1. Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffreport (Update) 31. Oktober 2011
Nach dem Einbruch im September scheinen sich die Rohstoffnotierungen inzwischen
wieder zu stabilisieren. Sowohl die Schuldenkrise in Europa als auch die aufgekom-
menen Zweifel an den Wachstumsperspektiven der großen Schwellenländer stellen
Autor: aber wahrscheinlich weiterhin zumindest eine latente Belastung dar. Andererseits ha-
Heinrich Peters
ben die Finanzinvestoren ihre Wetten auf steigende Rohstoffpreise bereits massiv zu-
Telefon: 0 69/91 32-47 33
rückgenommen. Gleichzeitig dürften die Hoffnungen auf neuerliche Lockerungs-
research@helaba.de
maßnahmen der großen Notenbanken (USA, Europa, China) eher noch zunehmen.
Bei den besonders konjunktursensitiven Energie- und Industrierohstoffen müssten
Reaktionen auf der Angebotsseite die im laufenden Jahr zeitweilig zu beobachtenden
Redaktion: Produktionsüberschüsse begrenzen. Saudi Arabien hat zuletzt – trotz eines womög-
Markus Reinwand, CFA lich nochmals harten Winters in der nördlichen Hemisphäre – begonnen, die Rohöl-
förderung wieder zu reduzieren. Während das offensichtlich immer noch nicht ausge-
standene Wetterphänomen La Nina für Aufwärtsrisiken sorgt, könnte die Wirtschafts-
entwicklung Chinas Abwärtsrisiken bergen. Insgesamt ist bei Rohstoffen für die
kommenden Monate mit Seitwärts- bzw. leichten Abwärtsbewegungen zu rechnen.
Herausgeber:
Landesbank Hessen-Thüringen
Weltwirtschaft: Abschwung gewinnt an Breite China monetär deutlich weniger stark geschmiert
MAIN TOWER
annual. 6M-Rate % annual. 6M-Rate % annual. 6M-Rate % nnual. 6M-Rate %
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt a. Main 120 20 50 120
CRB (CCI)-Index (l.S.)
Telefon: 0 69/91 32-20 24 15
40 CRB (CCI)-Index (r.S.)
Telefax: 0 69/91 32-22 44 70 10 70
5 30
20 0 20
-5 20
-30 OECD-Frühindikator -10 -30
für OECD- und 6 größte 10
-15 China Geldmenge M2
-80 Schw ellenländer (r.S.) -20 0 6M nach vorne, (l.S.) -80
05 06 07 08 09 10 11 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Neue Hoffnungen in US-Geldpolitik Keine nachhaltigen Impulse durch US-Dollar
% Index Index
5 US-Realzinsen (l.S.) 750 130 Handelsgew ichteter Außenw ert USD 750
4
650 120 650
3
2 550 110 550
1
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt 450 100 450
0
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
-1 350 90 350
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
-2
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- 250 80 250
-3 CRB (CCI)-Index (r.S.)
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf CRB (CCI)-Index (r.S.)
-4 150 70 150
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
nen Angaben dienen der Information. Sie
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Rohstoffreport (Update) Oktober 2011
Performance-Rückblick
Assetklassen Welt 2011: Rohstoffe weiterhin unter Nulllinie
Index, 01.01.2011 = 100, in lokaler Währung
140 140
130 130
120 120
Gold
110 Renten Welt 110
US-Corporates
Renten EM
100 100
USD-Außenwert
US-Immobilienaktien
90 Rohstoffe (SPGSCI-TR) 90
Aktien Welt
80 80
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Einzelrohstoffe 2011: Nur noch wenige klar im Plus
%
30 20
Jahresperformance 2011* (SPGSCI-TR, Gesamtertragsindex)
20 10
10
0
0
-10
-10
-20
-20
-30 * 01.01.2011 =100; bis 28.10.2011 -30
-40 -40
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ja
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M
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffgruppen 2011: Edelmetalle, Energie und Tierprodukte noch „über Wasser“
Index, 01.01.2011 = 100
130 130
120 120
CRB (CCI)-Edelmetalle
110 CRB (CCI)-Energie 110
CRB (CCI)-Tierprodukte
100 100
CRB (CCI)-Index
CRB (CCI)-Genussmittel
90 CRB (CCI)-Getreide 90
80 CRB (CCI)-Industrie** 80
70 70
**Baumwolle, Kupfer
60 60
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·31. Oktober 2011 Helaba 2
3. Rohstoffreport (Update) Oktober 2011
Überblick Rohstoffgruppen
Energie Weitgehend ausbalancierte Märkte
Eine relativ robuste Nachfrage und politisch bedingte Lie-
Veränderung in % ggü. ferausfälle haben den Notierungen von Mineralölprodukten
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
lange Halt gegeben. Ausnahme war in den letzten Monaten
US-Benzin, zeitweilig auch WTI und US-Erdgas. Zuletzt
WTI** $/bbl 92,6 16,9 -3,3 13,7 57,6
hat sich sogar aufgrund allmählich möglicher Arbitrage und
Brent $/bbl 109,0 6,0 -6,7 31,0 84,6 damit geringerer US-Rohöllager sowie der Wiederaufnah-
Heizöl** $¢/gal 304,1 8,8 -1,8 37,0 91,6 me der Produktion in Libyen die Preisdifferenz zwischen
Brent und WTI wieder eingeengt. Auch in den kommenden
Gasöl $/t 955,5 8,1 -1,6 36,4 85,1
Monaten dürften die Energiemärkte sich in relativ geordne-
Benzin $¢/gal 262,5 0,0 -15,7 24,7 81,5
ten Bahnen bewegen. Rohölpreisnotierungen zwischen 90
Erdgas** $/MMBtu 3,92 6,8 -5,5 -3,0 -48,0 und 110 $/bbl müssten eigentlich auch die Anfang Dezem-
ber tagende OPEC von Produktionskürzungen abhalten.
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Energy
Quellen: CME Group, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Edelmetalle Keine großen Sprünge
Platin schlüpft immer mehr in die Rolle des Industrieme-
Veränderung in % ggü. talls und profitiert daher kaum mehr von erhöhter Risiko-
aversion. Nach dem beschleunigten Preisauftrieb und
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
zwischenzeitlicher Korrektur scheinen sich aber auch Gold
und Silber als „Krisengewinnler“ etwas schwerer zu tun.
Gold** $/oz 1724,5 6,2 5,9 26,9 184,3 Als solcher hat sich zuletzt eher die USD-Geldmarktanlage
profiliert. Allerdings wachsen die Hoffnungen auf wieder
Silber** $/oz 34,5 15,2 -13,5 39,4 180,7
stärkere Lockerungsmaßnahmen seitens der US-Notenbank
und einen nicht mehr so festen US-Dollar. Preissprünge
sind bei Edelmetallen dennoch nicht zu erwarten. Es sei
Platin** $/oz 1610,3 5,5 -9,6 -5,6 49,0
denn, die Fed landete mit QE3 einen wirklich großen Wurf.
*Bloomberg Spot; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Precious Metals
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Industrie Neuerliche Preiseinbrüche nicht „in den Karten“
Der lange Zeit in Schlüsselländern noch relativ robuste
Veränderung in % ggü.
Industriesektor scheint inzwischen auch an Perspektive
Aktuell* -1M -3M -12M -60M
einzubüßen. Selbst die „Musterknaben“ China und
Aluminium $/t 2186,5 -0,9 -15,3 -5,0 -22,9 Deutschland zeigen bei den Umfragen bzw. Auftragsein-
Kupfer** $/t 7900,3 10,8 -18,8 -3,9 6,6 gängen Ermüdungserscheinungen. Außerdem zeichnet sich
in China noch kein Ende der Probleme im Immobiliensek-
Blei $/t 1980,5 -3,9 -24,2 -18,7 19,7
tor geschweige denn deren Überwindung ab. Andererseits
Nickel $/t 19222,5 5,0 -21,5 -15,3 -41,4 ist bei den meisten Industrierohstoffen zumindest kurzfris-
Zink $/t 1918,3 0,7 -22,3 -19,8 -55,3 tig nicht mit Angebotsüberschüssen zu rechnen und China
wird vermutlich weiterhin ausgeprägte Preisrückgänge zum
Baumwolle** $¢/lb 102,0 3,3 -0,1 -18,6 106,9
Aufbau strategischer Reserven nutzen.
*LME Cash, Baumwolle: Kontrakt laufender Monat
**Mitglieder des CRB (CCI)-Industrials
Quellen: LME, ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·31. Oktober 2011 Helaba 3
4. Rohstoffreport (Update) Oktober 2011
Getreide Fernost-Importe als „Joker“ im Einsatz
Nachdem das Angebot sich insgesamt deutlich erholt hat,
scheint die chinesische Importnachfrage der ausschlagge-
Veränderung in % ggü. bende Faktor auf dem Weltgetreidemarkt zu sein. Insbe-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M sondere der aufgrund eines vermeintlich massiv steigenden
Fleischverbrauchs enorm wachsende Futtermittelbedarf
würde demnach zu hohen Defiziten bei Sojabohnen und
Mais** $¢/bu 646,0 9,0 -2,9 11,0 101,4
Mais führen. China wäre zu immer höheren Zukäufen am
Weltmarkt gezwungen. Auch das in Teilen nuklear ver-
Sojabohnen* $¢/bu 1205,0 2,2 -11,0 -1,7 91,2 seuchte Japan würde zur Absorption von Überschüssen am
Weltmarkt beitragen. Zu einfach, um wahr zu sein. Selbst
Weizen** $¢/bu 628,3 3,1 -6,6 -12,4 30,1 die Fleischnachfrage der Asiaten wäre in einem ungünstige-
ren Wirtschaftsumfeld nicht völlig preisunempfindlich.
*Kontrakt laufender Monat; ** Mitglieder des CRB (CCI)-Grains
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Genussmittel Produktionsüberschüsse drücken Preise
Nach wetterbedingten Ernteausfällen und knappem Ange-
Veränderung in % ggü. bot in 2010/2011 sind bei Genussmitteln für 2011/2012
Aktuell* -1M -3M -12M -60M insbesondere bei Zucker und Kaffee relativ hohe Über-
schüsse zu erwarten (Zucker: schätzungsweise 4-9 Mio. t;
z.Vgl.: US-Verbrauch ca. 11 Mio. t). Während die nicht-
Zucker** $¢/lb 25,8 -2,2 -13,6 -11,5 123,0 kommerziellen Marktteilnehmer, außer bei Kakao, vor
allem mit Blick auf mögliche negative Wetterereignisse auf
Kaffee** $¢/lb 226,9 -0,9 -5,3 11,5 109,6 höhere Preise wetten, setzen die kommerziellen Marktteil-
nehmer auf fühlbar niedrigere Preise (Zucker Nr.11: ca.
20 $¢/lb; Kaffee ‚C’: ca. 180-200 $¢/lb). Die Notierungen
Kakao** $/t 2697,0 3,4 -9,3 -3,6 81,7
von Kakao ‚CC’ dürften dem Tief schon näher sein.
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglied im CRB (CCI)-Softs
Quellen: ICE, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Tierprodukte Nachfrage aus Asien dämpft Preisrückgänge
Das sehr hohe Preisniveau hat in Latein- und Nordamerika
Veränderung in % ggü.
den Verbrauch von Rind- und Schweinefleisch im laufen-
Aktuell* -1M -3M -12M -60M den Jahr deutlich gedämpft. Inzwischen dürften die Notie-
rungen an die Decke gestoßen sein, zumal die Wachstums-
Lebendrind** $¢/lb 119,8 -1,9 6,4 21,2 32,5 unsicherheiten insbesondere in den Industrieländern den
Fleischkonsum begrenzen dürften. Andererseits bleibt die
Nachfrage aus Asien hoch. China hat vor allem bei
Mastrind $¢/lb 140,3 -0,2 2,4 27,1 34,9
Schweinefleisch mit einer Produktionslücke zu kämpfen
und Japan ist aufgrund nuklearer Verseuchung auf Rind-
Magerschwein** $¢/lb 87,9 -5,9 -14,5 32,8 35,3 fleischimporte angewiesen. Etwas helfen dürfte auch das
anstehende Feiertagsgeschäft in den USA und Europa.
*Kontrakt laufender Monat; **Mitglieder des CRB (CCI)-Livestock
Quellen: CME Group, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research ·31. Oktober 2011 Helaba 4