1. Dorstener Zeitung 21.02.2011
Kulturprogramm: Im Friseursalon gabs
Prosa und Blues statt Schere und Kamm
GRAFENWALD Im Friseursalon "Hauptsache Haar wurden am Sonntagabend die
Trockenhauben beiseite geschoben. Dafür wurde Platz gemacht für Verstärker Mikrofon und
Stühle. Der Salon fungierte ausnahmsweise als Bühne für ein musikalisches und literarisches
Kulturprogramm. Von Astrid Mohr
Bett
ina Doeblitz fasste mit ihren Geschichten den ganz normalen Alltag und persönliche
Familienerfahrungen in Worte. (Foto: Astrid Mohr)
Bettina Doeblitz fasste mit ihren Geschichten den ganz normalen Alltag und persönliche
Familienerfahrungen in Worte. (Foto: Astrid Mohr)
„Emscherzauber“ war der Titel der Veranstaltung, zu der der Liedermacher Klaus Lange und
die Autorin Bettina Doeblitz einluden, um die Zuhörer mit Liedern und Geschichten aus ihrer
Heimat und ihrem Alltagsleben zu unterhalten. „Ein besonderer Ort für eine besondere
Veranstaltung“, erklärt Klaus Lange die Wahl des Frisiersalons.
Blues, Folk, Prosa und Lyrik
Und auch die Besitzerin Katharina Schajor war sofort begeistert. Und so saßen schließlich
über ein Dutzend Gäste neben Haarspraydosen und Pflegespülungen und ließen sich von
Blues, Folk, Prosa und Lyrik verzaubern. Klaus Lange sang mit rauer und authentischer
Stimme persönliche, heimatverbundene, satirische und auch ernste Lieder, ob von seiner
Kindheit in den 60er Jahren, einer verbotenen Liebe zwischen der reichen Jenny aus „Bottrop
Nord“ und dem armen Schlucker Tom aus „Bottrop Süd“ oder vom Angeln am Rhein-HerneKanal.
Aber auch Rockklassiker wie „Honky Tonk Woman“ von den Stones oder „Johnny Walker“
von Westernhagen coverte Lange und verpasste ihnen seine ganz eigene Bluesnote. Bettina
Doeblitz fasste mit ihren Geschichten den ganz normalen Alltag und persönliche
Familienerfahrungen in Worte. „Es sind Geschichten mitten aus dem Leben“, berichtet
2. Doeblitz, die seit ihrer Kindheit zu Stift und Papier greift und ihre Texte inzwischen in
verschiedenen Anthologien veröffentlich hat.
Flug mit der Antonow über Bottrop
So darf der Zuhörer an diesem Abend die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind mitfühlen, einen
Flug mit der Antonow über Bottrop und Umgebung miterleben oder die Ängste einer Mutter
im dunklen Keller mit durchstehen. Aber auch eine eigenwillige Interpretation vom
Grimmschen Märchen „Schneewittchen“ ist im Programm der Autorin. Nach 90 Minuten
Musik und Literatur ist der „Emscherzauber“ vorbei. Die Kulturbühne wird wieder zum
Friseursalon.
„Mehr Kultur in Grafenwald“, wünscht sich nicht nur Klaus Lange, der sich bei der „Initiative
Zukunft Grafenwald“ engagiert, sondern auch viele Grafenwälder, wie es Umfragen der
Initiative zeigen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan. Und dass Kultur überall Raum
findet, hat der „Emscherzauber“ im Friseursalon bewiesen.