Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte analysiert für Sie, warum sich das Übernahmekarussell wieder dreht und wie Sie als Anleger davon profitieren können.
Übernahmefieber in allen Branchen
Beispiel Telekommunikation: Befürchtungen vor Dreier-Oligopol
Anlagealternative Index-Zertifikate im Bereich M&A
1. Aufruf in eigener Sache!
Liebe Leserinnen und Leser von „Kapital und Märkte“,
unsere Redakteure haben in den der Vergangenheit zahl-
reiche Themen beleuchtet – wie wir hoffen, sehr zu Ihrer
Zufriedenheit.
Das Weltgeschehen, die Märkte und die Politik halten im-
mer wieder spannende Geschichten für uns bereit. Doch
ganz besonders interessiert uns, was Sie gerne einmal
recherchiert und aufbereitet haben wollen.
Zu welchen Themen würden Sie gern noch mehr erfahren?
Was interessiert Sie?
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Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Das Übernahmekarussell dreht sich wieder
Die Börsen in Deutschland und den USA stehen derzeit auf
der Sonnenseite ihrer Entwicklungen. Nach einem Anstieg
des Dax um mehr als 20 Prozent und einer Steigerung des
Dow Jones um 28 Prozent im Jahr 2013 suchen private und
vor allem institutionelle Investoren nach neuen Themen und
speziellen Situationen. Während im Geschäft mit Fusionen
und Übernahmen im vergangenen Jahr durchschnittlich nur
ein leichter Anstieg der Anzahl an Transaktionen verzeichnet
werden konnte, ist der Anstieg des aggregierten Volumens
aller Deals mit bekanntem Transaktionswert deutlich höher
ausgefallen. Dieser hat mit 1.057 Milliarden US-Dollar den
höchsten Wert seit 2011 erreicht. Auch die durchschnittlichen
globalen Transaktionsvolumina sind in diesem Jahr deutlich
gestiegen und kletterten in den ersten vier Monaten auf ein
Sechs-Jahres-Hoch wie Abbildung 1 illustriert.
Kapital & Märkte erhalten Sie sehr gerne auch per E-Mail.
Wenn Sie hiervon Gebrauch machen möchten, senden Sie uns bitte eine kurze E-Mail an:
KapitalundMaerkte@privatbank.de
Kapital & Märkte
Ausgabe Juni 2014
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Quelle: mergermarket.com, E&G
ABBILDUNG 1: ENTWICKLUNG DES WELTWEITEN TRANSAKTIONSVOLUMENS 2009–2014
Globale Transaktionsvolumen alle Branchen in Mrd. US-Dollar
Anzahl der Transaktionen
2. Bei genauerer Betrachtung der Märkte ist es allerdings nicht
verwunderlich, dass die sogenannten Mergers & Acquisitions-
Aktivitäten (M&A), also Fusionen und Übernahmen, zuge-
nommen haben. Die Unternehmen müssen schauen, wie sie
ihr Geld effektiv einsetzen, um mit diesen Investitionen die
Grundlage für künftige Umsätze und Gewinne legen zu
können. In einem reifen Hausse-Zyklus tritt das Thema Unter-
nehmensübernahmen erfahrungsgemäß in den Vordergrund.
Manche Branchen besitzen nur ein geringes endogenes
Wachstum, mit der Folge, dass Unternehmen ihre Marktan-
teile am leichtesten vergrößern, indem sie Wettbewerber
kaufen und so ihren Umsatz steigern. ❚
Beispiel Telekommunikationsbranche
Die Mobilfunkindustrie gehört seit der EU-weiten Marktlibe-
ralisierung zu den dynamischsten Branchen, sowohl im
Hinblick auf technologische Innovationen als auch auf Verän-
derungen in der Marktstruktur. Letztere weist nach einer län-
geren Phase der Marktexpansion nunmehr seit einigen Jahren
einen zunehmenden Konsolidierungsprozess auf, vor allem in
Form von Übernahmen und Fusionen, wie ein Blick auf Abbil-
dung 2 zeigt. Im Zeitraum 2003 bis 2013 sind die Transakti-
onsvolumina und die Anzahl der Transaktionen signifikant
gestiegen. Sinkende Gewinnmargen aufgrund erhöhter Wett-
bewerbs- und Regulierungsintensität führten innerhalb der
fixkostenintensiven Mobilfunkmärkte zu solchen Konsolidie-
rungsprozessen. Darüber hinaus sehen sich die klassischen
Mobilfunkdienste wie Telefonie, SMS oder mobiles Internet
auch außerhalb des Marktes mit zunehmender Konkurrenz
durch Messaging-Dienste wie WhatsApp oder Facebook-Chat
konfrontiert. Einige Unternehmen beklagten bereits massive
Umsatzeinbußen in den genannten Segmenten. ❚
Angst vor Dreier-Oligopol
Eine zunehmende Konzentration auf den Mobilfunkmärkten
ist auch in Deutschland zu beobachten. Dieser Trend wird
sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. 2013 stach
insbesondere ein Megadeal heraus: Mit einem Transaktions-
wert von 8,2 Milliarden Euro war die Übernahme von Kabel
Deutschland durch Vodafone im vergangenen Oktober die
größte Transaktion seit sechs Jahren. Der britische Kommu-
nikationsriese baute seine Präsenz im deutschen Markt damit
deutlich aus. Zusätzlich wurde bereits im Sommer 2013 der
milliardenschwere Zusammenschluss von E-Plus, Tochter des
niederländischen Telekommunikationskonzerns KPN, und O2,
Mobilfunkmarke der spanischen Telefonica-Gruppe, angekün-
digt. Da die relevanten Mobilfunkmärkte zwischenzeitlich be-
reits eine enge Oligopolstruktur aufweisen, hat die geplante
Fusion auch eine wettbewerbsrechtliche Dimension: Tatsäch-
lich haben sowohl das Bundeskartellamt als auch die europä-
ische Monopolkommission ihre Bedenken hinsichtlich der
negativen Folgen für den künftig zu erwartenden Wettbewerb
offiziell geäußert. Nutznießer sind in diesem Umfeld vor allem
kleinere, günstigere Spezial-Anbieter wie die Drillisch-Gruppe.
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Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), E&G
ABBILDUNG 2: ÜBERSICHT DER ABGESCHLOSSENEN, ANGEKÜNDIGTEN UND LAUFENDEN ÜBERNAHME- UND
FUSIONSAKTIVITÄTEN MIT BETEILIGUNG VON MOBILFUNKUNTERNEHMEN INNERHALB DER 27 EU-MITGLIEDSSTAATEN
Transaktionsvolumen
Anzahl Transaktionen
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3. Mit Freenet und United Internet gehören diese zu den letzten
Mobilfunk-Anbietern ohne eigenes Netz in Deutschland. Solche
Unternehmen kaufen den vier Netzbetreibern Telefonminuten
und Datenpakete ab und vermarkten diese unter eigenem
Namen. ❚
Übernahmefieber grassiert flächendeckend
in allen Branchen
Die Marktentwicklungstendenzen kann man nicht nur in der
Telekommunikationsbranche beobachten, was die untere
Abbildung 3 eindrucksvoll zeigt. Virusartig verbreiten sich
aktuell M&A-Nachrichten in allen Bereichen. Volle Kassen,
viel freie Liquidität, günstige Kredite und der Wertzuwachs
eigener Aktien, die als Übernahmewährung dienen, heizen
die Unternehmensjagd an. Dass die potenziellen „Opfertiere“
vor zwei Jahren deutlich billiger zu erlegen gewesen wären,
scheinen die Marktteilnehmer heute völlig außer Acht zu
lassen. Die Verlockung ist offenbar zu groß. Dieses Verhalten
ruft wiederum die Taktiker unter den Managern auf den Plan,
wie am Beispiel des schwedischen Pharmazieunternehmens
AstraZeneca zu sehen, die auch das verbesserte Angebot von
Pfizer zurückgewiesen haben, wohl in der Hoffnung auf Nach-
besserung und damit höhere Margen für Management und
Aktionäre.
Es deutet sich ein Treiben an, das Experten zufolge oft in einer
Spätphase des Börsenzyklus auftritt. Allerdings sind nach der
Lesart in dieser letzten Phase einer Aufwärtsbewegung auch
die größten Kursgewinne zu erzielen. ❚
Weitere aktuelle Übernahmen sind zum Beispiel:
Comcast Corp. – Time Warner Cable Inc. 68 Mrd. US-Dollar
Facebook Inc. – WhatsApp Inc.: 16 Mrd. US-Dollar
Bayer – Merck (Sparte USA): 14 Mrd. US-Dollar
Siemens / General Electric – Alstom: 13 Mrd. US-Dollar
Oi SA – Portugal Telecom: 11 Mrd. US-Dollar
Volkswagen – Scania: 7 Mrd. US-Dollar
Apple Inc. - Beats Electronics 3 Mrd. US-Dollar
Woher kommt der Höhenflug und wie kön-
nen Anleger profitieren?
Es fällt den Firmen in einem Niedriginflationsumfeld immer
schwerer, ihre Preisvorstellungen am Markt durchzusetzen.
Gelegentlich sehen sie sich sogar mit fallenden Preisen für
ihre Produkte konfrontiert. Um diesem Trend entgegenzu-
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Quelle: mergermarket.com, E&G
ABBILDUNG 3: VERÄNDERUNGEN IM M&A VOLUMEN WELTWEIT
2014 (2013) Datenreihe3
Konsum Energie Industrie/ Pharma/Biotech Technologie Medien Telekommunikation Sonstige
75,9 (65,1) 82,7 (107,9) Maschinenbau 63,2 (14,2) 54,3 (35,0) 20,8 (27,4) 101,0 (43,3) 137,9 (113,9) Mrd. $
63,0 (42,8)
Gesamtsummen
2014: 598,8 Mrd. US-Dollar
2013: 449,6 Mrd. US-Dollar
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4. erfordert eine große Marktkenntnis sowie die Fähigkeit und
Erfahrung, Hinweise richtig lesen und deuten zu können,
bevor Übernahmegerüchte im Markt kursieren. Eine für den
Anleger meist einfachere Alternative bieten hier sogenannte
Index-Zertifikate im Bereich M&A. Der Anleger verlässt sich
auf das Gespür der Profis, die in der Regel etwas näher am
Markt sind als der normale Privatanleger. Auswahlkriterien
sind in solchen Analysen häufig das Kurs-Gewinn-Verhältnis,
die Eigenkapitalrendite, die Höhe der Umsätze und die Ge-
winnentwicklung der Unternehmen. Entsprechende Zertifi-
kate waren in der Vergangenheit oft erfolgreich. Herrscht
jedoch gerade Flaute im M&A-Markt, dann entwickeln sich
solche Zertifikate im Vergleich zum breiten Markt häufig
schlechter.
Das war zum Beispiel im Jahr 2012 der Fall. In einem Ab-
schwung, in dem die Angst obsiegt, können enttäuschte
Fusionsfantasien sogar ins Gegenteil umschlagen. Frühlings-
gefühle enden dann schnell in Herbstmelancholie. ❚
steuern, ballen sie sich zu größeren Einheiten zusammen.
Unterstützt wird das Firmenshopping durch die niedrigen
Zinsen am Kapitalmarkt, die es Unternehmen ermöglichen,
so billig wie nie zuvor Kredite aufzunehmen. Europäische
Gesellschaften mit mittlerer Bonität (Ratingnote BBB) können
sich heute mittels Anleihen im Durchschnitt für 2,3 Prozent
Geld leihen. Wenn sie damit Geschäftsbereiche oder Konkur-
renten aufkaufen, die eine zweistellige Eigenkapitalrendite
erwirtschaften, rechnet sich die Transaktion nahezu von
selbst. Beruhigend ist dabei dieses Mal jedoch, dass die
meisten Übernahmen aus Liquiditäten getätigt worden sind,
und nicht – wie häufig in der Vergangenheit geschehen – mit
zusätzlichen Schulden oder komplizierten Finanzkonstrukten.
Bei Privatleuten spielen indes Überlegungen zu Branchen,
Regionen oder Ländern meist eine eher untergeordnete Rolle.
Wenn ein Privatanleger gezielt in Übernahmekandidaten
investieren will, muss er sich in erster Linie fragen, wer über-
nommen werden kann und warum. Diese Vorgehensweise
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG
Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart
Amtsgericht Stuttgart HRA 738
Persönlich haftende Gesellschafter:
Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli
Ihr Ansprechpartner:
Michael Beck
Leiter Portfolio Management
Telefon 0711/2148-242, Telefax 0711/2148-250
Michael.Beck@privatbank.de
Redaktion:
Simon Gundlach
Portfoliomanager
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