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Inhalte einer digitalen 
Wunddokumentation unter 
Berücksichtigung rechtlicher 
Aspekte sowie Anforderungen 
an die Fotodokumentation 
Christian Reinboth 
Dipl.-Wi.Inf.(FH) 
TECLA e.V. 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Heutige Vortragsagenda 
● Kurze Vorstellung 
● TECLA und DigiWund 
● Definition chronischer Wunden 
● Zielstellung Wunddokumentationen 
● Wesentliche rechtliche Anforderungen 
● Zu dokumentierende Eigenschaften 
● Best Practices der Wundfotografie 
● Ausblick zum DigiWund-Projekt 
...hoffentlich in weniger als 45 Minuten... 
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Zu meiner Person 
Christian Reinboth 
● Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) 
● Univ. zertifizierter Umweltmanager 
HarzOptics GmbH 
● Gegründet 2006 / 5 Mitarbeiter 
● An-Institut der Hochschule Harz 
● Spezialisiert auf Optik / Photonik 
(Optische Messtechnik, Lichtplanung, 
Breitband-Projektierung, Lehrsysteme, 
erster deutschspr. Optik-Fernlehrgang) 
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Das TECLA-Netzwerk (seit 2010) 
TECLA – TEChnische PfLegeAssistenzsysteme 
● 2010 bis 2013: ZIM NEMO-Netzwerk (BMWi) 
● Seit Anfang 2014: Fortführung als TECLA e.V. 
Netzwerk von 12 Unternehmen und Institutionen 
aus Wohnungswirtschaft, Medizintechnik, Pflege, 
Sanitätswesen, Forschung und Informationstechnik 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Digitales Dokumentationssytem der Unipro GmbH Halberstadt 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Eröffnung der Senioren-Technik-Beratungsstelle in Halberstadt 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Seniorengerechte Musterwohnung der WWG in Wernigerode 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Seniorengerechte Musterwohnung der WWG in Wernigerode 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Workshops und Fortbildungen zu AAL und Pflegequalität 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Dritter Platz beim Hugo-Junkers-Innovationspreis 2012 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Das DigiWund-Projekt (2013 - 
2014) 
Einige Mängel aktueller Wunddokumentationen 
● Fotos werden mit unterschiedlichen Kameratypen 
und ohne Beibehaltung gleicher Winkel, gleicher 
Ausleuchtung, gleicher Abstände sowie eines 
gleichen Bildhintergrunds aufgenommen 
● Pflegekräfte verbringen täglich pro Patient bis zu 
10 Minuten Zeit damit, schriftliche Dokumentation 
und Pflegesoftware abzugleichen (Fehlerquelle) 
● Digitalfotos werden inklusive der Zuordnung zum 
Patienten per Mail ohne Rücksicht auf den Daten-schutz 
verschickt (Sicherheit einer Postkarte) 
Diese Qualitätsmängel sollen im Rahmen von 
DigiWund mit Hilfe eines integrierten digitalen 
Wunddokumentationssystems gelöst werden 
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Modellierung von Pflegeprozessen 
Aufgabe der HS Harz im Projekt 
● Erfassung und Analyse typischer 
Dokumentationsprozesse in sog. 
erweiterten ereignisgesteuerten 
Prozessketten (eEPKs / ARIS) 
● Im Ergebnis entstehen virtuelle 
Prozesse mit Angaben zu Zeiten, 
Fehlerquellen, Verantwortlichkeiten, 
Dokumentation etc. auf deren Basis 
die realen Prozesse optimiert werden 
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Definition chronischer Wunden 
Was sind chronische Wunden? 
● Als chronische Wunde wird eine Wunde bezeichnet, die in einem 
Zeitraum von acht Wochen keine Heilungstendenzen zeigt und 
dauerhafter Behandlung bedarf (Ausnahme: Flächenwunden) 
● Die Ursachen für chronische Wunden können vielfältig sein, 
gemein ist ihnen jedoch die erheblich verzögerte natürliche 
Wundheilung aufgrund ungenügender Durchblutung 
● Begünstigend für die Entstehung chronischer Wunden sind 
daher Grunderkrankungen, die zu Störungen der Mikro- oder 
Makrozirkulation führen (so etwa Diabetes mellitus, chronische 
venöse Ineffizienz oder periphere arterielle Verschlusskrankheit) 
● Die häufigsten Arten chronischer Wunden sind der Dekubitus, 
der diabetische Fuß und das sog. „offene Bein“ (Ulcus cruris) 
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Folgen chronischer Wunden 
Wie weit verbreitet sind chronische Wunden? 
● In Deutschland leiden derzeit rund 4,5 Millionen Menschen unter 
chronischen Wunden, bis zum Jahr 2037 werden es aufgrund des 
demografischen Wandels bereits über 9 Millionen Menschen sein 
Eine schwere Beeinträchtigung der Lebensqualität 
● Immobilität 
● Wundschmerzen 
● Arbeitsunfähigkeit 
● Unselbständigkeit 
● Hohe Kosten 
● Belastung für Angehörige 
● Zukunftsangst (Amputation) 
● Schamgefühle (Wundgeruch) 
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Kosten chronischer Wunden 
Was kosten chronische Wunden? 
● Ein Ulcus-Patient kostet das Gesundheitswesen im Durchschnitt 
ca. 10.000 Euro pro Jahr – hier fällt etwa 1 Milliarde Euro Kosten 
in Deutschland an (europaweit rund 2,5% des Gesundheitsetats) 
● Die jährlichen Versorgungskosten für einen Dekubitus liegen je 
nach Schwere der Erkrankung zwischen 4.550 und 19.500 Euro 
● Die Durchschnittsverweildauer im Krankenhaus ist bei Patienten mit 
chronischen Wunden um 12 Tage höher als bei wundfreien Patienten 
● Bereits im Jahr 2007 wurden von deutschen Krankenkassen mehr als 
5 Milliarden Euro für die Behandlung chronischer Wunden verausgabt 
Chronische Wunden sind von hoher volkswirtschaftlicher Relevanz 
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Fünf Ziele der Wunddokumentation 
Jede Wunddokumentation dient fünf wesentlichen Zielen 
● Nachweisbarkeit von Maßnahmen / rechtliche Absicherung 
– Dokumentation hat enorme Bedeutung bei Haftungsfragen 
– „Was nicht dokumentiert wurde, wurde auch nicht gemacht“ 
● Sicherstellung einer adäquaten Versorgung 
– Schaffung eines identischen Wissensstands für alle Beteiligten 
– Objektivierung der Wundbeurteilung durch geeignete Kriterien 
– Verringerung von Wissensverlusten zu (vor allem kleineren) 
Wundveränderungen durch den Wechsel von Pflegekräften 
– Unterstützung einer Behandlung „aus einem Guss“ 
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Fünf Ziele der Wunddokumentation 
● Überprüfung des Behandlungserfolgs 
– Sind Verbesserungen erkennbar? 
– Ist ein Therapiewechsel erforderlich? 
– Wie entwickelt sich die Lebensqualität? 
● Prognose des Wundverlaufs 
– Unterstützung der Behandlungsplanung 
– Unterstützung der Patienten-Compliance 
(realistische Angaben zur Behandlungsdauer) 
● Sicherung der Pflegequalität 
– Sekundäre Erhebung von Qualitätsindikatoren Fotograf: Peter Rehder; Lizenz: GNU Freie 
Dokumentationslizenz; Quelle: PflegeWiki 
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Wichtige rechtliche Anforderungen 
Was ist bei der Wunddokumentation zu beachten? 
● Wunddokumentationen sind mindestens über 30 Jahre aufzubewahren 
● Nur die therapeutisch verantwortliche Fachkraft darf dokumentieren und 
hat dies zeitnah (i.d.R. unmittelbar nach Versorgung der Wunde) zu tun 
(kein nachträgliches Dokumentieren z.B. während der Nachtschichten) 
● Die einzelnen Einträge müssen (etwa über Handzeichen und eine zentral 
hinterlegte Handzeichenliste) eindeutig den Fachkräften zuzuordnen sein 
● Nachträgliche Änderungen dürfen nur so vorgenommen werden, dass der 
ursprüngliche Eintrag noch nachvollziehbar und jede Änderung ebenfalls 
eindeutig einer Fachkraft zuzuordnen ist (wg. des Urkundencharakters) 
● Remonstrationspflicht: Wird im Rahmen der Wunddokumentation eine 
eventuelle Gefahrenerhöhung festgestellt, so besteht die Verpflichtung, 
den behandelnden Arzt über die Vermutung zu informieren 
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Wichtige rechtliche Anforderungen 
Hohe rechtliche Hürden für digitale Dokumentationssysteme 
● Digitale Dokumente gelten nur dann als Urkunden, wenn sie mit einer 
digitalen Signatur versehen und fälschungssicher abgespeichert sind 
● Ausdrucke aus Pflegeprogrammen haben lediglich den Charakter 
einer Kopie und stellen juristisch nur einen Anscheinsbeweis dar 
(Erfahrungsschluss von bewiesener auf zu beweisende Tatsache) 
● Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist der Einsatz von 
digitalen Stiften → Schaffung einer rechtssicheren schriftlichen und 
volldigitalen Dokumentation ohne Eingriff in die Arbeitsprozesse 
● Problematisch ist darüber hinaus die Sicherstellung des Schutzes 
sensibler Patientendaten in volldigitalen Dokumentationssystemen 
(Zielkonflikt zwischen einfachem Zugriff für Ärzte und Pflegekräfte 
und maximaler Sicherung → bei DigiWund über DE-Mail gelöst) 
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Zentrale Wundeigenschaften 
Wundart (ein Item) 
● Item A: Welche Wundart liegt vor? (z.B. Dekubitus, Ulcus cruris) 
Wundstadium / Grading (ein Item oder mehr) 
● Item A: In welchem Stadium befindet sich die Wunde? 
(z.B. Wundstadien I-IV oder I-V nach Kneighton-Skala) 
● Item B: ggf. Integration spezifischer Wundskalensysteme 
(z.B. PUSH, PSST, LMNT oder – idealerweise – MAID) 
Wunddauer (zwei Items) 
● Item A: Seit wann (Tage, Wochen, Monate, Jahre) existiert die Wunde? 
● Item B: Wieviel Zeit verging vom Auftreten bis zur Initialbehandlung? 
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Zentrale Wundeigenschaften 
Wundlokalisation (ein Item) 
● Item A: Wo am Körper befindet sich die Wunde? (Markierung auf Schema) 
Wundgröße (sechs Items) 
● Item A: Länge (Linealmessung nach der Perpendicular-Methode) 
● Item B: Breite (Linealmessung nach der Perpendicular-Methode) 
● Item C: Tiefe (Messung mit steriler Pinzette oder Knopfsonde) 
(Alternativ: Epidermis/Dermis/Subcutis/Muskeln/Knochen) 
● Item D: Fläche (Ellipsenformel: Länge x Breite x pi / 4, 
da Länge x Breite die Wundgröße häufig überschätzt) 
● Item E: Form (z.B. rechteckig, rund, elliptisch etc.) 
● Item F: Ausrichtung (analog einer Uhr) 
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Zentrale Wundeigenschaften 
Wundgrund (fünf Items) 
● Item A: Wundfarbe 
● Item B: Nekrosen 
(ja/nein; ggf. mit Nekrosetyp) 
● Item C: Unterminierung (ja/nein) 
● Item D: Exsudat / Eiteraustritt (ja/nein) 
● Item E: Aussehen des Wundgrunds allgemein 
(Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: schwarz-braun 
mit trockenen Nekrosen, gelblich-braun mit feuchten Nekrosen, blass-rosa- 
livide (ungesundes Granulationsgewebe), tiefrosa-pink (gesundes 
Granulationsgewebe), hellrosa (Epithelisierungsgewebe)) 
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Zentrale Wundeigenschaften 
Wundrand (vier Items) 
● Item A: Nekrosen (ja/nein) 
● Item B: Ödembildung (ja/nein) 
● Item C: Infektionszeichen (ja/nein) 
● Item D: Aussehen des Wundrands allgemein 
(Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: glatt und unauffällig, 
unregelmäßig oder zerklüftet, mazeriert, unterminiert oder vital-gesund) 
Wundumgebung (sechs Items) 
● Item A: Ödembildung (ja/nein) 
● Item B: Hautirritationen (ja/nein) 
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Zentrale Wundeigenschaften 
● Item C: Hyperpigmentierung (ja/nein) 
● Item D: Sichtbare Verletzungen (ja/nein) 
● Item E: Sichtbare Infektionen (ja/nein) 
● Item F: ggf. Durchblutungsbewertung 
Wundschmerzen (vier Items) 
● Item A: Intensität der Schmerzen auf einer standardisierten Schmerzskala 
● Item B: Schmerzlokalisation – wo genau verspürt der Patient den Schmerz? 
● Item C: Schmerzdauer / -häufigkeit: Auftritt der Schmerzen im Tagesverlauf 
● Item D: Art der Schmerzen 
(Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: stechend, 
pochend, dumpf, brennend, ausstrahlend, flächig oder ziehend) 
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Zentrale Wundeigenschaften 
Wundexsudat (vier Items) 
● Item A: Geruch (ja/nein) 
● Item B: Menge (klein/mäßig/viel) 
● Item C: Farbe (z.B. gelblich, rötlich...) 
● Item D: Art (z.B. serös-wässrig, blutig, eitrig, klar...) 
Wundgeruch (ein Item) 
● Item A: Ist ein spezifischer Wundgeruch feststellbar? (z.B. sauer, süßlich...) 
Außerdem: Allg. Patientendaten und Maßnahmendokumentation 
(Diese Angaben klammern wir nachfolgend aus zeitlichen Gründen aus...) 
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Exkurs: Das MAID-Skalensystem 
Die meisten Wundskalen hängen von subjektiven Urteilen ab 
(z.B. leichter, mittlerer und starker Exsudataustritt bei PUSH) 
- die MAID-Skala von Anne Mirja Pietsch ist eine Alternative 
M = multiple Wunden (vorhanden oder nicht) 
eine Wunde = 0 | mehrere Wunden = 1 
A = Wundgröße (area) in cm² 
< 4cm² = 0 | > 4cm² = 1 
I = Ischämie (Fußpuls tastbar oder nicht) 
tastbarer Puls = 0 | nicht tastbarer Puls = 1 
D = Wunddauer (duration) in Tagen 
<130 Tage = 0 | > 130 Tage = 1 
(gemeint ist die Zeit zwischen Entdeckung 
und erster Behandlung der Wunde) 
Der sich ergebende Score zwischen 0 
und 4 lässt einen Rückschluss auf die 
Heilungswahrscheinlichkeit zu: 
0 = 84% 
1 = 79% 
2 = 64% 
3 = 41% 
4 = 31% 
Anne Mirja Pietsch (2010): Multivariate Analyse: 
Einflussfaktoren auf die Heilungswahrscheinlichkeit 
von chronischen Wunden. Eine retrospektive Studie. 
Dissertation. Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 
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Bedeutung der Wundfotografie 
Eine fotografische Dokumentation des Wundverlaufes wertet 
die schriftliche Wunddokumentation auf, ersetzt sie aber nicht 
● Eine qualitativ hochwertige Serie von Wundfotografien kann Analyse und 
Verständnis des Wundverlaufs unterstützen, indem sie diesen visualisiert 
● Graduelle Veränderungen an einer Wunde, die wechselndem und unter 
Zeitdruck stehenden Pflegepersonal von einer Woche zur nächsten 
nicht auffallen, werden in einer Langzeit-Dokumentation sichtbar 
● Die fotografische Wunddokumentation ist außerdem eine wichtige 
Informationsquelle für den behandelnden Arzt, der den Patienten und 
die zu versorgenden Wunden etwa in der ambulanten Pflege meistens 
sehr viel seltener zu Gesicht bekommt, als die zuständigen Pflegekräfte 
(wichtig insbesondere für die Entscheidung über erneute Vorstellung) 
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Welche Kameras sind geeignet? 
Theoretisch kann jede Kamera für die Wundfotografie eingesetzt 
werden, gewisse Einschränkungen sind allerdings zu empfehlen 
● Die früher verbreiteten Sofortbildkameras (Fotos waren sofort verfügbar 
und konnten der schriftlichen Dokumentation beigefügt werden), sind im 
Hinblick auf die Aufbewahrungsfrist (30 Jahre) kaum noch geeignet 
● Vom Einsatz von Handykameras ist (trotz guter Bildqualität) im Hinblick 
auf den Datenschutz klar abzuraten (es seit denn mit geeigneter App) 
● Zur Wundfotografie eingesetzte Kameras sollten eine möglichst gute 
Farbwiedergabe (Abweichungen von max. +/-6%) gewährleisten, da 
Farbveränderungen an Wundgrund und Wundrand wichtige Hinweise 
auf den Wundheilungsverlauf sowie evtl. Infektionen liefern können 
(Zu berücksichtigen ist übrigens auch die Farbwiedergabequalität der 
Monitore, auf denen die Wundfotos später betrachtet werden sollen) 
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Zentrale rechtliche Anforderungen 
Auch bei der Anfertigung fotografischer Wunddokumentationen 
sind wichtige rechtliche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen 
● Keine Fotodokumentation ohne gültiges schriftliches Einverständnis 
des Patienten / der Patientin oder eines Betreuers / einer Betreuerin 
(Verstoß gg. § 201a StGB – Verletzung höchstpers. Lebensbereich) 
● Mit der (widerruflichen) Einverständniserklärung sind Patienten über 
den Zweck der Aufnahmen sowie über deren Verbleib zu informieren 
● Aufgrund der Schadensersatzansprüche nach § 199 BGB sind 
Fotodokumentationen mindestens 30 Jahre lang aufzubewahren 
(hier entsteht ein Problem hinsichtlich der Datenträgerlesbarkeit) 
● Allein die therapeutisch verantwortliche Fachkraft darf Wundfotos 
anfertigen – Aufgabe ist nicht an (kompetente) Dritte übertragbar 
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Unser TECLA-Fotostandard (1) 
Anforderungen an die Kameratechnik 
● Die Beleuchtung sollte bei mindestens 4.000 K liegen 
● Die Kamera sollte über ein Autofokus-System verfügen 
● Die Bildauflösung sollte bei mindestens 5 Megapixeln liegen 
● Die Blendenzahl der Kamera sollte bei mindestens 5,6 liegen 
● Toleranzwertbereich für die Farbabweichung im RGB-Farbraum: +/- 6 % 
● Toleranzwertbereich für die Farbabweichung im CIE-LUV-Farbraum: +/- 10 % 
Anforderungen an die Sensorik 
● Sicherstellung eines gleichbleibenden Abstands zur Wunde (ggf. Abstandsmessung 
während der ersten Wundaufnahme im Krankenhaus / beim Facharzt – Übernahme 
in den Fotozyklus – Überschreitung bei Aufnahme nur um maximal +/- 1,5 cm) 
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Unser TECLA-Fotostandard (2) 
Anforderungen an die Sensorik 
● Sicherstellung eines gleichbleibenden Aufnahmewinkels (hier ist der Winkel 
im Verhältnis zur Hautoberfläche während der ersten Wundaufnahme im 
Krankenhaus / beim Facharzt zu speichern und später zu replizieren) 
● Sicherstellung gleichbleibender Lichtverhältnisse (per Definition von während 
der Aufnahme nicht zu über- oder unterschreitenden Helligkeits-Grenzwerten) 
Grundlegende fotografische Anforderungen 
● Der Abstand von Objektiv zu Motiv sollte mindestens 50 cm betragen 
● Die Wunde sollte nie weniger als ein Drittel der Bildgröße einnehmen 
● Der Hintergrund der Aufnahme sollte gleichfarbig (z.B. OP-Tuch) sein 
● Die Entstehung von Schatten sollte weitestgehend ausgeschlossen werden 
● Die Fotoaufnahme der Wunde sollte stets erst nach ihrer Reinigung erfolgen 
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Unser TECLA-Fotostandard (3) 
Grundlegende fotografische Anforderungen 
● Auf dem Foto sollten stets Datum und ID-Nr. des Patienten abgebildet sein 
● Der Patient sollte sich stets in der gleichen Position befinden (z.B. sitzend 
oder liegend, idealerweise bei der Erstaufnahme fotografisch festzuhalten) 
● Ein desinfiziertes Metalllineal neben der Wunde dient der Größenbestimmung 
(ideal ist eine möglichst helle Beschriftung auf einem möglichst dunklen Grund) 
Kompression der Bilder für die Datenübertragung 
● JPEGs sind ab 250 kB, JP2s ab 120 kB medizinisch beurteilbar 
http://de.slideshare.net/christian.reinboth/fotostandard-wunddokumentation 
Dirk Ulrich Lange (2008): Potenziale und Grenzen digitaler Wundfotografie in der Klinik und 
telematischen Nachsorge von Patienten mit Wunden. Dissertation. Ruhr-Universität Bochum. 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Das DigiWund-Projektkonsortium 
Antragsteller 
● Unipro GmbH (Stift) 
● Brain-SCC GmH (Doku) 
● Petter.Letter GmbH (App) 
Drittauftragnehmer 
● TIBP GmbH 
● GSW gGmbH 
● Hochschule Harz 
● Pflegedienst Krüger 
● Wundzentrum Harz 
Fördersumme 
480.000 EUR 
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Handelsüblicher digitaler Stift als „Herzstück“ von DigiWund 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Projektbegleitende Marktstudie 
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
Workflow des DigiWund-Prototypen 
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Projektergebnisse zum Nachlesen 
Grundlagen der Wunddokumentation 
- Wundeigenschaften, Wundfotografie 
und wesentliche Krankheitsbilder - 
Erschienen Ende 2012 im GRIN-Verlag 
für wissenschaftliche Texte, München 
80 Seiten, 11 Abbildungen 
ISBN: 978-3-656-32054-8 
Erhältlich u.a. über Amazon und Weltbild 
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 
Für Fragen stehe ich im Anschluss sowie 
in den Pausen sehr gerne zur Verfügung 
creinboth@hs-harz.de 
http://www.mytecla.de 
http://www.pflegenetzwerk-halberstadt.de 
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Digitale Wunddokumentation und Wundfotografie

  • 1. Inhalte einer digitalen Wunddokumentation unter Berücksichtigung rechtlicher Aspekte sowie Anforderungen an die Fotodokumentation Christian Reinboth Dipl.-Wi.Inf.(FH) TECLA e.V. Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 2. Heutige Vortragsagenda ● Kurze Vorstellung ● TECLA und DigiWund ● Definition chronischer Wunden ● Zielstellung Wunddokumentationen ● Wesentliche rechtliche Anforderungen ● Zu dokumentierende Eigenschaften ● Best Practices der Wundfotografie ● Ausblick zum DigiWund-Projekt ...hoffentlich in weniger als 45 Minuten... Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 3. Zu meiner Person Christian Reinboth ● Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) ● Univ. zertifizierter Umweltmanager HarzOptics GmbH ● Gegründet 2006 / 5 Mitarbeiter ● An-Institut der Hochschule Harz ● Spezialisiert auf Optik / Photonik (Optische Messtechnik, Lichtplanung, Breitband-Projektierung, Lehrsysteme, erster deutschspr. Optik-Fernlehrgang) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 4. Das TECLA-Netzwerk (seit 2010) TECLA – TEChnische PfLegeAssistenzsysteme ● 2010 bis 2013: ZIM NEMO-Netzwerk (BMWi) ● Seit Anfang 2014: Fortführung als TECLA e.V. Netzwerk von 12 Unternehmen und Institutionen aus Wohnungswirtschaft, Medizintechnik, Pflege, Sanitätswesen, Forschung und Informationstechnik Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 5. Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 6. Digitales Dokumentationssytem der Unipro GmbH Halberstadt Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 7. Eröffnung der Senioren-Technik-Beratungsstelle in Halberstadt Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 8. Seniorengerechte Musterwohnung der WWG in Wernigerode Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 9. Seniorengerechte Musterwohnung der WWG in Wernigerode Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 10. Workshops und Fortbildungen zu AAL und Pflegequalität Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 11. Dritter Platz beim Hugo-Junkers-Innovationspreis 2012 Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 12. Das DigiWund-Projekt (2013 - 2014) Einige Mängel aktueller Wunddokumentationen ● Fotos werden mit unterschiedlichen Kameratypen und ohne Beibehaltung gleicher Winkel, gleicher Ausleuchtung, gleicher Abstände sowie eines gleichen Bildhintergrunds aufgenommen ● Pflegekräfte verbringen täglich pro Patient bis zu 10 Minuten Zeit damit, schriftliche Dokumentation und Pflegesoftware abzugleichen (Fehlerquelle) ● Digitalfotos werden inklusive der Zuordnung zum Patienten per Mail ohne Rücksicht auf den Daten-schutz verschickt (Sicherheit einer Postkarte) Diese Qualitätsmängel sollen im Rahmen von DigiWund mit Hilfe eines integrierten digitalen Wunddokumentationssystems gelöst werden Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 13. Modellierung von Pflegeprozessen Aufgabe der HS Harz im Projekt ● Erfassung und Analyse typischer Dokumentationsprozesse in sog. erweiterten ereignisgesteuerten Prozessketten (eEPKs / ARIS) ● Im Ergebnis entstehen virtuelle Prozesse mit Angaben zu Zeiten, Fehlerquellen, Verantwortlichkeiten, Dokumentation etc. auf deren Basis die realen Prozesse optimiert werden Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 14. Definition chronischer Wunden Was sind chronische Wunden? ● Als chronische Wunde wird eine Wunde bezeichnet, die in einem Zeitraum von acht Wochen keine Heilungstendenzen zeigt und dauerhafter Behandlung bedarf (Ausnahme: Flächenwunden) ● Die Ursachen für chronische Wunden können vielfältig sein, gemein ist ihnen jedoch die erheblich verzögerte natürliche Wundheilung aufgrund ungenügender Durchblutung ● Begünstigend für die Entstehung chronischer Wunden sind daher Grunderkrankungen, die zu Störungen der Mikro- oder Makrozirkulation führen (so etwa Diabetes mellitus, chronische venöse Ineffizienz oder periphere arterielle Verschlusskrankheit) ● Die häufigsten Arten chronischer Wunden sind der Dekubitus, der diabetische Fuß und das sog. „offene Bein“ (Ulcus cruris) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 15. Folgen chronischer Wunden Wie weit verbreitet sind chronische Wunden? ● In Deutschland leiden derzeit rund 4,5 Millionen Menschen unter chronischen Wunden, bis zum Jahr 2037 werden es aufgrund des demografischen Wandels bereits über 9 Millionen Menschen sein Eine schwere Beeinträchtigung der Lebensqualität ● Immobilität ● Wundschmerzen ● Arbeitsunfähigkeit ● Unselbständigkeit ● Hohe Kosten ● Belastung für Angehörige ● Zukunftsangst (Amputation) ● Schamgefühle (Wundgeruch) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 16. Kosten chronischer Wunden Was kosten chronische Wunden? ● Ein Ulcus-Patient kostet das Gesundheitswesen im Durchschnitt ca. 10.000 Euro pro Jahr – hier fällt etwa 1 Milliarde Euro Kosten in Deutschland an (europaweit rund 2,5% des Gesundheitsetats) ● Die jährlichen Versorgungskosten für einen Dekubitus liegen je nach Schwere der Erkrankung zwischen 4.550 und 19.500 Euro ● Die Durchschnittsverweildauer im Krankenhaus ist bei Patienten mit chronischen Wunden um 12 Tage höher als bei wundfreien Patienten ● Bereits im Jahr 2007 wurden von deutschen Krankenkassen mehr als 5 Milliarden Euro für die Behandlung chronischer Wunden verausgabt Chronische Wunden sind von hoher volkswirtschaftlicher Relevanz Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 17. Fünf Ziele der Wunddokumentation Jede Wunddokumentation dient fünf wesentlichen Zielen ● Nachweisbarkeit von Maßnahmen / rechtliche Absicherung – Dokumentation hat enorme Bedeutung bei Haftungsfragen – „Was nicht dokumentiert wurde, wurde auch nicht gemacht“ ● Sicherstellung einer adäquaten Versorgung – Schaffung eines identischen Wissensstands für alle Beteiligten – Objektivierung der Wundbeurteilung durch geeignete Kriterien – Verringerung von Wissensverlusten zu (vor allem kleineren) Wundveränderungen durch den Wechsel von Pflegekräften – Unterstützung einer Behandlung „aus einem Guss“ Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 18. Fünf Ziele der Wunddokumentation ● Überprüfung des Behandlungserfolgs – Sind Verbesserungen erkennbar? – Ist ein Therapiewechsel erforderlich? – Wie entwickelt sich die Lebensqualität? ● Prognose des Wundverlaufs – Unterstützung der Behandlungsplanung – Unterstützung der Patienten-Compliance (realistische Angaben zur Behandlungsdauer) ● Sicherung der Pflegequalität – Sekundäre Erhebung von Qualitätsindikatoren Fotograf: Peter Rehder; Lizenz: GNU Freie Dokumentationslizenz; Quelle: PflegeWiki Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 19. Wichtige rechtliche Anforderungen Was ist bei der Wunddokumentation zu beachten? ● Wunddokumentationen sind mindestens über 30 Jahre aufzubewahren ● Nur die therapeutisch verantwortliche Fachkraft darf dokumentieren und hat dies zeitnah (i.d.R. unmittelbar nach Versorgung der Wunde) zu tun (kein nachträgliches Dokumentieren z.B. während der Nachtschichten) ● Die einzelnen Einträge müssen (etwa über Handzeichen und eine zentral hinterlegte Handzeichenliste) eindeutig den Fachkräften zuzuordnen sein ● Nachträgliche Änderungen dürfen nur so vorgenommen werden, dass der ursprüngliche Eintrag noch nachvollziehbar und jede Änderung ebenfalls eindeutig einer Fachkraft zuzuordnen ist (wg. des Urkundencharakters) ● Remonstrationspflicht: Wird im Rahmen der Wunddokumentation eine eventuelle Gefahrenerhöhung festgestellt, so besteht die Verpflichtung, den behandelnden Arzt über die Vermutung zu informieren Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 20. Wichtige rechtliche Anforderungen Hohe rechtliche Hürden für digitale Dokumentationssysteme ● Digitale Dokumente gelten nur dann als Urkunden, wenn sie mit einer digitalen Signatur versehen und fälschungssicher abgespeichert sind ● Ausdrucke aus Pflegeprogrammen haben lediglich den Charakter einer Kopie und stellen juristisch nur einen Anscheinsbeweis dar (Erfahrungsschluss von bewiesener auf zu beweisende Tatsache) ● Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist der Einsatz von digitalen Stiften → Schaffung einer rechtssicheren schriftlichen und volldigitalen Dokumentation ohne Eingriff in die Arbeitsprozesse ● Problematisch ist darüber hinaus die Sicherstellung des Schutzes sensibler Patientendaten in volldigitalen Dokumentationssystemen (Zielkonflikt zwischen einfachem Zugriff für Ärzte und Pflegekräfte und maximaler Sicherung → bei DigiWund über DE-Mail gelöst) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 21. Zentrale Wundeigenschaften Wundart (ein Item) ● Item A: Welche Wundart liegt vor? (z.B. Dekubitus, Ulcus cruris) Wundstadium / Grading (ein Item oder mehr) ● Item A: In welchem Stadium befindet sich die Wunde? (z.B. Wundstadien I-IV oder I-V nach Kneighton-Skala) ● Item B: ggf. Integration spezifischer Wundskalensysteme (z.B. PUSH, PSST, LMNT oder – idealerweise – MAID) Wunddauer (zwei Items) ● Item A: Seit wann (Tage, Wochen, Monate, Jahre) existiert die Wunde? ● Item B: Wieviel Zeit verging vom Auftreten bis zur Initialbehandlung? Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 22. Zentrale Wundeigenschaften Wundlokalisation (ein Item) ● Item A: Wo am Körper befindet sich die Wunde? (Markierung auf Schema) Wundgröße (sechs Items) ● Item A: Länge (Linealmessung nach der Perpendicular-Methode) ● Item B: Breite (Linealmessung nach der Perpendicular-Methode) ● Item C: Tiefe (Messung mit steriler Pinzette oder Knopfsonde) (Alternativ: Epidermis/Dermis/Subcutis/Muskeln/Knochen) ● Item D: Fläche (Ellipsenformel: Länge x Breite x pi / 4, da Länge x Breite die Wundgröße häufig überschätzt) ● Item E: Form (z.B. rechteckig, rund, elliptisch etc.) ● Item F: Ausrichtung (analog einer Uhr) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 23. Zentrale Wundeigenschaften Wundgrund (fünf Items) ● Item A: Wundfarbe ● Item B: Nekrosen (ja/nein; ggf. mit Nekrosetyp) ● Item C: Unterminierung (ja/nein) ● Item D: Exsudat / Eiteraustritt (ja/nein) ● Item E: Aussehen des Wundgrunds allgemein (Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: schwarz-braun mit trockenen Nekrosen, gelblich-braun mit feuchten Nekrosen, blass-rosa- livide (ungesundes Granulationsgewebe), tiefrosa-pink (gesundes Granulationsgewebe), hellrosa (Epithelisierungsgewebe)) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 24. Zentrale Wundeigenschaften Wundrand (vier Items) ● Item A: Nekrosen (ja/nein) ● Item B: Ödembildung (ja/nein) ● Item C: Infektionszeichen (ja/nein) ● Item D: Aussehen des Wundrands allgemein (Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: glatt und unauffällig, unregelmäßig oder zerklüftet, mazeriert, unterminiert oder vital-gesund) Wundumgebung (sechs Items) ● Item A: Ödembildung (ja/nein) ● Item B: Hautirritationen (ja/nein) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 25. Zentrale Wundeigenschaften ● Item C: Hyperpigmentierung (ja/nein) ● Item D: Sichtbare Verletzungen (ja/nein) ● Item E: Sichtbare Infektionen (ja/nein) ● Item F: ggf. Durchblutungsbewertung Wundschmerzen (vier Items) ● Item A: Intensität der Schmerzen auf einer standardisierten Schmerzskala ● Item B: Schmerzlokalisation – wo genau verspürt der Patient den Schmerz? ● Item C: Schmerzdauer / -häufigkeit: Auftritt der Schmerzen im Tagesverlauf ● Item D: Art der Schmerzen (Mögliche Ausprägungen nach V. Zöggeler, 2010: stechend, pochend, dumpf, brennend, ausstrahlend, flächig oder ziehend) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 26. Zentrale Wundeigenschaften Wundexsudat (vier Items) ● Item A: Geruch (ja/nein) ● Item B: Menge (klein/mäßig/viel) ● Item C: Farbe (z.B. gelblich, rötlich...) ● Item D: Art (z.B. serös-wässrig, blutig, eitrig, klar...) Wundgeruch (ein Item) ● Item A: Ist ein spezifischer Wundgeruch feststellbar? (z.B. sauer, süßlich...) Außerdem: Allg. Patientendaten und Maßnahmendokumentation (Diese Angaben klammern wir nachfolgend aus zeitlichen Gründen aus...) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 27. Exkurs: Das MAID-Skalensystem Die meisten Wundskalen hängen von subjektiven Urteilen ab (z.B. leichter, mittlerer und starker Exsudataustritt bei PUSH) - die MAID-Skala von Anne Mirja Pietsch ist eine Alternative M = multiple Wunden (vorhanden oder nicht) eine Wunde = 0 | mehrere Wunden = 1 A = Wundgröße (area) in cm² < 4cm² = 0 | > 4cm² = 1 I = Ischämie (Fußpuls tastbar oder nicht) tastbarer Puls = 0 | nicht tastbarer Puls = 1 D = Wunddauer (duration) in Tagen <130 Tage = 0 | > 130 Tage = 1 (gemeint ist die Zeit zwischen Entdeckung und erster Behandlung der Wunde) Der sich ergebende Score zwischen 0 und 4 lässt einen Rückschluss auf die Heilungswahrscheinlichkeit zu: 0 = 84% 1 = 79% 2 = 64% 3 = 41% 4 = 31% Anne Mirja Pietsch (2010): Multivariate Analyse: Einflussfaktoren auf die Heilungswahrscheinlichkeit von chronischen Wunden. Eine retrospektive Studie. Dissertation. Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 28. Bedeutung der Wundfotografie Eine fotografische Dokumentation des Wundverlaufes wertet die schriftliche Wunddokumentation auf, ersetzt sie aber nicht ● Eine qualitativ hochwertige Serie von Wundfotografien kann Analyse und Verständnis des Wundverlaufs unterstützen, indem sie diesen visualisiert ● Graduelle Veränderungen an einer Wunde, die wechselndem und unter Zeitdruck stehenden Pflegepersonal von einer Woche zur nächsten nicht auffallen, werden in einer Langzeit-Dokumentation sichtbar ● Die fotografische Wunddokumentation ist außerdem eine wichtige Informationsquelle für den behandelnden Arzt, der den Patienten und die zu versorgenden Wunden etwa in der ambulanten Pflege meistens sehr viel seltener zu Gesicht bekommt, als die zuständigen Pflegekräfte (wichtig insbesondere für die Entscheidung über erneute Vorstellung) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 29. Welche Kameras sind geeignet? Theoretisch kann jede Kamera für die Wundfotografie eingesetzt werden, gewisse Einschränkungen sind allerdings zu empfehlen ● Die früher verbreiteten Sofortbildkameras (Fotos waren sofort verfügbar und konnten der schriftlichen Dokumentation beigefügt werden), sind im Hinblick auf die Aufbewahrungsfrist (30 Jahre) kaum noch geeignet ● Vom Einsatz von Handykameras ist (trotz guter Bildqualität) im Hinblick auf den Datenschutz klar abzuraten (es seit denn mit geeigneter App) ● Zur Wundfotografie eingesetzte Kameras sollten eine möglichst gute Farbwiedergabe (Abweichungen von max. +/-6%) gewährleisten, da Farbveränderungen an Wundgrund und Wundrand wichtige Hinweise auf den Wundheilungsverlauf sowie evtl. Infektionen liefern können (Zu berücksichtigen ist übrigens auch die Farbwiedergabequalität der Monitore, auf denen die Wundfotos später betrachtet werden sollen) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 30. Zentrale rechtliche Anforderungen Auch bei der Anfertigung fotografischer Wunddokumentationen sind wichtige rechtliche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen ● Keine Fotodokumentation ohne gültiges schriftliches Einverständnis des Patienten / der Patientin oder eines Betreuers / einer Betreuerin (Verstoß gg. § 201a StGB – Verletzung höchstpers. Lebensbereich) ● Mit der (widerruflichen) Einverständniserklärung sind Patienten über den Zweck der Aufnahmen sowie über deren Verbleib zu informieren ● Aufgrund der Schadensersatzansprüche nach § 199 BGB sind Fotodokumentationen mindestens 30 Jahre lang aufzubewahren (hier entsteht ein Problem hinsichtlich der Datenträgerlesbarkeit) ● Allein die therapeutisch verantwortliche Fachkraft darf Wundfotos anfertigen – Aufgabe ist nicht an (kompetente) Dritte übertragbar Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 31. Unser TECLA-Fotostandard (1) Anforderungen an die Kameratechnik ● Die Beleuchtung sollte bei mindestens 4.000 K liegen ● Die Kamera sollte über ein Autofokus-System verfügen ● Die Bildauflösung sollte bei mindestens 5 Megapixeln liegen ● Die Blendenzahl der Kamera sollte bei mindestens 5,6 liegen ● Toleranzwertbereich für die Farbabweichung im RGB-Farbraum: +/- 6 % ● Toleranzwertbereich für die Farbabweichung im CIE-LUV-Farbraum: +/- 10 % Anforderungen an die Sensorik ● Sicherstellung eines gleichbleibenden Abstands zur Wunde (ggf. Abstandsmessung während der ersten Wundaufnahme im Krankenhaus / beim Facharzt – Übernahme in den Fotozyklus – Überschreitung bei Aufnahme nur um maximal +/- 1,5 cm) Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 32. Unser TECLA-Fotostandard (2) Anforderungen an die Sensorik ● Sicherstellung eines gleichbleibenden Aufnahmewinkels (hier ist der Winkel im Verhältnis zur Hautoberfläche während der ersten Wundaufnahme im Krankenhaus / beim Facharzt zu speichern und später zu replizieren) ● Sicherstellung gleichbleibender Lichtverhältnisse (per Definition von während der Aufnahme nicht zu über- oder unterschreitenden Helligkeits-Grenzwerten) Grundlegende fotografische Anforderungen ● Der Abstand von Objektiv zu Motiv sollte mindestens 50 cm betragen ● Die Wunde sollte nie weniger als ein Drittel der Bildgröße einnehmen ● Der Hintergrund der Aufnahme sollte gleichfarbig (z.B. OP-Tuch) sein ● Die Entstehung von Schatten sollte weitestgehend ausgeschlossen werden ● Die Fotoaufnahme der Wunde sollte stets erst nach ihrer Reinigung erfolgen Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 33. Unser TECLA-Fotostandard (3) Grundlegende fotografische Anforderungen ● Auf dem Foto sollten stets Datum und ID-Nr. des Patienten abgebildet sein ● Der Patient sollte sich stets in der gleichen Position befinden (z.B. sitzend oder liegend, idealerweise bei der Erstaufnahme fotografisch festzuhalten) ● Ein desinfiziertes Metalllineal neben der Wunde dient der Größenbestimmung (ideal ist eine möglichst helle Beschriftung auf einem möglichst dunklen Grund) Kompression der Bilder für die Datenübertragung ● JPEGs sind ab 250 kB, JP2s ab 120 kB medizinisch beurteilbar http://de.slideshare.net/christian.reinboth/fotostandard-wunddokumentation Dirk Ulrich Lange (2008): Potenziale und Grenzen digitaler Wundfotografie in der Klinik und telematischen Nachsorge von Patienten mit Wunden. Dissertation. Ruhr-Universität Bochum. Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 34. Das DigiWund-Projektkonsortium Antragsteller ● Unipro GmbH (Stift) ● Brain-SCC GmH (Doku) ● Petter.Letter GmbH (App) Drittauftragnehmer ● TIBP GmbH ● GSW gGmbH ● Hochschule Harz ● Pflegedienst Krüger ● Wundzentrum Harz Fördersumme 480.000 EUR Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 35. Handelsüblicher digitaler Stift als „Herzstück“ von DigiWund Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 36. Projektbegleitende Marktstudie Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 37. Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 38. Workflow des DigiWund-Prototypen Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 39. Projektergebnisse zum Nachlesen Grundlagen der Wunddokumentation - Wundeigenschaften, Wundfotografie und wesentliche Krankheitsbilder - Erschienen Ende 2012 im GRIN-Verlag für wissenschaftliche Texte, München 80 Seiten, 11 Abbildungen ISBN: 978-3-656-32054-8 Erhältlich u.a. über Amazon und Weltbild Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.
  • 40. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Für Fragen stehe ich im Anschluss sowie in den Pausen sehr gerne zur Verfügung creinboth@hs-harz.de http://www.mytecla.de http://www.pflegenetzwerk-halberstadt.de Berliner Projekt | 14. Schnittstellenseminar | Wunddokumentation | 26.11.2014 | Christian Reinboth | TECLA e.V.