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„Unsere Heimat ist der Himmel“
(nach Phil 3.20; Hebr 11,13; 1 Petr 2,11)
– und bis dahin?
Praktisch-theologische Überlegungen zum
Heimat-Begriff
Regina Polak
Institut für Praktische Theologie
Katholisch-Theologische Fakultät
Universität Wien
Institut für PraktischeTheologie
Gliederung
 Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff
 Geschichtliche Erblasten
 Migration als Botschaft und Chance
 Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet
 Teil 1: Zeitgenössische Erfahrungen
 Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet
 Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen
 Und bis dahin?
 Kirche als Heimat in der Fremde
 „Fremde Heimat Kirche“ (H.J. Höhn)
Institut für PraktischeTheologie
Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff
Institut für PraktischeTheologie
Ilija Trojanow, Nach der Flucht
„Heimat existiert nur als Plural, wird sprachlich aber meist im
Singular verwendet.“
„Der Versuch, eine allgemeingültige Heimat zu bestimmen, ist die
Fortsetzung von Gewalt.“
„Heimkehr ist der größtmögliche Kulturschock. Es wäre für alle
Beteiligten besser, die Rückreise würde Fremdkehr genannt
werden. Nicht, dass Vorurteile auf Preziosen oder Unkenntnis auf
Verwesung träfen, nein, der Türrahmen, durch den der Geflüchtete
eintritt, ist niedriger als erwartet, die Beule am Kopf das erste
Souvenir der Fremdkehr. Alles vermeintlich Bekannte erweist sich
als Trug. Dem Vertrauten kann er nicht trauen. Als wachte er
neben einem Nächsten auf, der sich über eine lange Nacht hinweg
so sehr verwandelt hat, dass er vor Entsetzen aufschreit.“
 “Eingewurzelt ins Utopische. Endlich daheim.“
Institut für PraktischeTheologie
Kroatische Gemeinde: Heimatlos in Wien?
 Eine der ältesten Diaspora-Gemeinden der Erzdiözese
Wien
 „Nehmen Sie uns nicht wie Indianer, wir sollen uns
Trachten anziehen, ein bisschen spielen und dann
gehen wir nach Hause. Wir haben etwas zu fragen,
auch etwas zu sagen.“
 „Heimat“ – keine Idylle
 Eine kollektiv-politische Erinnerung (Rolle der Kirche, insbes. im
Kommunismus)
 Individuelle Erinnerung
 Gemeinde in Wien: Raum geteilter Erinnerung, Schicksals- und
Leidensgemeinschaft; „religiöser Stützpunkt“, „Refugium“, „Schutzinsel“
 Gottesdienst: „Eine Stunde lang Heimat“
Institut für PraktischeTheologie
Geschichte
 Ein typisch deutsches Wort, unübersetzbar in andere
Sprachen
 Im Englischen übersetzt man mit „homeland“, „native country“,
„mother country“, im Italien spricht man von „casa“ oder „patria“: im
Zentrum stehen das Zuhause und die Herkunft. Das Französische
kennt dafür die Begriffe „terre natale“, „pays d´origin, aber auch
„refuge“: Heimat wird zum Ort der Zuflucht.
 Das Hebräische spricht von „bajit“ (Haus), aber auch „moledet“: i.e.
der Ort, an dem ich geboren bin; aber auch die wichtigsten
persönlichen Beziehungen werden damit bezeichnet.
Institut für PraktischeTheologie
 Kommt über Umwege ins Deutsche
 „heim“, bis ins 16. Jahdt. Meint es „Gehöft“, „Landstrich“,
verschwindet dann für 2 Jahrhunderte
 Reimport im 18. Jhdt.: aus „home“ wird Heimat: meint Stammsitz
einer Familie, Geburtsort eines Menschen, fester Wohnsitz,
dauernde Bleibe, Ort des Ansässig Werdens
 19. Jahrhundert: im Zuge der deutschen Nationalbewegung wird es
zum Synonym für Vaterland, wird romantisiert und ästhetisiert
(Bilder im Wohnzimmer)
Institut für PraktischeTheologie
 Funktionen im Deutschen:
 Abwehr: Gegen die frz. Revolution und die napoleonischen Kriege soll ein
deutsches Heimatbewusstsein entwickelt werden
 Einigung: das in viele Kleinstaaten zerfallene Deutschland wird so geeint,
Verbindung mit Nation, Kultur, Sprache, Staat ….
 Gegenreaktion: deutsche Heimat-Romantik mit Verklärung von Natur und
Tradition soll dem nüchtern-kalten Vernunftpathos der Aufklärung etwas
entgegenhalten
 Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung ideologische Heimattümelei:
Heimat wird materialisiert, geographisch und kulturell definiert, führt
notwendig zu Grenzziehung, Ausschluss, Konstruktion von „Fremden“, die
die „Heimat“ bedrohen, untrennbar verbunden mit Rassismus als
politischem Ordnungskonzept: NS-Zeit
Institut für PraktischeTheologie
 Renaissance in den 50er-Jahren: Heimatfilme,
Heimatvertriebene, Heimatgeschichte als Geschichte
von unten
Institut für PraktischeTheologie
Heimat und Religion
 Geschichte und Funktionen des Heimatbegriffes zeigen
viele Ähnlichkeiten mit „Religion“: Religion als Heimat,
insbes. für Seßhafte
 Abwehr
 Einigung: Verlust des „Katholischen“
 Gegenreaktion: Bastion gegen die Moderne, gegen Säkularisierung, ….
 Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung: der religiös und politisch
Anderen
 Verwurzelung
 Demgegenüber: Erfahrung von Migranten
 Heimat als etwas, das aussteht, das ersehnt wird, auf das man keinen
Rechtsanspruch hat, in die man immer erst heimkehrt ….
 Judentum, Christentum, Islam: Grundimpuls Aufbruch, Auszug und
Exodus, … Heimat liegt in der Zukunft
Institut für PraktischeTheologie
Fragen ….
 Gibt es Heimat nur einmal und nur im Singular?
 Ist Heimat eine ortsgebundene Größe?
 Ist Heimat an Herkunft oder an Zukunft gebunden?
 Kann man mehrfache Heimaten haben?
 Verliert man seine Heimat, wenn man sie verlässt?
 Ist dort, wo man zuhause ist, auch Heimat?
Institut für PraktischeTheologie
Dimensionen und Typen von Heimat (Höhn)
 Heimat – ein Phänomen zwischen Distanz, Nähe und Ferne
(Raumdimension)
 Heimat – ein Phänomen zwischen Vergangenheit und Zukunmft
(Zeitdimension)
 Heimat als (konservative) Gegenwelt: Wir bleiben unter uns!
(Parallelwelten, Soziale Brennpunkte, Segeregierte
Gesellschaften, ….) (Soziale und Politische Dimension)
 Heimat als Andersort: Nichts bleibt, wie es war! Heimat kann man
„machen“, „erfinden“ „gestalten“ …
 Heimat als Funktion: Schutz, Sicherheit, Stabilität … aber eben
auch Abgrenzung, Ausschluss, Ausgrenzung
 Heimat – verbunden mit Emotionen (Sehnsucht, Geborgenheit,
Zugehörigkeit; aber auch: schlechte Erfahrungen, Ambivalenz,
Enge)
 Heimat – Ausdruck und Verbindung mit Beziehungen
Institut für PraktischeTheologie
Geschichtliche Erblasten
Institut für PraktischeTheologie
 „Um entsetzt zu sein, muss man vorher sitzen“, Vilém
Flusser, Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche
gegen den Nationalismus, 35.
Institut für PraktischeTheologie
 Unsere Wahrnehmungen von „Heimat“ sind nicht
psychologisch „natürlich“, sondern geschichtlich und
politisch, sozial und kulturell geprägt
 Auswirkungen auch in der Kirche: Kirche als „Heimat“
für Seßhafte, einseitige Verkündigung – Folgen?
 Entscheidende Frage: Wahrnehmung von
Unterschieden und Fremdheit:
 Gibt es in der „Heimat“ Platz für Unterschiede und Fremdheit?
(Alterität und Alienität)
Institut für PraktischeTheologie
Erblasten
 Folgen der NS-Zeit:
 Homogenität als Normalität
 Unterschiede als Störung und Auszumerzendes
 Fremdheit als Bedrohung
 Heimat als rassistischer Begriff
 Aber auch Folgen des Kolonialismus bzw. der
hegemonialen Lebensweise von wohlhabenden
Sesshaften:
 Spezifische Wahrnehmung und Umgang mit Fremdheit:
Be-nützung – Ausschluss - Unterdrückung
Institut für PraktischeTheologie
 Daher zeigen sozialwissenschaftliche Befunde bis
heute: Menschen haben aufgrund
sozialpsychologischer Dynamiken und deren
geschichtlich-politischer Prägung Schwierigkeiten, mit
Unterschiede und Fremdheit als „Normalität“ zu leben
 Daher sollte man im Alltag Unterschiede eher nicht thematisieren,
weil sie als Ausschluss gehört werden (Ich bin keine Migrantin; Wie
lange muss ich hier leben, um nicht mehr als Migrantin bezeichnet
zu werden): „Heimat“ ist gebunden an Unsichtbarwerden von
Unterschieden und Fremdheit (Integration)
 Fragiler Zustand: Nachbarschaftliches Zusammenleben
verschiedener ethnischer, religiöser Gruppen kann jederzeit kippen
 Begegnung hilft NICHT automatisch, sondern kann Vor-Urteile
verstärken
Institut für PraktischeTheologie
 An diesen Gegebenheiten – Prägungen der
Wahrnehmung, des Denkens und Verständnisses von
„Heimat“ knüpfen politische Deutungen an
 Europäische Wertestudie 2010: Ablehnung von Anderen und
Fremden hängt am wesentlichsten von politischen Framings und
Narrativen ab (Übernahme der rechtspopulistischen Diskurse durch
die Mainstream-Volksparteien): „Heimat“ spielt dabei zentrale Rolle
 „Heimat“ wird derzeit kulturell geframed: Kampf der Kulturen,
Kulturkonflikte: demgenüber EVS 2018: Konfliktzonen verlaufen
zwischen Generationen, Geschlechtern, verschieden intensiv
Religiösen
Institut für PraktischeTheologie
Migration als Botschaft und Chance
Institut für PraktischeTheologie
 Migration zwingt uns, dass wir uns mit dem Thema
„Heimat“ neu beschäftigen ….. Ein Risiko:
 Heimat-Verlust: für Migranten, aber auch für Einheimische: Alle
sind gezwungen, „Heimat“ neu zu definieren! Heimat-Verlust der
Ankommenden macht Angst, weil Fragilität des Lebens sichtbar
wird; „Heimat“ verändert sich tatsächlich;
 Suche nach neuer Heimat: Die Migranten irritieren mit ihrer
Hoffnung auf ein besseres Leben („Wirtschaftsflüchtlinge“) die
hoffnungsarmen Europäer.
 Transnationale Identitäten: Mehrfach-Heimaten entstehen – „Ja,
Dürfen´s denn des?“: Loyalitätskrisen durch Mehrfachheimaten für
alle Beteiligten
Institut für PraktischeTheologie
 … aber auch eine Chance!
 Man könnte Migration als Botschaft, Migranten als
Botschafter*innen wahrnehmen
 Botschaft für ….. Gute und Schlechte Nachrichten
(Umweltkatastrophen, Wachstum der einen Menschheit)
 Man könnte Migration als „Spiegel“ und „Fenster“
wahrnehmen
 Spiegel als Seh-Hilfe undSelbstkritik: eigene Stärken
(Religionsfreiheit, Demokratie, Hegemonialbewusstsein ..);
Inklusionsprobleme wie Bildungsferne
 Fenster in die Zukunft: Präsenz der neuen Welt schon heute:
Schulklassen!
Institut für PraktischeTheologie
 Man könnte Migration als Lernort wahrnehmen, um
gemeinsam eine neue, inklusive Gesellschaft -
„Heimat“ - zu entwickeln
 All das ohne Idealisierung und Naivität, bitte! Denn
dieses Entstehen einer neuen, inklusiven Heimat
verlangt von allen Verlust, Aufbruch,
Visionsentwicklung ….
 Wer hat ein Interesse daran, dass sich solch
Sichtweisen und Framings nicht durchsetzen?
Institut für PraktischeTheologie
Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil:
zeitgenössische Erfahrungen
Institut für PraktischeTheologie
„Der Anblick von Flüchtenden beunruhigt die
Sesshaften. Menschen auf der Flucht schleppen ihr
Eigentum in einem Koffer, einem Rucksack, einer
Plastiktasche, auf Schubkarren. Ihr ganzes Hab und
Gut, wie der sesshafte Volksmund zu sagen pflegt.
Aber es ist nicht ihr ganzes Hab und Gut, sondern eine
eigentümliche Farce, das Wertvolle
zusammengeschrumpft zu einer Einheit, die man auf
dem eigenen Rücken tragen kann. Alles, womit der
Sesshafte sich umgibt, wofür er sich ein Leben lang
abschuftet, ist dahin und für immer verloren. Das Bild
eines Flüchtlingstrecks offenbart das Überflüssige am
Überfluss.“
Institut für PraktischeTheologie
Ilija Trojanow, Lernerfahrungen ….
„Flüchtende wecken schlafende Fragen.“
„Veränderung ist Bewegung. Der Geflüchtete verkörpert
Bewegung. Er bringt Veränderung in die Gesellschaft.“
„Kulturelle Entfaltung ist Bewegung ohne Geländer.“
„Wer in Bewegung ist, kann besser mit Paradoxien
umgehen.“
„Den Anderen nur als »Anderen« wahrzunehmen ist der
Beginn von Gewalt.“
„Heimat ist das, was in einem nicht sterben
kann. Eine Illusion, die auch dann nicht
verschwindet, wenn man nicht mehr an sie
glaubt.“
Institut für PraktischeTheologie
Sennett: Die offene Stadt (201
 Der Ort, an dem „Heimat“ neu gelernt werden kann –
vom Migranten – ist die Stadt!
 „Der Migrant als Vorbild des Städters“
 Das in zweifacher Weise fremd werden: Man kann nicht zum Damals
zurückkehren … der Migrant als Inbegriff des „Wurzellosen“
 Er kennt die Schmerzen und das Leid, das sich mit diesem Verlust
verbinden
 Er hat gelernt, dass man keine Wurzeln schlagen muss, nicht absolut
zugehörig sein muss, …. um an einem Ort leben und Heimat finden zu
können …
 man muss nur mit der Abwesenheit zurechtkommen lernen ….
 Er weiß um Komplexität, Differenz, Fremdheit, Perspektivität und
Mehrdeutigkeit, … er kennt die Sehnsucht und das Exil
Institut für PraktischeTheologie
 „Die offene Stadt“ als Laboratorium – Experiment –
Projekt Gottes …..
 Eine Lernerfahrung von Migranten …..
Institut für PraktischeTheologie
Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil 2:
Bibeltheologische Erinnerungen
Institut für PraktischeTheologie
 Von Migranten lernen ist nicht neu ….. Das machen
Juden und Christen (und Muslime) seit Jahrtausenden
 Abraham, der aufbricht und Heimat verlässt: Sein Land, seine
Verwandten, seine Kultur, seine Religion ….
 Nomadische Patriarchengeschichten von Isaak bis Josef
 Josef, der migrantische Aufsteiger
 Leben in Ägypten als Minderheit
 Exoduserfahrung: Flucht und Vertreibung (Manetho)
 Grundmotiv Exil: Babylonisches Exil: Reflexion von
Migrantenerfahrung
 Islam: Flucht aus Mekka, Armutsbewegung
Institut für PraktischeTheologie
„Unsere Heimat ist der Himmel“
Hebr 11: Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein
Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er
kommen würde. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen
Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben
derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen
Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens
empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie
hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von
einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich
wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen
kann. Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu
haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass
sie Fremde und Gäste auf Erden sind. Mit diesen Worten geben sie zu erkennen,
dass sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie
weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; nun aber
streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt
sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat
für sie eine Stadt vorbereitet.
Institut für PraktischeTheologie
1 Petr 2,11: Liebe Brüder, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt,
ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen
die Seele kämpfen.
Migrationsnarrativ ist also nicht neu – wurde auch von den ChristInnen
übernommen zur Deutung des Lebens.
Die wesentliche Heimat ist in Gott.
Aber nicht im Sinne des Glaubens an eine Vorstellung von Gott oder
als Ermutigung zur Weltflucht, sondern als migrantische Lebens-
und Lernform.
Institut für PraktischeTheologie
Migrantische Lebens- und Lernform
 Ethischer Monotheismus als Resultat der Reflexion
von Erfahrungen mit Flucht, Deportation, Vertreibung,
Aufbruch, Nomadentum, Diaspora und Exil
 Selbstkritik und Reue (Dtn)
 Exodus als Befreiungsprozess
 Migration und Metanoia (Umkehr, Reue)
 Ethos und Rechte (insbes. für Marginalisierte), um diese leidvollen
Erfahrungen zu vermeiden
 Erinnerung und Lernen
 Gottes“Bild“ als spirituelle Folge dieser Erfahrungen
 „Ich habe keinen Namen als der, der dich immer wieder aufbrechen lässt“
 „Fernnaher Gott“: Nah und fern, transzendent und immanent, Beziehung,
….. „Migranten-Merkmale“
Institut für PraktischeTheologie
Und bis dahin?
Institut für PraktischeTheologie
Hoffnung für „Ägypten“ und „Babylon“?
 Was bedeutet biblischer Migrationsnarrativ für
Sesshafte, insbes. für Europa als technokratisch-
politischer Machtblock?
 Metanoia – Umkehr – Aufbruch – Veränderung
 Vgl. Jesu Flucht aus Ägypten: Es gibt Hoffnung, wenn
Ägypten den Sohn Gottes aufnimmt und rettet ….
Ägypten kann zum Ort der Rettung werden!
 Hat eine politische und eine religiöse Dimension.
Institut für PraktischeTheologie
Kirche: Heimat in der Fremde
 „Heimat“begriff verändern!
 Zum einen Zugehörigkeit, Vertrauen, Geborgenheit
 Aber ergänzen um die verlorenen Dimensionen:
 Gastfreundschaft
 Leben mit Unterschieden und Fremdheit („katholisch“)
 Aufbruch, Exodus, Exil und Diaspora
 Erinnerung und Lernen
 Gesellschaftordnung
 „Andersort“
Institut für PraktischeTheologie
Fremde Heimat Kirche
 Jene, denen Gott, Glaube, Religion fremd geworden ist,
können eine Zwischenstation, Raststation, Unterkunft
finden
 Jene, die von Gott, Glaube, Religion noch nie gehört
haben, finden in der Kirche Fremdenführer, um Gott,
Glaube, Religion kennen- und verstehen zu lernen
 Jene, die die Kirche vertrieben hat (WIGE,
Missbrauchsopfer) erhalten besondere
Aufmerksamkeit
 Jene, die in der Gesellschaft unsichtbar sind, „Fremde“
sind, können Heimat finden
Institut für PraktischeTheologie
 Vgl. Jesaja 19: Der Herr wird die Ägypter zwar
schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum
Herrn umkehren, lässt er sich durch ihre Bitte
erweichen und heilt sie. An jenem Tag wird eine Straße
von Ägypten nach Assur führen, sodass die Assyrer
nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen
können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem
Herrn) dienen. An jenem Tag wird Israel als Drittes dem
Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für
die ganze Erde. Denn der Herr der Heere wird sie
segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk,
und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein
Erbbesitz.

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  • 1. „Unsere Heimat ist der Himmel“ (nach Phil 3.20; Hebr 11,13; 1 Petr 2,11) – und bis dahin? Praktisch-theologische Überlegungen zum Heimat-Begriff Regina Polak Institut für Praktische Theologie Katholisch-Theologische Fakultät Universität Wien
  • 2. Institut für PraktischeTheologie Gliederung  Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff  Geschichtliche Erblasten  Migration als Botschaft und Chance  Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet  Teil 1: Zeitgenössische Erfahrungen  Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet  Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen  Und bis dahin?  Kirche als Heimat in der Fremde  „Fremde Heimat Kirche“ (H.J. Höhn)
  • 3. Institut für PraktischeTheologie Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff
  • 4. Institut für PraktischeTheologie Ilija Trojanow, Nach der Flucht „Heimat existiert nur als Plural, wird sprachlich aber meist im Singular verwendet.“ „Der Versuch, eine allgemeingültige Heimat zu bestimmen, ist die Fortsetzung von Gewalt.“ „Heimkehr ist der größtmögliche Kulturschock. Es wäre für alle Beteiligten besser, die Rückreise würde Fremdkehr genannt werden. Nicht, dass Vorurteile auf Preziosen oder Unkenntnis auf Verwesung träfen, nein, der Türrahmen, durch den der Geflüchtete eintritt, ist niedriger als erwartet, die Beule am Kopf das erste Souvenir der Fremdkehr. Alles vermeintlich Bekannte erweist sich als Trug. Dem Vertrauten kann er nicht trauen. Als wachte er neben einem Nächsten auf, der sich über eine lange Nacht hinweg so sehr verwandelt hat, dass er vor Entsetzen aufschreit.“  “Eingewurzelt ins Utopische. Endlich daheim.“
  • 5. Institut für PraktischeTheologie Kroatische Gemeinde: Heimatlos in Wien?  Eine der ältesten Diaspora-Gemeinden der Erzdiözese Wien  „Nehmen Sie uns nicht wie Indianer, wir sollen uns Trachten anziehen, ein bisschen spielen und dann gehen wir nach Hause. Wir haben etwas zu fragen, auch etwas zu sagen.“  „Heimat“ – keine Idylle  Eine kollektiv-politische Erinnerung (Rolle der Kirche, insbes. im Kommunismus)  Individuelle Erinnerung  Gemeinde in Wien: Raum geteilter Erinnerung, Schicksals- und Leidensgemeinschaft; „religiöser Stützpunkt“, „Refugium“, „Schutzinsel“  Gottesdienst: „Eine Stunde lang Heimat“
  • 6. Institut für PraktischeTheologie Geschichte  Ein typisch deutsches Wort, unübersetzbar in andere Sprachen  Im Englischen übersetzt man mit „homeland“, „native country“, „mother country“, im Italien spricht man von „casa“ oder „patria“: im Zentrum stehen das Zuhause und die Herkunft. Das Französische kennt dafür die Begriffe „terre natale“, „pays d´origin, aber auch „refuge“: Heimat wird zum Ort der Zuflucht.  Das Hebräische spricht von „bajit“ (Haus), aber auch „moledet“: i.e. der Ort, an dem ich geboren bin; aber auch die wichtigsten persönlichen Beziehungen werden damit bezeichnet.
  • 7. Institut für PraktischeTheologie  Kommt über Umwege ins Deutsche  „heim“, bis ins 16. Jahdt. Meint es „Gehöft“, „Landstrich“, verschwindet dann für 2 Jahrhunderte  Reimport im 18. Jhdt.: aus „home“ wird Heimat: meint Stammsitz einer Familie, Geburtsort eines Menschen, fester Wohnsitz, dauernde Bleibe, Ort des Ansässig Werdens  19. Jahrhundert: im Zuge der deutschen Nationalbewegung wird es zum Synonym für Vaterland, wird romantisiert und ästhetisiert (Bilder im Wohnzimmer)
  • 8. Institut für PraktischeTheologie  Funktionen im Deutschen:  Abwehr: Gegen die frz. Revolution und die napoleonischen Kriege soll ein deutsches Heimatbewusstsein entwickelt werden  Einigung: das in viele Kleinstaaten zerfallene Deutschland wird so geeint, Verbindung mit Nation, Kultur, Sprache, Staat ….  Gegenreaktion: deutsche Heimat-Romantik mit Verklärung von Natur und Tradition soll dem nüchtern-kalten Vernunftpathos der Aufklärung etwas entgegenhalten  Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung ideologische Heimattümelei: Heimat wird materialisiert, geographisch und kulturell definiert, führt notwendig zu Grenzziehung, Ausschluss, Konstruktion von „Fremden“, die die „Heimat“ bedrohen, untrennbar verbunden mit Rassismus als politischem Ordnungskonzept: NS-Zeit
  • 9. Institut für PraktischeTheologie  Renaissance in den 50er-Jahren: Heimatfilme, Heimatvertriebene, Heimatgeschichte als Geschichte von unten
  • 10. Institut für PraktischeTheologie Heimat und Religion  Geschichte und Funktionen des Heimatbegriffes zeigen viele Ähnlichkeiten mit „Religion“: Religion als Heimat, insbes. für Seßhafte  Abwehr  Einigung: Verlust des „Katholischen“  Gegenreaktion: Bastion gegen die Moderne, gegen Säkularisierung, ….  Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung: der religiös und politisch Anderen  Verwurzelung  Demgegenüber: Erfahrung von Migranten  Heimat als etwas, das aussteht, das ersehnt wird, auf das man keinen Rechtsanspruch hat, in die man immer erst heimkehrt ….  Judentum, Christentum, Islam: Grundimpuls Aufbruch, Auszug und Exodus, … Heimat liegt in der Zukunft
  • 11. Institut für PraktischeTheologie Fragen ….  Gibt es Heimat nur einmal und nur im Singular?  Ist Heimat eine ortsgebundene Größe?  Ist Heimat an Herkunft oder an Zukunft gebunden?  Kann man mehrfache Heimaten haben?  Verliert man seine Heimat, wenn man sie verlässt?  Ist dort, wo man zuhause ist, auch Heimat?
  • 12. Institut für PraktischeTheologie Dimensionen und Typen von Heimat (Höhn)  Heimat – ein Phänomen zwischen Distanz, Nähe und Ferne (Raumdimension)  Heimat – ein Phänomen zwischen Vergangenheit und Zukunmft (Zeitdimension)  Heimat als (konservative) Gegenwelt: Wir bleiben unter uns! (Parallelwelten, Soziale Brennpunkte, Segeregierte Gesellschaften, ….) (Soziale und Politische Dimension)  Heimat als Andersort: Nichts bleibt, wie es war! Heimat kann man „machen“, „erfinden“ „gestalten“ …  Heimat als Funktion: Schutz, Sicherheit, Stabilität … aber eben auch Abgrenzung, Ausschluss, Ausgrenzung  Heimat – verbunden mit Emotionen (Sehnsucht, Geborgenheit, Zugehörigkeit; aber auch: schlechte Erfahrungen, Ambivalenz, Enge)  Heimat – Ausdruck und Verbindung mit Beziehungen
  • 14. Institut für PraktischeTheologie  „Um entsetzt zu sein, muss man vorher sitzen“, Vilém Flusser, Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalismus, 35.
  • 15. Institut für PraktischeTheologie  Unsere Wahrnehmungen von „Heimat“ sind nicht psychologisch „natürlich“, sondern geschichtlich und politisch, sozial und kulturell geprägt  Auswirkungen auch in der Kirche: Kirche als „Heimat“ für Seßhafte, einseitige Verkündigung – Folgen?  Entscheidende Frage: Wahrnehmung von Unterschieden und Fremdheit:  Gibt es in der „Heimat“ Platz für Unterschiede und Fremdheit? (Alterität und Alienität)
  • 16. Institut für PraktischeTheologie Erblasten  Folgen der NS-Zeit:  Homogenität als Normalität  Unterschiede als Störung und Auszumerzendes  Fremdheit als Bedrohung  Heimat als rassistischer Begriff  Aber auch Folgen des Kolonialismus bzw. der hegemonialen Lebensweise von wohlhabenden Sesshaften:  Spezifische Wahrnehmung und Umgang mit Fremdheit: Be-nützung – Ausschluss - Unterdrückung
  • 17. Institut für PraktischeTheologie  Daher zeigen sozialwissenschaftliche Befunde bis heute: Menschen haben aufgrund sozialpsychologischer Dynamiken und deren geschichtlich-politischer Prägung Schwierigkeiten, mit Unterschiede und Fremdheit als „Normalität“ zu leben  Daher sollte man im Alltag Unterschiede eher nicht thematisieren, weil sie als Ausschluss gehört werden (Ich bin keine Migrantin; Wie lange muss ich hier leben, um nicht mehr als Migrantin bezeichnet zu werden): „Heimat“ ist gebunden an Unsichtbarwerden von Unterschieden und Fremdheit (Integration)  Fragiler Zustand: Nachbarschaftliches Zusammenleben verschiedener ethnischer, religiöser Gruppen kann jederzeit kippen  Begegnung hilft NICHT automatisch, sondern kann Vor-Urteile verstärken
  • 18. Institut für PraktischeTheologie  An diesen Gegebenheiten – Prägungen der Wahrnehmung, des Denkens und Verständnisses von „Heimat“ knüpfen politische Deutungen an  Europäische Wertestudie 2010: Ablehnung von Anderen und Fremden hängt am wesentlichsten von politischen Framings und Narrativen ab (Übernahme der rechtspopulistischen Diskurse durch die Mainstream-Volksparteien): „Heimat“ spielt dabei zentrale Rolle  „Heimat“ wird derzeit kulturell geframed: Kampf der Kulturen, Kulturkonflikte: demgenüber EVS 2018: Konfliktzonen verlaufen zwischen Generationen, Geschlechtern, verschieden intensiv Religiösen
  • 20. Institut für PraktischeTheologie  Migration zwingt uns, dass wir uns mit dem Thema „Heimat“ neu beschäftigen ….. Ein Risiko:  Heimat-Verlust: für Migranten, aber auch für Einheimische: Alle sind gezwungen, „Heimat“ neu zu definieren! Heimat-Verlust der Ankommenden macht Angst, weil Fragilität des Lebens sichtbar wird; „Heimat“ verändert sich tatsächlich;  Suche nach neuer Heimat: Die Migranten irritieren mit ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben („Wirtschaftsflüchtlinge“) die hoffnungsarmen Europäer.  Transnationale Identitäten: Mehrfach-Heimaten entstehen – „Ja, Dürfen´s denn des?“: Loyalitätskrisen durch Mehrfachheimaten für alle Beteiligten
  • 21. Institut für PraktischeTheologie  … aber auch eine Chance!  Man könnte Migration als Botschaft, Migranten als Botschafter*innen wahrnehmen  Botschaft für ….. Gute und Schlechte Nachrichten (Umweltkatastrophen, Wachstum der einen Menschheit)  Man könnte Migration als „Spiegel“ und „Fenster“ wahrnehmen  Spiegel als Seh-Hilfe undSelbstkritik: eigene Stärken (Religionsfreiheit, Demokratie, Hegemonialbewusstsein ..); Inklusionsprobleme wie Bildungsferne  Fenster in die Zukunft: Präsenz der neuen Welt schon heute: Schulklassen!
  • 22. Institut für PraktischeTheologie  Man könnte Migration als Lernort wahrnehmen, um gemeinsam eine neue, inklusive Gesellschaft - „Heimat“ - zu entwickeln  All das ohne Idealisierung und Naivität, bitte! Denn dieses Entstehen einer neuen, inklusiven Heimat verlangt von allen Verlust, Aufbruch, Visionsentwicklung ….  Wer hat ein Interesse daran, dass sich solch Sichtweisen und Framings nicht durchsetzen?
  • 23. Institut für PraktischeTheologie Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil: zeitgenössische Erfahrungen
  • 24. Institut für PraktischeTheologie „Der Anblick von Flüchtenden beunruhigt die Sesshaften. Menschen auf der Flucht schleppen ihr Eigentum in einem Koffer, einem Rucksack, einer Plastiktasche, auf Schubkarren. Ihr ganzes Hab und Gut, wie der sesshafte Volksmund zu sagen pflegt. Aber es ist nicht ihr ganzes Hab und Gut, sondern eine eigentümliche Farce, das Wertvolle zusammengeschrumpft zu einer Einheit, die man auf dem eigenen Rücken tragen kann. Alles, womit der Sesshafte sich umgibt, wofür er sich ein Leben lang abschuftet, ist dahin und für immer verloren. Das Bild eines Flüchtlingstrecks offenbart das Überflüssige am Überfluss.“
  • 25. Institut für PraktischeTheologie Ilija Trojanow, Lernerfahrungen …. „Flüchtende wecken schlafende Fragen.“ „Veränderung ist Bewegung. Der Geflüchtete verkörpert Bewegung. Er bringt Veränderung in die Gesellschaft.“ „Kulturelle Entfaltung ist Bewegung ohne Geländer.“ „Wer in Bewegung ist, kann besser mit Paradoxien umgehen.“ „Den Anderen nur als »Anderen« wahrzunehmen ist der Beginn von Gewalt.“ „Heimat ist das, was in einem nicht sterben kann. Eine Illusion, die auch dann nicht verschwindet, wenn man nicht mehr an sie glaubt.“
  • 26. Institut für PraktischeTheologie Sennett: Die offene Stadt (201  Der Ort, an dem „Heimat“ neu gelernt werden kann – vom Migranten – ist die Stadt!  „Der Migrant als Vorbild des Städters“  Das in zweifacher Weise fremd werden: Man kann nicht zum Damals zurückkehren … der Migrant als Inbegriff des „Wurzellosen“  Er kennt die Schmerzen und das Leid, das sich mit diesem Verlust verbinden  Er hat gelernt, dass man keine Wurzeln schlagen muss, nicht absolut zugehörig sein muss, …. um an einem Ort leben und Heimat finden zu können …  man muss nur mit der Abwesenheit zurechtkommen lernen ….  Er weiß um Komplexität, Differenz, Fremdheit, Perspektivität und Mehrdeutigkeit, … er kennt die Sehnsucht und das Exil
  • 27. Institut für PraktischeTheologie  „Die offene Stadt“ als Laboratorium – Experiment – Projekt Gottes …..  Eine Lernerfahrung von Migranten …..
  • 28. Institut für PraktischeTheologie Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen
  • 29. Institut für PraktischeTheologie  Von Migranten lernen ist nicht neu ….. Das machen Juden und Christen (und Muslime) seit Jahrtausenden  Abraham, der aufbricht und Heimat verlässt: Sein Land, seine Verwandten, seine Kultur, seine Religion ….  Nomadische Patriarchengeschichten von Isaak bis Josef  Josef, der migrantische Aufsteiger  Leben in Ägypten als Minderheit  Exoduserfahrung: Flucht und Vertreibung (Manetho)  Grundmotiv Exil: Babylonisches Exil: Reflexion von Migrantenerfahrung  Islam: Flucht aus Mekka, Armutsbewegung
  • 30. Institut für PraktischeTheologie „Unsere Heimat ist der Himmel“ Hebr 11: Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind. Mit diesen Worten geben sie zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; nun aber streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat für sie eine Stadt vorbereitet.
  • 31. Institut für PraktischeTheologie 1 Petr 2,11: Liebe Brüder, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen. Migrationsnarrativ ist also nicht neu – wurde auch von den ChristInnen übernommen zur Deutung des Lebens. Die wesentliche Heimat ist in Gott. Aber nicht im Sinne des Glaubens an eine Vorstellung von Gott oder als Ermutigung zur Weltflucht, sondern als migrantische Lebens- und Lernform.
  • 32. Institut für PraktischeTheologie Migrantische Lebens- und Lernform  Ethischer Monotheismus als Resultat der Reflexion von Erfahrungen mit Flucht, Deportation, Vertreibung, Aufbruch, Nomadentum, Diaspora und Exil  Selbstkritik und Reue (Dtn)  Exodus als Befreiungsprozess  Migration und Metanoia (Umkehr, Reue)  Ethos und Rechte (insbes. für Marginalisierte), um diese leidvollen Erfahrungen zu vermeiden  Erinnerung und Lernen  Gottes“Bild“ als spirituelle Folge dieser Erfahrungen  „Ich habe keinen Namen als der, der dich immer wieder aufbrechen lässt“  „Fernnaher Gott“: Nah und fern, transzendent und immanent, Beziehung, ….. „Migranten-Merkmale“
  • 34. Institut für PraktischeTheologie Hoffnung für „Ägypten“ und „Babylon“?  Was bedeutet biblischer Migrationsnarrativ für Sesshafte, insbes. für Europa als technokratisch- politischer Machtblock?  Metanoia – Umkehr – Aufbruch – Veränderung  Vgl. Jesu Flucht aus Ägypten: Es gibt Hoffnung, wenn Ägypten den Sohn Gottes aufnimmt und rettet …. Ägypten kann zum Ort der Rettung werden!  Hat eine politische und eine religiöse Dimension.
  • 35. Institut für PraktischeTheologie Kirche: Heimat in der Fremde  „Heimat“begriff verändern!  Zum einen Zugehörigkeit, Vertrauen, Geborgenheit  Aber ergänzen um die verlorenen Dimensionen:  Gastfreundschaft  Leben mit Unterschieden und Fremdheit („katholisch“)  Aufbruch, Exodus, Exil und Diaspora  Erinnerung und Lernen  Gesellschaftordnung  „Andersort“
  • 36. Institut für PraktischeTheologie Fremde Heimat Kirche  Jene, denen Gott, Glaube, Religion fremd geworden ist, können eine Zwischenstation, Raststation, Unterkunft finden  Jene, die von Gott, Glaube, Religion noch nie gehört haben, finden in der Kirche Fremdenführer, um Gott, Glaube, Religion kennen- und verstehen zu lernen  Jene, die die Kirche vertrieben hat (WIGE, Missbrauchsopfer) erhalten besondere Aufmerksamkeit  Jene, die in der Gesellschaft unsichtbar sind, „Fremde“ sind, können Heimat finden
  • 37. Institut für PraktischeTheologie  Vgl. Jesaja 19: Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, lässt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie. An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen, sodass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem Herrn) dienen. An jenem Tag wird Israel als Drittes dem Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für die ganze Erde. Denn der Herr der Heere wird sie segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz.