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Dion Bajerski
Schüler E-Phase
Max-Planck-Gymnasium
Vortrag im Europaparlament
Vielfalt macht stark
Der Zusammenhalt europäischer Länder, sowie die Bedeutung von Vielfalt
und ihre Auswirkungen auf den Zusammenhalt in Europa.
Leistungsnachweis E-Phase
Tutorium Ee
Deutschkurs
Kursleitung: Herr Pfaul
Groß-Umstadt, 16.12.2017
Sehr geehrte Abgeordnete, Politikerinnen und Politiker aus ganz Europa,
mein Name ist Dion Bajerski, ich besuche zur Zeit die E-Phase des Max-Planck-Gymnasiums
in Groß-Umstadt und stehe heute hier vor Ihnen im Europaparlament in Straßburg, im
Rahmen des Europatages, welcher an die Gründung des Europarates erinnert, um hoffentlich
einigen von Ihnen die Augen zu öffnen im Hinblick auf Vielfalt, gemeinsames Miteinander
und Zusammenhalt in Europa.
„In Vielfalt geeint“, so lautet das offizielle Motto der Europäischen Union, ein Bündnis vieler
europäischer Länder, mit unterschiedlichen Mentalitäten, Kulturen und Bräuchen. Gegründet
wurde die Europäische Union mit dem Ziel, gemeinsam Projekte und Vorhaben zu
verwirklichen und den Menschen aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen, auch in
Nachbarstaaten zu leben und zu arbeiten, sich gegenseitig kulturell und sprachlich zu
bereichern und miteinander zu kommunizieren. Aber Europa entwickelt sich momentan in
eine ganz andere Richtung. Eine Richtung, die zu nicht viel führt außer Hass und Feinschaft.
„In Vielfalt getrennt“, so ließe sich das aktuelle Europa wohl besser beschreiben bei so vielen
Grenzen und Zäunen in den Köpfen einiger Menschen. Doch wie konnte es erst soweit
kommen, wenn doch Farbenreichtum das ist, was unseren Kontinent eigentlich stärkt und
wovon er atmet? Ich bin heute hier her gekommen, um ein Zeichen zu setzen und um zu
vermitteln, warum wir Vielfalt gerade jetzt am meisten brauchen.
Lassen Sie uns mit dem Thema Wirtschaft einsteigen. Sie als Politikerinnen und Politiker
kennen sich in diesem Bereich doch sehr gut aus. Die Länder in Europa profitieren
voneinander so stark in wirtschaftlicher Hinsicht, dass es schon beinahe schwer fällt, alle
Vorteile in einer Rede hervorzuheben, doch am wichtigsten ist und bleibt diesbezüglich der
Binnenmarkt. In der zweiten Auflage des Lehrbuches „Europäische Integration“ von Hans
Adam und Peter Mayer wird er sogar als „Herzstück der Integration“ bezeichnet, denn er
gewährleistet beispielsweise die Beseitigung von Hindernissen für den freien Personen-,
Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Die Abschaffung von Binnenzöllen im Jahr 1968 trug
dazu maßgeblich bei. Der freie Warenverkehr kann dadurch unproblematischer denn je
ablaufen und so können sich unterschiedliche Länder mit unterschiedlichen Exportgütern
gegenseitig unterstützen. Wenn Sie im Supermarkt eine Melone kaufen, ist diese mit hoher
Wahrscheinlichkeit nicht in Deutschland gewachsen, sondern ist aus südlicheren Staaten
Europas eingeflogen worden. Auf diese Weise rettet der Binnenmarkt quasi ihren Obstsalat.
In Europa gibt es aber auch verschiedene Kulturen, verschiedene Sprachen, Traditionen,
Religionen und vieles mehr. Womit ich auch schon bei einem nächsten, enorm wichtigen
Punkt angelangt bin: Religion. Religion ist und kann verschieden sein. Die drei bekanntesten
sind aber das Christentum, das Judentum und der Islam. Religion ist ein Zentralbestand der
Kultur einer Gesellschaft , denn sie hat Einfluss auf die Handlungen von Menschen. Um im
Bereich der Kultursoziologie zu bleiben, möchte ich noch einmal hervorheben, wie Religion
einen jeden einzelnen von uns Europäern beeinflusst. Denn je nach Religion gestaltet man
sein Jahr anders, so steht es in Jürgen Gerhards`Werk „Kulturelle Unterschiede in der
Europäischen Union“. Man zelebriert andere Feiertage, konsumiert bestimmte Lebensmittel
und vermeidet andere. Man besucht unterschiedliche Gebetshäuser und manche Menschen
beten mehr, andere weniger. Durch Religion mögen zwar Konflikte entstehen, gerade wenn
eine Religion Themen wie Homosexualität oder Abtreibung gegenüber beispielsweise
feindlich geneigt ist, doch im Gesamtbild muss man sich auf die positiven Aspekte der
Verschiedenheit unterschiedlicher Religionen konzentrieren, und diese ausbauen, denn das
größte Glück eines Staates und einer gut funktionierenden Gesellschaft ist der Frieden,
welcher nur durch ein gewisses Maß an Toleranz angestrebt, oder gar vollends erreicht
werden kann. Vielfalt in vollem Maße auszuleben bedeutet, anderen Religionen offen und
unvoreingenommen gegenüber zu treten, bevor man sie mit der Kraft der eigenen Religion
herabwürdigt.
Leider haben das nicht alle verstanden, denn immer wieder müssen wir schlimme Dinge mit
ansehen, die durch intolerante Menschen verursacht wurden. Anschläge mit religiösem
Hintergrund zum Beispiel. Gerade jetzt muss Europa immer wieder Schicksalsschläge in
Form von Attentaten erleiden. Doch egal ob Paris, London, Manchester, Berlin oder Brüssel,
wir alle halten zusammen und helfen uns gegenseitig. Finanzielle Hilfe aus anderen
europäischen Ländern oder Hilfskräfte, die für andere ihr Leben riskieren. Wir stehen immer
wieder auf, weil wir keine Angst haben und das Leben weiter geht. Und das alles ist nur
möglich durch die Offenheit der verschiedenen Staaten und der Vielfalt an bereitgestellten
Mitteln und der bedingungslosen Bereitschaft in Europa, sowie dem unfassbar bedeutsamen
Zusammenhalt, ohne den Europa längst untergegangen wäre.
Doch was bedeutet eigentlich Zusammenhalt? Zusammenhalt bedeutet Gemeinschaftsgefühl
trotz vieler Unterschiede, denn nicht jeder Mensch ist gleich. Immer wieder liest man im
Zusammenhang mit Europa das Wort „Diversitiy“, die Verschiedenheit, so auch im
Sammelwerk „Vielfalt gestalten – Managing Diversity“ von Jung Schäfer, und Seibel. Unser
Kontinent setzt sich aus allerlei Kulturen zusammen. Das bedeutet jeweils auch andere
Mentalitäten. Wir alle kennen Stereotypen oder Klischees. Deutsche sind immer pünktlich!,
Franzosen essen nur Baguette!, Südländer lassen alles etwas langsamer angehen!, Engländer
trinken täglich um 17Uhr Tee!, oder Niederländer konsumieren viel Marihuana! Wir alle
wissen aber auch, dass das nicht immer zutrifft und, dass man generell nicht pauschalisieren
kann. Doch ist es denn wirklich etwas Negatives, ein bestimmtes Klischee zu erfüllen? Ist es
denn wirklich etwas Negatives, bestimmte Dinge im Alltag aus Gewohnheit immer wieder zu
machen, selbst wenn man dadurch einer bestimmten Typisierung unterliegt? Die Antwort
lautet klar Nein! Es muss nicht schlimm sein, im Gegenteil, es ist eine Bereicherung für jedes
Land in Europa, verschiedene Menschen mit verschiedenen Eigenschaften und Mentalitäten
als Einwohner zu haben. Und an dieser Stelle möchte ich auch noch den Aspekt der Bildung
besonders hervorheben, da es nämlich zur Bildung gehört, zu wissen, dass Stereotypen nicht
immer zutreffen. Genau aus diesem Grund wurden beispielsweise erst viele Projekte von der
EU ins Leben gerufen, welche nur darauf ausgelegt sind, gerade das Wissen der jüngeren
Generationen in dieser Hinsicht zu erweitern und sie dazu zu bringen, andere Mentalitäten
wertzuschätzen. Eines der absolut unverzichtbaren Instrumente um Vorurteile abzubauen sind
Schüleraustausche, Studienaustauschprogramme und Städtepartnerschaften. Ich selbst habe
im Februar an einem Austausch mit Schülern einer portugiesischen Schule partizipiert, was
mir eine einmalige und unvergessliche Einsicht in das dortige Bildungssystem ermöglicht hat.
Außerdem hat mich die Erfahrung des dortigen Lebens und das Kennenlernen der
portugiesischen Kultur sehr bereichert und mein Wissen maßgeblich erweitert. Stereotypen
wurden während des Austauschprogramms regelrecht eliminiert, so hat mein
Austauschschüler während der Wochen in Portugal und Deutschland durch mich erfahren,
dass Deutsche nicht immer pünktlich sind.
Aber nicht nur im Bereich der Mentalität unterscheidet sich Europa, sondern auch in etwas
anderem, das wir alle ganz gerne zu Ohren bekommen. Ich rede von Musik. Sie verbindet und
sie zeigt die Vielfalt Europas in vielerlei Hinsicht. Die Bundeszentrale für politische Bildung
informiert in einem Gedankenexperiment über die Bedeutung von Musik. Man solle sich
einmal vorstellen, Europa sei musikalisch stumm. Jeder von uns würde eine andere Art von
Musik vermissen, gerade dürften sich die Antworten der verschiedenen Generationen weit
voneinander unterscheiden. Ohne Vielfalt oder Offenheit würden wir gar nicht die
Möglichkeit haben, verschiedenen Melodien zu lauschen. Doch was ist nun genau so
besonders an der Musik und wo ist der präzise Bezug zu unserem Kontinent? Nun ja, bereits
vor mehreren Jahrtausenden gab es Musik überall in Europa und jede Art von Musik, welche
jeweils abhängig von ihrer Herkunft war. Sie stellte eine große Bereicherung und vor allem
Inspiration für andere Länder und deren Musik dar. Und das besonders Wichtige an der Musik
ist, man kann mit ihr Gefühle transformieren, egal in welcher Sprache sie komponiert oder
mit welchen Instrumenten sie gespielt und vorgetragen wird. Musik spricht also die
„Sprache“, die jeder versteht. Ein Europa ohne Musik und Musik ohne Europa ist also
unvorstellbar.
Doch beim Thema Sprache gibt es noch viel mehr zu erzählen. In einem Interview mit
Professor Dr. Gerhard, durchgeführt vom Goethe-Institut, wird die Macht der Sprache und die
kulturelle Bedeutung der Sprachvielfalt in Europa diskutiert. Hierbei hebt der Professor
hervor, dass alle kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen und Traditionen auf der
Vielfalt und Verschiedenheit in Europa beruhen. Außerdem erkennt er im Lernen von
Fremdsprachen einen unfassbar hohen Bildungswert. Eine Sprache ist eben ein zentrales
Element der Identität eine Landes. Trotzdem sei gegen eine Hilfssprache wie Englisch,
welche ja international verstanden wird, nichts einzuwenden. Es ist deshalb wichtig, die
Vielfalt der einzelnen Sprachen zu wahren, denn ich könnte mir nicht vorstellen auf einem
Kontinent zu leben, auf dem alle die gleiche Sprache sprechen, denselben nationalen und
kulturellen Hintergrund haben oder auf dem kein Pluralismus mehr vorhanden ist, da dies der
Gleichschaltung nahe käme und zu was das führt, ist hoffentlich den meisten hier bekannt.
Rassismus.
Rassismus kann sowohl Ursache als auch Folge von Gleichschaltung sein. Auch heute im 21.
Jahrhundert müssen wir immer wieder Rassismus miterleben. Manche stehen dagegen auf,
anderen schauen weg. Dabei ist es so wichtig, gemeinsam etwas gegen das wohl größte
gesellschaftliche Problem überhaupt zu unternehmen. Fremdenhass führt zu nichts außer
Unruhe und Ungleichgewicht. Fremdenfeindlich zu sein ist nichts, worauf man auch nur in
entferntester Weise stolz sein könnte.
„Wir sind das Volk“. Wem kommt das bekannt vor? Viele werden es wohl als „Schlachtruf“
von Pegida kennen, einer 2014 gegründeten Organisation gegen den Islam, oder wie sie es
deklarieren, die Islamisierung des Abendlandes, wie die „Zeit“ in einem Artikel über Pegida
informiert. Tatsächlich ist dieser „Schlachtruf“ aber schon älter. Ursprünglich wurde er von
den Bürgern der ehemaligen DDR als Ausruf gegen das autoritäre Regime verwendet. Pegida
hat ihn also nur zweckentfremdet. Für mich ist Pegida unter anderem deshalb nichts weiter als
Hetze und die Zerstörung von Vielfalt in Deutschland. Leider ist das auf andere europäische
Länder übertragbar, denn Pegida ist kein Einzelfall. Rassisten die sich zusammenfinden um
Anerkennung zu gewinnen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern gibt es beinahe überall. Da
fragt man sich berechtigt, ob diese Menschen denn überhaupt gar nichts aus der
Vergangenheit gelernt haben. Der zweite Weltkrieg wurde schließlich durch Rassismus
ausgelöst. Sabine Riedel beschreibt in ihrer Monografie „Die kulturelle Zukunft Europas“,
wie Hitler die Kultur als Herrschaftsinstrument der NS-Diktatur nutzte, eine Diktatur, die
Kultur in den Mittelpunkt ihrer idealistischen Weltanschauung stellte wie eigentlich keine
andere. Gleichzeitig hat die nationalsozialistische Politik die Kultur aber in ihr genaues
Gegenteil gekehrt. Die von Hitler gesetzten kulturellen Werte bildeten die Grundlage für die
Beraubung der Existenzberechtigung vieler Menschen.
Die Integration hätte eben schon früher ein ernst genommener Bestandteil der Politik werden
müssen als mit dem zu Beginn 2005 in Kraft getretenen Zuwanderungs- beziehungsweise
Aufenthaltsgesetz, durch welches erstmals eine finanziell gestützte Integrationsförderung
etabliert wurde, die den Mensch in den Mittelpunkt stellt und den Zuwanderern einen
gesetzlich verankerten Zugang zu Integrations- und Sprachkursen ermöglicht. Zudem kommt,
dass Deutschland schon seit der Gastarbeiterwelle in den 1950er und 1960er Jahren ein
Zuwanderungsland ist, wodurch ein solches Gesetz längst überfällig war. Außerdem, wie
ebenfalls im Lehrbuch „Europäische Integration“ entnommen werden kann, lag die
prozentuale Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität in Deutschland, im Zeitraum von 1950
bis 1960, bei über sechs Prozent pro Jahr, was allerdings nur der Gastarbeiterwelle geschuldet
ist. Die Integration dieser Migranten wäre sicher besser gelungen, vorausgesetzt ein Beschluss
wie der von 2005 hätte bereits existiert, sodass ein fruchtbares Miteinander in Deutschland
entstanden wäre, was zur europäischen Integration beigetragen hätte.
Aber auch verschiedene andere Änderungen haben in der unmittelbaren Nachkriegszeit die
Einigung auf unserem Kontinent geprägt. Beispielsweise die Etablierung eines Bündnisses
verschiedener Staaten. Später wurde aus dem anfänglichen Bündnis, welches von
Deutschland und Frankreich ausging die Europäische Union, welche noch heute ein zentraler
Bestandteil der europäischen Integration ist.
Und an dieser Stelle stellen wir uns mal die Frage „Worauf baut Europa“?. Im Internet
kursiert eine Kampagne unter dem Hashtag „#europeworks“, welche auf diese Frage präzise
Antworten liefert.
Nun, was wird beispielsweise immer als Grundpfeiler oder Stütze Europas bezeichnet? Klar,
die Demokratie! Ihre Geschichte ist untrennbar von der Geschichte Europas, da sie eine
europäische Idee ist. Das erste Grundgesetz mit für Bürger festgeschriebenen Pflichten und
Rechten wurde bereits 600 vor Christus erlassen. Diese europäische Tradition will die EU
gerne wahren und deshalb existiert auch heute noch eine Grundrechtecharta mit den
Grundsätzen der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit der EU. Das garantiert uns 500
Millionen Europäern unsere Rechte. Das Recht seine Meinung frei zu äußern und sich
friedlich über den richtigen Weg zu streiten, bis man zu einer Mehrheitsentscheidung kommt
und diese dann akzeptiert, sind die Dinge von der eine Demokratie lebt. Auch ist hier ein
hohes Maß an Respekt von Bedeutung, denn Demokratie ist mehr als nur eine Form. Es ist
eine Art und Weise des Zusammenlebens. Hierbei ist die Meinungsfreiheit wohl das
Wichtigste, weil man durch sie in der Lage ist, sich gegen diejenigen zu wehren, welche die
Freiheiten dazu nutzen wollen, sie abzuschaffen. Dabei ist es aber wichtig zu beachten, dass
Meinungsfreiheit niemals alleine stehen darf, denn nur in Verbindung mit anderen zentralen
Grundrechten kann durch Meinungsfreiheit das erreicht werden, wofür sie ursprünglich ins
Leben gerufen wurde. Sonst können Pegida und Co sich mit Hilfe der hart erkämpften Grund-
und Menschenrechte rechtfertigen und die Rechte von anderen verletzen, was ihnen leider oft
gelingt und das nicht nur bei Demonstrationen und anderen Versammlungen, sondern auch
über Medien in allen nur erdenklichen Formen. Soziale Medien, das Radio, das Fernsehen
und auch die Zeitung werden sowohl aktiv als auch passiv von solch rechtsextremen
Organisationen dafür ausgenutzt, ihr Weltbild zu verbreiten. Hier wäre eine bessere Kontrolle
der Medien gefragt, ohne Zensur als Instrument gebrauchen zu müssen, denn es sollte
heutzutage möglich sein, mit einer Kombination aus verschiedenen Gesetzen und Rechten ein
System zu schaffen, in dem es möglich ist, Meinungen zu äußern ohne, dass Presse zensiert
werden muss.
Und um den Medienaspekt weiter auszubauen möchte ich mich jetzt gerne der Digitalisierung
zuwenden. Das Leben jedes Europäers wird durch sie von Grund auf erleichtert. Sie bietet uns
die Möglichkeit, problemlos grenzübergreifend mit Freunden oder Geschäftspartnern zu
kommunizieren. Krankheiten können mit ihrer Hilfe schneller erkannt und so akkurater und
effizienter behandelt werden. Digitalisierung ist eine Chance und aber auch eine
Herausforderung, weil sie eine bessere Infrastruktur, sowie neue Gesetze erfordert. Und um
die Herausforderung zu meistern, müssen alle Länder in Europa zusammen arbeiten. Durch
digitale Vernetzung werden die Menschen in Europa noch enger zusammen gebracht, da sie
gemeinsam Projekte beginnen und vollenden können. Dafür werden aber auch gemeinsame
Regeln benötigt. Als Alltagsbeispiele kann man hier wunderbar die Roaminggebühren und das
Streamen von Filmen aufzeigen, denn das ist nur durch die Digitalisierung in Verbindung mit
dem Binnenmarkt möglich. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung auch der Wirtschaft in
Europa in höchstem Maße zu Gute kommen wird. Nämlich durch eine Fusion aus Industrie
und Internettechnologie! Das würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit enorm steigern,
sondern auch Start-ups einen guten Start ermöglichen. Das digitale Zeitalter bietet die
Möglichkeit Arbeitskräfte für lange Zeit in Europa zu halten und neue Jobs zu schaffen. Das
würde ein bunteres Arbeitsumfeld kreieren und davon können wir alle nur profitieren. Die
Zusammenarbeit verschiedener europäischer, befreundeter Länder macht eben viel aus. Wir
leben seit nun mehr als 70 Jahre in Frieden und das ist ein wahrer Grund stolz zu sein.
Zumindest für die Mehrheit.
Die EU ist nämlich in großes Konstrukt und hat wie alle großen Konstrukte auch Gegner oder
besser gesagt Feinde. Erst kürzlich haben wir alle das erfahren, denn wer erinnert sich nicht
an den Wahlkampf in Frankreich und an die Konkurrentin von Emmanuel Macron.
Marine Le Pen hat uns gezeigt, was es heißt, Vielfalt zu hassen und zu verabscheuen. Beim
Treffen der EU-Parlamentsfraktion Prag lobte sie das österreichische Wahlergebnis und
begrüßte die Beteiligung der rechtspopulistischen FPÖ als „sehr gute Nachricht für Europa“,
so die „Zeit“ online. Im TV-Duell schmetterte sie regelrecht um sich mit fremdenfeindlichen
und EU-feindlichen Statements, beschuldigte Macron sogar noch, dem islamistischen
Fundamentalismus wohlwollend entgegen zu treten, wie der „Spiegel“ es beschreibt. Selbst
hier im Europaparlament hat sie ja die Entscheidung für das Referendum über den Brexit
bejubelt. Der Front National wollte sogar den Ausstieg Frankreichs aus der EU. Dieser Fraxit
hätte das Ende der EU besiegelt, oder sie zumindest stark zum bröckeln gebracht.
Zum Bröckeln gebracht wird europäische Union auch heute – Stichwort Katalonien. Die
Nachricht über den Willen Kataloniens, sich von Spanien abzuspalten hat uns alle leicht
überrascht, doch wo ist der Hintergrund eines solchen Gedankens? Warum sollte man eine
solch starke Gemeinschaft verlassen wollen? Es geht hierbei hauptsächlich um Patriotismus.
Auch Katalonien ist hier aber kein Einzelfall, denn im Laufe der Geschichte gab es immer
wieder Regionen, die ihre eigene Sprache hatten und sich geschichtlich weiterentwickelt
haben, was sie dazu gebracht hat, sich abspalten zu wollen beziehungsweise Souveränität
erreichen zu wollen. Die Regionen wollten sich also selbst bestimmen. Die Selbstbestimmung
taucht immer wieder auf, wenn man sich mit Theorien wie Zusammenhalt und Gemeinschaft
beschäftigt, weil auch sie ein Zentralelement einer Gesellschaft ist. Sie kann sich wie im Fall
Katalonien zu eigen gemacht und dadurch negativ ausgelegt werden, doch im Gesamtbild ist
sie auch ein Faktor, der zum Erhalt oder gar erst zur Entstehung einer demokratischen
Gesellschaft beiträgt. Selbstbestimmung ist laut Duden nur ein feminines Substantiv, welches
die Unabhängigkeit von Fremdbestimmung oder gesellschaftlichen Zwänge und Gewalt
beschreibt, was es auch ziemlich genau auf den Punkt trifft, doch es steckt etwas mehr
dahinter als nur die sachliche Ausführung. Gerade im Bezug auf die Geschichte unseres
Kontinentes ist Selbstbestimmung ein unglaublich vorherrschender und doch oft in den
Hintergrund gerückter, oder sogar vergessener Aspekt. Erinnern Sie sich doch mal kurz an den
Geschichtsunterricht zurück und denken Sie an alte Landkarten. Da fällt einem auf, dass
Europa eigentlich immer eine Art Flickenteppich war, der erst durch die Etablierung der EU
als transnationales Konstrukt zu einer Art Einheit wurde. Menschen wir Martin Schulz
träumen sogar davon, dass Europa eines Tages völlig vereint ist und unser Kontinent nur noch
aus einem einzigen, großen Staat besteht. Die aktuelle politische Realität sieht aber so aus,
dass die europäischen Staaten sehr stark auf ihre Souveränität beharren.
Nun müssen wir uns aber auch fragen, warum das so ist. Die Ursache liegt nicht weit entfernt
und jede Nation trägt sie ein Stück weit in sich. Die Angst vor Fremdbeherrschung. Ein jedes
europäisches Land hat seinen eigenen „Fußabdruck“, seine ganz persönliche Identität, die es
nicht verlieren möchte. Man hat Angst davor, hilflos, ausgeliefert, ja sogar unterwürfig zu
sein, weil die Ereignisse und Entscheidungen eines Staates durch die Meinung eines
„Führers“ beeinflusst werden. Und aus dieser Angst heraus entwickelt sich dann eben ein
hohes Maß an Nationalbewusstsein, um die Identität eines Staates in Stein zu meißeln und
nicht durch eine fremde Macht beherrscht zu werden. Doch was macht so eine Gesellschaft
eigentlich aus? Hängt die Wertigkeit eines Staates wirklich davon ab, wie souverän er ist? Ich
behaupte nein! Eine Gesellschaft muss meiner Meinung nach danach beurteilt werden, wie sie
mit den Schwächsten umgeht. Was mich zur Inklusion bringt, welche unbedingt in Relation
zur Selbstbestimmung gesetzt werden sollte. Denn nur wenn alle Menschen friedlich
zusammen leben können, ist das Ziel eine Gesellschaft erreicht. Und das ist auch der Grund,
warum die Selbstbestimmung dann letztendlich auch so wichtig für Europa und seine
Geschichte ist. Nur der, der sich selbst bestimmen kann ist frei und die Freiheit eines
einzelnen hört erst da auf, wo sie die eines anderen einschränkt.
Und damit möchte ich auch langsam zum Ende meiner heutigen Rede kommen. Um nochmal
kurz zu resümieren möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, warum Vielfalt so wichtig für
Europa ist.
Die Vielfalt ist ein Teil von uns allen. Sie steckt in unseren Herzen und im Herzen Europas,
denn nur durch die Verschiedenheit und unterschiedliche Sprachen, Musikrichtungen,
Kulturen, Traditionen, Mentalitäten oder Meinungen kann sich Europa weiterentwickeln. Nur
durch Toleranz und Respekt kann ein friedliches Miteinander garantiert werden. Und nur
durch ausschlaggebende Entscheidungen, getätigt mit Nächstenliebe und der Nachhaltigkeit
im Hinterkopf, kann Integration gelebt werden.
Also warten Sie nicht länger und handeln Sie. Verbreiten Sie die Botschaft der Vielfalt und
erinnern Sie die Europäer daran, was der Grundgedanke unseres Kontinentes ist, denn es liegt
in Ihrer Verantwortung, ja es ist sogar Ihre Pflicht, etwas zu unternehmen, damit unser
Kontinent nicht in seine Bestandteile zerbricht. Also legen Sie los, stehen Sie auf und
ergreifen Sie Initiative! Europa braucht Sie! Es geht um unser Zuhause.
Literaturverzeichnis
Adam, Hans/Mayer, Peter: Europäische Integration. 2. Auflage. Konstanz und München:
UVK Verlagsgesellschaft mbH 2016. (S. 24-27 und S. 101-102)
Gerhards, Jürgen/Hölscher, Michael: Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union. Ein
Vergleich zwischen Mitgliedsländern, Beitrittskandidaten und er Türkei. Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH 2005. (S.55)
Riedel, Sabine: Die kulturelle Zukunft Europas. Demokratien in Zeiten globaler Umbrüche.
Wiesbaden: Springer Fachmedien 2015. (S. 44-45)
Vielfalt gestalten – Managing Diversity. Kulturenvielfalt als Heraus für interkulturelle
Humanressourcenentwicklung in Europa. Hg. v. R. H. Jung/H. M. Schäfer/F. W. Seibel. 2.
Auflage. Frankfurt: Verlag für Interkulturelle Kommunikation 1999. (S.65)
Internetquellen:
http://m.bpb.de/internationales/europa/europa-kontrovers/38029/standpunkt-wolfgang-rathert
(Abruf am 16.12.2017)
https://www.zeit.de/thema/pegida
(Abruf am 16.12.2017)
https://europeworks.de/demokratie/
(Abruf am 16.12.2017)
https://europeworks.de/digitalisierung/
(Abruf am 16.12.2017)
https://www.google.de/amp/www.zeit.de/amp/politik/ausland/2017-12/enf-kongress-geert-
wilders-marine-le-pen
(Abruf am 16.12.2017)
https://www.google.de/amp/www.spiegel.de/politik/ausland/marine-le-pen-gegen-emmanuel-
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Bajerksi

  • 1. Dion Bajerski Schüler E-Phase Max-Planck-Gymnasium Vortrag im Europaparlament Vielfalt macht stark Der Zusammenhalt europäischer Länder, sowie die Bedeutung von Vielfalt und ihre Auswirkungen auf den Zusammenhalt in Europa. Leistungsnachweis E-Phase Tutorium Ee Deutschkurs Kursleitung: Herr Pfaul Groß-Umstadt, 16.12.2017
  • 2. Sehr geehrte Abgeordnete, Politikerinnen und Politiker aus ganz Europa, mein Name ist Dion Bajerski, ich besuche zur Zeit die E-Phase des Max-Planck-Gymnasiums in Groß-Umstadt und stehe heute hier vor Ihnen im Europaparlament in Straßburg, im Rahmen des Europatages, welcher an die Gründung des Europarates erinnert, um hoffentlich einigen von Ihnen die Augen zu öffnen im Hinblick auf Vielfalt, gemeinsames Miteinander und Zusammenhalt in Europa. „In Vielfalt geeint“, so lautet das offizielle Motto der Europäischen Union, ein Bündnis vieler europäischer Länder, mit unterschiedlichen Mentalitäten, Kulturen und Bräuchen. Gegründet wurde die Europäische Union mit dem Ziel, gemeinsam Projekte und Vorhaben zu verwirklichen und den Menschen aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen, auch in Nachbarstaaten zu leben und zu arbeiten, sich gegenseitig kulturell und sprachlich zu bereichern und miteinander zu kommunizieren. Aber Europa entwickelt sich momentan in eine ganz andere Richtung. Eine Richtung, die zu nicht viel führt außer Hass und Feinschaft. „In Vielfalt getrennt“, so ließe sich das aktuelle Europa wohl besser beschreiben bei so vielen Grenzen und Zäunen in den Köpfen einiger Menschen. Doch wie konnte es erst soweit kommen, wenn doch Farbenreichtum das ist, was unseren Kontinent eigentlich stärkt und wovon er atmet? Ich bin heute hier her gekommen, um ein Zeichen zu setzen und um zu vermitteln, warum wir Vielfalt gerade jetzt am meisten brauchen. Lassen Sie uns mit dem Thema Wirtschaft einsteigen. Sie als Politikerinnen und Politiker kennen sich in diesem Bereich doch sehr gut aus. Die Länder in Europa profitieren voneinander so stark in wirtschaftlicher Hinsicht, dass es schon beinahe schwer fällt, alle Vorteile in einer Rede hervorzuheben, doch am wichtigsten ist und bleibt diesbezüglich der Binnenmarkt. In der zweiten Auflage des Lehrbuches „Europäische Integration“ von Hans Adam und Peter Mayer wird er sogar als „Herzstück der Integration“ bezeichnet, denn er gewährleistet beispielsweise die Beseitigung von Hindernissen für den freien Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Die Abschaffung von Binnenzöllen im Jahr 1968 trug dazu maßgeblich bei. Der freie Warenverkehr kann dadurch unproblematischer denn je ablaufen und so können sich unterschiedliche Länder mit unterschiedlichen Exportgütern gegenseitig unterstützen. Wenn Sie im Supermarkt eine Melone kaufen, ist diese mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Deutschland gewachsen, sondern ist aus südlicheren Staaten Europas eingeflogen worden. Auf diese Weise rettet der Binnenmarkt quasi ihren Obstsalat.
  • 3. In Europa gibt es aber auch verschiedene Kulturen, verschiedene Sprachen, Traditionen, Religionen und vieles mehr. Womit ich auch schon bei einem nächsten, enorm wichtigen Punkt angelangt bin: Religion. Religion ist und kann verschieden sein. Die drei bekanntesten sind aber das Christentum, das Judentum und der Islam. Religion ist ein Zentralbestand der Kultur einer Gesellschaft , denn sie hat Einfluss auf die Handlungen von Menschen. Um im Bereich der Kultursoziologie zu bleiben, möchte ich noch einmal hervorheben, wie Religion einen jeden einzelnen von uns Europäern beeinflusst. Denn je nach Religion gestaltet man sein Jahr anders, so steht es in Jürgen Gerhards`Werk „Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union“. Man zelebriert andere Feiertage, konsumiert bestimmte Lebensmittel und vermeidet andere. Man besucht unterschiedliche Gebetshäuser und manche Menschen beten mehr, andere weniger. Durch Religion mögen zwar Konflikte entstehen, gerade wenn eine Religion Themen wie Homosexualität oder Abtreibung gegenüber beispielsweise feindlich geneigt ist, doch im Gesamtbild muss man sich auf die positiven Aspekte der Verschiedenheit unterschiedlicher Religionen konzentrieren, und diese ausbauen, denn das größte Glück eines Staates und einer gut funktionierenden Gesellschaft ist der Frieden, welcher nur durch ein gewisses Maß an Toleranz angestrebt, oder gar vollends erreicht werden kann. Vielfalt in vollem Maße auszuleben bedeutet, anderen Religionen offen und unvoreingenommen gegenüber zu treten, bevor man sie mit der Kraft der eigenen Religion herabwürdigt. Leider haben das nicht alle verstanden, denn immer wieder müssen wir schlimme Dinge mit ansehen, die durch intolerante Menschen verursacht wurden. Anschläge mit religiösem Hintergrund zum Beispiel. Gerade jetzt muss Europa immer wieder Schicksalsschläge in Form von Attentaten erleiden. Doch egal ob Paris, London, Manchester, Berlin oder Brüssel, wir alle halten zusammen und helfen uns gegenseitig. Finanzielle Hilfe aus anderen europäischen Ländern oder Hilfskräfte, die für andere ihr Leben riskieren. Wir stehen immer wieder auf, weil wir keine Angst haben und das Leben weiter geht. Und das alles ist nur möglich durch die Offenheit der verschiedenen Staaten und der Vielfalt an bereitgestellten Mitteln und der bedingungslosen Bereitschaft in Europa, sowie dem unfassbar bedeutsamen Zusammenhalt, ohne den Europa längst untergegangen wäre. Doch was bedeutet eigentlich Zusammenhalt? Zusammenhalt bedeutet Gemeinschaftsgefühl trotz vieler Unterschiede, denn nicht jeder Mensch ist gleich. Immer wieder liest man im Zusammenhang mit Europa das Wort „Diversitiy“, die Verschiedenheit, so auch im Sammelwerk „Vielfalt gestalten – Managing Diversity“ von Jung Schäfer, und Seibel. Unser Kontinent setzt sich aus allerlei Kulturen zusammen. Das bedeutet jeweils auch andere Mentalitäten. Wir alle kennen Stereotypen oder Klischees. Deutsche sind immer pünktlich!,
  • 4. Franzosen essen nur Baguette!, Südländer lassen alles etwas langsamer angehen!, Engländer trinken täglich um 17Uhr Tee!, oder Niederländer konsumieren viel Marihuana! Wir alle wissen aber auch, dass das nicht immer zutrifft und, dass man generell nicht pauschalisieren kann. Doch ist es denn wirklich etwas Negatives, ein bestimmtes Klischee zu erfüllen? Ist es denn wirklich etwas Negatives, bestimmte Dinge im Alltag aus Gewohnheit immer wieder zu machen, selbst wenn man dadurch einer bestimmten Typisierung unterliegt? Die Antwort lautet klar Nein! Es muss nicht schlimm sein, im Gegenteil, es ist eine Bereicherung für jedes Land in Europa, verschiedene Menschen mit verschiedenen Eigenschaften und Mentalitäten als Einwohner zu haben. Und an dieser Stelle möchte ich auch noch den Aspekt der Bildung besonders hervorheben, da es nämlich zur Bildung gehört, zu wissen, dass Stereotypen nicht immer zutreffen. Genau aus diesem Grund wurden beispielsweise erst viele Projekte von der EU ins Leben gerufen, welche nur darauf ausgelegt sind, gerade das Wissen der jüngeren Generationen in dieser Hinsicht zu erweitern und sie dazu zu bringen, andere Mentalitäten wertzuschätzen. Eines der absolut unverzichtbaren Instrumente um Vorurteile abzubauen sind Schüleraustausche, Studienaustauschprogramme und Städtepartnerschaften. Ich selbst habe im Februar an einem Austausch mit Schülern einer portugiesischen Schule partizipiert, was mir eine einmalige und unvergessliche Einsicht in das dortige Bildungssystem ermöglicht hat. Außerdem hat mich die Erfahrung des dortigen Lebens und das Kennenlernen der portugiesischen Kultur sehr bereichert und mein Wissen maßgeblich erweitert. Stereotypen wurden während des Austauschprogramms regelrecht eliminiert, so hat mein Austauschschüler während der Wochen in Portugal und Deutschland durch mich erfahren, dass Deutsche nicht immer pünktlich sind. Aber nicht nur im Bereich der Mentalität unterscheidet sich Europa, sondern auch in etwas anderem, das wir alle ganz gerne zu Ohren bekommen. Ich rede von Musik. Sie verbindet und sie zeigt die Vielfalt Europas in vielerlei Hinsicht. Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert in einem Gedankenexperiment über die Bedeutung von Musik. Man solle sich einmal vorstellen, Europa sei musikalisch stumm. Jeder von uns würde eine andere Art von Musik vermissen, gerade dürften sich die Antworten der verschiedenen Generationen weit voneinander unterscheiden. Ohne Vielfalt oder Offenheit würden wir gar nicht die Möglichkeit haben, verschiedenen Melodien zu lauschen. Doch was ist nun genau so besonders an der Musik und wo ist der präzise Bezug zu unserem Kontinent? Nun ja, bereits vor mehreren Jahrtausenden gab es Musik überall in Europa und jede Art von Musik, welche jeweils abhängig von ihrer Herkunft war. Sie stellte eine große Bereicherung und vor allem Inspiration für andere Länder und deren Musik dar. Und das besonders Wichtige an der Musik ist, man kann mit ihr Gefühle transformieren, egal in welcher Sprache sie komponiert oder
  • 5. mit welchen Instrumenten sie gespielt und vorgetragen wird. Musik spricht also die „Sprache“, die jeder versteht. Ein Europa ohne Musik und Musik ohne Europa ist also unvorstellbar. Doch beim Thema Sprache gibt es noch viel mehr zu erzählen. In einem Interview mit Professor Dr. Gerhard, durchgeführt vom Goethe-Institut, wird die Macht der Sprache und die kulturelle Bedeutung der Sprachvielfalt in Europa diskutiert. Hierbei hebt der Professor hervor, dass alle kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen und Traditionen auf der Vielfalt und Verschiedenheit in Europa beruhen. Außerdem erkennt er im Lernen von Fremdsprachen einen unfassbar hohen Bildungswert. Eine Sprache ist eben ein zentrales Element der Identität eine Landes. Trotzdem sei gegen eine Hilfssprache wie Englisch, welche ja international verstanden wird, nichts einzuwenden. Es ist deshalb wichtig, die Vielfalt der einzelnen Sprachen zu wahren, denn ich könnte mir nicht vorstellen auf einem Kontinent zu leben, auf dem alle die gleiche Sprache sprechen, denselben nationalen und kulturellen Hintergrund haben oder auf dem kein Pluralismus mehr vorhanden ist, da dies der Gleichschaltung nahe käme und zu was das führt, ist hoffentlich den meisten hier bekannt. Rassismus. Rassismus kann sowohl Ursache als auch Folge von Gleichschaltung sein. Auch heute im 21. Jahrhundert müssen wir immer wieder Rassismus miterleben. Manche stehen dagegen auf, anderen schauen weg. Dabei ist es so wichtig, gemeinsam etwas gegen das wohl größte gesellschaftliche Problem überhaupt zu unternehmen. Fremdenhass führt zu nichts außer Unruhe und Ungleichgewicht. Fremdenfeindlich zu sein ist nichts, worauf man auch nur in entferntester Weise stolz sein könnte. „Wir sind das Volk“. Wem kommt das bekannt vor? Viele werden es wohl als „Schlachtruf“ von Pegida kennen, einer 2014 gegründeten Organisation gegen den Islam, oder wie sie es deklarieren, die Islamisierung des Abendlandes, wie die „Zeit“ in einem Artikel über Pegida informiert. Tatsächlich ist dieser „Schlachtruf“ aber schon älter. Ursprünglich wurde er von den Bürgern der ehemaligen DDR als Ausruf gegen das autoritäre Regime verwendet. Pegida hat ihn also nur zweckentfremdet. Für mich ist Pegida unter anderem deshalb nichts weiter als Hetze und die Zerstörung von Vielfalt in Deutschland. Leider ist das auf andere europäische Länder übertragbar, denn Pegida ist kein Einzelfall. Rassisten die sich zusammenfinden um Anerkennung zu gewinnen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern gibt es beinahe überall. Da fragt man sich berechtigt, ob diese Menschen denn überhaupt gar nichts aus der Vergangenheit gelernt haben. Der zweite Weltkrieg wurde schließlich durch Rassismus ausgelöst. Sabine Riedel beschreibt in ihrer Monografie „Die kulturelle Zukunft Europas“,
  • 6. wie Hitler die Kultur als Herrschaftsinstrument der NS-Diktatur nutzte, eine Diktatur, die Kultur in den Mittelpunkt ihrer idealistischen Weltanschauung stellte wie eigentlich keine andere. Gleichzeitig hat die nationalsozialistische Politik die Kultur aber in ihr genaues Gegenteil gekehrt. Die von Hitler gesetzten kulturellen Werte bildeten die Grundlage für die Beraubung der Existenzberechtigung vieler Menschen. Die Integration hätte eben schon früher ein ernst genommener Bestandteil der Politik werden müssen als mit dem zu Beginn 2005 in Kraft getretenen Zuwanderungs- beziehungsweise Aufenthaltsgesetz, durch welches erstmals eine finanziell gestützte Integrationsförderung etabliert wurde, die den Mensch in den Mittelpunkt stellt und den Zuwanderern einen gesetzlich verankerten Zugang zu Integrations- und Sprachkursen ermöglicht. Zudem kommt, dass Deutschland schon seit der Gastarbeiterwelle in den 1950er und 1960er Jahren ein Zuwanderungsland ist, wodurch ein solches Gesetz längst überfällig war. Außerdem, wie ebenfalls im Lehrbuch „Europäische Integration“ entnommen werden kann, lag die prozentuale Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität in Deutschland, im Zeitraum von 1950 bis 1960, bei über sechs Prozent pro Jahr, was allerdings nur der Gastarbeiterwelle geschuldet ist. Die Integration dieser Migranten wäre sicher besser gelungen, vorausgesetzt ein Beschluss wie der von 2005 hätte bereits existiert, sodass ein fruchtbares Miteinander in Deutschland entstanden wäre, was zur europäischen Integration beigetragen hätte. Aber auch verschiedene andere Änderungen haben in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Einigung auf unserem Kontinent geprägt. Beispielsweise die Etablierung eines Bündnisses verschiedener Staaten. Später wurde aus dem anfänglichen Bündnis, welches von Deutschland und Frankreich ausging die Europäische Union, welche noch heute ein zentraler Bestandteil der europäischen Integration ist. Und an dieser Stelle stellen wir uns mal die Frage „Worauf baut Europa“?. Im Internet kursiert eine Kampagne unter dem Hashtag „#europeworks“, welche auf diese Frage präzise Antworten liefert. Nun, was wird beispielsweise immer als Grundpfeiler oder Stütze Europas bezeichnet? Klar, die Demokratie! Ihre Geschichte ist untrennbar von der Geschichte Europas, da sie eine europäische Idee ist. Das erste Grundgesetz mit für Bürger festgeschriebenen Pflichten und Rechten wurde bereits 600 vor Christus erlassen. Diese europäische Tradition will die EU gerne wahren und deshalb existiert auch heute noch eine Grundrechtecharta mit den Grundsätzen der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit der EU. Das garantiert uns 500 Millionen Europäern unsere Rechte. Das Recht seine Meinung frei zu äußern und sich friedlich über den richtigen Weg zu streiten, bis man zu einer Mehrheitsentscheidung kommt
  • 7. und diese dann akzeptiert, sind die Dinge von der eine Demokratie lebt. Auch ist hier ein hohes Maß an Respekt von Bedeutung, denn Demokratie ist mehr als nur eine Form. Es ist eine Art und Weise des Zusammenlebens. Hierbei ist die Meinungsfreiheit wohl das Wichtigste, weil man durch sie in der Lage ist, sich gegen diejenigen zu wehren, welche die Freiheiten dazu nutzen wollen, sie abzuschaffen. Dabei ist es aber wichtig zu beachten, dass Meinungsfreiheit niemals alleine stehen darf, denn nur in Verbindung mit anderen zentralen Grundrechten kann durch Meinungsfreiheit das erreicht werden, wofür sie ursprünglich ins Leben gerufen wurde. Sonst können Pegida und Co sich mit Hilfe der hart erkämpften Grund- und Menschenrechte rechtfertigen und die Rechte von anderen verletzen, was ihnen leider oft gelingt und das nicht nur bei Demonstrationen und anderen Versammlungen, sondern auch über Medien in allen nur erdenklichen Formen. Soziale Medien, das Radio, das Fernsehen und auch die Zeitung werden sowohl aktiv als auch passiv von solch rechtsextremen Organisationen dafür ausgenutzt, ihr Weltbild zu verbreiten. Hier wäre eine bessere Kontrolle der Medien gefragt, ohne Zensur als Instrument gebrauchen zu müssen, denn es sollte heutzutage möglich sein, mit einer Kombination aus verschiedenen Gesetzen und Rechten ein System zu schaffen, in dem es möglich ist, Meinungen zu äußern ohne, dass Presse zensiert werden muss. Und um den Medienaspekt weiter auszubauen möchte ich mich jetzt gerne der Digitalisierung zuwenden. Das Leben jedes Europäers wird durch sie von Grund auf erleichtert. Sie bietet uns die Möglichkeit, problemlos grenzübergreifend mit Freunden oder Geschäftspartnern zu kommunizieren. Krankheiten können mit ihrer Hilfe schneller erkannt und so akkurater und effizienter behandelt werden. Digitalisierung ist eine Chance und aber auch eine Herausforderung, weil sie eine bessere Infrastruktur, sowie neue Gesetze erfordert. Und um die Herausforderung zu meistern, müssen alle Länder in Europa zusammen arbeiten. Durch digitale Vernetzung werden die Menschen in Europa noch enger zusammen gebracht, da sie gemeinsam Projekte beginnen und vollenden können. Dafür werden aber auch gemeinsame Regeln benötigt. Als Alltagsbeispiele kann man hier wunderbar die Roaminggebühren und das Streamen von Filmen aufzeigen, denn das ist nur durch die Digitalisierung in Verbindung mit dem Binnenmarkt möglich. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung auch der Wirtschaft in Europa in höchstem Maße zu Gute kommen wird. Nämlich durch eine Fusion aus Industrie und Internettechnologie! Das würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit enorm steigern, sondern auch Start-ups einen guten Start ermöglichen. Das digitale Zeitalter bietet die Möglichkeit Arbeitskräfte für lange Zeit in Europa zu halten und neue Jobs zu schaffen. Das würde ein bunteres Arbeitsumfeld kreieren und davon können wir alle nur profitieren. Die Zusammenarbeit verschiedener europäischer, befreundeter Länder macht eben viel aus. Wir
  • 8. leben seit nun mehr als 70 Jahre in Frieden und das ist ein wahrer Grund stolz zu sein. Zumindest für die Mehrheit. Die EU ist nämlich in großes Konstrukt und hat wie alle großen Konstrukte auch Gegner oder besser gesagt Feinde. Erst kürzlich haben wir alle das erfahren, denn wer erinnert sich nicht an den Wahlkampf in Frankreich und an die Konkurrentin von Emmanuel Macron. Marine Le Pen hat uns gezeigt, was es heißt, Vielfalt zu hassen und zu verabscheuen. Beim Treffen der EU-Parlamentsfraktion Prag lobte sie das österreichische Wahlergebnis und begrüßte die Beteiligung der rechtspopulistischen FPÖ als „sehr gute Nachricht für Europa“, so die „Zeit“ online. Im TV-Duell schmetterte sie regelrecht um sich mit fremdenfeindlichen und EU-feindlichen Statements, beschuldigte Macron sogar noch, dem islamistischen Fundamentalismus wohlwollend entgegen zu treten, wie der „Spiegel“ es beschreibt. Selbst hier im Europaparlament hat sie ja die Entscheidung für das Referendum über den Brexit bejubelt. Der Front National wollte sogar den Ausstieg Frankreichs aus der EU. Dieser Fraxit hätte das Ende der EU besiegelt, oder sie zumindest stark zum bröckeln gebracht. Zum Bröckeln gebracht wird europäische Union auch heute – Stichwort Katalonien. Die Nachricht über den Willen Kataloniens, sich von Spanien abzuspalten hat uns alle leicht überrascht, doch wo ist der Hintergrund eines solchen Gedankens? Warum sollte man eine solch starke Gemeinschaft verlassen wollen? Es geht hierbei hauptsächlich um Patriotismus. Auch Katalonien ist hier aber kein Einzelfall, denn im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Regionen, die ihre eigene Sprache hatten und sich geschichtlich weiterentwickelt haben, was sie dazu gebracht hat, sich abspalten zu wollen beziehungsweise Souveränität erreichen zu wollen. Die Regionen wollten sich also selbst bestimmen. Die Selbstbestimmung taucht immer wieder auf, wenn man sich mit Theorien wie Zusammenhalt und Gemeinschaft beschäftigt, weil auch sie ein Zentralelement einer Gesellschaft ist. Sie kann sich wie im Fall Katalonien zu eigen gemacht und dadurch negativ ausgelegt werden, doch im Gesamtbild ist sie auch ein Faktor, der zum Erhalt oder gar erst zur Entstehung einer demokratischen Gesellschaft beiträgt. Selbstbestimmung ist laut Duden nur ein feminines Substantiv, welches die Unabhängigkeit von Fremdbestimmung oder gesellschaftlichen Zwänge und Gewalt beschreibt, was es auch ziemlich genau auf den Punkt trifft, doch es steckt etwas mehr dahinter als nur die sachliche Ausführung. Gerade im Bezug auf die Geschichte unseres Kontinentes ist Selbstbestimmung ein unglaublich vorherrschender und doch oft in den Hintergrund gerückter, oder sogar vergessener Aspekt. Erinnern Sie sich doch mal kurz an den Geschichtsunterricht zurück und denken Sie an alte Landkarten. Da fällt einem auf, dass Europa eigentlich immer eine Art Flickenteppich war, der erst durch die Etablierung der EU als transnationales Konstrukt zu einer Art Einheit wurde. Menschen wir Martin Schulz
  • 9. träumen sogar davon, dass Europa eines Tages völlig vereint ist und unser Kontinent nur noch aus einem einzigen, großen Staat besteht. Die aktuelle politische Realität sieht aber so aus, dass die europäischen Staaten sehr stark auf ihre Souveränität beharren. Nun müssen wir uns aber auch fragen, warum das so ist. Die Ursache liegt nicht weit entfernt und jede Nation trägt sie ein Stück weit in sich. Die Angst vor Fremdbeherrschung. Ein jedes europäisches Land hat seinen eigenen „Fußabdruck“, seine ganz persönliche Identität, die es nicht verlieren möchte. Man hat Angst davor, hilflos, ausgeliefert, ja sogar unterwürfig zu sein, weil die Ereignisse und Entscheidungen eines Staates durch die Meinung eines „Führers“ beeinflusst werden. Und aus dieser Angst heraus entwickelt sich dann eben ein hohes Maß an Nationalbewusstsein, um die Identität eines Staates in Stein zu meißeln und nicht durch eine fremde Macht beherrscht zu werden. Doch was macht so eine Gesellschaft eigentlich aus? Hängt die Wertigkeit eines Staates wirklich davon ab, wie souverän er ist? Ich behaupte nein! Eine Gesellschaft muss meiner Meinung nach danach beurteilt werden, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Was mich zur Inklusion bringt, welche unbedingt in Relation zur Selbstbestimmung gesetzt werden sollte. Denn nur wenn alle Menschen friedlich zusammen leben können, ist das Ziel eine Gesellschaft erreicht. Und das ist auch der Grund, warum die Selbstbestimmung dann letztendlich auch so wichtig für Europa und seine Geschichte ist. Nur der, der sich selbst bestimmen kann ist frei und die Freiheit eines einzelnen hört erst da auf, wo sie die eines anderen einschränkt. Und damit möchte ich auch langsam zum Ende meiner heutigen Rede kommen. Um nochmal kurz zu resümieren möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, warum Vielfalt so wichtig für Europa ist. Die Vielfalt ist ein Teil von uns allen. Sie steckt in unseren Herzen und im Herzen Europas, denn nur durch die Verschiedenheit und unterschiedliche Sprachen, Musikrichtungen, Kulturen, Traditionen, Mentalitäten oder Meinungen kann sich Europa weiterentwickeln. Nur durch Toleranz und Respekt kann ein friedliches Miteinander garantiert werden. Und nur durch ausschlaggebende Entscheidungen, getätigt mit Nächstenliebe und der Nachhaltigkeit im Hinterkopf, kann Integration gelebt werden. Also warten Sie nicht länger und handeln Sie. Verbreiten Sie die Botschaft der Vielfalt und erinnern Sie die Europäer daran, was der Grundgedanke unseres Kontinentes ist, denn es liegt in Ihrer Verantwortung, ja es ist sogar Ihre Pflicht, etwas zu unternehmen, damit unser Kontinent nicht in seine Bestandteile zerbricht. Also legen Sie los, stehen Sie auf und ergreifen Sie Initiative! Europa braucht Sie! Es geht um unser Zuhause.
  • 10. Literaturverzeichnis Adam, Hans/Mayer, Peter: Europäische Integration. 2. Auflage. Konstanz und München: UVK Verlagsgesellschaft mbH 2016. (S. 24-27 und S. 101-102) Gerhards, Jürgen/Hölscher, Michael: Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union. Ein Vergleich zwischen Mitgliedsländern, Beitrittskandidaten und er Türkei. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH 2005. (S.55) Riedel, Sabine: Die kulturelle Zukunft Europas. Demokratien in Zeiten globaler Umbrüche. Wiesbaden: Springer Fachmedien 2015. (S. 44-45) Vielfalt gestalten – Managing Diversity. Kulturenvielfalt als Heraus für interkulturelle Humanressourcenentwicklung in Europa. Hg. v. R. H. Jung/H. M. Schäfer/F. W. Seibel. 2. Auflage. Frankfurt: Verlag für Interkulturelle Kommunikation 1999. (S.65) Internetquellen: http://m.bpb.de/internationales/europa/europa-kontrovers/38029/standpunkt-wolfgang-rathert (Abruf am 16.12.2017) https://www.zeit.de/thema/pegida (Abruf am 16.12.2017) https://europeworks.de/demokratie/ (Abruf am 16.12.2017) https://europeworks.de/digitalisierung/ (Abruf am 16.12.2017) https://www.google.de/amp/www.zeit.de/amp/politik/ausland/2017-12/enf-kongress-geert- wilders-marine-le-pen (Abruf am 16.12.2017) https://www.google.de/amp/www.spiegel.de/politik/ausland/marine-le-pen-gegen-emmanuel- macron-eine-tv-schlammschlacht-a-1146008-amp.html (Abruf am 16.12.2017)