1. Marketing und Management Das Magazin für Sehen + Aussehen
DER AUGENOPTIKER
kommt, dann sind wir gut vor- Beim ersten Simulationsverfah- die gesetzlichen Rahmenbedin- matisch zu verknüpfen. Auch im
Zukunft gestalten bereitet.“ ren überlegen sich die Mitarbei- gungen, dann wird…“ Hause Sennheiser betreibt man
Es reicht leider nicht aus, Szena- ter eines Unternehmens ver- Der dritte Weg zu Simulieren ist mittlerweile Corporate Fore-
rien bloß zu entwerfen. Das mag schiedene mögliche Strategien, besonders „Action-reich“. Hier sight. Man will sich ja nicht
Lässt Du Dich noch von ihr hilfreich sein, mögliche Entwick-
lungen der Zukunft besser zu
verstehen. Es hilft aber keinen
mit denen sie der Zukunft be-
gegnen wollen. Dann teilen sich
die Spieler auf in Teams. Jedes
spielt man bewusst Krisensitua-
tionen durch. Man begibt sich in
Szenarien, in denen sich Ver-
nochmal überraschen lassen.
Warum man sich mit der Zu-
kunft beschäftigen sollte? Weil
überraschen? Deut weiter bei der Frage, wie
man denn damit umgeht, falls
das Szenario eintritt. Manche
Dinge kann man nicht auf theo-
Team vertritt eine der Strate-
gien.
Die Teams treten gegeneinan-
der an und versuchen, sich über
trautes radikal ändert. Dazu ver-
setzt man die Teilnehmer auch
in die Schuhe ihrer Wettbewer-
ber und gibt ihnen den Auftrag,
es hilft, sich auf das Wesentliche
zu fokussieren, im beruflichen
wie im privaten. Wer dem Leben
einen Sinn verleihen will, der
retischer Ebene allein begreifen. mehrere Runden hinweg Markt- ihr „wirkliches“ Unternehmen stellt sich selbst gelegentlich die
Dafür ist die Zukunft mit ihren anteile abzuluchsen. Ein Com- anzugreifen. So kann man tes- drei elementaren Fragen
unzähligen Entwicklungsmög- putersystem unterfüttert das ten, ob die eigene Strategie menschlichen Daseins:
Ganz plötzlich und völlig überraschend hatte die Firma Senn- lichkeiten einfach zu komplex. Geschehen mit realistischen wirklich krisensicher und zu- · Wer bin ich?
Grau ist alle Theorie, farbig ist Kennzahlen des Marktes. Am kunftstauglich ist. Erst in einer · Was mache ich hier?
heiser ein Problem: Ihr Markt war verschwunden. Sennheiser
gilt als Marktführer für Funkmikrofone. Funkmikrofone tragen
nur die Praxis. Ende der Simulation zeigt sich,
welche der Strategien erfolgrei-
„gespielten“ Krise zeigt sich,
wie viele überlebenswichtige
· Und was hatte ich eigentlich
einmal vor mit meinem Le-
nicht nur Musiker auf der Bühne, sondern z.B. auch Redner Simulationsverfahren cher war als die anderen. Fragen man sich im Unterneh- ben?
Die zweite Simulationsart be- men bislang nicht gestellt hat: Stephan Meyer
wie ich, wenn sie gerade einen Vortrag halten. Es gab eine
In der psychologischen For- ginnt mit einem weißen Blatt, ei- Wofür stehen wir? In welchem
regelmäßige Nachfrage an Funkmikrofonen, und die war schung weiß man schon seit lan- ner tabula rasa. Die Entscheider Markt bewegen wir uns? Wie Über den Autor:
plötzlich weg. Was war geschehen? Der Bedarf war immer gem: Wie gut ein Mensch mit ei- des Unternehmens entwickeln weit sind wir bereit zu gehen? Stephan Meyer – Sein Hand-
noch vorhanden, doch durch die Presse geisterte die Nachricht, ner komplexen Situation zu- gemeinsam ihr Verständnis des Welche Unternehmensethik und werk ist das Schlachten „heili-
rechtkommt, das testet man am eigenen Marktes. Sie führen Unternehmenskultur leben wir? ger Kühe“. Als studierter Wirt-
dass die Regierung den Funkmikrofonen andere Frequenzen
besten mit einer Simulation. Schritt für Schritt Faktoren ein, Die Zukunft in einer Simulation schaftspsychologe bewegt er
zuweisen wolle. Vielleicht, irgendwann, irgendwelche. Viele Gleiches gilt auf Unternehmens- die den Markt beeinflussen. Dies spielerisch vorweg zu nehmen, sich stets am Schnittpunkt zwi-
potenzielle Käufer warteten also erst mal ab. Konnte ja sein, ebene: Wer für die Zukunft ge- wird mit einer kinderleicht be- ist mehr als ein Spiel. Es ist eine schen Psychologie und Zukunft.
dass das frisch gekaufte Mikro binnen weniger Wochen wert- rüstet sein will, der muss sie in dienbaren grafischen Oberflä- der besten Methoden, mit kom- Vielen Unternehmern hat er be-
einer Simulation vorwegneh- che an die Wand projiziert: plexen Situationen umzugehen. reits geholfen, die blumigen
los wurde. Die Hersteller von Funkmikrofonen konnten nicht men. Wirtschaftssimulationen „Wenn ich hier den Rohstoff- Das bestätigt auch die psycho- Worte der Zukunftsforscher in
angemessen reagieren. Solange sie nicht wussten, welche für Unternehmen, darin sind preis erhöhe, dann passiert fol- logische Forschung. Und natür- die klare Sprache des Manage-
neuen Frequenzen bereitgestellt würden, konnten sie auch sich die Experten einig, sind gendes…“ So entsteht ein Mo- lich gibt es dafür inzwischen ein ments zu übersetzen.
nicht mit dem Entwickeln neuer Geräte anfangen. Von einem groß im Kommen. Hier drei Bei- dell von zunehmender Komple- Modewort: „Corporate Fore- Kontakt:
spiele für Simulationen, die be- xität, mit dem man bewusst sight“ nennt sich der Weg, Un- meyer@denkstelle.com
Tag auf den anderen hatten sich in diesem Markt die Spiel- reits erfolgreich angewandt spielen kann: „Nehmen wir mal ternehmensentscheidungen mit www.denkstelle.com
regeln geändert. Stephan Meyer werden. an, an dieser Stelle ändern sich Zukunftsentwicklungen syste- www.stephanmeyer.com
Egal, in welchem Markt man Schnitt etwa 2% ihrer Arbeits- leichter als der angestellte Ma- in Prognosen verabschieden.
sich bewegt: Märkte verändern zeit mit der systematischen Vor- nager mit dem Zweijahresver- Wer eine Prognose abgibt, liegt
sich. Sie wachsen, sie schrump- bereitung auf die Zukunft ver- trag. meistens falsch, wie uns die ak-
fen, manchmal verschwinden bringen. Wenn man den zusätz- Außerdem ist Zukunftsgestal- tuellen Ereignisse aus der Welt-
sie auch ganz. Das kann jeden lichen Gewinn, der sich dadurch tung schweißtreibend: Es gilt, wirtschaft gezeigt haben.
treffen. Wie geht man damit in den Folgejahren erwirtschaf- Entscheidungen zu treffen, um Wer dagegen in Szenarien
um? Kann man sich darauf vor- ten lässt, in Beziehung dazu die man sich lange Zeit gerne denkt, der hat eines verstanden:
bereiten? Man kann. setzt, ist das eine hochrentabel gedrückt hat. Entscheiden ist Es gibt mehrere mögliche Zu-
Von der Zukunft reden, tun das investierte Zeit. Eigentlich sollte nun mal anstrengend, selbst künfte. Die Kunst liegt darin, die
nicht alle? Allerdings, aber sich jeder Zukunftsgestaltung betrei- wenn man später rückblickend Entwicklungen in die richtige
angemessen auf die Zukunft ben. Wer sich zudem in einem sagen wird, dass es sich gelohnt Richtung zu lenken. Das bedeu-
vorbereiten, das wiederum ma- besonders umkämpften oder hat. Und dann führen manche tet, nicht die Zukunft vorherzu-
chen nur die wenigsten. Es ist gar schrumpfenden Markt be- als dritten Grund noch auf, dass sagen, sondern sie aktiv zu ge-
mit Arbeit verbunden. findet, hat keine Ausrede, es sie gar nicht wissen, wie Zu- stalten. Wem das gelingt, der
Keine Sorge, das ist kein Hexen- nicht zu tun. kunftsgestaltung geht. Dabei ist kann die Zukunft sehr gelassen
werk und man braucht auch kei- Warum machen es dennoch so das ganz einfach. sehen. Ein mögliches Szenario
ne Glaskugel dafür. Zukunfts- wenige? Zum einen braucht der Zukunft bewertet man dann
gestaltung ist ein solides Hand- man dafür eine langfristige Per- Nicht in Prognosen mit dem nötigen Selbstvertrau-
werk, das jeder erlernen kann. spektive. Der Eigentümer-Unter- en: „Wir wissen nicht genau,
denken
Auch der Zeitaufwand hält sich nehmer, der seine Firma auch in wann es kommt, und wir wissen
in Grenzen. Geübte Entscheider fünf Jahren noch florieren sehen Wer die Zukunft besser verste- auch nicht zu 100%, ob es
berichten davon, dass sie im will, tut sich damit naturgemäß hen will, sollte sich vom Denken kommt. Aber wenn das Szenario
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