Unser Erwachsenenbildungs-Magazin "dreieck" wird 2-3mal jährlich vom Salzburger Bildungswerk herausgegeben. Es beinhaltet die Darstellung und Auseinandersetzung mit
aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen
Themen und fungiert Mitteilungs- und Serviceblatt über Veranstaltungen
des Salzburger Bildungswerkes.
Das „dreieck“ richtet sich an MitarbeiterInnen in
der Erwachsenenbildung, MultiplikatorInnen,
PolitikerInnen sowie Medien.
4. 4 |
Erwachsenen-
Inhalt
bildung
Foto: Pixelio.de /Bredehorn.J
weiterhin
auf der
Ersatzbank?
Mehr dazu auf
07
Seite 7
Erwachsenenbildung 08 Eltern-, Frauen-
und Seniorenbildung
Blickpunkte Gemeindeentwicklung
06 BildungsWEB 2.0 16 Salzburger Gemeinden schaffen Orte der Begegnung
17 „Neues Leben in alten Mauern – Lebensraum. Lebenstraum.
Gemeinde“
Erwachsenenbildung 17 Neue Staffel „J.A! Jung trifft Alt“ gestartet
07 Erwachsenenbildung weiterhin auf der Ersatzbank? 18 Ein Herz für Hallein
07 Fördern statt fordern
08 Kostenlose Bildungsberatung für ALLE
Europa und Politische Bildung
20 Freie Fahrt nach Mikulov
Eltern-, Frauen- und Seniorenbildung 21 Das Europa, das wir brauchen versus das Europa,
08 Geld für die Familienkassa das wir wollen
09 Das war unsere Zeit! Generationen erzählen 21 Kunst im Zeichen des religiösen Dialogs
10 Kinder brauchen Grenzen?! 22 Vorschau 2012: Nie wieder Krieg!
12 Aktives Altern?!
14 GLOSSE: Wenn Frauen Schule machen ...
Internationale Solidarität
23 Was steckt hinter Dritte Welt-Patenschaften?
Ein Herz für Hallein
Mehr dazu ab Seite 18
03/2011 dreieck
5. | 5
16 Gemeindeentwicklung 24 Aus der Direktion 27 Aus Gemeinde und Bezirk
Aus der Direktion Arbeitskreise
24 50 Jahre Bildungswochen im Land Salzburg 35 Mundartpreis neu belebt
25 Sing ein frohes Lied dem Tag!
26 Unsere Herbstfahrt nach Linz
Personalia
35 Neue Bildungswerkleiterin für Rauris
Aus Gemeinde und Bezirk 36 Engagement verGOLDet
27 Ein Wochenende im Zeichen der Kräuter 36 Ehrenamt kommt in Göming nicht aus der Mode
27 Flotte Käfer auf Rädern 36 Arbeit, die bereichert(e)
28 Vo Schoppornou bis Niedansöi 37 Das Salzburger Bildungswerk gratuliert
28 Ich darf meinen Lehrer nicht duzen ... 37 Ehrennadel in Silber an Hans Stehrer
29 Übern Trischibl zum Cyberspace 38 Bildung, die bewegt!
30 lern.fest.2011 38 Das Salzburger Bildungswerk begrüßt
30 Wer sind die Freiwilligen? 38 Zum Gedenken
31 Mösler haben großes Herz für Kinder
32 Bildungswochen-Spitzenreiter ...
33 14 Freiwillige zertifiziert Veranstaltungstipps
33 Der Duft der Stillen Zeit 02 Veranstaltungstipps
34 „Alles fließt“ 39 Ehren.Sache
34 In nomine Patris
dreieck 03/2011
6. 6 | B lic k p u n k te
BildungsWEB 2.0 – Wir sind Gestalter der Zukunft
... auch mit dem Salzburger Bildungswerk kann man sich nun virtuell anfreunden
S
oziale Netzwerke wie Facebook, Twit- sprochen“. Sei es von TeilnehmerInnen getwittert. Bereits nach einer Woche hatte
ter und YouTube nehmen eine immer unserer (Bildungs-)Veranstaltungen, Refe- die Fanseite des Salzburger Bildungswerkes
wichtiger werdende Bedeutung für ein rentInnen, MitarbeiterInnen oder Bildungs- an die 30 Fans und 10 Followers auf Twitter.
Unternehmen ein. Auch das Salzburger Bil- werkleiterInnen, die bereits privat über
dungswerk verwendet schon seit längerem einen Account bei einem oder mehreren so- Unsere BildungswerkleiterInnen können
Web 2.0-Tools, wie die Terminvergabe mit- zialen Netzwerken verfügen. Wichtige Ziel- ihre Veranstaltungen als Person auf Face-
tels Doodle, die an Wikipedia angelehnte gruppen, wie die Altersgruppe der 20- bis book bewerben, kommentieren, Hinter-
Plattform Salzburgwiki (die weltweit die 40-Jährigen, finden sich zu größten Teilen grundinfos posten, u.v.m.
Nummer 3 unter den regionalen Wissens- täglich im Web 2.0 ein, um sich auszutau- Zusätzlich werden wir wöchentlich aus-
plattformen einnimmt und mehr als 36,5 schen, zu vernetzen oder aber auch um zu gewählte Veranstaltungen als Salzburger
Millionen Zugriffe verzeichnet), Google- recherchieren. So suchen laut Austria Inter- Bildungswerk auf Twitter und Facebook be-
Maps und ContentManagementSysteme net Monitoring von den rund sechs Milli- werben, so können auch „Internetmuffel“
(PIMCORE, Typo3), um ihre Homepages zu onen österreichischen InternetuserInnen sicher sein, dass ihre Bildungswoche gepos-
warten. Web 2.0 ist also schon bei uns ange- über 30 Prozent aktiv nach Ausbildungs-, tet bzw. getwittert wird.
kommen, aber noch nicht im strategischen Weiterbildungs- oder Kursangeboten.
Einsatz der Öffentlichkeitsarbeit und Veran- Gerne können Sie sich mit uns auch via Fa-
staltungsbewerbung. Unsere Vorteile „sehen und cebook virtuell anfreunden oder uns auf
gesehen werden“ Twitter durch unseren Bildungsalltag be-
Mittendrin statt Das Salzburger Bildungswerk hat das Potenti- gleiten. Machen wir gemeinsam Bildung
außen vor! al einer Online-Gemeinschaft erkannt und ist lebendig und lassen die virtuelle Communi-
nun auch auf Facebook und Twitter online. ty daran teilhaben. Einfach auf unsere
Auch wenn wir als Salzburger Bildungswerk So wird seit Oktober 2011 unter www.face- Homepage salzburgerbildungswerk.at ge-
im „Social Network“ bisher nicht vertreten book.com/salzburgerbildungswerk gepostet hen und unter Facebook oder Twit-
waren, so wurde doch über uns darin „ge- und unter twitter.com/SBGBildungswerk terxmitlesen! (MP)
03/2011 dreieck
7. Er wa ch s en e nb ild u ng | 7
Erwachsenenbildung weiterhin
auf der Ersatzbank?
VON PETER BRAUN
V
or 20 Jahren haben die gemeinnüt- re Verschlechterungen. Insgesamt ist die nahezu allen Einrichtungen. Alles in allem
zigen Einrichtungen der allgemeinen Weiterbildung weiterhin der am heftigsten wurden im Jahr 2010 16.124 Vorträge,
und beruflichen Erwachsenenbil- unterfinanzierte Bereich unseres Bildungs- Kurse und Seminare durchgeführt, die von
dung und der öffentlichen Bibliotheken die systems. 354.480 Menschen besucht wurden. Ver-
„Arbeitsgemeinschaft Salzburger Erwach- stärkt nachgefragt sind hier die berufsbil-
senen Bildung“ gegründet. Das damalige 20 Jahre „arbeitsgemeinschaft denden Angebote. Die Hälfte bis zwei Drit-
Leitmotiv: Erwachsenenbildung von der Salzburger Erwachsenenbildung“ tel der Fortbildungswilligen sind Frauen.
bildungspolitischen Ersatzbank herunter- Salzburg ist für freiwillige kooperative Struk- Diese Entwicklung ist unter anderem auf
holen und neben Schule und Hochschule turen der gemeinnützigen Weiterbildung die erkennbare Wende in der Förderpolitik
ein gleichwertiger Teil des Bildungssystems in Österreich wegweisend gewesen, indem der öffentlichen Hand, insbesondere auch
werden. Ist dies gelungen? Die Antwort ist man hier mit vier kooperativen Entwick- von Seiten des Landes Salzburg, hin zu ei-
ambivalent. Das Wissen über die Bedeutung lungskonzepten seit 1991 alle fünf Jahre ner verstärkten Forcierung der beruflichen
der Weiterbildung und des öffentlichen Bi- Entwicklungsperspektiven und Positionen Weiterbildung zurück zu führen. Dass die öf-
bliothekswesen ist heute größer als vor 20 für die Weiterbildung im Bundesland for- fentlichen Bibliotheken und Bildungswerk-
Jahren. Die von der Bundesregierung im muliert hat. Salzburg hat (noch) eine gesun- einrichtungen für die nächsten drei Jahre
Juli dieses Jahres beschlossene „Strategie de Grundstruktur mit einer einzigartigen um 8 Prozent gekürzt werden, wirft diese
zum lebensbegleitenden Lernen in Öster- Flächendeckung in Österreich. Einrichtungen aber auf das Förderungsni-
reich“ formuliert sehr ehrgeizige Ziele und veau von Mitte der neunziger Jahre zurück.
Benchmarks für die nächsten Jahre, diese Die Veranstaltungs- und TeilnehmerInnen- Das ist keine Perspektive. Das derzeitige,
betreffen auch die Erwachsenenbildung. statistik der Mitgliedsorganisationen der relativ ausbalancierte Förderungssystem in
Im Bundesland Salzburg aber haben sich, Arbeitsgemeinschaft Salzburger Erwachse- der Salzburger Weiterbildung in einem Be-
in Relation zu den öffentlichen Ausgaben nenbildung weist für das Jahr 2010 kaum reich einseitig zu verändern (es geht um gut
in die anderen Bereiche des Bildungssys- eine Veränderung gegenüber 2009 auf. Im 100.000 Euro pro Jahr) und damit das insge-
tems – Schule und Hochschule –, die Be- Vergleich etwa zu den Vorjahren 2008 und samt positive Bild zu beschädigen, sollte in
dingungen für die Weiterbildung nur in den 2009, wo insbesondere bei den Veranstal- jedem Fall vermieden werden.
neunziger Jahren deutlich verbessert. Zur tungszahlen noch deutliche Anstiege zu
Zeit verbessert sich die Situation in einigen verzeichnen waren, stagnieren die Veran- Dir. Mag. Peter Braun ist Vorsitzender der Arbeitsge-
Bereichen, in anderen gibt es unzumutba- staltungs- und TeilnehmerInnenzahlen in meinschaft Salzburger Erwachsenenbildung.
Fördern statt fordern
Helmut Mödlhammer fordert Anreizsysteme für Freiwilligenarbeit
D
as Europäische Jahr für Freiwilligentätigkeit geht zu Ende. Engagement fördern und nicht behindern
Was wird davon übrig bleiben außer vielen anerkennenden sollen. Erbrachte Leistungen könnten bei-
Reden und einem etwas dickeren Pressespiegel über Eh- spielweise mittels Punktesystem abgerech-
renamtlichkeit? Manche Ideen bekamen heuer prominente Unter- net werden. Haftungsfragen sollen endlich
stützung. Gemeindebundpräsident Bgm. Helmut Mödlhammer geklärt und die Möglichkeiten für einen Versicherungsschutz für
fordert zum Beispiel, dass Menschen, die ihre Tatkraft unentgelt- ehrenamtliches Engagement ausgeweitet werden. Vielleicht wird
lich zur Verfügung stellen, später davon profitieren sollen, und im nächsten Jahr doch etwas umgesetzt. Immerhin liegt jetzt ein
dass rechtliche Rahmenbedingungen für Freiwilligenarbeit das erster Entwurf für ein Freiwilligengesetz vor. (RiB)
dreieck 03/2011
8. 8 | E r wa c h se n e n b i l d u n g
Kostenlose Bildungsberatung für ALLE
Neues Netzwerk in der Erwachsenenbildung
Z
iel des Netzwerkes Bildungsberatung ist es, den Bür-
gerInnen in Land und Stadt Salzburg eine kompetente,
qualitätsvolle und wohnortnahe Bildungsberatung und
-information zu ermöglichen. Ferner sollen im Laufe des Pro-
jektes die Beratungs- und Weiterbildungsangebote besser auf
individuelle wie auch regionale Bedürfnisse abgestimmt und
weiterentwickelt werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden alle wichtigen Akteu-
rInnen im Bereich Berufs- und Bildungsberatung und Weiter-
bildung in Stadt und Land auf zwei Ebenen verbunden: dem
PartnerInnen- und dem AkteurInnenetz. Den Kern bildet der
Verein Salzburger Erwachsenenbildung als Träger und Koor-
dinator, zusammen mit den beratungsaktiven PartnerInnen
BiBer Bildungsberatung, Frau&Arbeit, Verein VIELE, der AK-
Kompetenzberatung, der WKS-Karriereberatung sowie den
Lernenden Regionen.
Gefördert wird dieses ESF-Projekt aus Mitteln der Europäischen
Nähere Informationen erhalten Sie bei Katrin Reiter, Union, des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kul-
Bakk.phil. MA, Projektkoordinatorin Netzwerk Salzburg. tur, Abteilung Erwachsenenbildung, des Landes und der Stadt
Tel: +43 (0)664 216 44 30 oder katrin.reiter@eb.salzburg.at Salzburg sowie des Arbeitsmarktservice Salzburg.
| E lte r n- , Fra u e n - u n d Se n i o renbildung
Forum Familie informiert
Online-Broschüre „Geld für die Familienkassa -
Beihilfen & Förderungen“
Gerade in schwierigen Zeiten wollen wir Familien den Zugang zu Finanzhilfen erleichtern. Daher bieten wir
die neue und aktuelle Version unserer Online-Broschüre: www.salzburg.gv.at/1204_forumfamilie_familienkassa.pdf
Die Broschüre enthält viele Neuerungen, wie z.B. Änderungen bei der Familienbeihilfe, und ist in folgende Abschnitte gegliedert:
3 der Geburt
Vor 3Fördertipps für Lehrlinge 3Finanzielle Erleichterungen für
3Nach der Geburt – Kinderbetreuung 3Ebbe in der Kassa finanzielle Menschen mit Behinderung
3Fördertipps für Schulkinder Notlagen 3Weiterführende Links
Detaillierte Infos bekommen Familien und Interessierte auch gerne direkt bei Forum Familie, den Elternservice-Stellen des Landes in
allen Bezirken: www.salzburg.gv.at/forumfamilie
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9. El ter n -, Fra uen - un d S en i orenb ild u ng | 9
Foto: FamilieN/ProSenectute
Das war unsere Zeit! Generationen erzählen
Ein Projekt stellt sich vor
Wenn ein alter Mensch stirbt, dann ist es, Archive, Chroniken, Stadt- und Landesarchiv sowie ORF und Salz-
als ob eine ganze Bibliothek verbrennt. burger Nachrichten dokumentiert und diese Art der örtlichen „Wis-
sens- und Geschichtsspeicherung“ in Gemeinden als Fixeinrichtung
Afrikanisches Sprichwort
verankert werden. Denn: Die Schilderungen, Berichte und Anekdo-
ten, subjektiv nacherzählt und erinnert, ergeben als „oral history“
W
ie sah es in Ihrer Gemeinde vor siebzig Jahren aus? Wel- ein ganz besonderes Stück Salzburger Geschichte. (bh)
chen Schulweg mussten Kinder in Ihrer Gemeinde um
1935 zurücklegen? Was erlebten sie im Unterricht? Wie
haben Generationen vor Ihnen Weihnachten gefeiert? Wie haben Und nun unsere Bitte an Sie: Bei der Ansprache lokaler „Per-
sich die Lebensbedingungen in den letzten siebzig Jahren eigent- sönlichkeiten“, und später auch bei der Durchführung der
lich verändert? Interviews, sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Denn Sie sind
unsere Kontaktperson zu den ZeitzeugInnen Ihres Ortes. Diese
Diese und viele weitere Fragen will der Arbeitskreis Seniorenbildung Ihre Unterstützung ist von enormer Bedeutung für das Gelin-
mit seinem im Herbst 2012 startenden Projekt „Das war unsere Zeit! gen des Projektes, weshalb wir Sie schon jetzt um Folgendes
Generationen erzählen“ beantwortet wissen. Das ehrgeizige Projekt ersuchen: Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie sich eine Mitarbeit Ihres
des Salzburger Bildungswerkes zielt darauf ab, mit Hilfe standardi- Bildungswerkes am Projekt „Das war unsere Zeit! Generationen
sierter Befragungsinstrumente in jeder Gemeinde des Landes Salz- erzählen“ vorstellen können. Wenn ja, freuen wir uns über erste
burg mindestens zwei Personen der Geburtsjahrgänge vor 1932 zu Überlegungen zu geeigneten ErzählpartnerInnen Ihres Ortes!
ihrer Jugendzeit zu befragen. Der Arbeitskreis setzt damit einen Im-
puls, der die ältere Generation wachrüttelt, aber auch die jüngeren
Generationen anspricht. Möglichst viele ältere Menschen sollen Für Ihre Anregungen und Fragen stehe ich gerne zur Verfügung:
hinsichtlich ihrer Biografien aktiviert, das Erzählte durch örtliche Dr. Günther Signitzer, Tel: 0662-872691, office@sbw.salzburg.at
dreieck 03/2011
10. 10 | E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung
Kinder brauchen Grenzen?!
Foto: Irina Drazowa-Fischer
Die heutige Eltern-Kind-Beziehung
Teil 2 des Gespräches mit in der Erziehung nicht alleine ist und Unter- Welchen Effekt hat so ein Training für die
Dr. Manfred Wünsche stützung erhält – zum Beispiel vom anderen Eltern?
Elternteil oder eben durch die Großeltern. Sie erarbeiten sich Wissen über ihr Kind und
I
m letzten „dreieck“ war der erste Teil Um auch einmal nicht Eltern sein zu müs- das Miteinander zwischen Eltern und Kind.
eines Interviews mit dem Psychologen, sen und ein Leben abseits des Kinder Erzie- Sie lernen, dieses Wissen konkret in ihrem
Gesundheitspsychologen und Psycho- hens führen zu können. Das relativiert viel Alltag umzusetzen. Sie überprüfen, ob sie
therapeuten Dr. Manfred Wünsche zu le- und erleichtert es, sich mit den alltäglichen nicht auch vieles richtig machen. Dann wer-
sen. Im 2. Teil unseres Gespräches haben Anforderungen zu Recht zu finden. den sie im Training dafür auch bestärkt und
wir mehr Zeit für interessante Detailfragen erlangen Sicherheit. Davon profitieren nicht
verwendet. Sehen Sie in den letzten Jahren Verän- nur die Eltern, sondern auch ihre Kinder.
derungen der Themen in der therapeu- Und es tut immer gut zu erfahren, dass die
In der Arbeit mit Eltern sind vielfach die tischen arbeit mit Eltern? anderen Eltern mit ähnlichen Schwierig-
Erziehungshintergründe ein viel bespro- Die Verunsicherung der Eltern wird durch keiten oder Fragestellungen konfrontiert
chenes Thema. Aber es braucht auch gesell- mediale Auseinandersetzungen leider ver- sind. Nicht alleine zu sein oder zu erfahren,
schaftliche Rahmenbedingungen, die es El- stärkt. TV, Internet und Ratgeber sind stän- wie Andere mit den Anforderungen zu
tern erleichtern, ihre Sache gut zu machen. dig präsent und müssen von den Eltern Recht kommen, unterstützt mich und die
interpretiert werden. Der Einfluss dieser Eltern in den Trainings enorm.
Herr Dr. Wünsche, welches Umfeld brau- Medien wird immer stärker. Viele dieser
chen Eltern, um ihre Sache gut zu ma- MeinungsbildnerInnen erzeugen Halbwahr- Brauchen Eltern einen Plan in der Erzie-
chen? heiten und müssen kritisch und reflektiert hung oder haben wir das intuitiv intus,
Ein gelungenes Familienleben hat immer betrachtet werden. Das findet aber meist wie es geht?
auch mit der Verfügbarkeit von Ressourcen nicht statt. In meiner Tätigkeit als Eltern- Viele Eltern haben eine natürliche Gabe
zu tun. Egal, ob das die Größe der Woh- trainer geht es oft darum, Licht ins Dunkel und Intuition, wie das Miteinander funkti-
nung, eine zufriedenstellende Partnerschaft zu bringen, Eltern Sicherheit zu geben und oniert und können auch danach handeln.
oder die Verfügbarkeit von Großeltern sind. konkrete Schritte für Veränderungen beizu- Viele Eltern werden aber durch ihre eigene
Ich halte es für immens wichtig, dass man bringen. Geschichte und Erfahrungen verunsichert,
03/2011 dreieck
11. El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng | 11
sodass diese Intuition verloren geht. Mir wir Menschen eben, und das Meiste ist
geht es gar nicht darum, gegen intuitives gut versteh- und nachvollziehbar. Auch ich
Handeln vorzugehen. Vielmehr sollten sie mache im Übrigen Fehler in der Erziehung
dieses nützen, aber eben auch Zusammen- meiner Kinder. Ich weiß aber meist schnell Manfred Wünsche
hänge lernen und dort Veränderungen er- – zumindest wenn es notwendig ist – worin ist Klinischer
wirken, wo es notwendig ist. das Problem liegt und wie ich es verändern Psychologe, Gesund-
kann. heitspsychologe und
Was können Eltern tun, wenn sie von ihren Psychotherapeut
Kindern sprichwörtlich „genervt“ sind? Brauchen Kinder Grenzen?
Zum Beispiel sich und das Kind nicht im- Allgemein formuliert ist diese Frage nicht
mer zu tierisch ernst nehmen. Auch einmal zu beantworten. In manchen Situationen ja
locker lassen, Dinge relativieren. Ich muss natürlich, in anderen Situationen ist es bes- zum größten Einflussfaktor in der Familie
auch nicht immer Eltern sein. Es ist gut, sich ser, das Kind selbst die Erfahrung machen und in der Erziehung entwickelt. Längst
auch als FreundIn oder PartnerIn zu verste- zu lassen. Man muss als Eltern situativ ent- sind es nicht mehr nur die Eltern, Lehrer
hen, Aktivitäten auch ohne das Kind zu un- scheiden, aber eben wissen, was man tut, oder Freunde, die unsere Kinder erziehen.
ternehmen, abzuspannen und wieder Ener- welche Auswirkung die jeweilige Grenze Es liegt an uns, das Ausmaß des Konsums zu
gie aufzutanken. Dauernd Eltern sein zu oder fehlende Grenze auf das Erleben und überblicken und mit dem Kind zu vereinba-
müssen, reduziert bei vielen das Empfinden Verhalten des Kindes hat. Es ist enorm wich- ren. Dabei ist weder der Fernseher, PC oder
für persönliche Freiheit und wirkt häufig als tig für das Kind zu lernen, dass es eine Frus- das Internet schlecht. Die Frage ist, wie viel
Stressfaktor in der Eltern-Kind-Beziehung. tration ertragen muss – zum Beispiel drau- davon, gibt es alternative Aktivitäten und
ßen ist es schön und heiß, ich muss aber vor allem was sieht und spielt das Kind?
Warum machen wir in der Erziehung im- trotzdem für die Schularbeit lernen. Manch- Setzt man sich über die Inhalte des Konsu-
mer die gleichen Fehler? mal müssen Kinder die Grenzen durch die mierten mit dem Kind auseinander und hält
Erstens sind wir auch nur Menschen, die Konsequenzen ihres eigenen Handelns man die Dauer des Konsums in Grenzen
Fehler begehen und zweitens sind es Feh- erfahren oder aber sie erleben, dass sie (abhängig vom Alter), können Kinder auch
ler, die durchaus nachvollziehbar sind. Denn sich eigene Standards setzen und die Kon- von der „neuen“ Medienkultur profitieren.
auch wir funktionieren nach bestimmten sequenzen selbst tragen müssen – das ist Doch leider können wir mit der Geschwin-
Prinzipien. Inkonsequentes Handeln hat z.B. Leben und kann/soll auch nicht immer von digkeit dieser Entwicklungen gar nicht mit-
nicht nur einen negativen Effekt, sondern uns Eltern beeinflusst werden. In diesem halten und verstehen Probleme erst dann,
vorher auch einen positiven für mich: Etwa, Sinne sind Grenzen entwicklungsfördernd wenn sie sich bereits etabliert haben.
wenn ich einen Konflikt mit meinem Kind oder -hemmend.
nicht bereinige, weil ich die Auseinander- Ein einfaches „Hausmittelchen“ zum
setzung fürchte und vermeiden will, werde Welche Rolle spielt der Medienkonsum in Schluss: Was hilft unseren Kindern?
ich durch mein Verhalten zwar kurzfristig der Erziehung, in der Familie? Wir sollten neugierig und interessiert mit
belohnt, langfristig aber bestraft. So sind Der Medienkonsum hat sich rasend schnell unseren Kindern leben lernen. Kinder zei-
gen uns, wie man unvoreingenommen an
Dinge herangeht. Sie sind individuell, pro-
bieren aus und verwerfen wieder. Sie leben
im Hier und Jetzt. Die meisten kennen keine
„Sorgen“. Wir sollten ihnen nicht alles abge-
wöhnen, nur weil wir Anpassung, Leistungs-
erbringung und Konformität zu unseren
höchsten Werten zählen. Vielmehr sollten
wir den Kindern gegenüber offen sein, und
wir können viel von den Kindern lernen.
Wir sollten zuversichtlich sein, dass sie es
im Leben schaffen werden. Vielleicht wird
ihre Entwicklung aber auch ganz anders
verlaufen, als wir das planen oder vorsehen
wollen. Darin sollten wir sie unterstützen,
schätzen und lieben.
Foto: Fotolia
Vielen Dank für das Gespräch! (BS)
dreieck 03/2011
12. 12 | E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung
ische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generati-
onen 2012“ wurde ein Thesenpapier zum aktiven Alter(n) entwor-
fen, das im Folgenden präsentiert wird.
Man lernt auch im Alter nicht aus –
nur anders
1. Das defizitorientierte altersbild wird durch ein
ressourcenorientiertes altersmodell ersetzt
Für Lern- und Bildungsprozesse gibt es keine Altersgrenze. Auch
im Alter verändern sich Synapsen entsprechend ihrer Verwendung,
sie werden größer, aktiver oder bilden sich gar neu. Diese Plastizität
des Gehirns ist bis ins hohe Alter gegeben, stellt eine wesentliche
Voraussetzung für Lernen dar und wird durch dieses gefördert. So
nehmen Erfahrungen, Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten auch
im Alter noch zu: Ältere Menschen verfügen über ein hohes Erfah-
rungswissen, einen großen Wortschatz sowie hohe Sprachkom-
petenz (= kristalline Intelligenz). Aufmerksamkeit, Verarbeitungs-
geschwindigkeit und Auffassungsgabe (= fluide Intelligenz) sind
jedoch reduziert, was dazu führt, dass ältere Menschen in neuen
Situationen beziehungsweise bei der Aneignung von gänzlich neu-
en Lerninhalten mehr Verarbeitungszeit benötigen. Zudem lernen
Foto: CORBIS
ältere Menschen anders als junge. Sie lernen das, was für sie wichtig
ist, das Gelernte wird unmittelbar genutzt und im Alltag umgesetzt.
Des Weiteren lernen Ältere, um ihre Kompetenzen zu erweitern
Aktives Altern?!
und zu erhalten sowie um soziale Kontakte herzustellen. Bildungs-
beteiligung hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit, erhöht
intellektuelle Fähigkeiten, verändert die Gehirnstruktur, verringert
Armutsgefährdung und erhöht Chancengleichheit. Alter ist auch
aus diesen Gründen eine eigenständige und aktive Lebensphase,
Unser Institut für Seniorenbildung entwickelt keine Rest- oder Ruhestandsphase. Das Defizitmodell des Alterns ist
dazu fünf Thesen daher inadäquat und nicht mehr aktuell.
2. altern ist ein heterogener, mehrdimensionaler
E
in Fünftel der österreichischen Bevölkerung ist über 60 Jahre Prozess
alt, Tendenz steigend. Die Lebensstile dieser Personengruppe Der demographische Wandel bedingt auch einen Wandel der
sind sehr verschieden, und doch wird in der Öffentlichkeit nur Lebensläufe. Die nachberufliche Lebensphase wird durch die
über „die Senioren“ gesprochen, ohne Altersgruppen, Lernerfah- steigende Lebenserwartung länger, zwischen dem Ende der Be-
rungen und soziale Milieus zu unterscheiden. Diese Aspekte stellen rufstätigkeit und dem 75. Lebensjahr entsteht ein „dritter Lebens-
nicht nur große Herausforderungen an die Erwachsenenbildung abschnitt“, an den dann der „vierte Lebensabschnitt“ mit Beginn
dar, sondern bieten auch Chancen für neue Entwicklungen. Ver- des 76. Lebensjahres anschließt. Ausbildung, Berufstätigkeit und
mehrt werden qualitativ hochwertige Bildungsangebote für Men- Pension folgen nicht mehr streng abgegrenzt aufeinander, sondern
schen ab 60 Jahren nachgefragt. Diese müssen einerseits Wissens- vermischen sich. Individuelle Vielfalt und Pluralität der Lebensstile
zuwachs, Beratung und Entfaltungsmöglichkeiten ermöglichen, im Alter nehmen zu, eine Angleichung erfolgt erst im höchsten Al-
aber auch soziale Interaktion und Bindung gewährleisten sowie zur ter. Die Lebensstile und Lebenseinstellungen der Menschen über
Integration älterer Menschen in der Gesellschaft beitragen. 60 Jahren sind folglich sehr verschieden. Es zeigt sich, dass unsere
Gesellschaft dem Bild „DER SeniorInnen“ bis jetzt noch kein ange-
Das Institut für Seniorenbildung befasst sich schon lange mit den messenes Alter(n)sbild entgegengesetzt hat. Dies ist insofern pro-
zentralen Handlungsfeldern und Entwicklungen der Bildung im blematisch, als dass das gesellschaftliche Altersbild auf individueller
Alter. Es bietet vielfältige Impulse für die nachberufliche Lebens- und gesellschaftlicher Ebene die Wahrnehmung und Beurteilung
phase, thematisiert die Herausforderungen des Älterwerdens und von älteren Menschen, die Gestaltung von sozialen Interaktionen
setzt Bildungsangebote, die die geistige, psychische und physische mit ihnen sowie die Erwartungen an den eigenen Altersprozess und
Gesundheit erhalten und fördern. Als Vorausschau auf das „Europä- die persönliche Lebenssituation im Alter beeinflusst. Folglich muss
03/2011 dreieck
13. El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng | 13
das öffentliche Bewusstsein für den Nutzen von Bildung und Lernen bildungseinrichtungen Raum gegeben werden muss. Damit ältere
in allen Lebensphasen erhöht, ein differenzierteres Altersbild in den Menschen mitgestalten und mitentscheiden können, brauchen sie
Fokus gestellt sowie die Öffentlichkeit für die individuellen Anlie- Informationen, Transparenz sowie offene Kommunikationsstruk-
gen und Bedürfnisse der älteren Bevölkerung sensibilisiert werden. turen, die dialogorientiert, bürgernah und barrierefrei sind. Es müs-
Bildung ist dafür eine wesentliche Bedingung. sen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit allen (älteren)
Menschen unabhängig vom Bildungs- und Einkommensstand, von
Der „Spread Effect“ Geschlecht und der ethnischen Herkunft Teilhabe ermöglicht wird
und ihr umfassendes Erfahrungswissen nicht verloren geht. Für äl-
3. Bildung ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung tere MigrantInnen und sozial Benachteiligte sollen neue Formen
der Teilhabe und Chancengleichheit von älteren des Zugangs zum Ehrenamt gefunden und unterstützt werden.
Menschen
Erwachsenenbildung ist der Weg zu Partizipation und Mitgestaltung
sowie zu Selbstverantwortung und Selbstbestimmung. Sie muss an
den spezifischen Möglichkeiten und Motivationen, Entwicklungs-
aufgaben und Lebenseinstellungen der jeweiligen Lebensphase
anknüpfen und entsprechende Angebote setzen. Ziele von Bildung
im Alter sind die Sinnvermittlung, die Entwicklung von Rationalität
und Wissenschaftlichkeit und die Entfaltung von Kompetenzen zur
Reflexion und eigenständigen Urteilsbildung. Es geht um eine Er-
weiterung der eigenen Welt, um die Vergrößerung eigener Hand-
Grafik: A. Gruber
lungsmöglichkeiten. Bildung im Alter steigert das physische und
psychische Wohlbefinden, fördert die soziale Integration, stärkt
Kompetenzen und Selbstorganisation und hilft, ein positives ge-
sellschaftliches Altersbild zu entwickeln. Sie ist zudem förderlich für
die Antizipation und Verarbeitung kritischer Lebensereignisse und 5. Bildungsangebote müssen Lernen im alter, aber
senkt Demenz- sowie Mortalitätsrisiko. Bildung beugt durch Aktivi- auch das „alter(n) Lernen“ ermöglichen
tät und Durchbrechung der alltäglichen Routine der Einsamkeit im Ältere Menschen müssen den vor ihnen liegenden neuen Lebens-
Alter vor, sie erweitert den Interessensradius und begünstigt eine abschnitt mit Inhalten, Aufgaben und neuen Zielen füllen, eine Neu-
positive Zukunftsorientierung. Ältere Menschen, die sich weiterbil- orientierung ist unabdingbar, doch woran? In den hoch individuali-
den, engagieren sich eher ehrenamtlich, haben mehr Vertrauen in sierten Gesellschaften gibt es nicht nur einen großen Spielraum, das
politische Institutionen, beteiligen sich eher an Unterschriftenakti- eigene Leben im Alter individuell zu gestalten, sondern auch einen
onen und politischen Diskussionen. UND: Bildung hat auch „spread gewissen Zwang, diesen Spielraum zu nutzen, um soziales Leben
effects“: Sie wirkt sich auch positiv auf das soziale Umfeld der Ler- und gesellschaftliche Teilhabe aufrecht zu erhalten. In Folge steigt
nenden aus. Bildung im Alter kann jedoch nicht als Bringschuld der der Bedarf an qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten, die ver-
älteren Menschen gesehen, sondern muss als gesellschaftliche Ver- schiedenste Themenbereiche der nachberuflichen Lebensphase
pflichtung wahrgenommen werden! behandeln, wobei die Vorbereitung auf diesen Lebensabschnitt
schon lange vor der Pensionierung beginnen sollte. Den Prozess
4. Ehrenamtliches Engagement älterer ist eine des Alterns zu bewältigen, bedeutet, die Veränderungen des ge-
wertvolle Ressource für die Gesellschaft, die es sellschaftlichen Umfelds und die Veränderungen auf der individu-
zu nutzen gilt ellen Ebene nachzuvollziehen und zu gestalten. Die Entwicklung
Soziales Engagement sowie Bildung haben vielfältige positive einer eigenen Alter(n)skultur ist von großer Bedeutung. Bildung ist
Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebenszufriedenheit von hierfür eine notwendige Bedingung. Sie gewährleistet die Selbstbe-
älteren Menschen, was viele von ihnen dazu bewegt, sich ehren- hauptung auf einem derzeit noch alternsfeindlichen Arbeitsmarkt
amtlich zu engagieren. Vor allem Menschen mit höherem Bildungs- sowie die Vorbereitung auf selbst gewählte Lebensformen oder die
niveau wollen aktiv bleiben, sich persönlich weiterentwickeln, ihre Verfolgung von bereits während der Erwerbsphase gewählten au-
Kompetenzen und ihr Wissen aus dem Erwerbsleben einbringen, ßerberuflichen Zielen.
aber auch Entscheidungen treffen und gesellschaftliche Verände-
rungen bewirken. Paradox dabei ist, dass Menschen im dritten Le- Das Institut für Seniorenbildung des Salzburger Bildungswerkes bie-
bensabschnitt über eine bessere Lebensqualität und mehr Ressour- tet vielfältige Impulse für die nachberufliche Lebensphase, hilft, den
cen als vor einigen Jahrzehnten verfügen, die Gesellschaft jedoch Übergang in diese Phase vorzubereiten und zu gestalten, themati-
noch keine adäquate „Verwendung“ für sie gefunden hat. Die noch siert die Herausforderungen des Älterwerdens und setzt Bildungs-
weitgehend ungenutzten Ressourcen und Potentiale älterer Men- angebote, die die geistige, psychische und physische Gesundheit
schen stellen eine große Chance dar, denen auch in Erwachsenen- erhalten beziehungsweise fördern. (bh)
dreieck 03/2011
14. 14 | E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung
GLOSSE
Wenn Frauen Schule machen …
greifend einseitig verteilt ist. Einseitig falsch
verteilt ist. Dort, wo viel ist, bleibt viel, und
dort, wo wenig ist, wird genommen. Eltern-
mitarbeit heißt das dann.
Von Lesefee bis Pedibus
Aus diesem Anlass haben das Frauenbüro
der Stadt Salzburg, die Stabsstelle für Chan-
cengleichheit, Anti-Diskriminierung und
Frauenförderung des Landes Salzburg und
das Institut für Elternbildung im Salzburger
Bildungswerk eine Erhebung an Salzburger
Volksschulen durchgeführt, um Genaueres
Foto: Fotolia
zum tatsächlichen Ausmaß zu erfahren. Ne-
ben ganz praktischen und verständlichen
Praktiken, dass schon bei der Schulein-
schreibung Mütter befragt werden, wie viel
Wenn Frauen Schule machen, treffen wir sie nicht nur als Lehrerinnen
sie mithelfen können und danach dann die
und Direktorinnen, Reinigungskräfte, Büffethelferinnen, Hortpädagoginnen Klasseneinteilung erfolgt, um in jeder Klas-
und Schulpsychologinnen, nein wir treffen sie auch in vielen anderen se genug mitarbeitende Mütter zu haben,
Bereichen an, ohne die die Schule gar nicht mehr funktionieren könnte. gibt es auch ein lange Liste von Tätigkeiten,
die hier von Frauen für die Schule erledigt
W
as Müttern hier abverlangt wird, am Vortag eine Stundenplanänderung für werden.
bewegt sich in einem Rahmen den nächsten Morgen angekündigt wird
der gerne unerwähnt bleibt, weil oder die Angst vor der Schule für ein Kind Zum Beispiel:
dadurch ein neues Versagen unseres Schul- zur Qual wird. Von der (oft selbstverständ- 3 Mal wöchentlich Lesefee sein: zur Lese-
1
systems offenbart werden würde. Einem lich angenommenen) Aufgabenbetreuung förderung kommen jeweils 2 Mütter am
System, das zwar (im europäischen Ver- zu Hause rede ich hier noch gar nicht. Die ist Vormittag 1 Stunde in die Schule und le-
gleich) wahnsinnig viel Geld kostet, aber aber in vielen Schulen immer noch Voraus- sen mit den Kindern.
leider nur unzulänglich funktioniert. Das setzung, um gut lernen zu können – wehe, 3 Mal wöchentlich gibt es „gesunde Jau-
1
hat mit dem beständigen Willen zum Ka- wer das nicht leisten kann. se“: eine Mutter bereitet die gesunde
puttsparen zu tun, mit unflexiblen Syste- Jause für die ganze Klasse vor. Das heißt
men, die es allen Beteiligten sehr schwer Im Jahr des Ehrenamtes sei es deswegen einkaufen, Brote schmieren, Gemüse und
machen, die wichtigsten Ziele immer vor auch einmal erlaubt, auf die Aufgaben der Obst schneiden, nett herrichten und in
Augen zu behalten: Dass es hier neugierige Mütter (und es sind leider überwiegend die Klasse transportieren, Reste und Ge-
Kinder gibt, die lernen wollen, dass Lernen Mütter, auch wenn wir alle wissen, dass zu schirr wieder abholen.
auch Spaß machen soll und dass am Ende jedem Kind zwei Elternteile gehören) hinzu- 3edibus: Mütter begleiten Kinder auf ge-
P
einer Schullaufbahn nicht der Widerwillen sehen, die so selbstverständlich sind, dass fährlichen Schulwegen.
gegen Schule und Lernen übrigbleiben sie zur tatsächlichen Personalressource der 3usflugsbegleitung zu Lehrausgängen,
A
soll. Schulen mitgerechnet werden. Und hier ist ins Theater, ins Konzert, Exkursionen zur
auch das Kernproblem im Ehrenamt ange- Post, auf den Bauernhof ... dauert den
Frauenamt statt Ehrenamt siedelt: Wichtige soziale und Bildungs-Auf- ganzen Vormittag. Findet zwischen 5 bis
Wer glaubt, mit Schulbeginn sind die Kin- gaben werden in das Ehrenamt verschoben 8 Mal pro Semester statt.
der aus dem „Gröbsten raus“, erlebt spä- – und als Grund wird die Budget- und Ein- 3uchenbacken für den Elternsprechtag: 2
K
testens nach der ersten Schulwoche eine sparungspolitik genannt. Die bei genauerer Mal im Jahr
realistische Dusche: Wenn Kinder nach der ehrlicher Betrachtungsweise einfach nur 3uchen für die Geburtstagsfeier des Kin-
K
dritten Schulstunde schon zu Hause sind, verschleiert, dass das Geld schlicht und er- des in die Schule bringen.
03/2011 dreieck
15. El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng | 15
3almbuschenbinden und Adventkranz-
P
Relevant waren jedoch sowohl Herkunft als
binden in der Klasse. 1 Mutter hilft in der auch Berufstätigkeit: Es wird eingeschätzt,
Schule und alle Anderen bringen die Äste dass generell die meisten Eltern berufstätig
und Zweige in die Schule. sind. Jene, die besonders aktiv sind, wer-
3m Faschingsdienstag einen Beitrag fürs
A
den als in Teilzeit berufstätig angegeben,
Buffet in die Schule bringen. manchmal auch als selbstständig oder in Brigitte Singer
3u Weihnachten Kekse für die Weih-
Z
Berufen, in denen sie sich ihre Zeit frei ein- leitet das Institut
nachtsfeier in die Schule bringen. teilen können. Manche Eltern würden sich für Elternbildung.
Elternabende, Elternsprechtage
3
aber auch extra für Lehrausgänge oder an-
dere Projekte frei nehmen.
Zusätzlich soll man auch noch jährlich die Einige Schulen gaben an, dass die Eltern- Festen und Schulfeiern. Die Elternmitarbeit
komplette Ausstattung für die Schule or- mitarbeit von den immer gleichen Eltern, hat also auch eine wichtige Bedeutung für
ganisieren, mit den Kindern Verkehrser- d.h. von einer relativ kleinen Gruppe geleis- das Schulklima bzw. den Raum und die
ziehung und den Schulweg üben, auf die tet werde. Meist sind das jene, die auch im Gemeinschaft, innerhalb deren die Kinder
Fahrradprüfung lernen und üben, Faschings- Elternverein tätig sind bzw. als Elternvertre- lernen. Das Stundenausmaß „ersetzt“ im
kostüme schneidern, Schulaufführungen terInnen einer Klasse auftreten. Das heißt, Durchschnitt eine volle Lehrkraft an jeder
begleiten, Musikinstrumente besorgen und dass teilweise eine relativ kleine Gruppe an Schule, wenn man die Lehrverpflichtung
für Proben für Schulfeste vorbereiten, bei Menschen relativ stark durch die freiwillige mit 23 Wochenstunden annimmt.
der Erstkommunion- und Firmvorbereitung Arbeit belastet wird.
als Tischmütter mithelfen, Elternabende Das ist alles also selbstverständlich, weil die-
besuchen, sich in Medienkompetenz schlau ohne Mami geht es nicht se Familien sich entschlossen haben, Kinder
machen, im Elternverein an der Schule aktiv Einige Schulen gaben an, dass sie bestimmte zu haben. In der Folge heißt es dann: Sind
sein, Schulabschlussfest, Buffet und Spiel- Aktivitäten nicht ohne die Unterstützung Sie diesen Monat schon mal ehrenamtlich
stationen betreuen, Bücherflohmarkt in der der Eltern durchführen könnten. Am häu- bei der Müllabfuhr mitgefahren? Nein??
Schule, Klassenelternvertreterin sein, und figsten wurden hier Lehrausgänge genannt, Dann tragen Sie sich bitte ein!
und und. am zweithäufigsten Buffets, gefolgt von (BS)
„Die Väter haben ja untertags
einen Beruf“
Die Elternmitarbeit wird immer noch vor
Aufgaben in der freiwilligen Elternmitarbeit
allem von den Müttern geleistet. Fast alle
Schulen geben hier ein Ungleichgewicht Erhebung an 21 Salzburger Volksschulen. als aufgaben, die von den Eltern
an, einige erwähnen einzelne mithelfende (unterstützend) übernommen werden, wurden folgende genannt:
Väter extra. Dies ist offensichtlich aber auch Begleitung/Aufsicht bei Lehrausgängen/Ausflügen 19
abhängig von der jeweiligen Tätigkeit: Die Mitorganisation von Schulveranstaltungen (z.B. Feste, Aufführungen etc.) 17
Aktivitäten der Väter umfassen den Eltern- Buffets 12
verein, einige Male auch den Posten des Mitarbeit im Elternverein und Organisation diverser Schulaktionen (Osternester,
Obmannes, obwohl die restlichen Funkti- Adventkranz binden, Bastelabende, Öffentlichkeitsarbeit etc.) 10
onen nur von Frauen ausgefüllt werden, Mithilfe bei Projekten (Lesenächte, Kulturprojekte, Multikulturelle Bibliothek etc.) 8
Begleitungen bei Lehrausgängen sowie Projekt „Gesunde Jause“ 6
immerhin zwei Mal eine eigene Erwähnung Gemeinsames Üben/Nachhilfe/Lernhilfe (z.B. LesepartnerInnenschaften) 6
im Zusammenhang mit „Möbel bzw. Ti- Bereicherung des Unterrichts 4
sche schleppen“. Außerdem kommen Väter Sportliche Aktivitäten 4
ebenso wie Mütter in den Unterricht, um Administration/Ankauf/Organisation 4
ihre Berufe vorzustellen. Generell schwin- Schulwegsicherung 3
gen oft traditionelle Geschlechterrollenzu- Finanzielle Unterstützung 3
weisungen mit, z.B. auch in der Aussage ei- Elternvertretung 3
ner Direktorin „Die Väter haben ja untertags Möbel schleppen 2
einen Beruf“ oder eines anderen Direktors, Teilnahme an Klassen-/Schulforen 2
der meinte, dass besonders jene Frauen El-
ternarbeit leisten würden, die es aufgrund Diese Aufzählung bzw. die Anzahl der Nennungen spiegelt aber natürlich nur teilweise die jeweilige Be-
wusstheit für Bereiche der freiwilligen Elternmitarbeit wider und ersetzt keine realistische Darstellung der
des Berufs ihres Mannes nicht nötig hätten
übernommenen Aufgaben bzw. ihrer Häufigkeit. Sie erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
zu arbeiten.
dreieck 03/2011
16. 16 | Geme i n d e e nt w i c k l u ng
Salzburger Gemeinden schaffen Orte der
Begegnung
Wettbewerb der
Gemeindeentwicklung m
Zsamma
o
Salzburg
kem einsam. Gestalte
n.
N Gemeinden. Gem
eue Impulse können Salzburgs
Gemeinden, Städte und Regionen
noch lebenswerter machen. Die
Menschen, die hier leben und arbeiten,
wissen am besten, welche Impulse zu mehr in einer Gemeinde ist, desto gesünder und Preisgelder von insgesamt 10.000 Euro ste-
Lebensqualität führen können. Ihre Ideen glücklicher sind auch ihre BürgerInnen, des- hen bereit, um ausgezeichnete Ideen zu
sind es, die beim Wettbewerb „Zsammkem- to mehr Erfolg haben die Betriebe, desto unterstützen. Eine fachkundige Jury wird
ma – Gemeinden.Gemeinsam.Gestalten.“ größer sind die Bildungschancen und desto die Einreichungen bewerten: Präs. Bgm.
gefragt sind. Mit diesem Wettbewerb will geringer ist die Kriminalität. Gerade klei- Helmut Mödlhammer (Gemeindebund Ös-
die Gemeindeentwicklung Salzburg den ne Städte und Dörfer zeichnen sich meist terreich), Mag. Ulrike Kendlbacher (Refe-
sozialen Zusammenhalt in den Salzburger durch ein intensives und aktives Miteinan- ratsleiterin Familie und Generationen), Dr.
Gemeinden stärken. der aus. Martin Weichbold (Universität Salzburg),
Dr. Kriemhild Büchel-Kapeller (Büro für
In einer Zeit abnehmenden Engagements Initiative engagierter Menschen Zukunftsfragen, Vorarlberg), Dr. Eva-Maria
und unverbindlicher werdender Bezie- und Begegnungsangebote im Kampel (Raiffeisenverband Salzburg) und
hungen soll damit bewusst ein solidaritäts- Visier Dr. Anita Moser von der Gemeindeentwick-
fördernder Akzent gesetzt werden. Der mo- „Gesucht werden Orte, Projekte, Initiativen, lung Salzburg.
derne Lebensstil führt leider oft dazu, dass Ideen, die Begegnung jeglicher Art ermög-
Beziehungen unverbindlicher werden, dass lichen und fördern“, informiert die für die Teilnehmen können alle Salzburgerinnen
Solidarität und Engagement abnehmen. Wir Gemeindeentwicklung zuständige Landes- und Salzburger, öffentliche Einrichtungen
können aber auch anders, wir können durch rätin Tina Widmann, „Begegnung zwischen oder die Gemeinden selbst. Bis 1. März 2012
unser Verhalten Sozialkapital gezielt fördern Alt, Jung, MigrantInnen, Ortsansässigen, haben Engagierte Zeit, ihre Ideen beim je-
und vermehren. Wird der soziale Zusam- Zugezogenen, Beeinträchtigten, Anders- weiligen Gemeindeamt oder beim Stadt-
menhalt gestärkt, festigt das nicht nur die denkenden“. „Infrastrukturelle Vorausset- teilverein einzureichen. (MiHa)
Gesellschaft als Ganzes; auch die Gemeinde, zungen wie Sport-, Kultur- oder Freizeitstät-
die Wirtschaft und jeder/jede Einzelne pro- ten begünstigen zwar soziale Netzwerke
fitieren davon. Ein aktives Zusammenleben und Kommunikation“, meint Widmann,
hat positive Auswirkungen auf die Gesund- „doch ein Platz, ein Raum oder Gebäude Weitere Infos und Einreichunterlagen:
heit, die lokale Wertschöpfung (Nahversor- reicht nur in den wenigsten Fällen aus, um www.gemeindeentwicklung.at
gung), steigert die Innovationsfähigkeit und Begegnung zu fördern“. Neben der räum- Alexander Glas MSc,
bringt individuellen Nutzen für jede/n. Un- lichen Infrastruktur brauche es eine soziale Tel: 0662-872691-13,
tersuchungen rund um den Erdball haben Infrastruktur und die Initiative engagierter alexander.glas@sbw.salzburg.at
gezeigt: Je ausgeprägter der Zusammenhalt Menschen.
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17. G emei n deentw ick lu ng | 17
Neues Leben in alten Mauern
Lebensraum.Lebenstraum.Gemeinde
Jahresschwerpunkt widmet sich dem Thema Architektur.
J
edes Jahr widmet sich die Gemeindeentwicklung einem ande-
ren für Gemeinden und Bürgerinnen und Bürger interessanten
Thema, heuer steht die Architektur im Mittelpunkt.
Die Veranstaltungsserie, ein landesweites Leader-Projekt, gliedert
sich in vier Themenbereiche: Gemeinden, Ortskerne, Landwirtschaft
und zeitgenössisches Wohnen. Durch Impulsveranstaltungen, Se-
minare, Exkursion, Schulprojekte und Ausstellungen soll den Men-
schen der Wert historischer Bauten, des Orts- und Landschaftsbildes,
die Verbindung alter und neuer Bauten sowie die Verantwortung
für die Erhaltung von Bauten und Räumen nähergebracht werden.
Foto: Walter Schweinöster
„Erhalten, was die Geschichte uns gebracht hat, aber das Adaptierte
sichtbar machen – das ist ein Anspruch, der auf der einen Seite
wünschenswert und notwendig ist, auf der anderen Seite aber nicht
immer leicht umzusetzen ist“, ist die für Gemeindeentwicklung res-
sortzuständige Landesrätin Dr. Tina Widmann überzeugt.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung eröffneten Tina Widmann, toren des Vereins Landluft geben mit den präsentierten Beispielen
Franz Pospischil (Raiffeisen Salzburg) und Bgm. Helmut Mödlham- Anregungen für Gemeinden, ähnliche Wege in der Gestaltung ihres
mer die Ausstellung „Baukultur-Gemeindepreis 2009“. Die Initia- Lebensraumes zu gehen. (MiHa)
Neue Staffel „J.A.! Jung trifft Alt“ gestartet
G
enerationen kommen einander „J.A! Jung trifft Alt“ ist ein weiteres Projekt
näher: 22 Jugendliche aus St. der sozialen Gemeindeentwicklung in
Josef, dem Bundesgymnasium Salzburg – nach dem Generationendorf,
Zaunergasse und Borromäum kümmern den „Bonusmodellen für freiwilliges sozi-
sich seit Herbst aktiv um PatientInnen ales Engagement“ und dem Projekt „Altern
der Gereatrie und um BewohnerInnen in guter Gesellschaft“. Es wurde gemein-
der Seniorenpension am Schlossberg, im sam mit Praktikern aus der Arbeit mit Se-
Albertus Magnus-Haus und in der ÖJAB- nioren entwickelt: Nach der Schule treffen
Seniorenwohnanlage Aigen. sich Jugendliche mit älteren Menschen, Senioren und den Einrichtungen austau-
machen Ausflüge, lesen ein Buch vor oder schen können.
spielen ein Spiel – kurzum, sie verbringen „J.A.! Jung trifft Alt“ ist eine Initiative der
Zeit mit ihnen. Die Jugendlichen werden Gemeindeentwicklung Salzburg in Koo-
dafür durch Fachkräfte ausgebildet und peration mit den Salzburger Landeskli-
erhalten somit die notwendigen sozialen, niken und youngCaritas Salzburg. Das
kommunikativen und organisatorischen Projekt wird unterstützt vom Referat für
Kompetenzen. Während des Einsatzes in Familien und Generationen des Landes
den Senioreneinrichtungen nehmen die Salzburg, Erzdiözese Salzburg, SPAR Ös-
Jugendlichen an Supervisionen teil, wo terreichische Warenhandels-AG und der
Foto: GE
sie sich über ihre Erfahrungen mit den Alpenmilch Salzburg Ges.m.b.H.
dreieck 03/2011
18. 18 | Geme i n d e e nt w i c k l u ng
Ein Herz für Hallein
Fotos: Gemeindeentwicklung Salzburg
Gemeinschaft, Kommunikation und Integration fordern und fördern
VON ANITA MEMMER
A
nfang des Jahres startete in Hallein können Halleiner und Halleinerinnen seit Das erste Projekt entstand in Rehhof, wo
das Projekt „Ein Herz für Hallein“ Jänner ihre Vorschläge und Ideen, aber vor sich ein hoch motiviertes Team um Karin
(wir berichteten im dreieck 01/2011 allem Eigeninitiativen deponieren. Kogler bildete und jeden 1. Donnerstag im
darüber). Diese Initiative ermutigt alle Be- Monat den „DOH-REH-TREFF“ im Pfarrzen-
wohnerInnen Halleins, selbst gegen Ent- Ein regelmäßiger Herzschlag durch trum etablierte. Dieser hat sich zum Ziel ge-
fremdung, Vereinsamung und Werteverlust viele Ideen setzt, Jung und Alt zusammenzuführen und
aktiv zu werden. Zwischenmenschliche Nach anfänglich sehr zögerlichem Beginn weitere Aktivitäten ins Leben zu rufen. So
Brücken sollten gebaut werden, um wieder sind mittlerweile sehr interessante und entstand daraus die Initiative „I FÜR DI – DU
mehr Nähe und Gemeinschaft spürbar wer- engagierte Initiativen eingegangen, die FÜR MI !“, ein Angebot für aktive Nachbar-
den zu lassen. Zu diesem Zweck wurden in zum Teil bereits verwirklicht werden oder schaftshilfe, wo sich RehhoferInnen bereit
Hallein an zwölf verschiedenen Orten Brief- sich im Planungsstadium befinden. Einige erklären, diverse Dienste anzubieten, die sie
kästen aufgestellt, die von Schülern der HTL möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe näher in eine Liste eintragen, die dann über das
gebaut und kreativ gestaltet wurden. Darin vorstellen. Pfarrblatt bekannt gemacht werden.
03/2011 dreieck
19. G emei n deentw ick lu ng | 19
Gesellschaftsspiele, alte und neue Spiele, in ten wurde bereits von der Gemeinde zur
verschiedenen Kleingruppen, an Tischen Verfügung gestellt. Auf mehr Verständnis
oder am Boden oder fallweise draußen. zielt auch die Initiative von Brigitte Winkler
Ebenfalls in Planung ist ein „ RADIO-CAFE“ ab: Sie möchte speziell für Menschen mit
(voraussichtlich im Forsthaus). Hier sollen Migrationshintergrund kostenlose FÜH-
einmal im Monat gemeinsam ausgesuchte RUNGEN durch die Stadt Hallein und das
Ein Garten der Generationen Sendungen von Ö1 zum Nachdenken und Keltenmuseum anbieten.
Weiters ist im evangelischen Pfarrgarten Diskutieren, aber auch zum Träumen anre-
Hallein ein „GENERATIONENGARTEN“ ent- gen.
standen, der von Esther Strodl betreut wird.
Kinder und Jugendliche pflanzten bereits Ein Geben und Nehmen
Gemüse und bastelten eifrig an einem Wei- Interessant ist auch das Projekt von Mag.
denhaus und Insektenhotel. Nächstes Jahr Längle mit dem Titel „OFFENER BÜCHER-
ist gemeinsam mit aktiven PensionistInnen SCHRANK“. Die Grundidee: Sie können Bü-
das Anlegen einer Kräuterschnecke ge- cher nehmen – Sie können Bücher geben –
plant. Ziel dieses Projektes ist es, Generati- Keine Anmeldung – Keine Kosten. Im Laufe
onen zusammenzuführen um voneinander der Zeit sollte sich ein Ausgleich aus Geben
zu lernen. Aber auch das Fühlen, Probieren, und Nehmen einstellen. Der Bücherschrank
mit allen Sinnen Werken und Schmecken sollte sich dann quasi autark erhalten. Dieses
sowie das Warten zu lernen, ob es wächst Projekt wurde bereits von der Stadtgemein-
– und letztendlich die Wertschätzung der de Hallein bewilligt und befindet sich jetzt
eigenen Arbeit. in der Umsetzungsphase.
Ein weiteres generationenverbindendes Für ein besseres Verständnis der unter-
Projekt startete Martina Mathur. Sie grün- schiedlichen Religionen und Glaubensrich-
dete das Spielefest „Spiel mit!“ im IKU. Hier tungen möchte Suzan Arrer gerne einen
treffen sich Jugendliche, Kinder und Erwach- „GARTEN DES GLAUBENS“ gestalten, in dem
sene im lockeren Rahmen, um miteinander sich alle Glaubensrichtungen Halleins ein-
zu spielen. Gespielt werden Brettspiele und bringen und präsentieren können. Ein Gar- Vor dem Sommer entstand noch eine net-
te Herz für Hallein-Geschichte, geschrieben
von Karoline Haunsperger, in der es um
ein keltisches Koboldmädchen geht, deren
Herz so eng mit Hallein verknüpft ist, dass
ihr physischer und psychischer Zustand
vom Leben und Treiben in der Stadt abhän-
gig ist. Die ganze Geschichte ist nachzule-
sen unter www.herzfuerhallein.at.
Es heißt also gespannt sein, ob es möglich
sein wird, Luan als Hallein-Maskottchen zu
etablieren, damit sie besonders den Kin-
dern das „Herz für Hallein“ öffnen kann und
was sich aus den Ideen und Aktivitäten der
HalleinerInnen noch alles entwickeln wird.
Dr. Anita Memmer ist Initiatorin von „Ein Herz für
Hallein“ und leitet gemeinsam mit Friedl Bahner das
Bildungswerk in Hallein.
dreieck 03/2011
20. 20 | E u ro p a u n d Po l i t i s che B ildung
Olmütz Brünn Nikolsburg
Freie Fahrt nach Mikulov
Mähren, das „östliche Drittel“ Tschechiens, war Ziel einer Studienreise
F
rüher – vor dem Vertrag von Schengen oder gar zu Zeiten mit seinem malerischen Stadtbild, den Karstformationen, dem
des „Eisernen Vorhangs“ – war der niederösterreichische Schloss, der Piaristenkirche und der Mariensäule.
Grenzort Drasenhofen vor allem für lange Wartezeiten „be- Tagesziel war Olmütz (Olomouc), die fünftgrößte Stadt Tsche-
rüchtigt“, Wartezeiten, die man in Kauf nehmen musste, wenn chiens, Bezirksstadt, Sitz eines Erzbistums, der zweitältesten
man die Grenze zwischen Österreich und Tschechien bzw. der tschechischen Universität und eines der beiden tschechischen
Tschechoslowakei passieren wollte. Obergerichte. Die Stadt war bis ins 17. Jahrhundert historisches
Zentrum Mährens und hat heute eine bedeutende Stellung als
Kontrollen gehören der Vergangenheit an, zügig erreichten die Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.
ReiseteilnehmerInnen des Katholischen Bildungswerks Berchtes- Olmütz war unser Standquartier. Von dort aus besuchten wir
gadener Land und des Instituts für Europa im Salzburger Bil- den Marien-Wallfahrtsort Heiligenberg (Svatý Kopec ̌ek), Burg
dungswerk einen ersten Höhepunkt ihrer Exkursion nach Mäh- Šternberk, Austerlitz (Slavkov) und den einstigen Sommersitz der
ren: Mikulov (deutsch: Nikolsburg) am Rande des Wiener Beckens Olmützer Bischöfe, Kremsier (Kroměríž). Ein Tag gehörte Tsche-
̌
chiens zweitgrößter Stadt Brünn (Brno) mit ihrem markanten
Blickfang, dem Dom St. Peter und Paul auf dem Berg Petrov. Das
Bild der Brünner Altstadt bestimmen zwar zahlreiche Kirchen
und geistliche sowie Adelspaläste, Brünn war ab 1918 aber auch
ein wichtiges Zentrum moderner europäischer Architektur. Ein
Beispiel dafür ist die Villa Tugendhat, der bedeutendste Bau von
Ludwig Mies van der Rohe auf dem Kontinent.
In Znaim (Znojmo), in schöner Lage über der Thaya, verabschie-
deten wir uns von Mähren und erreichten nach kurzer Fahrt wie-
der Niederösterreich.
Wir bedanken uns herzlich bei PhDr. Oldrich Brenek, der uns die
̌ ̌
Sehenswürdigkeiten seiner Heimat mit sehr viel Engagement
gezeigt hat. Wir danken ihm aber auch dafür, dass er uns die
politische, wirtschaftliche und soziale Lage Tschechiens näher
gebracht hat. Auch das „östliche Drittel“ unseres Nachbarlandes
Ein besonderer Leckerbissen war ein Orgelkonzert in der St. Moritz-
Tschechien, Mähren, ist uns nunmehr bekannt, eine interessante
Kirche in Olmütz, zu dem Organist Karel Martínek (rechts) und Oldrich
̌
Brenek eingeladen hatten.
̌ Region, die es lohnt, besucht zu werden. (FT)
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