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Spezialgebiet Ethik       bei Frau Mag. Barbara Steiner 




Dialektik 
im M  arxismus 
und der Vereinigungslehre




      Gegenüberstellende Betrachtung
        zweiter Weltanschauungen




                                   von Bogdan Pammer

                                                      1 
Inhaltsverzeichnis 


ABSCHNITT I.  GEIST UND/ODER MATERIE                                                                                                        3 

(A)  MATERIALISMUS IM MARXISMUS ...............................................................................................3 
      (i)  Einleitung .....................................................................................................................3 
      (ii)  Die zentrale Stellung der Materie ..................................................................................4 
      (iii)  Geist und Bewusstsein ..................................................................................................4 
      (iv)  Definition von Materie..................................................................................................6 
(B)  DIE DUALITÄT VON GEIST UND MATERIE IN DER VEREINIGUNGSLEHRE .....................................6 
       (i)  Einleitung .....................................................................................................................6 
       (ii)  Die Beziehung von Geist und Materie ...........................................................................7 
       (iii)  Das Herz.......................................................................................................................8 
       (iv)  Abbildungen und Tabellen ............................................................................................8 

ABSCHNITT II.  DIALEKTIK UND POLARBEZIEHUNGEN                                                                                             10 

(A)  MARXISTISCHE DIALEKTIK ......................................................................................................10 
      (i)  Einheit und Kampf der Gegensätze .............................................................................10 
      (ii)  Arten der dialektischen Widersprüche.........................................................................11 
      (iii)  Negation der Negation ................................................................................................11 
(B)  POLARBEZIEHUNGEN IN DER VEREINIGUNGSLEHRE ..................................................................12 
       (i)  Der Vorgang des Gebens und Empfangens..................................................................13 
       (ii)  Dreistufenprozess und Quadrupolare Strukturen..........................................................14 

ABSCHNITT III.  AUSWIRKUNGEN BEIDER THEORIEN                                                                                              16 

(A)  TABELLARISCHE ZUSAMMENFASSUNG .....................................................................................16 
(B)  DAS VERHÄLTNIS BEIDER THEORIEN ZUR PRAXIS ....................................................................16 
      (i)  Das Ziel oder der Traum von einer idealen Welt..........................................................16 
      (ii)  Zu welchen Handlungen motiviert die marxistische Theorie........................................17 
      (iii)  Zu welchen Handlungen motiviert die Vereinigungslehre............................................18 
(C)  KURZES RESÜMEE....................................................................................................................19 

LITERATUR                                                                                                                                 20




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Abschnitt I.  Geist und/oder Materie
    Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Verhältnis von
    Denken und Sein [...], des Geistes zur Natur [...] Die Frage: Was ist das Ursprüngliche, der Geist
    oder die Natur? [...] Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die
    Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geiste gegenüber
    der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen ...
    bildeten das Lager des Idealismus. Die anderen, die die Natur als das Ursprüngliche ansehen,
    gehören zu den verschiedenen Schulen des Materialismus. (Engels S.274) 


(a)  Materialismus im Marxismus 

     (i)  Einleitung 
Die  wohl  bedeutendste  dieser  materialistischen  Schulen  ist  der  Marxismus/Kommunismus. 
Kaum  eine  andere  philosophische  Schule  hat  sich  so  umfassend  mit  der  Geschichte  der 
Menschheit,  den  grundlegenden  Prinzipien  des  Kosmos  beschäftigt  und  so  maßgeblich  die 
Menschheitsgeschichte mitgeprägt. Marx und Engels entwickelten diese Ideologie angesichts 
der  enormen  Ausbeutung  der  Arbeiter  im  19.  Jahrhundert  und  den  Barrikadenkämpfen  der 
1840er  Jahre  in  verschiedenen  europäischen  Ländern.  Mit  ihrer  Lehre  lieferten  sie  die 
theoretische  Grundlage  für  die  weltweit  entstehenden  Arbeiterbewegungen,  die 
kommunistischen  Revolutionen  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  und  schließlich  die 
realsozialistischen  Staaten.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  dem  Dialektischen 
Materialismus  (Diamat).  Auf  andere  Teile  der  marxistisch­kommunistischen  Lehre  wie  der 
Historische Materialismus oder die Politische Ökonomie wird nicht näher eingegangen. Auch 
die erkenntnistheoretischen Aspekte des Marxismus werden außer Acht gelassen. 

Der  Marxismus  und  die  aus  ihm  resultierenden  Bewegungen  zeigen  einen  ausgeprägten 
antireligiösen Charakter.

    Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die
    mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die
    Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen.
    Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und
    einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere nur den frommen Wunsch, die ersteren
    mögen wohltätig sein.
    Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die
    Erniedrigung, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille … (Marx, Quellenlexikon S.271) 

Die  Römisch  katholische  Kirche  in  Deutschland  und  später  die  Russisch  Orthodoxe  im 
slawischen Raum sind für viele Marxisten der Beleg dafür, dass Religion im allgemeinen die 
Klassengesellschaft  und  somit  die  Ausbeutung  des  Proletariats  unterstützt.  Sie  verweist  auf 
eine  jenseitige  Erlösung  oder  „illusorisches  Glück“  und  hindert  die  Arbeiter  so  daran  sich 
„wirkliches  Glück“  zu  erkämpfen  und  zu  finden.  Die  Körperfeindlichkeit  und 
Geistzentriertheit  der  Kirchen  wird  als  daher  als  Übel  oder  Droge  angesehen.  Mit  der 
Erlebbarkeit  des  „wirklichen  Glücks“  in  einer  Klassenlosen  Gesellschaft  verliert,  dieser 
Ansicht  zufolge,  Religion  ihre  Bedeutung.  (vgl.  Marx,  Quellenlexikon  S.270)  Der  russische 
Philosoph Nikolei Berdjajew, in seiner Jugend glühender Anhänger des Marxismus, meint  in 
seiner  Betrachtung  „Wahrheit  und  Lüge  des  Kommunismus“  dazu,  dass  der  Kommunismus


                                                                                                    3 
die  „Entlarvung  des  christlichen  Versagens“  sei,  für  soziale  Gerechtigkeit  einzutreten.  (vgl. 
Berdjajew S.36) 

    (ii)  Die zentr ale Stellung der  Mater ie 
Marx  und  Engels,  die  mit  dem  Marxismus  ein  umfassendes  Gedankengebäude  schufen, 
beließen  es  jedoch  nicht  bei  der  Kritik  der  Institution  Kirche.  Ein  Grundsatz  dieses 
Materialismus  ist  das  „Rationalitätsprinzip“.  Friedrich  Engels  fordert  in  ihm,  die  Welt  „aus 
sich  selbst  zu  erklären“  und  lehnt  grundsätzlich  alle  Erklärungsmodelle  ab,  die  in  einer 
transzendenten  Ursache  wurzeln.  (vgl.  Schülerduden  S.99)  Dieser  Materialismus  und  die 
damit  verbundene  Ablehnung  Gottes  werden  in  einem  marxistischen  Lehrbrief 
folgendermaßen argumentiert:

    Übrigens behauptet die Theologie, dass dieser Gott weder eine räumliche noch zeitliche
    Ausdehnung besitze … Ein solcher Gott wäre das räumliche und zeitliche Nichts und das
    Bewegungslose. Ein solches absolutes Nichts kann natürlich nicht der Schöpfer von
    irgendetwas, noch dazu der ganzen Welt, sein.
    Ein immaterieller, unbewegter „Erstbeweger“, ein faktisches Nichts soll als absoluter Geist oder
    Gott Materie und Bewegung schaffen? Das ist mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zu
    vereinbaren. Man kann an einen solchen Gott nur glauben, aber ihn nicht mit logischen und
    wissenschaftlichen Gründen beweisen. (marx. Lehrbrief Nr.7)

    Ein außermenschlicher, außerweltlicher Geist, der dieses Sein geschaffen haben könnte, ist kein
    Gegenstand ernsthaften, wissenschaftlichen Denkens, sondern höchstens des Glaubens und
    Aberglaubens. Er ist der zunächst verselbständigte und dann verhimmelte menschliche Geist,
    sonst nichts. Es gibt nur das eine Sein, die eine Welt, zu der der Mensch mit seinem Geist gehört.
    Es gibt nicht zwei Welten, eine diesseitige und eine jenseitige. Diese jenseitige Welt ist, wie
    gesagt, nur die Welt des verhimmelten Menschengeistes. Die Welt ist ein einheitliches,
    "diesseitiges" Ganzes. (marx. Lehrbrief Nr.2) 

Demnach ist Gott ein Hirngespinst, ein „verhimmelter“ menschlicher Geist, der wiederum nur 
in Abhängigkeit von der Materie existieren kann. Materie und die ständige Bewegung dieser 
werden als absolute Konstanten im Universum angesehen.

    Die Wissenschaft sagt nicht nur aus, dass die Welt, so wie sie heute existiert, in Bewegung ist,
    sondern die Wissenschaft hat auch unumstößlich bewiesen — und zwar durch das Gesetz der
    Erhaltung von Masse und Energie — dass Materie und Bewegung zwar in mannigfaltiger Form
    existieren, aber dass sie sich immer nur in andere Formen der Materie und Bewegung
    verwandeln, niemals aber aus dem Nichts entstehen oder in ein Nichts verschwinden können.
    Sie sind unerschaffbar und unzerstörbar. (marx. Lehrbrief Nr.7) 

Der  marxistische  Denker  Ernest  Mandel  drückt  dies  so  aus:  „Bewegung,  allgemeine 
Evolution beherrscht jedes Sein. Dieses ist materiell.“ (vgl. Mandel S.176) 
Dabei  geht  der  Dialektische  Materialismus  davon  aus,  dass  unsere  Empfindungen  Abbilder 
der Realität sind“ und die Natur oder Materie für den Menschen vollständig erkennbar ist. 

   (iii)  Geist und Bewusstsein 
Das  Erreichen  höherer  „Geistesqualitäten“  geht  im  Marxismus  mit  der  Entwicklung 
komplexerer  materieller  Systeme  einher.  Mandel  schreibt  in  seiner  „Einführung  in  den 
Marxismus“ dazu:



                                                                                                      4 
Die Grundeinheit der Materie ist das Atom, das wiederum aus kleinen Partikeln besteht. Atome
    in der kombinierten Form von Molekülen, bilden zusammen die Grundelemente der
    Erdoberfläche und der Atmosphäre. So ergeben Wasserstoff und Sauerstoff in einer
    bestimmten Kombination Wasser. Andere Moleküle bilden Metalle, Säuren oder Basen.
    In einer bestimmten Kombination von Bedingungen brachte die Evolution der anorganischen
    Materie organisches Leben hervor. Aus diesem entwickelten sich Pflanzen und Tiere. […] Eine
    dieser Arten, die Menschenaffen, auf deren Höhepunkt eine neue Art – der Mensch – stand. 
    (Mandel S.176) 

Geistige  Eigenschaften  des  Menschen  wie  zum  Beispiel  Bewusstsein  oder  Wille  sind 
demnach  das  Resultat  einer  bestimmten  Anordnung  von  Materie.  Dieses  Prinzip  ist  im 
Marxismus  als  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  bekannt,  auf  das  im 
Abschnitt II noch eingegangen wird. 

Es  endet  jedoch  nicht  bei  der  Einzelperson,  sondern  setzt  sich  auf  sozialer  Ebene  fort.  Die 
Ansammlung  von  Elementen  der  gleichen  Stufe  führt  ab  einem,  nicht  genauer  definierten, 
Punkt zu einer Veränderung  ihrer Eigenschaften. Dieser Vorgang kann mit der Entwicklung 
einer  Dorfgesellschaft  zu  einer  städtischen  praktisch  erläutert  werden.  Mit  dem  Anwachsen 
der  Bevölkerung  eines  Dorfes  wächst  nicht  nur  die  verbaute  Fläche  oder  die  Anzahl  von 
Personen in dieser Gemeinschaft. Über diese quantitative Veränderung hinaus findet an einer 
bestimmten Stelle eine Art „urbane Revolution“ statt. Völlig neue Berufszweige entstehen in 
der  Region.  Es  zirkulieren  unter  den  Bewohnern  Dienstleistungen  und  Waren  die  in  einer 
Agrargesellschaft undenkbar gewesen wären. (vgl. Mandel S.183) 

Eine  genauere  Betrachtung  erfordert  in  diesem  Zusammenhang  der  marxistische 
Bewusstseinsbegriff.  In  „Grundlagen  des  Marxismus­Leninismus“,  einem  Hauptwerk  der 
Sowjetphilosophie ist nachzulesen:

    Die Idealisten und die Gegner des Marxismus unterstellen dem materialistischen Marxismus
    immer wieder, er behaupte, das Bewusstsein sei etwas Materielles. Sie tun das um den
    marxistischen, philosophischen Materialismus leichter „widerlegen“ zu können. Das ist ein alter
    Trick: Zuerst erklärt man den Gegner für dumm um ihn dass „siegreich“ kritisieren zu können. 
    (Grundlagen des Marxismus­Leninismus S.38) 

Die  Ansicht  unser  Bewusstsein  sei  etwas  rein  Materielles  wird  von  Sowjetphilosophen  als 
„Vulgärmaterialismus“  abgelehnt.  Für  den  marxistischen  Materialisten  ist  demnach 
Bewusstsein eine Eigenschaft  oder ein Produkt der Materie. Ein  marxistischer Lehrbrief  hält 
fest:
    Das Bewußtsein ist das Produkt eines materiellen Organs, das sich in Jahrmillionen der
    Entwicklung des Lebens auf der Erde herausgebildet hat. Es ist „nichts anderes als das im
    Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Anm. an dieser Stelle berufen sich die
    Autoren auf Karl Marx) (marx. Lehrbrief Nr. 7) 

Genauer ist Bewusstsein die höchste Form einer „Eigenschaft“ oder „Fähigkeit“ der Materie, 
die als „Widerspiegelung“ bezeichnet wird. (vgl. Schülerduden S.99)

    Widerspiegelung ist die allgemeine Eigenschaft und Fähigkeit der Materie in allen ihren
    unterschiedlichen Entwicklungsstufen, bei äußerer Einwirkung materieller Gegenstände durch
    inner Veränderung dieser Gegenstände zu reproduzieren. (Wörterbuch S.301) 

Auf  niederer  physikalischer  Ebene  „spiegelt“  ein  Gegenstand  einfallendes  Licht  (oder  ein 
Teich den Mond in der Nacht) wider und erscheint daher farbig. Eine komplexere Form dieser 
„Widerspiegelung“  stellt  die  chemische  Reizbarkeit  von  Eiweißkörperchen,  oder  noch

                                                                                                       5
komplexer allgemein die Reizbarkeit von Lebewesen, dar. „Geistige“ Attribute, wie Intellekt 
oder  Emotionen,  sind  demnach  eine  Höherentwicklung  dieser  Form  von  Reizbarkeit  oder 
Widerspiegelung. Sie kann jedoch auch aktiv die Materie gestalten:

    Das Bewußtsein des Menschen widerspiegelt nicht nur die objektive Welt, sondern schafft sie
    auch [...], d.h., daß die Welt den Menschen nicht befriedigt und der Mensch beschließt, sie
    durch sein Handeln zu verändern. (Lenin Werke Bd. 38 S.203/204 zitiert nach Giller S.24) 

   (iv)  Definition von Mater ie 
Physikalische  Erkenntnisse  wie  die  Einsteins,  dass  Materie  und  Energie  Formen  ein  und 
desselben  sind,  forderten  die  marxistische  Philosophie  zu  einer  Neudefinition  des  Begriffs 
„Materie“ heraus. Demnach definierte Lenin Materie wie folgt:

    Die Materie ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem
    Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert,
    fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert. (Lenin S.124) 

Diese Definition ist auch heute noch durchaus maßgebend. Unter dem Stichwort Materie wird 
man auch heute auf Wikipedia mit Lenins Erklärung konfrontiert. 

(b) Die Dualität von Geist und Materie in der Vereinigungslehre 

     (i)  Einleitung 
Bei  der  Vereinigungslehre  handelt  es  sich  um  die  Lehren  und  Offenbarungen  des  Rev.  Sun 
Myung Mun, die zum ersten Mal  in den 1950er Jahren niedergeschrieben wurden. Im Laufe 
seines geistlichen Amtes sind diese von seinen Nachfolgern systematisiert worden. Rev. Mun 
stammt  aus  einer  ursprünglich  konfuzianistischen  Familie,  die  sich  in  seiner  Kindheit  zum 
Christentum  bekehrt  hat.  (vgl.  offizielle  Website)  Muns  Lehre  kommt  demnach  aus  einem 
koreanisch  christlichen  Hintergrund,  geht  jedoch  weit  darüber  hinaus.  Er  und  seine 
Nachfolger  bezeichnen  die  Vereinigungslehre  als  universell  und  essentiell  für  die  Lösung 
aller  Probleme,  mit  denen  sich  die  Menschheit  konfrontiert  sieht.  Diese  Arbeit  befasst  sich 
ausschließlich  mit  der  Sicht  der  Vereinigungslehre  auf  den  Ursprung  des  Kosmos,  die 
Beziehung von Geist und Materie, sowie auf die Prinzipien der Dialektik. 
An  vielen  Stellen  spricht  Rev.  Mun davon,  dass  der  Kommunismus  „besiegt“  oder „zerstört 
werden  muss.“  In  denselben  Ansprachen  macht  er  jedoch  oft  auch  Aussagen,  die  diesen 
Worten völlig zu widersprechen scheinen:

    In der Welt gibt es grob gesagt zwei große Ideologien, nämlich Demokratie und
    Kommunismus. Sie sind miteinander in Konflikt. Es ist der, weltweite Ebene ausgedehnte, Kampf
    zwischen Kain und Abel. Dies ist der Kampf zwischen Brüdern. Es müssen daher Eltern
    kommen, um die Disharmonie zwischen den Brüdern auszusöhnen. (Mun bei einer Ansprache 
    am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York) 

In diesem Kontext ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass Sun Myung Mun 1948 zu 5 Jahren 
Zwangsarbeit  in einem Nord Koreanischen  Arbeitslager verurteilt worden  ist. 1971 gründete 
Mun  die  „International  Federation  for  Victory  Over  Communism“.  (vgl.  offizielle  Website) 
Mehr zu den Aktivitäten der Vereinigungsbewegung mit Kommunismus­Bezug findet sich in 
Abschnitt III dieser Arbeit.



                                                                                                     6 
(ii)  Die Beziehung von Geist und Mater ie 

Vereinigungslehre und Marxismus unterscheiden sich grundlegend  in  ihrem  Ausgangspunkt, 
von dem aus versucht wird des Kosmos zu erklären. Die ersten Sätze des ersten Kapitels des 
„Göttlichen Prinzips“ machen diesen Unterschied fest:

   Aus tiefster Seele suchten Menschen zu allen Zeiten nach Antworten auf die existenziellen
   Fragen über das menschliche Leben und das Universum, doch ohne wirklichen Erfolg. […] Um
   diese Fragen zu lösen, reicht es nicht die sichtbare Wirklichkeit zu untersuchen. Das zentrale
   Thema ist hierbei die ursächliche Realität. Die Hintergründe des Menschlichen Lebens und der
   Existenz des Universums können nicht ohne ein Verständnis um das Wesen Gottes geklärt
   werden. (Das Göttliche Prinzip S.19) 

Eine  Aussage  das  dem  „Rationalitätsprinzip“  des  Marxismus  widerspricht.  Die 
Vereinigungslehre  besagt,  dass  das  Universum  nicht  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden 
kann. So wie ein Bild den Charakter eines Künstlers ausdrückt, drückt sich die erste Ursache 
im Kosmos aus. Diese erste Ursache wird als Gott bezeichnet. Rev. Mun sagt dazu:

   Wir sind das Resultat einer Ursache. Es muß also irgendeine Ursache existieren, die unerläßliche
   Realität ist. Welchen Namen wir für diese Ursache wählen, spielt keine Rolle. Das Wichtigste ist
   die Tatsache, daß sie existiert. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.15) 

Das Betrachten und Untersuchen der Schöpfung kann uns, der Vereinigungslehre nach, helfen 
die erste Ursache besser zu erfassen. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20) 

Das erste Prinzip im das die Vereinigungslehre beschreibt ist die Polarität Yang und Yin, oder 
Maskulinität und Femininität. Vom Wechselspiel zwischen Proton und Elektron auf atomarer 
Ebene, über die Polarität von Staubgefäß und Fruchtknoten im Pflanzenreich bis hin zu Mann 
und  Frau  beim  Menschen  ist  dieses  Prinzip  im  gesamten  Kosmos  präsent.  (vgl.  Abb.1) 
Demnach  muss, gemäß der Vereinigungslehre, auch Gott, der transzendente Ursprung, diese 
Polarität in sich vereinigt haben.  Diese Form der Polarität wird als horizontal bezeichnet, was 
Gleichwertigkeit ausdrücken soll. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20, Giller S.48 ff) 

Eine weitere und noch fundamentalere Struktur, nach der das Universum  aufgebaut ist, sieht 
die Vereinigungslehre in der Polarität von „innerem Wesen“ und „äußerer Gestalt“. Durch die 
Kombination  von  Tönen  mit  Frequenz,  Wellenlänge,  Amplitude  usw.  (Äußerer  Gestalt) 
werden Gefühle des Komponisten (Inneres Wesen) ausgedrückt. (vgl. Abb.2)

   Wie die jüngsten Erkenntnisse der Physik gezeigt haben, lassen sich Energie und Masse nicht
   mehr voneinander trennen. Sie hängen über die Einsteinformel E=mc² zusammen. … Das
   bedeutet daß die „Energie“ der Grundstoff aller Materie ist. Was ist es nun, das die Energie in
   ihre Form bringt? Was bewirkt, daß aus derselben Energie einmal ein Photon, einmal ein
   Elektron, Proton, Meson etc. entsteht? Bei allen diesen Teilchen ist die Äußere Wesensart (Anm.
   Äußere Gestalt) gleich, die Innere Wesensart (Anm. Inneres Wesen) jedoch verschieden. 
   (Giller S.41 f) 

Diese Form der Polarität wird in der Vereinigungslehre als „vertikal“ bezeichnet. Das Innere 
Wesen steht dem Äußeren gegenüber in der Subjektposition und drückt sich dadurch aus. 

Die  Aussage,  „Geist  (Anm.  Inneres  Wesen)  und  Körper  (Anm.  Äußere  Gestalt)  sind  zwei, 
wechselseitig  in  Beziehung  stehende,  Aspekte  des  Menschen“  (vgl.  Das  Göttliche  Prinzip 
S.21), erläutert die Auffassung von Geist (Inneres Wesen) und Materie (Inneres Wesen) in der

                                                                                                 7 
Vereinigungslehre  weiter.  Inneres  Wesen,  z.B.  die  Gefühle  des  Komponisten,  Naturgesetze 
oder der menschlicher Geist, und Äußere Form, z.B. Töne, Energie, der menschliche Körper, 
benötigen  einander  um ihren  gemeinsamen  Zweck  zu  erfüllen.  (siehe  Stichwort  Herz  unten) 
Der  Vereinigungslehre  nach  muss  wiederum  auch  Gott  diese  beiden  Polaritäten  in  sich 
vereinigt  haben.  Dieser  Äußere  Aspekt  Gottes  wird  als  „Universale  Ursprungs­ 
energie“ bezeichnet. Diese Energie wird als „Ursprung aller Energien und Kräfte“ bezeichnet, 
„welche die Existenz geschaffener Wesen ermöglichen“. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.26) 

Mit diesen Erklärungen entzieht sich die Vereinigungslehre der marxistischen Religionskritik 
(siehe I.a.ii), die sie  für teilweise gerechtfertigt hält. (vgl. Giller S.26, Das Göttliche Prinzip 
S.9  ff)  Eine  exakte  Erläuterung  der  Universalen  Ursprungsenergie  bleibt  die  Literatur  der 
Vereinigungsbewebung jedoch schuldig. 

Der Vereinigungslehre nach trägt jede Wesenheit die Polaritäten von Yang und Yin, sowie die 
von  Innerem  Wesen  und  Äußerer  Form,  in  sich.  Doch  auch  Beziehungen  zwischen 
Wesenheiten entsprechen diesen Prinzipien. Die Beziehung zwischen Gott, dem Ursprung des 
Universums, und dem Universum wie folgt zusammen:

   Das Universum in seiner Gesamtheit ist substantieller Objektpartner Gottes. Das Universum ist
   aus zahllosen, einzigartigen Manifestationen der polaren Wesenszüge Gottes gebildet, [...]. (Das 
   Göttliche Prinzip S.25) 

   (iii)  Das Her z 

Die Vereinigungslehre kann entsprechend der, oben angeführten, Einteilung der Philosophien 
von Engels, weder den  materialistischen Richtungen, noch denen des Idealismus zugeordnet 
werden. Im Zentrum der Vereinigungslehre steht ein neuer Begriff, das Herz (kor.심정,  chin. 
心情,  Schim Tschông). Der Vereinigungslehre nach treten Inneres Wesen und Äußere Form 
ausgerichtet auf das Herz, ihren gemeinsamen Zweck oder Sinn,  in Beziehung. Das Herz  ist 
daher  die  Essenz  des  Wesens  Gottes  und  die  treibende  Kraft  für  die  Erschaffung  des 
Universums.

   Es (Anm. das Herz) ist der zentrale Kern Gottes und des Menschen. Als innerster Bereich
   bestimmt das Herz ganz wesentlich die Persönlichkeit eines Menschen. Aus dem Herz
   entströmen alle Impulse der Liebe. Der Impuls des Herzens ist ununterdrückbar. Aus dem
   Herzen entspringt die Sehnsucht nach einem Gegenüber, mit dem man sein Leben in ganzer
   Fülle teilen kann. Gottes Herz ist von so großer Bedeutung, dass alle Seine anderen
   Eigenschaften davon bestimmt sind. Die gesamte Schöpfung ist ein Ausdruck von Gottes Herz. 
   (Das Göttliche Prinzip S.461) 

   (iv)  Abbildungen und Tabellen 
Abb. 1
                              Positivität (Anm. Yang)      Negativität (Anm. Yin)
          Elementarteilchen   Positive Ladung              Negative Ladung
          Atome               Positiv                      Negativ
          Moleküle            Kation                       Anion
          Geosysteme          Land                         Meer
          Pflanzen            Staubgefäße                  Fruchtknoten
          Tiere               männliche Tiere              weibliche Tiere
          Mensch              Mann                         Frau 
         (Giller S.54)

                                                                                                   8 
Abb. 2
                            Innere Wesensart         Äußere Wesensart
        Elementarteilchen Innerer          Charakter Energie
                            des Teilchens*
        Atome               Innerer        Charakter Teilchen
                            des Atoms*               (Atomkörper)
        Moleküle            Innerer        Charakter Atome
                            des Moleküls*            (Molekülkörper)
        Geosysteme          Innerer        Charakter anorganische Materie
                            des Geosystems*          (Himmelskörper)
        Pflanzen            Pflanzenpsyche           Pflanzenkörper
        Tiere               Tierpsyche               Tierkörper
        Mensch              menschlicher Geist       menschlicher Körper
   * Man sieht, in der wissenschaftlichen Sprache sind keine differenzierten Begriffe dafür
   vorhanden, was wiederum zeigt, dass die Forschung sich bis jetzt kaum mit diesen Dingen
   auseinandergesetzt hat. (Giller S.47)




                                                                                         9 
Abschnitt II.  Dialektik und Polarbeziehungen 
(a) Marxistische Dialektik 

Im Marxismus  sind Materie und  ihre  ständige Bewegung grundlegend  für  jegliche Existenz. 
Weiters  kann  die  Welt  nur  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden  (Rationalitätsprinzip).  Der 
Diamat  vertritt  dennoch  ausdrücklich  das  Kausalitätsprinzip.  „Jede  Bewegung  hat  eine 
Ursache.  Die  Kausalität  ist  eine  der  grundlegenden  Kategorien  der  Dialektik,  wie  jeder 
Wissenschaft.“  (vgl.  Mandel  S.181)  Demnach  funktioniert  das  Universum  trotz  ständiger 
Bewegung  und  Veränderung  nach  Gesetzten,  auf  die  wir  in  den  folgenden  Seiten  eingehen 
werden. Ursache für die ständige Bewegung der Materie ist „Das Gesetzt der Einheit und des 
Kampfes der Gegensätze“, das wie folgt lautet: 

     (i)  Einheit und Kampf der  Gegensätze
    Es besagt, daß allen Gegenständen, Erscheinungen und Prozessen der objektiven Realität
    innere Widersprüche eigen sind, deren Wirken die Quelle aller Bewegung und Entwicklung ist.
    Alle Gegenstände, Erscheinungen und Prozesse haben entgegengesetzte Seiten, Tendenzen,
    Bestrebungen (Gegensätze), die eine Einheit bilden, sich wechselseitig ausschließen und
    zugleich durchdringen. Die Einheit der Gegensätze ist relativ, ihr „Kampf“, d.h. ihr
    Gegeneinanderwirken, dagegen absolut: Das führt schließlich dazu, daß die bestehende
    Einheit aufgehoben wird und eine neue Einheit entsteht. (Wörterbuch S.126)

    Eine fundamentale Ursache jeder Bewegung und jeder Veränderung sind die inneren
    Widersprüche des sich verändernden Objektes. Letztlich wird jedes Objekt, jede Erscheinung,
    Veränderung, Bewegung verwandelt und verändert durch den Einfluß ihres immanenten
    Widerspruchs. (Mandel S.182) 

Dem dialektischen Materialismus zufolge kann es bei völliger Homogenität keine Bewegung 
und  kein  Leben  geben.  Ein  marxistischer  Lehrbrief  untermalt  dieses  Gesetzt  mit  anschau­ 
lichen Beispielen.

    Nun mag uns jemand sagen: „Ich sehe dort eine Blume stehen, eine Nelke. Sie ist rot, ich rieche
    ihren Duft. Aber einen inneren Widerspruch kann ich nirgends entdecken." Beim bloßen,
    oberflächlichen Betrachten können wir die inneren Widersprüche tatsächlich nicht entdecken.
    Aber wenn wir die Lebensvorgänge in dieser Blume oder einer beliebigen anderen Pflanze
    näher untersuchen, dann stoßen wir auf gegensätzliche Prozesse: Aufbau- und Abbauprozesse
    von Pflanzenzellen, Assimilation und Dissimilation, Wachsen und Absterben. Haben wir also die
    Pflanzen in ihrer Bewegung, in ihrer Veränderung, in ihrer Entwicklung im Blickfeld, [...]
    entdecken die ihr innewohnenden Widersprüche. (marx. Lehrbrief Nr.7) 

Die  marxistische  Literatur  führt  auf  allen  Ebenen  Beispiele  für  dieses  Gesetzt  an,  von  den 
gegeneinander  gerichteten  Kräften  der  Physik,  bis  hin  zum  Widerspruch  zwischen  Kapital 
und Lohnarbeit in der menschlichen Gesellschaft. 

Im  der  marxistischen  Philosophie  wird  zwischen  zwei  Arten  von  Widersprüchen 
unterschieden, den so genannten „inneren“ und „äußeren“ Widersprüchen.

    Entscheidend sind also die inneren Widersprüche. Tritt zum Beispiel zwischen einem
    Organismus und seiner Umwelt durch Veränderung der Umwelt ein äußerer Widerspruch auf,
    so wird sich der Organismus solchen Änderungen anpassen oder zugrunde gehen, nicht aber
    sich entwickeln. Äußere Einwirkungen haben eine auslösende, fördernde oder hemmende

                                                                                                    10 
Wirkung, aber sie üben diese Wirkung nur im Zusammenhang mit den jeweiligen inneren
    Widersprüchen aus. Fördernde Wirkung geht vom antiimperialistischen Freiheitskampf der
    Völker der sogenannten dritten Welt auf die imperialistischen „Mutterländer" nur insoweit aus,
    als die Arbeiterklasse solche Einflüsse aufnimmt und sie ihrerseits mit ihren eigenen
    revolutionären Aktionen verbindet. Die Revolution entspringt jeweils inneren Widersprüchen.
    Sie ist kein Exportartikel. (marx. Lehrbrief Nr.7) 

    (ii)  Ar ten der  dialektischen Wider spr üche 
Weiters  ist  es  wichtig  hervorzuheben,  dass  auch  zwischen  antagonistischen  und 
nichtantagonistischen  Widersprüchen  unterschieden  wird.  Nichtantagonistische  sind 
grundlegend  für  jedes  sein  und  ewig.  Antagonistische  Widersprüche  werden  in  der 
klassenlosen Gesellschaft aufgehoben und überwunden sein.

    Als antagonistisch bezeichnet man die Widersprüche zwischen sozialen Gruppen oder Klassen,
    deren grundlegende Interessen unversöhnlich sind. (Grundlagen Marxismus­Leninismus S.90) 

Diese Widersprüche erfordern die Weltrevolution und werden mit ihr endgültig beseitigt sein. 
Der  Widerspruch  innerhalb  einer  Pflanze,  durch  den  sie  Wächst, oder  der  von  Angebot  und 
Nachfrage  hingegen  als  nichtantagonistisch  und  essentiell  für  Leben  und  Existenz 
fortbestehen. 

Auf  das  Gesetzt  von  Einheit  und  Kampf  der  Gegensätze  aufbauend  finden  sich  im  Diamat 
zwei weitere Grundgesetzte, die nun die die Art und Weise von Veränderung und Bewegung 
im  Universum  eingehen.  Auf  das  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  wurde 
bereits an früherer Stelle genauer eingegangen. Es sei nur festgehalten, dass Veränderung und 
Weiterentwicklung  auf  eine  höhere  Stufe  aus  mehreren  Elementen  einer  niedrigeren  Ebene, 
die miteinander in Beziehung treten, heraus geschieht. Das Gesetzt der Negation der Negation 
erläutert nun genauer wie Entwicklung im Allgemeinen vor sich geht. 

   (iii)  Negation der  Negation
    Jede Bewegung hat die Tendenz, die Negation eines gegebenen Phänomens hervorzurufen,
    das Objekt in sein Gegenteil zu verwandeln. (Mandel S.184) 

Auch dieses grundlegende Gesetzt der marxistischen Philosophie, wie viele ihrer Grundlagen, 
stammt  von  Hegel.  Wie  vorhin  erklärt  ist  das  Universum  von  Gegensätzen  durchzogen,  die 
sich in ständiger Bewegung oder ständigem Kampf befinden. Sobald daher eine Position, eine 
These,  eine  Entität  entsteht,  stellt  sich  ihr  ein  Gegensatz  entgegen,  der  sie  negiert.  Es  bleibt 
jedoch  nicht  dabei  und  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  diese  neue,  entgegengesetzte 
Position negiert wird. In diesem Prozess von Negation und Negation der Negation erreicht die 
Position, die These oder die Entität eine neue Ebene. Bedeutende Sowjetdenker schreiben in 
den „Grundlagen der marxistisch­leninistischen Philosophie“ dazu:

    ...infolgedessen tritt die dialektische Negation nicht als bloße, sinnlose Negation auf, die alle
    vorangegangenen Entwicklungen negiert, sondern als Entwicklungsbedingung, welche den
    ganzen positiven Inhalt, der voraufgegangenen Stufen in sich aufbewahrt, einige Züge der
    Ausgangsstufe auf höherer Ebene wiederholt und im ganzen fortschreitenden, aufsteigenden
    Charakter trägt. (Grundlagen marxistisch­leninistische Philosophie S.319) 

Vom Standpunkt der formalen Logik scheint dieses Denken fremd. Das Gegenteil von Nicht­ 
A  wäre  für  Aristoteles  natürlich  A,  dem  Denken  Hegels  und  Marx’  nach  entsteht  in  diesem

                                                                                                           11
dialektischen  Prozess  durch  die  Verneinung  eine  Art  Neu­A  oder  Über­A.  Ernest  Mandel 
schreibt dazu, dass die Dialektik nachweislich der Praxis mehr entspricht und die Formallogik 
„in sich aufnimmt“. (vgl. Mandel S.180­181)

   Durch das Wirken des Gesetzes der Negation der Negation hat die Entwicklung nicht die
   Gestalt einer Linie, sondern eines Kreises, bei dem der Endpunkt mit dem Anfangspunkt
   zusammenfällt. Da sich jedoch Anfangs- und Endpunkt nicht treffen, sondern der Endpunkt auf
   einer höheren Ebene liegt, erhält die Entwicklung die Gestalt einer Spirale.  (Grundlagen 
   marxistisch­leninistische Philosophie S.147) 

Zwei Beispiele sollen dieses Prinzip nun Illustrieren:

   Die primitive, klassenlose Gesellschaft hatte einen höher entwickelten inneren Zusammenhalt,
   der sich gerade aus ihrer Armut und ihrer fast totalen Abhängigkeit von den Naturgewalten
   ergab. Die Klassengesellschaft ist ein Stadium der zunehmenden Beherrschung der Naturkräfte
   durch die Menschheit. Der Preis dafür ist der tiefe Widerspruch und das Auseinanderfallen der
   gesellschaftlichen Solidarität. In der sozialistischen Gesellschaft wird diese Negation aufgehoben,
   die größte Beherrschung der Naturkräfte wird verbunden sein mit einer höheren Form
   gesellschaftlichen Zusammenhalts gesellschaftlicher Kooperation dank der Existenz der
   klassenlosen Gesellschaft. (Mandel S.184) 

Engels  selbst  hat  zur  Veranschaulichung  des 
dialektischen  Prozesses  die  Entwicklung  eines 
Gerstenkorns  gewählt.  Das  Gerstenkorn  trägt  in  sich 
den  Widerspruch  von  Korn  und  Pflanze  in  sich. 
Wenn das Getreidekorn nun in die Erde fällt, wird es 
dort  negiert  und  die  Pflanze  sprosst.  Später  wird  die 
Negation,  die  Pflanze,  wiederum  negiert.  Das  heißt 
sie  stirbt  ab,  bringt  jedoch  eine  Vielzahl  an  neuen 
Körnern hervor, womit eine neue Ebene erreicht wird. 
Wie  oben  erklärt  ist  der  Prozess  wieder  beim 
Gerstenkorn,  dem  Ausgangspunkt  angelangt,  jedoch 
auf  einer  höheren  Ebene,  denn  die  Anzahl  hat  sich 
vervielfacht.  Auch  der  Umschlag  von  Quantität  in 
Qualität findet sich in diesem Bild wider. Die Anzahl 
der Zellen des Korns erhöht sich und eine Pflanze mit          (dTV­Atlas S.168) 
völlig  neuen  Qualitäten  entsteht.  (vgl.  dTV­Atlas 
S.169)  Am  Beispiel  Gerstenkorn  soll  im  nächsten  Kapitel  auch  die  Position  der 
Vereinigungslehre  veranschaulicht  werden,  umso  Gleichheiten  und  Unterschiede  dieser 
beiden Denkrichtungen zu verdeutlichen. 


(b) Polarbeziehungen in der Vereinigungslehre 

Die Vereinigungslehre sieht den Aufbau des Kosmos ähnlich wie der Marxismus. Ohne den, 
bereits  im  Abschnitt  1  dargelegten,  Polaritäten  wäre  alles  homogen  und  tot,  durch  die 
„Spannung“  zwischen  den  Polen  entsteht  Bewegung  und  Leben.  Die  Interaktion  zweier 
Polaritäten  wird  im  Gegensatz  zur  marxistischen  Lehre  jedoch  als  etwas  Harmonisches 
beschrieben.  Ebenso  wurde  bereits  angeschnitten,  dass  der  Vereinigungslehre  nach  für  die 
Interaktion  der  Polaritäten  ein  gemeinsames  Zentrum  notwendig  ist.  Auf  die  Prinzipien  der 
Interaktion  und  die  Muster  und  Strukturen  hinter  Wachstum  und  Neuenstehung  soll  im 
folgenden Teil eingegangen werden.

                                                                                                  12 
(i)  Der  Vor gang des Gebens und Empfangens

    Durch die Wirkkraft der Universalen Ursprungsenergie bilden die Subjekt- und Objektelemente
    jeder Wesenheit eine gemeinsame Grundlage und treten zueinander in Wechselbeziehung.
    Diese Wechselbeziehung erzeugt wiederum Kräfte, die für Existenz, Vermehrung und
    Aktivitäten der Wesenheit erforderlich sind. Die Wechselbeziehung erzeugt die Kräfte in einem
    Prozess, der Vorgang des Gebens und Empfangens genannt wird. (Das Göttliche Prinzip S.27) 

Der  Vereinigungslehre  nach  wohnt  allen  Dingen  im  Universum  diese  erste,  von  Gott 
ausgehende,  Energie  (Universale  Ursprungsenergie)  inne.  „Sie  ist  der  unsichtbare  ‚Innere 
Charakter’  zu  den  äußeren  Anziehungserscheinungen  und  eine  Eigenschaft  jeder 
Existent.“  (vgl.  Giller  S.84)  Sie  ermöglicht  es  den  Polen  in  Beziehung  zu  treten.  Um  einen 
dynamischen  Austauschprozess  zu  starten,  müssen  die  beiden  Beziehungspartner  zuerst 
aneinander  „ankoppeln“.  In  „Das  Göttliche  Prinzip“  wird  diese  Vorbedingung  als 
„gemeinsame  Grundlage“  bezeichnet,  bei  Giller  heißt  sie  „korrelative  Basis“.  (vgl.  Giller 
S.82ff, Das Göttliche Prinzip S.27f) 

Die  Ansicht  der  Vereinigungslehre,  dass  Interaktion  zwischen  und  innerhalb  aller  Entitäten 
essentiell  ist,  kann  durchaus  mit  Satz  „das  Ganze  ist  mehr  als  die  Summe  seiner 
Einzelteile“ in Verbindung gebracht werden, dem zum ersten Mal von Aristoteles überliefert 
worden  ist.  Jede  Wesenheit  zieht  aus  dem  Geben  und  Empfangen  der,  ihr  innewohnenden, 
Polaritäten die Energie für ihre Existenz. Das Obwohl das Göttliche Prinzip hierzu eine breite 
Palette  an  Beispielen  anführt,  werden  wir  uns  an  dieser  Stelle  auf  das  erprobte  Atom 
beschränken:

    Beispielsweise entstehen Atome, sobald sich Elektronen um einen Atomkern sammeln und mit
    ihm in elektromagnetische Wechselbeziehung treten, das heißt, den Vorgang des Gebens und
    Empfangens untereinander aufnehmen. (Das Göttliche Prinzip S.27) 

Doch  auch  die  Vereinigungslehre  unterscheidet  zwischen  den  Vorgängen  von  Geben  und 
Empfangen  innerhalb  einer  Wesenheit  die  ihre  Existenz  sichert  und  aufrechterhält  und  der 
Form des Gebens und Empfangens zwischen Entitäten. Diese zweite Form dient immer einem 
Zweck der über die Grenzen hinausgeht, zum Beispiel dem Funktionieren eines Ökosystems. 
Der  Vereinigungslehre  nach  entstehen  durch  die  höchste  Form  einer  solchen  Interaktion 
Freude und Glück. Rev. Mun dazu:

    Du freust dich nicht über die Existenz einer Blume, sondern darüber, dass du sie sehen kannst.
    [...] Daß du einen Gefährten hast, macht dich nicht glücklich, sondern die Tatsache, daß du ihn
    sehen, mit ihm reden und mit ihm zusammensein kannst. Zum Glücklichsein ist eine
    Wechselbeziehung notwendig. Das trifft sowohl für den Menschen als auch für Gott zu. (Mun 
    Glaube und Wirklichkeit S.16) 

Giller führt dazu weiter aus:

    Die Polarbeziehung gilt natürlich nicht nur für den physischen Bereich. Gerade die
    fundamentalen geistigen Kräfte und Erscheinungen wie Liebe, ästhetisches Empfinden, Freude
    etc. können durch die Polarbeziehung in einen kosmischen Gesamtzusammenhang gebracht
    werden.
    Liebe oder „Eros“ [...] ist die aktive, ausgebende, aggressive Kraft, die eine Persönlichkeit auf ein
    Objekt richtet. Das Objekt kann vielfältiger Natur sein. Wer Liebe ausgibt, befindet sich
    automatisch in einer Subjektposition.



                                                                                                      13 
Die dazu polare Kraft ist nicht Gegenliebe, die ja auch aktiv ist, sonder eine passive anziehende
    Kraft, die wie ein Magnet Liebe auf sich zieht. [...] Wir nennen diese Kraft „Charis“ [...] (Anmut,
    Liebreiz, Gunst).
    Sie ist die Basis jeder Schönheit und jedes ästhetischen Empfindens. Eros und Charis können
    sich nur in einem Kreislauf entwickeln. Die Schönheit eines Dinges entfaltet sich erst, wenn man
    ihm eine aktive geistige Kraft widmet, Aufmerksamkeit oder Liebe. In den menschlichen
    Beziehungen senden beide Partner sowohl Eros als auch Charis aus, erfüllen sowohl die
    Subjekt- als auch die Objekt-Position und bilden dadurch eine vollkommen Einheit.
    Freude entsteht durch die Harmonie einer Polarbeziehung. Wenn ein Subjekt sein Inneres
    Wesen und seine Vorstellung in einem Objekt verwirklicht sieht, entsteht Freude
    gleichermaßen im Subjekt als auch im Objekt. Ein Künstler freut sich zum Beispiel über ein
    gelungenes Werk, da es sein Inneres Wesen ausdrückt. Er ist aber traurig, wenn es ihm
    misslingt, daß [sic!] heißt, wenn es sein inneres Wesen nicht reflektieren kann oder wenn es von
    anderen mutwillig zerstört wird. (Giller S.86­87) 

In  den  vorangegangen  Erläuterungen  ist  immer  wieder  von  einem  „höheren  Zweck  oder 
„kosmischen  Gesamtzusammenhang“  gesprochen  worden,  sowie  von  Grundlagen  für 
Vorgänge des Gebens und Empfangens. Diese Aspekte werden in der Vereinigungslehre mit 
dem  „Dreistufenprozess“  oder  dem  Prinzip  der  „Quadrupolaren  Strukturen“,  auch  „Vier­ 
Positionen­Grundstruktur“, erklärt. 

    (ii)  Dr eistufenpr ozess und Quadr upolar e Str uktur en 

Wie  im  Marxismus  wird  in  der  Vereinigungslehre  das  Entstehen  komplexerer  Strukturen 
durch  die  Ansammlung  von  Wesenheiten  einer  geringeren  Stufe  erklärt,  siehe  Gesetzt  vom 
Umschlag  von  Quantität  in  Qualität.  Für  die  Vereinigungslehre  ist  es  jedoch  essentiell,  dass 
dieser  Vorgang  nicht  irgendwie  zufällig  vor  sich  geht.  Ihrer  Ansicht  nach  ist  immer  ein 
gemeinsamer  Zweck  und  Plan,  also  etwas  geistiges,  notwendig,  der  die  beiden  ontologisch 
unterschiedlichen  Pole  in  Harmonie  bringt  und  Geben  und  Empfangen  ermöglicht.  Diese 
Einheit bildet die komplexere Struktur. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.30f) Hier unterscheiden 
sich Marxismus und Vereinigungslehre grundlegend. 

Herbert  Giller  wählt  in  seinem  Werk  „Was  kommt  nach  dem  Kommunismus?“  ein  Beispiel 
um  ein  intuitives  Verständnis  von  dem  zu  vermitteln,  was  in  der  Vereinigungslehre  als 
„Dreistufenprozess“ bezeichnet wird. Er schreibt, dass Papier und Bleistift, die nebeneinander 
auf einem Tisch liegen, noch lange keine Zeichnung ergeben. Ein Mensch, geleitet durch ein 
Motiv,  muss  den  Bleistift  ergreifen  und  ihn  mit  dem  Blatt  in  Beziehung  bringen.  Eine 
Zeichnung  entsteht.  Der  „Ursprung“  oder  „Logos“,  in  diesem  Fall  der  inspirierte  Zeichner, 
drückt  sich  durch  die  Wechselwirkung  zweier  Pole,  Bleistift  und  Papier,  aus  und  eine 
Zeichnung, auch als „Synthese“ oder „Einheit“ bezeichnet, entsteht. Sechs Wechselwirkungen 
sind  in  diesem  Vorgang  verschmolzen,  die  alle  letztlich  den  Zeichner  als  Zentrum  haben: 
Zeichner­Bleistift, Zeichner­Papier, Zeichner­Zeichnung, Bleistift­Papier, Bleistift­Zeichnung 
und  Papier­Zeichnung.  Dieses  Beispiel  ist  exemplarisch  für  die  Struktur  die  die 
Vereinigungslehre hinter dem Universum sieht. (vgl. Giller S.128f)

    1. Man sieht, daß zu jeder Polarbeziehung ein übergeordnetes Zentrum gehört, das Ursprung
    der Beziehung ist und gleichermaßen das Ziel enthält, also sozusagen den Weg zum Resultat
    lenkt.
    2. Man sieht, daß vom Zentrum aus beginnend sechs verschiedene Polarbeziehungen
    aufgebaut werden, die alle demselben Zweck dienen und zu einer Einheit, zu einem
    Gesamtprozess verschmelzen.
    3. Man sieht, daß der Prozeß in drei Stufen abläuft, der Ebene des Ursprungs, der Ebene der
    Polarbeziehung und der Ebene des Resultates, der Synthese der polaren Komponenten.

                                                                                                     14
4. Man sieht, daß vier Positionen am Prozeß beteiligt sind: der Ursprung, die polaren
   Komponenten und die Synthese selbst. (Giller S.129f) 

Nun  soll  das  oben  angeführte  Beispiel  des  Gerstesamens 
von  Engels  aus  dem  Blickwinkel  der  Vereinigungslehre 
beleuchtet werden. Demnach tritt das Gerstenkorn mit dem 
Ackerboden  ausgerichtet  auf  diverse  Naturgesetzte  und 
dem  Zweck  des  Ökosystems  in  Beziehung.  Es  entwickelt 
sich  eine  Pflanze,  die  wiederum  Staubgefäße  und  Stempel 
ausbildet.  Diese  treten  miteinander  in  Beziehung.  Es 
kommt zur Befruchtung und neue Gerstenkörner entstehen. 
(vgl. Giller S.131) 

Wenn  es  sich  bei  diesen  oben  beschriebenen 
Konstellationen  um  längerfristige  Strukturen 
von  Wechselwirkungen  handelt,  spricht  die 
Vereinigungslehre        von       quadrupolaren 
Strukturen oder Vier­Positionen­Fundamenten. 
Quadrupolare  Strukturen  können  der 
Aufrechterhaltung  der  Existenz  eines  Wesens 
dienen.  Genauso  kann  auch  Geben  und 
Empfangen  zwischen  Entitäten,  ausgerichtet 
auf  einen  gemeinsamen  Zweck,  eine  neue 
Synthese  hervorbringen.  (vgl.  Das  Göttliche                      (Giller S.130)
Prinzip S.31ff, Giller S.146ff) 

Aus  dem  Blickpunkt  der  Lehre  Rev.  Muns  existiert  jeder  Mensch  in  einer  quadrupolaren 
Struktur  mit  Gott  als  Ursprung  und  seinem  Geist  und  Körper  als  polare  Komponenten,  die 
einen  harmonischen  Menschen  formen.  Für  das  menschliche  Zusammenleben  sieht  die 
Vereinigungslehre  die  Familie  als  quadrupolare  Struktur  aus  Gott,  Ehemann,  Ehefrau  und 
Kindern  für  essentiell.  (Das  Göttliche  Prinzip  S.31ff)  Das  Konzept  solcher  Beziehungs­ 
strukturen  ist  ein  sehr  dynamisches.  „Jede  dieser  vier  Positionen  kann  die  Rolle  des 
Subjektpartners  übernehmen  und  die  anderen  drei  als  Objektpartner  einnehmen.“  (vgl.  Das 
Göttliche Prinzip S.30) 

Den  letzten Ursprung  aller  quadrupolaren  Strukturen  sieht  die  Vereinigungslehre  im  Herzen 
Gottes. Es liegt somit allen natürlichen Vorgängen im Universum zugrunde.

   Jedes existierende System hat nur einen Mittelpunkt. Alle anderen Bestandteile umgeben ihn
   und vereinigen sich mit ihm. Welchen Mittelpunkt hat das Universum? Wir können mit
   Bestimmtheit sagen, daß Gott der zentrale Punkt ist. Gottes Liebe ist das Zentrum jeglicher
   Existenz. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.58)




                                                                                                15 
Abschnitt III.  Auswirkungen beider Theorien 

(a) Tabellarische Zusammenfassung 

Diamat                                             Vereinigungslehre 
widersprüchliche Gegensätze                        einander ergänzende Pole 
Einheit relativ                                    Kampf relativ 
Kampf absolut                                      Einheit absolut 
Kampf der Gegensätze                               Geben und Empfangen zwischen Polaritäten 
Position                                           Ursprung 
Negation                                           Polarbeziehung 
Negation der Negation                              Synthese 
Materie ausschließlich                             Geist und Materie 
                                                   (polare Einheit) 
Materie Bestimmend                                 Geist Subjekt 
Geist oder Bewusstsein untergeordnet               Materie Objekt 
(Produkt und Funktion)                             (vertikale Polarität) 
Gesetzt des Umschlages von Quantität in            Höhere Qualitätsform ist Ausdruck eines 
Qualität                                           anderen Logos bzw. quadrupolare Strukturen 
Gesetzt der Einheit und des Kampfes der            Polarität, Polarbeziehungen bzw. 
Gegensätze                                         Dreistufenprozess 
Gesetzt der Negation der Negation                  Dreistufenprozess, quadrupolare Strukturen 


(b) Das Verhältnis beider Theorien zur Praxis 


    (i)  Das Ziel oder  der  Tr aum von einer  idealen Welt 

Für die Anhänger beider Richtungen ist das Ziel, wie bereits erwähnt, eine ideale Gesellschaft. 
Von  den  Einen  wird  dieser  Idealzustand  als  klassenlose  Gesellschaft  bezeichnet,  von  den 
Anderen als Königreich Gottes.

   Das Sozialistische Ziel, das wir erreichen wollen, besteht darin, die bürgerliche Gesellschaft, die
   auf dem Kampf aller gegen alle beruht, durch die klassenlose Gesellschaft zu ersetzten, in der
   die Solidarität das Streben nach individueller Bereicherung als wesentlichen Beweggrund der
   Aktivität ablöst und in der der Reichtum der Gesellschaft die harmonische Entwicklung aller
   Individuen sichert. [...]
   Aber sie wissen, daß ökonomische und soziale Gleichheit, die Befreiung des Menschen von der
   Notwendigkeit, um sein Brot kämpfen zu müssen, die Vorraussetzung für diese Verwirklichung
   der unendlich vielfältigen menschlichen Persönlichkeit bei allen Individuen bilden.
   Eine sozialistische Gesellschaft verlangt daher eine Wirtschaft, in der die Produktion zur
   Bedürfnisbefriedigung die Produktion um des Profits willen ablöst. (Mandel S.167)

   Die Verwirklichung einer Gesellschaft der Interdepenz, des wechselseitigen Wohlergehen und
   der gegenseitigen Unterstützung durch die Zusammenführung der gesamten Menschheit zu
   einer großen Familie, das Niederreißen der Mauern in unseren Herzen und sogar die
   Eliminierung nationaler Grenzen haben ihren Beginn in der Familie. [...]



                                                                                                   16 
Sie sollten Familien errichten in die Er [Gott d. Verf.] als Eltern jederzeit kommen und Seine
    Kinder besuchen kann. Das bedeutet im Dienste Gottes zu leben. Für solche Familien wird Gott
    zum Subjekt ihres Gewissens, das vertikal agiert. [...] Hier gelangen Elternliebe, eheliche Liebe,
    Kindesliebe und Geschwisterliebe [...] zur Vollkommenheit. [...]
    Wäre die Welt erfüllt von solchen Familien, würde diese Welt vom himmlischen Weg [...] regiert
    werden und es gäbe keine Notwendigkeit für Anwälte, Kläger und sogar Richter. Denken Sie
    einen Moment lang darüber nach. Wer würde sich ihrer guten und schlechten Taten am
    meisten bewusst sein? Es wären ihre Großeltern, Ihre Eltern, Ihr Ehepartner und Ihre Kinder. 
    (Mun 2006 S.71f) 


    (ii)  Zu welchen Handlungen motivier t die mar xistische Theor ie 

Anhänger beider Ansichten sehen ihre Ideale in der Gesellschaft nicht voll verwirklicht. (vgl. 
Giller  S.7f,  Mandel  S.13)  Welche  Auswirkungen  wollen  oder  sollen  nun  die  besprochenen 
Theorien auf das Leben  ihrer Nachfolger haben und durch welche Praktiken sollen sie diese 
hohen Ziele erreichen?

    Das Studium der Dialektik ist kein sich selbst genügsames Vergnügen, sondern notwendig,
    damit wir uns in unserem Handeln nach richtig erkannten Bewegungsgesetzen orientieren
    können. Die Dialektik nötigt uns gewisse unverzichtbare Verhaltensregeln auf. [...]
    Das Herangehen vom Standpunkt „schöner", abstrakt-ausgedachter Ideale ist nutzlos. Nötig ist
    die exakte Erforschung der konkreten materiellen Verhältnisse. Dabei müssen wir jede
    Erscheinung möglichst allseitig und in ihrer Entwicklung erforschen. Da wir aber nicht
    unendlich viele Zusammenhänge erfassen können, müssen wir danach streben, den oder die
    jeweils entscheidenden Beziehungen aufzudecken [...]
    Der Marxist muß sich in der Forschung und im praktischen Verhalten auf den historischen
    Standpunkt stellen: So, wie es ist, bleibt es nicht. Entscheidend ist nicht, was besteht und
    scheinbar unerschütterlich dasteht, sondern das, was sich im Schöße des Bestehenden an
    Neuem entwickelt. Daran muß man sich orientieren, auch wenn das Neue noch so schwach
    ist.
    Da das Wesen der Entwicklung der Kampf der Widersprüche in allen Dingen und
    Erscheinungen ist, wäre es falsch, in solchen Widersprüchen ein Unglück zu sehen. Das
    Interessanteste an den Widersprüchen ist ihre Lösung. Diese Lösung erfolgt nicht durch die
    Predigt der Klassenharmonie, nicht durch Opportunismus, sondern durch den Klassenkampf,
    wobei für einen Marxisten entscheidend ist, sich an den inneren Widersprüchen zu orientieren,
    also nicht etwa fasziniert auf die Kämpfe (außerhalb eines konkreten Kampfplatzes) zu starren,
    etwa den Export der Revolution zu erhoffen, sondern im eigenen Land den Kampf zu führen. 
    (marx. Lehrbrief Nr.8)

    Zuerst muß den herrschenden Klassen jede politische Macht genommen werden, und man
    muß sie daran hindern, diese Macht wiederzuerlangen. Die allgemeine Bewaffnung der
    Arbeitenden als Ersatz für stehende Armeen, dann die schrittweise Vernichtung aller Waffen,
    die es eventuellen Anhängern der Neuerrichtung einer Minderheitenherrschaft unmöglicht
    macht, in Waffenbesitz zu gelangen, werden zu diesem Ziel führen. (Mandel S.172) 

Wie  man  sieht,  ist  das  Verhältnis  von  Marxismus  und  Gewalt  kritisch.  In  der  klassenlosen 
Gesellschaft soll es nach Mandel Harmonie geben, dennoch machen Widerspruch und Kampf 
jede  Existenz  aus.  Die  tatsächliche  Gewaltbereitschaft  divergiert  unter  den  marxistischen 
Strömungen.  Gewalt  wird  jedoch  im  Marxismus  keinesfalls  verherrlicht.  Physische 
Waffengewalt  ist  jedoch,  wie  Mandel  an der  vorangestellten  Stelle  darlegt, notwendig.  „Die 
Geschichte  aller  Klassengesellschaften  ist  eine  Geschichte  der  Klassenkämpfe,  die  sie 
durchzieht.“ (Mandel S.21) Unsere Gesellschaft muss negiert werden, damit die Negation der 
Negation, die klassenlose Gesellschaft hervortreten kann.

                                                                                                  17
An  Beispielen  für  die  Anwendung  von  Waffengewalt  um  das  Ziel  einer  klassenlosen 
Gesellschaft  zu  erreichen,  mangelt  es  in  der  Geschichte  nicht.  Ausführungen  zur  russischen 
Revolution  sind  bei  Ernest  Mandel  ab  Seite  118  zu  finden.  In  der  UdSSR  und  anderen 
realsozialistischen  Staaten  kam  es  zur  Zeit  des  kalten  Krieges  zu  unzähligen 
Menschenrechtsverletzungen.  Marxisten  im  Westen  haben  sich  weitgehend  von  den 
Verbrechen  des  Stalinismus  distanziert,  bei  Lenin  ist  man  zurückhaltender.  (vgl.  Mandel 
S.133) Ohne den Idealismus vieler Marxisten zu schmälern, zeigen die Verbrechen der RAF 
(Roten Armee Fraktion) die Bereitschaft zur Gewalt. 


   (iii)  Zu welchen Handlungen motivier t die Ver einigungslehr e 

Anders wie  beim Marxismus kam  es  bei der Vereinigungslehre  bisher  in der Geschichte nie 
dazu, dass sie als Ideologie irgendeines Staates eingesetzt wurde. Weltweit gibt es auch keine 
Kommune  von  Vereinigungsmitgliedern,  die  autark  lebt  und  ein  politisches  und 
wirtschaftliches System auf Basis der Vereinigungslehre zu errichten versucht. Ein Vergleich 
mit  der  Umsetzung  des  Marxismus  in  den  realsozialistischen  Staaten,  als  reales  politisches 
und wirtschaftliches System ist demnach nicht möglich. 

Rev. Mun fordert die Menschen, zu denen er spricht, immer dazu auf an  ihrer Beziehung zu 
Gott und den Beziehungen innerhalb ihrer Familie zu arbeiten. Wie ein Zitat weiter oben zeigt, 
sieht  die  Vereinigungslehre  in  der  Herzensbildung  von  Menschen  den  Schlüssel  zum 
Königreich  Gottes.  Die  Anwendung  von  Gewalt  wird  von  den  Mitgliedern  der 
Vereinigungsbewegung grundlegend abgelehnt.

    In der heutigen Zeit kann man Krieg nur als ein primitives und überaus zerstörerisches Mittel zur
    Lösung von Konflikten betrachten. So werden wir niemals in der Lage sein, dauerhaften
    Frieden zu errichten. (Mun 2006 S.34) 

Wie  bereits  erwähnt,  hat  die  Auseinandersetzung  mit  dem  Kommunismus  in  der 
Vereinigungsbewegung eine lange Tradition.

    Wenn wir das überlegen, finden wir heraus, daß der Kommunismus unser stärkster Feind ist, so
    ist er auch der stärkste Satan. Jemand aus der religiösen Welt heraus muß kommen, um gegen
    den Kommunismus, welcher die stärkste und böseste Macht in der ganzen Welt ist, zu kämpfen
    und zu gewinnen. (Mun bei einer Ansprache am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York) 

Aussagen  von  Rev.  Mun  bei  denen  von  der  Zerstörung  des  Kommunismus  die  Rede  ist, 
wurden  von  seinen  Nachfolgern  nie  im  Sinne  von  physischer  Gewalt  oder  Waffengewalt 
interpretiert.  Zentrale  Aussagen  der  Vereinigungslehre  würden  der  Anwendung  von  Gewalt 
widersprechen.

    Satan musste zur freiwilligen Aufgabe bewegt werden und sich freiwillig ergeben. Wie kann
    das erreicht werden? Nur durch die Macht der wahren Liebe – wenn wir unsere Feinde mehr
    lieben als unsere eigene Familie – ist das möglich. (Mun 2006 S.23) 

Nach  Angaben  der  offiziellen  Website  von  Rev.  Mun  gründete  er  zwei  Initiativen,  die  sich 
mit dem Kommunismus auseinandergesetzt hatten. Einerseits CAUSA, eine Organisation die 
durch  friedliche  Mittel,  Seminare  und  Kongresse,  versuche,  die  weitere  Ausbreitung  des 
Kommunismus  in  Lateinamerika  zu  verhindern.  Die  zweite  Organisation  IFVOC 
(International Federation for Victory Over Communism) war im ostasiatischen Raum tätig, im 
Speziellen  in  Korea  und  Japan.  Besonders  versuchte  man  der  Ausbreitung  der

                                                                                                  18 
nordkoreanischen  kommunistischen  Ideologie  (Chuch'e)  entgegenzuwirken.  (vgl.  offizielle 
Website) 

„In  Europa  gingen  junge  Mitglieder  der  Vereinigungsbewegung  in  den  80er  Jahren  in  die 
Länder  hinter  dem  Eisernen  Vorhang.  Einerseits  motivierte  sie  ihr  Verständnis  der 
Vereinigungslehre  und  des  Marxismus,  besonders  sein  pseudoreligiöser  Charakter.  Ein 
weiteres  Motiv  war  ihr  Mitgefühl  mit  den  Menschen,  die  unter  der  Unfreiheit  der  Regimes 
litten“, sagt Maria Pammer, Mitglied der Vereinigungsbewegung seit 1976. Auf der Website 
Rev.  Muns  und  in  der  Publikation  „Mission  Butterfly“,  einer  Sammlung  von 
Erfahrungsberichten  österreichischer  Untergrundmissionare  in  ehemaligen  kommunistischen 
Staaten,  ist  zu  lesen,  dass  sie  ihr  Leben riskierten,  um  die  Vereinigungslehre  den  Menschen 
hinter  dem  Eisernen  Vorhang  zu  lehren.  In  der  ehemaligen  Tschechoslowakei  hatte  die 
Bewegung  ungefähr  100  Mitglieder.  30  wurden  zu  fünf  Jahren  Haft  verurteilt.  Ein  Mitglied 
der Vereinigungsbewegung starb unter fragwürdigen Umständen. 

Diese Arbeit hat sich auf die Initiativen der Vereinigungsbewegung mit Kommunismusbezug 
beschränkt. Eine umfassende Betrachtung der Aktivitäten der Vereinigungsbewegung ist nicht 
Thema dieser Arbeit. 


(c) Kurzes Resümee 

Nach  dem  Fall  des  Eisernen  Vorhangs  hat  sich  die  politische  Situation  in  Osteuropa 
gewandelt.  Mit  den  essentiellen  Fragen  nach  „Geist  und/oder  Materie“  und  danach,  wie 
soziale Gerechtigkeit und Friede erreicht werden können, ist die Menschheit auch heute noch 
konfrontiert.




                                                                                                    19 
Literatur 
Autoren Kollektive 

Das Göttliche Prinzip Schmitten: Kando Verlag 2003 Herausgeber: Vereinigungskirche e. V. 
dTV­Atlas 
Grundlagen der marxistisch­leninistischen Philosophie Berlin: Dietz­Verlag 1971 
Grundlagen des Marxismus­Leninismus Berlin: Dietz­Verlag 1960 
Kleines Wörterbuch der marxistisch­leninistischen Philosophie Berlin: Dietz­Verlag 1974 
Schülerduden „ Die Philosophie“  Mannheim, Zürich, Wien: Bibliographisches Institut 1985 
Herausgeber: Redaktion für Philosophie d. Bibliographisches Institut unter d. Leitung von 
Gerhard Kwiatkowski 
Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 2 ­ Die Grundlagen der 
Philosophie  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­Bebel­Gesellschaft e. 
V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/lehrbriefe/index.html 
Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 7 – Einführung in die 
marxistische Dialektik Teil II  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­ 
Bebel­Gesellschaft e. V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/ 
lehrbriefe/index.html 
Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 8 – Einführung in die 
marxistische Dialektik Teil III  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­ 
Bebel­Gesellschaft e. V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/ 
lehrbriefe/index.html 
Marxismus Quellenlexikon, Köln: Kölner Universitätsverlag 1985 Herausgeber: Univ. Prof. 
Dr. Konrad Löw 
Mission Butterfly ­ Pionieers Behind The Iron Curtain St. Paul USA: Eigenverlag 2006 
Herausgeber: C. H. Kwak, C. Segato Stadler, B. Grabner 
Offizielle Website von Rev. Sun Myung Mun: http://www.reverendsunmyungmoon.org/ 
Berdjajew Nikolai, Wahrheit und Lüge des Kommunismus von, Wien: Edition Neue 
Mitte 1977 
Engels Friedrich, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen 
Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels ­ Werke. Berlin: Dietz Verlag 1962 Band 5 
siehe auch http://www.mlwerke.de/me/me21/me21_274.htm 
Giller Herbert, Was kommt nach dem Kommunismus? Kritik und konstruktive Alternative 
zum dialektischen Materialismus von, Wien: Verlag Neue Mitte 1976 
Lenin W.I., „Materialismus und Empiriokritizismus“, Berlin: Dietz­Verlag 1971 
Mandel Ernest, Einführung in den Marxismus, Köln: Neuer ISP Verlag GmbH 2002, 
Überarbeitete Neuausgabe, Orginal: introduction au marxisme Paris: La Brèche 1979 
Mun S.M.,  Glaube und Wirklichkeit Wien: Eigenverlag Herausgeber: R. Heinrich 
Mun S.M.,  Sieben Botschaften für den Frieden Stuttgart: Kando­Verlag 2006 Herausgeber: 
Universelle Friedensföderation Deutschland­Österreich­Schweiz


                                                                                             20 

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Dialektik im Marxismus und der Vereinigungslehre

  • 1. Spezialgebiet Ethik  bei Frau Mag. Barbara Steiner  Dialektik  im M arxismus  und der Vereinigungslehre Gegenüberstellende Betrachtung zweiter Weltanschauungen von Bogdan Pammer 1 
  • 2. Inhaltsverzeichnis  ABSCHNITT I.  GEIST UND/ODER MATERIE  3  (A)  MATERIALISMUS IM MARXISMUS ...............................................................................................3  (i)  Einleitung .....................................................................................................................3  (ii)  Die zentrale Stellung der Materie ..................................................................................4  (iii)  Geist und Bewusstsein ..................................................................................................4  (iv)  Definition von Materie..................................................................................................6  (B)  DIE DUALITÄT VON GEIST UND MATERIE IN DER VEREINIGUNGSLEHRE .....................................6  (i)  Einleitung .....................................................................................................................6  (ii)  Die Beziehung von Geist und Materie ...........................................................................7  (iii)  Das Herz.......................................................................................................................8  (iv)  Abbildungen und Tabellen ............................................................................................8  ABSCHNITT II.  DIALEKTIK UND POLARBEZIEHUNGEN  10  (A)  MARXISTISCHE DIALEKTIK ......................................................................................................10  (i)  Einheit und Kampf der Gegensätze .............................................................................10  (ii)  Arten der dialektischen Widersprüche.........................................................................11  (iii)  Negation der Negation ................................................................................................11  (B)  POLARBEZIEHUNGEN IN DER VEREINIGUNGSLEHRE ..................................................................12  (i)  Der Vorgang des Gebens und Empfangens..................................................................13  (ii)  Dreistufenprozess und Quadrupolare Strukturen..........................................................14  ABSCHNITT III.  AUSWIRKUNGEN BEIDER THEORIEN  16  (A)  TABELLARISCHE ZUSAMMENFASSUNG .....................................................................................16  (B)  DAS VERHÄLTNIS BEIDER THEORIEN ZUR PRAXIS ....................................................................16  (i)  Das Ziel oder der Traum von einer idealen Welt..........................................................16  (ii)  Zu welchen Handlungen motiviert die marxistische Theorie........................................17  (iii)  Zu welchen Handlungen motiviert die Vereinigungslehre............................................18  (C)  KURZES RESÜMEE....................................................................................................................19  LITERATUR  20 2 
  • 3. Abschnitt I.  Geist und/oder Materie Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Verhältnis von Denken und Sein [...], des Geistes zur Natur [...] Die Frage: Was ist das Ursprüngliche, der Geist oder die Natur? [...] Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geiste gegenüber der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen ... bildeten das Lager des Idealismus. Die anderen, die die Natur als das Ursprüngliche ansehen, gehören zu den verschiedenen Schulen des Materialismus. (Engels S.274)  (a)  Materialismus im Marxismus  (i)  Einleitung  Die  wohl  bedeutendste  dieser  materialistischen  Schulen  ist  der  Marxismus/Kommunismus.  Kaum  eine  andere  philosophische  Schule  hat  sich  so  umfassend  mit  der  Geschichte  der  Menschheit,  den  grundlegenden  Prinzipien  des  Kosmos  beschäftigt  und  so  maßgeblich  die  Menschheitsgeschichte mitgeprägt. Marx und Engels entwickelten diese Ideologie angesichts  der  enormen  Ausbeutung  der  Arbeiter  im  19.  Jahrhundert  und  den  Barrikadenkämpfen  der  1840er  Jahre  in  verschiedenen  europäischen  Ländern.  Mit  ihrer  Lehre  lieferten  sie  die  theoretische  Grundlage  für  die  weltweit  entstehenden  Arbeiterbewegungen,  die  kommunistischen  Revolutionen  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  und  schließlich  die  realsozialistischen  Staaten.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  dem  Dialektischen  Materialismus  (Diamat).  Auf  andere  Teile  der  marxistisch­kommunistischen  Lehre  wie  der  Historische Materialismus oder die Politische Ökonomie wird nicht näher eingegangen. Auch  die erkenntnistheoretischen Aspekte des Marxismus werden außer Acht gelassen.  Der  Marxismus  und  die  aus  ihm  resultierenden  Bewegungen  zeigen  einen  ausgeprägten  antireligiösen Charakter. Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere nur den frommen Wunsch, die ersteren mögen wohltätig sein. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille … (Marx, Quellenlexikon S.271)  Die  Römisch  katholische  Kirche  in  Deutschland  und  später  die  Russisch  Orthodoxe  im  slawischen Raum sind für viele Marxisten der Beleg dafür, dass Religion im allgemeinen die  Klassengesellschaft  und  somit  die  Ausbeutung  des  Proletariats  unterstützt.  Sie  verweist  auf  eine  jenseitige  Erlösung  oder  „illusorisches  Glück“  und  hindert  die  Arbeiter  so  daran  sich  „wirkliches  Glück“  zu  erkämpfen  und  zu  finden.  Die  Körperfeindlichkeit  und  Geistzentriertheit  der  Kirchen  wird  als  daher  als  Übel  oder  Droge  angesehen.  Mit  der  Erlebbarkeit  des  „wirklichen  Glücks“  in  einer  Klassenlosen  Gesellschaft  verliert,  dieser  Ansicht  zufolge,  Religion  ihre  Bedeutung.  (vgl.  Marx,  Quellenlexikon  S.270)  Der  russische  Philosoph Nikolei Berdjajew, in seiner Jugend glühender Anhänger des Marxismus, meint  in  seiner  Betrachtung  „Wahrheit  und  Lüge  des  Kommunismus“  dazu,  dass  der  Kommunismus 3 
  • 4. die  „Entlarvung  des  christlichen  Versagens“  sei,  für  soziale  Gerechtigkeit  einzutreten.  (vgl.  Berdjajew S.36)  (ii)  Die zentr ale Stellung der  Mater ie  Marx  und  Engels,  die  mit  dem  Marxismus  ein  umfassendes  Gedankengebäude  schufen,  beließen  es  jedoch  nicht  bei  der  Kritik  der  Institution  Kirche.  Ein  Grundsatz  dieses  Materialismus  ist  das  „Rationalitätsprinzip“.  Friedrich  Engels  fordert  in  ihm,  die  Welt  „aus  sich  selbst  zu  erklären“  und  lehnt  grundsätzlich  alle  Erklärungsmodelle  ab,  die  in  einer  transzendenten  Ursache  wurzeln.  (vgl.  Schülerduden  S.99)  Dieser  Materialismus  und  die  damit  verbundene  Ablehnung  Gottes  werden  in  einem  marxistischen  Lehrbrief  folgendermaßen argumentiert: Übrigens behauptet die Theologie, dass dieser Gott weder eine räumliche noch zeitliche Ausdehnung besitze … Ein solcher Gott wäre das räumliche und zeitliche Nichts und das Bewegungslose. Ein solches absolutes Nichts kann natürlich nicht der Schöpfer von irgendetwas, noch dazu der ganzen Welt, sein. Ein immaterieller, unbewegter „Erstbeweger“, ein faktisches Nichts soll als absoluter Geist oder Gott Materie und Bewegung schaffen? Das ist mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zu vereinbaren. Man kann an einen solchen Gott nur glauben, aber ihn nicht mit logischen und wissenschaftlichen Gründen beweisen. (marx. Lehrbrief Nr.7) Ein außermenschlicher, außerweltlicher Geist, der dieses Sein geschaffen haben könnte, ist kein Gegenstand ernsthaften, wissenschaftlichen Denkens, sondern höchstens des Glaubens und Aberglaubens. Er ist der zunächst verselbständigte und dann verhimmelte menschliche Geist, sonst nichts. Es gibt nur das eine Sein, die eine Welt, zu der der Mensch mit seinem Geist gehört. Es gibt nicht zwei Welten, eine diesseitige und eine jenseitige. Diese jenseitige Welt ist, wie gesagt, nur die Welt des verhimmelten Menschengeistes. Die Welt ist ein einheitliches, "diesseitiges" Ganzes. (marx. Lehrbrief Nr.2)  Demnach ist Gott ein Hirngespinst, ein „verhimmelter“ menschlicher Geist, der wiederum nur  in Abhängigkeit von der Materie existieren kann. Materie und die ständige Bewegung dieser  werden als absolute Konstanten im Universum angesehen. Die Wissenschaft sagt nicht nur aus, dass die Welt, so wie sie heute existiert, in Bewegung ist, sondern die Wissenschaft hat auch unumstößlich bewiesen — und zwar durch das Gesetz der Erhaltung von Masse und Energie — dass Materie und Bewegung zwar in mannigfaltiger Form existieren, aber dass sie sich immer nur in andere Formen der Materie und Bewegung verwandeln, niemals aber aus dem Nichts entstehen oder in ein Nichts verschwinden können. Sie sind unerschaffbar und unzerstörbar. (marx. Lehrbrief Nr.7)  Der  marxistische  Denker  Ernest  Mandel  drückt  dies  so  aus:  „Bewegung,  allgemeine  Evolution beherrscht jedes Sein. Dieses ist materiell.“ (vgl. Mandel S.176)  Dabei  geht  der  Dialektische  Materialismus  davon  aus,  dass  unsere  Empfindungen  Abbilder  der Realität sind“ und die Natur oder Materie für den Menschen vollständig erkennbar ist.  (iii)  Geist und Bewusstsein  Das  Erreichen  höherer  „Geistesqualitäten“  geht  im  Marxismus  mit  der  Entwicklung  komplexerer  materieller  Systeme  einher.  Mandel  schreibt  in  seiner  „Einführung  in  den  Marxismus“ dazu: 4 
  • 5. Die Grundeinheit der Materie ist das Atom, das wiederum aus kleinen Partikeln besteht. Atome in der kombinierten Form von Molekülen, bilden zusammen die Grundelemente der Erdoberfläche und der Atmosphäre. So ergeben Wasserstoff und Sauerstoff in einer bestimmten Kombination Wasser. Andere Moleküle bilden Metalle, Säuren oder Basen. In einer bestimmten Kombination von Bedingungen brachte die Evolution der anorganischen Materie organisches Leben hervor. Aus diesem entwickelten sich Pflanzen und Tiere. […] Eine dieser Arten, die Menschenaffen, auf deren Höhepunkt eine neue Art – der Mensch – stand.  (Mandel S.176)  Geistige  Eigenschaften  des  Menschen  wie  zum  Beispiel  Bewusstsein  oder  Wille  sind  demnach  das  Resultat  einer  bestimmten  Anordnung  von  Materie.  Dieses  Prinzip  ist  im  Marxismus  als  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  bekannt,  auf  das  im  Abschnitt II noch eingegangen wird.  Es  endet  jedoch  nicht  bei  der  Einzelperson,  sondern  setzt  sich  auf  sozialer  Ebene  fort.  Die  Ansammlung  von  Elementen  der  gleichen  Stufe  führt  ab  einem,  nicht  genauer  definierten,  Punkt zu einer Veränderung  ihrer Eigenschaften. Dieser Vorgang kann mit der Entwicklung  einer  Dorfgesellschaft  zu  einer  städtischen  praktisch  erläutert  werden.  Mit  dem  Anwachsen  der  Bevölkerung  eines  Dorfes  wächst  nicht  nur  die  verbaute  Fläche  oder  die  Anzahl  von  Personen in dieser Gemeinschaft. Über diese quantitative Veränderung hinaus findet an einer  bestimmten Stelle eine Art „urbane Revolution“ statt. Völlig neue Berufszweige entstehen in  der  Region.  Es  zirkulieren  unter  den  Bewohnern  Dienstleistungen  und  Waren  die  in  einer  Agrargesellschaft undenkbar gewesen wären. (vgl. Mandel S.183)  Eine  genauere  Betrachtung  erfordert  in  diesem  Zusammenhang  der  marxistische  Bewusstseinsbegriff.  In  „Grundlagen  des  Marxismus­Leninismus“,  einem  Hauptwerk  der  Sowjetphilosophie ist nachzulesen: Die Idealisten und die Gegner des Marxismus unterstellen dem materialistischen Marxismus immer wieder, er behaupte, das Bewusstsein sei etwas Materielles. Sie tun das um den marxistischen, philosophischen Materialismus leichter „widerlegen“ zu können. Das ist ein alter Trick: Zuerst erklärt man den Gegner für dumm um ihn dass „siegreich“ kritisieren zu können.  (Grundlagen des Marxismus­Leninismus S.38)  Die  Ansicht  unser  Bewusstsein  sei  etwas  rein  Materielles  wird  von  Sowjetphilosophen  als  „Vulgärmaterialismus“  abgelehnt.  Für  den  marxistischen  Materialisten  ist  demnach  Bewusstsein eine Eigenschaft  oder ein Produkt der Materie. Ein  marxistischer Lehrbrief  hält  fest: Das Bewußtsein ist das Produkt eines materiellen Organs, das sich in Jahrmillionen der Entwicklung des Lebens auf der Erde herausgebildet hat. Es ist „nichts anderes als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Anm. an dieser Stelle berufen sich die Autoren auf Karl Marx) (marx. Lehrbrief Nr. 7)  Genauer ist Bewusstsein die höchste Form einer „Eigenschaft“ oder „Fähigkeit“ der Materie,  die als „Widerspiegelung“ bezeichnet wird. (vgl. Schülerduden S.99) Widerspiegelung ist die allgemeine Eigenschaft und Fähigkeit der Materie in allen ihren unterschiedlichen Entwicklungsstufen, bei äußerer Einwirkung materieller Gegenstände durch inner Veränderung dieser Gegenstände zu reproduzieren. (Wörterbuch S.301)  Auf  niederer  physikalischer  Ebene  „spiegelt“  ein  Gegenstand  einfallendes  Licht  (oder  ein  Teich den Mond in der Nacht) wider und erscheint daher farbig. Eine komplexere Form dieser  „Widerspiegelung“  stellt  die  chemische  Reizbarkeit  von  Eiweißkörperchen,  oder  noch 5
  • 6. komplexer allgemein die Reizbarkeit von Lebewesen, dar. „Geistige“ Attribute, wie Intellekt  oder  Emotionen,  sind  demnach  eine  Höherentwicklung  dieser  Form  von  Reizbarkeit  oder  Widerspiegelung. Sie kann jedoch auch aktiv die Materie gestalten: Das Bewußtsein des Menschen widerspiegelt nicht nur die objektive Welt, sondern schafft sie auch [...], d.h., daß die Welt den Menschen nicht befriedigt und der Mensch beschließt, sie durch sein Handeln zu verändern. (Lenin Werke Bd. 38 S.203/204 zitiert nach Giller S.24)  (iv)  Definition von Mater ie  Physikalische  Erkenntnisse  wie  die  Einsteins,  dass  Materie  und  Energie  Formen  ein  und  desselben  sind,  forderten  die  marxistische  Philosophie  zu  einer  Neudefinition  des  Begriffs  „Materie“ heraus. Demnach definierte Lenin Materie wie folgt: Die Materie ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert. (Lenin S.124)  Diese Definition ist auch heute noch durchaus maßgebend. Unter dem Stichwort Materie wird  man auch heute auf Wikipedia mit Lenins Erklärung konfrontiert.  (b) Die Dualität von Geist und Materie in der Vereinigungslehre  (i)  Einleitung  Bei  der  Vereinigungslehre  handelt  es  sich  um  die  Lehren  und  Offenbarungen  des  Rev.  Sun  Myung Mun, die zum ersten Mal  in den 1950er Jahren niedergeschrieben wurden. Im Laufe  seines geistlichen Amtes sind diese von seinen Nachfolgern systematisiert worden. Rev. Mun  stammt  aus  einer  ursprünglich  konfuzianistischen  Familie,  die  sich  in  seiner  Kindheit  zum  Christentum  bekehrt  hat.  (vgl.  offizielle  Website)  Muns  Lehre  kommt  demnach  aus  einem  koreanisch  christlichen  Hintergrund,  geht  jedoch  weit  darüber  hinaus.  Er  und  seine  Nachfolger  bezeichnen  die  Vereinigungslehre  als  universell  und  essentiell  für  die  Lösung  aller  Probleme,  mit  denen  sich  die  Menschheit  konfrontiert  sieht.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  der  Sicht  der  Vereinigungslehre  auf  den  Ursprung  des  Kosmos,  die  Beziehung von Geist und Materie, sowie auf die Prinzipien der Dialektik.  An  vielen  Stellen  spricht  Rev.  Mun davon,  dass  der  Kommunismus  „besiegt“  oder „zerstört  werden  muss.“  In  denselben  Ansprachen  macht  er  jedoch  oft  auch  Aussagen,  die  diesen  Worten völlig zu widersprechen scheinen: In der Welt gibt es grob gesagt zwei große Ideologien, nämlich Demokratie und Kommunismus. Sie sind miteinander in Konflikt. Es ist der, weltweite Ebene ausgedehnte, Kampf zwischen Kain und Abel. Dies ist der Kampf zwischen Brüdern. Es müssen daher Eltern kommen, um die Disharmonie zwischen den Brüdern auszusöhnen. (Mun bei einer Ansprache  am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York)  In diesem Kontext ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass Sun Myung Mun 1948 zu 5 Jahren  Zwangsarbeit  in einem Nord Koreanischen  Arbeitslager verurteilt worden  ist. 1971 gründete  Mun  die  „International  Federation  for  Victory  Over  Communism“.  (vgl.  offizielle  Website)  Mehr zu den Aktivitäten der Vereinigungsbewegung mit Kommunismus­Bezug findet sich in  Abschnitt III dieser Arbeit. 6 
  • 7. (ii)  Die Beziehung von Geist und Mater ie  Vereinigungslehre und Marxismus unterscheiden sich grundlegend  in  ihrem  Ausgangspunkt,  von dem aus versucht wird des Kosmos zu erklären. Die ersten Sätze des ersten Kapitels des  „Göttlichen Prinzips“ machen diesen Unterschied fest: Aus tiefster Seele suchten Menschen zu allen Zeiten nach Antworten auf die existenziellen Fragen über das menschliche Leben und das Universum, doch ohne wirklichen Erfolg. […] Um diese Fragen zu lösen, reicht es nicht die sichtbare Wirklichkeit zu untersuchen. Das zentrale Thema ist hierbei die ursächliche Realität. Die Hintergründe des Menschlichen Lebens und der Existenz des Universums können nicht ohne ein Verständnis um das Wesen Gottes geklärt werden. (Das Göttliche Prinzip S.19)  Eine  Aussage  das  dem  „Rationalitätsprinzip“  des  Marxismus  widerspricht.  Die  Vereinigungslehre  besagt,  dass  das  Universum  nicht  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden  kann. So wie ein Bild den Charakter eines Künstlers ausdrückt, drückt sich die erste Ursache  im Kosmos aus. Diese erste Ursache wird als Gott bezeichnet. Rev. Mun sagt dazu: Wir sind das Resultat einer Ursache. Es muß also irgendeine Ursache existieren, die unerläßliche Realität ist. Welchen Namen wir für diese Ursache wählen, spielt keine Rolle. Das Wichtigste ist die Tatsache, daß sie existiert. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.15)  Das Betrachten und Untersuchen der Schöpfung kann uns, der Vereinigungslehre nach, helfen  die erste Ursache besser zu erfassen. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20)  Das erste Prinzip im das die Vereinigungslehre beschreibt ist die Polarität Yang und Yin, oder  Maskulinität und Femininität. Vom Wechselspiel zwischen Proton und Elektron auf atomarer  Ebene, über die Polarität von Staubgefäß und Fruchtknoten im Pflanzenreich bis hin zu Mann  und  Frau  beim  Menschen  ist  dieses  Prinzip  im  gesamten  Kosmos  präsent.  (vgl.  Abb.1)  Demnach  muss, gemäß der Vereinigungslehre, auch Gott, der transzendente Ursprung, diese  Polarität in sich vereinigt haben.  Diese Form der Polarität wird als horizontal bezeichnet, was  Gleichwertigkeit ausdrücken soll. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20, Giller S.48 ff)  Eine weitere und noch fundamentalere Struktur, nach der das Universum  aufgebaut ist, sieht  die Vereinigungslehre in der Polarität von „innerem Wesen“ und „äußerer Gestalt“. Durch die  Kombination  von  Tönen  mit  Frequenz,  Wellenlänge,  Amplitude  usw.  (Äußerer  Gestalt)  werden Gefühle des Komponisten (Inneres Wesen) ausgedrückt. (vgl. Abb.2) Wie die jüngsten Erkenntnisse der Physik gezeigt haben, lassen sich Energie und Masse nicht mehr voneinander trennen. Sie hängen über die Einsteinformel E=mc² zusammen. … Das bedeutet daß die „Energie“ der Grundstoff aller Materie ist. Was ist es nun, das die Energie in ihre Form bringt? Was bewirkt, daß aus derselben Energie einmal ein Photon, einmal ein Elektron, Proton, Meson etc. entsteht? Bei allen diesen Teilchen ist die Äußere Wesensart (Anm. Äußere Gestalt) gleich, die Innere Wesensart (Anm. Inneres Wesen) jedoch verschieden.  (Giller S.41 f)  Diese Form der Polarität wird in der Vereinigungslehre als „vertikal“ bezeichnet. Das Innere  Wesen steht dem Äußeren gegenüber in der Subjektposition und drückt sich dadurch aus.  Die  Aussage,  „Geist  (Anm.  Inneres  Wesen)  und  Körper  (Anm.  Äußere  Gestalt)  sind  zwei,  wechselseitig  in  Beziehung  stehende,  Aspekte  des  Menschen“  (vgl.  Das  Göttliche  Prinzip  S.21), erläutert die Auffassung von Geist (Inneres Wesen) und Materie (Inneres Wesen) in der 7 
  • 8. Vereinigungslehre  weiter.  Inneres  Wesen,  z.B.  die  Gefühle  des  Komponisten,  Naturgesetze  oder der menschlicher Geist, und Äußere Form, z.B. Töne, Energie, der menschliche Körper,  benötigen  einander  um ihren  gemeinsamen  Zweck  zu  erfüllen.  (siehe  Stichwort  Herz  unten)  Der  Vereinigungslehre  nach  muss  wiederum  auch  Gott  diese  beiden  Polaritäten  in  sich  vereinigt  haben.  Dieser  Äußere  Aspekt  Gottes  wird  als  „Universale  Ursprungs­  energie“ bezeichnet. Diese Energie wird als „Ursprung aller Energien und Kräfte“ bezeichnet,  „welche die Existenz geschaffener Wesen ermöglichen“. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.26)  Mit diesen Erklärungen entzieht sich die Vereinigungslehre der marxistischen Religionskritik  (siehe I.a.ii), die sie  für teilweise gerechtfertigt hält. (vgl. Giller S.26, Das Göttliche Prinzip  S.9  ff)  Eine  exakte  Erläuterung  der  Universalen  Ursprungsenergie  bleibt  die  Literatur  der  Vereinigungsbewebung jedoch schuldig.  Der Vereinigungslehre nach trägt jede Wesenheit die Polaritäten von Yang und Yin, sowie die  von  Innerem  Wesen  und  Äußerer  Form,  in  sich.  Doch  auch  Beziehungen  zwischen  Wesenheiten entsprechen diesen Prinzipien. Die Beziehung zwischen Gott, dem Ursprung des  Universums, und dem Universum wie folgt zusammen: Das Universum in seiner Gesamtheit ist substantieller Objektpartner Gottes. Das Universum ist aus zahllosen, einzigartigen Manifestationen der polaren Wesenszüge Gottes gebildet, [...]. (Das  Göttliche Prinzip S.25)  (iii)  Das Her z  Die Vereinigungslehre kann entsprechend der, oben angeführten, Einteilung der Philosophien  von Engels, weder den  materialistischen Richtungen, noch denen des Idealismus zugeordnet  werden. Im Zentrum der Vereinigungslehre steht ein neuer Begriff, das Herz (kor.심정,  chin.  心情,  Schim Tschông). Der Vereinigungslehre nach treten Inneres Wesen und Äußere Form  ausgerichtet auf das Herz, ihren gemeinsamen Zweck oder Sinn,  in Beziehung. Das Herz  ist  daher  die  Essenz  des  Wesens  Gottes  und  die  treibende  Kraft  für  die  Erschaffung  des  Universums. Es (Anm. das Herz) ist der zentrale Kern Gottes und des Menschen. Als innerster Bereich bestimmt das Herz ganz wesentlich die Persönlichkeit eines Menschen. Aus dem Herz entströmen alle Impulse der Liebe. Der Impuls des Herzens ist ununterdrückbar. Aus dem Herzen entspringt die Sehnsucht nach einem Gegenüber, mit dem man sein Leben in ganzer Fülle teilen kann. Gottes Herz ist von so großer Bedeutung, dass alle Seine anderen Eigenschaften davon bestimmt sind. Die gesamte Schöpfung ist ein Ausdruck von Gottes Herz.  (Das Göttliche Prinzip S.461)  (iv)  Abbildungen und Tabellen  Abb. 1 Positivität (Anm. Yang) Negativität (Anm. Yin) Elementarteilchen Positive Ladung Negative Ladung Atome Positiv Negativ Moleküle Kation Anion Geosysteme Land Meer Pflanzen Staubgefäße Fruchtknoten Tiere männliche Tiere weibliche Tiere Mensch Mann Frau  (Giller S.54) 8 
  • 9. Abb. 2 Innere Wesensart Äußere Wesensart Elementarteilchen Innerer Charakter Energie des Teilchens* Atome Innerer Charakter Teilchen des Atoms* (Atomkörper) Moleküle Innerer Charakter Atome des Moleküls* (Molekülkörper) Geosysteme Innerer Charakter anorganische Materie des Geosystems* (Himmelskörper) Pflanzen Pflanzenpsyche Pflanzenkörper Tiere Tierpsyche Tierkörper Mensch menschlicher Geist menschlicher Körper * Man sieht, in der wissenschaftlichen Sprache sind keine differenzierten Begriffe dafür vorhanden, was wiederum zeigt, dass die Forschung sich bis jetzt kaum mit diesen Dingen auseinandergesetzt hat. (Giller S.47) 9 
  • 10. Abschnitt II.  Dialektik und Polarbeziehungen  (a) Marxistische Dialektik  Im Marxismus  sind Materie und  ihre  ständige Bewegung grundlegend  für  jegliche Existenz.  Weiters  kann  die  Welt  nur  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden  (Rationalitätsprinzip).  Der  Diamat  vertritt  dennoch  ausdrücklich  das  Kausalitätsprinzip.  „Jede  Bewegung  hat  eine  Ursache.  Die  Kausalität  ist  eine  der  grundlegenden  Kategorien  der  Dialektik,  wie  jeder  Wissenschaft.“  (vgl.  Mandel  S.181)  Demnach  funktioniert  das  Universum  trotz  ständiger  Bewegung  und  Veränderung  nach  Gesetzten,  auf  die  wir  in  den  folgenden  Seiten  eingehen  werden. Ursache für die ständige Bewegung der Materie ist „Das Gesetzt der Einheit und des  Kampfes der Gegensätze“, das wie folgt lautet:  (i)  Einheit und Kampf der  Gegensätze Es besagt, daß allen Gegenständen, Erscheinungen und Prozessen der objektiven Realität innere Widersprüche eigen sind, deren Wirken die Quelle aller Bewegung und Entwicklung ist. Alle Gegenstände, Erscheinungen und Prozesse haben entgegengesetzte Seiten, Tendenzen, Bestrebungen (Gegensätze), die eine Einheit bilden, sich wechselseitig ausschließen und zugleich durchdringen. Die Einheit der Gegensätze ist relativ, ihr „Kampf“, d.h. ihr Gegeneinanderwirken, dagegen absolut: Das führt schließlich dazu, daß die bestehende Einheit aufgehoben wird und eine neue Einheit entsteht. (Wörterbuch S.126) Eine fundamentale Ursache jeder Bewegung und jeder Veränderung sind die inneren Widersprüche des sich verändernden Objektes. Letztlich wird jedes Objekt, jede Erscheinung, Veränderung, Bewegung verwandelt und verändert durch den Einfluß ihres immanenten Widerspruchs. (Mandel S.182)  Dem dialektischen Materialismus zufolge kann es bei völliger Homogenität keine Bewegung  und  kein  Leben  geben.  Ein  marxistischer  Lehrbrief  untermalt  dieses  Gesetzt  mit  anschau­  lichen Beispielen. Nun mag uns jemand sagen: „Ich sehe dort eine Blume stehen, eine Nelke. Sie ist rot, ich rieche ihren Duft. Aber einen inneren Widerspruch kann ich nirgends entdecken." Beim bloßen, oberflächlichen Betrachten können wir die inneren Widersprüche tatsächlich nicht entdecken. Aber wenn wir die Lebensvorgänge in dieser Blume oder einer beliebigen anderen Pflanze näher untersuchen, dann stoßen wir auf gegensätzliche Prozesse: Aufbau- und Abbauprozesse von Pflanzenzellen, Assimilation und Dissimilation, Wachsen und Absterben. Haben wir also die Pflanzen in ihrer Bewegung, in ihrer Veränderung, in ihrer Entwicklung im Blickfeld, [...] entdecken die ihr innewohnenden Widersprüche. (marx. Lehrbrief Nr.7)  Die  marxistische  Literatur  führt  auf  allen  Ebenen  Beispiele  für  dieses  Gesetzt  an,  von  den  gegeneinander  gerichteten  Kräften  der  Physik,  bis  hin  zum  Widerspruch  zwischen  Kapital  und Lohnarbeit in der menschlichen Gesellschaft.  Im  der  marxistischen  Philosophie  wird  zwischen  zwei  Arten  von  Widersprüchen  unterschieden, den so genannten „inneren“ und „äußeren“ Widersprüchen. Entscheidend sind also die inneren Widersprüche. Tritt zum Beispiel zwischen einem Organismus und seiner Umwelt durch Veränderung der Umwelt ein äußerer Widerspruch auf, so wird sich der Organismus solchen Änderungen anpassen oder zugrunde gehen, nicht aber sich entwickeln. Äußere Einwirkungen haben eine auslösende, fördernde oder hemmende 10 
  • 11. Wirkung, aber sie üben diese Wirkung nur im Zusammenhang mit den jeweiligen inneren Widersprüchen aus. Fördernde Wirkung geht vom antiimperialistischen Freiheitskampf der Völker der sogenannten dritten Welt auf die imperialistischen „Mutterländer" nur insoweit aus, als die Arbeiterklasse solche Einflüsse aufnimmt und sie ihrerseits mit ihren eigenen revolutionären Aktionen verbindet. Die Revolution entspringt jeweils inneren Widersprüchen. Sie ist kein Exportartikel. (marx. Lehrbrief Nr.7)  (ii)  Ar ten der  dialektischen Wider spr üche  Weiters  ist  es  wichtig  hervorzuheben,  dass  auch  zwischen  antagonistischen  und  nichtantagonistischen  Widersprüchen  unterschieden  wird.  Nichtantagonistische  sind  grundlegend  für  jedes  sein  und  ewig.  Antagonistische  Widersprüche  werden  in  der  klassenlosen Gesellschaft aufgehoben und überwunden sein. Als antagonistisch bezeichnet man die Widersprüche zwischen sozialen Gruppen oder Klassen, deren grundlegende Interessen unversöhnlich sind. (Grundlagen Marxismus­Leninismus S.90)  Diese Widersprüche erfordern die Weltrevolution und werden mit ihr endgültig beseitigt sein.  Der  Widerspruch  innerhalb  einer  Pflanze,  durch  den  sie  Wächst, oder  der  von  Angebot  und  Nachfrage  hingegen  als  nichtantagonistisch  und  essentiell  für  Leben  und  Existenz  fortbestehen.  Auf  das  Gesetzt  von  Einheit  und  Kampf  der  Gegensätze  aufbauend  finden  sich  im  Diamat  zwei weitere Grundgesetzte, die nun die die Art und Weise von Veränderung und Bewegung  im  Universum  eingehen.  Auf  das  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  wurde  bereits an früherer Stelle genauer eingegangen. Es sei nur festgehalten, dass Veränderung und  Weiterentwicklung  auf  eine  höhere  Stufe  aus  mehreren  Elementen  einer  niedrigeren  Ebene,  die miteinander in Beziehung treten, heraus geschieht. Das Gesetzt der Negation der Negation  erläutert nun genauer wie Entwicklung im Allgemeinen vor sich geht.  (iii)  Negation der  Negation Jede Bewegung hat die Tendenz, die Negation eines gegebenen Phänomens hervorzurufen, das Objekt in sein Gegenteil zu verwandeln. (Mandel S.184)  Auch dieses grundlegende Gesetzt der marxistischen Philosophie, wie viele ihrer Grundlagen,  stammt  von  Hegel.  Wie  vorhin  erklärt  ist  das  Universum  von  Gegensätzen  durchzogen,  die  sich in ständiger Bewegung oder ständigem Kampf befinden. Sobald daher eine Position, eine  These,  eine  Entität  entsteht,  stellt  sich  ihr  ein  Gegensatz  entgegen,  der  sie  negiert.  Es  bleibt  jedoch  nicht  dabei  und  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  diese  neue,  entgegengesetzte  Position negiert wird. In diesem Prozess von Negation und Negation der Negation erreicht die  Position, die These oder die Entität eine neue Ebene. Bedeutende Sowjetdenker schreiben in  den „Grundlagen der marxistisch­leninistischen Philosophie“ dazu: ...infolgedessen tritt die dialektische Negation nicht als bloße, sinnlose Negation auf, die alle vorangegangenen Entwicklungen negiert, sondern als Entwicklungsbedingung, welche den ganzen positiven Inhalt, der voraufgegangenen Stufen in sich aufbewahrt, einige Züge der Ausgangsstufe auf höherer Ebene wiederholt und im ganzen fortschreitenden, aufsteigenden Charakter trägt. (Grundlagen marxistisch­leninistische Philosophie S.319)  Vom Standpunkt der formalen Logik scheint dieses Denken fremd. Das Gegenteil von Nicht­  A  wäre  für  Aristoteles  natürlich  A,  dem  Denken  Hegels  und  Marx’  nach  entsteht  in  diesem 11
  • 12. dialektischen  Prozess  durch  die  Verneinung  eine  Art  Neu­A  oder  Über­A.  Ernest  Mandel  schreibt dazu, dass die Dialektik nachweislich der Praxis mehr entspricht und die Formallogik  „in sich aufnimmt“. (vgl. Mandel S.180­181) Durch das Wirken des Gesetzes der Negation der Negation hat die Entwicklung nicht die Gestalt einer Linie, sondern eines Kreises, bei dem der Endpunkt mit dem Anfangspunkt zusammenfällt. Da sich jedoch Anfangs- und Endpunkt nicht treffen, sondern der Endpunkt auf einer höheren Ebene liegt, erhält die Entwicklung die Gestalt einer Spirale.  (Grundlagen  marxistisch­leninistische Philosophie S.147)  Zwei Beispiele sollen dieses Prinzip nun Illustrieren: Die primitive, klassenlose Gesellschaft hatte einen höher entwickelten inneren Zusammenhalt, der sich gerade aus ihrer Armut und ihrer fast totalen Abhängigkeit von den Naturgewalten ergab. Die Klassengesellschaft ist ein Stadium der zunehmenden Beherrschung der Naturkräfte durch die Menschheit. Der Preis dafür ist der tiefe Widerspruch und das Auseinanderfallen der gesellschaftlichen Solidarität. In der sozialistischen Gesellschaft wird diese Negation aufgehoben, die größte Beherrschung der Naturkräfte wird verbunden sein mit einer höheren Form gesellschaftlichen Zusammenhalts gesellschaftlicher Kooperation dank der Existenz der klassenlosen Gesellschaft. (Mandel S.184)  Engels  selbst  hat  zur  Veranschaulichung  des  dialektischen  Prozesses  die  Entwicklung  eines  Gerstenkorns  gewählt.  Das  Gerstenkorn  trägt  in  sich  den  Widerspruch  von  Korn  und  Pflanze  in  sich.  Wenn das Getreidekorn nun in die Erde fällt, wird es  dort  negiert  und  die  Pflanze  sprosst.  Später  wird  die  Negation,  die  Pflanze,  wiederum  negiert.  Das  heißt  sie  stirbt  ab,  bringt  jedoch  eine  Vielzahl  an  neuen  Körnern hervor, womit eine neue Ebene erreicht wird.  Wie  oben  erklärt  ist  der  Prozess  wieder  beim  Gerstenkorn,  dem  Ausgangspunkt  angelangt,  jedoch  auf  einer  höheren  Ebene,  denn  die  Anzahl  hat  sich  vervielfacht.  Auch  der  Umschlag  von  Quantität  in  Qualität findet sich in diesem Bild wider. Die Anzahl  der Zellen des Korns erhöht sich und eine Pflanze mit  (dTV­Atlas S.168)  völlig  neuen  Qualitäten  entsteht.  (vgl.  dTV­Atlas  S.169)  Am  Beispiel  Gerstenkorn  soll  im  nächsten  Kapitel  auch  die  Position  der  Vereinigungslehre  veranschaulicht  werden,  umso  Gleichheiten  und  Unterschiede  dieser  beiden Denkrichtungen zu verdeutlichen.  (b) Polarbeziehungen in der Vereinigungslehre  Die Vereinigungslehre sieht den Aufbau des Kosmos ähnlich wie der Marxismus. Ohne den,  bereits  im  Abschnitt  1  dargelegten,  Polaritäten  wäre  alles  homogen  und  tot,  durch  die  „Spannung“  zwischen  den  Polen  entsteht  Bewegung  und  Leben.  Die  Interaktion  zweier  Polaritäten  wird  im  Gegensatz  zur  marxistischen  Lehre  jedoch  als  etwas  Harmonisches  beschrieben.  Ebenso  wurde  bereits  angeschnitten,  dass  der  Vereinigungslehre  nach  für  die  Interaktion  der  Polaritäten  ein  gemeinsames  Zentrum  notwendig  ist.  Auf  die  Prinzipien  der  Interaktion  und  die  Muster  und  Strukturen  hinter  Wachstum  und  Neuenstehung  soll  im  folgenden Teil eingegangen werden. 12 
  • 13. (i)  Der  Vor gang des Gebens und Empfangens Durch die Wirkkraft der Universalen Ursprungsenergie bilden die Subjekt- und Objektelemente jeder Wesenheit eine gemeinsame Grundlage und treten zueinander in Wechselbeziehung. Diese Wechselbeziehung erzeugt wiederum Kräfte, die für Existenz, Vermehrung und Aktivitäten der Wesenheit erforderlich sind. Die Wechselbeziehung erzeugt die Kräfte in einem Prozess, der Vorgang des Gebens und Empfangens genannt wird. (Das Göttliche Prinzip S.27)  Der  Vereinigungslehre  nach  wohnt  allen  Dingen  im  Universum  diese  erste,  von  Gott  ausgehende,  Energie  (Universale  Ursprungsenergie)  inne.  „Sie  ist  der  unsichtbare  ‚Innere  Charakter’  zu  den  äußeren  Anziehungserscheinungen  und  eine  Eigenschaft  jeder  Existent.“  (vgl.  Giller  S.84)  Sie  ermöglicht  es  den  Polen  in  Beziehung  zu  treten.  Um  einen  dynamischen  Austauschprozess  zu  starten,  müssen  die  beiden  Beziehungspartner  zuerst  aneinander  „ankoppeln“.  In  „Das  Göttliche  Prinzip“  wird  diese  Vorbedingung  als  „gemeinsame  Grundlage“  bezeichnet,  bei  Giller  heißt  sie  „korrelative  Basis“.  (vgl.  Giller  S.82ff, Das Göttliche Prinzip S.27f)  Die  Ansicht  der  Vereinigungslehre,  dass  Interaktion  zwischen  und  innerhalb  aller  Entitäten  essentiell  ist,  kann  durchaus  mit  Satz  „das  Ganze  ist  mehr  als  die  Summe  seiner  Einzelteile“ in Verbindung gebracht werden, dem zum ersten Mal von Aristoteles überliefert  worden  ist.  Jede  Wesenheit  zieht  aus  dem  Geben  und  Empfangen  der,  ihr  innewohnenden,  Polaritäten die Energie für ihre Existenz. Das Obwohl das Göttliche Prinzip hierzu eine breite  Palette  an  Beispielen  anführt,  werden  wir  uns  an  dieser  Stelle  auf  das  erprobte  Atom  beschränken: Beispielsweise entstehen Atome, sobald sich Elektronen um einen Atomkern sammeln und mit ihm in elektromagnetische Wechselbeziehung treten, das heißt, den Vorgang des Gebens und Empfangens untereinander aufnehmen. (Das Göttliche Prinzip S.27)  Doch  auch  die  Vereinigungslehre  unterscheidet  zwischen  den  Vorgängen  von  Geben  und  Empfangen  innerhalb  einer  Wesenheit  die  ihre  Existenz  sichert  und  aufrechterhält  und  der  Form des Gebens und Empfangens zwischen Entitäten. Diese zweite Form dient immer einem  Zweck der über die Grenzen hinausgeht, zum Beispiel dem Funktionieren eines Ökosystems.  Der  Vereinigungslehre  nach  entstehen  durch  die  höchste  Form  einer  solchen  Interaktion  Freude und Glück. Rev. Mun dazu: Du freust dich nicht über die Existenz einer Blume, sondern darüber, dass du sie sehen kannst. [...] Daß du einen Gefährten hast, macht dich nicht glücklich, sondern die Tatsache, daß du ihn sehen, mit ihm reden und mit ihm zusammensein kannst. Zum Glücklichsein ist eine Wechselbeziehung notwendig. Das trifft sowohl für den Menschen als auch für Gott zu. (Mun  Glaube und Wirklichkeit S.16)  Giller führt dazu weiter aus: Die Polarbeziehung gilt natürlich nicht nur für den physischen Bereich. Gerade die fundamentalen geistigen Kräfte und Erscheinungen wie Liebe, ästhetisches Empfinden, Freude etc. können durch die Polarbeziehung in einen kosmischen Gesamtzusammenhang gebracht werden. Liebe oder „Eros“ [...] ist die aktive, ausgebende, aggressive Kraft, die eine Persönlichkeit auf ein Objekt richtet. Das Objekt kann vielfältiger Natur sein. Wer Liebe ausgibt, befindet sich automatisch in einer Subjektposition. 13 
  • 14. Die dazu polare Kraft ist nicht Gegenliebe, die ja auch aktiv ist, sonder eine passive anziehende Kraft, die wie ein Magnet Liebe auf sich zieht. [...] Wir nennen diese Kraft „Charis“ [...] (Anmut, Liebreiz, Gunst). Sie ist die Basis jeder Schönheit und jedes ästhetischen Empfindens. Eros und Charis können sich nur in einem Kreislauf entwickeln. Die Schönheit eines Dinges entfaltet sich erst, wenn man ihm eine aktive geistige Kraft widmet, Aufmerksamkeit oder Liebe. In den menschlichen Beziehungen senden beide Partner sowohl Eros als auch Charis aus, erfüllen sowohl die Subjekt- als auch die Objekt-Position und bilden dadurch eine vollkommen Einheit. Freude entsteht durch die Harmonie einer Polarbeziehung. Wenn ein Subjekt sein Inneres Wesen und seine Vorstellung in einem Objekt verwirklicht sieht, entsteht Freude gleichermaßen im Subjekt als auch im Objekt. Ein Künstler freut sich zum Beispiel über ein gelungenes Werk, da es sein Inneres Wesen ausdrückt. Er ist aber traurig, wenn es ihm misslingt, daß [sic!] heißt, wenn es sein inneres Wesen nicht reflektieren kann oder wenn es von anderen mutwillig zerstört wird. (Giller S.86­87)  In  den  vorangegangen  Erläuterungen  ist  immer  wieder  von  einem  „höheren  Zweck  oder  „kosmischen  Gesamtzusammenhang“  gesprochen  worden,  sowie  von  Grundlagen  für  Vorgänge des Gebens und Empfangens. Diese Aspekte werden in der Vereinigungslehre mit  dem  „Dreistufenprozess“  oder  dem  Prinzip  der  „Quadrupolaren  Strukturen“,  auch  „Vier­  Positionen­Grundstruktur“, erklärt.  (ii)  Dr eistufenpr ozess und Quadr upolar e Str uktur en  Wie  im  Marxismus  wird  in  der  Vereinigungslehre  das  Entstehen  komplexerer  Strukturen  durch  die  Ansammlung  von  Wesenheiten  einer  geringeren  Stufe  erklärt,  siehe  Gesetzt  vom  Umschlag  von  Quantität  in  Qualität.  Für  die  Vereinigungslehre  ist  es  jedoch  essentiell,  dass  dieser  Vorgang  nicht  irgendwie  zufällig  vor  sich  geht.  Ihrer  Ansicht  nach  ist  immer  ein  gemeinsamer  Zweck  und  Plan,  also  etwas  geistiges,  notwendig,  der  die  beiden  ontologisch  unterschiedlichen  Pole  in  Harmonie  bringt  und  Geben  und  Empfangen  ermöglicht.  Diese  Einheit bildet die komplexere Struktur. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.30f) Hier unterscheiden  sich Marxismus und Vereinigungslehre grundlegend.  Herbert  Giller  wählt  in  seinem  Werk  „Was  kommt  nach  dem  Kommunismus?“  ein  Beispiel  um  ein  intuitives  Verständnis  von  dem  zu  vermitteln,  was  in  der  Vereinigungslehre  als  „Dreistufenprozess“ bezeichnet wird. Er schreibt, dass Papier und Bleistift, die nebeneinander  auf einem Tisch liegen, noch lange keine Zeichnung ergeben. Ein Mensch, geleitet durch ein  Motiv,  muss  den  Bleistift  ergreifen  und  ihn  mit  dem  Blatt  in  Beziehung  bringen.  Eine  Zeichnung  entsteht.  Der  „Ursprung“  oder  „Logos“,  in  diesem  Fall  der  inspirierte  Zeichner,  drückt  sich  durch  die  Wechselwirkung  zweier  Pole,  Bleistift  und  Papier,  aus  und  eine  Zeichnung, auch als „Synthese“ oder „Einheit“ bezeichnet, entsteht. Sechs Wechselwirkungen  sind  in  diesem  Vorgang  verschmolzen,  die  alle  letztlich  den  Zeichner  als  Zentrum  haben:  Zeichner­Bleistift, Zeichner­Papier, Zeichner­Zeichnung, Bleistift­Papier, Bleistift­Zeichnung  und  Papier­Zeichnung.  Dieses  Beispiel  ist  exemplarisch  für  die  Struktur  die  die  Vereinigungslehre hinter dem Universum sieht. (vgl. Giller S.128f) 1. Man sieht, daß zu jeder Polarbeziehung ein übergeordnetes Zentrum gehört, das Ursprung der Beziehung ist und gleichermaßen das Ziel enthält, also sozusagen den Weg zum Resultat lenkt. 2. Man sieht, daß vom Zentrum aus beginnend sechs verschiedene Polarbeziehungen aufgebaut werden, die alle demselben Zweck dienen und zu einer Einheit, zu einem Gesamtprozess verschmelzen. 3. Man sieht, daß der Prozeß in drei Stufen abläuft, der Ebene des Ursprungs, der Ebene der Polarbeziehung und der Ebene des Resultates, der Synthese der polaren Komponenten. 14
  • 15. 4. Man sieht, daß vier Positionen am Prozeß beteiligt sind: der Ursprung, die polaren Komponenten und die Synthese selbst. (Giller S.129f)  Nun  soll  das  oben  angeführte  Beispiel  des  Gerstesamens  von  Engels  aus  dem  Blickwinkel  der  Vereinigungslehre  beleuchtet werden. Demnach tritt das Gerstenkorn mit dem  Ackerboden  ausgerichtet  auf  diverse  Naturgesetzte  und  dem  Zweck  des  Ökosystems  in  Beziehung.  Es  entwickelt  sich  eine  Pflanze,  die  wiederum  Staubgefäße  und  Stempel  ausbildet.  Diese  treten  miteinander  in  Beziehung.  Es  kommt zur Befruchtung und neue Gerstenkörner entstehen.  (vgl. Giller S.131)  Wenn  es  sich  bei  diesen  oben  beschriebenen  Konstellationen  um  längerfristige  Strukturen  von  Wechselwirkungen  handelt,  spricht  die  Vereinigungslehre  von  quadrupolaren  Strukturen oder Vier­Positionen­Fundamenten.  Quadrupolare  Strukturen  können  der  Aufrechterhaltung  der  Existenz  eines  Wesens  dienen.  Genauso  kann  auch  Geben  und  Empfangen  zwischen  Entitäten,  ausgerichtet  auf  einen  gemeinsamen  Zweck,  eine  neue  Synthese  hervorbringen.  (vgl.  Das  Göttliche  (Giller S.130) Prinzip S.31ff, Giller S.146ff)  Aus  dem  Blickpunkt  der  Lehre  Rev.  Muns  existiert  jeder  Mensch  in  einer  quadrupolaren  Struktur  mit  Gott  als  Ursprung  und  seinem  Geist  und  Körper  als  polare  Komponenten,  die  einen  harmonischen  Menschen  formen.  Für  das  menschliche  Zusammenleben  sieht  die  Vereinigungslehre  die  Familie  als  quadrupolare  Struktur  aus  Gott,  Ehemann,  Ehefrau  und  Kindern  für  essentiell.  (Das  Göttliche  Prinzip  S.31ff)  Das  Konzept  solcher  Beziehungs­  strukturen  ist  ein  sehr  dynamisches.  „Jede  dieser  vier  Positionen  kann  die  Rolle  des  Subjektpartners  übernehmen  und  die  anderen  drei  als  Objektpartner  einnehmen.“  (vgl.  Das  Göttliche Prinzip S.30)  Den  letzten Ursprung  aller  quadrupolaren  Strukturen  sieht  die  Vereinigungslehre  im  Herzen  Gottes. Es liegt somit allen natürlichen Vorgängen im Universum zugrunde. Jedes existierende System hat nur einen Mittelpunkt. Alle anderen Bestandteile umgeben ihn und vereinigen sich mit ihm. Welchen Mittelpunkt hat das Universum? Wir können mit Bestimmtheit sagen, daß Gott der zentrale Punkt ist. Gottes Liebe ist das Zentrum jeglicher Existenz. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.58) 15 
  • 16. Abschnitt III.  Auswirkungen beider Theorien  (a) Tabellarische Zusammenfassung  Diamat  Vereinigungslehre  widersprüchliche Gegensätze  einander ergänzende Pole  Einheit relativ  Kampf relativ  Kampf absolut  Einheit absolut  Kampf der Gegensätze  Geben und Empfangen zwischen Polaritäten  Position  Ursprung  Negation  Polarbeziehung  Negation der Negation  Synthese  Materie ausschließlich  Geist und Materie  (polare Einheit)  Materie Bestimmend  Geist Subjekt  Geist oder Bewusstsein untergeordnet  Materie Objekt  (Produkt und Funktion)  (vertikale Polarität)  Gesetzt des Umschlages von Quantität in  Höhere Qualitätsform ist Ausdruck eines  Qualität  anderen Logos bzw. quadrupolare Strukturen  Gesetzt der Einheit und des Kampfes der  Polarität, Polarbeziehungen bzw.  Gegensätze  Dreistufenprozess  Gesetzt der Negation der Negation  Dreistufenprozess, quadrupolare Strukturen  (b) Das Verhältnis beider Theorien zur Praxis  (i)  Das Ziel oder  der  Tr aum von einer  idealen Welt  Für die Anhänger beider Richtungen ist das Ziel, wie bereits erwähnt, eine ideale Gesellschaft.  Von  den  Einen  wird  dieser  Idealzustand  als  klassenlose  Gesellschaft  bezeichnet,  von  den  Anderen als Königreich Gottes. Das Sozialistische Ziel, das wir erreichen wollen, besteht darin, die bürgerliche Gesellschaft, die auf dem Kampf aller gegen alle beruht, durch die klassenlose Gesellschaft zu ersetzten, in der die Solidarität das Streben nach individueller Bereicherung als wesentlichen Beweggrund der Aktivität ablöst und in der der Reichtum der Gesellschaft die harmonische Entwicklung aller Individuen sichert. [...] Aber sie wissen, daß ökonomische und soziale Gleichheit, die Befreiung des Menschen von der Notwendigkeit, um sein Brot kämpfen zu müssen, die Vorraussetzung für diese Verwirklichung der unendlich vielfältigen menschlichen Persönlichkeit bei allen Individuen bilden. Eine sozialistische Gesellschaft verlangt daher eine Wirtschaft, in der die Produktion zur Bedürfnisbefriedigung die Produktion um des Profits willen ablöst. (Mandel S.167) Die Verwirklichung einer Gesellschaft der Interdepenz, des wechselseitigen Wohlergehen und der gegenseitigen Unterstützung durch die Zusammenführung der gesamten Menschheit zu einer großen Familie, das Niederreißen der Mauern in unseren Herzen und sogar die Eliminierung nationaler Grenzen haben ihren Beginn in der Familie. [...] 16 
  • 17. Sie sollten Familien errichten in die Er [Gott d. Verf.] als Eltern jederzeit kommen und Seine Kinder besuchen kann. Das bedeutet im Dienste Gottes zu leben. Für solche Familien wird Gott zum Subjekt ihres Gewissens, das vertikal agiert. [...] Hier gelangen Elternliebe, eheliche Liebe, Kindesliebe und Geschwisterliebe [...] zur Vollkommenheit. [...] Wäre die Welt erfüllt von solchen Familien, würde diese Welt vom himmlischen Weg [...] regiert werden und es gäbe keine Notwendigkeit für Anwälte, Kläger und sogar Richter. Denken Sie einen Moment lang darüber nach. Wer würde sich ihrer guten und schlechten Taten am meisten bewusst sein? Es wären ihre Großeltern, Ihre Eltern, Ihr Ehepartner und Ihre Kinder.  (Mun 2006 S.71f)  (ii)  Zu welchen Handlungen motivier t die mar xistische Theor ie  Anhänger beider Ansichten sehen ihre Ideale in der Gesellschaft nicht voll verwirklicht. (vgl.  Giller  S.7f,  Mandel  S.13)  Welche  Auswirkungen  wollen  oder  sollen  nun  die  besprochenen  Theorien auf das Leben  ihrer Nachfolger haben und durch welche Praktiken sollen sie diese  hohen Ziele erreichen? Das Studium der Dialektik ist kein sich selbst genügsames Vergnügen, sondern notwendig, damit wir uns in unserem Handeln nach richtig erkannten Bewegungsgesetzen orientieren können. Die Dialektik nötigt uns gewisse unverzichtbare Verhaltensregeln auf. [...] Das Herangehen vom Standpunkt „schöner", abstrakt-ausgedachter Ideale ist nutzlos. Nötig ist die exakte Erforschung der konkreten materiellen Verhältnisse. Dabei müssen wir jede Erscheinung möglichst allseitig und in ihrer Entwicklung erforschen. Da wir aber nicht unendlich viele Zusammenhänge erfassen können, müssen wir danach streben, den oder die jeweils entscheidenden Beziehungen aufzudecken [...] Der Marxist muß sich in der Forschung und im praktischen Verhalten auf den historischen Standpunkt stellen: So, wie es ist, bleibt es nicht. Entscheidend ist nicht, was besteht und scheinbar unerschütterlich dasteht, sondern das, was sich im Schöße des Bestehenden an Neuem entwickelt. Daran muß man sich orientieren, auch wenn das Neue noch so schwach ist. Da das Wesen der Entwicklung der Kampf der Widersprüche in allen Dingen und Erscheinungen ist, wäre es falsch, in solchen Widersprüchen ein Unglück zu sehen. Das Interessanteste an den Widersprüchen ist ihre Lösung. Diese Lösung erfolgt nicht durch die Predigt der Klassenharmonie, nicht durch Opportunismus, sondern durch den Klassenkampf, wobei für einen Marxisten entscheidend ist, sich an den inneren Widersprüchen zu orientieren, also nicht etwa fasziniert auf die Kämpfe (außerhalb eines konkreten Kampfplatzes) zu starren, etwa den Export der Revolution zu erhoffen, sondern im eigenen Land den Kampf zu führen.  (marx. Lehrbrief Nr.8) Zuerst muß den herrschenden Klassen jede politische Macht genommen werden, und man muß sie daran hindern, diese Macht wiederzuerlangen. Die allgemeine Bewaffnung der Arbeitenden als Ersatz für stehende Armeen, dann die schrittweise Vernichtung aller Waffen, die es eventuellen Anhängern der Neuerrichtung einer Minderheitenherrschaft unmöglicht macht, in Waffenbesitz zu gelangen, werden zu diesem Ziel führen. (Mandel S.172)  Wie  man  sieht,  ist  das  Verhältnis  von  Marxismus  und  Gewalt  kritisch.  In  der  klassenlosen  Gesellschaft soll es nach Mandel Harmonie geben, dennoch machen Widerspruch und Kampf  jede  Existenz  aus.  Die  tatsächliche  Gewaltbereitschaft  divergiert  unter  den  marxistischen  Strömungen.  Gewalt  wird  jedoch  im  Marxismus  keinesfalls  verherrlicht.  Physische  Waffengewalt  ist  jedoch,  wie  Mandel  an der  vorangestellten  Stelle  darlegt, notwendig.  „Die  Geschichte  aller  Klassengesellschaften  ist  eine  Geschichte  der  Klassenkämpfe,  die  sie  durchzieht.“ (Mandel S.21) Unsere Gesellschaft muss negiert werden, damit die Negation der  Negation, die klassenlose Gesellschaft hervortreten kann. 17
  • 18. An  Beispielen  für  die  Anwendung  von  Waffengewalt  um  das  Ziel  einer  klassenlosen  Gesellschaft  zu  erreichen,  mangelt  es  in  der  Geschichte  nicht.  Ausführungen  zur  russischen  Revolution  sind  bei  Ernest  Mandel  ab  Seite  118  zu  finden.  In  der  UdSSR  und  anderen  realsozialistischen  Staaten  kam  es  zur  Zeit  des  kalten  Krieges  zu  unzähligen  Menschenrechtsverletzungen.  Marxisten  im  Westen  haben  sich  weitgehend  von  den  Verbrechen  des  Stalinismus  distanziert,  bei  Lenin  ist  man  zurückhaltender.  (vgl.  Mandel  S.133) Ohne den Idealismus vieler Marxisten zu schmälern, zeigen die Verbrechen der RAF  (Roten Armee Fraktion) die Bereitschaft zur Gewalt.  (iii)  Zu welchen Handlungen motivier t die Ver einigungslehr e  Anders wie  beim Marxismus kam  es  bei der Vereinigungslehre  bisher  in der Geschichte nie  dazu, dass sie als Ideologie irgendeines Staates eingesetzt wurde. Weltweit gibt es auch keine  Kommune  von  Vereinigungsmitgliedern,  die  autark  lebt  und  ein  politisches  und  wirtschaftliches System auf Basis der Vereinigungslehre zu errichten versucht. Ein Vergleich  mit  der  Umsetzung  des  Marxismus  in  den  realsozialistischen  Staaten,  als  reales  politisches  und wirtschaftliches System ist demnach nicht möglich.  Rev. Mun fordert die Menschen, zu denen er spricht, immer dazu auf an  ihrer Beziehung zu  Gott und den Beziehungen innerhalb ihrer Familie zu arbeiten. Wie ein Zitat weiter oben zeigt,  sieht  die  Vereinigungslehre  in  der  Herzensbildung  von  Menschen  den  Schlüssel  zum  Königreich  Gottes.  Die  Anwendung  von  Gewalt  wird  von  den  Mitgliedern  der  Vereinigungsbewegung grundlegend abgelehnt. In der heutigen Zeit kann man Krieg nur als ein primitives und überaus zerstörerisches Mittel zur Lösung von Konflikten betrachten. So werden wir niemals in der Lage sein, dauerhaften Frieden zu errichten. (Mun 2006 S.34)  Wie  bereits  erwähnt,  hat  die  Auseinandersetzung  mit  dem  Kommunismus  in  der  Vereinigungsbewegung eine lange Tradition. Wenn wir das überlegen, finden wir heraus, daß der Kommunismus unser stärkster Feind ist, so ist er auch der stärkste Satan. Jemand aus der religiösen Welt heraus muß kommen, um gegen den Kommunismus, welcher die stärkste und böseste Macht in der ganzen Welt ist, zu kämpfen und zu gewinnen. (Mun bei einer Ansprache am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York)  Aussagen  von  Rev.  Mun  bei  denen  von  der  Zerstörung  des  Kommunismus  die  Rede  ist,  wurden  von  seinen  Nachfolgern  nie  im  Sinne  von  physischer  Gewalt  oder  Waffengewalt  interpretiert.  Zentrale  Aussagen  der  Vereinigungslehre  würden  der  Anwendung  von  Gewalt  widersprechen. Satan musste zur freiwilligen Aufgabe bewegt werden und sich freiwillig ergeben. Wie kann das erreicht werden? Nur durch die Macht der wahren Liebe – wenn wir unsere Feinde mehr lieben als unsere eigene Familie – ist das möglich. (Mun 2006 S.23)  Nach  Angaben  der  offiziellen  Website  von  Rev.  Mun  gründete  er  zwei  Initiativen,  die  sich  mit dem Kommunismus auseinandergesetzt hatten. Einerseits CAUSA, eine Organisation die  durch  friedliche  Mittel,  Seminare  und  Kongresse,  versuche,  die  weitere  Ausbreitung  des  Kommunismus  in  Lateinamerika  zu  verhindern.  Die  zweite  Organisation  IFVOC  (International Federation for Victory Over Communism) war im ostasiatischen Raum tätig, im  Speziellen  in  Korea  und  Japan.  Besonders  versuchte  man  der  Ausbreitung  der 18 
  • 19. nordkoreanischen  kommunistischen  Ideologie  (Chuch'e)  entgegenzuwirken.  (vgl.  offizielle  Website)  „In  Europa  gingen  junge  Mitglieder  der  Vereinigungsbewegung  in  den  80er  Jahren  in  die  Länder  hinter  dem  Eisernen  Vorhang.  Einerseits  motivierte  sie  ihr  Verständnis  der  Vereinigungslehre  und  des  Marxismus,  besonders  sein  pseudoreligiöser  Charakter.  Ein  weiteres  Motiv  war  ihr  Mitgefühl  mit  den  Menschen,  die  unter  der  Unfreiheit  der  Regimes  litten“, sagt Maria Pammer, Mitglied der Vereinigungsbewegung seit 1976. Auf der Website  Rev.  Muns  und  in  der  Publikation  „Mission  Butterfly“,  einer  Sammlung  von  Erfahrungsberichten  österreichischer  Untergrundmissionare  in  ehemaligen  kommunistischen  Staaten,  ist  zu  lesen,  dass  sie  ihr  Leben riskierten,  um  die  Vereinigungslehre  den  Menschen  hinter  dem  Eisernen  Vorhang  zu  lehren.  In  der  ehemaligen  Tschechoslowakei  hatte  die  Bewegung  ungefähr  100  Mitglieder.  30  wurden  zu  fünf  Jahren  Haft  verurteilt.  Ein  Mitglied  der Vereinigungsbewegung starb unter fragwürdigen Umständen.  Diese Arbeit hat sich auf die Initiativen der Vereinigungsbewegung mit Kommunismusbezug  beschränkt. Eine umfassende Betrachtung der Aktivitäten der Vereinigungsbewegung ist nicht  Thema dieser Arbeit.  (c) Kurzes Resümee  Nach  dem  Fall  des  Eisernen  Vorhangs  hat  sich  die  politische  Situation  in  Osteuropa  gewandelt.  Mit  den  essentiellen  Fragen  nach  „Geist  und/oder  Materie“  und  danach,  wie  soziale Gerechtigkeit und Friede erreicht werden können, ist die Menschheit auch heute noch  konfrontiert. 19 
  • 20. Literatur  Autoren Kollektive  Das Göttliche Prinzip Schmitten: Kando Verlag 2003 Herausgeber: Vereinigungskirche e. V.  dTV­Atlas  Grundlagen der marxistisch­leninistischen Philosophie Berlin: Dietz­Verlag 1971  Grundlagen des Marxismus­Leninismus Berlin: Dietz­Verlag 1960  Kleines Wörterbuch der marxistisch­leninistischen Philosophie Berlin: Dietz­Verlag 1974  Schülerduden „ Die Philosophie“  Mannheim, Zürich, Wien: Bibliographisches Institut 1985  Herausgeber: Redaktion für Philosophie d. Bibliographisches Institut unter d. Leitung von  Gerhard Kwiatkowski  Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 2 ­ Die Grundlagen der  Philosophie  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­Bebel­Gesellschaft e.  V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/lehrbriefe/index.html  Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 7 – Einführung in die  marxistische Dialektik Teil II  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­  Bebel­Gesellschaft e. V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/  lehrbriefe/index.html  Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 8 – Einführung in die  marxistische Dialektik Teil III  Frankfurt a. M.: Eigenverlag 1968; Herausgeber: August­  Bebel­Gesellschaft e. V. siehe auch http://www.trend.infopartisan.net/reprints/  lehrbriefe/index.html  Marxismus Quellenlexikon, Köln: Kölner Universitätsverlag 1985 Herausgeber: Univ. Prof.  Dr. Konrad Löw  Mission Butterfly ­ Pionieers Behind The Iron Curtain St. Paul USA: Eigenverlag 2006  Herausgeber: C. H. Kwak, C. Segato Stadler, B. Grabner  Offizielle Website von Rev. Sun Myung Mun: http://www.reverendsunmyungmoon.org/  Berdjajew Nikolai, Wahrheit und Lüge des Kommunismus von, Wien: Edition Neue  Mitte 1977  Engels Friedrich, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen  Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels ­ Werke. Berlin: Dietz Verlag 1962 Band 5  siehe auch http://www.mlwerke.de/me/me21/me21_274.htm  Giller Herbert, Was kommt nach dem Kommunismus? Kritik und konstruktive Alternative  zum dialektischen Materialismus von, Wien: Verlag Neue Mitte 1976  Lenin W.I., „Materialismus und Empiriokritizismus“, Berlin: Dietz­Verlag 1971  Mandel Ernest, Einführung in den Marxismus, Köln: Neuer ISP Verlag GmbH 2002,  Überarbeitete Neuausgabe, Orginal: introduction au marxisme Paris: La Brèche 1979  Mun S.M.,  Glaube und Wirklichkeit Wien: Eigenverlag Herausgeber: R. Heinrich  Mun S.M.,  Sieben Botschaften für den Frieden Stuttgart: Kando­Verlag 2006 Herausgeber:  Universelle Friedensföderation Deutschland­Österreich­Schweiz 20