Ein Familienbetrieb in fünfter Generation
Am 1. Mai eröffnete ein neues Café. Das alleine wäre noch keine Überraschung, da es in Wien in den letzten Jahren eine wiederentdeckte Wertschätzung für das Produkt Kaffee und das, was man mit Stolz „Wiener Kaffeehaus Kultur“ nennt, gibt. Dabei dreht sich alles um die Qualität. Die Jungen in der Cafeszene wollen sich nicht mit den alt eingesessenen Kaffeehäusern anlegen, sie wollen eine neue Welle des Genusses für eine Gesellschaft eröffnen, die sich nicht die Zeit nehmen möchte sich zu setzen, sich aber nicht mit wässrigem Kaffee aus dem Automaten abfinden will.
Für Julia Furman geht es um die Verbreitung von Kaffeegenuss, um das Teilen ihrer Passion für die gerösteten Bohnen und die Freiheit, die diese bringt.
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Café Klitzeklein
1. Café Klitzeklein
Ein Familienbetrieb in fünfter Generation
von Matija Pleschko
Am 1. Mai eröffnete ein neues Café. Das alleine wäre noch keine Überraschung, da es in
Wien in den letzten Jahren eine wiederentdeckte Wertschätzung für das Produkt Kaffee und
das, was man mit Stolz „Wiener Kaffeehaus Kultur“ nennt, gibt. Dabei dreht sich alles um die
Qualität. Die Jungen in der Cafeszene wollen sich nicht mit den alt eingesessenen
Kaffeehäusern anlegen, sie wollen eine neue Welle des Genusses für eine Gesellschaft
eröffnen, die sich nicht die Zeit nehmen möchte sich zu setzen, sich aber nicht mit wässrigem
Kaffee aus dem Automaten abfinden will.
Für Julia Furman geht es um die Verbreitung von Kaffeegenuss, um das Teilen ihrer Passion
für die gerösteten Bohnen und die Freiheit, die diese bringt.
Mit der Eröffnung des Café Klitzeklein führt Julia Furman eine Familientradition weiter, die ihr
Ururgroßvater vor 90 Jahren mit einem Handkarren begonnen hat. An der Ausstellungsstraße
neben dem Wurstelprater in Sichtweite des Riesenrades steht der kleine Stand mit
ungewöhnlichem Aussehen. Das naturbelassene Holz mit dem gefrästen Zickzack-Muster,
das Kurt Mühlbauer von mostlikely entworfen hat, fällt auf, wirkt frisch und modern, greift
aber trotzdem die traditionelle Form eines Wiener Würstelstandes auf. Das ist auch nicht
verwunderlich, da die neue Fassade und die Inneneinrichtung auf den alten Strukturen des
vom Urgroßvater in den 60er Jahren errichteten Standes aufgebaut sind. Dieser wurde von
Foto: Julia Furman
2. Generation zu Generation weitergegeben, zwischenzeitlich verpachtet und kam schließlich zu
Julia und ihrer Schwester Victoria Furman zurück.
Auch der Innenraum ist sehr gut durchdacht, das kleine Volumen verlangt eine Balance
zwischen Ausnutzung des Raumes und Bewegungsfreiheit des Verkäufers, die sehr gut
gelungen ist.
Julia wagte den Sprung ins kalte Wasser und beschloss, sich mit dem Stand ihres
Urgroßvaters selbständig zu machen. Bei der Überlegung, was sie denn verkaufen wolle, kam
sie durch ihre Leidenschaft für Kaffee auf die Idee, einen Kaffeestand mit hochwertigem
Coffee to go zu gründen. Dabei hatte Julia Furman zunächst ganz andere Lebenspläne: nach
dem Abschluss des Pharmaziestudiums arbeitete sie in einer Apotheke, absolvierte danach
auch noch eine Ausbildung zur Fotografin und beschäftigt sich bis heute intensiv mit Kinder-,
Baby- und Architekturfotografie.
Die Besucher des Café Klitzeklein sind vor allem die Bewohner aus dem Stuwerviertel, viele
Eltern mit Kindern kommen auf dem Weg zum Spielplatz vorbei, auch Studenten auf dem
Weg zur WU, Besucher des Praters, Taxifahrer und Passagiere der Touristenbusse und ihre
Fahrer, Menschen aus allen Gegenden der Welt.
Während des Interviews kommt ein Fahrer eines Touristenbusses und kauft sich einen
Espresso. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass er aus Neuseeland kommt.
Durch die Lage an der Ausstellungsstraße, genauer gesagt zwischen der Nebenfahrbahn und
dem Fahrradweg hat der Kaffeestand eine Drive-in-Funktion für Auto und Rad.
Die Kundschaft fährt sogar im Lamborghini, Ferrari oder im Porsche vor, auch Oldtimer kann
man von Zeit zu Zeit bewundern, erzählt Julia.
Foto: Julia Furman
3. Der Kaffee wird im Klitzeklein mit Leidenschaft zelebriert. Auf der Suche nach dem besten
Kaffee wurde Julia von Werner Mühlbauer von der Kaffeeküche am Schottentor unterstützt.
Die Wahl fiel schließlich auf den Tribeka Kaffee von Harry Fischer aus Graz. „Es ist schön,
wenn man selbständig ist, weil man sich aussuchen kann, mit wem man zusammenarbeitet,“
meint sie. Ihr ist es wichtig, Produkte zu verkaufen, hinter denen sie selbst steht.
Zu diesen Produkten zählt aber nicht nur Kaffee, es gibt auch kleine Sackerl mit Wiener
Zuckerl, selbstgebackene Vollkornmuffins mit Himbeeren, Mohngugelhupf, Muffins mit Kokos
und Croissants. Außerdem Erfrischungsgetränke aus Österreich wie Hasenfit Biosäfte und
Makava Eistee, die besonders bei den Taxifahrern sehr beliebt sind.
Für den besten Kaffeegenuss müssen alle Schritte vom Mahlgrad des Kaffees über die
Brühtemperatur und -dauer bis zur Temperatur der Milch stimmen. Dies bedarf der Expertise,
der Hingabe an den Prozess und eines Feintunings der Maschine. Wichtig sind vor allem die
Einstellung der Temperatur und des Drucks der Kaffeemaschine beim Brühen. Es wird sogar
die Temperatur der Milch gemessen, um zu verhindern, dass sie zu heiß wird, da sich sonst
die Proteine spalten und den Geschmack beeinträchtigen.
Den Namen hat sich das Café Klitzeklein wirklich verdient. Ob es das kleinste Kaffeehaus
Österreichs ist, wurde zwar noch nicht bestätigt, aber es ist schon jetzt eine große
Bereicherung und Erfrischung für die Wiener Kaffeehauskultur.
Foto: Julia Furman