1. Bildung unter den
Bedingungen des
Klimawandels
Kann die Bildung eine wichtige Rolle dabei
spielen, das Ruder herumzureißen -
und wenn ja, wie?
Lisa Rosa
5. Bildung "WARUM ?"
Es geht nicht nur darum, welche neuen Fähigkeiten
die Menschen brauchen, um einen Arbeitsplatz zu
bekommen.
Es geht auch darum, welche Fähigkeiten die
Menschen brauchen, um die (welt-) gesellschaftlichen
Probleme lösen zu können (Klimawandel,
Ungleichheit, Fake News, Demokratiegefährdung ...)
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6. Bildung "WAS ?" - Literacy 2 für Alle
Kritisches Denken
Kreativität
Kommunikation
Kollaboration
Komplexitätsdenken
logisch systematisch denken
und systemisch komplex
fachlogisch denken
und trans- u. interdisziplinär
historisch denken
versatil denken
= „big picture“ Zusammenhänge
und engen Fokus, tiefe Fachlichkeit
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7. Teil II: Bildung unter den Bedingungen der
Digitalen Transformation
17. WIE geht das unter den Bedingungen
der Digitalität?
mit problemorientierter, projektförmiger
Lernprozess-Gestaltung
unter Nutzung komplexer Medienformen
indem die Lehrer auch ihr eigenes Lernen
projektförmig und digital vernetzt organisieren
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18. Zwei Projektformen
• Produktprojekt – „Wir bauen ein Insektenhotel“
• Erkundungsprojekt – „Wir möchten wissen, was wir
gegen den Klimawandel tun können“
19. Projektlern-Prinzipien:
Auf die Denke kommt es an!
1. Lernprozess am persönlichen Sinn – den individuellen Fragen –
der einzelnen Schüler*innen entlang
2. kollaborativ: Zusammenarbeit ist nicht Arbeitsteilung, sondern
Kommunikation über den gemeinsamen komplexen Gegenstand
3. Paradigmenwechsel:
Was gibt die Lehrkraft den Schüler*innen - und was nicht?
4. Lehrerrolle: Moderator von Lernprozessen statt Klausurtrainer
21. Paradigmenwechsel
• Stoffe,"Inhalte"
• Ziele
• Material
• Fragestellungen
= nicht vorgeben!
= stattdessen geben:
• Begegnung mit komplexem Gegenstand
• Aufgabe: Was bedeutet er für dich?
• Strukturen und Prozess-Organisation
• Instrumente, Mittel und Medien
• großes Angebot an Info-Material und
Kommunikationsmöglichkeiten -
auch mit Experten via social media
• Moderation von Gruppen- und Plenums-
Prozessen und Einzelberatung
22. Fazit: Kontrolle der Prozesse
statt der Inhalte
Nicht der Gegenstand, der „Stoff“
oder gar das Material müssen didaktisch-
methodisch aufbereitet werden,
sondern die Lernumgebung, die Strukturen
und Prozesse
25. 1. Das Problem beim Lernen sind die Fragen
• Wer stellt sie?
• bearbeitbare und gleichzeitig eigene Fragen
• viel Zeit, viel Kommunikation
• individuelle Fragen vs. Teamfragen
• Das Arbeitsvorhaben nicht vergessen!
27. 3. Ergebnisqualität
• genügend Kommunikation einplanen
• in verschiedenen Formen
• den gesamten Prozess entlang
• zB. Zwischenstandsplenum mit moderierter Peer-Beratung über vorläufige
Ergebnisse und Arbeitsprobleme
• Einzelberatung
• Die Lehrkraft ist nicht nur Begleitung, sondern auch Sparringspartner
• Nicht zufrieden geben mit erstbesten Lösungen
• Schüler*innen herausfordern mit kritischen Nachfragen
• Konfrontieren mit Ergebnissen anderer Schüler*innen
28. Digitale Medienformen
Etherpad
• Forschungsfragen und Arbeitsvorhaben klären
• gemeinsam an Texten bzw. Plänen arbeiten
• Arbeitsprobleme sammeln, diskutieren
• Diskussionen dokumentieren
Weblog
• Informationsmaterial zur Auswahl zusammenstellen
• direkt am Infomaterial diskutieren
• Arbeitsprodukte veröffentlichen und kommentieren
• Feedback von innen und außen einholen
• Expertengespräche mit außerschulischen Partnern führen
29. Praxisbeispiel
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https://li.hamburg.de/publikationen/
5307326/globales-lernen-postwachstum
• Einführung in das Problem Wachstumsdilemma
• Einführung in die Prinzipien der Projektarbeit
• Einführung in die Arbeit mit Blogs
• Beschreibung des durchgeführten Projekts
• Stolpersteine, Tipps und Tricks
• Projektmappe und Arbeitsblätter
• Arte-Film „Weniger ist mehr“
• Komplettes Buch und Auszüge aus
Tim Jackson, Wohlstand ohne Wachstum
https://mehristweniger.wordpress.com
Normalerweise spreche ich über Bildung unter den Bedingungen der Digitalität. Aber das Angebot hier für Sie und mit Ihnen zu sprechen, hat mich davon überzeugt, dass ich ab jetzt immer über Bildung unter den Bedingungen des Klimawandels sprechen muss
Pädagogik übliche Vorstellung Medien meiner Erfahrung nach so:Wir planen unseren Unterricht, wie ich schon vor 40 Jahren so gelernt. Die Lehrkraft legt den Gegenstand des Lernens (meist Thema oder Inhalt der Stunde oder Reihe genannt) fest, sowie die Ziele, das Material, die Methoden und Sozialformen und ganz am Ende wählt sie die Medien, mit denen das Lernen stattfinden und die Materialien präsentiert werden sollen: Lehrbuchtext, OH-Folien, oder irgendwas mit Beamer. Wenn Medien aber nur neutrale Transportmittel für sogenannte Inhalte wären, könnte man nicht verstehen, wieso sie die gesamte Gesellschaft, mit ihrer Wirtschaft, Rechtsprechung, Arbeit und Politik umkrempeln können – etwas, was wir ja gerade erleben! Arbeitsplätze und Berufe, die verschwinden, Berufe, die neu entstehen, unmögliche Präsidenten, die gewählt werden und vorher niemals gewählt worden wären … usw.
Irgend etwas stimmt also nicht an diesem Medienbegriff. Ich schlage daher im folgenden einen Medienbegriff vor, mit dem man nicht nur den Werkzeugcharakter der Medien meint, sondern mit dem man eben auch diese radikalen gesellschaftlichen Veränderungen verstehen kann.
Der Medienbegriff des Medienwissenschaftlers Michael Giesecke versteht Medien als Auslöser und Beschleuniger gesellschaftlicher Formationen oder Kulturen. Sie sind aber auch gleichzeitig Produkt von Kultur. In dieser Spirale kann man überall anfangen, weil es keinen ursächlichen Anfang gibt. Die einzelnen Stationen hier bedingen sich gegenseitig und entwickeln sich ko-evolutionär.
Durch die tatsächlich erlebte gesellschaftliche Umwälzung der letzten beiden Jahrzehnte ist es mittlerweile nichts neues mehr, die Epochen der Menschheitsgeschichte nach Leit-Medien zu begreifen. Dies ist nur eine von vielen ähnlichen Darstellungen. Unterschieden wird die Zeit der Mündlichkeit, der Schriftlichkeit … Die gesellschaftlichen bzw. kulturellen Begleiterscheinungen sind hier in Zusammenhang mit den Kommunikationsmöglichkeiten gebracht:in der Zeit der Mündlichkeit war die Gesellschaft in Stämme organisiert, nicht mehr als 150 Menschen. Zur gesellschaftlichen Organisation braucht es aber dauernde Kommunikation. Dann kam die Schrift, die Vorbedingung für die Herausbildung von Institutionen, wie sie z.B. im alten Ägypten entstanden. Das Gedächtnis wird zum ersten Mal ausgelagert, Inhalte fixiert und unabhängig vom Autor zugänglich gemacht. Damit kann man viele Köpfe organisieren und kompliziertere Probleme bewältigen. Definitiv hätte es keine Pyramiden ohne Schrift und staatliche Institutionen gegeben. Druck mit beweglichen Lettern, Standardisierung und Alphabetisierung waren notwendige Bedingung für Kapitalismus und Industrialisierung. Was passiert heute an gesellschaftlicher Transformation durch die Digitalität? Es ist eine weitere Stufe der Komplexität der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Transformation der gesellschaftlichen Verfasstheit. Jetzt rücken Netzwerke ins Zentrum der Strukturbildung.
Was aber haben diese soziologisch-historischen Überlegungen überhaupt mit Schule und Lernen zu tun?
Jedesmal, wenn es mit Hilfe eines neuen Leitmediums zu einer gesellschaftlichen Transformation kam, gab es auch eine Neuformatierung alter Paradoxien. Das heißt, Widersprüche werden auf neue Weise bearbeitet und handhabbar gemacht.
Die Organisierungsmaschine des 21. Jh, nachdem die Gewerkschaften und andere Organisationen der Arbeiterbewegung keine große Rolle mehr spielen. Es organisiert die 99% gebildeter junger weltweit vernetzter englischsprachiger Menschen auf der ganzen Welt, einschließlich der first nation people, die kein Kapital besitzen und nicht mehr den Lebensstandard ihrer bürgerlichen Eltern erreichen, die klug genug sind, um die globalen Bedrohungen zu erkennen und eine gattungsperspektive einnehmen zu können, weil sie rassismuskritisch und lifestyletolerant sind.