Aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine wird die noch zu Beginn des Jahres prognostizierte, kräftige wirtschaftliche Erholung im Frühsommer 2022 ausbleiben. Die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sowie erneute Lieferengpässe sowohl durch den Krieg als auch durch die Corona-Pandemie (insb. China) dämpfen zunehmend die Perspektiven für die Weltwirtschaft.
Der IWF hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für das laufende Jahr um 0,8 Prozentpunkte nach unten revidiert und erwartet nun für 2022 und 2023 jeweils ein globales Wirtschaftswachstum von 3,6 %.
3. Allgemeine Lage
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▪ Aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine wird die noch zu Beginn des Jahres prognostizierte, kräftige
wirtschaftliche Erholung im Frühsommer 2022 ausbleiben. Die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sowie
erneute Lieferengpässe sowohl durch den Krieg als auch durch die Corona-Pandemie (insb. China) dämpfen
zunehmend die Perspektiven für die Weltwirtschaft.
▪ Der IWF hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für das laufende Jahr um 0,8 Prozentpunkte nach
unten revidiert und erwartet nun für 2022 und 2023 jeweils ein globales Wirtschaftswachstum von 3,6 %.
▪ Die Fed hat im März 2022 auf die anhaltend hohe Inflationsrate reagiert und die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf
0,25 bis 0,5 % angehoben. Für die geldpolitische Sitzung am 4. Mai wird ein Zinsschritt von 50 Basispunkten
erwartet. Am Jahresende könnte die Obergrenze der Federal Funds bei 2,5 % liegen (Markterwartungen).
▪ Im Euroraum werden am Markt ebenfalls zwei bis drei Zinsschritte noch in diesem Jahr erwartet. Die Kapitalmarkt-
zinsen sind aufgrund dieser Erwartungen deutlich gestiegen.
▪ Der Krieg in der Ukraine hat zu erheblichen Preisschocks bei Rohstoffen geführt, wodurch die ohnehin sehr hohen
Inflationsraten weiter gestiegen sind. Das Prognoserisiko für die Inflation ist deutlich nach oben gerichtet (Gas-
embargo, Unsicherheiten infolge des Krieges).
▪ Hinzu kommt, dass aufgrund von strukturellen Faktoren (Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit,
Umbau der globalen Lieferketten und der demografische Wandel in vielen Industriestaaten) die Preisentwicklung
voraussichtlich auch längerfristig über den Zielmarken von Fed und EZB (rund 2 %) bleiben wird.
Krieg in der Ukraine belastet Wachstum
Kapitalmarktzinsen steigen deutlich
Preisschock bei Rohstoffen
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4. Aktienmärkte: Krieg in der Ukraine hinterlässt Spuren
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▪ Der russische Krieg in der Ukraine und die westlichen
Sanktionen haben zu einem deutlich Kursrückgang an
wichtigen Aktienmärkten geführt.
▪ Vor allem Lieferengpässe und stark gestiegene Roh-
stoffpreise belasten die Industrie. Hinzu kommt die
Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Krieges
und der Sanktionen, die die Gewinnperspektiven der
Unternehmen eintrübt.
▪ Die anhaltend hohen Inflationsraten und die damit
verbundene Aussicht auf eine Zinswende im Euroraum
haben die Aktienkurse zuletzt zusätzlich gedrückt.
▪ In China (u. a. Shanghai Composit Index) belasten
zudem die erneuten Lockdown-Maßnahmen die Aktien-
kurse.
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5. Preisschock bei Rohstoffen
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▪ Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Rohstoffpreise
weltweit kräftig gestiegen. Der Anstieg betrifft dabei
nahezu alle Kategorien, angefangen bei den Energie-
rohstoffen und Baurohstoffen über Metallrohstoffe und
Nahrungsmittel bis hin zu Edelmetallen und „seltenen
Erden“.
▪ Exemplarisch die Preisentwicklung für Rohöl: Im März
2022 stieg der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent
auf den höchsten Wert seit Juli 2008.
▪ Die westlichen Sanktionen als Reaktion auf den rus-
sischen Krieg haben dazu geführt, dass weniger rus-
sisches Rohöl auf den Weltmarkt gelangt.
▪ Am aktuellen Rand ist der Rohölpreis wieder unter die
Marke von 110 US-Dollar gesunken.
▪ Die Freigabe von (strategischen) Ölreserven und eine
Ausweitung der Rohölproduktion könnten zu einer
Entspannung am Markt führen.
▪ Sollte es zu keiner weiteren Eskalation der geopoli-
tischen Situation kommen, könnten die Rohstoffpreise
im Jahresverlauf wieder sinken. Sie werden in den
nächsten Quartalen aber grundsätzlich auf einem
deutlich höheren Niveau verharren.
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6. Volatilität erneut gestiegen
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▪ Die Volatilitäts-Indizes sind zu Beginn des Krieges in
der Ukraine sprunghaft gestiegen.
▪ Dabei war ein deutlicher Unterschied zwischen dem
europäischen und dem US-amerikanischen Index
erkennbar. Die Auswirkungen des Krieges belasten
besonders die europäische Wirtschaft und Europa ist
zudem deutlich stärker von russischen Energieliefer-
ungen abhängig.
▪ Beide Indizes verbleiben am aktuellen Rand auf einem
erhöhten Niveau.
Volatilitäts-Index
▪ Volatilitäts-Indizes messen die zu erwartende
Schwankung eines Börsenindexes.
▪ VSTOXX: Erwartete Schwankungsbreite des euro-
päischen Aktienindex EURO STOXX 50.
▪ VIX: Erwartete Schwankungsbreite des US-Aktien-
index S&P 500.
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7. Systemischer Stress auf erhöhtem Niveau
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▪ Der zusammengesetzte Indikator für systemischen
Stress (CISS) in der Europäischen Union (EU) ist im
März dieses Jahres deutlich gestiegen.
▪ Der Beginn des russischen Krieges in der Ukraine hat
den Indikator vorübergehend wieder auf seine Werte
zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020
steigen lassen.
▪ Nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung hat sich
der Indikator in den letzten zwei Wochen wegen des
anhaltenden Krieges und Spekulationen über ein
Energieembargo wieder erhöht.
Composite Indicator of Systemic Stress (CISS)
▪ Der CISS ist ein zusammengesetzter Indikator für
systemischen Stress in der Europäischen Union.
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8. Preisdruck und Zinswende treiben die Rentenmärkte
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▪ Die Kapitalmarktzinsen (z. B. Renditen 10-jähriger
Staatsanleihen) sind seit Beginn des Jahres 2022
deutlich gestiegen.
▪ Gründe dafür sind der anhaltende Inflationsdruck und
die Erwartungen einer strafferen Geldpolitik. Die Fed
hatte bereits im vergangenen Jahr begonnen, ihre
Anleihekäufe zu reduzieren. Im März 2022 folgte der
erste Zinsschritt.
▪ Im Zuge der geldpolitischen Normalisierung ist auch
eine Reduktion der amerikanischen Zentralbankbilanz
(Anleiheverkäufe) geplant.
▪ Die EZB hat auf ihrer letzten Sitzung (14. April)
signalisiert, die Nettoanleihekäufe im dritten Quartal
zu beenden. Für das laufende Jahr werden ein bis zwei
Leitzinserhöhungen erwartet. Die Kapitalmarktzinsen
sind daraufhin weiter gestiegen.
▪ Die Zinsdifferenz zwischen Deutschland und den USA
(10-jährige Staatsanleihen) hat zugenommen. Dies
dürfte auf den Vorsprung der Fed bei der Normalisier-
ung der Geldpolitik zurückzuführen sein.
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9. Euroraum: Renditen steigen im Gleichklang
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▪ Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe
hat sich deutlich von der Nullprozent-Marke entfernt.
Mitte April 2022 erreichte sie Werte, wie zuletzt vor
knapp sieben Jahren.
▪ Die Erwartungen auf weiter steigende Leitzinsen in den
USA und eine Zinswende im Euroraum in der zweiten
Jahreshälfte treiben die Kapitalmarktzinsen.
▪ Der Beginn des Krieges in der Ukraine hat die Renditen
europäischer Staatsanleihen kurzzeitig gedrückt, da
Anleger in Krisensituationen verstärkt sichere Anlagen
nachfragen (Safe-Haven-Effekt).
▪ Da sich die Staatsverschuldung während der Pandemie
deutlich erhöht hat, könnten weiter steigende Bond-
renditen die finanzpolitischen Perspektiven der hoch-
verschuldeten Eurostaaten belasten.
▪ Eine auffällige Ausweitung der Zinsspreads zwischen
den Eurostaaten lässt sich bislang nicht feststellen.
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10. Einzelne CDS-Spreads verzeichnen moderaten Anstieg
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▪ Ein ähnliches Bild wie die Entwicklung der Renditen in
den Euro-Ländern liefern die CDS-Spreads.
▪ Die CDS-Prämie auf italienische Staatsanleihen ist im
März sprunghaft gestiegen und verbleibt am aktuellen
Rand auf dem Vorpandemie-Niveau.
▪ Laut einer Prognose der EU-Kommission wird die
Schuldenstandsquote (Staatsverschuldung in % des
BIP) in sechs Staaten der Währungsunion auch bis
Ende 2023 über der Marke von 100 % bleiben.
Credit Default Swap Spreads (CDS-Spreads)
▪ Bei einem CDS wird das Ausfallrisiko einer Anleihe
oder eines Kredits gehandelt.
▪ Der Spread ist ein Aufschlag beim Handel dieses
Ausfallrisikos, der höher ist, wenn das Risiko
größer ist.
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11. Euro-Kurs deutlich gesunken
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▪ Seit Sommer letzten Jahres hat der Eurokurs
gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet.
▪ Ausschlaggebende Faktoren für die Aufwertung des
Dollars waren die Leitzinserhöhung in den USA sowie
die dynamischere Entwicklung der US-Wirtschaft.
▪ In Folge des Krieges in der Ukraine ist der Euro-
Dollar-Kurs weiter gesunken. Hier spielen vor allem
Stagflationsrisiken und die Folgen eines möglichen
Lieferstopps von russischem Erdgas nach Europa
eine entscheidende Rolle.
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12. Immobilienboom in Europa setzt sich fort
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▪ Ungeachtet der Auswirkungen der Pandemie sind
die Preise für Wohnimmobilien in den meisten
EU-Mitgliedstaaten im vierten Quartal 2021 weiter
gestiegen.
▪ Laut Eurostat sind die Wohnimmobilienpreise im
gesamten Euroraum im 4. Quartal 2021 um 9,4 %
gestiegen (ggü. Vorjahr). Sie setzten damit den
Trend deutlicher Preissteigerungen der vergangenen
drei Jahren fort.
▪ Die EZB hält die Immobilienpreise in mehreren EU-
Staaten inzwischen für sehr hoch bewertet.
Hauspreis-Index
▪ Der Hauspreis-Index misst die Preisentwicklung
der von Haushalten erworbenen Wohnimmobilien.
▪ Dazu zählen Ein- und Zweifamilienhäuser sowie
Eigentumswohnungen.
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13. Immobilienpreise in Deutschland: sehr hohe Dynamik
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▪ Im vierten Quartal 2021 hat sich die Preisdynamik bei Wohn-
immobilien erneut beschleunigt. Die Preise lagen 12,2 % über
dem Vorjahresniveau.
▪ Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) sieht
Stabilitätsrisiken in den europäischen Immobilienmärkten.
Deutschland und Österreich sollen zusätzliche Maßnahmen
zum Eindämmen der Preisdynamik ergreifen.
▪ Auch vor diesem Hintergrund ist die Einführung eines sekto-
ralen Eigenkapitalpuffers (Systemrisikopuffer) durch die BaFin
in Höhe von 2 % für Wohnimmobilienkredite einzuordnen.
▪ Aus Sicht des Bankenverbandes ist diese Maßnahme – zu-
sammen mit der ebenfalls erfolgten Aktivierung des anti-
zyklischen Kapitalpuffers – eine sehr einseitige Belastung des
Bankensektors. Es sollte mitberücksichtigt werden, dass die
langjährige Niedrigzinsphase und die vergleichsweise niedrige
Neubauquote die Immobilienpreise in Deutschland ebenfalls
antreiben.
▪ Zudem betrifft der Systemrisikopuffer den gesamten Kredit-
bestand für Wohnimmobilien. Sachgerechter wäre es, diesen
Puffer lediglich auf das Neugeschäft anzuwenden, da beste-
hende Immobilienkredite keinen zusätzlichen Druck auf die
Immobilienpreise verursachen.
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15. Auswirkungen des Krieges auf den Finanzsektor
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▪ Die beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland sind im März dieses Jahres deutlich gestiegen. Die Folgen des
Krieges in der Ukraine und die hohen Energiepreise könnten die Industrie in den kommenden Monaten zusätzlich
belasten.
▪ In Deutschland wurden bereits Unterstützungsmaßnahmen für vom Krieg betroffene Unternehmen beschlossen.
▪ Banken haben ihre Risikovorsorge im ersten Quartal 2022 aufgrund der Unsicherheiten in Folge des Krieges erhöht.
▪ Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen hat sich zuletzt ausgeweitet. Auch für das laufende zweite Quartal
2022 wird laut Bank Lending Survey der EZB mit einer steigenden Kreditnachfrage der Unternehmen gerechnet.
Die Banken haben ihre Kreditvergaberichtlinien verschärft.
▪ Deutsche Banken sind besser kapitalisiert als vor der Finanzkrise. Nach einer Entscheidung der BaFin müssen sie
allerdings einen makroprudenziellen Kapitalpuffer in Höhe von 0,75 % bis Februar 2023 aufbauen. Diese Vorgaben
binden Eigenkapital und beschränken die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken. Und das in einer Zeit, in der für
die Transformation der Wirtschaft ein verstärkter Investitions- und Finanzierungsbedarf erwartet wird.
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland erwartet
Kreditvergabe an Unternehmen steigt
Zinswende in Sicht
▪ Im Euroraum wird derzeit bereits über die Möglichkeit einer ersten Leitzinserhöhung im Juli dieses Jahres
diskutiert.
▪ Eine allmähliche Straffung der Leitzinsen zur Stabilisierung der Preisentwicklung dürfte die Zinserträge der Banken
perspektivisch verbessern.
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03.05.2022
16. Kurse der Bankaktien gesunken
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▪ Die Aktienkurse der Commerzbank und der Deutschen
Bank sind am aktuellen Rand gesunken. Ein Grund
dafür dürfte die höhere Risikovorsorge infolge des
Krieges in der Ukraine sein, die beide Institute im
Zusammenhang mit den Ergebnissen für das erste
Quartal gemeldet haben.
▪ Zinsänderungserwartungen und die Aussichten auf sich
wieder erholende Zinserträge könnten den Banken im
Jahresverlauf etwas Auftrieb geben.
▪ Die makroökonomischen Risiken („Stagflation“)
belasten derzeit allerdings das Kurspotenzial.
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17. Kreditvergabe an Unternehmen zieht an
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▪ Das Wachstum der Kredite an Unternehmen und
wirtschaftlich Selbstständige hat sich seit Beginn der
Pandemie kontinuierlich abgeschwächt und war im
zweiten Quartal 2021 erstmals seit 2015 wieder negativ.
▪ Diese Entwicklung hat sich so nicht fortgesetzt. Im
dritten Quartal 2021 konnte die Kreditvergabe wieder
zulegen, und im vierten Quartal beschleunigte sich das
Kreditwachstum deutlich.
▪ Daten für das erste Quartal 2022 liegen noch nicht vor.
Für das zweite Quartal erwartet die EZB eine weiter
anziehende Nachfrage nach Unternehmenskrediten.
▪ Zunehmende Lieferengpässe, die stark gestiegenen
Rohstoffpreise und anhaltende Unsicherheiten könnten
die Industrie in den kommenden Monaten belasten.
Dies könnte die Nachfrage nach zusätzlichen Unter-
nehmenskrediten bremsen.
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03.05.2022
18. Zinsmarge am aktuellen Rand moderat gestiegen
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▪ Im Trend hat sich die Zinsmarge in den letzten zwei
Jahren, um knapp 50 Basispunkte erhöht. Eine höhere
Zinsmarge kann die Kreditvergabebereitschaft der
Banken steigern.
▪ Der deutliche Anstieg der Zinsmarge im ersten Halbjahr
2020 war offenbar vorrangig auf eine höhere Risiko-
bewertung (Pandemie) zurückzuführen.
▪ Darüber hinaus dürfte sich bei der Entwicklung der
Zinsmarge bemerkbar machen, dass im Zuge der Ein-
lagenschwemme und des negativen Einlagezinses der
EZB (-0,5 %) eine wachsende Zahl von Banken keinen
Zins mehr für Kundeneinlagen gewähren können
beziehungsweise in einzelnen Kundensegmenten
Verwahrentgelte verlangen.
▪ Das mögliche Ende der Negativzinspolitik der EZB noch in
diesem Jahr dürfte zu einer weiteren „Normalisierung“
der in den letzten Jahren stark gedrückten Zinsmarge
beitragen.
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19. Banken mit solider Kapitalausstattung
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▪ Aufgrund der umfangreichen kapitalbildenden Maßnah-
men in den letzten Jahren sind die Banken in Deutsch-
land und im Euroraum mit einer starken Kapitalaus-
stattung und reichlich Liquidität in die Corona-Pandemie
gegangen.
▪ Entgegen vielen Erwartungen haben die Banken ihre
Kapitalausstattung auch während der Pandemie weiter
verbessert. Im dritten Quartal 2021 konnte sich die
CET 1 Ratio in Deutschland und im Euroraum auf einem
vergleichsweise hohen Niveau halten.
▪ Die Entwicklung zeigt die deutlich erhöhte Kapitalaus-
stattung deutscher Banken, wodurch diese besser gegen
drohende Kreditausfälle abgesichert sind.
Common Equity Tier 1 Ratio (CET 1)
▪ Unter CET 1 versteht man das harte Kernkapital.
▪ Es umfasst eingezahlte Eigenkapitalinstrumente
sowie offene Rücklagen.
▪ Die harte Kernkapitalquote muss bei mindestens
4,5 % liegen.
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20. Non-Performing-Loans weiter gesunken
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▪ Die Non-Performing-Loans (NPL) sind im vierten
Quartal 2021 im Euroraum und in der EU auf das
niedrigste Niveau seit Beginn der Statistik (Q3 2014)
gesunken.
▪ Der geringe Anteil der NPL bei den deutschen Banken
deutet auf ein solides Kreditportfolio hin.
▪ Im März 2022 sind die beantragten Regelinsolvenzen
in Deutschland deutlich gestiegen. Die Folgen des
Krieges in der Ukraine und der stark gestiegenen
Energiepreise könnten die Industrie in den kom-
menden Monaten belasten.
▪ Die Banken haben ihre Risikovorsorge im ersten
Quartal 2022 erhöht.
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21. Ertragslage der Banken entwickelt sich positiv
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▪ Die Ertragslage der Banken im Euroraum hat sich
deutlich von dem Einbruch zu Beginn der Corona-
Pandemie erholt.
▪ Nachdem der Median im ersten Quartal 2021 erst-
mals wieder das Vor-Pandemieniveau erreicht hatte,
lag er im vierten Quartal 2021 mit 0,48 % sogar
etwas oberhalb der Werte aus dem Jahr 2019.
▪ Die Banken haben ihre Risikovorsorge im ersten
Quartal 2022 aufgrund der makroökonomischen
Unsicherheiten infolge des Krieges in der Ukraine
erhöht.
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22. Antizyklischer Kapitalpuffer erhöht
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▪ Die deutschen Aufsichtsbehörden haben entschieden, den
antizyklischen Kapitalpuffer auf 0,75 % anzuheben. Banken
müssen diesen bis zum 1. Feb. 2023 aufbauen.
▪ Diese Erhöhung fällt in eine Zeit, in der die wirtschaftliche
Entwicklung infolge des russischen Kriegs in der Ukraine
belastet wird. Außerdem ist gerade mit Blick auf die Trans-
formation der Wirtschaft eine dynamische Kreditvergabe an
Unternehmen erwünscht. Die Erhöhung der Kapitalanforder-
ungen wird die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken
jedoch merklich belasten.
▪ Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass die
Aussagekraft der Kredit/BIP-Lücke durch den starken BIP-
Einbruch während der Pandemie verzerrt ist.
Antizyklischer Kapitalpuffer
▪ Als Indikator für die Festlegung der Höhe des antizyk-
lischen Kapitalpuffers wird unter anderem die Kredit/BIP-
Lücke genutzt. Diese zeigt, inwieweit die Kredite im
historischen Vergleich schneller wachsen als die Wirt-
schaftsleistung eines Landes.
▪ Der Pufferrichtwert ist größer als null, wenn die Kredit/
BIP-Lücke größer als 2 PP ist. Bei einer Lücke von 10 PP
wird die maximale Pufferhöhe von 2,5 % erreicht.
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