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3. QUARTALSBERICHT
ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR
EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA
Es ist wieder soweit! Die 9-Monatsmarke ist überschritten und es fehlen keine 3 Monate mehr bis zu meiner
Heimreise. Doch wo ist Zuhause und Heimat? Mittlerweile kann ich echt behaupten, dass Ecuador meine 2.
Heimat geworden ist.
Aber was ist in den letzten Monaten passiert und was steht noch an, bis es am 18. August zurück nach
Deutschland geht?
MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“
Anfang März hat die zweite Hälfte erstmal mit einer Woche Zwischenseminar in El Limonal begonnen, einem
ganz anderen Eck Ecuadors, was zwischen den Bergen von Ibarra und der Küste Esmeraldas liegt. Mit 14
anderen weltwärts-Freiwilligen machte ich mir dort Gedanken über unseren Freiwilligendienst,
Entwicklungsarbeit, unsere Ziele und persönliche Entwicklung und nicht zuletzt den Abschied.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es ein geniales Seminar mit guten Gesprächen mit interessanten Leuten
in einer entspannten Atmosphäre war.
Als wir dann zurück nach Cuenca kamen, erwartete uns zum Glück ein neuer Erzieher. Die etwas anstrengende
Zeit der Vertretung war also beendet. Kurz darauf wechselte ich dann bei der Hausaufgabenbetreuung von den
1.- bis 3.- Klässlern zu den 7.- Klässlern und älter, da bei den Kleinen mit drei Freiwilligen mehr als genug
Betreuer vorhanden waren und die Großen dagegen nur den zuständigen Erzieher zur Unterstützung hatten.
Weiterhin ging es donnerstags zum Zahnarzt und im mathematisch-logischen Workshop arbeitete ich von nun
an mit dem neuen Erzieher Irvin zusammen und mit ihm haben wir
mit den Jugendlichen samstags vermehrt schöne Ausflüge und
Kocheinheiten organisiert.
Diesen Montag kam dann - nach einem Monat länger als erwartet -
endlich unsere Chefin Betty zurück und hat wieder das Ruder
übernommen. Auch wenn ich vorher nicht das Gefühl hatte, dass
etwas nicht läuft – ganz im Gegenteil – aber jetzt habe ich erst
richtig das Gefühl, dass alles in geordneten Bahnen verläuft und
gerade alles richtig passt. Auch wenn wir schon wieder einen
Erzieher suchen, da Mónica gekündigt hat, mit der ich früher bei den
Kleinen in der Hausaufgabenbetreuung war. Aus meiner Sicht
allerdings läuft gerade alles perfekt an der Arbeit.
MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE
Während beim Halbzeitbericht mein deutscher Gastbruder Robert mehr oder weniger gerade erst angekommen
war, ist er beim Schreiben dieser Zeilen schon wieder aus der Fundación verabschiedet worden und reist vor
seinem Abschied von unserer Familie „Ecual“ (ECUador-ALemania) aktuell mit seinen Eltern durch Ecuador.
Auch wenn uns damit ein Familienmitglied bald verlässt und wieder nach Deutschland zurückkehrt, ist vor fast
zwei Wochen meine ecuadorianische Gastschwester Karin wieder eingezogen. Nachdem sie über ein Jahr bei
2
ihrem Vater gelebt hat, ist sie nun zurückgekehrt und alle
haben sich riesig gefreut, sie wieder hier im Haus zu haben.
Hier Zuhause ist es zurzeit lebhaft und voller Leute, denn
nach der Hüft-OP meiner Gast-Tante Tanya und meiner
Gast-Oma Anfang März ist die Gast-Oma bei uns
eingezogen, damit man die beiden Operierten gemeinsam
pflegen kann. Tanya war bis Ende Mai krankgeschrieben
und konnte sich so ausgiebig um ihren Sohn Juan kümmern
und Besuch, vor allem von der Verwandtschaft, kam auch
ständig vorbei.
Ebenfalls besuchten mich Ende März, Anfang April meine Eltern mit meinem Bruder. Gemeinsam unternahmen
wir eine kleine Rundreise durch Ecuador und kamen pünktlich zum Familienfest zu Ostern in Cuenca an. Es war
total schön, meine beiden Familien um mich zu haben, aber der Besuch meiner Eltern zeigte mir auch die
deutschen Gewohnheiten und Ansichten auf, die ich in diesem halben Jahr schon vergessen hatte. Ich bekam
also schon einen kleinen Vorgeschmack auf den Kulturschock, der mich in Deutschland erwarten wird.
In den letzten Tagen hat sich bei mir außerdem so ein wunderschönes Gefühl des Angekommen-Seins
eingestellt. Mit der aktuell entspannten Arbeitssituation und der wiedervereinten Familie fühlt es sich so an, als
wäre alles in seiner Ordnung und ich hab mittendrin meinen Platz gefunden. Ich habe mich hier schon lange
wohlgefühlt, aber jetzt ist mein Leben in Ecuador zu einem Stück Heimat geworden.
Außerdem fällt vielleicht auch auf, wie oft ich gerade „Fühlen“ verwende. Ich werde schon zu einer richtigen
emotionalen Latina :D!
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Viel Zukunft in Ecuador bleibt mir ja nicht mehr, 2 ½ Monate sind es noch. Im Projekt werde ich auch nicht mehr
lange arbeiten, denn die Kinder stehen einen Monat vor ihren Jahresabschluss-Prüfungen und je nachdem wie
diese laufen, müssen sie eventuell noch in die Verlängerung gehen, um nicht sitzen zu bleiben. Wenn dann der
Prüfungsstress überstanden ist, soll es für die Kleinen einen besonderen Ausflug geben und für die Größeren
steht das Zeltlager an bevor sie in die Sommerferien entlassen werden. Ich werde mich wahrscheinlich nach der
überstanden Prüfungsphase aus der Fundación verabschieden, denn für mich steht dann für den letzten Monat
der Besuch meiner Freundin Angela an. Und während Kathrin mit ihren Eltern verreist, werde ich mich
gemeinsam mit Angela auf Erkundungstour in Ecuador machen. Dieser Besuch ist für mich ein ganz besonderes
Highlight, um nicht schon im letzten Monat in Traurigkeit zu verfallen aufgrund des nahenden Endes meines
Jahres in Ecuador.
ALL IN ALL
Ich merke immer mehr, dass das Ende näher rückt. Die Zeit im Projekt ist gezählt, die Wiederbewerbung für den
Medizin-Studienplatz in Regensburg verschickt und es gibt schon Pläne für die letzte Zeit in Ecuador, genauso
für die „erste“ Zeit in Deutschland.
Auf der einen Seite fühle ich mich gerade richtig wohl hier mit meiner Arbeit und in meiner Gastfamilie – und
das nach 9 Monaten, wenn der Abschied schon naht – wie verrückt!
Auf der anderen Seite freue ich mich schon auf meine Rückkehr nach Deutschland, um dort meine Familie und
Freunde wieder zu sehen und einen neuen Lebensabschnitt, das Studium zu beginnen.
Ich bin also total hin und her gerissen!
3
Was ich sicher weiß, ist, dass ich noch einen super Endspurt in Ecuador hinlegen möchte. Ich möchte mich
weiterhin voll in meiner Arbeit engagieren und die verbleibenden 2 ½ Monate ausgiebig mit meiner Gastfamilie
genießen!
Die Rückkehr nach Deutschland wird sicher nicht einfach, denn ich habe beim Besuch meiner Familie selbst
gemerkt, wie sich mein Blickwinkel geändert hat. So schwierig es werden könnte, ich freue mich auch darauf!
Ich freue mich schon, alle meine Leute wieder zu sehen, auf meinen deutschen bzw. auch auf meinen
bayerischen Lebensstil und auf das Nachbereitungsseminar, was mir hoffentlich bei der Reintegration helfen
wird!

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3. Quartalsbericht

  • 1. 1 3. QUARTALSBERICHT ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA Es ist wieder soweit! Die 9-Monatsmarke ist überschritten und es fehlen keine 3 Monate mehr bis zu meiner Heimreise. Doch wo ist Zuhause und Heimat? Mittlerweile kann ich echt behaupten, dass Ecuador meine 2. Heimat geworden ist. Aber was ist in den letzten Monaten passiert und was steht noch an, bis es am 18. August zurück nach Deutschland geht? MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“ Anfang März hat die zweite Hälfte erstmal mit einer Woche Zwischenseminar in El Limonal begonnen, einem ganz anderen Eck Ecuadors, was zwischen den Bergen von Ibarra und der Küste Esmeraldas liegt. Mit 14 anderen weltwärts-Freiwilligen machte ich mir dort Gedanken über unseren Freiwilligendienst, Entwicklungsarbeit, unsere Ziele und persönliche Entwicklung und nicht zuletzt den Abschied. Zusammengefasst kann ich sagen, dass es ein geniales Seminar mit guten Gesprächen mit interessanten Leuten in einer entspannten Atmosphäre war. Als wir dann zurück nach Cuenca kamen, erwartete uns zum Glück ein neuer Erzieher. Die etwas anstrengende Zeit der Vertretung war also beendet. Kurz darauf wechselte ich dann bei der Hausaufgabenbetreuung von den 1.- bis 3.- Klässlern zu den 7.- Klässlern und älter, da bei den Kleinen mit drei Freiwilligen mehr als genug Betreuer vorhanden waren und die Großen dagegen nur den zuständigen Erzieher zur Unterstützung hatten. Weiterhin ging es donnerstags zum Zahnarzt und im mathematisch-logischen Workshop arbeitete ich von nun an mit dem neuen Erzieher Irvin zusammen und mit ihm haben wir mit den Jugendlichen samstags vermehrt schöne Ausflüge und Kocheinheiten organisiert. Diesen Montag kam dann - nach einem Monat länger als erwartet - endlich unsere Chefin Betty zurück und hat wieder das Ruder übernommen. Auch wenn ich vorher nicht das Gefühl hatte, dass etwas nicht läuft – ganz im Gegenteil – aber jetzt habe ich erst richtig das Gefühl, dass alles in geordneten Bahnen verläuft und gerade alles richtig passt. Auch wenn wir schon wieder einen Erzieher suchen, da Mónica gekündigt hat, mit der ich früher bei den Kleinen in der Hausaufgabenbetreuung war. Aus meiner Sicht allerdings läuft gerade alles perfekt an der Arbeit. MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE Während beim Halbzeitbericht mein deutscher Gastbruder Robert mehr oder weniger gerade erst angekommen war, ist er beim Schreiben dieser Zeilen schon wieder aus der Fundación verabschiedet worden und reist vor seinem Abschied von unserer Familie „Ecual“ (ECUador-ALemania) aktuell mit seinen Eltern durch Ecuador. Auch wenn uns damit ein Familienmitglied bald verlässt und wieder nach Deutschland zurückkehrt, ist vor fast zwei Wochen meine ecuadorianische Gastschwester Karin wieder eingezogen. Nachdem sie über ein Jahr bei
  • 2. 2 ihrem Vater gelebt hat, ist sie nun zurückgekehrt und alle haben sich riesig gefreut, sie wieder hier im Haus zu haben. Hier Zuhause ist es zurzeit lebhaft und voller Leute, denn nach der Hüft-OP meiner Gast-Tante Tanya und meiner Gast-Oma Anfang März ist die Gast-Oma bei uns eingezogen, damit man die beiden Operierten gemeinsam pflegen kann. Tanya war bis Ende Mai krankgeschrieben und konnte sich so ausgiebig um ihren Sohn Juan kümmern und Besuch, vor allem von der Verwandtschaft, kam auch ständig vorbei. Ebenfalls besuchten mich Ende März, Anfang April meine Eltern mit meinem Bruder. Gemeinsam unternahmen wir eine kleine Rundreise durch Ecuador und kamen pünktlich zum Familienfest zu Ostern in Cuenca an. Es war total schön, meine beiden Familien um mich zu haben, aber der Besuch meiner Eltern zeigte mir auch die deutschen Gewohnheiten und Ansichten auf, die ich in diesem halben Jahr schon vergessen hatte. Ich bekam also schon einen kleinen Vorgeschmack auf den Kulturschock, der mich in Deutschland erwarten wird. In den letzten Tagen hat sich bei mir außerdem so ein wunderschönes Gefühl des Angekommen-Seins eingestellt. Mit der aktuell entspannten Arbeitssituation und der wiedervereinten Familie fühlt es sich so an, als wäre alles in seiner Ordnung und ich hab mittendrin meinen Platz gefunden. Ich habe mich hier schon lange wohlgefühlt, aber jetzt ist mein Leben in Ecuador zu einem Stück Heimat geworden. Außerdem fällt vielleicht auch auf, wie oft ich gerade „Fühlen“ verwende. Ich werde schon zu einer richtigen emotionalen Latina :D! BLICK IN DIE ZUKUNFT Viel Zukunft in Ecuador bleibt mir ja nicht mehr, 2 ½ Monate sind es noch. Im Projekt werde ich auch nicht mehr lange arbeiten, denn die Kinder stehen einen Monat vor ihren Jahresabschluss-Prüfungen und je nachdem wie diese laufen, müssen sie eventuell noch in die Verlängerung gehen, um nicht sitzen zu bleiben. Wenn dann der Prüfungsstress überstanden ist, soll es für die Kleinen einen besonderen Ausflug geben und für die Größeren steht das Zeltlager an bevor sie in die Sommerferien entlassen werden. Ich werde mich wahrscheinlich nach der überstanden Prüfungsphase aus der Fundación verabschieden, denn für mich steht dann für den letzten Monat der Besuch meiner Freundin Angela an. Und während Kathrin mit ihren Eltern verreist, werde ich mich gemeinsam mit Angela auf Erkundungstour in Ecuador machen. Dieser Besuch ist für mich ein ganz besonderes Highlight, um nicht schon im letzten Monat in Traurigkeit zu verfallen aufgrund des nahenden Endes meines Jahres in Ecuador. ALL IN ALL Ich merke immer mehr, dass das Ende näher rückt. Die Zeit im Projekt ist gezählt, die Wiederbewerbung für den Medizin-Studienplatz in Regensburg verschickt und es gibt schon Pläne für die letzte Zeit in Ecuador, genauso für die „erste“ Zeit in Deutschland. Auf der einen Seite fühle ich mich gerade richtig wohl hier mit meiner Arbeit und in meiner Gastfamilie – und das nach 9 Monaten, wenn der Abschied schon naht – wie verrückt! Auf der anderen Seite freue ich mich schon auf meine Rückkehr nach Deutschland, um dort meine Familie und Freunde wieder zu sehen und einen neuen Lebensabschnitt, das Studium zu beginnen. Ich bin also total hin und her gerissen!
  • 3. 3 Was ich sicher weiß, ist, dass ich noch einen super Endspurt in Ecuador hinlegen möchte. Ich möchte mich weiterhin voll in meiner Arbeit engagieren und die verbleibenden 2 ½ Monate ausgiebig mit meiner Gastfamilie genießen! Die Rückkehr nach Deutschland wird sicher nicht einfach, denn ich habe beim Besuch meiner Familie selbst gemerkt, wie sich mein Blickwinkel geändert hat. So schwierig es werden könnte, ich freue mich auch darauf! Ich freue mich schon, alle meine Leute wieder zu sehen, auf meinen deutschen bzw. auch auf meinen bayerischen Lebensstil und auf das Nachbereitungsseminar, was mir hoffentlich bei der Reintegration helfen wird!