Das eBook zur Blogparade: Was uns auf der re:publica 1013 entgangen ist. Aufruf zur Aktion gibt es unter: http://www.chiliconcharme.de/2013/03/02/blogparade-republica-vortrag-abgelehnt-was-wird-uns-entgehen/
2. stARTcamp Köln Team | "Budenzauber auf der re:publica #rp13" 3
Jörg Eisfeld‐Reschke | Forever online? Social Media und Tod 5
Kai Fitzner | Systemische Demenz – Bildung hat keine Zukunft ohne digitale Vernetzung 6
Philippe Wampfler | Die digitale Meinungsbildung ist einer Elite vorbehalten 8
Andreas Grieß | Kurzbeschreibung: Zweite Welle des Online‐Lokaljournalismus anhand der Beispiele
von Mittendrin und Elbmelancholie 10
Bianca Gade | Motivation 2.0: Was können Unternehmen von Social Networks lernen? 11
pixooneBUZZ | Die re:publica Speakertour im #pixoonaBuzz 14
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Inhalt
Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
3. Vorwort
Am 2. März 2013 rief ich auf meinem Blog zur Blogparade auf und schlug vor, Eure abgelehnten
re:publica Sessions zu verbloggen um jene anschließend zu sammeln und ein eBook daraus zu machen.
Die Idee dazu kam mir, da mir und einigen weiteren Einreichern der Zugang als Redner auf der re:publica
leider verwehrt wurde. Doch anstatt Trübsal zu blasen entschied ich all jenen, denen es ähnlich wie mir
ging, die Option zum Mitmachen zu unterbreiten.
Die Initiative machte viel Wind und wurde u. a. auch von Anja C. Wagner von ununi.tv wahrgenommen,
deren Team eine sehr ähnliche Idee hatte: Sie wollten und haben zwischen dem 4. und 8. Mai 2013 eine
pre:publica für die abgesagte Sessions veranstaltet ‐ und zwar online. Jene BloggerInnen, die sowohl bei
dieser Blogparade als auch bei der pre:publica mitmachten, wurden in diesem eBook samt Link zum
Videobeitrag erwähnt.
Eine weitere Kooperation entstand, als Julian Grandke vom Startup pixoona mich über XING ansprach.
Ihre Idee war es, einen alten, amerikanischen Schulbus in der Nähe der re:publica zu platzieren um darin
u.a. auch jene Leute sprechen zu lassen, deren Sessions abgelehnt wurden. Auch ihnen ist ein Teil am
Ende dieses eBooks, für die großartige Idee gewidmet.
Für Eure Initiative, für all die eingereichten Beiträge und den vielen Empfehlungen auf Twitter, Facebook
und Co., danke ich Euch und wünsche hiermit, viel Spaß beim Stöbern!
Bianca Gade
aka @ChiliConCharme
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Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
4. stARTcamp Köln
Social Web ist schön, macht aber viel Arbeit: Die Arbeitsbedingungen und Strategien für Social Media von
Kulturschaffenden, Künstlern und Kultureinrichtungen stehen im Mittelpunkt dieses Barcamps.
startcampkoeln.wordpress.com
Im Mai geht’s wieder zur re:publica! Deutschlands
größte Internetkonferenz und das Familientreffen
all jener, die mindestens über das Internet
miteinander vernetzt sind, findet zum siebten Mal in
Berlin statt. In diesem Jahr hatten wir beschlossen,
mit einer Session den Geist unseres stARTcamp Köln
nach Berlin zu bringen: Budenzauber mit den
Herbergsmüttern! Eine Show zum Mitmachen, ein
mitreißendes und inspirierendes Erlebnis, bei dem es
uns um unser Herzblut‐Thema geht: Ideen finden
fürs Social Web.Aus unseren bisherigen stARTcamps
in Köln sind die Teilnehmer inspiriert und mit neuen
Ideen für ihren Alltag gegangen. Gerade die
interaktiven und etwas verrückten Sessions sind am
besten angekommen. Daraus ist die Idee für diese
Session entstanden:
“Ideen finden fürs Social Web: Budenzauber mit den
Herbergsmüttern”
Content is king!? Die Redaktionspläne für Blog,
Facebook, Twitter, Gooogle+ und andere Social
Media‐Plattformen wollen gefüllt werden. Für
Unternehmen, Institutionen und Freiberufler gilt es,
regelmäßig neue Ideen für Storytelling und Content
Strategy zu entwickeln. Aber wie kommt man an
diese Ideen? Wie macht man daraus eine
Geschichte? Welche Formate und Plattformen
eignen sich? Und wie findet man seinen
persönlichen Stil?
Wir stellen verschiedene Kreativmethoden aus Kultur‐
und Theaterpädagogik vor und laden zum Mitmachen
ein. Anhand konkreter Beispiele wollen wir Wege zur
Ideenfindung für Storytelling im Social Web zeigen. Wir
möchten Lust aufs spielerische Erzählen von
Geschichten machen. Ganz im Sinne des diesjährigen
Mottos IN/SIDE/OUT wollen wir beim Menschen selbst
anfangen.
Lebendige Ideen kann man dann entwickeln, wenn man
ein Gefühl für sich selbst und seine Rolle im Social Web
bekommen hat. Und auch mal kräftig über sich selber
lachen kann. Weg vom Schreibtisch, hin zum Erleben
von sich selbst und die Inspiration stellt sich
(hoffentlich) ein. Raus aus dem Digitalen, mit dem
ganzen Körper und mit dem Herzen und dem Geist
Ideen und Geschichten erfinden und rein damit ins
Digitale!
Statt eines reinen Vortrags wollen wir in dieser Session
mit Euch die Bude rocken. Bunt, granatenstark und mit
vielen Hirn‐ und Körperlockerungsübungen. Teilnehmer
am stARTcamp Köln kennen das.
Budenzauber auf der re:publica #rp13
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Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
5. Unsere These: Unternehmen, Institutionen und
Freiberufler brauchen neben dem Verständnis für
die Strukturen des Social Web kreative Methoden,
um eigenständige Ideen, Geschichten und Visionen
entwickeln zu können. Ein spielerischer Ansatz
fördert emotionale Reaktionen, Bindung und einen
persönlichen Zugang des Zielpublikums. Die
Teilnehmer nehmen beim Budenzauber Wissen um
Methoden für Storytelling, Gamification und
Content Strategy mit.
Nun gut. Diese Woche erhielten wir leider die
Absage. Über 530 Vorschläge wurden eingereicht
und alle können nun mal leider nicht berücksichtigt
werden. Was wir klasse finden: Bianca Gade aka
ChiliConCharme hat eine Blogparade eröffnet, um
all die Sessions einzusammeln, die abgelehnt
wurden. Eine famose Idee.
Außerdem werden wir nun unsere Session auf dem
stARTcamp München am 20. April anbieten und
freuen uns schon auf Rock’n Roll und Budenzauber
mit der stARTfamily!
Eine Woche vorher, am Samstag, den 13. April, gibt
es übrigens bei unserem Bunten Abend über
Gamification schon einen kleinen Vorgeschmack. Es
sind noch Plätze frei. Husch, husch, meldet Euch an!
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pre:publica #rp4U
@ununitv | www.ununi.tv
Eine Show zum Mitmachen, ein mitreißendes
und inspirierendes Erlebnis, bei dem es uns um
unser Herzblut‐Thema geht: Ideen finden fürs
Social Web.
Leider passte dieser Vorschlag nicht ins aktuelle
RP13‐Programm. Deshalb jetzt hier auf
ununi.TV eine komprimierte Show, damit Ihr
einen Eindruck kriegt, was und wie wir so
arbeiten.
Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
6. Autor:
Jörg Eisfeld‐Reschke ist Gründer von ikosom. Als Experte für Sozialmarketing, ePartizipation und Digital
Fundraising berät und schult er in Unternehmen und Nonprofit‐Organisationen http://www.ikosom.de/
Wenn uns Twitter über den Tod von Freunden
informiert und wir das Facebook‐Profil von
Freunden häufiger besuchen als ihr irdisches Grab,
dann wird eines ganz deutlich: Social Media hat
unseren Umgang mit dem Tod verändert. Aber wie
genau? Werden wir zukünftig Beerdigungen im live
Hangout übertragen? Wie können wir gemeinsam
online trauern? Wer hat eigentlich schon ein Social
Media Testament geschrieben? Wem gehören meine
Follower nach dem Tod? Und wie würdest Du
reagieren, wenn ein Toter Dir einige Tage später eine
Abschiedsmail schreibt?
These
Unser Umgang mit Tod und Trauer im Internet hat
sich verändert – in dem diskursiven Vortrag zeige
ich auf, woran wir das merken, was das bedeutet
und wie wir uns darauf vorbereiten können.
Format
15min Vortrag zur Einführung ins Thema und
60min Diskussion mit Gästen:
• Egon Kapellari, Medienbischof (noch nicht
angefragt) oder der Stefan Förner, Pressesprecher
des Erzbistums Berlin (grundsätzliche Bereitschaft)
• Prof. Dr. Marlis Prinzing, MHMK Macromedia
(grundsätzliche Bereitschaft)
• Oliver Schmid, Gründer Gedenkseiten.de
(grundsätzliche Bereitschaft)
• Michaela Zinke, Bundesverband
Verbraucherschutz (grundsätzliche Bereitschaft)
Forever online? Social Media und Tod
Schade für die #rp13
Das Thema Social Media und Tod hatte ich auf der Social
Media Week Berlin im letzten September schon platziert
– mit sehr vielen persönlichen und positiven
Rückmeldungen. Es ist ein Thema, das Menschen bewegt
und berührt. Aufgrund der Resonanz gab es im
Nachgang noch eine Blogparade zu “Tod und Trauer im
Internet” (Ergebnisse). Eigentlich wäre die re:publica
2013 genau der richtige Ort gewesen um mehr
Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen, bevor
sie von der Gegenwart eingeholt oder ihre Angehörigen
überfordert werden.
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Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
7. 6
Autor:
Kai Eric Fitzner
Buchautor, Philosoph & Strategieberater
http://mondspiegel/blog.de
Die Enttäuschung sitzt tief...
Bianca hat auf ChiliConCharme zu einer Blogparade
aufgerufen. Wie könnte ich mich dem entziehen?
“Wir müssen begreifen, warum digitale Vernetzung
nicht in die Demenz führt, sondern Teil der Lösung
all unserer Probleme ist, warum sie dafür die
Lernrealität der Kinder durchdringen muss und
warum unser gegenwärtiges Bildungssystem das
nicht leisten kann. Und natürlich auch, wie wir es
richtig machen müssen.”
Das ist die von mir ausgedachte Motivation für ein
Publikum, meinem Vortrag zu lauschen. Ist das
nicht genug? Wieso darf ich nicht? Was ist an
meinem Vortrag nicht veranstaltungstauglich?
Warum passt er nicht ins Programm?
Meine Vortragseinreichung Systemische Demenz –
Bildung hat keine Zukunft ohne digitale Vernetzung
für die re:publica 13 ist abgelehnt worden. Ein
Vortrag, dessen Konzipierung bereits vor einigen
Jahren mit wichtigen Überlegungen begonnen hat,
mit Beobachtungen, wie wir die Probleme unserer
gemeinsamen Zukunft in den Schulen produzieren,
anstatt dort für das Lösen von Problemen befähigt
zu werden. Ein Plädoyer für eine Bildung 2.0, die
unsere Sinne schärft, die uns zeigt wie wir uns
miteinander vernetzen, wie wir neue Algorithmen
finden anstatt die Produkte längst vergangener
Projekte wahllos auswendig zu lernen. Oder mit den
Worten der Einreichung:
“Ob Manfred Spitzer oder Thilo Sarazzin (oder vor
vielen Jahren Peter Hahne) – der Kampf um
gesellschaftliche Deutungshoheit zeigt, dass die
Verdammung neuer Technologien und
Verhaltensmuster unsere ganze Gesellschaft
kollektiv in die analoge Demenz stürzen wird. Alle
Bildungsreformen der letzten Jahrzehnte, die sich
um den Aufbau irgendwelcher Schlüsselqualifikationen
und Kernkompetenzen drehen sollten sind komplett
gescheitert. Unser Bildungssystem ist nicht mehr
reformierbar, es muss kernsaniert werden – oder
schlicht neu gebaut. Dieser Vortrag zeigt, wie unsere
Schulen als Folge debiler Bildungspolitik unsere Kinder
aktiv daran hindern, Kompetenzen für Problemlösungen
aufzubauen, indem die Verwendung sinnvoller
Techniken und Technologien zur Vernetzung als
Medienkompetenz diffamiert wird. Statt die Debatte
über curriculare Gleichschaltung zu führen, müssen wir
ideologiefreies wie auch vernetztes Denken fördern. Und
zwar schnell.”
Natürlich verstehe ich, dass aus der Menge der
Einreichungen irgendwelche ausgesucht werden müssen
und dass die eigene Überzeugung, eine passende,
großartige Einreichung beisteuern zu können, keine
Garantie dafür sein kann, die Wahrnehmungsrealität des
Kuratoriums – oder wer auch immer die Vorträge
aussucht – zu erreichen, zu durchdringen, zu
überzeugen oder überhaupt anzusprechen. Aber was
kann man denn tun, damit das gelingt? Selbst die
Kernthese deutet auf etwas Signifikantes hin: “Unser
Bildungssystem ist nicht mehr reformierbar, es muss,
getreu dem Motto der re:publica, IN/SIDE/OUT gedreht
werden. Ohne ideologiefreies und vernetztes Denken zu
fördern, werden unsere Kinder die Lösungen zu den
globalen Problem unserer Zeit nicht entwickeln können.”
Es geht um nicht weniger als einen großen
Gesellschaftsentwurf, eine neue gemeinsame Vision, ein,
wie ich bislang gedacht habe, Kernthema der re:publica.
Vielleicht ist es das ja auch und ich habe mich nur
strunzdoof ausgedrückt. Vielleicht fehlt mir die nötige
Distanz und Reflexionsfähigkeit das richtig
einzuschätzen. Ich wünschte, irgendwer könnte mir das
sagen.
Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
8. 7
Vielleicht liegt es daran, dass mir das Thema so sehr
am Herzen liegt und ich vollkommen davon
überzeugt bin, dass eine ganz neue Bildung der
einzige Ausweg aus den immer komplexer
werdenden Problemen unserer Zeit ist. Und
eigentlich rührt diese tiefe Enttäuschung über die
Ablehnung daher, dass sich erstens an dieser
Überzeugung nichts geändert hat und dass ich
nicht weiß, wer warum entschieden hat, dass mein
Vortrag nicht ins Program passt. Es ist diese
Intransparenz, die der von der Veranstaltung
gefeierten Transparenz entgegensteht. Ich glaube,
es es ist diese nicht aufgelöste Spannung, die mich
verrückt macht.
Am besten fahre ich im Mai wieder hin und
versuche das herauszubekommen.
Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
9. Autor:
Philippe Wampfler
Lehrer, Autor, Berater ‐ Schule Social Media
http://schulesocialmedia.com
Auf der Re:Publica 2013 wollte ich in einem
Workshop darüber nachdenken, wie die
Möglichkeiten der digitalen Kommunikation mehr
Menschen zugänglich gemacht werden könnten. Es
geht mir nicht primär um eine Beschreibung der
digitalen Kluft – die ist längst beschrieben. Vielmehr
geht es um die Frage, welche konkreten
Möglichkeiten sich anbieten und welche
Hindernisse der Demokratisierung der
Internetkommunikation im Wege stehen.
Den Workshop kann ich nicht halten, er fand keinen
Platz im Re:Publica‐Programm. Und ich bin fast ein
wenig froh – weil ich nicht weiß, wie man dieses
Thema in einer stündigen Diskussion schlau
angehen kann. Fallen lassen möchte ich es nicht,
sondern hier in loser Folge über die Fragen
nachdenken und daraus dann vielleicht einen
längeren Essay schreiben. (Zudem kann ich mich so
an der Blogparade von ChiliConCharme beteiligen,
in der Beiträge gesammelt werden, die von der
Re:Publica abgelehnt worden sind.)
Am Anfang sollen Überlegungen zur
Meinungsbildung im Internet stehen. Zwei US‐
Artikel (TechCrunch, Pew Research) lassen folgende,
nicht besonders überraschenden Schlüsse zu:
An Meinungsbildungsprozessen und Diskussionen
auf Twitter sind 1‐3% aller erwachsenen
Amerikanerinnen und Amerikaner beteiligt.
Das Spektrum ist breiter als bei der Bildung der
relevanten öffentlichen Meinung: Auch politisch
nicht Stimm‐ und Wahlberechtigte beteiligen sich
an den für sie relevanten Diskussionen.
Generell ist der Altersdurchschnitt auf Social Media
jünger als in der Bildung der öffentlichen Meinung.
Meinungsbildung findet im Internet sehr selektiv
statt; je nach Ereignis und Thema beteiligen sich
Digitale Meinungsbildung
ganz andere Menschen an Diskussionen.
Nutzerinnen und Nutzer von Social Media sind
tendenziell individualistisch eingestellt und deshalb in
vielen Fragen tendenziell liberaler als die öffentliche
Meinung.
Auf Social Media verbreiten sich positive Botschaften
schneller als negative, weil niemand in seinem Netzwerk
konstant negative Botschaften verbreiten will.
»Empörung« oder Kritik sind dabei Ausnahmen, auch sie
haben auf Social Media starkes Gewicht: »Seht, wie
schlecht die Welt und die anderen sind, wir sind die
Guten!« dürfte dabei auch eine Art positive Botschaft
sein.
Entscheidend ist dabei: Social Media sind ein Teil der
Meinungsbildung; sie stehen nicht außerhalb des
gesellschaftlichen Diskurses. Gleichzeitig vermögen sie
aber nicht alle Meinungen und Positionen abzubilden
oder richtig zu gewichten: Individualistische,
technikaffine und eher jüngere Menschen schaffen ein
liberales Klima.
Mehr Partizipation im Internet würde bedingen, dass
alternative Haltungen Gewicht bekommen, Stimmen
gehört werden, die heute in vielen Diskussionen
Gegenstand von Gespött und Verachtung sind.
Eine letzte Bemerkung zum Begriff »Elite«: Er ist nicht
wertend gemeint, sondern deskriptiv. Wer viel in Social
Media präsent ist, hat einerseits die Zeit dazu,
andererseits die technische Ausrüstung und Kompetenz
dafür. Präsenz im Internet weist auf Privilegien hin.)
* * *
8
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10. Für das Programm Re:Publica 13 hatte ich einen
Workshop vorgeschlagen, der sich mit der Frage
befasste, wie mehr Menschen digitale Werkzeuge
nutzen könnten. Der Workshop fand keine
Aufnahme ins Programm. Deshalb habe ich in sechs
Blogposts über die Fragestellung nachgedacht:
Teil 2: 16 Gründe gegen digitale Kommunikation
Teil 3: Vorurteile und das Internet
Teil 4: Das Internet wird überschätzt
Teil 5: Ein positives Leitbild für Netzpolitik
Teil 6: »Crap detect yourself« – Howard Rheingold
über Netzwerke
Daraus ist nun ein Essay und ein kurzes Video
entstanden. Beides gibt es hier zum Download, Lizenz
CC‐BY 3.0.
Essay als pdf: Digitale Kompetenzen für alle.
Essay als eBook (.epub und .mobi) (Umweg via
Dropbox)
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Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
11. Autor:
Andreas Grieß
Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach
abgeschlossenem Studium zurück, um hier als freier Journalist zu arbeiten. http://www.elbmelancholie.de
Im Februar hatte ich an dieser Stelle angekündigt,
dass auf der re:publica, Deutschlands größter
Konferenz zu Social Media, Blogs und allem was
dazu gehört, womöglich ein Vortrag von Isabella
David und mir zum Thema „Zweite Welle des
Online‐Lokaljournalismus“ anhand unserer Beispiele
Mittendrin und Elbmelancholie stattfinden wird.
Dazu hatten wir einen Session‐Vorschlag
eingereicht.
Der Beitrag sollte unsere beiden Projekte kurz
vorstellen, beschreiben, was die besondere
lokaljournalistische Situation in Hamburg von der in
anderen Städten unterscheidet und vor allem
darauf eingehen, was sich seit der ersten Welle der
Lokalblogs verändert hat. Unsere Kernthese: „Die
aktuelle Welle der Lokalblogs hat den Vorteil ernster
genommen zu werden, als es die Pioniere wurden.
Dies bringt jedoch zugleich die Bürde mit sich,
höheren Erwartungen gerecht werden zu müssen.“
Ihr ahnt es schon, leider werden wir nicht dazu
kommen, euch unsere Erkenntnisse und
Erfahrungen zu berichten und den Berlinern (und
Bewohnern anderer Städte) die Netzszene in
unserem schönen Hamburg näher zu bringen. Heute
Morgen erhielt ich eine E‐Mail, in der uns abgesagt
wurde. Man habe keinen angemessenen Platz
gefunden.
Ich finde das sehr schade. Nicht nur glaube ich, dass
unsere beiden Projekte es verdient hätten, mal eine
größere Bühne zu bekommen, so dass man nicht
immer nur von den gleichen hört. Auch glaube ich,
dass das Thema relevanter und interessanter ist, als
manch anderer Vortrag. Bei der Social Media Week
in Hamburg zum Beispiel war das Pannel von
Isabella und ihrem Kollegen David zu Mittendrin
Leider kein re:publica‐Vortrag
und Social Media im Lokaljournalismus bis auf den
letzten Platz gefüllt.
Einige von uns (und von Mittendrin) werden vom 6.‐8.
Mai dennoch in Berlin vor Ort sein und schauen, was
andere zu berichten haben. Vielleicht kommt man
trotzdem hier oder da ins Gespräch. Es würde uns
freuen.
PS: In einer Blogparade werden derzeit weitere
abgelehnte Vorschläge gesammelt.
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Bianca Gade | www.ChiliConCharme.de | @ChiliConCharme
12. Autorin:
Bianca Gade
Corporate Communications Manager http://www.ChiliConCharme.de
Klar ist: Um zu wissen, was Motivation 2.0 ist sollte
zunächst erklärt werden, was unter Motivation 1.0
verstanden wird. Und hier musste ich ein wenig
ausholen und begann mit der Geschichte, eines
alten Mannes, der mit einer List es schaffte, ihn
ärgernde Kinder in ihrem Tun zu demotivieren.
Weiter versuchte ich zu hinterfragen, ob unser
Belohnungssystem in einer hierarchisch
aufgebauten Organisation überhaupt motivierend
sein kann. Bedenken wir, dass durch Anreizsysteme
jedes Einzelnen nicht das Ziel im Fokus liegt,
sondern der Anreiz in Form von Geld, Macht,
Sachleistungen usw.. Die innerbetriebliche
Mitarbeiter‐Olympiade entlang der Belohnungen
kann genau genommen nicht dazu führen, dass im
Sinne des Unternehmens gehandelt wird und
verursacht auf dem Weg nach oben Platzangst und
Ungerechtigkeitsempfinden. Die Folge ist: Jeder
arbeitet gegen jeden. So kann die eindringlich
gepredigte Teamarbeit, wie wir sie in Social
Networks vorfinden, nicht funktionieren.
Weiter stellte ich die Strategien der Motivierung
von Reinhard K. Sprenger vor, die lauten:
die Zwang‐Strategie – bedrohen und bestrafen
Hier wird der Mitarbeiter durch Angst machen
motiviert, was ihn nie dazu veranlassen wird, mit
Leidenschaft seinen Aufgaben nachzugehen. Das
Motiv Angst verursacht vor allem eins: Eine Kultur
die darauf aus ist, den anderen zu betrügen – durch
Lügen, Ausreden.
die Köder‐Strategie – indirektes belohnen und
indirektes bestrafen
Hier wird beispielsweise ein Teil des Gehaltes
einbehalten und durch einen flexiblen Anteil ersetzt,
der an Erfolgen geknüpft ist. Problematisch wird
diese Strategie, wenn das Ziel nicht wirklich
Motivation 2.0 – Was können Unternehmen von
Social Networks lernen?
messbar ist oder andere, vom Mitarbeiter nicht
beeinflussbare Faktoren, für den Erfolg eine wichtige
Rolle einnehmen. Außerdem wird bei dieser Strategie
vom eigentlichem abgelegt: Nicht das Unternehmensziel
steht im Fokus, sondern die Belohnung. So kann keine
emotionale Bindung zum Unternehmen entstehen.
die Strategie der Verführung – belobigen, belohnen und
bestechen
Bei dieser Motivierungs‐Strategie begeht das
Unternehmen den Fehler sich in die Sisyphusarbeit zu
begeben. Denn wer einmal mit dem Verführen
angefangen hat, kann damit so schnell nicht aufhören.
Sobald nämlich damit aufgehört wird, kommt dies dem
Mitarbeiter wie eine Bestrafung vor und wirkt
demotivierend. Die Folge: Weniger intrinsische
Motivation als noch vor den äußerlichen Anreizen.
Das Thema Belohnung habe ich anschließend mit dem
Beispiel aus dem Innovationsmanagement
versinnbildlicht und außerdem noch zwei
wissenschaftliche Experimente von Edward Deci und
Dan Ariely beschrieben, die die Fragen klärten: Motiviert
Belohnung? Motiviert Geld?
Was lässt sich davon nun von den Social Networks
ableiten um Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren?
Hier stellte ich drei Maßnahmenempfehlungen vor:
Schaffe ein intelligentes System!
Schaffe motivierende Rahmenbedingungen!
Stelle die richtige Frage!
1. Was ist ein intelligentes System?
Um ein solches System zu schaffen, muss man erstmal
wissen, wann und warum ein System intelligent ist. Ich
halte das Internet für ein solches, intelligentes System
und Prof. Peter Kruse hat dafür eine sehr interessante
Erklärung.
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13. Zunächsteinmal betrachten wir die Rollenbilder, die
in einem solchen System für Vernetzung sorgen.
Denn Vernetzung ist ja der Schlüssel zur Intelligenz
– je mehr Vernetzungsdichte unser Gehirn aufweißt,
umso intelligenter sind wir. Und das lässt sich auch
auf organisatorische Systeme übertragen.
So haben wir hier die Rolle des Creators:
Er ist der Ideengeber, ein ständig wacher Mensch
auf der Jagt nach Wissen, Impulsen um daraus
Neues zu schaffen.
Dann gibt es den Broker:
Dieser Menschentyp versteht es, sich selbst und
andere Menschen zu vernetzen. Er ist, wie der
Creator, sehr wach und ständig auf der Suche nach
interessanten Kontakten. Der Broker hat nicht
unbedingt ein tiefes Wissen auf einem Gebiet, weiß
von allem aber immer etwas. Was ihn so wichtig in
einem intelligenten System macht: Er weiß immer,
wer welches Wissen hat.
Als drittes gibt es den Owner:
Er ist vor allem eins: Ein Know‐How Träger und
Experte auf seinem Gebiet. Bis ins Detail kann er
Zusammenhänge erklären und hat die Fähigkeit
sehr komplexe Aufgaben zu meistern.
Diese Typen allein, machen noch kein intelligentes
System. Das passiert erst, wenn sie aufeinander
treffen:
Creator trifft Broker
… und erzeugen den Zustand der Erregung: Da
beides hellwache Typen und immer auf der Suche
nach neuen Ideen und Kontakten sind, erzeugen sie
Störungen im System. Jene sind oft unangenehm
aber nötig, denn ohne die Impulse, die aus der
Störung hervor kommen ist kein Lernen möglich.
Broker trifft Owner
… und erzeugen Bewertung: Der Broker muss
wissen, was der Owner kann und weiß, um
bewerten zu können, ob er für sein Netzwerk
nützlich ist und für wen. Der Owner muss bewerten
können, ob der Broker für ihn wichtige Kontakte
verfügt, um sein Know‐How an den Mann oder die
Frau zu bringen.
Owner trifft Creator
… und erzeugen Lösungen: Der Creator spinnt neue
Ideen, wenn der Owner ihm sein Wissen teilt. Daraus
können neue Lösungen entstehen, an die der Owner
vorher noch nicht gedacht hat und die ihm helfen, sein
Wissen zu erweitern und sein Projekt zum Erfolg zu
bringen.
2. Welche Rahmenbedingungen wirken sich motivierend
auf Mitarbeiter aus?
Hierzu habe ich bei meinem Vortrag wieder etwas
ausgeholt und für alle, die es noch nicht kannten, die
Ergebnisse der Blogparade zum Arbeitsplatz der Zukunft
vorgestellt. In diesem eBook haben 23 Bloggerinnen und
Blogger beschrieben, wie sie sich den Arbeitsplatz der
Zukunft vorstellen und dazu, was für sie motivierende
Rahmenbedingungen sind. Kurz zusammengefasst hatte
ich die drei Punkte von Daniel Pink aufgegriffen:
Selbständigkeit
z.B. Wahl von Zeit und Ort der Arbeit. Eigene
Entscheidungen treffen. usw.
Perfektion
die Möglichkeit haben zu lernen um in dem was man
tut, immer besser werden zu können
Sinn
jeder soll aus innerer Überzeugung einen Sinn in seinen
Aufgaben sehen.
Die Schwierigkeit besteht darin, alle drei Punkte in
einem System zu ermöglichen, denn wenn nur eins fehlt,
demotiviert das den Mitarbeiter.
3. Was ist die richtige Frage?
… und warum ist das wichtig sie sich zu stellen?
Hierzu hatte ich bereits letztes Jahr einen kompletten
Blogpost verfasst, den ich gerne für all jene empfehlen
möchte, die sich im Detail informieren möchten: Wenn
Motivation Misstrauen fördert.
Zusammengefasst geht es darum, sich die WARUM‐
Frage zu stellen und nicht die WIE‐Frage, so wie es das
Management gerne macht. Denn wenn ich
beispielsweise frage: “Wie bekomme ich meinen
Mitarbeiter dazu, Überstunden zu machen?” oder “Wie
bekomme ich die Mitarbeiter dazu mehr Ideen
einzureichen” dann wird implizit immer auch die Frage
gestellt: “Wie kriege ich einen anderen Menschen dazu
etwas zu tun, was er gar nicht tun will?” – Und das wird
12
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14. zum Kultur‐Problem. Denn wenn ich
einen Menschen verdächtige faul zu
sein, misstraue ich ihm. Misstraue ich
ihm, schaffe ich Kontrollsysteme.
Gibt es Kontrollsysteme ist jeder
Mensch versucht, sich diesen zu
entziehen. Die Folge: Was eigentlich
als Heilung des Systems gedacht war,
wird durch das entzogene Vertrauen
zum Misstrauen und dadurch zum
Problem. Es ist eine selbsterfüllende
Prophezeiung.
Wohingegen die WARUM‐Frage, das
genaue Gegenteil bewirkt,
beispielsweise gehen wir bei der
Frage “Warum ist der Mitarbeiter
motiviert?” aus, dass der Mitarbeiter
von sich aus fleißig und
leidenschaftlich agieren möchte und
es auch tut. Das System schenkt ihm
das Vertrauen (übrigens ist dies auf
BarCamps extrem gut zu beobachten,
wie selbstverständlich die Teilnehmer
eine Konferenz beleben können ohne
äußere Anreizsysteme) und benötigt
im Umkehrschluss keinerlei
Kontrollsysteme. Das dort
vorherrschende System ist Offenheit
und Transparenz der Informationen.
Draus kann nur ein System des Vertrauens
entstehen, so wie wir es auch aus den Social
Networks kennen.
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pre:publica #rp4U
@ununitv | www.ununi.tv
Diskussion zu den 3 Thesen mit Angelica
Laurençon und Anja C. Wagner
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15. Die re:publica Speakertour im #pixoonaBuzz
Inspiriert von Biancas Blogparade waren wir uns bei
pixoona einig, dass wir diesen Spirit unbedingt
unterstützen wollen. In Verbindung mit unserem
#pixoonaBuzz, einen klassisch‐gelben
amerikanischen Schulbus, der direkt gegenüber der
re:publica parkte, war die Sache schnell besiegelt:
Wir machen einfach eine neue, inoffizielle Stage 8
auf. Im Bus.
Begrüßen durften wir hier u.a. Kai Fitzner, Andreas
Grieß, die Herbergsmütter Ute Vogel, Wibke Ladwig
und Anke von Heyl, sowie Special Guest Stefanie
Aßmann. Und nachdem wir die erste Session noch
brav im Stillstand hingelegt haben, waren wir ab der
zweiten wohl die erste Stage in der Geschichte, die
während der Session eine kleine Stadtrundfahrt
durch Berlin gemacht hat.
Auch unser Geschäftsführer Florian Hofmann kam
nach seinem Start‐Up‐Pitch auf der großen Bühne
zu uns in den Bus, um ein paar Worte zu der
Bedeutung von visuellem Storytelling und dem bei
pixoona eingesetzten location‐basierten,
multimedialen Bildertagging zu sagen. Wer genauer
wissen will warum digitale Streetart an Bedeutung
gewinnt, erfährt das in Florians 300‐Sekunden‐
Pitch.
Die re:publica Speakertour im #pixoonaBuzz
14
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