Das System der Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung) kann helfen, die Schritte und Maßnahme zu strukturieren und zu priorisieren, um die Vorgaben des Paris-Abkommens, die Erderwärmung auf deutlich unter 2° zu begrenzen, zu erfüllen. Doch um die tatsächliche Umsetzung unabhängig überprüfen zu können, müssen die dafür nötigen Daten offen, aktuell, vollständig und leicht auswertbar zur Verfügung stehen. Dem ist leider noch nicht so. Dadurch ist es nicht möglich, zu bewerten, ob die richtige Maßnahme ergriffen und diese schnell genug umgesetzt werden.
Wir vom OKLab Leipzig wollen unseren Beitrag zum Portal Klimawatch.de leisten, diese Daten bereitzustellen und die Visualisierungen entsprechend zu befüllen (und perspektivisch zu erweitern), um so die Grundlage zu schaffen, eine Bewertung von Ist und Soll-Zustand vorzunehmen und ggf. Druck auf die Politik auszuüben, sollte sich herausstellen, dass die Erfüllung des Paris-Ziels in Gefahr ist.
Dieser Vortrag wurde am 07.12.2022 im Rahmen des 3. Maker-Stammtisch gehalten: http://hybridartlab.de/maker-stammtisch
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– 17 übergeordnete Ziele für nachhaltige Entwicklung formuliert von den
Vereinten Nationen (UN), am 1.1.2016 in Kraft getreten, Laufzeit 15 Jahre,
gelten für alle Staaten (nicht nur für Entwicklungsländer)
– werden durch 169 Unterziele konkretisiert
– ein Katalog von Indikatoren soll die Umsetzung / Erreichung der Ziele messbar
machen (Ist-Stand, Soll-Stand) und entsprechend politische Maßnahmen
motivieren und steuern
– Messwerte müssen dazu entsprechend erhoben / zusammengetragen,
interpretiert und bewertet werden (absolute Zielbereiche bzw. im erlaubte
maximale Abweichung beim Vergleich mit bei anderen Entitäten gemessenen
Werten)
– Ziele können sich einander bedingen, aber auch im Konflikt stehen, so dass
eine Priorisierierung / Abwägungen notwendig ist
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– SDGs lassen sich auch auf kommunaler Ebene anwenden
– das SDG Portal wurde von der Bertelsmann-Stiftung
aufgesetzt
– es sollen beispielhaft 3 Ziele betrachtet werden, die den
Bereich Klima, Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft
abdecken
– die Ziele und vor allem ihre Unterziele sollen helfen, ganz
im Sinne des Teile-und-Herrsche-Prinzips, besser konkrete
Aufgaben und Maßnahmen definieren, deren Umsetzung
überschaubar und beherrschbar ist (SMART-Konzept)
https://de.wikipedia.org/wiki/SMART_(Projektmanagement)
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– Auf dem SDG-Portal lassen sich die Indikatoren pro Ziel für
eine Kommune entdecken, aber auch mit einer anderen
Kommunen vergleichen
– wählt man entsprechend zwei Kommunen mit ähnlichen
Voraussetzungen (z.B. Einwohnerzahl, Fläche,
Infrastruktur, Lage) kann man Abweichungen bei den
Indikatoren auf die Qualität der konkret getroffenen
politischen Entscheidungen zurückführen
– an Hand der besseren oder schlechteren Werte kann man
versuchen herausfinden, welche durchgeführten oder
eben unterlassenen Maßnahmen den Unterschied
gemacht haben
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– es fällt auf, dass die vorhandenen Indikatoren bei weitem
nicht ausreichen, das jeweiligen Ziel (bzw. Unterziele)
umfassend abzudecken
– es fehlt zu dem eine Einschätzung, wie die jeweiligen
Werte generell zu bewerten sind (Wertebereiche für gut,
mittel, schlecht)
– im Bereich Klimaschutz fehlen zudem die Daten auf
beiden Seiten (für die Beispielkommunen Leipzig und
Düsseldorf)
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– auf dem SDG Portal werden auch Maßnahmen / Projekte
vorgestellt werden, die auf einzelne der SDG-Ziele
einzahlen soll
– es nicht ganz klar, wer diese Projekte eingetragen hat
(Betreiber des Portals, die Städte selbst, die jeweiligen
Akteure?) (oben in der Beschreibung, dass es sich nur um
Ideen / Anregungen handelt)
– es fehlt eine analytische Auswertung inwieweit deren
Handeln wirklich zu konkrete Verbesserungen beigetragen
haben, so bleibt bei Mutmaßungen
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– in Leipzig wurde im Oktober 2022 das aktuelle Energie-
und Klimaschutzprogramm im Stadtrat verabschiedet
– neben dem Programm bis 2030 wurde auch der
Maßnahmenplan für die nächsten zwei Jahre
(entsprechend der Gültigkeit des Haushalts) beschlossen
– die Pläne wurden von den seecon Ingenieren
ausgearbeitet und enthalten auch die aktualisierten
Emissions- und Energiezahlen der letzten Jahre (und deren
Interpretation) verteilt in Diagramm-Abbildungen, Tabellen
und Fließtext (also leider nicht maschinenlesbar)
https://seecon.de
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– beispielhaft werden die beiden Maßnahmen Zero-Waste-
Strategie (aus dem 2030 Plan) und Second-Life-Kaufhaus
(aus dem 2-Jahres-Plan) betrachtet, da sie auf das
Konzept der Kreislaufwirtschaft einzahlen
– es werden grob die Handlungsschritte beschrieben und
auf die jeweiligen (zum Teil noch ausstehenden)
Stadtratsbeschlüsse als Legitimationsgrundlage
verwiesen
– die Angabe konkrete Metriken / Indikatoren fehlt hier
allerdings noch (könnte aber z.B. der Indikator
Abfahlmenge in Tonnen pro Einwohner aus dem SDG-Ziel
12 sein und die Vorgabe wie weit diese Abfallmenge
sinken soll, damit man die Maßnahme(n) als Erfolg wertet)
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– auf Seite 33 des EKSP steht ”Die Berechnung erfolgt mit
dem vom Klimabündnis e. V. und dem IFEU-Institut
entwickelten Bilanzierungstool Klimaschutzplaner nach
dem Territorialprinzip.”
– leider wurden die Daten für Leipzig auf der Klimaplaner-
Seite (noch?) nicht veröffentlicht, so dass man nur das
EKSP-PDF-Dokument als Datenquelle hat
– https://github.com/codeformuenster/klimawatch/issues/91
dokumentiert die Versuche / Anfragen, die Daten auch
über eine API bekommen zu können, aber offensichtlich
entscheidet jede Kommune selbst, ob sie Daten freigeben
möchte oder nicht (Frage wäre, wer da z.B. in Leipzig
entscheiden könnte (seecon oder die Stadt Leipzig)?)
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– für alle farbigen Punkte (bzw. die Kommunen dahinter)
lassen sich die (mehr oder weniger aktuellen)
Bilanzierungsberichte abrufen
– die Berichte werden dann als HTML-Reports (mit
Abbildungen und Tabellen) detailliert dargestellt
– im Quellcode der Webseite sieht man das serverseitig ein
JSON-Datensatz verwendet wird, um aus dieser die HTML-
Seiten aufzubauen (als sind die Daten prinzipiell
strukturiert vorhanden)
– im folgenden wird beispielhaft der Bericht für Halle
(Saale) gezeigt (die letzten Daten allerdings von 2015)
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– Für Leipzig gibt es einige maschinenlesbare Daten (CSV,
JSON) auf dem Statistikportal, die auch für den Aspekt
Klimaschutz / Kreislaufwirtschaft relevant sein können
– die Daten zur Abfallentsorgung findet man allerdings nur
als Tabelle im PDF des statistischen Jahrbuchs
– auf dem deutschlandweiten govdata-Portal sind auch nur
die Daten gespiegelt, die im Statistik-Portal angezeigt
werden
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– Klimawatch hat sich zum Ziel gesetzt, für jede Kommune
zu visualisieren, welches CO2-Restbudget (gemäß den
Paris-Zielen) ihr noch zur Verfügung steht, wie die
bisherige CO2-Entwicklung ist und wie stark demnach der
CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren mindestens
sinken muss, damit das Ziel nicht gerissen wird (und
damit die damit verbundenen irrevisiblen Kipppunkte für
die Erderwärmung nicht überschritten werden)
– für die Berechnung muss für jede Kommune die
Gesamtmenge der Emissionen tausend Tonnen CO2
jährlich aufgeteilt nach Strom, Wärme, Verkehr zugeliefert
werden (durch jedes Lab im Code for Germany Netzwerk)
– auf Grund der Visualisierung kann man den Bedarf des
nötigen Drucks auf die politischen Entscheider ableiten
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Fazit
– Alte / fehlende Daten
– Daten unstrukturiert (EKSP z.B. nur PDF)
– Was es braucht
» Monitoring der Zielumsetzung
» Vergleich zwischen Kommunen
» (Linked) OpenData
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Ausblick
– arbeiten im OKLab Leipzig daran, die Daten aus dem EKSP
sowie weitere relevante (statistische) Daten über eine API
bereitzustellen:
https://github.com/CodeforLeipzig/klimawatch-leipzig
– gemäß dem Linked-OpenData-Prinzip sollen dabei die
Bestandteile der Datensätze auf standardisiertes
Vokabular verlinkt werden (z.B. was gemessen wurde,
Maßeinheiten, usw.) um so auch eine Vergleichbarkeit mit
anderen Kommunen / Datensätzen zu erreichen
– wir wollen auch weitere motivierende und verständliche
Visualisierungen entwickeln (die z.B. die Größen der
Emissionen plastischer verständlich machen)