

-  Ausdrucken bzw. in Publikationen übernehmen –
Multiple Ausgabeformate sollten unterstützt werden (auch Print und
gängige Textverarbeitungsformate).	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


10/35
Anwendungen linguistischer Korpora	

Status Quo	

Korpus1	


Korpus2	


Korpus3	


Korpus4	


Korpusn	


Suche	


Suche	


Suche	


Suche	


Suche	


TEI	


Exmaralda	


Tusnelda	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


XCES	


…	


11/35
Anwendungen linguistischer Korpora	

best case scenario	

Korpus1	

TEI	


Korpus2	

Exmaralda	


Korpus3	

Tusnelda	


Korpus4	

XCES	


Korpusn	

…	


Erzeugung von Interoperabilität durch eine Korpus-Datenbank	

Visualisieren (SVG)	

Browsing	

Suche etc.	


Transformieren (ODF)	

…	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


12/35
Formate zur Korpusannotation – Probleme	

• 

Heterogenität: Es existieren sehr viele Formate.	


• 

Formate nehmen immer Bezug auf eine linguistische Theorie:	

-  Theorie hat Einfluss auf Namen von Elementen und Attributen.	

-  Viele Formate sind daher konzeptionell nicht vereinbar 
(z.B. Konstituenz vs. Dependenz). 	


• 

• 

• 

Mangelnde Interoperabilität: Ein gemeinsames Format, das alle Formate
subsumiert, kann nicht geschaffen werden
(z.B. zeitachsensbasierte vs. hierarchische Annotation).	

Meist parallele Annotation mehrerer linguistischer Beschreibungs-ebenen
(Kompromisse gerade bei 2G-Ansätzen).	

Schlechte Anwendung von XML, z.B. PCDATA-Inhalt, der für
Primärdaten und für Annotationen gleichzeitig benutzt wird.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


13/35
Formate zur Korpusannotation – Lösungsansatz	

• 

Homogenisierung für die Interoperabilität:	

-  Konzeptionelle Angleichung der jeweiligen Notationsarten.	

§  XML-Ebene: 	

Elemente, Attribute, Text (PCDATA)	

§  Datenebene: 	

Primärdaten, Metadaten (d.h. Annotationen)	

-  Separierung der Annotationsebenen von single-file Korpora.	

§  Wesentliches Problem: Überlappende Annotationen.	


• 

Standard-konforme Datenhaltung (W3C, ISO TC37 SC4).	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


14/35
Formate zur Korpusannotation – Szenario	

• 

Ziel ist die Zusammenführung und Homogenisierung der Formate	

-  Tusnelda 	


	

SFB 441 „Linguistische Datenstrukturen“	


-  Exmaralda

	

SFB 538 „Mehrsprachigkeit“	


-  Paula 	

• 

	


	

SFB 632 „Informationsstruktur“	


Generalisierung über diese Formate, d.h. insbesondere über	

-  Hierarchische Annotation (Tusnelda) und	

-  Graphen-basierte Annotation (Exmaralda).	


• 

Konzeptionelle Anlehnung an Nite Object Model (Carletta, Kilgour,
O‘Donnell, Evert, Heid und Voormann, 2003) als Datenmodell.	

-  NOM erlaubt es, mehrere Bäume über Blätter zu spannen.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


15/35
Ziel: Annotationen mit mehrwurzligen Bäumen	

cat:
	


tobi:
	


frame
	

buy
	


syntax
	

S
	

syntax
	

VP
	

buy
	


prosody
	

H*
	


felement
	

agt
	


felement
	

pat
	


felement
	

ben
	


syntax
	

PP
	

for
	

child
	


antecedent	


:hlem	


word
man
NN

0.0	


word
bought
VBD

word
these
DT

1.0	


phase:
	


word
toys
NNS

word
for
IN

2.0	


gphase
	

prep
	


gphase
	

stroke
	


hand:
	

target:
	

type:
	


gphase
	

hold
	


gesture
	

right
	

toys
	

deictic
	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


tobi:
	


prosody
	

H*L
	


syntax
	

NP
	

child
	


syntax
	

NP
	

toy
	


syntax
	

NP
	

man
	

word
orth: the
pos: DT

:cat	

:prep	


word
his
PP$

word
children
NNS

3.0	


t [s]	


gphase
	

retract
	

gesture
	

hand:
	

left
	

type: discursive
	

	


16/35
Verarbeitung der Korpusdaten: Phase 1 (von 2)	

semiautomatische Verarbeitung der Ebene	

der physikalischen XML-Annotationsschichten	


Korpusn	

Korpus2	

Korpus1	


Beispiel: Tusnelda	


Format x	

(tag set)	


Format y	

(tag set)	


Format z	

(tag set)	


Beispiel: Leveler	


Tool1	


Tool2	


Tool3	


mehrwurzliger	

Baum	


mehrwurzliger	

Baum	


mehrwurzliger	

Baum	


XML Datenbank	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


17/35
Leveler: Separierung von Annotationsschichten	

• 

• 

• 

PHP und diverse
XSLT-Stylesheets	

Verarbeitet beliebige
XML-Dateien	

Ablauf (vereinfacht):	

1.  Korpus-Upload	

2.  Benennung der
Annotationsschichten	

3.  Zuordnung der
XML-Elemente
zu den Schichten
(nächste Folie)	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


18/35
Leveler: Separierung von Annotationsschichten	

• 

• 

• 

Separierung eines Korpus in
einzelne Schichten	

Von einem single-rooted tree zu
einem multi-rooted tree	

Im Folgenden: 	

-  Beispiel aus dem SFB 441,
Projekt A3 „Suboptimale
syntaktische Strukturen“
(Wolfgang Sternefeld)	

-  Annotationsformat: Tusnelda	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


19/35
Leveler: Anwendung	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


20/35
Leveler: Anwendung – orth Elemente	

Die Primärdaten (der eigentliche Textinhalt)

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


21/35
Leveler: Anwendung – #PCDATA Inhalt	

Primärdaten ≠ PCDATA-Inhalt

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


22/35
Leveler: Ergebnis der Anwendung	

Tokenweise Abbildung der Primärdaten auf Annotationsschichten	

Die Schwester t habe ich gestern von Sarah t kennengelernt
... Orth

.............................. Orth

... token

.............................. token

... POS: noun .............................. POS: verb
... Desc.

.............................. Desc.

... Morph:acc .............................. Morph:participle
... ---

.............................. ntNode

... ---

.............................. ntNodeCat

... ---

.............................. funct=head

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


23/35
Der Lösungsansatz im Detail	

• 

XML-basierte Korpora werden in einzelne XML-Dateien separiert.	

-  Diese Dateien entsprechen Annotationsschichten.	

-  Sie sind – einzeln – mit XML-Standardverfahren anfragbar.	


• 

• 

Problem: Die Menge von n XML-Dateien, die n Ebenen beschreiben, ist
nicht mit XML-Standardverfahren anfragbar.	

Zusätzliche Schwierigkeit:	

-  Die Korpora besitzen unterschiedliche Annotationsformate, d.h.	

-  Bezeichnungen von XML-Elementen und XML-Attributen sind nicht
einheitlich.	

-  Macht effizientes Querying nahezu unmöglich.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


24/35
Verarbeitung der Korpusdaten: Phase 2 (von 2)	

Manuelle Analyse der konzeptuellen Annotationsebenen	

und ihre Formalisierung als OWL-Ontologien	


semiautomatische Verarbeitung der Ebene	

der physikalischen XML-Annotationsschichten	


Korpus3	

Korpus2	

Korpus1	

Format x	

(tag set)	


Format y	

(tag set)	


Format z	

(tag set)	


Formales Mo-	

dell z (OWL)	


Formales Mo-	

dell y (OWL)	


Formales Mo-	

dell x (OWL)	


Tool1	


Tool2	


Tool3	


mehrwurzliger	

Baum	


mehrwurzliger	

Baum	


mehrwurzliger	

Baum	


Verknüpfung	


Annotations-	

schema x	


Verknüpfung	


Annotations-	

schema y	


Verknüpfung	


Annotations-	

schema z	


OWL-basierte Referenz-Ontologie	

linguistischer Termini und Konzepte	

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


XML Datenbank	


25/35
OWL-Ontologie zur Integration von Terminologien	

• 

Die Ontologie setzt die Elemente und Attribute von
Auszeichnungssprachen zueinander in Beziehung.	


• 

Initiale Exemplifizierung an part-of-speech tags.	


• 

Terminologische Referenz: EAGLES.	


• 

Status Quo: Integration von neun tag sets.	


• 

GOLD und DOLCE können als upper models 
eingesetzt werden.	


eagles.owl	


stts.owl	

susanne.owl	

menota.owl	


stts-link.rdf	


...	


susanne-link.rdf	

menota-link.rdf	


importiert	


verwendetes Modell	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


model.rdf	


26/35
Szenario: Querying schematisch	

Drei Korpora, die aus je vier Annotationsebenen bestehen, somit in drei mal
vier separate XML-Dateien aufgeteilt wurden und nun angefragt werden sollen.	


XML-11	


XML-12	


XML-13	


XML-14	


XML-21	


XML-22	


XML-23	


XML-24	


XML-31	


XML-32	


XML-33	


XML-34	


Anfrage	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


27/35
Konzeption der Query-Schnittstelle	

XML-11	


XML-12	


XML-13	


Querying mehrwurzliger Bäume mit XQuery-Anfragen erfordert zusätzlichen
Aufwand, der z.B. durch eine Erweiterung von eXist realisiert werden kann.	


XML-1n	

XML-21	


XML-22	


XML-23	


XML-2n	

XML-n1	


XML-n2	


XML-n3	


XML-nm	


XQuery-Engine	

Ontologie	


Input (XQuery)	


Output (XML)	


XML-Output kann wieder 	

als Input dienen.	


eXist	


Die Ontologie erzeugt einschrän-	

kende Klauseln für die XQuery-Formel.	


Visualisierung-1	

Dateinamen der beteiligten	

Annotationsebenen etc.	


Kompilierung einer
Zwischenrepräsentation	


Visualisierung-2	

Visualisierung-n	


XML-Repräsentation der	

Abfrage-Templates	


Grafischer Baukasten	

(Abfrage-Templates)	


Freie XQuery-Eingabe	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


28/35
Querying mehrwurzliger Bäume	

• 

Technologische Basis: XQuery; native XML-Datenbank eXist	


• 

Erweiterung von eXist: Drei Funktionen, implementiert in Java	

-  ds:layer()

	


	


-  seq:overlapping()
-  txt:get-text()
• 

	


	

Liefert das Wurzelelement eines Layers	

	

Liefert überlappende Elemente	

	

Liefert die Primärdaten für Elemente	


Prinzip der Formulierung von Querys:	

-  Spezifizierung der Annotationsebenen mittels XPath	

-  Ergebnisse der XPath-Anfragen werden durch Referenzen auf ein
gemeinsames Signal kombiniert (mittels seq:overlapping)	

-  Retrieval eines Teils der Primärdaten zur Generierung eines
Resultats (mittels txt:get-text)	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


29/35
Beispiel I: Grammatik/Intonation	

Primary Data	


signal id=A
Okay well you turn right and you go along the corridor and you turn left into the second little
corridor and as soon as you do that the office will be straight on your right
/signal

Clause Layer	


layer id=text_into.clause
clauses
clause comp=cont rel=init
Finde alle Intonationseinheiten, die eine Phrasengrenze beinhalten:	

seg s=0 e=23 sig=AOkay well you turn right/seg/clause
clause comp=cont rel=para
seg s=25 e=53 sig=Aand you go along the corridor/seg/clause
let
$c := ds:layer('text_into.clause')//clause
clause comp=cont rel=para
$i in ds:layer('text_into.inton')//inton-unit/t
seg s=55 e=103for
sig=Aand you turn left into the second little corridor/seg/clause
clause comp=cont rel=hypo
where count(seq:overlapping($i, $c)) gt 1
seg s=105 e=130 sig=Aand as soon as you do that/seg/clause
clause comp=fin return iunit{txt:get-text($i)}/iunit
seg s=132 e=172 sig=Athe office will be straight on your right/seg/clause
iunitridor and/iunit
clauses
/layer
layer id=text_into.inton
inton-units
inton-unit tone=t3
tseg s=0 e=17 sig=AOkay well you turn/seg/t
emphseg s=19 e=23 sig=Aright/seg/emph
/inton-unit
inton-unit tone=t3
tseg s=25 e=44 sig=Aand you go along the/seg/t
...
/inton-unit
/inton-units
/layer

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


Intonation Layer	


30/35
Beispiel II: Parallele Texte	

signal id=C.1Er schloss das Tor ab/signal
signal id=C.2He locked the gate/signal

Zwei Signale bzw. Primärdaten	


layer id=test_en_de.align
Alignment Layer	

alignment
align
i role=deseg s=0 alle englischen Verbformen (sowie ihre jeweiligen deutschen Über-setzungen),
Finde e=1 sig=C.1Er/seg/i
Part-of-speech Layer
i role=enseg s=0 e=1 sig=C.2He/seg/i
die sich ein oder zwei Tokens links von einem Artikel befinden:	

 (nicht dargestellt)
/align
align
for
$eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token,
i role=de
$aln in ds:layer('test_en_de.align')//align
seg s=3 e=9 sig=C.1schloss/seg
seg s=19 e=20 sig=C.1ab/seg
let
$next := $eng/following::token[position()2]
/i
where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en'])
i role=enseg s=3 e=8 sig=C.2locked/seg/i
and starts-with($eng/@pos, 'V')
/align
and starts-with($next/@feature, 'DT')
align
return
i role=deseg s=11 e=13 sig=C.1das/seg/i
t
i role=enseg s=10 e=12 sig=C.2the/seg/i
eng{txt:get-text($eng)}/eng
/align
align
ger{txt:get-text($aln//i[@role='de'])}/ger
i role=deseg s=15 e=17 sig=C.1Tor/seg/i
/t
i role=enseg s=14 e=17 sig=C.2gate/seg/i
/align
t
/alignment
englocked/eng
/layer
gerschloss ab/ger

/t

Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


31/35
Beispiel III: Querying mit der Ontologie	

• 

Der OntoClient expandiert abstrakte Bezeichnungen linguistischer
Konzepte und erzeugt auf diese Weise Query-Constraints:	

for

$eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token,
$aln in ds:layer('test_en_de.align')//align
let
$next := $eng/following::token[position()2]
where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en'])
and starts-with($eng/@pos, 'V')
and starts-with($next/@feature, 'DT')
return […]
$eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token,
$aln in ds:layer('test_en_de.align')//align
let
$next := $eng/following::token[position()2]
where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en'])
and {$eng in Verb}
and {$next in Determiner}
return […]

Ursprüngliche Query	


for

• 

Modifizierte Query	


Vorverarbeitung durch OntoClient
erzeugt XQuery-Formel	


Homogenisierung heterogener Auszeichnungssprachen durch
Abstraktion über die tatsächlichen Elementnamen.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


32/35
Gliederung	

• 

SGML und XML: Metasprachen für Auszeichnungssprachen	


• 

Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora	

-  Überblick	

-  Anwendungen	

-  Probleme	

-  Lösungsansatz	


• 

Schlussfolgerungen und Ausblick	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


33/35
Zusammenfassung	

• 
• 

Es existieren hunderte von Korpusannotationsformaten. 	

Lösungsansatz zur nachhaltigen Interoperabilität XML-annotierter
linguistischer Korpora:	

-  Separierung der eigentlichen Annotations-
schichten mit Werkzeugen (Leveler;
Splitter für Zeitachsen-Daten).	

-  OWL-Ontologie gewährleistet
Interoperabilität.	

-  Querying mehrwurzliger Bäume
erfordert Mehraufwand gegen-
über dem traditionellen 
XML-Paradigma.	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


34/35
Aktuelle Arbeiten und Ausblick	

• 

Implementierung einer nutzerfreundlichen Query-Schnittstelle 	


• 

Implementierung der Web-basierten Korpus-Plattform	


• 

• 

• 

Vollständige Aufbereitung der existierenden XML-basierten Korpora
und Import in die Korpus-Plattform	

Verarbeitung von legacy data – Korpora, die in anderen Formaten
vorliegen (z.B. MS Access, ASCII, IBM DB/2, MySQL etc.)	

Verarbeitung anderer Datentypen (semantische Lexika und mittels
Umfragen und Fragebögen erhobene Sprecherurteile)	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora	


35/35
Q/A	


Zur texttechnologischen Modellierung
linguistischer Korpora	

Georg Rehm
	

	

	

	

georg.rehm@gmail.com
	

http://georg-re.hm
	


Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischerBochum, 9. Juli 2007
Ruhr-Universität Korpora	

	


36/35

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Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora

  • 1. Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora Georg Rehm georg.rehm@gmail.com http://georg-re.hm Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischerBochum, 9. Juli 2007 Ruhr-Universität Korpora 1/35
  • 2. Gliederung •  •  SGML und XML: Metasprachen für Auszeichnungssprachen Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora -  -  Anwendungen -  Probleme -  •  Überblick Lösungsansatz Schlussfolgerungen und Ausblick Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 2/35
  • 3. Markup-Sprachen – Auszeichnungssprachen •  Erlauben die Verknüpfung von Text (Primärdaten) und Metadaten. •  Beispiele: HTML, LaTeX, SGML, XML, troff, TexMecs, LMNL. •  SGML und XML sind Metasprachen zur Definition von Auszeichnungssprachen wie z.B. XHTML oder DocBook. -  SGML (1987): Standard Generalized Markup Language (ISO) -  XML (1998): Extensible Markup Language (W3C) -  Dokumentgrammatiken (z.B. DTDs) spezifizieren Regeln für gültige Kombinationen von Elementen und Attributen. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 3/35
  • 4. Von SGML und XML zur Texttechnologie •  Traditionell das primäre Anwendungsgebiet von SGML/XML: Electronic Publishing; seit 1990er Jahren: das Web. DTD-Fragment: !ELEMENT article (date, body) !ELEMENT date (month, day, year, time) !ELEMENT body (headline, paragraph+) ... article body date month •  Texttechnologie: day year time headline paragraph 08 08 2003 12:00 Der ... Die ... Die linguistisch motivierte Informationsanreicherung und Verarbei-tung digitaler Texte mit standardisierten Auszeichnungssprachen. (Rehm, 2004) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 4/35
  • 5. Gliederung •  SGML und XML: Metasprachen für Auszeichnungssprachen •  Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora -  Überblick -  Anwendungen -  Probleme -  Lösungsansatz •  Schlussfolgerungen und Ausblick Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 5/35
  • 6. Auszeichnungssprachen für die Korpusannotation •  •  “The nice thing about standards is that you have so many to chose from; furthermore, if you do not like any of them, you can just wait for next year’s model.” (Andrew Tanenbaum, 1981) Es existieren zahlreiche Werkzeuge, Formate und Standards zur Auszeichnung von Korpora, z.B.: AGTK, Alembic Workbench, annotate, ATLAS, CES/XCES, CHILDES/ CHAT, CLaRK, CLinkA, CWB/CQP, ELAN, Exmaralda, GATE, HCRC Map Task, ISLE, LACITO, LAF/DCR, LDC, MATE/NITE, MMAX, MUC, NIST, NITE XML Toolkit, PALinkA, Partitur, Paula, Praat, SUSANNE/ CHRISTINE, Switchboard, Systemic Coder, TASX, TEI, TIMIT, Treebank, TreeBanker, Tusnelda, WordFreak. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 6/35
  • 7. Auszeichnungssprachen für die Korpusannotation •  1. Generation -  Einfache ASCII-Formate (z.B. csv oder tsv) -  Lisp-ähnliche Klammerformate (z.B. Penn Treebank) -  Linguistische Beschreibung: Wortarten, Syntax •  2. Generation -  SGML-, später auch XML-Anwendungen (z.B. TEI, CES, XCES) -  Zwei Paradigmen: Zeitachsen vs. Hierarchien -  Linguistische Beschreibung: Wortarten, Syntax, Semantik •  3. Generation -  Strikt Unicode- und XML-basiert -  Stand-off Annotation: Multiple linguistische Annotationsebenen beziehen sich auf ein Set von Primärdaten (z.B. NITE, Paula) -  Einsatz weiterer Standards der XML-Familie (XPointer, XPath) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 7/35
  • 8. Zwei Paradigmen: Zeitachse vs. Hierarchie •  Annotationsparadigma I: Zeitachse -  Die primäre Relation zwischen zwei Elementen ist definiert durch ihre Positionen auf einer Zeitachse. -  Entspricht Annotationsgraphen (Bird und Liberman, 2001). -  Primär verwendet für Transkription gesprochener Sprache. •  Annotationsparadigma II: Hierarchie -  Die primäre Relation zwischen zwei Elementen ist definiert durch ihre Positionen in einer geordneten Hierarchie. -  Text als OHCO (“ordered hierarchy of content objects”). -  Primär verwendet für geschriebene Sprache. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 8/35
  • 9. W3C Semantic Web: Stack of Standards Von der Bandbreite der zahlreichen W3CStandards wird derzeit im text- und korpustechnologischen Bereich noch kein Gebrauch gemacht. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 9/35
  • 10. Anwendungen linguistischer Korpora •  Was Linguisten, Computerlinguisten, Informatiker etc. heutzutage gerne mit linguistischen Korpora anstellen würden: -  Finden – um es z.B. zu vermeiden, unter Umständen extrem viel Arbeit in den Aufbau eines Korpus zu investieren, wenn bereits ein vergleichbares Korpus existiert. -  Recherche in Metadaten einer großen Korpuskollektion. -  Browsing und Visualisierung – Exploration eines Korpus bzw. einer Gruppe von Korpora. -  Querying – Komplexe Anfragen stellen, und zwar an mehrere, heterogen annotierte Korpora gleichzeitig. -  Ausdrucken bzw. in Publikationen übernehmen – Multiple Ausgabeformate sollten unterstützt werden (auch Print und gängige Textverarbeitungsformate). Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 10/35
  • 11. Anwendungen linguistischer Korpora Status Quo Korpus1 Korpus2 Korpus3 Korpus4 Korpusn Suche Suche Suche Suche Suche TEI Exmaralda Tusnelda Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora XCES … 11/35
  • 12. Anwendungen linguistischer Korpora best case scenario Korpus1 TEI Korpus2 Exmaralda Korpus3 Tusnelda Korpus4 XCES Korpusn … Erzeugung von Interoperabilität durch eine Korpus-Datenbank Visualisieren (SVG) Browsing Suche etc. Transformieren (ODF) … Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 12/35
  • 13. Formate zur Korpusannotation – Probleme •  Heterogenität: Es existieren sehr viele Formate. •  Formate nehmen immer Bezug auf eine linguistische Theorie: -  Theorie hat Einfluss auf Namen von Elementen und Attributen. -  Viele Formate sind daher konzeptionell nicht vereinbar (z.B. Konstituenz vs. Dependenz). •  •  •  Mangelnde Interoperabilität: Ein gemeinsames Format, das alle Formate subsumiert, kann nicht geschaffen werden (z.B. zeitachsensbasierte vs. hierarchische Annotation). Meist parallele Annotation mehrerer linguistischer Beschreibungs-ebenen (Kompromisse gerade bei 2G-Ansätzen). Schlechte Anwendung von XML, z.B. PCDATA-Inhalt, der für Primärdaten und für Annotationen gleichzeitig benutzt wird. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 13/35
  • 14. Formate zur Korpusannotation – Lösungsansatz •  Homogenisierung für die Interoperabilität: -  Konzeptionelle Angleichung der jeweiligen Notationsarten. §  XML-Ebene: Elemente, Attribute, Text (PCDATA) §  Datenebene: Primärdaten, Metadaten (d.h. Annotationen) -  Separierung der Annotationsebenen von single-file Korpora. §  Wesentliches Problem: Überlappende Annotationen. •  Standard-konforme Datenhaltung (W3C, ISO TC37 SC4). Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 14/35
  • 15. Formate zur Korpusannotation – Szenario •  Ziel ist die Zusammenführung und Homogenisierung der Formate -  Tusnelda SFB 441 „Linguistische Datenstrukturen“ -  Exmaralda SFB 538 „Mehrsprachigkeit“ -  Paula •  SFB 632 „Informationsstruktur“ Generalisierung über diese Formate, d.h. insbesondere über -  Hierarchische Annotation (Tusnelda) und -  Graphen-basierte Annotation (Exmaralda). •  Konzeptionelle Anlehnung an Nite Object Model (Carletta, Kilgour, O‘Donnell, Evert, Heid und Voormann, 2003) als Datenmodell. -  NOM erlaubt es, mehrere Bäume über Blätter zu spannen. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 15/35
  • 16. Ziel: Annotationen mit mehrwurzligen Bäumen cat: tobi: frame buy syntax S syntax VP buy prosody H* felement agt felement pat felement ben syntax PP for child antecedent :hlem word man NN 0.0 word bought VBD word these DT 1.0 phase: word toys NNS word for IN 2.0 gphase prep gphase stroke hand: target: type: gphase hold gesture right toys deictic Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora tobi: prosody H*L syntax NP child syntax NP toy syntax NP man word orth: the pos: DT :cat :prep word his PP$ word children NNS 3.0 t [s] gphase retract gesture hand: left type: discursive 16/35
  • 17. Verarbeitung der Korpusdaten: Phase 1 (von 2) semiautomatische Verarbeitung der Ebene der physikalischen XML-Annotationsschichten Korpusn Korpus2 Korpus1 Beispiel: Tusnelda Format x (tag set) Format y (tag set) Format z (tag set) Beispiel: Leveler Tool1 Tool2 Tool3 mehrwurzliger Baum mehrwurzliger Baum mehrwurzliger Baum XML Datenbank Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 17/35
  • 18. Leveler: Separierung von Annotationsschichten •  •  •  PHP und diverse XSLT-Stylesheets Verarbeitet beliebige XML-Dateien Ablauf (vereinfacht): 1.  Korpus-Upload 2.  Benennung der Annotationsschichten 3.  Zuordnung der XML-Elemente zu den Schichten (nächste Folie) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 18/35
  • 19. Leveler: Separierung von Annotationsschichten •  •  •  Separierung eines Korpus in einzelne Schichten Von einem single-rooted tree zu einem multi-rooted tree Im Folgenden: -  Beispiel aus dem SFB 441, Projekt A3 „Suboptimale syntaktische Strukturen“ (Wolfgang Sternefeld) -  Annotationsformat: Tusnelda Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 19/35
  • 20. Leveler: Anwendung Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 20/35
  • 21. Leveler: Anwendung – orth Elemente Die Primärdaten (der eigentliche Textinhalt) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 21/35
  • 22. Leveler: Anwendung – #PCDATA Inhalt Primärdaten ≠ PCDATA-Inhalt Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 22/35
  • 23. Leveler: Ergebnis der Anwendung Tokenweise Abbildung der Primärdaten auf Annotationsschichten Die Schwester t habe ich gestern von Sarah t kennengelernt ... Orth .............................. Orth ... token .............................. token ... POS: noun .............................. POS: verb ... Desc. .............................. Desc. ... Morph:acc .............................. Morph:participle ... --- .............................. ntNode ... --- .............................. ntNodeCat ... --- .............................. funct=head Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 23/35
  • 24. Der Lösungsansatz im Detail •  XML-basierte Korpora werden in einzelne XML-Dateien separiert. -  Diese Dateien entsprechen Annotationsschichten. -  Sie sind – einzeln – mit XML-Standardverfahren anfragbar. •  •  Problem: Die Menge von n XML-Dateien, die n Ebenen beschreiben, ist nicht mit XML-Standardverfahren anfragbar. Zusätzliche Schwierigkeit: -  Die Korpora besitzen unterschiedliche Annotationsformate, d.h. -  Bezeichnungen von XML-Elementen und XML-Attributen sind nicht einheitlich. -  Macht effizientes Querying nahezu unmöglich. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 24/35
  • 25. Verarbeitung der Korpusdaten: Phase 2 (von 2) Manuelle Analyse der konzeptuellen Annotationsebenen und ihre Formalisierung als OWL-Ontologien semiautomatische Verarbeitung der Ebene der physikalischen XML-Annotationsschichten Korpus3 Korpus2 Korpus1 Format x (tag set) Format y (tag set) Format z (tag set) Formales Mo- dell z (OWL) Formales Mo- dell y (OWL) Formales Mo- dell x (OWL) Tool1 Tool2 Tool3 mehrwurzliger Baum mehrwurzliger Baum mehrwurzliger Baum Verknüpfung Annotations- schema x Verknüpfung Annotations- schema y Verknüpfung Annotations- schema z OWL-basierte Referenz-Ontologie linguistischer Termini und Konzepte Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora XML Datenbank 25/35
  • 26. OWL-Ontologie zur Integration von Terminologien •  Die Ontologie setzt die Elemente und Attribute von Auszeichnungssprachen zueinander in Beziehung. •  Initiale Exemplifizierung an part-of-speech tags. •  Terminologische Referenz: EAGLES. •  Status Quo: Integration von neun tag sets. •  GOLD und DOLCE können als upper models eingesetzt werden. eagles.owl stts.owl susanne.owl menota.owl stts-link.rdf ... susanne-link.rdf menota-link.rdf importiert verwendetes Modell Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora model.rdf 26/35
  • 27. Szenario: Querying schematisch Drei Korpora, die aus je vier Annotationsebenen bestehen, somit in drei mal vier separate XML-Dateien aufgeteilt wurden und nun angefragt werden sollen. XML-11 XML-12 XML-13 XML-14 XML-21 XML-22 XML-23 XML-24 XML-31 XML-32 XML-33 XML-34 Anfrage Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 27/35
  • 28. Konzeption der Query-Schnittstelle XML-11 XML-12 XML-13 Querying mehrwurzliger Bäume mit XQuery-Anfragen erfordert zusätzlichen Aufwand, der z.B. durch eine Erweiterung von eXist realisiert werden kann. XML-1n XML-21 XML-22 XML-23 XML-2n XML-n1 XML-n2 XML-n3 XML-nm XQuery-Engine Ontologie Input (XQuery) Output (XML) XML-Output kann wieder als Input dienen. eXist Die Ontologie erzeugt einschrän- kende Klauseln für die XQuery-Formel. Visualisierung-1 Dateinamen der beteiligten Annotationsebenen etc. Kompilierung einer Zwischenrepräsentation Visualisierung-2 Visualisierung-n XML-Repräsentation der Abfrage-Templates Grafischer Baukasten (Abfrage-Templates) Freie XQuery-Eingabe Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 28/35
  • 29. Querying mehrwurzliger Bäume •  Technologische Basis: XQuery; native XML-Datenbank eXist •  Erweiterung von eXist: Drei Funktionen, implementiert in Java -  ds:layer() -  seq:overlapping() -  txt:get-text() •  Liefert das Wurzelelement eines Layers Liefert überlappende Elemente Liefert die Primärdaten für Elemente Prinzip der Formulierung von Querys: -  Spezifizierung der Annotationsebenen mittels XPath -  Ergebnisse der XPath-Anfragen werden durch Referenzen auf ein gemeinsames Signal kombiniert (mittels seq:overlapping) -  Retrieval eines Teils der Primärdaten zur Generierung eines Resultats (mittels txt:get-text) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 29/35
  • 30. Beispiel I: Grammatik/Intonation Primary Data signal id=A Okay well you turn right and you go along the corridor and you turn left into the second little corridor and as soon as you do that the office will be straight on your right /signal Clause Layer layer id=text_into.clause clauses clause comp=cont rel=init Finde alle Intonationseinheiten, die eine Phrasengrenze beinhalten: seg s=0 e=23 sig=AOkay well you turn right/seg/clause clause comp=cont rel=para seg s=25 e=53 sig=Aand you go along the corridor/seg/clause let $c := ds:layer('text_into.clause')//clause clause comp=cont rel=para $i in ds:layer('text_into.inton')//inton-unit/t seg s=55 e=103for sig=Aand you turn left into the second little corridor/seg/clause clause comp=cont rel=hypo where count(seq:overlapping($i, $c)) gt 1 seg s=105 e=130 sig=Aand as soon as you do that/seg/clause clause comp=fin return iunit{txt:get-text($i)}/iunit seg s=132 e=172 sig=Athe office will be straight on your right/seg/clause iunitridor and/iunit clauses /layer layer id=text_into.inton inton-units inton-unit tone=t3 tseg s=0 e=17 sig=AOkay well you turn/seg/t emphseg s=19 e=23 sig=Aright/seg/emph /inton-unit inton-unit tone=t3 tseg s=25 e=44 sig=Aand you go along the/seg/t ... /inton-unit /inton-units /layer Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora Intonation Layer 30/35
  • 31. Beispiel II: Parallele Texte signal id=C.1Er schloss das Tor ab/signal signal id=C.2He locked the gate/signal Zwei Signale bzw. Primärdaten layer id=test_en_de.align Alignment Layer alignment align i role=deseg s=0 alle englischen Verbformen (sowie ihre jeweiligen deutschen Über-setzungen), Finde e=1 sig=C.1Er/seg/i Part-of-speech Layer i role=enseg s=0 e=1 sig=C.2He/seg/i die sich ein oder zwei Tokens links von einem Artikel befinden: (nicht dargestellt) /align align for $eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token, i role=de $aln in ds:layer('test_en_de.align')//align seg s=3 e=9 sig=C.1schloss/seg seg s=19 e=20 sig=C.1ab/seg let $next := $eng/following::token[position()2] /i where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en']) i role=enseg s=3 e=8 sig=C.2locked/seg/i and starts-with($eng/@pos, 'V') /align and starts-with($next/@feature, 'DT') align return i role=deseg s=11 e=13 sig=C.1das/seg/i t i role=enseg s=10 e=12 sig=C.2the/seg/i eng{txt:get-text($eng)}/eng /align align ger{txt:get-text($aln//i[@role='de'])}/ger i role=deseg s=15 e=17 sig=C.1Tor/seg/i /t i role=enseg s=14 e=17 sig=C.2gate/seg/i /align t /alignment englocked/eng /layer gerschloss ab/ger /t Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 31/35
  • 32. Beispiel III: Querying mit der Ontologie •  Der OntoClient expandiert abstrakte Bezeichnungen linguistischer Konzepte und erzeugt auf diese Weise Query-Constraints: for $eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token, $aln in ds:layer('test_en_de.align')//align let $next := $eng/following::token[position()2] where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en']) and starts-with($eng/@pos, 'V') and starts-with($next/@feature, 'DT') return […] $eng in ds:layer('test_en.pos.tnt')//token, $aln in ds:layer('test_en_de.align')//align let $next := $eng/following::token[position()2] where seq:overlapping($eng, $aln//i[@role='en']) and {$eng in Verb} and {$next in Determiner} return […] Ursprüngliche Query for •  Modifizierte Query Vorverarbeitung durch OntoClient erzeugt XQuery-Formel Homogenisierung heterogener Auszeichnungssprachen durch Abstraktion über die tatsächlichen Elementnamen. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 32/35
  • 33. Gliederung •  SGML und XML: Metasprachen für Auszeichnungssprachen •  Auszeichnungssprachen für die Annotation von Korpora -  Überblick -  Anwendungen -  Probleme -  Lösungsansatz •  Schlussfolgerungen und Ausblick Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 33/35
  • 34. Zusammenfassung •  •  Es existieren hunderte von Korpusannotationsformaten. Lösungsansatz zur nachhaltigen Interoperabilität XML-annotierter linguistischer Korpora: -  Separierung der eigentlichen Annotations- schichten mit Werkzeugen (Leveler; Splitter für Zeitachsen-Daten). -  OWL-Ontologie gewährleistet Interoperabilität. -  Querying mehrwurzliger Bäume erfordert Mehraufwand gegen- über dem traditionellen XML-Paradigma. Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 34/35
  • 35. Aktuelle Arbeiten und Ausblick •  Implementierung einer nutzerfreundlichen Query-Schnittstelle •  Implementierung der Web-basierten Korpus-Plattform •  •  •  Vollständige Aufbereitung der existierenden XML-basierten Korpora und Import in die Korpus-Plattform Verarbeitung von legacy data – Korpora, die in anderen Formaten vorliegen (z.B. MS Access, ASCII, IBM DB/2, MySQL etc.) Verarbeitung anderer Datentypen (semantische Lexika und mittels Umfragen und Fragebögen erhobene Sprecherurteile) Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora 35/35
  • 36. Q/A Zur texttechnologischen Modellierung linguistischer Korpora Georg Rehm georg.rehm@gmail.com http://georg-re.hm Georg Rehm: Zur texttechnologischen Modellierung linguistischerBochum, 9. Juli 2007 Ruhr-Universität Korpora 36/35