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Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma in Berlin
    an Thomas Hammarberg verliehen

    Heidelberg / Berlin, 03.04.12 | Thomas Hammarberg, Menschenrechtskommissar des
    Europarats a.D., empfing heute den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und
    Roma im Auswärtigen Amt in Berlin. Den mit 15 000 Euro dotierten Preis verliehen das
    Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
    sowie die Manfred Lautenschläger Stiftung. Der mit 5 000 Euro dotierte Sonderpreis
    ging an den rumänischen Journalisten George Lacatus.


    Hammarberg, der das Amt als Menschenrechtskommissar bis zum 31. März 2012 inne
    hatte, betonte in seiner Dankesrede, dass Vorurteile gegen Roma nach wie vor weit
    verbreitet seien und Diskriminierung sowie Hassverbrechen befeuerten. Deshalb
    müssten gerade Politiker und Meinungsmacher stigmatisierende Rhetorik vermeiden.
    „Die Unterdrückung von Roma war immer das Produkt von Rassismus und Intoleranz“,
1
    so Hammarberg, es sei unsere Pflicht, „aus der Geschichte zu lernen und die
    furchtbaren Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.“ Keine Minderheit dürfe
    jemals wieder kollektiv zum Sündenbock gemacht werden. In seiner im Februar 2012
    erschienenen Studie schrieb Hammarberg: „Keine europäische Regierung kann von
    sich behaupten, die Menschenrechte von Roma gänzlich geschützt und durchgesetzt
    zu haben. Im Gegenteil, Diskriminierung und Antiziganismus sind weit verbreitet und
    verstärken Benachteiligung, Ausgrenzung, Segregation und Marginalisierung noch.“


    Hammarberg habe sich, so Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti
    und Roma, „in seinem Amt als Kommissar des Europarats für Menschenrechte den
    Schutz der Sinti und Roma vor rassistischer Gewalt und Ausgrenzung zu einer seiner
    Hauptaufgaben gemacht und verantwortliche Regierungen wie die internationale
    Gemeinschaft offen kritisiert.“ Er verkörpere damit, so Rose weiter, „Sinn und Zweck
    dieses Preises in ganz aktueller Weise.“


    Der Journalist George Lacatus, Reporter bei Evenimentul Zilei, einer der
    auflagenstärksten Tageszeitungen Rumäniens, und Präsident der von ihm 2009


    Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma       T: +49 (0)6221 98 11 02
    Bremeneckgasse 2                                                 presse@sintiundroma.de
    69117 Heidelberg                                                 Twitter: @sintiundromaDE
gegründeten Roma Journalists Association (RJA), setzt sich auf vielfältige Weise dafür
    ein, Stereotypen und Ressentiments gegenüber Roma in den rumänischen Medien zu
    beseitigen und die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung von Journalisten in
    Roma-Fragen zu fördern. Die RJA, die rassistische Medienberichterstattung anzeigt,
    Journalismus-Kurse gibt und Kooperationspartner von Roma-NGOs bei
    Pressekonferenzen und Schulungen für Journalisten ist, „soll sich in Zukunft“, so
    Lacatus, „auch auf Hasskriminalität im Internet konzentrieren.“ Denn das Internet stelle
    gegenwärtig eine der gefährlichsten Plattformen dar, „um Rassismus zu verbreiten und
    Hass anzustacheln.“ Dr. Manfred Lautenschläger, Stifter des Preises, lobte: „George
    Lacatus hat erkannt, dass in einer undifferenzierten oder gar diskriminierenden
    Berichterstattung eine wesentliche Ursache für die Ausgrenzung der Sinti und Roma
    liegt – und er will das ändern.“


    Romani Rose bezeichnete das Engagement der Preisträger als „von höchster
    politischer Bedeutung.“ Die gegenwärtige Situation in Europa, so Rose, sei Anlass
    größter Besorgnis, da die rechtsextremistische Gewalt in bedrohlicher Weise
2
    zunehme.“ Der 2007 ins Leben gerufene Europäische Bürgerrechtspreis soll einen
    Beitrag zur Wahrung der Bürgerrechte und der Chancengleichheit der Angehörigen der
    Sinti und Roma-Minderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern in Europa leisten.
    Darüber hinaus soll er gleichzeitig ein Signal an politisch verantwortliche Stellen,
    Medien und gesellschaftliche Gruppen in Europa sein, gegen überkommene Klischees,
    Vorurteilsstrukturen und jede Form der Ausgrenzung vorzugehen.


    Weitere Informationen unter www.buergerrechtspreis.de und www.civilrightsprize.com




    Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma          T: +49 (0)6221 98 11 02
    Bremeneckgasse 2                                                    presse@sintiundroma.de
    69117 Heidelberg                                                    Twitter: @sintiundromaDE

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  • 1. Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma in Berlin an Thomas Hammarberg verliehen Heidelberg / Berlin, 03.04.12 | Thomas Hammarberg, Menschenrechtskommissar des Europarats a.D., empfing heute den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma im Auswärtigen Amt in Berlin. Den mit 15 000 Euro dotierten Preis verliehen das Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie die Manfred Lautenschläger Stiftung. Der mit 5 000 Euro dotierte Sonderpreis ging an den rumänischen Journalisten George Lacatus. Hammarberg, der das Amt als Menschenrechtskommissar bis zum 31. März 2012 inne hatte, betonte in seiner Dankesrede, dass Vorurteile gegen Roma nach wie vor weit verbreitet seien und Diskriminierung sowie Hassverbrechen befeuerten. Deshalb müssten gerade Politiker und Meinungsmacher stigmatisierende Rhetorik vermeiden. „Die Unterdrückung von Roma war immer das Produkt von Rassismus und Intoleranz“, 1 so Hammarberg, es sei unsere Pflicht, „aus der Geschichte zu lernen und die furchtbaren Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.“ Keine Minderheit dürfe jemals wieder kollektiv zum Sündenbock gemacht werden. In seiner im Februar 2012 erschienenen Studie schrieb Hammarberg: „Keine europäische Regierung kann von sich behaupten, die Menschenrechte von Roma gänzlich geschützt und durchgesetzt zu haben. Im Gegenteil, Diskriminierung und Antiziganismus sind weit verbreitet und verstärken Benachteiligung, Ausgrenzung, Segregation und Marginalisierung noch.“ Hammarberg habe sich, so Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, „in seinem Amt als Kommissar des Europarats für Menschenrechte den Schutz der Sinti und Roma vor rassistischer Gewalt und Ausgrenzung zu einer seiner Hauptaufgaben gemacht und verantwortliche Regierungen wie die internationale Gemeinschaft offen kritisiert.“ Er verkörpere damit, so Rose weiter, „Sinn und Zweck dieses Preises in ganz aktueller Weise.“ Der Journalist George Lacatus, Reporter bei Evenimentul Zilei, einer der auflagenstärksten Tageszeitungen Rumäniens, und Präsident der von ihm 2009 Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma T: +49 (0)6221 98 11 02 Bremeneckgasse 2 presse@sintiundroma.de 69117 Heidelberg Twitter: @sintiundromaDE
  • 2. gegründeten Roma Journalists Association (RJA), setzt sich auf vielfältige Weise dafür ein, Stereotypen und Ressentiments gegenüber Roma in den rumänischen Medien zu beseitigen und die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung von Journalisten in Roma-Fragen zu fördern. Die RJA, die rassistische Medienberichterstattung anzeigt, Journalismus-Kurse gibt und Kooperationspartner von Roma-NGOs bei Pressekonferenzen und Schulungen für Journalisten ist, „soll sich in Zukunft“, so Lacatus, „auch auf Hasskriminalität im Internet konzentrieren.“ Denn das Internet stelle gegenwärtig eine der gefährlichsten Plattformen dar, „um Rassismus zu verbreiten und Hass anzustacheln.“ Dr. Manfred Lautenschläger, Stifter des Preises, lobte: „George Lacatus hat erkannt, dass in einer undifferenzierten oder gar diskriminierenden Berichterstattung eine wesentliche Ursache für die Ausgrenzung der Sinti und Roma liegt – und er will das ändern.“ Romani Rose bezeichnete das Engagement der Preisträger als „von höchster politischer Bedeutung.“ Die gegenwärtige Situation in Europa, so Rose, sei Anlass größter Besorgnis, da die rechtsextremistische Gewalt in bedrohlicher Weise 2 zunehme.“ Der 2007 ins Leben gerufene Europäische Bürgerrechtspreis soll einen Beitrag zur Wahrung der Bürgerrechte und der Chancengleichheit der Angehörigen der Sinti und Roma-Minderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern in Europa leisten. Darüber hinaus soll er gleichzeitig ein Signal an politisch verantwortliche Stellen, Medien und gesellschaftliche Gruppen in Europa sein, gegen überkommene Klischees, Vorurteilsstrukturen und jede Form der Ausgrenzung vorzugehen. Weitere Informationen unter www.buergerrechtspreis.de und www.civilrightsprize.com Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma T: +49 (0)6221 98 11 02 Bremeneckgasse 2 presse@sintiundroma.de 69117 Heidelberg Twitter: @sintiundromaDE