2. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
11.09.2018
2
Dosisbegriffe
Größen und Einheiten
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Dosis
(pharmak.) verabreichte Menge
eines Arzneimittels, i.d.R. in
Gewichtseinheiten oder
Internationalen Einheiten der
Wirksubstanz
(radiolog.) Messgröße zur
Charakterisierung ionisierender
Strahlung hinsichtlich der mit ihr
verbundenen physikalischen
bzw. biologischen
Strahlenwirkung
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3. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
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3
Energiedosis
𝐷 · Gy
J
kg
mittlere lokal absorbierte Energie Eabs bei Bestrahlung
mit ionisierender Strahlung eines Absorbermaterials der
Dichte a geteilt durch die Masse ma des bestrahlten
Volumens V
Dosis D = 50 Gy erhöht in 1 l H2O die Temperatur um T
= 0.01 °C
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Aufgabe: Energiedosis eines Espressos
Energie:
Einheit: Joule oder cal
1 J = 0,2389 cal
1 cal = 4,14 J
Annahme:
Espresso (100 ml / 39°C)
Wärmekapazität: 1 cal/(g °C) bzw. ca. 4 J/(g °C)
Abkühlung auf Körpertemperatur (37 °C)
=> Energieabgabe von 800 J
Mensch mit 80 kg
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4. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
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4
Ionendosis
𝐽
𝑑𝑄
𝑑𝑚
1
𝜌
·
𝑑𝑄
𝑑𝑉
bei Bestrahlung eines Luftvolumens V durch
ionisierende Strahlung freiwerdende Ladung Q eines
Vorzeichens geteilt durch die Masse ma der bestrahlten
Luft.
1000 bis 10000 freie Elektronen pro ionisierendes oder
-Teilchen
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Von der Ionendosis zur Energiedosis
Die Ionendosis kann einfach bestimmt werden durch
Messung der freigesetzten elektrischen Ladungen.
Die Umrechnung in Energiedosis erfolgt durch einen
Faktor f, der den Energiebetrag beschreibt, der zur
Erzeugung von 1 Coulomb freier Elektronen im
Absorbermaterial nötig ist.
𝐷 𝑓 · 𝐽
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5. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
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5
Ionisierungsenergie
Photonenenergie Faktor f [Gy kg / C]
Luft Wasser Muskel Knochen
50 kV 33,7 34,1 35,7 162,8
150 kV 33,7 35,7 36,4 89,1
250 kV 33,7 36,8 36,8 54,3
400 kV 33,7 37,2 37,2 42,6
137‐Cs (662 keV) 33,7 37,2 37,2 38,8
60‐CO (1,22 MeV) 33,7 37,2 37,2 34,9
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Dosismessgeräte
Dosis kann durch unterschiedliche
Mechanismen nachgewiesen werden:
Ionisation von Gasen
Ionisationskammern
Anregung / Aktivierung von Festkörpern
Thermolumineszenzdosimeter
Szintilatoren
Halbleiterdetektoren
Anstoßen von chemischen Prozessen
Filme
Eisensulfatdosimeter
Geldosimetrie
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6. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
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6
Messgrößen vs. Schutzgrößen
Messgröße
für Orts- und Personendosimetrie
Energiedosis,
Ionendosis,
Äquivalentdosis,
Personendosis
Schutzgröße
für den Strahlenschutz zur Festlegung personengebundener
Dosisgrenzwerte
Organdosis,
effektive Dosis,
Körperdosis
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Organdosis
Die Organdosis HT ist das Produkt aus der Organ-
Energiedosis D T,R und dem Strahlungs-Wichtungsfaktor
wR.
𝐻 𝑤 · 𝐷 , Sv
Verschiedene Strahlungsarten erzeugen Ionisationen,
die unterschiedlich dicht beieinander liegen. Die
Ionisierungsdichte ist abhängig von der Strahlungsart
und der Energie.
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8
Strahlungs-Wichtungsfaktor wR
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Art und Energiebereich Strahlungswichtungsfaktor wR
Photonen, alle Energien 1
Elektronen und Myonen, alle Energien 1
Neutronen, Energie < 10 keV 5
10 keV bis 100 keV 10
> 100 keV bis 2 MeV 20
> 2 MeV bis 20 MeV 10
> 20 MeV 5
Protonen, außer Rückstoßprotonen, Energie > 2 MeV 5
Alphateilchen, Spaltfragmente, schwere Kerne 20
Effektive Dosis
Die Organdosis beschreibt die Strahlungswirkung bei
der Bestrahlung des ganzen Körpers, die effektive Dosis
beschreibt die Strahlungswirkung bei
Teilkörperexposition.
Werden nur Teile des Körpers exponiert, so ist das
davon ausgehende Risiko mit einem Faktor zu
gewichten, der der Funktion des betroffenen Organs
Rechnung trägt.
𝐸 ∑ 𝑤 · 𝐻 Sv
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9
Gewebe-Wichtungsfatoren wT
Bereich Wichtungsfaktor wT
1. Keimdrüsen 0,20
2. Knochenmark (rot) 0,12
3. Dickdarm 0,12
4. Lunge 0,12
5. Magen 0,12
6. Blase 0,05
7. Brust 0,05
8. Leber 0,05
9. Speiseröhre 0,05
10. Schilddrüse 0,05
11. Haut 0,01
12. Knochenoberfläche 0,04
13. andere Organe und Gewebe 0,05
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Zusammenfassung Dosisbegriffe
Strahlung
•Messung
Ionendosis J
[C/kg]
•Materialabhängiger
Umrechnungsfaktor
Energiedosis D [Gy]
•Strahlenartabhängiger
Wichtungsfaktor
Organdosis HT [Sv]
•Gewebeabhängiger
Wichtungsfaktor
Effektive Dosis E
[Sv]
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11. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
11.09.2018
11
Strahlenexposition in Deutschland
27,22%
9,90%
7,42%
7,42%
44,54%
2,47%
0,25%
0,27%
0,25%
0,25%
in Prozent
Radoninhalation terrestrische Strahlung Nahrung
kosmische Strahlung Röntgendiagnostik Nuklearmedizin
Forschung, Technik und Haushalt Tschernobyl Atombomben Fallout
kerntechnische Anlagen
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
BMU/BfS: Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2011
Ursache für die terrestrische Strahlung
Zerfall natürlicher radioaktiver Nuklide in der Erdkruste
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Element Halbwertszeit Ende der Zerfallsreihe
Thorium – 232 14 Milliarden Jahre Blei – 208
Uran – 238 4,4 Milliarden Jahre Blei – 206
Uran – 235 700 Millionen Jahre Blei – 207
Kalium – 40 1,3 Milliarden Jahre Calcium/Argon ‐ 40
14. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
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14
Terrestrische Strahlung weltweit
Gebiet Mittlere
Dosis
[mSV/a]
Höchste
Dosis
[mSv/a]
Deutschland 2,4 5
Indien
(Kerala)
4 55
Brasilien
(Espirinto
Santo)
6 175
Iran
(Ramsar)
6 1.200
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Strahlenexposition durch Lebensmittel
Radionuklid Geschätzte
Aufnahme
[Bq/Monat]
40 – K 2700
210 – Po 3
210 – Pb 3
226 – Ra 1,2
228 – Ra 1,2
230 –Th 0,15
232 – Th 0,15
238 – U 0,50
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Lebensmittel Aktivität im
Frsichgewicht
[Bq/kg]
Gemüse 0,05
Wurzelgemüse 0,05
Kartoffeln 0,05
Obst 0,01
Fleisch, Fisch 0,02
Milchprodukte 0,01
Eier 0,20
Paranüsse 7 ‐ 100
15. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
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15
Kosmische Strahlung
Energiereiche Teilchen und Gammastrahlung
aus der Sonne und den Tiefen des Weltalls
werden auf dem Weg zur Erdoberfläche durch
die Atmosphäre teilweise absorbiert.
Die Dosisleistung der Höhenstrahlung hängt
von der Höhenlage ab.
Meeresniveau 0, 032 µSv/h (0,3 mSv/a)
Zugspitze 0, 128 µSv/h (1,2 mSv/a)
Interkontinentale Flugreise auf der Nordpolarroute in
12 km Höhe: 6 µSv/h (ca. 0,06 mSv pro Flug)
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Medizinische Strahlenexposition
Prozentuale Anteile der Exposition durch die Radiologie
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
BMU/BfS: Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2011
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Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
11.09.2018
18
Wichtige Dosis und Grenzwerte
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Dosis
0,01 mSv pro Jahr Höchste jährliche Dosis einer Person im Umkreis eines Kernkraftwerks
unter Normalbedingungen
0,01‐0,03 mSv Dosis bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thorax)
Bis zu 0,1 mSv Dosis durch Höhenstrahlung bei einem Flug von München nach Japan
1 mSv pro Jahr Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die jährliche Strahlenexposition
einer Person der Normalbevölkerung aus Tätigkeiten, u.a. aus dem
Betrieb kerntechnischer Anlagen in Deutschland
2 mSv pro Jahr Durchschnittliche jährliche Dosis einer Person in Deutschland aus
künstlichen Quellen, vornehmlich Medizin (Wert für 2009 = 1,8 mSv)
2 mSv in 50 Jahren Gesamte Dosis für eine Person im Voralpengebiet auf Grund des
Reaktorunfalls von Tschernobyl für den Zeitraum 1986‐2036
Wichtige Dosis und Grenzwerte
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Dosis
2‐3 mSv pro Jahr Durchschnittliche jährliche Strahlenexposition der Bevölkerung in
Deutschland aus natürlichen Quellen
10‐20 mSv Ungefähre Dosis für eine Ganzkörper‐Computertomographie eines
Erwachsenen
20 mSv pro Jahr Grenzwert (maximal zulässige Dosis) der jährlichen Strahlenexposition für
beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland
100 mSv Schwellendosis für angeborene Fehlbildungen oder Tod des Foetus
100 mSv Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1% zusätzliche
Krebs‐ und Leukämiefälle auf
250 mSv Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für eine Person beim Einsatz
lebensrettender Maßnahmen oder zur Vermeidung großer Katastrophen
in Deutschland
19. Vorlesung (QB 11) Grundlagen der
Strahlenphysik und des Strahlenschutzes
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19
Wichtige Dosis und Grenzwerte
QB 11 – Dosimetrie und Strahlenschutz / Medizinische Physik
Dosis
400 mSv Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die Berufslebensdosis bei
beruflich strahlenexponierten Personen in Deutschland
500 mSv* Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis Hautrötungen auf
1000 mSv* Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis akute
Strahleneffekte auf (zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen)
1000 mSv Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 10% zusätzliche
Krebs‐ und Leukämiefälle auf
3000 – 4000 mSv Ohne medizinische Eingreifen sterben bei dieser Dosis 50% der
exponierten Personen nach 3‐6 Wochen, wenn es sich um eine in kurzer
Zeit erfahrene Strahlenbelastung handelte
> 8.000 mSv Sicherer Tod
* Um die Vergleichbarkeit mit den ansonsten in Sievert (Sv) angegebenen Messwerten zu ermöglichen, ist der Wert hier ebenfalls
in Sievert angegeben; wissenschaftlich präziser wäre die Angabe in Gray (Gy).
Strahlenschutz
Gesetze und Verordnungen
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