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1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Was denkt die Gesellschaft über die Landwirtschaft?
Inken Christoph-Schulz, Anja Rovers, Nanke Brümmer
Thünen Institut für Marktanalyse
Dresden
1. Juni 2018
© I. Christoph-Schulz © I. Christoph-Schulz
INNO-Convention 2018
–
Landwirtschaft gestaltet
Zukunft (mit)!
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Problemstellung
© BLE: D. Menzler
© AID Infodienst: P. Meyer
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Was erwartet Sie im Folgenden?
• Präsentation von Ergebnissen aus Gruppendiskussionen
 Mastschweinehaltung
 Milchviehhaltung
• Wie?
 drei Städte und sechs Gruppen pro Thema
 vorgegebene Quoten für Alter, Geschlecht und Berufstätigkeit
 kein landwirtschaftlicher Hintergrund
 Fleischkonsumenten, Vegetarier und Veganer
 keine Bekanntgabe des Themas im Vorfeld, keine Informationen
 offene Vorgehensweise (“Wie stellen Sie sich … vor”)
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Ergebnisse
© aid infodienst e.V., Meyer © aid Infodiest e.V., E. Roeseke
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Anmerkungen zur Ergebnispräsentation
Im Folgenden sind in Sprechblasen Zitate aus den
Gruppendiskussionen dargestellt.
Bitte beachten Sie:
• Es handelt sich um den Originalwortlaut. Auslassungszeichen zeigen eine
sinnneutrale Kürzung der Aussage an.
• Von diesen Einzelaussagen auf die deutsche Gesellschaft zu schließen, ist nicht
zulässig. Dazu bedarf es der Quantifizierung im Rahmen einer
bevölkerungsrepräsentativen Befragung.
• Generelle Empfehlungen können noch nicht abgeleitet werden.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung i.A. – häufig sehr negativ
• differenziert aber grundsätzlich kritisch/ablehnend
• Betriebsgröße oftmals relevant (klein=gut; groß=schlecht)
• (viel) zu wenig Platz/Tier
• schlechter Gesundheitszustand
• hoher (prophylaktischer) Medikamenteneinsatz
• Schweinehaltung stärker kritisiert als Milchviehhaltung
• Milchviehhaltung mehr Diskussionen
→ Haltung bedingt Gesundheitszustand,
Gesundheitszustand bedingt Medikamenteneinsatz
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Seltener – Desinteresse/“Akzeptanz“
Ich bin ganz ehrlich, mich interessiert's
wirklich nicht. (…) wir haben so viel anderes
Elend in Deutschland. Wir haben fünf
Millionen arme Kinder.
(…) das ist ja ein Nutztier, das ist ja
ein Tier, damit wir was, damit wir
Fleisch essen.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung Mastschweinehaltung
© aid infodienst e.V., P. Meyer © TI, S. Kuest
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gestaltung Stall
• Boxen, Parzellen
• i.d.R. zu geringes Platzangebot & kein
Freilandzugang
• keine „frische“ Luft
• i.d.R. Spalten- oder Betonboden, keine
Einstreu
eingekeilt
… die haben harten Fußboden mit den Löchern wo sie mit ihren kleinen
Pfötchen drin stecken bleiben … .
voll mit
Exkrementen
→ Platzmangel Hauptproblem, wird als Ursache für
Verhaltensauffälligkeiten gesehen
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Beschäftigung
• meistens: keine Beschäftigungsmöglichkeiten
• selten: Bälle, Ketten
• Schweine benötigen Beschäftigungsmaterial
Stehen, atmen,
grunzen,
schlafen.
→ Da Schweine intelligente Tiere sind, werden sie
ohne ausreichende Beschäftigung depressiv bzw.
langweilen sich
Wenn die Tiere so unglücklich … sind,
also die kriegen ja, ähnlich wie
Menschen, Depressionen.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gesundheitszustand
• sehr empfindlich und anfällig
 daher viele Ställe abgeschottet und verschlossen
• Prophylaxe gegen Krankheiten und Seuchen ständig erforderlich
 daher eigentlich „guter“ Gesundheitszustand
 Medikation: Antibiotika, Analgetika, Sedativa, Antidepressiva
• Verletzungen
 Spaltenböden
 gegenseitiges Beißen als Folge des Platzmangels
• Langeweile
 Folge fehlender Beschäftigung
→ Züchtung erfolgt in Hinblick auf geringere Krankheitsanfälligkeit
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gesundheitszustand & Medikation
Wenn da ein Windzug herrscht, dann
ist das so stark … dass die Tiere
dadurch krank werden. Um das zu
verhindern, werden sie natürlich mit
Medikamenten vollgepumpt.
Ich glaube, das wird unters
Futter gemischt, … .
… das Wachstum
fördern …
Also ich denke, die kriegen einfach
Betäubungsmedikamente, um alles
abzuschalten, das Gehirn abzuschalten
und die Schmerzen abzuschalten.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung Milchviehhaltung
© I. Christoph-Schulz © aid Infodiest e.V., E. Roeseke
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gestaltung Kuhstall
• oftmals große Halle mit Boxen, teilweise Beschreibung
von Boxenlaufställen
• Platzmangel & kein Freilandzugang
• Gitter- oder Betonboden
Ich sag jetzt mal pro 5
Quadratmeter 4 Kühe.
So wie 'ne Turnhalle,
ganz groß.
Metallkäfige, wo die drin
stehen.
→ Betriebsgröße oftmals entscheidend für
Haltungsbedingung
© I. Christoph-Schulz
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Futter
• vermutete Futterzusammensetzung vielfältig
• größtenteils Kraftfutter
• Betriebsgröße bedingt Futtermittelwahl
→ Viel Diskussion
→ Hoher Kraftfutteranteil, um Milchleistung zu
realisieren
…. also die kriegen alle ein
Mischmasch, und ich glaube, da ist
mehr Chemie drin als natürliche
Produkte.
Gras, Getreide.
Also Kraftfutter, klar, brauchen Kühe,
aber die brauchen auch Raufutter.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gesundheitszustand
• Tier ist teuer, daher wird sich um Gesundheit gekümmert
• Kosten-Nutzen-Rechnung
• Tier muss gesund sein, um Milch verkaufen zu können
• Krankheiten werden über Milchleistung erkannt
• Medikation ebenfalls prophylaktisch
 Antibiotika
Kontroverse Diskussion
→ bezüglich der Regelmäßigkeit tierärztlicher Kontrollen
→ prophylaktische Gabe nötig, da Tiere sich gegenseitig infizieren
VERSUS Möglichkeit der Nachweisbarkeit
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Wahrnehmung – Gesundheitszustand & Medikation
Ich denk mal schon, dass die
regelmäßig untersucht werden … . Ja, also ich hab eben
Vorstellungen, wenn es der Kuh
schlecht geht, dass da nicht
großartig geguckt wird, ob es der
Kuh wieder besser geht.
Ich denke mal, ein
bisschen immer, es
gibt ja so diese
Gesamtantibiotika.
Ich denk mal eher so gar nichts, weil
das müsste ja auch irgendwie
nachgewiesen werden.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Fazit
© I. Christoph-Schulz © I. Christoph-Schulz
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Herausforderungen für Branche
• Wahrnehmung heterogen aber größtenteils negativ/kritisch
• konkretes Wissen auf Verbraucherseite fehlt
• Wahrnehmung stark „mediengetrieben“, i.S. von
Skandalmeldungen
• starke Vermenschlichung des Tieres und seiner Bedürfnisse
…, mein Vater hat ein Aquarium gehabt, … das war halt so ein
kleiner Fisch, ... aber um sich wohl zu fühlen, braucht er eine relativ
große Fläche. Und ‘ne Kuh ist halt ein bisschen größer als ein Fisch,
und in der Relation zu dem Raum, den ich jetzt im Kopf habe, war
das zu wenig. … . Würde ich Menschen nicht zumuten wollen.
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Erste mögliche Veränderungsvorschläge
• Haltung (Schweine und Milchvieh)
 mehr Platz (größere Buchten oder Besatzdichte verringern),
Ideal: Freilandhaltung
 natürliches Licht, wo möglich: Frischluft
 unterschiedliche Funktionsbereiche ermöglichen
• Beschäftigungsmaterial (Schwein)
 deutlich erhöhen
 unterschiedliches und manipulierbares Material anbieten
• Allgemein
 Kontakt zum Verbraucher oder “der Gesellschaft im direkten Umfeld”
suchen
→ Landwirtschaft als Branche VERSUS Landwirt als Individuum
1. Juni 2018
Dr. Inken Christoph-Schulz
Fragen???
inken.christoph@thuenen.de
Thünen-Institut für Marktanalyse
www.thuenen.de
© M. Welling © I. Christoph-Schulz© BLE, Bonn, Foto: D. Menzler
www.sociallab-nutztiere.de

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Dokumentation im Herdenmanagement - Basis jeder Entscheidung im BetriebDokumentation im Herdenmanagement - Basis jeder Entscheidung im Betrieb
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Was denkt die Gesellschaft über die Landwirtschaft?

  • 1. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Was denkt die Gesellschaft über die Landwirtschaft? Inken Christoph-Schulz, Anja Rovers, Nanke Brümmer Thünen Institut für Marktanalyse Dresden 1. Juni 2018 © I. Christoph-Schulz © I. Christoph-Schulz INNO-Convention 2018 – Landwirtschaft gestaltet Zukunft (mit)!
  • 2. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Problemstellung © BLE: D. Menzler © AID Infodienst: P. Meyer
  • 3. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Was erwartet Sie im Folgenden? • Präsentation von Ergebnissen aus Gruppendiskussionen  Mastschweinehaltung  Milchviehhaltung • Wie?  drei Städte und sechs Gruppen pro Thema  vorgegebene Quoten für Alter, Geschlecht und Berufstätigkeit  kein landwirtschaftlicher Hintergrund  Fleischkonsumenten, Vegetarier und Veganer  keine Bekanntgabe des Themas im Vorfeld, keine Informationen  offene Vorgehensweise (“Wie stellen Sie sich … vor”)
  • 4. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Ergebnisse © aid infodienst e.V., Meyer © aid Infodiest e.V., E. Roeseke
  • 5. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Anmerkungen zur Ergebnispräsentation Im Folgenden sind in Sprechblasen Zitate aus den Gruppendiskussionen dargestellt. Bitte beachten Sie: • Es handelt sich um den Originalwortlaut. Auslassungszeichen zeigen eine sinnneutrale Kürzung der Aussage an. • Von diesen Einzelaussagen auf die deutsche Gesellschaft zu schließen, ist nicht zulässig. Dazu bedarf es der Quantifizierung im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung. • Generelle Empfehlungen können noch nicht abgeleitet werden.
  • 6. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung i.A. – häufig sehr negativ • differenziert aber grundsätzlich kritisch/ablehnend • Betriebsgröße oftmals relevant (klein=gut; groß=schlecht) • (viel) zu wenig Platz/Tier • schlechter Gesundheitszustand • hoher (prophylaktischer) Medikamenteneinsatz • Schweinehaltung stärker kritisiert als Milchviehhaltung • Milchviehhaltung mehr Diskussionen → Haltung bedingt Gesundheitszustand, Gesundheitszustand bedingt Medikamenteneinsatz
  • 7. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Seltener – Desinteresse/“Akzeptanz“ Ich bin ganz ehrlich, mich interessiert's wirklich nicht. (…) wir haben so viel anderes Elend in Deutschland. Wir haben fünf Millionen arme Kinder. (…) das ist ja ein Nutztier, das ist ja ein Tier, damit wir was, damit wir Fleisch essen.
  • 8. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung Mastschweinehaltung © aid infodienst e.V., P. Meyer © TI, S. Kuest
  • 9. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gestaltung Stall • Boxen, Parzellen • i.d.R. zu geringes Platzangebot & kein Freilandzugang • keine „frische“ Luft • i.d.R. Spalten- oder Betonboden, keine Einstreu eingekeilt … die haben harten Fußboden mit den Löchern wo sie mit ihren kleinen Pfötchen drin stecken bleiben … . voll mit Exkrementen → Platzmangel Hauptproblem, wird als Ursache für Verhaltensauffälligkeiten gesehen
  • 10. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Beschäftigung • meistens: keine Beschäftigungsmöglichkeiten • selten: Bälle, Ketten • Schweine benötigen Beschäftigungsmaterial Stehen, atmen, grunzen, schlafen. → Da Schweine intelligente Tiere sind, werden sie ohne ausreichende Beschäftigung depressiv bzw. langweilen sich Wenn die Tiere so unglücklich … sind, also die kriegen ja, ähnlich wie Menschen, Depressionen.
  • 11. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gesundheitszustand • sehr empfindlich und anfällig  daher viele Ställe abgeschottet und verschlossen • Prophylaxe gegen Krankheiten und Seuchen ständig erforderlich  daher eigentlich „guter“ Gesundheitszustand  Medikation: Antibiotika, Analgetika, Sedativa, Antidepressiva • Verletzungen  Spaltenböden  gegenseitiges Beißen als Folge des Platzmangels • Langeweile  Folge fehlender Beschäftigung → Züchtung erfolgt in Hinblick auf geringere Krankheitsanfälligkeit
  • 12. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gesundheitszustand & Medikation Wenn da ein Windzug herrscht, dann ist das so stark … dass die Tiere dadurch krank werden. Um das zu verhindern, werden sie natürlich mit Medikamenten vollgepumpt. Ich glaube, das wird unters Futter gemischt, … . … das Wachstum fördern … Also ich denke, die kriegen einfach Betäubungsmedikamente, um alles abzuschalten, das Gehirn abzuschalten und die Schmerzen abzuschalten.
  • 13. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung Milchviehhaltung © I. Christoph-Schulz © aid Infodiest e.V., E. Roeseke
  • 14. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gestaltung Kuhstall • oftmals große Halle mit Boxen, teilweise Beschreibung von Boxenlaufställen • Platzmangel & kein Freilandzugang • Gitter- oder Betonboden Ich sag jetzt mal pro 5 Quadratmeter 4 Kühe. So wie 'ne Turnhalle, ganz groß. Metallkäfige, wo die drin stehen. → Betriebsgröße oftmals entscheidend für Haltungsbedingung © I. Christoph-Schulz
  • 15. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz
  • 16. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Futter • vermutete Futterzusammensetzung vielfältig • größtenteils Kraftfutter • Betriebsgröße bedingt Futtermittelwahl → Viel Diskussion → Hoher Kraftfutteranteil, um Milchleistung zu realisieren …. also die kriegen alle ein Mischmasch, und ich glaube, da ist mehr Chemie drin als natürliche Produkte. Gras, Getreide. Also Kraftfutter, klar, brauchen Kühe, aber die brauchen auch Raufutter.
  • 17. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gesundheitszustand • Tier ist teuer, daher wird sich um Gesundheit gekümmert • Kosten-Nutzen-Rechnung • Tier muss gesund sein, um Milch verkaufen zu können • Krankheiten werden über Milchleistung erkannt • Medikation ebenfalls prophylaktisch  Antibiotika Kontroverse Diskussion → bezüglich der Regelmäßigkeit tierärztlicher Kontrollen → prophylaktische Gabe nötig, da Tiere sich gegenseitig infizieren VERSUS Möglichkeit der Nachweisbarkeit
  • 18. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Wahrnehmung – Gesundheitszustand & Medikation Ich denk mal schon, dass die regelmäßig untersucht werden … . Ja, also ich hab eben Vorstellungen, wenn es der Kuh schlecht geht, dass da nicht großartig geguckt wird, ob es der Kuh wieder besser geht. Ich denke mal, ein bisschen immer, es gibt ja so diese Gesamtantibiotika. Ich denk mal eher so gar nichts, weil das müsste ja auch irgendwie nachgewiesen werden.
  • 19. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Fazit © I. Christoph-Schulz © I. Christoph-Schulz
  • 20. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Herausforderungen für Branche • Wahrnehmung heterogen aber größtenteils negativ/kritisch • konkretes Wissen auf Verbraucherseite fehlt • Wahrnehmung stark „mediengetrieben“, i.S. von Skandalmeldungen • starke Vermenschlichung des Tieres und seiner Bedürfnisse …, mein Vater hat ein Aquarium gehabt, … das war halt so ein kleiner Fisch, ... aber um sich wohl zu fühlen, braucht er eine relativ große Fläche. Und ‘ne Kuh ist halt ein bisschen größer als ein Fisch, und in der Relation zu dem Raum, den ich jetzt im Kopf habe, war das zu wenig. … . Würde ich Menschen nicht zumuten wollen.
  • 21. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Erste mögliche Veränderungsvorschläge • Haltung (Schweine und Milchvieh)  mehr Platz (größere Buchten oder Besatzdichte verringern), Ideal: Freilandhaltung  natürliches Licht, wo möglich: Frischluft  unterschiedliche Funktionsbereiche ermöglichen • Beschäftigungsmaterial (Schwein)  deutlich erhöhen  unterschiedliches und manipulierbares Material anbieten • Allgemein  Kontakt zum Verbraucher oder “der Gesellschaft im direkten Umfeld” suchen → Landwirtschaft als Branche VERSUS Landwirt als Individuum
  • 22. 1. Juni 2018 Dr. Inken Christoph-Schulz Fragen??? inken.christoph@thuenen.de Thünen-Institut für Marktanalyse www.thuenen.de © M. Welling © I. Christoph-Schulz© BLE, Bonn, Foto: D. Menzler www.sociallab-nutztiere.de