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  1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541 www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub I – 2017 Ecuador und Präsidentschaftswahlen Vor den Stichwahlen der Präsidentschaftswahl herrschte große Nervosität in Ecuador. Der von Rafael Correa vorgeschlagene Nachfolger Lenín Moreno trat gegen den Bankier Guillermo Lasso an. Viele ehemalige Correa Anhänger sind mittlerweile bitterlich enttäuscht von seiner autoritären Vorgehensweise und der repressiven Behandlung von Minderheiten, insbesondere sichtbar im Streit um große Bergbauprojekte und die Erdölförderung im tropischen Regenwald. (Mehr Informationen hierzu unter http://www.saveyasuni.eu/aktuelles.html.) Kritisiert wird vor allen Dingen aber auch die absolute Ausrichtung auf Entwicklung, die der einst so viel gelobten Verfassung in Teilen widerspricht. Der Multimillionär Lasso auf der Gegenseite verfolgte einen streng neoliberalen Kurs: Privatisierung, viele der erfolgreichen Reformen von Correa sollten rückgängig gemacht und damit gerade frisch entstandene Prozesse sozialer Gerechtigkeit wieder abgebaut werden. Lasso wird zudem unterstellt, in die Odebrecht Affäre verwickelt zu sein. Ein Korruptionsskandal gigantischen Ausmaßes, der sich durch ganz Lateinamerika zieht, bereits zum Rücktritt hochrangiger Politiker in verschiedenen Ländern führte und mittlerweile auch Verbindungen zu Banken in den USA aufweist. Viele Ecuadorianer hatten Befürchtungen, dass das Land bei einem Sieg von Lasso in alte Zeiten der Instabilität zurückfallen würde. Lenín Moreno gewann jedoch die Stichwahl und wird sich nun einer wachsenden kritischen Opposition aus dem ehemals eigenen Lager Rafael Correas stellen müssen, das befürchtet, dass Moreno lediglich eine Marionette Correas ist und seine Wahlversprechen für mehr zivilgesellschaftliche Teilhabe und Bürgernähe nicht einhalten wird. San Lorenzo Leider begann das Jahr auch mit einer für uns erschreckenden und vor allem traurigen Nachricht. Unser Hausmeister Jhon, 21 Jahre alt und Vater zweier kleiner Kinder wurde in Peru wegen Drogenschmuggels verhaftet. Gemeinsam mit seinem Freund aus San Lorenzo hat er fünf Kilogramm Marihuana in einem Generator versteckt nach Peru gebracht. Das Strafmaß wird davon abhängen, ob er in Peru oder Ecuador ins Gefängnis kommt. In Ecuador drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft. Für uns hat die Straftat neben dem Schrecken natürlich auch legale Fragen aufgeworfen: Wie gehen wir mit Jhons Frau um, die mit den zwei kleinen und einem weiteren adoptierten Säugling auf unserem Gelände wohnt? Worauf müssen wir achten, um unseren Trägerverein EcoMinga und dessen Vorstand nicht legal angreifbar zu machen? Was bedeutet der Fall für die Verträge mit zukünftigen Hausmeistern (amtliches Führungszeugnis etc.)? Durch die sehr gute und offene Kommunikation mit EcoMinga konnten die Punkte geklärt und vereinbart werden. Hinzu kommt auch die emotionale Ebene. Anne, die im Februar und März in Ecuador war, teilt hierzu ihre Gedanken mit: “Das, was Jhon “passiert” ist, ist genau die Vulnerabilität, der man ausgesetzt ist, wenn man in San Lorenzo aufwächst. Jhon ist blutjung, hat ein vierjähriges Kind und einen zehnmonatigen Säugling. Beide behandelt er liebevoll und glüht vor Stolz. Kürzlich hatten seine Frau und er auch noch einen weiteren Säugling einer Cousine adoptiert, die als Opfer einer familiären Vergewaltigung das Baby nicht behalten konnte. Auch um dieses Kind kümmerte sich Jhon rührend. Um Geld zu verdienen arbeitete er meist als Muschelfischer, eine anstrengende Arbeit, mit stets rückgängigem Gewinn. Kaum genug, um eine Familie mit drei Kindern ernähren zu können. In San Lorenzo haben unsere Mitarbeiterin Daniela und ich viel mit Jhon geredet. Er distanzierte sich stets von den Leuten, die Drogen konsumierten und erzählte, dass er dadurch auch manchmal in Schwierigkeiten war, da Drogenprobleme in San Lorenzo nicht selten sind. Im Februar wurde z.B. Sofia von einem Jugendlichen bedroht, als sie ihn ermahnte, dass die Cabaña ein
  2. offener Ort zum Lernen sei, aber nicht, um ein schlechtes Vorbild zu sein. Der 14-jährige Junge drohte ihr, sie umzubringen (in San Lorenzo sagt man: ich werde Dir Schaden zufügen). Sofia entschloss sich, seine Mutter aufzusuchen. Diese weinte und sagte, sie hätte ihren Sohn schon längst an die Drogen verloren. Der verzweifelte Aufruf der Mutter: “Bitte tötet meinen Jungen, ich habe ihn doch schon verloren, bitte bitte tötet ihn!” war selbst für Sofia absolut verstörend. Die Realitäten in San Lorenzo bleiben weit entfernt von allem, was wir hier in Deutschland kennen und sind nur sehr schwer vorstellbar. Darüber sprachen wir auch mit unserem Hausmeister Jhon, der den Jungen kannte und früher mal mit ihm befreundet war, bevor er Drogenprobleme hatte. John riet uns davon ab, weitere Gesprächsversuche mit diesem Jugendlichen zu starten, da er wohl schon eine Person umgebracht hat – mit gerade mal 14 Jahren! Neben diesen ehrlichen Ratschlägen und Beteuerungen war Jhon immer hilfsbereit, packte mit an, liebte seine Musik und wirkte wie ein Glücksgriff. Vielleicht waren Daniela und ich auch deswegen so betroffen und berührt, als wir von seiner Verhaftung erfuhren. Den zweiten Verhafteten kannten wir auch. Er passte nicht zu Jhon, das fanden wir schon in unseren Diskussionen in San Lorenzo. Wir haben uns ungeheuer viele Gedanken gemacht, ob und wie wir Jhon und seiner Familie Unterstützung zukommen lassen könnten, sind Kontroversen auch mit EcoMinga eingegangen, aber mussten schließlich einsehen, dass wir Hilfestellungen einfach nicht riskieren können. Keineswegs heißt das, dass wir Kriminalität und Drogenschmuggel in Schutz nehmen. Schon gar nicht auf unserem Projektgelände. Allerdings ist Jhon so ein trauriges und menschlich berührendes Beispiel für die Perspektivlosigkeit in San Lorenzo. Er sagt, er hat 1000 USD für diese eine Woche Arbeit bekommen. Das ist eine Riesensumme für Menschen in San Lorenzo und eine Verführung, die Drogenbosse eiskalt nutzen. In San Lorenzo, so haben Daniela und ich dann resümiert, gelten unsere Definitionen von richtig und falsch, von gut und schlecht vielleicht nicht mehr. Oder nicht so, wie wir sie aus unserer Perspektive sehen und meinen wollen, basierend auf unserem sicheren und behüteten Leben hierzulande. Sogar in Quito entzieht es sich laut Daniela und Pablo der Vorstellungskraft, unter welchen unwürdig schwierigen Bedingungen man in San Lorenzo groß wird. Da verschieben sich ganz viele Realitäten. Im Moment möchte ich Jhon einfach nur das Beste wünschen und hoffe, dass er nach seiner Zeit im Gefängnis zu seiner Familie und einem sicheren Leben in Legalität zurückfindet.” EcoClub Wir hatten uns von unserer neuen Mitarbeiterin Daniela frischen Wind und neue Impulse versprochen, aber ehrlich gesagt nicht mit dem sensationellen Tempo und der Zielstrebigkeit gerechnet, die sie in den ersten Monaten an den Tag gelegt hat. Eine der ersten Baustellen im wahrsten Sinne des Wortes war die Cabaña. Nach gründlicher Bestandsaufnahme waren hier einige Reparatur- und Pflegearbeiten nötig, denn Sonne, Regen und die extreme Luftfeuchtigkeit des tropischen Klimas haben insbesondere dem Holz wieder stark zugesetzt. Daniela organisierte für die Schulferienzeit - den Austausch des tragenden Mittelpfeilers - die Reparatur der Treppe und des Handlaufs zu den beiden Zimmern oben über dem Küchencontainer - die Erneuerung eines der vier Standbeine für den Küchencontainer - die Anfertigung von zwei Sitzbänken und eines Tisches - die Säuberung der Zisterne, Anbringung von neuen Wasserhähnen und Sicherung des Deckels mit einem Metallring und einem Schloss - den teilweisen Austausch der Dachfolie - die Erneuerung der Tür und Treppe im Hausmeisterhaus, sowie der Eingangsstufe Zusätzlich musste wie jedes Jahr das Holz behandelt werden, um dem Klima standzuhalten. Die umfassende Behandlung mit Fungizid und Diesel wurde an 4 Tagen von Nixon, dem Mann von Veronica, und Angel, dem Mann von Sofia durchgeführt.
  3. Danach wurde noch der Austausch von zwei Bambusrohren, die die Dachplane spannen, mit Hilfe des Architekten Pedro in Angriff genommen. Bei der üblichen Gemeinschaftsarbeitsaktion (= Minga) vor Schuljahresbeginn stellte sich Daniela den Müttern, Vätern und Kindern noch einmal vor und ermutigte die Eltern, sich mit Ideen in das Projekt einzubringen. Der Schwerpunkt am Tag der Minga lag jedoch auf praktischer Arbeit und es wurde eine Grundreinigung der Küche mit allen Utensilien, des Aufenthaltsbereichs und der ganzen Anlage durchgeführt. Zusätzlich wurde im Gemüsebeet neu ausgesät. Außerdem machten sie – wie das auch hier in Halle und in anderen deutschen Städten im Frühjahr an einem Samstag der Fall ist – eine Müllsammelaktion auf den umliegenden Straßen und Flächen. Der Tischler hatte bei Renovierungsarbeiten an der Cabaña angeboten, auch zur Minga zu kommen und ein Gestell für einen Kompost zu bauen. Auch das wurde erfolgreich in die Tat umgesetzt. Ende April begann das neue Schuljahr und daher startete der EcoClub am Montag, dem ersten Mai, wieder seine Aktivitäten. Die Schuluniformen, zu der jede Familie im EcoClub einen Eigenanteil von 10 USD zahlt, kosteten dieses Jahr durchschnittlich über 55,- USD pro Kind. Die Kosten setzen sich wie folgt zusammen: Artikel Für 8 Jährige Für 13 Jährige Hose $10 $14 Bluse oder Hemd $8.50 $11 Rock $9 $11 Schuhe Größe 33 $25 $25 Schulrucksack $10 $10 Dazu kommen noch Hefte, Stifte und andere Utensilien, die die Schulen vorschreiben, für ca. 25,- USD. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Familien mit einem Monatseinkommen von 30 USD bei alleinerziehenden Müttern, die als Wäscherin arbeiten, oder bis zu 200 USD bei Familien, in denen Vater und Mutter arbeiten, nicht ausreichen um diese Kosten zu tragen und Unterstützung hier nötig ist und gerne angenommen wird. Noch wichtiger aber ist es, den EcoClub immer wieder weiter mit Leben zu füllen. Sowohl Anne, die im Februar- März in Ecuador war, als auch Daniela wurden von nicht wenigen Kindern in San Lorenzo angesprochen, wann denn Jorge und Belén wieder kommen könnten mit ihrem tollen Angebot an diversen Nachmittagsaktivitäten. Vor diesem Hintergrund hat Daniela mit unseren langjährigen Mitarbeiterinnen Sofia und Veronica ausgiebige Gespräche geführt, um Ideen zu sammeln, wie das Programm erweitert, verändert, ergänzt und verbessert werden könnte. Dabei sind zum Teil ganz konkrete Vorschläge entstanden: - Musik Sessions mit Marimba, der traditionellen Musik der Afro-Ecuadorianer, die die größte Bevölkerungsgruppe in San Lorenzo stellen. (Wer dazu mehr hören und sehen will, kann sich das auf youtube unter „Marimba Esmeraldas“ einfach mal ansehen.) Daniela wird sich umhören, ob es eine Marimba Gruppe in San Lorenzo gibt, die man dazu ins Boot holen könnte. - Körpersprache: Dazu gab es mit Jorge und Belén in 2015 einige Workshops, die bei den Kindern und Jugendlichen, aber auch bei den Betreuern und Eltern so gut ankamen, dass sie einige Zeit
  4. weitergeführt wurden und Elemente davon in das Nachmittagsprogramm integriert wurden, bevor es dann leider wieder eingeschlafen ist. - Kunsthandwerk: Paulina hatte hierzu ein kleines Handarbeitsprojekt gestartet. Bei Treffen mit den Müttern des EcoClub wurden aus Wolle und Recyclingmaterialien Taschen und modische Accessoires hergestellt. Daniela hat bereits eine kleine Werbebroschüre entworfen, mit der die fertigen Artikel zunächst probeweise in einem Café in Quito ausgestellt und verkauft werden sollen. Obwohl es zwischenzeitlich schien, dass das Interesse daran eingeschlafen ist, waren es jetzt die Mütter, die danach fragten und daran weiterarbeiten möchten. - Täglicher Umgang miteinander, bzw. zwischenmenschliche Beziehungen gewaltfrei gestalten: Schon lange gibt es den Wunsch, zeitweise einen Psychologen oder Sozialarbeiter zu engagieren, um die in so vielen verschiedenen Facetten im Alltag deutlich spürbare Gewalt und insbesondere auch die Kinder betreffende häusliche Gewalt in San Lorenzo zu durchbrechen, um ein friedlicheres Zusammenleben möglich zu machen. - Regelmäßige Ausflüge zur Finca von Sofias Bruder Luis Valencia: In einem ca. 30 minütigen Spaziergang kann man vom EcoClub zur Finca von Luis laufen, der vor 21 Jahren dieses Projekt mit initiiert hatte. Er hat dort ein großes Grundstück mit Obstbäumen, das er nur sporadisch nutzt und dessen Mitnutzung er dem EcoClub angeboten hat. Unser EcoClub Grundstück hat neben der Cabaña, dem Hausmeisterhaus, der Komposttoilette und freier Spielfläche nur noch begrenzt Platz für den Gemüsegarten. - Tierhaltung (Schwein): Eventuell ließen sich auch ein paar Schweine auf diesem Grundstück halten. - Umweltbildung Es sind also unterschiedlichste Ideen zusammengetragen worden, die teilweise mit den Kindern und Jugendlichen in der Woche verwirklicht werden können. Manche Themen und Aktionen eignen sich eher für Samstags und müssen von den Eltern oder auch externem Fachpersonal begleitet werden. Auf dieser Basis werden die Themen auf Machbarkeit und Kosten geprüft, damit zumindest einige auch tatsächlich starten und möglichst ohne stetigen Anschub von außen laufen können. In diesem Jahr gibt es leider wieder eine größere Zahl an Kindern, die nach den Ferien nicht wieder im EcoClub erschienen sind. Von den insgesamt 11 Kindern sind 3 Kinder aus San Lorenzo weggezogen. Zwei Jugendliche haben sich verlobt und sind dabei, ihre eigene Familie zu gründen. Eine Jugendliche wollte ihre Schullaufbahn nicht weiter fortsetzen und bei vier Kindern fehlen uns bis jetzt noch die Rückmeldungen über die Gründe des Ausscheidens. Aber auch zum Schuljahresende im Februar 2017 hat wieder eine Schülerin das Abitur geschafft. Karen Thalia wollte Umweltingenieurin werden und in Guayaquil an der Universidad Pública Agraria studieren. Zu diesem Semester hat das Einschreiben zwar nicht geklappt, aber wir hoffen, dass sie ihre Pläne weiter verfolgt und im nächsten Semester durchstarten kann. Mit Samuel, den wir seit letztem Sommer finanziell beim Studium unterstützen, und seiner Mutter hat Anne sich im März in San Lorenzo getroffen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Samuel im ersten Semester seines Studiums an der renommierten technischen Universität Yachay in Ibarra. Der Einstieg war schwierig: Samuel lebte 1,5 Stunden entfernt von Ibarra und hatte keinen Zugang zu den erforderlichen Computerprogrammen und anderen technischen Utensilien. Samuels Familie lebt in San Lorenzo in äußerst prekären Verhältnissen, aber Samuel ist ebenso wie seine Mutter hochmotiviert, die große Chance an der Universität Yachay zu nutzen. Daniela hat sich mittlerweile darum gekümmert, dass Samuel direkt in Ibarra wohnen kann. Dies spart viel Geld und Zeit. Sie wird ihn auch weiterhin begleiten, um Hürden zu bezwingen, die sich ihm im Vergleich zu wohlhabenderen Studenten in den Weg stellen. Das Finanzaudit für das Jahr 2016 bei unserem Trägerverein EcoMinga ist erfolgreich abgeschlossen und wir sind sehr froh, dass sich mit Daniela und der neuen Buchhalterin Soledad sachkundiges und motiviertes Personal um die finanziellen Angelegenheiten kümmert. Empfehlungen und Hinweise zur Umstellung einzelner Vorgehensweisen und Abrechnungen werden Daniela und Anne in die Routinen des EcoClub einarbeiten. Viele Grüße und einen schönen Sommer Marion Weeke
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