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Notas do Editor

  1. Sozialer dynamischer Prozess, zwischen Personen spiegelt und verfestigt sich in Artefakte, Handlungsweisen, Institutionen Rahmen es sozialen Handelns, in dem Fragen wie wichtig/unwichtig, richtig und falsch, schön oder hässlich verhandelt werden
  2. Nicht symbolishces Beiwerk, oder überbau, sondern grundlage des Handelns ermöglicht, zwischen verschiedenen Handlungsalternativen zu entscheiden
  3. Diese Struktur hat sich vor kurzem fundamental verändert. Medien-theoretische Perspektive: Folge eines Medienwandels, der verändert wie Menschen sich selbst, die Welt und ihre Position daran wahrnehmen und entsprechende Handlungsstrategien entwickeln.
  4. Eine zentrale Folge diese Wandels ist, dass wir diese Aushandlungsprozesse nicht mehr auf Basis sehr kleiner, sondern sehr grosser Datensätze vollziehen. Quantitative Veränderung, die aber tiefgreifende qualitative Konsequenzen hat. Daten hier: nicht maschinen-generiete Daten (die bei big data oft im Zentrum stehen), sondern kulturelle „Werke“, also Dinge, die von Menschen mit einem expliziten Bedeutungsanspruch gemacht wurden.
  5. Grosse Datenmengen kommen daher, dass immer Menschen, auf immer mehr kulturellen Feldern aktiv sind, und dass sie dabei immer komplexere technologische Nutzen, die das nicht nur ermöglichen, sondern normalisieren und damit zu einer Situation führen, in der das normal und erwartet ist. War kommunzieren ausserhalb des privaten Raums einst ein privileg, ist es heute ein Imerativ.
  6. Aber woher kommen alle diese Menschen, die jetzt plötzlich mit eigenen Bedeutungsansprüchen hervortreten? 1. Neue Ansprüche durch die Arbeitswelt: expressivität, kreatvität, kommunikationsfähigkeit 2. Gesellschaftliche Wandel ermöglicht es immer mehr Personen, die bisher marginalisiert war, sich, ihre Erfahrungen und ihre Ansprüche zu artikulieren. 3. Diese Prozesse blieben aber nicht auf den Westen beschränkt, vielmehr drängen immer mehr kulturelle Erfahrungen in die Verhandlung hinein, durch globalisierung und Migration.
  7. Immer mehr dimensionen des Alltags und des Lebens werden kulturalisiert. Es gibt fast nichts mehr, was nicht designed werden könnte, von einfachen Objekten über Prozesse, Instutionen, Städte, Pflanzen und ja sogar Babies. Design heisst immer, dass Optionen bestehen, die gestaltet werden müssen. Und wo Optionen bestehen, da besteht kultur, weil diese Optionen verhandelt werden müssen.
  8. Solch basale Dinge wie der Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Mutterschaft sind plötzlich Verhandlungssache, und damit kulturell. Wie wollen die das Wetter gestalten? Oder wie können wir die nächsen 100'000 Jahre organisieren, damit wir mit den Atommüll sicher verwahren können.Solcge Fragen waren einst Schicksal oder wurden bestenfalls durch Mythen abgedeckt. Nun aber sind die Streitfragen, und damit kulturell.
  9. All diese Verhandlungen führen zu einer explosion der Kommunikation. Alles muss dauernd von allen verhandelt werden. Nicht zu letzt, weil es für viele Dinge keinen fixen Konsens mehr gibt.
  10. Um diese grossen Kommunikationsmengen zu ermöglichen, braucht es neue Infrastrukturen.
  11. Diese ist, etwas vereinfacht, das Internet, und es hat im Verlaufe der 2000er Jahre alle anderen Verdrängt. Nicht verschwunden, aber das Internet ist das neue normal und es gibt kaum einen relevanten gesellschaftlichen Bereich, der heute diese Infrastruktur nicht nützt.
  12. Explosion der Kommunikation führt zu einer Krise der Institutionen, Massenmedien, Museen, Archive, Politische Organisationen wie Parteien
  13. Denn diese waren und sind ausgerichtet auf kleine Datensätze, auf die Kanalisierung und Reduktion von Komplexität und Kommunikation. Dinge werden nicht verhandelt, sondern sind vorgeben.
  14. Kleine Datensätze erlauben es einen Überblick zu bewahren. Den Kanon der dt. Literatur konnte man noch von vorne bis hinten lesen. Die Schlüsselwerke der Kunstgeschichte kann man sich anschauen. Das erlaubt eine inhaltliche Auseinandersetzung und entsprechende Entscheidung, die such auf einer Expertise ergeben Ein Überblick ist per definition eine unpersönliche Position und daraus ergibt sich ein Anspruch auf Objektivität
  15. Alle diese Annahmen kamen seit den 1960er Jahrenin die Krise. Der Kanon wurde zunehmend als ungerechtfertigter Partikularismus begrandnmarkt Der Anspruch auf überblick als provinzielle Ilussion kritisiert Und objektität als Propaganda an den Pranger gestellt.
  16. Hier etwa durch Studenten in Berlin im Anschluss an das Attentat auf rudi Dutschke