Termine der berufsbegleitenden Ausbildung zum Legasthenie- und Dyskalkuliethe...
Legatrain-Konzept zur frühen Prävention und Förderung
1. Das pädagogisch-therapeutische Legatrain – Konzept zur frühen
Abklärung und präventiven Förderung von Kindern mit Lern- und
Verhaltensauffälligkeiten.
Die Entwicklungsstörungen des Kindesalters im Sinne der ICD-10 werden durch
neurobiologische und genetische Faktoren sowie auch durch frühgeburtliche
Schädigungen und/oder durch psychosoziale Risikofaktoren wie z.B. erhebliche
Erziehungsdefizite, Vernachlässigung, etc. verursacht. Diese Risikofaktoren können
sich wechselseitig bedingen und verstärken.
Lern- und verhaltensauffällige Kinder sind nicht selten von einer seelischen
Behinderung bedroht.
Das rechtzeitige Erkennen und eine präventive Förderung dieser Kinder in den
anfänglichen Schulstufen ist deshalb an der ersten Stelle für Pädagogen, Psychologen
und pädagogische Therapeuten sehr wichtig.
Die präventive Förderung verstehen wir mit Otto Speck als einen „Komplex [..],
pädagogisch[er], psychologisch[er], [therapeutischer] und sozialrehabilitativer Hilfen,
die darauf gerichtet sind, die Entwicklung eines Kindes und sein [..] Lernen [..]
unterstützend zu begleiten, wenn diesbezüglich Auffälligkeiten oder Gefährdungen
vorliegen.“1
Die wichtigen Aufgaben des pädagogischen Therapeuten bezüglich der kindlichen
Entwicklung differenzieren wir deshalb wie folgt aus:
- Unterstützung der Entwicklung einer „sicheren“ Basis für das Lernen allgemein
inkl. Verhalten, sozialer Kompetenzen und Kommunikation durch verlässliches
pädagogisches Handeln des Therapeuten; ermöglichen dadurch die Integration in die
Klassengemeinschaft.
- Förderung der Entfaltung der Potenziale des Kindes bezüglich des schulischen
Lernens durch Anregung und Unterstützung seiner Wahrnehmung, selektiven
Aufmerksamkeit und kompensatorischen Möglichkeiten für das Erlernen des Lesens,
Schreibens und Rechnens bei vorliegen bestimmter Schwächen.2
- Ermöglichen eines positiven Selbsterlebens und Stärkung des Selbstwertgefühls
eines von Lern- und oder Verhaltensstörung betroffenen Kindes auch im Sinne der
Förderung seiner Resilienz.
1 Speck, O., 1996, S. 15
2 Vgl. Speck, O., 1996
2. - Stützung der Eltern-Kind-Interaktion und -Kommunikation in Form von
„fachlicher Anleitung und Beratung [..], die sich „vor allem auf die Kompetenzen der
Eltern in Bezug auf die besonderen Entwicklungsbedürfnisse ihres Kindes“3
mit
seiner Lern- und Verhaltensproblematik richtet.
Anhand dieser pädagogisch-therapeutischer Handlungen soll dem Kind ein
erfolgreicher, seinen intellektuellen Fähigkeiten entsprechender Schulabschluss
ermöglicht, der drohender seelischen Behinderung vorgebeugt und die spätere
erfolgreiche Teilhabe am Leben der Gesellschaft gesichert werden.
Pädagogisch-Therapeutische Maßnahmen im Rahmen der frühen Abklärung und
präventiven Förderung von Kindern mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten nach der
Legatrain-Methode sind im Folgenden zusammengefasst:
Erkennung der Problematik.
1. Beobachtung des auffälligen Kindes im Unterricht bezüglich der Beteiligung
im Unterrichtsgeschehen sowie dem Zurechtkommen mit dem schulischen
Stoff.
2. Befragung der Lehrer und Eltern bezüglich der sozialen Kompetenz des
Schülers und möglicher Lern- und Verhaltensauffälligkeiten. Mündliche
Befragung und Fragebogenerhebung.
3. Befragung der Eltern bezüglich der seelischen Befindlichkeit und der
familiären Situation (Hausaufgabensituation, Interaktion, Bezug zu den
Familienmitgliedern etc.) Mündliche Befragung und Fragebogenerhebung.
4. Kindgerechte Fragestellungen zu der Lern-, Verhaltens- und sozialen
Problematik. Fragebögen mit Smilies.
5. Analyse der schriftlichen Arbeiten bezüglich der Fehlerarten beim Schreiben
und Rechnen. Durchführung der informellen und standardisierten Lese-
Rechtschreib- und/ oder Rechentests. Erkennen des Lernproblems. Erstellen
einer ausführlichen Fehlersymptomatik.
6. Erstellung eines Behandlungsplanes
3 Thurmair, Naggl 2010, S. 23
3. Therapie der vorliegenden Lese-, Rechtschreib- und/ oder Rechenstörung.
Ganzheitlicher Ansatz.
Lesen. Schreiben.
➔ Festlegen des Schwerpunktes der Behandlung.
➔ Arbeit an Laut, Buchstaben, Silben und Wortkernerkennung
➔ Trainieren der phonologischen Bewusstheit
➔ Arbeit an der Silbentrennung
➔ Einsatz der stakkatierenden Lesemethode4
➔ Arbeit an Lesetempo und -verständnis
➔ Trainieren des rhythmisch-silbierenden Mitsprechens beim Schreiben
➔ Einsatz der Klangbausteine und Signalgruppen für das Lesen- und
Schreibenlernen
➔ Arbeit an dem schriftlichen und sprachlichen Ausdruck
➔ Arbeit an der Sicherung des Wortschatzes entsprechend der je. Klassenstufe
➔ Arbeit an der Groß- und Kleinschreibung
Mathematik
Pädagogisch-therapeutische Arbeit an:
➔ der Zahl und Ziffernerkennung
➔ der Mengenerfassung
➔ der Mengeneinschätzung
➔ der Invarianz
➔ der Zahlzerlegung
➔ den Zahlenbildern
➔ den Operationssymbolen (+/ – u.a.)
➔ den Rechenoperationen
➔ an den Zählfertigkeiten
➔ an dem Größenvergleich
➔ an dem Transkodieren – Übertragung aus der Wortform der Zahl in die
arabische Form (drei → 3) und umgekehrt
➔ an dem Lösen von Textaufgaben
➔ Trainieren der Zahl- und Ziffernbewusstheit
4 Vgl. Hellwig 2013
4. Konzentrations- und Wahrnehmungstraining
➔ Arbeit an der auditiven und visuellen Wahrnehmung: Gedächtnis,
Differenzierungsfähigkeit, Serialität
➔ Arbeit an der Raumwahrnehmung
➔ trainieren der Auge-Hand-Koordination
➔ Trainieren der selektiven Aufmerksamkeit
Seelische Befindlichkeit. Verhalten. Sozialisation.
Pädagogisch-therapeutische Arbeit:
➔ an der Motivation
➔ an dem Verbessern des Selbstbildes, des Selbstwertgefühls
➔ an der Bewältigung der Angstproblematik
➔ an den vorliegenden Verhaltensauffälligkeiten
➔ an dem strukturierten Lernverhalten
➔ an dem Verbessern der Hausaufgabensituation
➔ an der Stärkung der Widerstandsfähigkeit
➔ soziales Training
➔ Kommunikationstraining
Eltern- und Lehrerarbeit
➔ Aufklärende Eltern- und Lehrerarbeit
➔ Involvieren der Eltern in den Therapieprozess
➔ Kooperative Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer und Schulpsychologen
➔ Intervention und Kooperation bei Schulverweigerung
➔ Zwischenevaluierung des therapeutischen Prozesses anhand von Fragebögen
Die Therapie wird unter Beachtung des Leistungsstandes und der individuellen
Lernvoraussetzungen nach bestimmten Therapieregeln, wie kleinschrittiges,
systematisches Vorgehen, Kontinuität, ständiges Wiederholen etc. durchgeführt.
Es ist dabei zu erwarten, dass dadurch die lese-, rechtschreib-, und/ oder
rechenschwache Kinder ihre schulischen Leistungen und Verhalten bezüglich des
Lernens sowie ihr soziales Verhalten weitgehend verbessern.