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                 Wegen Homeschooling
                    ins Gefängnis
              Ein Christ berichtet über seine Inhaftierung
Juli 2006



 Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Gutem nachkommt? Und ob ihr auch leidet um
Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und
erschrecket nicht; heiligt aber Gott den HERRN in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur
Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist, und das mit
Sanftmütigkeit und Furcht; und habt ein gutes Gewissen, auf daß die, so von euch afterreden als
von Übeltätern, zu Schanden werden, daß sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo.
Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr von Wohltat wegen leidet als von Übeltat wegen.

1. Petrus 3:13-17.
Heimschulvater Andreas Plett wurde am Dienstag, den 20.06.06, verhaftet worden und kam am 21. ins
Gefängnis in Hamm. Herr Plett erzählte jetzt nach dem Gefängnisaufenthalt: "Ich hab sehr viele Briefe und
Karten bekommen, sogar von Lehrern. Über alle Post hab ich mich sehr gefreut und war (bzw. bin) über
jeden - auch noch so kurzen - Gruß und jedes aufmunternde Wort so dankbar! Jemand schrieb: 'Ich weiß
nicht, zu welcher Religion Sie gehören; aber ich hab erfahren, wie sich die Polizei Ihnen gegenüber
benommen hat, ... - ist es wirklich so gewesen?' Ein anderer schrieb: 'Andreas, Du bist nicht allein; wir beten
für Dich!' Das hat mich so getröstet! Ich fiel auf die Knie, weinte und sagte: 'Oh Herr, vergib alle Zweifel und
Ängste! Du bist doch da! Und die Geschwister denken an mich.' Ich hab mir diese ganze Post nicht nur 1-mal
durchgelesen. - Ein Aufenthalt im Gefängnis ist schlimm; das ist nicht wie Urlaub. Es herrscht dort so eine
bedrückende Atmosphäre. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag hat jemand randaliert und wurde dann
weggebracht; durch das Fenster sah ich ihn am nächsten Morgen, als er, mit Ketten gebunden, zurückgeführt
wurde - da sah er völlig zerschlagen aus. - Abends unterhalten sich die Gefangenen in schreiendem Tonfall...
- 10 Tage lang in einer solchen Einsamkeit in der Zelle leben, wenn man zu Hause normalerweise eine große
Familie um sich hat, - das ist schlimm! Das bedrückt! - Aber aus Liebe zum Herrn wollen wir immer bereit
sein, weiterhin so den Weg zu gehen, auch wenn es schwer wird. Denn in der Bibel steht (in Hebräer 13,13):

'So lasset uns nun zu Ihm hinausgehen aus dem Lager und Seine Schmach tragen.'

Über diesen Vers hab ich in der Zelle sehr viel nachgedacht. Der Herr ist treu - in Bezug auf jedes Wort, das
Er gesagt hat. Wenn wir uns Ihm ganz unterwerfen und Ihm treu sind, dann können wir auch immer fröhlich
sein. Ein Gefangener sprach mich im Gefängnishof (während der Freistunde) an und sagte: 'Andreas, du bist
immer so fröhlich!' Ich antwortete: 'Das kommt vom Herrn. Wenn wir mit Ihm verbunden leben, so haben
wir diese Freude.'" -

Für alle, die nicht wissen, wer Herr Plett ist: Er ist einer der Paderborner Familienväter, die vor ca. 2 Jahren
ihre Kinder aus der Schule genommen haben, um sie zu Hause zu unterrichten, und die deshalb von den
Behörden mit Zwangsmaßnahmen bedrängt werden. Obwohl die Kinder ordnungsgemäß in Österreich -
unter Genehmigung der dortigen Behörden und dem Schulpersonal - von der Mutter unterrichtet werden,
fordern die deutschen Behörden weiterhin das aus Gewissensgründen nicht bezahlte Bußgeld und haben ihn
deshalb ins Gefängnis gesteckt - für 10 Tage. So ging es auch den andern betroffenen Familienvätern und
teilweise auch schon den Müttern. - Eine zweite Paderborner Mutter ist auch mit einigen ihrer Kinder in
Österreich und unterrichtet unter denselben Bedingungen. Die andern Mütter der betroffenen Paderborner
Familien sind mit ihren Kindern in Heidelberg, wo die Kinder ordnungsgemäß in der freien christl. Schule
von Br. Mutzke beschult werden. Trotz dieser ordnungsgemäßen Beschulung mussten ihre Eltern
nacheinander ebenfalls ins Gefängnis - wegen aus Gewissensgründen nicht bezahlten Bußgeldes.

Nachdem Herr Plett aus dem Gefängnis entlassen wurde, erzählte er uns den ganzen Verlauf seiner


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Gefangenschaft. Diese beeindruckende Geschichte möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, denn sicherlich
wird es Sie interessieren.

Herr Plett wurde am Dienstag, dem 20.06.2006, mittags um halb zwei Uhr an seinem Arbeitsplatz verhaftet.
Er saß gerade draußen in seinem Auto, weil er Mittagspause hatte und dabei wie gewöhnlich ungestört in
seiner Bibel lesen wollte. Plötzlich kamen zwei Polizisten her und sagten zu ihm: "Sind Sie Herr Plett? Sie
sind verhaftet! Kommen Sie mit uns." Er durfte noch nicht einmal seinem Chef Bescheid geben, warum er
jetzt verschwindet. Seinen Autoschlüssel konnte er gerade noch einem andern Arbeitskollegen, der auch die
Mittagspause in seinem in der Nähe stehenden Auto verbrachte, übergeben. - Herr Plett erzählte den beiden
Polizisten, wie freundlich sich andere Polizisten gegenüber Herrn Pauls verhalten hatten bei dessen
Verhaftung: Es war ihm erlaubt worden, noch zu Mittag zu essen, sich umzuziehen, seine Bücher usw.
einzustecken. Doch Herr Plett wurde sehr unfreundlich behandelt, obwohl er selbst ein sehr liebenswürdiger,
höflicher Mensch ist. Auf der ganzen Fahrt schimpften die Polizisten ihn aus, schrien ihn an und machten
völlig unbegründete Vorhaltungen, z.B.: "Ihr meint immer, nur die andern seien schuld! Ihr seid gegen das
Gesetz! Und ihr seid immer nicht zu Hause, wenn wir kommen!" Herr Plett antwortete: "Ich möchte keinen
Streit mit Ihnen haben; ich überlasse alles den Händen Gottes. Er wird recht richten." Hernach blieb er
einfach still, als die Polizisten weiterschimpften. Denn er hatte gemerkt, dass sie in keiner Weise zugänglich
waren. Er fragte nur noch, ob sie ihn jetzt direkt nach Hamm bringen würden. "Wir bringen dich nirgendwo
hin", entgegnete der eine Polizist und guckte so böse.

Herr Plett erzählte weiter:

"Die Polizisten brachten mich zur Polizeistation in Paderborn - Schloss Neuhaus. Dort angekommen, wurden
meine Kleider genau untersucht, und ich musste die Schuhe ausziehen; ich durfte sie nicht in die Zelle
mitnehmen. In dieser Zelle gab es nur kahle Wände; auf dem Boden lag nur eine dünne Matratze mit einem
Kunstleder-Überzug, ohne irgendein Kissen oder eine Decke. In der Ecke war eine Toilette, - wenn man
dieses Loch im Boden überhaupt so nennen kann. Es gab in der Zelle Ringe zum Festschnallen - für solche,
die randalieren. Zum Abendbrot bekam ich Käsebrot und Leitungswasser zu trinken. In dieser Zelle gab es
kein fließendes Wasser. - Später am Abend klingelte ich und fragte, ob ich mich wenigstens waschen könnte.
Da wurde mir meine Zahnbürste gebracht, die meine Frau mit weiteren persönlichen Dingen dem Polizisten
gegeben hatte. Während ich mir die Zähne putzte, stand ein Polizist die ganze Zeit daneben und schaute zu.

Am nächsten Morgen kamen um 8 Uhr Polizisten in Zivil und sagten: "Wir bringen Euch jetzt nach Hamm."
Ich bekam meine Schuhe wieder. Meine Tasche, meine Bücher und meine Bibel, die meine Frau ebenfalls
gebracht hatte, wurden mir hernach in Hamm übergeben. - Die Polizisten, die mich dorthin fuhren, waren
ganz freundlich und unterhielten sich in aller Ruhe mit mir. Auf einmal sagte der eine von ihnen: "Herr Plett,
wenn Sie so gegen das Gesetz in Deutschland verstoßen, - wollen Sie nicht in ein anderes Land auswandern?"
Ich antwortete: "Wir sind nicht gegen die Gesetze; die Gesetze in Deutschland sind gut. Wir sind nicht gegen
Deutschland und sind keine Schulverweigerer." Und ich erklärte ihnen, warum wir die Kinder aus der Schule
genommen haben. Daraufhin sagte er: "Herr Plett, jetzt habe ich eine ganz andere Vorstellung von Ihnen als
zuvor, wo ich nur von den Medien und von den Zeitungen her Informationen über Sie bekam; da hatte ich so
viel Schlechtes über Sie gelesen und gehört." Er hat von da an nur ganz ruhig und friedlich mit mir
gesprochen. Er sagte noch: "Es gibt doch Gesetze, dass man die Kinder von einzelnen Unterrichts-Einheiten
befreien kann", und er führte diese auch auf. Ich antwortete: "Aber leider halten sich die Lehrer schon lange
nicht mehr daran." (Einer der Paderborner Väter hatte mal erzählt: "In der Schule sagte mir eine Sekretärin:
'Muslimische Kinder durften immer vom Sexualkunde-Unterricht befreit werden - warum denn nicht eure
Kinder?'" Die Antwort lautet: Wenn die Lehrer den Muslimen nicht Befreiung gewähren würden, dann wäre
zumindest in den süddeutschen Ländern einiges los! - In Hamburg jedoch haben sie einer Muslimin gesagt:
"Ihr Kind muss auch an diesem Unterricht teilnehmen.") - Zum Schluss drückte der Polizist mir die Hand
und sagte: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch weiterhin fest bleiben!"

Als ich dann in Hamm in die Justizvollzugsanstalt kam, wurde ich zuerst untersucht, wobei ich mich ganz
ausziehen musste. Ich fragte: "Warum macht Ihr das überhaupt mit mir?" Die Antwort war: "Wir glauben
Euch ja, dass Ihr nichts hier hereinbringt; aber trotzdem müssen wir das machen, denn das ist unsere Pflicht.
Wir müssen jeden untersuchen und sehen, ob er nicht Drogen hereinschleppt." Die Kleider wurden mir
weggenommen, zusammengelegt und in ein Schränkchen gesteckt; stattdessen bekam ich vorübergehend
Kleider, die zum Gefängnis gehören.

In der Durchgangszelle angekommen, kniete ich mich zuerst zum Gebet nieder. Da war ich noch allein.


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Gerade als ich mich wieder erhob, trat ein Zeuge Jehovas ein. Ich konnte ca. 10 Min. lang mit ihm sprechen.
Er zeigte mir seine Bibel und ein Büchlein. Ich sagte: "Diese Bibel möchte ich nicht einmal in den Händen
halten, denn die ist ja verändert. Lies mal, was in Offenb. 22,18-19 steht: '...So jemand dazusetzt, so wird Gott
zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so jemand davontut von den
Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen
Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist.' Wir sprachen auch noch über die Dreieinigkeit, die ich ihm
anhand des schwachen Beispiels vom Wasser erklärte, das sich auch in Form von Dampf und Eis zeigen
kann.

Danach wurde ein 18-jähriger Junge hereingeführt, der schon drogensüchtig ist; das sah ich sofort. Ich nahm
ihn in die Arme und fragte: "Junge, wie kommst du hier herein?! Was hast du getan?!" Er berichtete es, und
ich sagte: "Du bist noch so jung, und dein Leben ist schon kaputt! Weißt du, wo die Errettung für dich ist?"
Er hörte so gut zu. Auf einmal fragte er: "Wer sind Sie? Vielleicht ein Gefängnis-Seelsorger?" "Nein",
antwortete ich, "ich bin auch verhaftet, genau wie du!" Ich erklärte ihm den Grund: "...weil ich meine Kinder
schützen wollte vor dem, wo du jetzt drin bist in der Welt!" Ich konnte noch eine Weile mit ihm reden. Auf
einmal wurde er unruhig und sagte: "Ich brauche jetzt unbedingt wieder Tabak!", und dabei fing er an zu
randalieren. Er wurde in eine Zelle geführt, und wir bekamen Mittagessen.

Ich kam wieder in das Wartezimmer (eine Durchgangszelle), und wieder wurde jemand hereingebracht. Das
war ein 'Sascha'; er hatte schon 10 Jahre Knast hinter sich, war jetzt nur kurz in der Freiheit gewesen und
kam nun wieder ins Gefängnis. Er musste hier in der Durchgangszelle übernachten, weil er den nächsten Tag
zum Gericht musste. Er antwortete auf meine Frage nach dem Grund seiner Gefangennahme: "Ich hab so viel
Schlimmes getan - Menschenhandel, usw. - ich bin zu Recht hier..." Ich hatte dann so ein gutes Gespräch mit
ihm; bis in die tiefe Nacht saßen wir zusammen und redeten miteinander. Er hatte alles Mögliche an
Lebensmitteln mitgebracht; er sagte: "Hier, Andreas, das kannst du essen." Während des Gesprächs zog ich
nebst meiner russischen auch meine deutsche Bibel hervor und zeigte ihm darin einen Vers nach dem
andern, indem ich sagte: "Jetzt lies mal da - und da..."; die betreffenden Stellen las ich gleichzeitig in meiner
russischen Bibel. Auf einmal holte er ein Büchlein heraus und ich sah mit Verwunderung, dass es ein Koran
war. Ich fragte: "Mensch, wie kommst du an dieses Buch?!" Er antwortete: "Das hat mir jemand gegeben und
hat dazu gesagt, ich würde dadurch besser werden." Daraufhin fragte ich: "Steht da drin irgendwo, wie du
gerettet werden kannst?" "Nein." "Siehst du, es gibt nämlich nur e i n e n Weg: Jesus!" - Im Laufe des
Gesprächs sagte er: "Wenn ich draußen bin, dann bin ich ganz cool: Ich fahr' einen 500er Mercedes, und alle
haben Angst vor mir! - Aber wenn ich mich selbst anschaue und sehe, was ich für ein unglücklicher Mensch
bin - Du bist viel glücklicher!" "Du kannst genauso glücklich werden", erwiderte ich. Schließlich durfte ich
noch mit ihm kniend beten. Er hat sich am Ende sehr bedankt. Ich bemerkte noch: "Das hat Gott so geführt,
dass wir uns hier begegnet sind." Es war wirklich eine gesegnete Nacht.

Als man ihn weggeführt hatte, kam wieder ein anderer herein, der zum Gericht musste. "Was ist mit dir?",
fragte ich. "Drogen, Psychiatrie, dort werde ich dann behandelt. Ich bin so ein Mensch, der immer jemanden
angreifen muss." Er war so besessen und so aufgeregt wegen der bevorstehenden Gerichtsverhandlung.

Als ich dann eine Weile allein war und beten wollte, hab ich mich einfach hingekniet.

Schließlich kam ich in eine Einzelzelle. Sie hatte zwei Türen. Einen Metalltisch gab es da, der an der Wand
befestigt war, ebenso auch das Bett. Es war eine Zelle für Schwerverbrecher. Der Wärter, der mich da
hineinführte, entschuldigte sich ein wenig dafür und sagte: "Wir meinen nicht, dass Sie ein Schwerverbrecher
sind; es war eben keine andere Einzelzelle mehr frei." Als ich hier allein war, las ich in meiner Bibel und in
den Büchern und Journalen, die mir meine Frau zur Polizeistation in Schloss Neuhaus gebracht hatte. - Am
Donnerstag bekam ich schon Post; das hat mich sehr gefreut! Es war für mich ein großer Trost. Wie freut
man sich da, wenn man in einer solchen Umgebung, im Gefängnis, Post bekommt!

Ein Mal pro Tag hatten wir eine Stunde frei und durften draußen in der Luft herumlaufen. Ein Aufseher ist
immer dabei, der aufpasst, dass niemand handgreiflich wird. Jeweils nach einer halben Stunde wechseln die
Aufseher sich ab. Da laufen alle immer in derselben Richtung, immer in einer Runde, nach dem
Uhrzeigersinn, im Gefängnishof herum. Der Hof ist ca. 12 mal 10 m groß, schätze ich; das ist nur so ein
gepflasterter Hof, ohne Gras, ohne einen Baum. Er ist so klein, weil drum herum die Gebäude stehen. In
einer Ecke steht ein metallener Tisch und Stühle; das ist alles am Boden befestigt. Da sitzen manche und
spielen Karten. - Am Donnerstag konnte ich noch nicht raus, aber am Freitagmorgen. Viele
Russlanddeutsche waren da unter den Gefangenen; sie sprachen nur russisch. Sie bemerkten mich sofort und


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sprachen mich auf Russisch an: "Wie heißt du?" "Andreas." Fortan nannten sie mich "Onkel Andreas". "Wie
bist du hier herein gekommen?", fragten sie. Ich erklärte es ihnen. Hernach kam einer zu mir her und war so
interessiert, weil ich gesagt hatte, dass ich Christ bin.

Dann kamen immer wieder welche zu mir, um sich mit mir bekannt zu machen. Einer war 57 Jahre alt; er
hatte in betrunkenem Zustand jemanden totgeschlagen. Das hatte er nicht gewollt - und auch nicht gleich
bemerkt; der andere war hingefallen, nachdem er zugeschlagen hatte. Der Gefangene sagte mir: "Ich hatte
nicht gedacht, dass er tot sei. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich es." Mit Tränen berichtete er mir das. "Du
hast noch eine Möglichkeit, gerettet zu werden, so lange du noch am Leben bist." Und ich erzählte ihm vom
Schächer am Kreuz, wie er Frieden fand, als der Heiland ihm alle Sünden vergeben hatte. - Am nächsten Tag
wollte ich ihm meine Bibel schenken, doch die Aufsicht ließ das nicht zu: Man dürfe im Gefängnis nichts von
seinem persönlichen Eigentum weitergeben. Da versprach ich dem Mann, ihm ein Neues Testament zu
schicken.

Am Sonntag kam noch ein Deutscher dazu, ein Hiesiger. Er merkte, dass ich Christ bin, und stellte mir viele
Fragen. Am Montag wollte ich ihm Traktate geben, aber leider wurde ich nicht zur Freistunde
herausgelassen. Vielleicht beruhte dies auf einem Missverständnis. Es war folgendermaßen:

Die Gefangenen dürfen nur in zwei Gruppen heraus; diejenigen, die zur Arbeitsstelle gehen, kommen zu
einer andern Zeit raus als die andern. Ich hätte auch gern die Kosten für meinen Aufenthalt abgearbeitet. Ich
geh gern arbeiten, und das hatte ich denen auch gesagt. Ich hatte gefragt: "Darf ich auch arbeiten gehen?"
Die Antwort war, dass ich zu kurz da sei. Ich musste unterschreiben, dass mir das erklärt worden sei und
dass ich meinen Aufenthalt selbst bezahlen müsse. - Nachdem ich mit allen so gute Kontakte bekommen
hatte, ließ man mich nicht mehr nachmittags raus, sondern nur morgens. Aber am Montag, in der 2. Woche,
hatte ich auch nicht morgens frei, - so verstand ich es jedenfalls. Über den Lautsprecher wurde vormittags
nach dem Erschallen des Signals gesagt: "Die Betriebsarbeiter zur Freistunde!" Ich dachte, dass ich ja nicht
zu denen gehörte, und klingelte deshalb nicht. Aber seltsamerweise durfte ich an dem Tag auch nachmittags
nicht raus; denn als ich am Nachmittag zur Freistunde klingelte, bekam ich gesagt: "Sie dürfen nur
vormittags raus." - Warum? Vielleicht, weil ich mit so vielen reden konnte? Das hatten die Aufseher ja die
ganze Zeit über beobachtet.

Am nächsten Dienstag kam ich wieder in den Gefängnishof; da kam sofort wieder ein hiesiger Deutscher zu
mir her, um mit mir zu sprechen. Er erklärte mir seine Probleme. "Weißt du, ich bin zusätzlich auch noch
depressiv; ich kann nicht schlafen, das Gefühl ist weg, als wenn kein Blut in meinem Körper fließen würde.
Ich kam deshalb in die Psychiatrie." "Hast du mit okkulten Dingen zu tun gehabt?", fragte ich. "Ja,
Gläserrücken, usw. Ich hatte die Hand auf ein Glas gehalten, da kam eine Stimme, die befahl: 'Betet mich
an!'" "Weißt du, das ist der Satan, der quält dich so und macht das alles bei dir, dass du so kaputt bist. Du
kannst durch keine Psychiatrie davon frei werden; es gibt nur e i n e n Weg: Jesus Christus! - Und weißt du,
in euren Schulen wird den Kindern das ganze okkulte Zeug nah gebracht, in Gestalt von Hexen, Zauberern,
Geistern, Teufeln, Gespenstern, - von der 1. Klasse an!" "Oooch, diese niedlichen kleinen Hexen -",
entgegnete er. "Es gibt keine 'niedlichen Hexen'", widersprach ich. "Und genau aus dem Grund hab ich meine
Kinder aus der Schule herausgenommen. Weil ich meine Kinder nicht da enden lassen wollte, wo du jetzt
bist, - darum bin ich im Gefängnis." - Schließlich jammerte er: "Was soll ich denn nur machen?!" "Zu Gott
rufen, zum Herrn Jesus! Nur Er kann dich retten aus der satanischen Gebundenheit! Und in der Bibel musst
du lesen!" "In welcher Bibel? In der katholischen? Oder in der evangelischen?" "Es gibt nur e i n e Bibel. Da
steht drin, wie du gerettet werden kannst." "Ich hab aber bis jetzt Gott gehasst; der will mich gar nicht haben!
Ich wollte mich schon mit Tabletten vergiften..." "Junge, wenn du so in deinen Sünden sterben würdest,
weißt du, was dann los ist? Dann bist du in der Hölle!" - Aber Gott hatte noch Gnade geschenkt: eine ganze
Stunde lang konnte ich mit ihm reden. Er sagte: "Andreas, du bist der erste Christ, der mich nicht wegjagt.
Mich haben immer alle weggejagt!" "Weißt du, Jesus hat niemals jemand weggejagt." Hernach haben wir uns
die Hände gedrückt und herzlich verabschiedet. Aber leider konnte ich ihn danach nicht mehr sehen. - Es
gibt da im Gefängnis so viele Menschen, die wirklich leiden. Das war mir so eine Not.

Meine Frau durfte mich in der ganzen Zeit nur ein Mal besuchen, nur für eine halbe Stunde. Die ganze Zeit
über stand ein Wärter dabei.

Am Donnerstag war die Entlassung; da wurde ich morgens um halb acht Uhr abgeholt. Vorher hatte ich noch
Frühstück bekommen. Man führte mich hinaus, zuerst in eine Kammer, - da musste ich alles abgeben, was
zum Gefängnis gehörte, und bekam wieder meine eigenen Kleider. Alle, die entlassen werden sollten,


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mussten vorher noch zum Arzt und z.T. längere Zeit in seinem Wartezimmer sitzen. Als ich dort hineinkam
und der Arzt grade rausguckte, sagte er sofort: "Oh, das ist der Vater von 12 Kindern; der braucht nicht zu
warten." So konnte ich gleich wieder gehen.

Als ich entlassen war und wieder zur Arbeitsstelle kam, fragten mich die Kollegen: "Wo warst du überhaupt?
Im Urlaub?" Ich antwortete zuerst nichts. "Du siehst so erholt aus." "Sehe ich so aus?", fragte ich. "Ja! Wo
warst du?" "Im Gefängnis!" "Wie? Im Gefängnis?!", fragten sie verwundert. Und ich erklärte ihnen alles, auch
von der Begegnung mit dem psychisch Kranken - und den Grund seiner Erkrankung: okkulte Betätigung,
und wie schrecklich das ist, und dass so etwas heute in den Schulen mit den Kindern schon eingeübt wird,
und dass ich deshalb meine Kinder dort herausgenommen hatte. Einer der Kollegen sagte dann: "Ach so,
jetzt verstehe ich dich, Andreas."

Meine Frau hat jetzt auch schon die Ladung bekommen. Sie kann jeden Tag abgeholt werden. - In unserer
Gemeinde wurde uns gesagt: "Wir stehen auch hinter euch und beten für euch."

Andreas Plett lässt alle Geschwister und Freunde herzlich grüßen und dankt sehr für die Gebete und alles
freundliche Gedenken.

PS: Herr Plett hatte kurze Zeit nach der Entlassung das - wie oben beschrieben - versprochene NT an den
betreffenden Gefangenen geschickt. Jetzt (am 19.07.) ist sein Antwortbrief angekommen: Er hatte nicht
gedacht, dass Herr Plett so schnell reagieren würde, und er ist sehr dankbar und glücklich über dieses
Geschenk! -

So wollen wir hiermit den Bericht über das Erleben von Andreas Plett beenden und grüßen ebenfalls alle
herzlich.




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Haft wegen Homeschooling. Der Bericht eines Vaters.

  • 1. GuteBot[aft.$om Wegen Homeschooling ins Gefängnis Ein Christ berichtet über seine Inhaftierung Juli 2006 Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Gutem nachkommt? Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht; heiligt aber Gott den HERRN in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmütigkeit und Furcht; und habt ein gutes Gewissen, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, zu Schanden werden, daß sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo. Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr von Wohltat wegen leidet als von Übeltat wegen. 1. Petrus 3:13-17. Heimschulvater Andreas Plett wurde am Dienstag, den 20.06.06, verhaftet worden und kam am 21. ins Gefängnis in Hamm. Herr Plett erzählte jetzt nach dem Gefängnisaufenthalt: "Ich hab sehr viele Briefe und Karten bekommen, sogar von Lehrern. Über alle Post hab ich mich sehr gefreut und war (bzw. bin) über jeden - auch noch so kurzen - Gruß und jedes aufmunternde Wort so dankbar! Jemand schrieb: 'Ich weiß nicht, zu welcher Religion Sie gehören; aber ich hab erfahren, wie sich die Polizei Ihnen gegenüber benommen hat, ... - ist es wirklich so gewesen?' Ein anderer schrieb: 'Andreas, Du bist nicht allein; wir beten für Dich!' Das hat mich so getröstet! Ich fiel auf die Knie, weinte und sagte: 'Oh Herr, vergib alle Zweifel und Ängste! Du bist doch da! Und die Geschwister denken an mich.' Ich hab mir diese ganze Post nicht nur 1-mal durchgelesen. - Ein Aufenthalt im Gefängnis ist schlimm; das ist nicht wie Urlaub. Es herrscht dort so eine bedrückende Atmosphäre. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag hat jemand randaliert und wurde dann weggebracht; durch das Fenster sah ich ihn am nächsten Morgen, als er, mit Ketten gebunden, zurückgeführt wurde - da sah er völlig zerschlagen aus. - Abends unterhalten sich die Gefangenen in schreiendem Tonfall... - 10 Tage lang in einer solchen Einsamkeit in der Zelle leben, wenn man zu Hause normalerweise eine große Familie um sich hat, - das ist schlimm! Das bedrückt! - Aber aus Liebe zum Herrn wollen wir immer bereit sein, weiterhin so den Weg zu gehen, auch wenn es schwer wird. Denn in der Bibel steht (in Hebräer 13,13): 'So lasset uns nun zu Ihm hinausgehen aus dem Lager und Seine Schmach tragen.' Über diesen Vers hab ich in der Zelle sehr viel nachgedacht. Der Herr ist treu - in Bezug auf jedes Wort, das Er gesagt hat. Wenn wir uns Ihm ganz unterwerfen und Ihm treu sind, dann können wir auch immer fröhlich sein. Ein Gefangener sprach mich im Gefängnishof (während der Freistunde) an und sagte: 'Andreas, du bist immer so fröhlich!' Ich antwortete: 'Das kommt vom Herrn. Wenn wir mit Ihm verbunden leben, so haben wir diese Freude.'" - Für alle, die nicht wissen, wer Herr Plett ist: Er ist einer der Paderborner Familienväter, die vor ca. 2 Jahren ihre Kinder aus der Schule genommen haben, um sie zu Hause zu unterrichten, und die deshalb von den Behörden mit Zwangsmaßnahmen bedrängt werden. Obwohl die Kinder ordnungsgemäß in Österreich - unter Genehmigung der dortigen Behörden und dem Schulpersonal - von der Mutter unterrichtet werden, fordern die deutschen Behörden weiterhin das aus Gewissensgründen nicht bezahlte Bußgeld und haben ihn deshalb ins Gefängnis gesteckt - für 10 Tage. So ging es auch den andern betroffenen Familienvätern und teilweise auch schon den Müttern. - Eine zweite Paderborner Mutter ist auch mit einigen ihrer Kinder in Österreich und unterrichtet unter denselben Bedingungen. Die andern Mütter der betroffenen Paderborner Familien sind mit ihren Kindern in Heidelberg, wo die Kinder ordnungsgemäß in der freien christl. Schule von Br. Mutzke beschult werden. Trotz dieser ordnungsgemäßen Beschulung mussten ihre Eltern nacheinander ebenfalls ins Gefängnis - wegen aus Gewissensgründen nicht bezahlten Bußgeldes. Nachdem Herr Plett aus dem Gefängnis entlassen wurde, erzählte er uns den ganzen Verlauf seiner 1
  • 2. GuteBot[aft.$om Gefangenschaft. Diese beeindruckende Geschichte möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, denn sicherlich wird es Sie interessieren. Herr Plett wurde am Dienstag, dem 20.06.2006, mittags um halb zwei Uhr an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Er saß gerade draußen in seinem Auto, weil er Mittagspause hatte und dabei wie gewöhnlich ungestört in seiner Bibel lesen wollte. Plötzlich kamen zwei Polizisten her und sagten zu ihm: "Sind Sie Herr Plett? Sie sind verhaftet! Kommen Sie mit uns." Er durfte noch nicht einmal seinem Chef Bescheid geben, warum er jetzt verschwindet. Seinen Autoschlüssel konnte er gerade noch einem andern Arbeitskollegen, der auch die Mittagspause in seinem in der Nähe stehenden Auto verbrachte, übergeben. - Herr Plett erzählte den beiden Polizisten, wie freundlich sich andere Polizisten gegenüber Herrn Pauls verhalten hatten bei dessen Verhaftung: Es war ihm erlaubt worden, noch zu Mittag zu essen, sich umzuziehen, seine Bücher usw. einzustecken. Doch Herr Plett wurde sehr unfreundlich behandelt, obwohl er selbst ein sehr liebenswürdiger, höflicher Mensch ist. Auf der ganzen Fahrt schimpften die Polizisten ihn aus, schrien ihn an und machten völlig unbegründete Vorhaltungen, z.B.: "Ihr meint immer, nur die andern seien schuld! Ihr seid gegen das Gesetz! Und ihr seid immer nicht zu Hause, wenn wir kommen!" Herr Plett antwortete: "Ich möchte keinen Streit mit Ihnen haben; ich überlasse alles den Händen Gottes. Er wird recht richten." Hernach blieb er einfach still, als die Polizisten weiterschimpften. Denn er hatte gemerkt, dass sie in keiner Weise zugänglich waren. Er fragte nur noch, ob sie ihn jetzt direkt nach Hamm bringen würden. "Wir bringen dich nirgendwo hin", entgegnete der eine Polizist und guckte so böse. Herr Plett erzählte weiter: "Die Polizisten brachten mich zur Polizeistation in Paderborn - Schloss Neuhaus. Dort angekommen, wurden meine Kleider genau untersucht, und ich musste die Schuhe ausziehen; ich durfte sie nicht in die Zelle mitnehmen. In dieser Zelle gab es nur kahle Wände; auf dem Boden lag nur eine dünne Matratze mit einem Kunstleder-Überzug, ohne irgendein Kissen oder eine Decke. In der Ecke war eine Toilette, - wenn man dieses Loch im Boden überhaupt so nennen kann. Es gab in der Zelle Ringe zum Festschnallen - für solche, die randalieren. Zum Abendbrot bekam ich Käsebrot und Leitungswasser zu trinken. In dieser Zelle gab es kein fließendes Wasser. - Später am Abend klingelte ich und fragte, ob ich mich wenigstens waschen könnte. Da wurde mir meine Zahnbürste gebracht, die meine Frau mit weiteren persönlichen Dingen dem Polizisten gegeben hatte. Während ich mir die Zähne putzte, stand ein Polizist die ganze Zeit daneben und schaute zu. Am nächsten Morgen kamen um 8 Uhr Polizisten in Zivil und sagten: "Wir bringen Euch jetzt nach Hamm." Ich bekam meine Schuhe wieder. Meine Tasche, meine Bücher und meine Bibel, die meine Frau ebenfalls gebracht hatte, wurden mir hernach in Hamm übergeben. - Die Polizisten, die mich dorthin fuhren, waren ganz freundlich und unterhielten sich in aller Ruhe mit mir. Auf einmal sagte der eine von ihnen: "Herr Plett, wenn Sie so gegen das Gesetz in Deutschland verstoßen, - wollen Sie nicht in ein anderes Land auswandern?" Ich antwortete: "Wir sind nicht gegen die Gesetze; die Gesetze in Deutschland sind gut. Wir sind nicht gegen Deutschland und sind keine Schulverweigerer." Und ich erklärte ihnen, warum wir die Kinder aus der Schule genommen haben. Daraufhin sagte er: "Herr Plett, jetzt habe ich eine ganz andere Vorstellung von Ihnen als zuvor, wo ich nur von den Medien und von den Zeitungen her Informationen über Sie bekam; da hatte ich so viel Schlechtes über Sie gelesen und gehört." Er hat von da an nur ganz ruhig und friedlich mit mir gesprochen. Er sagte noch: "Es gibt doch Gesetze, dass man die Kinder von einzelnen Unterrichts-Einheiten befreien kann", und er führte diese auch auf. Ich antwortete: "Aber leider halten sich die Lehrer schon lange nicht mehr daran." (Einer der Paderborner Väter hatte mal erzählt: "In der Schule sagte mir eine Sekretärin: 'Muslimische Kinder durften immer vom Sexualkunde-Unterricht befreit werden - warum denn nicht eure Kinder?'" Die Antwort lautet: Wenn die Lehrer den Muslimen nicht Befreiung gewähren würden, dann wäre zumindest in den süddeutschen Ländern einiges los! - In Hamburg jedoch haben sie einer Muslimin gesagt: "Ihr Kind muss auch an diesem Unterricht teilnehmen.") - Zum Schluss drückte der Polizist mir die Hand und sagte: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch weiterhin fest bleiben!" Als ich dann in Hamm in die Justizvollzugsanstalt kam, wurde ich zuerst untersucht, wobei ich mich ganz ausziehen musste. Ich fragte: "Warum macht Ihr das überhaupt mit mir?" Die Antwort war: "Wir glauben Euch ja, dass Ihr nichts hier hereinbringt; aber trotzdem müssen wir das machen, denn das ist unsere Pflicht. Wir müssen jeden untersuchen und sehen, ob er nicht Drogen hereinschleppt." Die Kleider wurden mir weggenommen, zusammengelegt und in ein Schränkchen gesteckt; stattdessen bekam ich vorübergehend Kleider, die zum Gefängnis gehören. In der Durchgangszelle angekommen, kniete ich mich zuerst zum Gebet nieder. Da war ich noch allein. 2
  • 3. GuteBot[aft.$om Gerade als ich mich wieder erhob, trat ein Zeuge Jehovas ein. Ich konnte ca. 10 Min. lang mit ihm sprechen. Er zeigte mir seine Bibel und ein Büchlein. Ich sagte: "Diese Bibel möchte ich nicht einmal in den Händen halten, denn die ist ja verändert. Lies mal, was in Offenb. 22,18-19 steht: '...So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so jemand davontut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist.' Wir sprachen auch noch über die Dreieinigkeit, die ich ihm anhand des schwachen Beispiels vom Wasser erklärte, das sich auch in Form von Dampf und Eis zeigen kann. Danach wurde ein 18-jähriger Junge hereingeführt, der schon drogensüchtig ist; das sah ich sofort. Ich nahm ihn in die Arme und fragte: "Junge, wie kommst du hier herein?! Was hast du getan?!" Er berichtete es, und ich sagte: "Du bist noch so jung, und dein Leben ist schon kaputt! Weißt du, wo die Errettung für dich ist?" Er hörte so gut zu. Auf einmal fragte er: "Wer sind Sie? Vielleicht ein Gefängnis-Seelsorger?" "Nein", antwortete ich, "ich bin auch verhaftet, genau wie du!" Ich erklärte ihm den Grund: "...weil ich meine Kinder schützen wollte vor dem, wo du jetzt drin bist in der Welt!" Ich konnte noch eine Weile mit ihm reden. Auf einmal wurde er unruhig und sagte: "Ich brauche jetzt unbedingt wieder Tabak!", und dabei fing er an zu randalieren. Er wurde in eine Zelle geführt, und wir bekamen Mittagessen. Ich kam wieder in das Wartezimmer (eine Durchgangszelle), und wieder wurde jemand hereingebracht. Das war ein 'Sascha'; er hatte schon 10 Jahre Knast hinter sich, war jetzt nur kurz in der Freiheit gewesen und kam nun wieder ins Gefängnis. Er musste hier in der Durchgangszelle übernachten, weil er den nächsten Tag zum Gericht musste. Er antwortete auf meine Frage nach dem Grund seiner Gefangennahme: "Ich hab so viel Schlimmes getan - Menschenhandel, usw. - ich bin zu Recht hier..." Ich hatte dann so ein gutes Gespräch mit ihm; bis in die tiefe Nacht saßen wir zusammen und redeten miteinander. Er hatte alles Mögliche an Lebensmitteln mitgebracht; er sagte: "Hier, Andreas, das kannst du essen." Während des Gesprächs zog ich nebst meiner russischen auch meine deutsche Bibel hervor und zeigte ihm darin einen Vers nach dem andern, indem ich sagte: "Jetzt lies mal da - und da..."; die betreffenden Stellen las ich gleichzeitig in meiner russischen Bibel. Auf einmal holte er ein Büchlein heraus und ich sah mit Verwunderung, dass es ein Koran war. Ich fragte: "Mensch, wie kommst du an dieses Buch?!" Er antwortete: "Das hat mir jemand gegeben und hat dazu gesagt, ich würde dadurch besser werden." Daraufhin fragte ich: "Steht da drin irgendwo, wie du gerettet werden kannst?" "Nein." "Siehst du, es gibt nämlich nur e i n e n Weg: Jesus!" - Im Laufe des Gesprächs sagte er: "Wenn ich draußen bin, dann bin ich ganz cool: Ich fahr' einen 500er Mercedes, und alle haben Angst vor mir! - Aber wenn ich mich selbst anschaue und sehe, was ich für ein unglücklicher Mensch bin - Du bist viel glücklicher!" "Du kannst genauso glücklich werden", erwiderte ich. Schließlich durfte ich noch mit ihm kniend beten. Er hat sich am Ende sehr bedankt. Ich bemerkte noch: "Das hat Gott so geführt, dass wir uns hier begegnet sind." Es war wirklich eine gesegnete Nacht. Als man ihn weggeführt hatte, kam wieder ein anderer herein, der zum Gericht musste. "Was ist mit dir?", fragte ich. "Drogen, Psychiatrie, dort werde ich dann behandelt. Ich bin so ein Mensch, der immer jemanden angreifen muss." Er war so besessen und so aufgeregt wegen der bevorstehenden Gerichtsverhandlung. Als ich dann eine Weile allein war und beten wollte, hab ich mich einfach hingekniet. Schließlich kam ich in eine Einzelzelle. Sie hatte zwei Türen. Einen Metalltisch gab es da, der an der Wand befestigt war, ebenso auch das Bett. Es war eine Zelle für Schwerverbrecher. Der Wärter, der mich da hineinführte, entschuldigte sich ein wenig dafür und sagte: "Wir meinen nicht, dass Sie ein Schwerverbrecher sind; es war eben keine andere Einzelzelle mehr frei." Als ich hier allein war, las ich in meiner Bibel und in den Büchern und Journalen, die mir meine Frau zur Polizeistation in Schloss Neuhaus gebracht hatte. - Am Donnerstag bekam ich schon Post; das hat mich sehr gefreut! Es war für mich ein großer Trost. Wie freut man sich da, wenn man in einer solchen Umgebung, im Gefängnis, Post bekommt! Ein Mal pro Tag hatten wir eine Stunde frei und durften draußen in der Luft herumlaufen. Ein Aufseher ist immer dabei, der aufpasst, dass niemand handgreiflich wird. Jeweils nach einer halben Stunde wechseln die Aufseher sich ab. Da laufen alle immer in derselben Richtung, immer in einer Runde, nach dem Uhrzeigersinn, im Gefängnishof herum. Der Hof ist ca. 12 mal 10 m groß, schätze ich; das ist nur so ein gepflasterter Hof, ohne Gras, ohne einen Baum. Er ist so klein, weil drum herum die Gebäude stehen. In einer Ecke steht ein metallener Tisch und Stühle; das ist alles am Boden befestigt. Da sitzen manche und spielen Karten. - Am Donnerstag konnte ich noch nicht raus, aber am Freitagmorgen. Viele Russlanddeutsche waren da unter den Gefangenen; sie sprachen nur russisch. Sie bemerkten mich sofort und 3
  • 4. GuteBot[aft.$om sprachen mich auf Russisch an: "Wie heißt du?" "Andreas." Fortan nannten sie mich "Onkel Andreas". "Wie bist du hier herein gekommen?", fragten sie. Ich erklärte es ihnen. Hernach kam einer zu mir her und war so interessiert, weil ich gesagt hatte, dass ich Christ bin. Dann kamen immer wieder welche zu mir, um sich mit mir bekannt zu machen. Einer war 57 Jahre alt; er hatte in betrunkenem Zustand jemanden totgeschlagen. Das hatte er nicht gewollt - und auch nicht gleich bemerkt; der andere war hingefallen, nachdem er zugeschlagen hatte. Der Gefangene sagte mir: "Ich hatte nicht gedacht, dass er tot sei. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich es." Mit Tränen berichtete er mir das. "Du hast noch eine Möglichkeit, gerettet zu werden, so lange du noch am Leben bist." Und ich erzählte ihm vom Schächer am Kreuz, wie er Frieden fand, als der Heiland ihm alle Sünden vergeben hatte. - Am nächsten Tag wollte ich ihm meine Bibel schenken, doch die Aufsicht ließ das nicht zu: Man dürfe im Gefängnis nichts von seinem persönlichen Eigentum weitergeben. Da versprach ich dem Mann, ihm ein Neues Testament zu schicken. Am Sonntag kam noch ein Deutscher dazu, ein Hiesiger. Er merkte, dass ich Christ bin, und stellte mir viele Fragen. Am Montag wollte ich ihm Traktate geben, aber leider wurde ich nicht zur Freistunde herausgelassen. Vielleicht beruhte dies auf einem Missverständnis. Es war folgendermaßen: Die Gefangenen dürfen nur in zwei Gruppen heraus; diejenigen, die zur Arbeitsstelle gehen, kommen zu einer andern Zeit raus als die andern. Ich hätte auch gern die Kosten für meinen Aufenthalt abgearbeitet. Ich geh gern arbeiten, und das hatte ich denen auch gesagt. Ich hatte gefragt: "Darf ich auch arbeiten gehen?" Die Antwort war, dass ich zu kurz da sei. Ich musste unterschreiben, dass mir das erklärt worden sei und dass ich meinen Aufenthalt selbst bezahlen müsse. - Nachdem ich mit allen so gute Kontakte bekommen hatte, ließ man mich nicht mehr nachmittags raus, sondern nur morgens. Aber am Montag, in der 2. Woche, hatte ich auch nicht morgens frei, - so verstand ich es jedenfalls. Über den Lautsprecher wurde vormittags nach dem Erschallen des Signals gesagt: "Die Betriebsarbeiter zur Freistunde!" Ich dachte, dass ich ja nicht zu denen gehörte, und klingelte deshalb nicht. Aber seltsamerweise durfte ich an dem Tag auch nachmittags nicht raus; denn als ich am Nachmittag zur Freistunde klingelte, bekam ich gesagt: "Sie dürfen nur vormittags raus." - Warum? Vielleicht, weil ich mit so vielen reden konnte? Das hatten die Aufseher ja die ganze Zeit über beobachtet. Am nächsten Dienstag kam ich wieder in den Gefängnishof; da kam sofort wieder ein hiesiger Deutscher zu mir her, um mit mir zu sprechen. Er erklärte mir seine Probleme. "Weißt du, ich bin zusätzlich auch noch depressiv; ich kann nicht schlafen, das Gefühl ist weg, als wenn kein Blut in meinem Körper fließen würde. Ich kam deshalb in die Psychiatrie." "Hast du mit okkulten Dingen zu tun gehabt?", fragte ich. "Ja, Gläserrücken, usw. Ich hatte die Hand auf ein Glas gehalten, da kam eine Stimme, die befahl: 'Betet mich an!'" "Weißt du, das ist der Satan, der quält dich so und macht das alles bei dir, dass du so kaputt bist. Du kannst durch keine Psychiatrie davon frei werden; es gibt nur e i n e n Weg: Jesus Christus! - Und weißt du, in euren Schulen wird den Kindern das ganze okkulte Zeug nah gebracht, in Gestalt von Hexen, Zauberern, Geistern, Teufeln, Gespenstern, - von der 1. Klasse an!" "Oooch, diese niedlichen kleinen Hexen -", entgegnete er. "Es gibt keine 'niedlichen Hexen'", widersprach ich. "Und genau aus dem Grund hab ich meine Kinder aus der Schule herausgenommen. Weil ich meine Kinder nicht da enden lassen wollte, wo du jetzt bist, - darum bin ich im Gefängnis." - Schließlich jammerte er: "Was soll ich denn nur machen?!" "Zu Gott rufen, zum Herrn Jesus! Nur Er kann dich retten aus der satanischen Gebundenheit! Und in der Bibel musst du lesen!" "In welcher Bibel? In der katholischen? Oder in der evangelischen?" "Es gibt nur e i n e Bibel. Da steht drin, wie du gerettet werden kannst." "Ich hab aber bis jetzt Gott gehasst; der will mich gar nicht haben! Ich wollte mich schon mit Tabletten vergiften..." "Junge, wenn du so in deinen Sünden sterben würdest, weißt du, was dann los ist? Dann bist du in der Hölle!" - Aber Gott hatte noch Gnade geschenkt: eine ganze Stunde lang konnte ich mit ihm reden. Er sagte: "Andreas, du bist der erste Christ, der mich nicht wegjagt. Mich haben immer alle weggejagt!" "Weißt du, Jesus hat niemals jemand weggejagt." Hernach haben wir uns die Hände gedrückt und herzlich verabschiedet. Aber leider konnte ich ihn danach nicht mehr sehen. - Es gibt da im Gefängnis so viele Menschen, die wirklich leiden. Das war mir so eine Not. Meine Frau durfte mich in der ganzen Zeit nur ein Mal besuchen, nur für eine halbe Stunde. Die ganze Zeit über stand ein Wärter dabei. Am Donnerstag war die Entlassung; da wurde ich morgens um halb acht Uhr abgeholt. Vorher hatte ich noch Frühstück bekommen. Man führte mich hinaus, zuerst in eine Kammer, - da musste ich alles abgeben, was zum Gefängnis gehörte, und bekam wieder meine eigenen Kleider. Alle, die entlassen werden sollten, 4
  • 5. GuteBot[aft.$om mussten vorher noch zum Arzt und z.T. längere Zeit in seinem Wartezimmer sitzen. Als ich dort hineinkam und der Arzt grade rausguckte, sagte er sofort: "Oh, das ist der Vater von 12 Kindern; der braucht nicht zu warten." So konnte ich gleich wieder gehen. Als ich entlassen war und wieder zur Arbeitsstelle kam, fragten mich die Kollegen: "Wo warst du überhaupt? Im Urlaub?" Ich antwortete zuerst nichts. "Du siehst so erholt aus." "Sehe ich so aus?", fragte ich. "Ja! Wo warst du?" "Im Gefängnis!" "Wie? Im Gefängnis?!", fragten sie verwundert. Und ich erklärte ihnen alles, auch von der Begegnung mit dem psychisch Kranken - und den Grund seiner Erkrankung: okkulte Betätigung, und wie schrecklich das ist, und dass so etwas heute in den Schulen mit den Kindern schon eingeübt wird, und dass ich deshalb meine Kinder dort herausgenommen hatte. Einer der Kollegen sagte dann: "Ach so, jetzt verstehe ich dich, Andreas." Meine Frau hat jetzt auch schon die Ladung bekommen. Sie kann jeden Tag abgeholt werden. - In unserer Gemeinde wurde uns gesagt: "Wir stehen auch hinter euch und beten für euch." Andreas Plett lässt alle Geschwister und Freunde herzlich grüßen und dankt sehr für die Gebete und alles freundliche Gedenken. PS: Herr Plett hatte kurze Zeit nach der Entlassung das - wie oben beschrieben - versprochene NT an den betreffenden Gefangenen geschickt. Jetzt (am 19.07.) ist sein Antwortbrief angekommen: Er hatte nicht gedacht, dass Herr Plett so schnell reagieren würde, und er ist sehr dankbar und glücklich über dieses Geschenk! - So wollen wir hiermit den Bericht über das Erleben von Andreas Plett beenden und grüßen ebenfalls alle herzlich. 5