1. Die Biohennen AG, Habichtstr. 42, 85088 Vohburg
Tel. 08457/93 45-21 Fax 08457/93 45-29 www.diebiohennen.de
PRESSEINFORMATION
Hühnchen und Hähnchen
Die Geschwisterhaltung aus bäuerlicher Sicht
Immer öfter wird der Ruf aus Tierschutzkreisen laut, Alternativen zur Tötung
männlicher Legeküken zu schaffen. Eine verständliche und unterstützenswerte
Forderung. Allerdings verlangt sie einen großen Umbruch in der Legehennen-
haltung, die nicht nur die Eierproduzenten, sondern auch der Handel und der
Verbraucher mittragen müssen.
Auslöser der Küken-Selektion war in den 1950er Jahren der Beginn der Lege-
batteriehaltung in den USA. Rund 10 Jahre später hielt die Käfighaltung in
Deutschland Einzug und damit auch die Legehybride. Sie ersetzte nach und
nach alle in landwirtschaftlicher Freilandhaltung lebenden Hühnerrassen, die als
Zweinutzungshuhn auch passable Fleischlieferanten waren, aufgrund der hohen
Legeleistung. Das erreichte Zuchtziel hat jedoch gravierende Nachteile: Da
männliche Legehybriden wegen eines zu geringen Fleischansatzvermögens nicht
wirtschaftlich gemästet werden können, werden sie kurz nach dem Schlüpfen
getötet. Diese Praxis wird von konventionellen wie auch biologisch wirtschaf-
tenden Brütereien gleichermaßen angewandt. Doch wird nicht sinnlos getötet.
Die Küken werden zum größten Teil mit CO2 getötet und zu Futterzwecken frisch
und tiefgefroren vermarktet. Abnehmer sind Zoos, Falknereien, Reptilienbesitzer
und andere. Damit ist nach Ansicht der Behörden der sinnvolle Grund zum Töten
gegeben, denn dieser ist laut Tierschutz-VO zwingend nötig.
Dennoch verstehen wir, dass der Verbraucher emotional reagiert und das
flauschige Küken nicht als Tierfutter sehen möchte. Da und dort tauchen in
geringen Mengen denn auch entsprechende Eier am Markt auf, die dem
Verbraucher ein gutes Gewissen mit Slogans wie „Eier mit doppeltem
Lebenswert“ suggerieren. Allerdings werden die männlichen Tiere dennoch,
wenn auch erst nach 80 Tagen, getötet und erfahren bei Abtransport und
Schlachtung eher mehr als weniger Leid. Eine Tatsache, die gerne verschwiegen
wird.
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2. Die Bauern der Biohennen AG, Vorreiter in Sachen tiergerechter Legehennen-
haltung, haben sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und Möglichkeiten zur
Lösung geprüft.
Fazit:
1. Grundsätzlich ist die Verwendung von Mehrzweck- bzw. so genannten
Zweinutzungshühnern durchaus möglich. Sie legen allerdings im Vergleich
zu den jetzt gehaltenen Legehybriden weniger Eier und der Hahn hat im
Vergleich zu den herkömmlichen Fleischhähnchen einen sehr geringen,
bisher weder vom Verbraucher noch von Verarbeitern akzeptierten,
Fleischansatz. Die entstehenden höheren Kosten lassen sich nur in einem
Nischenmarkt umsetzen.
2. Ein entscheidendes Problem ist jedoch der Futterverbrauch, wenn alle
Hähne gemästet werden. Der Futterverbrauch je kg Fleisch ist bei
Legehähnen bis zu 4 Mal höher als bei den Masthybriden. Das führt zu
einer sehr schlechten Energiebilanz und würde die Nahrungskonkurrenz
zum Menschen drastisch erhöhen. Ein Effekt, der für zukunftsorientierte
Biobauern nicht hinnehmbar ist, zumal noch immer bis zu 5% konven-
tionelle Futteranteile im Biofutter wegen Nichtverfügbarkeit von ausreichend
Biofutter mit hohem Eiweißanteil zulässig sind
3. Die Küken werden am ersten Tag getötet und einer sinnvollen Verwendung
zugeführt. Wir sind der Meinung, dass der Tod zu einem späteren Zeitpunkt
nicht vertretbarer wird, nur weil die Tiere dann nicht mehr so viele
Emotionen freisetzen.
Diese Punkte lassen für uns nur einen Schluss zu: Es muss eine andere
Möglichkeit geben Schritt für Schritt die emotional belastete Kükentötung zu
umgehen.
Seit Jahren wird an der Geschlechtsbestimmung des unbebrüteten Eies
gearbeitet. Der erste Erfolg wurde erreicht: Die Bestimmung ist unter
Laborbedingungen möglich, aber sehr aufwändig. Nun geht es darum, Verfahren
zu entwickeln mit denen große Stückzahlen kostengünstig untersucht werden
können. Das ist ein Weg, um in allen Handelsstrukturen Eier ohne Kükentötung
anbieten zu könne.
Der andere Weg soll, vor dem Hintergrund der Vielfalt und Freiheit in der
Landwirtschaft, die Wirtschaftsgeflügelzucht wieder beleben, um zumindest im
Bereich Direktvermarktung und Kleinstrukturen ein Zweinutzungshuhn in
wirtschaftlichen Größen halten zu können und sich damit von den großen
Zuchtunternehmen unabhängig zu machen. Im Laufe der Jahre könnte dann mit
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3. einer verbesserten Legeleistung der Hennen und einer gestiegenen Akzeptanz
gegenüber den „neuen“ Hähnchen durch die Verbraucher gerechnet werden.
Und so setzt die Biohennen AG statt auf populistisch ausgeschlachtete
Kleinstprojekte auf eine praktikable Langzeitlösung für die Bauern, den Handel
und den Verbraucher. Mit der flächendeckenden Einführung der
Geschlechtsbestimmung am unbebrüteten Ei wäre die effektivste Lösung
gefunden. Wir werden aber intensiv nach einer Förderung und dem Erhalt der
Wirtschaftsgeflügelzucht suchen und vor allem immer daran arbeiten, um den
lebenden Tieren ein gutes, der Art gerechtes Leben zu bieten.
Die Richtlinien der Biohennen AG schreiben das Halten von Hähnen in der Legehennenherde vor. Diese
leben dann den ganzen Legezyklus in der Herde.
+++
Vohburg, im April 2012
Die Biohennen AG ist eine Erzeugergemeinschaft von traditionell wirtschaftenden Bauern und hat mit ihrer
Marke „Die Biohennen“ bundesweit den höchsten Standard in der Hühnerhaltung und Eierproduktion. In 26
bäuerlichen Familienbetrieben finden sich insgesamt über 100.000 Hühner in artgerechter Haltung (Stall –
Wintergarten – Grünland).
Die Betriebe sind unter www.diebiohennen.de/01betriebe/01betriebe.php einzusehen.
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