2024 02 15 AZ GOP LD4 Gen Meeting Minutes_FINAL_20240228.docx
Kompetente digitale Identität in der Web 2.0-Kultur
1. Klub Dialog | Bremen, 20.11.2010
Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Teil 3 von 3
Kompetente digitale Identität in der Web 2.0-Kultur
Digitale Identität & Netzkompetenz
2. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Kultur als Software des Geistes
CC by: Some rights reserved by centralasian
3. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Kult. Unterschiede & Hegemonie
CC by: Some rights reserved by backkratze
4. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Individuelle Wertekultur
CC by: Some rights reserved by dierk schaefer
5. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Globales Netz
CC by: Some rights reserved by TeleGeography
6. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
CC by-nd: Some rights reserved by Patrick Haney
Globale, vernetzte Elite
7. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
CC by-sa: Some rights reserved by Axel Schwenke
Mobilfunk für das Volk
8. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Social Media rocks
CC by: Some rights reserved by webtreats
9. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
CC by-nc-nd: Some rights reserved by Ela2007
Individualisierte vernetzte Kultur
10. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
CC by-nc-sa: Some rights reserved by Сергей'
Die Web 2.0-Kultur
11. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
CC by: Some rights reserved by Francisco Diez
Regionale Präferenzen im Web
12. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Entertainment dominiert
CC by-nd: Some rights reserved by Admiralspalast Berlin
13. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
UGC & Social Networking
CC by-nc-sa: Some rights reserved by dayangchi
14. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Internationaler Anstieg von Web 2.0
http://www.worldinternetproject.net/#news
15. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
UGC in China
CC by-nc: Some rights reserved by WanderingtheWorld (www.LostManProject.com)
16. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Mobile Partizipation
CC by-nd: Some rights reserved by joey.parsons
17. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Web 2.0 in Afrika
CC by-sa: Some rights reserved by oneVillage Initiative
18. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Mobile Social Computing
CC by: Some rights reserved by Marc_Smith
19. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Afrikanische Web 2.0-Startups
CC by: Some rights reserved by whiteafrican
20. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Web 2.0-Kultur forever
CC by-nc: Some rights reserved by Robin Wood e.V.
21. Anja C. Wagner: http://edufuture.posterous.com
Gestaltung durch Netzzugang
CC by-nc-nd: Some rights reserved by malavoda
Kultur ist nach Geert Hofstede die Software des Geistes, die als kollektives Gut die Mitglieder einer Gruppe von anderen unterscheidet. Sie wird teilweise über Generationen weitergereicht, also ererbt oder erlernt, lässt sich aber auch individuell beeinflussen.
Dabei sind Rituale, Helden und Symbole typische soziale Praktiken, die kulturelle Unterschiede entstehen lassen. Diese äußern sich in unterschiedlichen Sichtweisen auf Machtverhältnisse, dem Vorzug von Individualismus oder Kollektivismus, geschlechtertypischer Rollenmodelle, dem Umgang mit Unsicherheiten und langfristiger oder kurzfristiger Orientierung. Auf sozialer Ebene ringen diverse Machtkämpfe um die kulturelle Hegemonie.
Innerhalb einzelner Personen konkurrieren dann kulturelle Werte verschiedener Ebenen teilweise widersprüchlich miteinander. Nationalstaat, Region/Religion, Gender, Generation, soziale Klasse, Job oder das Netz definieren je unterschiedliche Werte, die sich in Zeiten der Globalisierung regional nicht unbedingt unterscheiden müssen.
Denn das Netz ist weltumspannend. Zumindest von der Tendenz her. Es breitet sich emergent global aus. Selbst wenn es einzelne Regionen gibt, an denen Breitbandkabel vorbeilaufen, existieren theoretisch in allen Ländern dieser Erde Netzzugänge per Satellit oder Telefonleitungen – auf jeden Fall für einzelne Eliten, die damit weltweit vernetzt agieren.
Diese elitären Kreise kennen sich zumeist schon von den Kaderschmieden des Kapitalismus. Der internationale Studierenden-Austausch und v.a. die elitären Ausbildungen in Harvard, M.I.T oder London School of Economics vermitteln dieselben kulturellen Werte an die globale Elite, die ggf. als Brückenköpfe in ihre Länder zurückkehren. Sie bleiben weiter vernetzt und nutzen die technologischen Möglichkeiten der neuen Zeit.
Aber auch das breite Volk drängt in die Netze. Entweder steigen sie über die Hochschulnetze oder Internet-Cafés in die sozialen Netzwerke ein. Oder sie nutzen als Breitbandnetz-Prekariat die verfügbaren Mobilfunknetze. Eine kreative mobile Nutzung der Möglichkeiten von Handys setzt sich derzeit rasend schnell durch.
Zudem sind die sozialen Medien weltweit attraktiv. Allen voran Facebook & Twitter, die sich auch prima per Mobiltelefon bedienen lassen. Auch dominieren heute zunehmend die vernetzten kulturellen Praktiken des Schul- und Arbeitslebens die kommunikative Struktur über sog. schwache Verbindungen - zumindest bei den Personen, die an der Netzwerkgesellschaft aktiv beteiligt sind.
Diese Personen gehören damit verschiedenen, temporären Netzwerken an. Ihre jeweilige individuelle Identitätserzählung ist fortan die einzige, die über Zeit und Raum Sinn stiftet. Kultur als identitätsstiftendes Moment hat sich hier vom Kollektiv auf das Individuum verlagert. Die Individuen definieren ihre persönliche Kultur, die wiederum von den Zwängen des Webs extern beeinflusst wird.
Das „Medium ist die Botschaft“ (McLuhan) generiert eine vernetzte Online- Gesellschaft, die quer zu tradierten, interkulturellen Werten eine neue globale Kultur entstehen lässt. Dieser Online-Gesellschaft sind verschiedene Werte inhärent, die sich global angleichen. Kommunikation in Echtzeit, Zuhören, Teilen, Mitmachen, Vernetzen sind einige Charakteristika der neuen Kultur, die auf die Gesamtgesellschaften einwirken.
Wie offen dabei einzelne Personen dem Web entgegentreten wird allerdings von den regionalen Kulturen entscheidend mitgeprägt. Denn es existieren durchaus kulturelle Präferenzen, ob das Social Web als Ergänzung, Ersatz oder gleichberechtigte Unterstützung angesehen wird.
So hat sich in ganz Europa die zirkuläre Entertainment-Kultur sehr stark durchgesetzt. Das Web wird hier mehrheitlich als Multiplikator für Medienprodukte angesehen, weniger als Ergänzung des sozialen Lebens. Hier dominiert noch die Medien- als-Mittel-Kultur.
Darüberhinaus wird in kulturell aktiven, konsumstarken Ländern verstärkt user-generated content generiert und in kulturell aktiven Ländern mit weniger realem sozialem Austausch (wie Polen und Ungarn im Ggs. zu den lateinischen Ländern) ist eine deutlichere Faszination an sozialen Netzwerken zu erkennen. Hier werden bereits neue Erfahrungsräume im Medium eröffnet.
Das Forschungsfeld dieser interkulturellen Vergleiche ist noch recht überschaubar. Ein Projekt ist das World Internet Project, das in ausgewählten Staaten seit dem Jahre 2000 regelmäßige Daten zum nationalen Internetverhalten sammelt. Daran lässt sich ablesen, wie sich global soziale Medien und multimediale Entertainment-Angebote durchsetzen und an sozialer Bedeutung gewinnen. Unterschiede lassen sich lediglich in Nuancen feststellen.
So scheint in China das Foto-Sharing kein zentrales Thema des sozialen Austauschs zu sein bzw. ist es politisch unerwünscht. Flickr wurde angesichts der politischen Kraft visueller Dokumentationen kurzerhand abgeschaltet. Demgegenüber deutet die verhältnismäßig hohe Anzahl privater Blogger/innen auf sozio-kulturell bedingte Präferenzen an user-generated content hin - und auf eine eher männliche Kultur, in der sich einzelne Personen gerne präsentieren.
Andererseits deuten die Ergebnisse an, dass in individualistischen Ländern mit weit entwickelter Online-Tradition die Bedeutung des Mobiltelefons nicht so stark ausgeprägt ist. In der Alltagsbeobachtung lässt sich allerdings feststellen, wie die mobile Digitalisierung langsam in die gesellschaftlichen Sphären durchsickert. Mit ersten erkennbaren Auswirkungen auf Forderungen der offenen Partizipation - siehe #s21.
Und diese Entwicklung ist inhärent global angelegt. Wenn wir die von Hofstede angeführten Indexe prognostisch auf den afrikanischen Kontinent übertragen, so lässt deren wenig ängstliche Kultur voraussichtlich den sozialen Medien eine grosse Chance zukommen. Auch ist das Bedürfnis nach alltäglicher Kontaktaufnahme bereits in den sozio-kulturellen Werten angelegt - hier deutet sich bereits die intensive mobile Nutzung an.
Afrika weist die größten Zuwachsraten im mobilen Sektor auf - und dies im globalen Maßstab. Angesichts einer geringen elektrischen Penetration des Kontinents - und in Folge weniger Computer - kommt dem mobilen und Wireless-Internet-Markt eine grosse Bedeutung zu. In der Folge können mobil nutzbare Dienste (wie z.B. Twitter per SMS) ein besserer Indikator für Social Computing sein als 'klassische' Social Networking-Dienste.
Zudem existiert in Afrika eine lebendige Web 2.0-Startup-Szene, die sich von ihren Ausdrucksformen und genutzten Informations- wie Kommunikationskanälen nicht von westlichen neuen Businessformen unterscheidet. In Afrika ist absehbar, wie komplexere Web 2.0-Strategien eine Integration klassischer Medien (Radio) und kreativer mobiler Konzepte ermöglichen, um die Potentiale sozialer Vernetzung in die Gesellschaft hinein- und wieder heraustragen können.
Fassen wir zusammen, so werden die kulturellen Ebenen der regionalen Kulturen zusehends von globalen Netzwerken infiltriert. Indem sich die global vernetzten Personen auf der sozialen Ebene über die schwachen Verbindungen des Web 2.0 austauschen, bilden sie bestimmte globale Codes aus, aufbauend auf diskursiv ausgehandelten Werten und Praktiken. Sie entfalten eine gesellschaftliche Relevanz, wenn in den neuen kulturellen Praktiken ggf. neue Quellen der Sinnstiftung gesehen werden.
Die digitale Identität spiegelt insofern auf die analoge Identität zurück. Gestaltung ist seitens der Personen und Gesellschaften nur noch in Rahmungen möglich. Konkrete Konstruktionen sind unmöglich geworden. Eine kompetente (digitale) Identität erkennt dies an und begibt sich aktiv in die Netze. Um gesellschaftlich Chancengleichheit und eine kollektive Intelligenz zu ermöglichen, ist seitens der Gesellschaft lediglich ein Netzzugang zu gewähren. Alles weitere erfolgt dann emergent.