2. Bläservorspiel
Begrüßung:
Ein herzliches Willkommen an Sie zum heutigen Gottes-
dienst! Schön, dass Sie gerade heute da sind!
Ich habe kürzlich in einer Zeitungsmeldung gelesen,
wie sehr abwertend von „Integrations-Tanten und
Onkels“ gesprochen wurde. So sehr ich die Intensi-
on, die da im Zusammenhang gemeint war, ablehne,
so finde ich aber, der trifft den Nagel auf den Kopf –
allerdings nicht so, wie es Autor von ihm beabsich-
tigt war!
Wir hier in dieser Kirche sind heute wie Verwandte!
Wir sind wie Onkel, Cousins, Tanten, Schwestern und Brü-
der. Ich finde, es gibt nichts Besseres, als die Menschen als
Verwandtschaft zu sehen! In einer Familie sind auch nicht
alle gleich, aber man hat i.d.R. doch ein besonderes Zu-
sammengehörigkeitsgefühl. – Schön wäre es, wenn sich
dieses Verwandtschaftsgefühl noch mehr auf den Straßen
Partenheim ausbreiten würde.
Bei den Menschen mit und bei denen ohne Migrati-
onshintergrund. Wobei, was heißt denn „Migrati-
onshintergrund“?
Wir möchten uns mit Ihnen beim heutigen Gottesdienst
dem Thema „Migration“ annähern.Lassen Sie uns jetzt in
aller Unterschiedlichkeit feiern, dass wir als religiöse Men-
schen vor Gott zusammenkommen können und dass er uns
dienen will durch sein Wort für unser Leben.
Gott segne unser Zusammensein. Amen
3. EG136 O komm du Geist der Wahrheit
3. Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum mußt
du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du mußt uns Kraft verleihen,
Geduld und Glaubenstreu und mußt uns ganz befreien von aller
Menschenscheu.
4. Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Be-
kenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem
Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.
Votum:.
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes,
ALLE: der Himmel und Erde gemacht hat.
Die Liebe des Menschensohnes
ALLE: umfasst alles, was lebt.
Die Leidenschaft des Heiligen Geistes
1. O komm, du Geist der Wahr-heit, und keh - re bei
uns ein,
ver - brei - te Licht und Klar - heit, ver - ban - ne Trug
und Schein.
Gieß aus dein hei - lig Feu - er, rühr
Herz und Lip-pen an, daß jeg - li - cher ge - treu-er den
Herrn be - ken - nen kann.
3. Unglaub und Torheit brüsten / sich frecher jetzt als je; / darum mußt du uns rü-
sten / mit Waffen aus der Höh. / Du mußt uns Kraft verleihen, / Geduld und Glau-
benstreu / und mußt uns ganz befreien / von aller Menschenscheu.
4. Es gilt ein frei Geständnis / in dieser unsrer Zeit, / ein offenes Bekenntnis / bei
allem Widerstreit, / trotz aller Feinde Toben, / trotz allem Heidentum / zu preisen
und zu loben / das Evangelium.
1. Al - lein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für sei - ne
dar - um daß nun und nim- mer-mehr uns rüh - ren kann kein
4. ALLE: ermutigt uns zur Gemeinschaft.
Aus allen Himmelsrichtungen kommen wir zusammen,
ALLE: um Gemeinsamkeiten zu finden und Unterschiede zu
feiern.
Denn unser Gott liebt die Vielfalt
ALLE: und den Einfältigen öffnet er die Augen. Amen.
Eingangswort nach Psalm 63
Du bist meine Lebensquelle und meine Lebenskraft
Ich bin durstig, Gott,
und ich suche dich, meine Lebensquelle.
Ich bin hungrig, Gott,
und ich suche dich, meine Lebenskraft.
Meine Seele hängt an dir,
und deine rechte Hand hält mich fest.
Doch andere wollen mir das lebendige Wasser nehmen
und beschneiden meine Lebenskräfte.
Du aber breitest deine Flügel über mir aus,
und in ihrem Schatten bin ich beschützt.
Deine Güte will ich loben, solange ich lebe;
das ist meines Herzens Freude und meiner Hände Wir-
ken.
Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.
Denn ich weiß, du bist meine Lebensquelle
und meine Lebenskraft.
6. !
Gebet
Wo du bist, Gott,
zählen Geschlecht, Hautfarbe und Herkunft nicht mehr.
Wo du wirkst, Gott,
leben Menschen und Kulturen in aller Verschiedenartigkeit
miteinander.
Wo du bleibst, Gott,
verlieren Angst, Vorurteile und Hochmut ihre Macht.
Darum lass uns, Gott,
immer wieder bei dir sein und mit dir leben.
Amen.
Lesung: Röm 15,1-7
Wir Starken sind verpflichtet, die Unsicherheiten der Zwei-
felnden mitzutragen und dürfen nicht nur danach fragen,
7. was für uns persönlich das Angenehmste ist. Jede und je-
der sollte sich für die Mitmenschen zu ihrem Besten einset-
zen und sie fördern. Denn auch der *Messias hat nicht nur
danach gefragt, was für ihn selbst das Angenehmste ist,
son-dern hat so gelebt, wie geschrieben steht: Die Demüti-
gungen derer, die dich demütigen wollen, sind auf mich ge-
fallen. Alles, was einst aufgeschrieben wurde, wurde ver-
fasst, damit wir daraus lernen und durch die heiligen Schrif-
ten in unserer Widerstandskraft bestärkt und ermutigt Hoff-
nung haben. Gott, die Quelle der Kraft standzuhalten und
der Ermutigung, schenke euch, dass ihr euer Leben mitein-
ander nach den Maßstäben des Messias Jesus gestaltet
und gemeinsam aus einem Munde Gott loben könnt, den
*Ursprung dessen, dem wir gehören, Jesus des Messias.
Deshalb nehmt einander an, so wie der Messias euch an-
genommen hat. Damit ehrt ihr Gott.
Selig sind, die Wort Gottes hören und bewahren. Halleluja!
8. BEKENNTNIS DER HOFFNUNG
Wir glauben an Gott.
Er gab denen, die unter dem Gesetz litten, die Liebe;
er gab denen, die fremd waren im Land, ein Zuhause;
er gab denen, die unter die Räuber fielen, seine Hilfe.
Wir glauben an Jesus Christus,
Sohn Gottes, unseren Bruder und Erlöser.
Er gab denen, die Hunger hatten, zu essen;
er gab denen, die im Dunkel lebten, das Licht;
er gab denen, die im Gefängnis saßen, die Freiheit.
Wir glauben an den Heiligen Geist.
Er gibt denen, die verzweifelt sind, neuen Mut;
er gibt denen, die in der Lüge leben, die Wahrheit;
er gibt denen, die die Schrecken des Todes erfahren,
die Hoffnung zum Leben.
Ernesto Cardinal, Mennonitisches Gesangbuch 771
9. Credo
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde;
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen
10. 4. Wir sind taub, wir sind stumm, wollen eigne Wege gehn. Wir sind
taub, wir sind stumm, wollen eigne Wege gehn. Wir erfinden neue
Götter und vertrauen ihnen blind. Wir erfinden neue Götter und
vertrauen ihnen blind.
5. Dieser Weg führt ins Nichts, und wir finden nicht das Glück. Die-
ser Weg führt ins Nichts, und wir finden nicht das Glück, graben
unsre eignen Gräber, geben selber uns den Tod, graben unsre eig-
nen Gräber, geben selber uns den Tod.
Migration in jeder Biografie
Jeder Mensch ist ein Migrant. Denn im engen Wortsinn
heißt das ja erstmal: „einer, der sich bewegt“. Natürlich
gibt es unterschiedliche Formen von solchen Bewegungen,
- erzwungene Migration, die Menschen erdulden
müssen, wenn sie auf der Flucht sind,
1. V: Kommt her - bei, sin - get Gott, ruft ihr zu,
die uns be - freit.
A: Kommt her - bei, sin - get Gott, ruft ihm zu,
der uns be - freit.
V: Sin- gend laßt uns vor Gott tre -
ten, mehr als Wor-te sagt ein Lied. A: Sin-gend laßt uns
vor Gott tre - ten, mehr als Wor - te sagt ein Lied.
4. Wir sind taub, wir sind stumm, / wollen eigne Wege gehn. / Wir sind taub, wir
sind stumm, / wollen eigne Wege gehn. / Wir erfinden neue Götter / und vertrau-
en ihnen blind. / Wir erfinden neue Götter / und vertrauen ihnen blind.
5. Dieser Weg führt ins Nichts, / und wir finden nicht das Glück. / Dieser Weg
führt ins Nichts, / und wir finden nicht das Glück, / graben unsre eignen Gräber, /
geben selber uns den Tod, / graben unsre eignen Gräber, / geben selber uns den
Tod.
11. - bewusste Migration, die Menschen auf sich nehmen, weil
sie woanders leben möchten,
- und Migration, die stattfindet, weil sich unser Le-
ben verändert, auch wenn wir noch am selben Ort
wohnen.
Und zwischen diesen dreien gibt es noch ganz viele Zwi-
schenformen. Wir möchten gerne bei der letzten Form
bleiben, weil sie für jeden von uns gilt.
„Erst kürzlich habe ich einen früheren Schulfreund
getroffen, nach 35 Jahren! Er meinte zu mir: >Du
hast dich gar nicht verändert< Da bin ich ganz
schön erschrocken!“
Wir haben für Sie einen Text von einem Psychologen dabei,
der etwas augenzwinkernd und trotzdem sehr ernsthaft un-
sere biografischen Migrationen beschreibt. Er hat die Über-
schrift gewählt:
„Wenn Sie in Frieden sterben wollen....“
Angenommen, Sie möchten mit 85 Jahren in Frie-
den sterben,
• dann müssen Sie mit 75 akzeptieren, dass sie ein alter
Mensch sind.
Damit Sie mit 75 akzeptieren können, dass Sie ein
alter Mensch sind,
• müssen Sie mit 65 gelernt haben, sich aus der Aktivität
eines geschäftigen Lebens zurück zu ziehen.
Das gelingt aber nur, wenn Sie mit 55 akzeptieren,
dass es jüngere und dynamischere Kollegen gibt.
Wenn Sie mit 55 die Grenzen des beginnenden Alters ak-
zeptieren wollen,
12. • dann müssen Sie mit 45 die Midlifecrisis erfolg-
reich überwunden haben und gelernt haben, wahr
zu nehmen, dass ihr Leben Grenzen haben wird.
Das schaffen Sie aber nur,
• wenn Sie mit 35 wesentliche Standpunkte im Leben, in
Partnerschaft, Familie und Beruf erreicht haben.
Wenn Sie mit 35 wesentliche Standpunkte Ihres Le-
bens erreicht haben wollen,
• dann müssen Sie mit 25 die wesentlichen Arbeitstugen-
den gelernt haben, wie z.B. Verantwortung. Sie sollten da-
bei sein, ein vernünftiger Erwachsener zu werden.
Wenn Sie mit 25 dabei sein wollen ein vernünftiger
Erwachsener zu werden,
• dann sollten Sie mit 20 die wesentlichen Beziehungskom-
petenzen wie z.B. Disziplin erlernt haben. • Das gelingt Ih-
nen aber nur, wenn Sie mit 15 gelernt haben, die Mathema-
tik-Hausaufgaben zu machen!
Und der Mann schließt: Wenn Sie also mit 85 in
Ruhe sterben wollen, müssen Sie mit 15 ihre Mathe-
Hausaufgaben vernünftig machen!
Jeder von uns ist ein Migrant in seiner Biografie oder sollte
es zumindest sein.
In verschiedenen psychologischen und spirituellen
Traditionen gibt es dazu das Modell des „Lebens-
bogens“. Wie schon der Name sagt, wird unser Le-
ben als ein Bogen gezeichnet mit einer „Zeit des
Aufstiegs“ oder des „biografischen Vormittags“ und
nach der „Lebensmitte“ mit einer „Zeit des Ab-
stiegs“ oder des „biografischen Nachmittags“.
Dazu gehört das Motto des Lebensbogens: „Was die Ju-
gend außen fand und finden sollte, soll der Mensch des
Nachmittags innen finden.“
13. Wenn Sie sich an Ihre eigene Biografie erinnern,
können Sie vielleicht auch nachvollziehen, wie die
„Zeit des Aufstiegs“ näher beschrieben wird: „Ein
Junger, der nicht kämpft und siegt, hat das Beste
seiner Jugend verspielt.“
Und zur Zeit des Abstiegs gehört: „Ein Alter, welcher auf
das Geheimnis der Bäche, die von Gipfeln in Täler rau-
schen, nicht zu lauschen versteht, ist sinnlos.“
Unser Leben gleicht einem Spannungsbogen in
dessen Verlauf wir manche Überzeugungen, Werte,
Ziele und Motivationen verändern müssen, können
oder wollen.
Hoffen wir, dass frühere Schulfreunde zu uns sagen können:
„Du hast dich aber verändert und das gefällt mir!“
Instrumental How many roads
Sprecher_in:»Wir haben hier keine bleibende Stadt, son-
dern die zukünftige suchen wir.«
So heißt es ziemlich am Ende des Hebräerbriefs. Der Ver-
fasser hatte dabei Vater Abraham im Kopf, den Glaubens-
vater dreier Weltreligionen: Judentum, Christentum und
Islam. Ibrahim heißt er im Koran.
Sprecher_in:»Und GOTT sprach zu Abram:
Geh aus deinem Vaterland und von deiner Ver-
wandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein
Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum
großen Volk machen und ich will dich segnen und
dir einen großen Namen machen, und du sollst ein
Segen sein.«
So beginnt sie – die Geschichte von Abraham im
biblischen Buch Genesis, dem 1. Buch Mose. Abra-
ham sollte ausziehen in ein Land, das Gott ihm zei-
14. gen werde. Warum?
Warum ist er nicht geblieben, wo er herkam? – In
seinem Vaterland,
– bei seiner Verwandtschaft,
– in seines Vaters Hause?
Ein Flüchtling, wie die meisten heutigen Flüchtlinge,
ist er offen sichtlich nicht. Politisch wurde Abraham
nicht verfolgt, er floh auch vor keinem Bürgerkrieg.
Und ein so genannter Armuts-flüchtling war er erst
recht nicht.
Denn Abraham hatte Besitz, ihm gehörte eine Men-
ge an Vieh und andere »Habe«, er besaß Sklavinnen
und Sklaven, die für ihn arbeiteten. Was trieb Abra-
ham dann dazu auszuwandern, zu emigrieren, die
Heimat zu verlassen? Nichts anderes als eine Ver-
heißung:
Sprecher_in: »Ich will dich zum großen Volk machen und
ich will dich segnen. Und du sollst ein Segen sein! Für alle
auf Erden.«
So sagt es jedenfalls die Bibel, so schön, so gut, so eindeu-
tig. Im ganz praktischen Leben war’s »wahrscheinlich sehr
viel vager, sehr viel unbestimmter. Auf Ahnungen hat Abra-
ham sich verlassen. Gerüchten ist er gefolgt.«
Abraham emigrierte. Und als er wegzog, wusste er nicht,
wohin die Reise geht. Und so war er ...
Sprecher_in: »ein Fremdling im verheißenen Land
und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob [...], denn
er wartete auf die Stadt, deren Baumeister und
Schöpfer Gott ist.«
Abraham zog aus und wusste nicht, wohin.
Und heute?
Sie und ich wissen auch nicht, wohin unsere Lebens-
15. reise geht. Wer kann schon sagen, wo wir hinkom-
men?
Abraham kommt am Ende dort an, wo er bleiben
kann. In dem Land, das er erben sollte.
Und doch bleibt er dort ein Fremder, wohnt in Zel-
ten.
In Zelten! Kein Einfamilienhaus, kein Vorgarten samt
Gartenzaun, kein Gewächshaus, keine Hollywood-
Schaukel. Bloß ein Zelt!
Ein Zelt kann man jederzeit ab – und woanders wie-
der auf - bauen. Abraham bleibt ein Fremder.
Denn er wartete auf die Stadt, deren Baumeister
Gott ist. »Glaube« scheint hier so etwas zu sein wie
ein Vorbehalt. Selbst im verheißenen Land ist Abra-
ham nicht ganz daheim. Zelt und Familie, Milch und
Honig – sie sind nicht alles.
Sprecher_in: »Wir haben hier keine bleibende Stadt ...«
Viele Menschen bleiben dort, wo sie einmal geboren wur-
den. Und fühlen sich dort, wo sie sind, zu Hause. Und nicht
selten auch zufrieden.
Andere Menschen migrieren, wandern aus oder müssen
aus ihrer Heimat fliehen. Und unterwegs werden diese
Menschen zu Fremden.
Oder – wenn sie Glück haben! – zu Gästen.
Flüchtlinge, »Gäste und Fremdlinge können etwas, was
man unbedingt braucht, um heil durchs Leben zu kommen.
Sie blicken über den Rand hinaus. Sie warten auf das bes-
sere Vaterland. Sie wollen vorwärts und nicht zurück.«
Fremdlinge müssen über den eigenen Tellerrand schauen
können, sie müssen evtl. sogar mehrere Sprachen spre-
chen. Und sie wissen etwas, was für alle Menschen gilt, was
Ortsansässige jedoch leicht vergessen: Menschen können
16. gar nichts anderes sein als Gäste auf dieser Erde.
Einen dauerhaften Aufenthaltstitel hat niemand.
Sprecher_in: »Ich bin ein Gast auf Erden und hab
hier keinen Stand; der Himmel soll mir werden, da
ist mein Vaterland.“ so hat das schon Paul Gerhard
gedichtet.
Gäste, Fremdlinge, Flüchtende wissen das.
Und Menschen, die glauben!
Glaubende sind in dieser Welt nie ganz zu Hause.
Genau dafür ist Abraham ein uraltes Vorbild.
Sprecher_in: »Durch den Glauben ist er ein Fremdling ge-
wesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden
und wohnte in Zelten. Denn er wartete auf die Stadt, die
einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer
Gott ist.«
Abraham wartete auf eine andere Stadt, auf eine zukünfti-
ge. Die zukünftige Stadt? Welche?
Die Bibel beschreibt die zukünftige Stadt, den Himmel auf
Erden, ganz am Ende im letzten Buch der Heiligen Schrift
als »Hütte Gottes bei den Menschen«.
Sprecher_in: »Und Gott wird abwischen alle Tränen
von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr
sein.«
So soll es sein – dann.
Und jetzt schon – in Ansätzen.
Das ist die Richtung, dahin sind wir unterwegs.
Sich in der Welt auch fremd zu fühlen, ja: im verhei-
ßenen Land zu leben wie in einem fremden – das
gehört zum Glauben dazu.
Wenige Sätze nach unsrer heutigen Passage erzählt
17. der Hebräerbrief von all den Nachkommen Abra-
hams – so viele »wie die Sterne am Himmel und wie
der Sand am Meer, der unzählbar ist.«
Sprecher_in: »Diese alle sind gestorben im Glauben und
haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von
ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie
Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Wenn sie aber sol-
ches sagen, geben sie zu verstehen, dass sie ein Vaterland
suchen.
[...] Sie sehnen sich nach einem besseren Vaterland, nämlich
dem himmlischen.«
Wir sind nur Gast auf Erden und wandern einer ganz ande-
ren Heimat zu.
Gäste, Fremdlinge, Flüchtende, Glaubende wissen das:
wir haben hier keine bleibende Stadt. Und die schönsten
und wie für die Ewigkeit gebauten Häuser müssen wir wie-
der verlassen.
Allerdings: auf diesem blauen Planeten sind Pflanzen, Tiere,
Menschen, alles, was lebt, dazu ausersehen, eine Vergäng-
lichkeit lang »atmen, lieben, sich tummeln zu dürfen.« Und
lieben und leben, arbeiten und Urlaub machen - dürfen wir.
Wir haben ein Gastrecht auf dieser Erde.
Das aber gilt nicht allein für uns,
– nicht allein für uns in Mitteleuropa oder den USA,
– nicht allein für junge Gesunde,
– mit Arbeit und Einkommen.
Das gilt für alle Menschen gleichermaßen. Wenn man die
Menschenrechte ernst nimmt, dann haben alle Menschen
ein Gastrecht auf dieser Erde.
Dann dürfte sich jeder eine Vergänglichkeit lang hier tum-
meln und arbeiten und lieben, mit den Kindern spielen und
Urlaub machen.
18. Sprecher_in: »Alle Menschen sind frei und gleich an
Würde und Rechten geboren ohne irgendeinen Un-
terschied, etwa
– nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht,
– Sprache, Religion,
– politischer oder sonstiger Überzeugung,
– nationaler oder sozialer Herkunft,
– Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.«
Jeder Bewohner der Erde hat somit das Recht, ein
würdiges, ein unverstümmeltes Leben zu führen,
sein Gastrecht zu nutzen. Bloß: wo kann man dieses
Recht einklagen?
Es bleibt eine Aufgabe derjenigen, die das Privileg
haben, ihr Gastrecht in vollen Zügen zu nutzen, dass
dies andere Menschen auch tun können.
Wer selbst auf der Durchreise ist, kann anderen das
Bleiben nicht bestreiten.
Und dabei ist es egal, wer was glaubt und wer wel-
cher Religion angehört. Die Aufgabe bleibt für alle
gleich.
Sprecher_in: »Ich sah einen neuen Himmel und eine neue
Erde. «
Ja, dann ist unsere Aufgabe beendet. Dann sind wir am Ziel
unserer Gastzeit.
Sprecher_in: „Ein Tag der sagt ́s dem andern, mein
Leben ist ein Wandern zur großen Ewigkeit. O
Ewigkeit du schön, mein Herz an dich gewöhne,
mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“
Amen
19. 2. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, dein Reich komme,
Gott, dein Reich komme. Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt
und geschieht unter uns. Dein Reich komme, Gott, dein Reich
komme.
3. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, dein Reich komme,
Gott, dein Reich komme. Wege durch Leid und Entbehrung führen
zu dir in dein Reich. Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
Fürbitten
Gott, höre unser Gebet:
Für alle Menschen guten Willens unseres Landes,
dass sie mit Entschiedenheit die Würde und Gleichheit aller
hier lebenden Menschen bekunden und verteidigen:
1. Laß uns den Weg der Ge-rech-tig-keit gehn, dein Reich
kom -me, Gott, dein Reich kom -me. Dein Reich in
Klar - heit und Frie - den, Le - ben in Wahr - heit und Recht.
Dein Reich kom - me, Gott, dein Reich kom - me.
2. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter
uns. / Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
3. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Wege durch Leid und Entbehrung führen zu dir in dein Reich. /
Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
Gott, er - bar - me dich, er - bar - me dich. Gott,
er - bar - me dich, Gott, er - bar - me dich.
20. !
Für die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen,
dass sie durch unsere Haltung und Taten erfahren,
dass sie in dieser Gesellschaft Platz haben:
!
Für die Menschen, die an Gott glauben,
dass sie mit ihrer Lebensform den Willen Gottes
nach Glück, Frieden und Gerechtigkeit
für alle Menschen bezeugen:
!
Für uns, die Ökumene feiern und fördern,
dass unsere Vielfalt im Glauben und im Gebet
Zeichen und Ansporn für die Vielfalt in der Gesellschaft
sei:
Gott, er - bar - me dich, er - bar - me dich. Gott,
er - bar - me dich, Gott, er - bar - me dich.
Dein Reich kom - me, Gott, dein Reich kom - me.
2. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter
uns. / Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
3. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Wege durch Leid und Entbehrung führen zu dir in dein Reich. /
Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
Gott, er - bar - me dich, er - bar - me dich. Gott,
er - bar - me dich, Gott, er - bar - me dich.
kom -me, Gott, dein Reich kom -me. Dein Reich in
Klar - heit und Frie - den, Le - ben in Wahr - heit und Recht.
Dein Reich kom - me, Gott, dein Reich kom - me.
2. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter
uns. / Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
3. Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, / dein Reich komme, Gott, / dein
Reich komme. / Wege durch Leid und Entbehrung führen zu dir in dein Reich. /
Dein Reich komme, Gott, dein Reich komme.
Gott, er - bar - me dich, er - bar - me dich. Gott,
er - bar - me dich, Gott, er - bar - me dich.
21. !
Stilles Gebet
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gott, er - bar - me dich, er - bar - me dich. Gott,
er - bar - me dich, Gott, er - bar - me dich.
1. We shall o- ver - come,
we shall o- ver - come,
we shall o - ver - come some
day. Oh, deep in my heart I do be -
lieve, we shall o - ver - come some day.
3. We are not afraid, / we are not afraid, / we are not afraid today. / Oh, deep in
my heart I do believe, / we shall overcome some day.
22. 3. We are not afraid, we are not afraid, we are not afraid today. Oh,
deep in my heart I do believe, we shall overcome some day.
6. We'll walk hand in hand, we'll walk hand in hand, we'll walk hand
in hand some day. Oh, deep in my heart I do believe, we shall over-
come some day.
7. We shall live in peace, we shall live in peace, we shall live in
peace some day. Oh, deep in my heart I do believe, we shall over-
come some day.
Abkündigungen
Kollekte: Eigene Kirchengemeinde
Segen
Segne uns, Gott, auf unserem Weg.
Segne unsere Hände, wenn sie tätig sind für eine faire Gesellschaft.
Segne unseren Herzschlag, wenn wir uns einsetzen für Flüchtlinge,
Ausgegrenzte und an den Rand Gedrängte.
Segne unsere Füße, wenn sie auf dem Weg des Friedens gehen.
Segne unsere Schultern, wenn wir die Last der Ungerechtigkeit auf
ihnen spüren.
Es segne uns Gott und schenke uns allezeit Frieden Amen.
Bläsernachspiel