1. Europäischer Wettbewerb –
Europäisches Kulturerbejahr 2018
Ist das neue Konzept der EM 2020
gewinnbringend für den europäischen
Zusammenhalt?
Rebecca Suhm
11. Klasse
Deutsche Schule zu Porto
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2018: Europäisches Kulturerbejahr
Im April 2016 beschloss die Europäische Kommission das Jahr 2018 zum
Europäischen Jahr des Kulturerbes auszurufen.
Was bedeutet das für Europa? Welche Ziele werden damit verfolgt?
Ziel des Europäischen Jahres des Kulturerbes ist
es, mehr Menschen dazu zu ermutigen, das
kulturelle Erbe Europas zu entdecken und sich
mit ihm zu befassen und das Gefühl der
Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen
europäischen Raum zu stärken. Das Themenjahr
steht für die gemeinschaftliche und verbindende
Kultur in Europa.
Es bringt eine Reihe von Initiativen und Veranstaltungen in ganz Europa mit sich, die
diese Ziele ermöglichen und die Menschen ihr kulturelles Erbe kennen lernen lassen, da
es unsere Identität und unseren Alltag prägt. Das Erbe umgibt uns in Europas Städten
und Landschaften und findet sich nicht nur in der Literatur, Kunst und den Objekten
wieder. Auch im Handwerk, das wir von unseren Vorfahren lernen und in den
Geschichten, die uns erzält werden. So ebenfalls im Sport. Seit vielen Jahren gibt es
europäische Wettkämpfe. Die erste Fuβball-Europameisterschaft fand vor über 50
Jahren statt.
Die Menschen, die im heutigen Europa geboren sind, wissen oft gar nicht, was die
Europäische Einigung überhaupt bedeutet und was für einen Einfluss sie auf unser
Leben hat. Über fünfzig Jahre europäischer Einigung ist eine Erfolgsgeschichte der
besonderen Art. Die Einigung hat einem Kontinent, auf dem seit Jahrhunderten fast
jeder Staat gegen andere Nationen Krieg geführt hat, dauerhaft Frieden und Wohlstand
gebracht.
Zu den Motiven der europäischen Einigung gehört das Bestreben nach einer guten
Nachbarschaft in Europa. Regionen, Städte, Schulen und Vereine schließen
Partnerschaften; Schülerinnen und Schüler, Studierende, junge Berufstätige und andere
interessierte Bürgerinnen und Bürger nehmen an Austauschprogrammen teil. Derartige
Kontakte werden erleichtert durch offene Grenzen und verbesserte Sprachkenntnisse.
Die EU fördert und unterstützt derartige Aktivitäten durch eine Vielzahl von
Programmen. Für Schulen gibt es das Comenius-Programm, bei dem die Schüler andere
aus den verschiedensten Länder kennenlernen und es verbindet Menschen auf der
ganzen Welt. Genauso ist es bei Studierenden, die am Erasmus-Austauschprogramm
teilnehmen können und für einige Semester im Ausland studieren. Dadurch lernen sie
eine neue Kultur kennen und bilden sich fort.
DER SPORT
Es gibt unterschiedliche Gründe, um Sport zu treiben. Einer davon ist die Freude
an der sportlichen Aktivität. Ein anderer ist der Ehrgeiz und Wettstreit um den
Erfolg. Andere möchten als Mannschaft etwas zusammen erreichen.
Alles dies scheint individuell zu sein, aber hat der Sport auch gesellschaftliche
Voraussetzungen und Konsequenzen? Wie ist es zum Beispiel in Europa? Wie
stark wird der Sport gefördert und welche Bedeutung hat dieser?
Körperliche Aktivitäten, wie der Sport, sind ein wesentlicher Teil des Lebens von
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Millionen europäischer Bürgerinnen und Bürger. Der Sport trägt zu körperlichem und
geistigem Wohlbefinden bei, hat eine erzieherische Funktion und fördert grundlegende
soziale Werte, das Wachstum und die Beschäftigung.
Des Weiteren gibt es noch einige andere Aspekte,
welche die körperliche Betätigung mit sich bringt. Sie
führt die Menschen zusammen, bekämpft den
Rassismus und die Gewalt bei Sportveranstaltungen.
Der Sport ist ein wichtiger Integrations-Faktor, sorgt für
einen sozialen Zusammenhalt, fördert gegenseitiges
Verständnis und kann außerdem soziale Unterschiede
überbrücken. Menschen mit einer Behinderung können
ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Stellung von
Frauen wird durch ihn gestärkt und sie lernen sich
durchzusetzen.
Um diesen sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Faktor in Europa zu fördern,
hat der Europarat im Lauf der Zeit mehrere Abkommen, Konventionen und Chartas
geschaffen. Diese verfolgen die Ziele der Zusammenarbeit zwischen den
Mitgliedstaaten und der Sportbewegung, wie freiwillige Strukturen des Sports und den
Schutz der Sportler vor kommerzieller Ausbeutung. Außerdem werden
gewinnbringende Aspekte für die europäische Einigung gefördert, indem die
Mitgliedsländer für transnationale Projekte und internationale Veranstaltungen
finanzielle Unterstützung erhalten.
Zuständig für den Sport im Europarat ist die Generaldirektion IV für Bildung, Kultur
und kulturelles Erbe, Jugend und Sport. Die EU unterstützt die Zusammenarbeit der
politischen Führungskräfte und der Sportverbände, um sowohl die Wertevermittlung
durch den Sport zu fördern als auch die Herausforderungen zu meistern wie
beispielsweise das Doping, die Spielabsprachen und die Gewalt, die besondere
Aufmerksamkeit erfordert. Um ein Beispiel zu nennen: Das Dopingproblem wird
zusammen mit den nationalen Behörden der EU-Länder, dem Europarat, der UNESCO
und der Welt-Anti-Doping-Agentur bekämpft.
Darüber hinaus setzt sie sich dafür ein, dass junge Sporttalente neben ihrem intensiven
sportlichen Training eine Schul- und Berufsausbildung absolvieren können, um sie für
eine zweigleisige Laufbahn vorzubereiten.
Wettkämpfe im Sport führen zu einem Wettstreit
zwischen Sportlern, Städten und Nationen. Natürlich
sehen sich die verschiedenen Sportler als Konkurrenten
und Rivalen, aber nur innerhalb des Spielfeldes. Der
Sport hat auch viel mit Respekt und Fairness dem
Gegner gegenüber zu tun. Das ist einer der wichtigsten
Aspekte und nicht, ob man gewinnt oder verliert. Der
Zusammenhalt einer Mannschaft, die Nation, die
dahinter steht, diese unterstützt und die Freundschaften
zwischen den Gegnern, sowie der Respekt denen
gegenüber. Durch internationale Turniere werden
Menschen auf der ganzen Welt verbunden, neue Werte
werden vermittelt und man lernt neue Kulturen kennen.
Bei Events wie der Leichtathletik- oder Fußball-EM
wird deutlich wie stark der Einfluss vom Sport auf unsere Gesellschaft ist.
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Die Fußball-
Europameisterschaft 2020 wird in einem neuen System ausgetragen. Erstmals
findet das Turnier nicht mehr in einem oder zwei Ländern, sondern in großen
Städten in ganz Europa statt. Wer kam auf diese Idee und welche Gründe
bewegten ihn? Bewirkt diese Umstellung Vorteile oder Nachteile für das Event und
für Europa? Was ist daran gut und gewinnbringend für die europäische Einigung?
Im Juni 2012 hat Michel Platini, der frühere
UEFA-Präsident, zum ersten Mal
vorgeschlagen ein paneuropäisches EM-
Turnier zu veranstalten. Der Unterschied zu
den vorherigen Europameisterschaften liegt
darin, dass diese nicht nur in einem Land,
bzw. zwei Ländern ausgetragen wird,
sondern erstmals in zwölf verschiedenen
Ländern und somit in zwölf verschiedenen
Städten. Die 12 Austragungsländer (siehe
links) sind aber nicht automatisch qualifiziert
wie üblich. Alle Mannschaften haben den
Qualifikationswettbewerb zu bestreiten. In
der Endrunde dürfen pro Gruppe maximal zwei Ausrichterverbände vertreten sein.
Zusätzlich soll jeder qualifizierte Ausrichter in der Gruppenphase zwei Heimspiele
bestreiten dürfen. In der K.-o.-Phase gibt es kein Recht auf Heimspiele mehr.
Dies geschieht im Jahre 2020 anläßlich des 60-jährigen Jubiläums des Tuniers.
Es gibt mehrere Vorteile die diese Europameisterschaft bringen wird.
Erstens ist es eine geringe finanzielle Last für jedes einzelne Veranstaltungsland.
Zweitens wird sie dann effizienter und zusammen organisiert.
Drittens ist es eine Chance für kleinere Nationen Teil des großen Turniers zu werden.
Viertens, wenn eine Fußball-Europameisterschaft mit all ihren Fanmeilen, Festivals,
Konzerten erst organisatorisch durch mehrere Nationen Europas verbunden wird, wird
sie auch kulturell für mehr Verknüpfungen sorgen.
Platinis Argumente für das europaweite Turnier sind die gerechte Verteilung der Kosten
und der Organisation einer EM auf mehrere Länder. Kein Land müsste ein neues
Stadion, neue Infrasrtrukturen, oder einen neuen Flughafen bauen.
EM 2020 –
UEFA revolutioniert die EM
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Doch auffällig ist, zu welchem Zeitpunkt der ehemalige UEFA-Präsident mit seiner Idee
des multinationalen Fußballfestes kam. Wirtschaftlich und politisch durchlebt Europa
eine Zerreißprobe. Doch während viele noch nach Orientierung suchen, geschieht der
Wandel.
Neben diesen gewinnbringenden Aspekten des
Sports, entstehen ebenso Herausforderungen für die
europäische Einigung bei dieser Veranstaltung.
Ein wichtiger Faktor ist, dass das Turnier nicht zum
Fernsehevent wird, da es in mehreren Ländern
ausgetragen wird. Die Fans, die früher ihr Team über
Wochen lang begleitet haben, können dies nicht
mehr machen, da es schwierig ist von einer Seite
Europas bis zur Anderen zu gelangen, um dort auch
noch ihre Mannschaft spielen zu sehen. Allein die
Organisation der verschiedenen Unterkünfte und die
Planung der An- und Abreise sind aufwändig. Europa
muss sich deswegen um günstige Flugmöglichkeiten
und Unterkünfte kümmern, damit das Pendeln
zwischen mehreren Ländern für die Fans auch zumutbar ist. Denn all jene, die
eigentlich zu den Spielen fahren würden, verfolgen das Turnier dann Zuhause vor dem
Fernseher.
Für die Länder wie Rumänien und Aserbaidschan mit den Austragungsstädten Bukarest
und Baku ist die paneuropäische EM jedoch gewinnbringend, da die Einwohner dieser
Länder nicht oft die Möglichkeit haben einen so qualitativen Fußball so günstig in
ihrem eigenem Land zu schauen, egal ob ihr eigenes oder andere europäische Länder
spielen. Es handelt sich auch nicht nur um ein einziges Spiel, sondern um drei
Gruppenspiele und ein Viertelfinale, die alle in einem Stadion ausgetragen werden.
Unabhängig von ihrer Qualifikation sind sie ein Teil der EM und fiebern mit, lernen
neue Kulturen kennen dadurch das die Fans anderer Mannschaften kommen und sie
spüren die Einigung.
Allgemein fiebert fast ganz Europa bei einer Fuβball-Europameisterschaft mit ihrer
Mannschaft mit, ob zuhause vor dem Fernseher oder live im Stadion. Überall gibt es
riesige Leinwände mit „public viewing“, wo sich viele Fans versammeln und zusammen
das Spiel anschauen. Es ist eine
ganz andere Stimmung als alleine
zuhause und man spürt die Einheit.
Die Nation ist vereint und alle
möchten, dass die eigene
Mannschaft gewinnt und fiebert
gemeinsam mit. Dieses Gefühl ist
unbeschreiblich und bei keinem
anderen Event gibt es so etwas wie
im Sport, beim Fuβball und den
olympischen Spielen. Die
Popularität von Sportarten ist teilweise sehr stark national geprägt, aber in fast allen
Ländern steht der Fuβball an erster Stelle. Europas Sportmarkt wird die letzten
Jahrzehnte immer stärker vom Fußball dominiert und deswegen hat es auch eine groβe
finanzielle Bedeutung für ganz Europa.
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Die Fuβball-Europameisterschaft ist vor allem ein Zeichen für eine europäische
Einigung und hat auch eine politische Dimension. Der Vorstandsvorsitzenden des FC
Bayern München Karl-Heinz Rummenigge äußerte sich zu der paneuropäischen EM
positiv und sagte: "Es wäre ein Zeichen, dass wir mittlerweile ein vereinigtes Europa
sind."
Der UEFA-Präsident Aleksander Čeferin nahm ebenso Stellung dazu: "Ich freue mich
sehr, dass so viele Städte und Länder unmittelbar an der EURO 2020 teilhaben können,
dass der Fußball als Brücke zwischen den Nationen fungiert und dass der Wettbewerb
so, näher an die Fans, die dem Fußball erst Leben einhauchen, heranrückt".
Mehr Gemeinschaft, weniger Nationalismus – die Idee vom sozial vereinten Europa
wird Wirklichkeit werden. Sie wird politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Veränderungen mit sich bringen – meiner Meinung nach gewinnbringende für die
europäische Einigung.