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NR. 1/2008




Was ist Kreativwirtschaft?          Kreativmetropole Berlin Berliner Wirtschaftsgespräche e.V.

Interviews mit Berliner Kreativen   Die Hauptstadt im Vergleich Neue Konzepte für die Berliner
und Experten aus Wirtschaft und     mit anderen europäischen    Kreativwirtschaft
Politik                             Städten
3




Kreativwirtschaft Berlin

Kreativwirtschaft Berlin - ein Kommunikationsprojekt für
die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.



vorgelegt von:

Silvia Fossati
Maria Raduly
Werner Klaus Selmer
Anja Theilig
Annette Wünsche

Prüfer:

Knut Walter
Prof. Dr. Jürgen Schulz
Prof. Dr. Bodo Rollka
Otfried May



Ein Diplomprojekt im Studiengang
Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation
an der Universität der Künste, Berlin
Juni 2008
Editorial 0 5




                  EDITORIAL

                  Im September 2007 schlossen sich fünf Studierende des Studien-
                  gangs Gesellschafts- und Wirtschaftkommunikation der UdK für
                  ihr Diplomprojekt zu einer Werbeagentur auf Zeit zusammen.
                  Wir wollten an einem Projekt arbeiten, dass uns fordert und na-
                  türlich auch Spaß macht. In den Berliner Wirtschaftsgesprächen
                  e. V. sahen wir den geeigneten Auftraggeber.

                  Unserer Briefing beinhaltete die Entwicklung einer Kommuni-
                  kationskampagne für die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. mit
                  der sie als eine Kommunikationsplattform an der Schnittstelle
                  zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur etabliert werden sollen.
                  Außerdem soll die Berliner Kreativwirtschaft hinsichtlich ihrer
komm.mix Berlin
                  Teilmärkte, Akteure, und Strukturen analysiert und neu definiert
                  werden.
                  Diese Aufgabenstellung fanden wir sehr spannend. Hob sie sich
                  doch von anderen Projekten ab. Genau das richtige für uns!

                  Aber was bitte ist die Kreativwirtschaft? Wer ist die Kreativwirt-
                  schaft und wo können wir etwas dazu finden? So wie uns schien
                  es vielen zu gehen. Der Begriff Kreativwirtschaft ist zurzeit in al-
                  ler Munde und scheinbar bereits ein Modewort. Was genau sich
                  aber hinter dem Wort, dem Thema, den Firmen, den Menschen
                  der Kreativwirtschaft verbirgt, wissen viele nicht.

                  In unseren Recherchen haben wir erfahren, dass sich anfänglich
                  vermutete unterschiedliche Sichtweisen als doch sehr ähnlich
                  herausstellten. Wir fanden viele Missverständnisse, bürokrati-
                  sche Hürden für Existenzgründer, Rahmenbedingungen die noch
                  nicht passen, Optimismus und Menschen mit viel Spaß an ihrer
                  Arbeit in der Kreativwirtschaft und das alles in einer Stadt, die
                  sich zu einer Kreativmetropole vergleichbar mit Wien, Zürich,
                  London und New York entwickelt.

                  Auf den folgenden Seiten dokumentieren wir ein halbes Jahr Ar-
                  beit, die in ihrem Ergebnis zu einer PR-Kampagne für die Berliner
                  Wirtschaftsgespräche e. V. führte.

                  An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: In den folgenden Texten ha-
                  ben wir aus praktikablen Gründen bei geschlechterspezifischen
                  Beschreibungen häufig nur die männliche Form verwendet, z. B.
                  nur Künstler und nicht Künstler und Künstlerinnen. Gemeint
                  sind natürlich immer beide Geschlechter.

                  Viel Spaß beim Lesen.
06   Inhalt
Inhalt 0 7




INHALT                                             FORSCHUNG						                                               12




                                       Forschung
                                                   Sekundärforschung					                                        14

                                                   •	      The creative economy 				                             14
•	   Editorial (Vorwort) 		       05               •	      Richard Florida: Rise of the creative class		         15
•	   Inhalt				                   07               •	      Benchmarkanalyse 				                                 16
•	   Impressum		                  09               •	      London						                                          17
•	   Briefing			                  09               •	      Europäische Union				                                 18
•	   Der Auftraggeber: Berliner   10               •	      Zürich						                                          19
	    Wirtschaftsgespräche e. V.                    •	      Wien						                                            20
                                                   •	      Stockholm					                                        20
                                                   •	      Kopenhagen					                                       21
                                                   •	      Deutschland					                                      22
                                                   	       •	       Hamburg				                                  24
                                                   	       •	       Aachen					                                  24
                                                   	       •	       Nordrhein-Westfahlen			                      25
                                                   	       •	       Schleswig-Holstein			                        25
                                                   	       •	       Niedersachsen				                            25
                                                   •	      Berlin						                                          27

                                                   Teilergebnisse						                                          28

                                                   •	         Komm.mix Definition Kreativwirtschaft		            28
                                                   •	         Komm.mix Teilmärkte Berlin			                      29
                                                   •	         Teilmarktabgleich				                              29

                                                   Die Berliner Teilmärkte 					                                 33

                                                   •	      Architektur					                                      35
                                                   •	      Bildende Kunst					                                   35
                                                   •	      Buch- und Pressemarkt				                             36
                                                   •	      Darstellende Kunst				                                37
                                                   •	      Design						                                          38
                                                   •	      Film/ Rundfunk/ TV				                                39
                                                   •	      Kunsthandwerk					                                    39
                                                   •	      Musik						                                           40
                                                   •	      Software- und Computerspieleindustrie		               41
                                                   •	      Werbung und PR					                                   41
                                                   •	      Zusammenfassung				                                   42

                                                   Primärforschung						                                         43

                                                   •	      Die Interviewpartner 				                             44
                                                   Fließendes Interview					                                     45

                                                   Auswertung der Primärforschung				                            48

                                                   •	      Was ist Kreativwirtschaft?				                        49
                                                   •	      Standort Berlin					                                  50
                                                   •	      Netzwerke der Kreativwirtschaft			                    50
                                                   •	      Fördermöglichkeiten der Berliner Kreativwirtschaft	   52
                                                   •	      Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kreativen	     52

                                                   Fazit zur Forschung					                                      53
                                                   Anhang (Fragebogen Literatur- und Quellenverzeichnis)         55
Berliner Bär
               8
Impressum | Briefing 09




IMPRESSUM                                                        BRIEFING




                                                                                                         Kreativitätshochburg Berlin


Die hier dokumentierten Gedanken sind geistiges Eigentum der     Trotz großen Potentials und hohen Wachstumsraten ist die Kreativ-
Projektgruppe komm.mix Berlin und unterliegen den geltenden      wirtschaft in Berlin kaum organisiert und wird von der Politik und
Urhebergesetzen. Die ganze oder teilweise Vervielfältigung so-   den übrigen Wirtschaftsbranchen nur wenig wahrgenommen.
wie die Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet.
                                                                 Entwickeln Sie eine Kommunikationskampagne, bei der Sie die
komm.mix Berlin sind:                                            Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. als eine Kommunikations-
Silvia Fossati                                                   plattform an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und
Maria Raduly                                                     Kultur etablieren.
Werner Klaus Selmer                                              Analysieren Sie die Berliner Kreativwirtschaft hinsichtlich ihrer
Anja Theilig                                                     Teilmärkte, Akteure, und Strukturen und legen Sie eine neue De-
Annette Wünsche                                                  finition fest.
                                                                 Untersuchen Sie, was von politischer Seite bereits in Berlin zur
Gestaltung:                                                      Förderung der Kreativwirtschaft getan wird. Erarbeiten Sie auf
Christina Ohmann & die Projektgruppe                             dieser Grundlage Forderungen, die von den Berliner Wirtschafts-
                                                                 gesprächen e. V. gegenüber der Politik vertreten werden können.
“Creative Head” und Animation:                                   Erstellen Sie auf Basis ihrer Forschungsergebnisse ein Konzept
Bernhard Schluga & die Projektgruppe                             für ein Themenheft “Kreativwirtschaft Berlin” und machen Sie
                                                                 Vorschläge für eine Dialogserie, die neue Impulse für die Krea-
Druck und Bindung:                                               tivwirtschaft gibt.
15 Grad - S. Jahn & Lutz Ziegenhagen GbR
www.15grad.de




Kontakt:
Anja Theilig
anja.theilig@web.de

Silvia Fossati
silvia.fossati@gmx.de

Annette Wünsche
annette.wuensche@t-online.de
010 Der Auftraggeber




 DER AUFTRAGGEBER:
 Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.



 EIN VEREIN MIT DEM ZIEL, DIE IN WIRTSCHAFT UND POLITIK
 BETEILIGTEN AKTEURE ZUM MEINUNGS- UND INFORMATIONS-
 AUSTAUSCH AN EINEN TISCH ZU BRINGEN.

 Die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. sind ein überparteilicher             aktuellen und zukunftsweisenden Fragen und Entwicklungen
 Verein mit Mitgliedern aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kul-            auf den jeweiligen Gebieten. Sie tragen so im besonderen Maße
 tur und Wissenschaft, der die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner               zum Ziel der Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. bei.
 Unternehmen durch die Schaffung von Netzwerken und Kom-                       Unterschiedliche Veranstaltungsreihen und Gesprächskreise,
 munikationszusammenhängen verbessern möchte. Dabei steht                      wie das Unternehmerforum, der Gesprächskreis Wirtschaft und
 eine bessere Kommunikation zwischen in- und ausländischen                     Finanzen, das Forum Neue Technologien oder das Mittelstands-
 Unternehmen im Vordergrund, die in Berlin und gleichzeitig auf                frühstück geben jedem Mitglied die Möglichkeit, sich entspre-
 den osteuropäischen Märkten und im Ostseeraum aktiv sind. Mit                 chend seiner persönlichen Interessenlage einzubringen.
 Informationsveranstaltungen, Seminaren und Foren vermitteln
 die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. Informationen über tech-              Die inhaltliche Planung und Leitung der Gesprächskreise liegt
 nologische und wirtschaftliche sowie soziale und rechtliche Ent-              bei der jeweiligen Lenkungsgruppe. Sie koordiniert die Arbeit, de-
 wicklungen.                                                                   finiert die Themen, wählt die Gastreferentinnen und -referenten
                                                                               aus und setzt darüber hinaus die Schwerpunkte des öffentlichen
 Ziel der Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. ist es die Probleme              Programms der Berliner Wirtschaftsgespräche.
 und Chancen der Hauptstadt zu thematisieren und Impulse für
 eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik zu geben, die dem                 Die Gesamtkoordination und Einladung der Gesprächskreise und
 Wirtschaftsstandort Berlin zu einer neuen Dynamik verhelfen.                  ihrer Lenkungsgruppen erfolgt durch die Geschäftsführung der
 Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen bringt der Verein regel-                Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.
 mäßig Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum
 Meinungs- und Erfahrungsaustausch an einen Tisch und ist
 mittlerweile zu einer viel beachteten Plattform für wirtschafts-,
 technologie- und gesellschaftspolitische Themen avanciert.

 Darüber hinaus wollen die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.
 die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, gesetzgeberischen
 Körperschaften, öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und So-
 zialpartnern begleiten und entwickeln. Die Berliner Wirtschafts-
 gespräche e. V. verstehen sich zwar als unabhängig, weder Ideo-
 logien noch Programmen verpflichtet, dennoch bewegen sie sich
 nicht im politikfernen Raum. Es wird bewusst der Dialog mit den
 einzelnen Parteien gesucht, denn „wer etwas bewegen will, darf
 sich natürlich nicht in einem völlig politikfernen Raum bewe-
 gen.“ 1

 Gesprächskreise sind ein spezielles Diskussionsforum innerhalb
 der Berliner Wirtschaftsgespräche. Sie dienen der intensiven
 Fachdiskussion und dem exklusiven Informationsaustausch zu




 1
     Dr. Rudolf Steinke, Geschäftsführer Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.
Der Auftraggeber 011




Aufbau Verein
12
13




FORSCHUNG
14 Forschung | Sekundärforschung




SEKUNDÄRFORSCHUNG                                                                               The Creative Economy

                                                                                                “In the Creative Economy, the most important intellectual proper-
                                                                                                ty isn’t software or music or movies. It’s the stuff inside employees’
                                                                                                heads. When assets were physical things like coal mines, sharehol-
                                                                                                ders truly owned them. But when the vital assets are people, there
                                                                                                can be no true ownership. The best that corporations can do is to
                                                                                                create an environment that makes the best people want to stay.” 2

                                                                                                Inspiriert durch die Jahrhundertwende wurden in den letzten
                                                                                                Jahren viele tiefer gehende Beobachtungen der Gesellschaft und
                                                                                                ihrer Phänomene angestellt. Besonders interessant dabei waren
                                                                                                die Vorhersagen über die Zukunft der Arbeit, der Wirtschaft und
                                                                                                des menschlichen Lebens im 21. Jahrhundert.
                                                                                                Wirtschaft und Gesellschaft sind immer mehr auf Ideen und kre-
                                                                                                ative Prozesse angewiesen. Dies führte schließlich zum Begriff
                                                                                                der „Creative Economy“.
                                                                                                Eine erste Skizzierung der kreativen Gesellschaft bzw. Wirtschaft
                                                                                                kam mit dem 2000 in einem Sonderheft der „Business Week“ ver-
                                                                                                öffentlichten Artikel von Peter Coy aus Amerika.

                                                                                                Der Wirtschaftswandel wird von Coy auf die rasante IT -Entwick-
                                                                                                lung zurück geführt und die Software-Branche wird als Ursache
                                                                                                der Kreativwirtschaft dargestellt und gilt zudem als der Sektor
                                                                                                mit dem höchsten Entwicklungspotenzial.
                                                                                                Coy trifft außerdem eine Vorhersage über die Berufe der Zukunft,
                                                                                                welche hauptsächlich im Bereich der Informations- und Kom-
                                                                                                munikationstechnologien liegen werden. Diese Prognose ist hier
                                                                                                dargestellt.

                                                                                                TOP 5 in percentage growth 1998-2008 (USA)
                                                                                                •	       Computer Engineer
                                                                                                •	       Computer Support specialist
                                                                                                •	       Systems analysts
                                                                                                •	       Database administrators
                                                                                                •	       Desktop publishing specialists




2
    Coy. Peter: Which companies will thrive in the coming years? Those that value ideas above all else. 2000.
Sekundärforschung | Forschung 15




Richard Florida: “The Rise of the Creative Class”

                                                                     Definition in Bezug auf die Zugehörigkeit zur kreativen Klasse ist
                                                                     also berufsbezogen.

                                                                     Die Gesellschaft des kreativen Zeitalters und die dazu gehöri-
                                                                     gen sozialen Klassen werden von Florida wie folgt dargestellt. Er
                                                                     unterteilt in eine kreative Klasse, eine Arbeiterklasse und in die
                                                                     Klasse des Dienstleistungsbereichs.
                                                                     Die kreative Klasse besteht aus einem „supercreative nucleus“,
                                                                     welcher die Fähigkeit hat neue Lösungen zu finden, die einfach
                                                                     reproduzierbar sind und vielfältig verwendet werden können. Zu
                                                                     diesem „supercreative nucleus“ gehören vor allem Naturwissen-
                                                                     schaftler, Ingenieure, Künstler, Schriftsteller, Architekten, Verle-
                                                                     ger und andere Berufsgruppen. Der zweite Bestandteil der kreati-
                                                                     ven Klasse sind die „Kreativen von Beruf“, welche in der Lage sind
                                                                     Problemlösungen aufgrund ihrer komplexen Fachkenntnisse zu
                                                                     entwickeln. Zu dieser Gruppe gehören Rechtsanwälte, Ärzte, Fi-
                                                                     nanz- Dienstleister oder Manager.

                                                                     Die Arbeiterklasse besteht hauptsächlich aus Handwerkern, Fab-
                                                                     rikarbeitern und anderen Angestellten ohne große Weisungsbe-
                                                                     fugnis. Auch hier spielt Kreativität in zunehmendem Maß eine
Richard Florida
                                                                     Rolle. Die Angehörigen dieser Klasse üben nicht mehr nur mecha-
Der meistzitierte Theoretiker der Kreativwirtschaft ist der Ame-     nische Tätigkeiten nach einem bestimmten Schema aus. Sie sind
rikaner Richard Florida.                                             viel mehr gezwungen kreativ zu denken und eigene Problem-
Mit seiner Veröffentlichung „The Rise of the Creative Class“ im      lösungen zu finden. Es wird hier von einer „kreativen Fabrik“ ge-
Jahr 2003 wurde er zum Maßstab jeder weiteren Auseinander-           sprochen, in der alle Mitarbeiter mitdenken und durch ihre Krea-
setzung mit dem Thema Kreativwirtschaft.                             tivität einen Beitrag für das Ganze leisten.
                                                                     Dadurch sind auch neue Produktionskonzepte wie das „just-in-
Florida wollte herausfinden, warum Kreativität heute höher ge-       Time Prinzip“ entstanden.
schätzt wird als je zuvor und warum die Kreativität einen im-        Die dritte Klasse ist die Klasse des Dienstleistungsbereichs, zu der
mer höheren Stellenwert im heutigen gesellschaftlichen Leben         unter anderem das Gastronomie, Hotel - und Transportgewer-
hat. Dazu entwickelte er die Theorie des Aufstiegs einer neuen       be aber auch Reinigungsfirmen und Hausangestellte gehören.
sozialen Klasse im Rahmen eines Wirtschafts- und Gesellschafts-      Diese Klasse wächst mit der kreativen Klasse, da die Kreativen
wandels. Die Theorie wird von qualitativen und quantitativen         bestimmte Services und Dienstleistungen in Anspruch nehmen
Studien, welche hauptsächlich im amerikanischen Raum durch-          (müssen), um ihre Arbeit leisten zu können. Die kreative Klasse
geführt wurden, unterstützt.                                         braucht z.B. effiziente Verkehrsmittel, da Mobilität für sie ein we-
Laut Florida befinden wir uns in einem neuen Zeitalter, dem Zeit-    sentlicher Faktor ist. Durch den so entstehenden Kontakt mit der
alter der Kreativwirtschaft. In diesem basieren die Arbeitsprozes-   kreativen Klasse übernimmt auch die Klasse des Dienstleistungs-
se und damit die gesamte Wirtschaft auf der Kreativität. Dabei       bereichs die Werte und den Lebensstil der Kreativen und wird
werden drei Arten von Kreativität unterschieden. Die technologi-     selbst kreativ. Sie sind so in den Kreislauf der Kreativwirtschaft
sche Kreativität, welche sich auf Erfindungen bezieht, die ökono-    mit integriert.
mische Kreativität, die das sog. Entrepreneurship beschreibt und
die künstlerisch-kulturelle Kreativität.                             Nach Richard Florida ist also eigentlich jeder Beruf kreativ oder
                                                                     kann es zumindest werden. Dies ist gleichzeitig auch der Haupt-
Die neue aufsteigende Klasse bezeichnet Florida als „kreative        kritikpunkt an Floridas Theorie.
Klasse“. Diese besitzt bestimmte Merkmale und Fähigkeiten wie
Individualität, Kreativität und Vielfalt, welche sie dazu befähigt   Obwohl wir Floridas Theorie eines allgemeinen Gesellschafts-
einen Mehrwert aus ihrer Kreativität heraus zu generieren. Die       und Wirtschaftswandels für sinnvoll und nachvollziehbar hal-
kreative Klasse bestimmt durch ihr Handeln soziale und kultu-        ten, werden wir uns im Rahmen unserer Arbeit eher auf besser
relle Entscheidungen und beeinflusst die Strukturen und Werte        quantifizierbare europäische Ansätze stützen, die es uns erlau-
der gesamten Gesellschaft. Zur kreativen Klasse gehören haupt-       ben sinnvolle Abgrenzungen für die Berliner Kreativwirtschaft
sächlich, aber nicht ausschließlich die „Wissensberufe“. Floridas    zu entwickeln.
16 Forschung | Sekundärforschung




Die Benchmarkanalyse

Im ersten Teil der Sekundärforschung soll eine Benchmarkanaly-                     Unsere Vorgehensweise kann dabei folgendermaßen zusam-
se angewandt werden.                                                               mengefasst werden:
Unter Benchmarking versteht man einen kontinuierlichen Pro-
zess, mit dem sowohl Produkte und Dienstleistungen, als auch                       1. Es werden relevante Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte Eu-
Prozesse und Methoden betrieblicher Funktionen über mehrere                        ropas ausgewählt.
Unternehmen hinweg verglichen werden können.3                                      Diese sind in unserem Fall die Berichte der/ von:
In unserem Fall, bezogen auf die Kreativwirtschaft, sollen die                     	         •	       EU
wichtigsten Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte Europas hin-                    	         •	       London
sichtlich ihrer zugrunde liegenden Definition und der verwende-                    	         •	       Zürich
ten Teilmärkte miteinander verglichen werden. Resultierend aus                     	         •	       Wien
der besten Praxis wird eine Definition für die Kreativwirtschaft                   	         •	       Stockholm
Berlins und eine Festlegung der Berliner Teilmärkte erfolgen.                      	         •	       Kopenhagen
                                                                                   	         •	       Deutschland
Für die Form des Benchmarking kann das Strategie-Benchmar-                         	         •	       Hamburg
king herangezogen werden. Strategie-Benchmarking beschäftigt                       	         •	       Aachen
sich mit langfristigen Zielen einer Unternehmung. Für unseren                      	         •	       Nordrhein-Westfahlen
Fall ist das die Stadt Berlin. Es stehen dabei die Marktpositionie-                	         •	       Schleswig-Holstein
rung und Wettbewerbsstrategien im Fokus der Untersuchung.                          	         •	       Niedersachsen und
                                                                                   	         •	       Berlin

                                                    Aktionsplan                    2. Es werden Kriterien zusammengestellt, die in allen Berichten
                                                    (Quelle: Leibfried/ Mc Nair:   behandelt werden. Diese sind in unserem Fall:
                                                    Benchmarking. S.53)            	        •	       Definition von Kreativwirtschaft
                                                                                   	        •	       Teilmärkte der Kreativwirtschaft
                                                                                   	        •	       Besonderheiten des jeweiligen Berichts

                                                                                   3. Die einzelnen Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte werden
                                                                                   auf die festgelegten Kriterien hin untersucht und die Best Practi-
                                                                                   se soll ausfindig gemacht werden.

                                                                                   4. Die Benchmark wird ausgewählt. Diese ist in unserem Fall
                                                    Phasenmodell                   London, da dies die erste Stadt überhaupt war, die sich mit dem
                                                    (Quelle: Leibfried/ Mc Nair:   Thema Creative Industries beschäftigt hat und damit die meiste
                                                    Benchmarking. 1992, S. 51)     Erfahrung im Umgang mit dem Thema aufweist.

                                                                                   5. Abgeleitet von den Schritten 1-4 sollen eine eigene Definition
                                                                                   für die Berliner Kreativwirtschaft entwickelt und eigene Teil-
                                                                                   märkte definiert werden.




3
    Vgl.: Leibfried/ Mc Nair: Benchmarking. 1992.
Sekundärforschung | Forschung 17




London




London war die erste europäische Stadt, die sich mit dem Thema        Eine enge Verwandtschaft von Märkten wie Tourismus, Hotelle-
Kreativwirtschaft beschäftigte. Der Begriff „Creative Industries“     rie, Museen und kulturellem Erbe wird anerkannt und im weite-
(daraus die deutsche „Kreativwirtschaft“, kreative Industrie o. ä.)   ren Sinne berücksichtigt.
ist eine Londoner Ausprägung aus dem Jahr 1998.
Zum ersten Mal wurde von Creative Industries und den dafür            Die hier zugrunde gelegte konzeptuelle Definition ist jedoch für
nötigen politischen Rahmenbedingungen im „Mapping Docu-               statistische Untersuchungen nur wenig geeignet. Deshalb wird
ment“ des „DCMS“ (Department for Culture, Media and Sports)           zwischen einer konzeptuellen und einer statistischen Definition
gesprochen.                                                           unterschieden. Eine statistische Definition, welche die Creative
Im Mittelpunkt der Londoner Definition steht die Individuel-          Industries in fünf Ebenen unterteilt und genauere statistische
le Kreativität, der Potenzial für Wachstum und Beschäftigung          Untersuchungen der Teilmärkte ermöglicht wurde 2007 von
durch Beschaffung und Nutzung von geistigem Eigentum (Urhe-           Frontier Economics5 veröffentlicht.
berrechten) zugesprochen wird.

“the creative industries are those industries which have their
origin in individual creativity, skill and talent and which have a
potential for wealth and job creation through the generation and      01_ Generic Supply Chain, Frontier Economics
exploitation of intellectual property.” 4                                                 Consumer retail of Creative Product      LAYER 5


Anhand der konzeptuellen Definition werden vom DCMS 13 Teil-                                 LAYER 4    Sales of hardware to layer 1

märkte unterschieden:                                                                             LAYER 3     Agents for layer 1

                                                                                                           LAYER 2
                                                                                   Exhibition organisers			                             Cast-
1.	          Advertising                                                           ing
2.	          Architecture                                                                             LAYER 1 ACTIVITIES

3.	          Art and antique markets                                                              Writing            Performing
4.	          Computer and video games                                            Financing                                             Publishing
                                                                                                   Acting           Composition
5.	          Crafts
6.	          Design                                                                               Filming           Programming

7.	          Designer Fashion
8.	          Film & video                                                         Commissioning                   Adaptation of layer 1 outputs
9.	          Music
10.	         Performing arts                                                        Manufacture of hardware and raw materials used in layer 1

11.	         Publishing                                                       Manufacture of hardware and raw materials used in layer 2 and layer 3
12.	         Software
                                                                                Retail of complementary products (e.g. televisions) to consumers
13.	         TV and radio

4
    Creative Economy Program. Mapping Document and CEP. 2007.
5
    Statistical Analysis in the CIs. Frontier Economics. 2007.
18 Forschung | Sekundärforschung




Europäische Union




                                                                                                                                    Europa

Auf EU-Ebene hat man sich erst spät mit dem Thema Kreativ-               man unterscheidet aber zwischen kulturellem und kreativem
bzw. Kulturwirtschaft auseinander gesetzt. Dies lässt sich unter         Sektor.
anderem daran erkennen, dass noch keine offizielle Definition
auf europäischer Ebene existiert.                                        Kultureller Sektor
Die Staatsmitglieder haben sich vorerst auf die EUROSTAT Defini-         Innerhalb des kulturellen Sektors werden zwei Unterbereiche
tion geeinigt, welche besagt:                                            definiert: die der nicht-industriellen Sektoren und die der indus-
                                                                         triellen Sektoren.
„..activities incorporated within cultural policy are those dealing      Nicht-industrielle Sektoren stellen nicht reproduzierbare Wa-
with preservation, creation, production, dissemination, trading          ren und Dienstleistungen her, die zum „Verbrauch“ vor Ort (auf
and education, in all cultural goods and services, in the artistic and   einem Konzert, einer Kunstmesse, einer Ausstellung) bestimmt
monumental heritage, book and press, visual arts, architecture,          sind.
performing arts, audio and audiovisual media/multimedia.”6               Industrielle Sektoren hingegen sind für Massenproduktion, Mas-
                                                                         senverbreitung und Export bestimmt.
Diese dient eher statistischen Zwecken und legt die Zuständig-
keiten der Kulturpolitik in die Bereiche Bewahrung, Kreation,
Produktion, Verbreitung, Vermarktung und Bildung für folgende            Der kreative Sektor
Teilmärkte:                                                              Im kreativen Sektor wird die Kultur zu einem kreativen Produk-
                                                                         tionsmittel zur Herstellung nicht kultureller Waren. (Gestaltung,
Kulturelle Güter und Dienstleistungen                                    Werbung, Design u. a.)
Kunst- und kulturelles Erbe                                              Kreativität wird in der Studie als Einsatz kultureller Ressourcen,
Buch und Presse                                                          als Zwischenprodukt im Produktionsprozess der nicht-kulturel-
Visual Arts                                                              len Bereiche und mithin als Quelle von Innovation verstanden.
Architektur                                                              Demzufolge erstreckt sich die Untersuchung der Studie auf den
Darstellende Kunst                                                       kulturellen und den kreativen Sektor.
Audio und Audiovisuelle Medien / Multimedia

Erst mit der „European Parliament Resolution on Cultural Indus-
tries“ von 2003 wurde die Europäische Kommission vom EU-Par-
lament beauftragt, eine Studie über die kreativen Industrien in
Europa durchzuführen, um ein Mapping zu ermöglichen.
Die Ergebnisse erschienen im Oktober 2006 in der Studie „The
Economy of Culture in Europe“.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf der EUROSTAT Definition,


6
    EUROSTAT – Cultural Statistics in the EU. 2000.
Sekundärforschung | Forschung 19




Zürich

Die Kreativwirtschaft der Schweiz wurde 2005 in zwei komple-          • Darstellende Kunst
mentären Studien untersucht. Es handelt sich dabei um eine em-        Artisten, Theaterensembles, Theater- und Konzertveranstalter,
pirisch- quantitative Studie der Hochschule für Gestaltung und        Opern- und Schauspielhäuser, Kleinkunstbühnen, sonstige kul-
Kunst Zürich und einen Synthesebericht „Kreativwirtschaft Zü-         turelle Leistungen (Zirkus, Puppentheater, u. a.)
rich“.
                                                                      • Design
Kreativwirtschaft wird dabei wie folgt definiert:                     Industriedesigner, Grafikdesigner, Kommunikationsberater, u. a.

„Kreativwirtschaft fokussiert auf die Kreativbetriebe im privat-      • Architektur
wirtschaftlichen Sektor. Es sind die Unternehmen, die sich auf        Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsplaner, u. a.
erwerbswirtschaftlicher Basis mit der künstlerischen/kreativen
Produktion, ihrer Vermittlung und/ oder medialen Verbreitung
von entsprechenden Gütern und Dienstleistungen befassen.“7            Kulturwirtschaft im weiteren Sinne umfasst Kultur- und Medi-
                                                                      enwirtschaft.
Zu den Züricher Teilmärkten ist Folgendes festzustellen:              Hinzukommen der Medien-, Informations- und Kommunikati-
                                                                      onssektor als drittes Segment.
Bei der Betrachtung des gesamten kulturellen Raums wird der
privatwirtschaftliche (kreativwirtschaftliche) Teil in drei Sekto-    Die Branchen der Kulturwirtschaft im engeren Sinne werden
ren unterteilt. Diese sind Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.   durch die Kulturwirtschaft im weiteren Sinne ergänzt. Beispiels-
                                                                      weise ist Musikwirtschaft ohne die Phonoindustrie nicht denk-
Der Staat (Öffentliche Kulturbetriebe d.h. Opern, Theater, Museen)    bar. Und die Filmwirtschaft wird durch TV-Produktionen und
ist für die kulturelle Grundversorgung verantwortlich. Die Zivil-     Rundfunksendern beeinflusst.
gesellschaft (Gemeinnützige Organisationen, Stiftungen und
Vereine) bietet weitere kulturelle Leistungen an. Die Wirtschaft
bietet ihre Leistungen im engeren und weiteren Sinne branchen-
bezogen an.

Kulturwirtschaft im engeren Sinne umfasst:                                                                   Bahnhof Standelhof in Zürich


• Musikwirtschaft
Komponisten und Musikbearbeiter, Tonträgerindustrie, Musik-
verlage, Einzelhandel mit Musikinstrumenten, Ballettgruppen,
Orchester, Kapellen, Chöre, Tonstudios, u. a.

• Buch- und Literaturmarkt
Schriftsteller, Journalisten und Pressefotografen, Einzelhandel
mit Büchern, Fachzeitschriften, Bibliotheken, Archive, u. a.

• Kunstmarkt
Bildende Künstler, Restauratoren, Einzelhandel mit Kunstgegen-
ständen und Bildern, Museen und Kunstausstellungen u. a.

• Filmwirtschaft
Bühnen-, Film- und Hörfunk, TV-Künstler, Film- und Videofilm-
herstellung, Filmverleih, Filmtheater, Runkfunk- und Tvanstal-
ten, u. a.




7
    Synthesebericht Kreativwirtschaft Zürich 2005, S. 7.
20 Forschung | Sekundärforschung




Wien                                                                                 Stockholm




                                                         Hundertwasserhaus in Wien                                                           Hauptbahnhof in Stockholm

Wien hat in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Vor-                         Das Thema Kreativwirtschaft ist auch und gerade in den nor-
arbeiten zur Entwicklung einer Strategie für den Umgang mit                          dischen Ländern Europas von großer Bedeutung. Stockholm9
den Creative Industries geleistet und einige Maßnahmen auch                          (Schweden) und Kopenhagen10 (Dänemark) haben 2001 und 2005
schon umgesetzt. So werden jährlich etwa 330 Millionen Euro                          eigene Kreativwirtschaftsberichte vorgelegt.
aus Mitteln der Stadt und des Bundes in die Kunst und Kultur
Wiens investiert.                                                                    Stockholm definiert Kreativwirtschaft als eine zusammenfassen-
Von 80.000 Wiener Unternehmen arbeiten 18.000 im Bereich der                         de Bezeichnung für Individuen und Firmen mit einem kreativen
Creative Industries.                                                                 Anspruch, deren primäre Funktion es ist Erfahrungen in der ei-
Mehr als 107.000 Menschen – etwa 15,5 Prozent aller in Wien Be-                      nen oder anderen Form zu schaffen oder zu liefern.
schäftigten – sind in diesem Bereich tätig. Dies ist im Vergleich
zum übrigen Österreich ein enorm hoher Wert.                                         Dabei unterscheidet Stockholm folgende kreative Teilmärkte:

Wien definiert die Creative Industries wie folgt:                                    Architektur
                                                                                     Design
Zum Bereich der Creative Industries zählen all jene Bereiche, wel-                   Film
che ein hohes Maß an Kreativität benötigen, um ihre Produkte                         Fotografie
und Dienstleistungen herzustellen, bzw. zu erbringen. Kreativi-                      Kunst
tät hat dabei den Charakter eines Produktionsfaktors, der analog,                    Literatur
zu Aufwendungen für Forschung und Entwicklung eingesetzt                             Computer- und Fernsehspiele Medien
werden muss um Innovationen zu entwickeln.8                                          Mode
                                                                                     Musik
Die genauen Teilmärkte sind im Einzelnen:                                            Darstellende Kunst
                                                                                     Tourismus und Unterkunft sowie
Architektur                                                                          Auftragskommunikation
Audiovisueller Bereich (Film, Video, Fernsehen, Radio)
Bildende Kunst und Kunstmarkt
Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst
Grafik, Mode und Design
Musikwirtschaft
Literatur, Verlagswesen und Printmedien
Software, Spiele, Internet und Multimedia
Museen und Bibliotheken
Werbung

8                                                                                    9
    Untersuchung des Potentials der Creative Industries in Wien. 2004. S. 19.            The FUNK Growth Model of Sweden. Stockholm. 2001.
                                                                                     10
                                                                                          The geography of the Danish creative class. Frederiksberg. 2005.
Sekundärforschung | Forschung 21




Kopenhagen

Auch die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist seit ein paar Jah-     Film und Video
ren auf dem besten Weg zu einer Kreativmetropole zu werden.        Radio und TV
Vor allem die Bereiche Mode, Design, Computerspiele und Film       Musik
haben dabei internationale Beachtung gefunden.                     Design
                                                                   Architektur
Der Kopenhagener Kreativwirtschaft liegt folgende, sehr weit ge-   Werbung und Marketing
fasste, Definition zugrunde:                                       Software
Kreativwirtschaft sind Industrien die Produkte im Bereich der      Bücher
Unterhaltungswirtschaft entwickeln und verkaufen.11                Printmedien
Dabei werden folgende Teilmärkte unterschieden:




                                                                                                   Panorama von Kopenhagen




11
     http://www.copcap.com/composite-7910.htm. 04.04.2008.
22 Forschung | Sekundärforschung




Deutschland

Auch in Deutschland gewinnt das Thema Kreativwirtschaft, hier      Der Bericht der Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“ ist
meist unter dem Begriff Kulturwirtschaft, immer mehr an Be-        bisher die einzige Deutschland weite Betrachtung des Themas
deutung. Dies ist nicht zuletzt an den vermehrten Veröffentlich-   Kreativwirtschaft. Er konzentriert sich vorwiegend auf den pri-
ungen von Kulturwirtschaftsberichten in den letzten Jahren zu      vatwirtschaftlichen Bereich.
sehen. So haben mittlerweile viele Bundesländer, einige Städte     Die zugrunde liegende Definition des Begriffes Kreativwirt-
und auch die Bundesregierung mit ihrem Schlussbericht der En-      schaft setzt sich aus der Kulturwirtschaft (Musik- und Theater-
quete Kommission „Kultur in Deutschland“ auf nationaler Ebene      wirtschaft; Verlagswesen; Kunstmarkt; Filmwirtschaft; Rund-
eine eigene Einschätzung zum Thema vorgelegt.                      funkwirtschaft; Designwirtschaft sowie Architektur) und den
Nachfolgend soll eine Übersicht der bisher erschienenen Berichte   Kreativbranchen (Werbung; Software- und Gamesindustrie) zu-
in Deutschland gegeben werden:                                     sammen. Kreativwirtschaft kann demnach mit folgender Formel
                                                                   ausgedrückt werden:
1. Kulturwirtschaftsbericht der Hansestadt Hamburg (2006)
                                                                   Kreativwirtschaft = Kulturwirtschaft + Kreativbranchen
1. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Aachen (2005)
                                                                   Die Teilmärkte der Kreativwirtschaft sind demzufolge:
1. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Köln (2007)
                                                                   • Verlagsgewerbe (Buchverlage, Presseverlage, Tonträger- und
1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Karlsruhe             Musikverlage)
(1996; 2007)                                                       • Filmwirtschaft (Film-, TV-Film-, Video-Produktion, Verleih, Ver-
                                                                   trieb, Filmtheater)
1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Berlin (2005)               • Rundfunkwirtschaft (privater Hörfunk/Fernsehen)
                                                                   • Musik, visuelle und darstellende Kunst (freiberufliche Künst-
1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Niedersachsen (2002)        ler, private Kleinkunstszene, Theater-/Konzertdirektionen, büh-
                                                                   nentechnische Betriebe)
1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Schleswig-Holstein          • Journalisten-/Nachrichtenbüros
(2004)                                                             • Museumsshops, Kunstausstellungen (kommerzielle Muse-
                                                                   umsaktivitäten und Kunstausstellungen)
1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Sachsen-Anhalt       • Einzelhandel mit Kulturgütern (Musikfachhandel, Buchhan-
(2001; 2006)                                                       del, Galerien, Kunsthandel)
                                                                   • Architekturbüros (Innen-, Garten-/Gestaltungs-, Hoch-/ Tief-
1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Hessen               bauarchitekten)
(2003; 2005)                                                       • Designwirtschaft (Industrie-, Produktdesign einschließlich
                                                                   Mode- und Textildesign, Kommunikationsdesign/ Werbegestal-
1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Mecklenburg-Vorpom-         tung, jedoch ohne Fotografisches Gewerbe)
mern (1997) und Kulturanalyse für Mecklenburg-Vorpommern           • Werbung (Werbevermittlung etc. ohne Werbedesign)
(2004)                                                             • Software/Games (Software- und Spielentwicklung und -bera-
                                                                   tung, ohne Hardware und Datenverarbeitungsdienste)
1. bis 5. Kulturwirtschaftsbericht des Landes NRW
(1992; 1995; 1998; 2002; 2007)
                                                                   Die Ansätze der verschiedenen Kulturwirtschaftsberichte
Schlussbericht der Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“      Deutschlands unterscheiden sich teilweise erheblich. Im Folgen-
(2007)                                                             den werden deshalb exemplarisch einige Definitions- und Teil-
                                                                   marktansätze aus den bereits erschienenen Kulturwirtschaftsbe-
Entwicklung der Kulturwirtschaft in Bayern – SPD Fraktion im       richten vorgestellt.
Bayerischen Landtag (2000)

Kultur und Tourismus in den neuen Bundesländern (2002)

Kulturwirtschaft 2005 – Friedrich Naumann Stiftung (2005)
23




Installation, Museum of Modern Art, Frankfurt
24 Forschung | Sekundärforschung




Hamburg                                                             Aachen

Der Kulturwirtschaftsbericht Hamburg12 berücksichtigt die Kul-      Die Stadt Aachen definiert den Begriff Kulturwirtschaft wie
turwirtschaft im weiteren Sinne. Das heißt es werden neben          folgt:
erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen (Kulturwirt-        „Insgesamt werden unter dem Begriff Kulturwirtschaft/ Creative
schaft im engeren Sinne) auch gemeinnützige und öffentliche         Industries diejenigen Kultur- bzw. Kreativunternehmen erfasst,
Einrichtungen aufgenommen. Dies ist vor allem darauf zurück         welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und
zu führen, dass die Kulturwirtschaft Hamburgs im Wesentlichen       sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medi-
von gemeinnützigen und öffentlichen Einrichtungen geprägt ist       alen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienst-
und die Auslassung dieser die kulturwirtschaftliche Bedeutung       leistungen befassen. Sie bilden den privaten (wirtschaftlichen)
der Hansestadt immens schmälern würde.                              Teilsektor des gesamten Kultur-/Kreativsektors ab.
Hamburg unterscheidet sechs Teilmärkte, die sich an der Klassifi-   Die Kulturwirtschaft umfasst alle Unternehmen aus dem Dienst-
kation von Kunstsparten orientieren:                                leistungs-, Handels- und Produktionssektor, die den verschiede-
                                                                    nen Kulturbranchen zugeordnet werden können.“13
• Darstellende Kunst
(Musicals, Sprechtheater und Musiktheater, Varietés und Klein-      Aachen unterscheidet folgende Teilmärkte:
kunstbühnen sowie Theaterveranstalter und Künstlervermittler)
                                                                    Musikwirtschaft/Phonomarkt (im engeren und im weiteren
• Bildende Kunst                                                    Sinne)
(Galerien, private Kunstsammlungen mit Ausstellungsbetrieb,         Buch-/Literatur-/Pressemarkt (im engeren und im weiteren Sin-
Künstlerhäuser und Ateliers, Kunst- und Antiquitätenhandel,         ne)
Auktionen und Projekte der Kunst im öffentlichen Raum)              Film/TV-Wirtschaft/Phonomarkt (im engeren und im weiteren
                                                                    Sinne)
• Angewandte Kunst                                                  Kunstmarkt / Kunsthandwerk (im engeren und im weiteren
(Architektur, Design, Mode, Kunstgewerbe, Kunsthandwerk, Film       Sinne)
und Foto)                                                           Darstellende u. unterhaltende Kunst (im engeren und im wei-
                                                                    teren Sinne)
• Kulturelles Erbe                                                  Designwirtschaft
(Denkmalschutz, Museen, Gedenkstätten sowie Ausstellungs-           Architektur
häuser)                                                             Werbung/Sonstige

• Literatur                                                         Unter Kulturwirtschaft „im engeren Sinne“ werden diejenigen
(Bibliotheken (aber keine wissenschaftlichen Einrichtungen) so-     Wirtschaftszweige zusammengefasst, welche zentrale künstleri-
wie Buchverlage und Buchhandlungen)                                 sche/kreative und/oder kulturelle Aktivitäten auslösen.
                                                                    Zur Kulturwirtschaft „im weiteren Sinne“ zählen verwandte
• Musik                                                             Märkte vor allem aus den Medienbranchen, da sich kulturwirt-
(Hersteller und Vervielfältiger von Tonträgern, Musikclubs und      schaftliche Märkte ständig im Wandel befinden und ebenso in
Bars, Hersteller von Musikinstrumenten, Musikverlage, Tonstu-       hohem Maße mit technologischmedialen Branchen verzahnt
dios, Tonträger-Handel, Musikinstrumenten- und Musikalien-          sind.
Handel, Orchester und Chöre sowie Konzertveranstalter, Künst-
lervermittler und Konzertstätten.)

Eine Besonderheit des Hamburger Kulturwirtschaftsberichts ist,
dass sämtliche Medienwirtschaftlichen Beiträge wie Werbung,
PR, Rundfunk; Printmedien und Multimedia nicht aufgenommen
wurden. Dies wurde damit begründet, dass Medienwirtschaft
kein Teil der Kulturwirtschaft und Kulturwirtschaft kein Teil der
Medienwirtschaft sei und diese so auch nicht miteinander ver-
mischt werden sollten.



12                                                                  13
     Kulturwirtschaftsbericht 2006 für Hamburg. 2006.                    Vgl.: Kulturwirtschaft in Aachen. 2005.
Sekundärforschung | Forschung 25




Nordrhein-Westfalen                                                                        Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen unterscheidet zwischen den Begriffen Kul-                              Im Kulturwirtschaftsbericht des Landes Niedersachsen wird der
turwirtschaft und Kreativwirtschaft. 14                                                    Begriff folgendermaßen definiert:
Der Ansatz „Kulturwirtschaft“ umfasst alle Wirtschaftsbranchen                             „Kulturwirtschaft umfasst alle Wirtschaftsbetriebe, Selbststän-
mit Kulturbezug.                                                                           digen und alle erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten die für die
Der Ansatz „Kreativwirtschaft“ bezieht sich auf die Kernbran-                              Vorbereitung, Erhaltung und Sicherung von künstlerischer Pro-
chen der Kulturwirtschaft und wird ergänzt durch die Branche                               duktion, Kulturvermittlung und/oder künstlerischer Verbrei-
der Softwareindustrie.                                                                     tung Leistungen erbringen oder dafür Produkte herstellen oder
                                                                                           veräußern.“16
Nordrhein-Westfalen unterscheidet folgende Teilmärkte:
                                                                                           Niedersachsen unterscheidet folgende Teilmärkte:
Musikwirtschaft mit Schwerpunkt Popmusik
Literatur- und Buchmarkt mit Schwerpunkten Verlage und                                     Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst
Einzelhandel                                                                               Film/TV, Rundfunk und sonstige Medienwirtschaft
Kunstmarkt                                                                                 Kunst, Design, Werbung
Film- und TV Wirtschaft mit Schwerpunkt Filmproduktion                                     Literatur, Buch, Print- und Pressemarkt
Designwirtschaft                                                                           Musikwirtschaft
Softwareindustrie




Schleswig-Holstein

Der Kulturwirtschaftsbericht des Landes Schleswig-Holstein de-
finiert Kulturwirtschaft wie folgt:
„Kulturwirtschaft ist ein Querschnittsbereich zwischen dem ers-
ten, dem zweiten und dem dritten Sektor, zwischen Wirtschaft,
Staat und gemeinnützigem Bereich, die in ihrer Gesamtheit
auch als Kulturbetrieb bezeichnet werden. Kulturwirtschaft um-
fasst damit den marktorientierten Bereich und den öffentlichen
Kulturbetrieb.“15

Schleswig- Holstein unterscheidet folgende Teilmärkte:

Musikmarkt
Buch- und Literaturmarkt
Kunstmarkt, Kunsthandwerk und Design
Darstellende Kunst
Film, Hörfunk, Fernsehen und Unterhaltungselektronik
Soziokultur
Kulturverwaltung, -management und –forschung
Kulturbauwirtschaft und Denkmalschutz



14                                                                                         16
     Vgl.: Kulturwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen. 2007.                                  Kulturwirtschaft in Niedersachsen. 2002.
15
     Bericht der Landesregierung über die Entwicklung der Kulturwirtschaft in Schleswig-
Holstein. 2004.
26 Forschung | Sekundärforschung
Kuppel des Sony Centers, Berlin
Sekundärforschung | Forschung 27




Berlin                                                                                                           KREATIVWIRTSCHAFT
                                                                                                                  Darstellende Kunst,
                                                                                                                  Kunstmarkt, Architektur
                                                                                                                  und kulturelles Erbe
                                                                                 MEDIEN                                                                      IT

02_Cluster Kommunikation, Medien und Kultur-
wirtschaft
                                                                                                Musik, Film & TV, Buch-            Software, Multimedia,   Nachrichtentechnik,
(Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Tech-                              Marktforschung     und Pressemarkt,                   Internet / ITK          Hardwareberatung,
                                                                                                Werbung/PR                                                 DV-Dienste
nologie und Frauen.
Kurz-Info Cluster Kommunikation, Medien und
Kulturwirtschaft.)




Auch die Stadt Berlin hat im Jahr 2005 einen ersten Kulturwirt-                                teilweise aber auch in unterschiedlichen Abgrenzungen verwen-
schaftsbericht vorgelegt. Im Herbst 2008 soll ein Zweiter folgen.                              det. Unter dem Begriff „Kreativwirtschaft“ verstehet man in Ber-
Berlin definiert Kulturwirtschaft wie folgt:                                                   lin den erwerbswirtschaftlichen Sektor und damit alle Unterneh-
                                                                                               men und Selbstständigen, die gewinnorientiert und in privater
Unter Kulturwirtschaft werden alle selbstständigen und erwerbs-                                Rechtsform kulturelle Güter produzieren, vermarkten, verbreiten
wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen, die kulturelle Güter                                oder damit handeln. Auch gewerbliche Betriebsteile von Kultur-
und Dienstleistungen erstellen, vermarkten, verbreiten, damit                                  institutionen zählen zur Kreativwirtschaft.
handeln sowie Kulturgüter bewahren, zusammengefasst.17
                                                                                               Innerhalb der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und
Der Kultursektor umfasst gemäß dem traditionellen 3-Sektoren-                                  Frauen wird die Kreativwirtschaft im Cluster Kommunikation,
modell den erwerbswirtschaftlichen, den öffentlich geförderten                                 Medien und Kulturwirtschaft betrachtet. Sie unterliegt dabei
und den gemeinnützigen Kulturbereich. Die Begriffe Kulturwirt-                                 Überschneidungen mit dem technologiebezogenen Kompetenz-
schaft und Kreativwirtschaft werden teilweise deckungsgleich,                                  feld „IT“ und dem Kompetenzfeld „Medien“.




                                                     Selbständige und                                                       03_Teilmärkte
 Teilmarkt der Kreativwirtschaft                                                              Unternehmen
                                                        Freiberufler
 Buch- und Pressemarkt                         Schriftsteller, Autoren,          Buchverlage, Druckereien,                  (Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft,
                                               Pressefotografen, Journalisten    Buchhandlungen                             Technologie und Frauen. Kulturwirtschaft/
 Film- und Fernsehwirtschaft                   Schauspieler, Moderatoren         Filmproduktionsfirmen, Verleiher,          Kreativwirtschaft in Berlin.)
                                                                                 Kinos, Rundfunk- und TV Sender
 Kunstmarkt                                    Maler, Designer                   Galerien, Kunstgewerbe                     Die in Abbildung 04_Teilmärkte benann-
 Softwareentwicklung /                         Web-Designer                      Softwarehäuser,                            ten Unternehmen und Selbstständigen
 Telekommunikation                                                               Telekommunikationsdienstleister            sind die wesentlichen Protagonisten der
 Musikwirtsschaft                              Komponisten, Musiker, Ton-        Instrumentenhersteller, Musik-             Kreativwirtschaft in Berlin.
                                               techniker                         fachgeschäfte, Clubs, Verlage,
                                                                                 Veranstalter
 Werbung                                       Werbegrafiker, Werbetexter        Werbeagenturen,
                                                                                                                            Die einzelnen Teilmärkte werden im An-
                                                                                 Werbevermittler                            schluss noch genauer untersucht und
 Architektur und kulturelles Erbe              Restauratoren, Architekten,                                                  dargestellt. (Siehe Teilmärkte der Berliner
                                                                                 Architekturbüros
                                               Stadtplaner                                                                  Kreativwirtschaft)




17
     Kulturwirtschaft in Berlin. 2005. S. 8.
28 Forschung | Teilergebnisse




TEILERGEBNISSE
Komm.mix Definition
Kreativwirtschaft


                                                                                              e/Festivals (Ins
                                                                                          es s                z
                                                                                        M       Vermarktu eni
Bei der Recherche der Definitionen, die den einzelnen Kultur- und                                           ng




                                                                                                                    er
Kreativwirtschaftsberichten zugrunde liegen fiel auf, dass diese ex-                                d
                                                                                               Pro uktio




                                                                                                                      un
trem unterschiedlich und teilweise nur wenig trennscharf waren.
                                                                                               Umsetzu




                                                                                                                        g)
                                                                                                          n g
Obwohl wir den Ansatz von Richard Floridas eines allgemeinen




                                                                                                            n
Gesellschafts- und Wirtschaftswandels für zutreffend halten,
wollen wir aus Umsetzungsgründen von dieser makroperspek-                                     Kreative
tivischen Betrachtung der Kreativwirtschaft Abstand nehmen.
Denn nach Florida sind praktisch alle Berufe kreativ.

Wir wollen unserer Arbeit eine mikroperspektivische Betrach-
tung der Kreativwirtschaft zugrunde legen, welche sich an der
im Herbst 2007 veröffentlichten Studie „Statistical Analysis“ von                                                                 Kunden /
Frontier Economics im Auftrag des DCMS, also der Benchmark                                                                        Publikum

London, orientiert. Die hier gegebene statistische Definition wol-
len wir als Ausgangspunkt unserer konzeptuellen Definition für
den Begriff Kreativwirtschaft betrachten.
                                                                         Im engeren Sinne
Die Studie hat ein Modell erarbeitet, welches eine Darstellung der
                                                                         Im weiteren Sinne
universellen Wertschöpfungskette der Kreativwirtschaft ermög-
licht. Im inneren Kern dieses Modells stehen die kreativen Aktivi-
täten an sich, welche der Ausgangspunkt der gesamten kreativen                                        04_universelle Wertschöpfungskette
Industrie sind. Hierbei handelt es sich um die Ideenfindung und
die Umsetzung dieser kreativen Idee, also die Schaffung von Ur-
heberrechten.
Diesen Prozess wollen wir Kreativwirtschaft im engeren Sinne           Unsere Definition für die Berliner Kreativwirtschaft lautet dem-
bezeichnen.                                                            nach:

Der kreative Kern als erste Stufe der Wertschöpfungskette findet       Wir unterscheiden Kreativwirtschaft im engeren und im weite-
sich in fast allen der von uns zusammen gestellten Definitions-        ren Sinne.
versuche wieder. Uneinigkeit herrscht vielmehr in Bezug darauf,
wie weit die Kreativwirtschaft geht, das heißt welche Stufen der       Kreativwirtschaft im engeren Sinne sind die Prozesse auf der
Wertschöpfungskette noch Teil der Kreativwirtschaft sind und           ersten Stufe der Wertschöpfungskette bei allen kreativen Teil-
welche nicht. Diese Unklarheit ist auch darauf zurück zu führen,       märkten. Es handelt sich dabei um jene kreativen Aktivitäten am
dass die Grenzen zwischen den einzelnen Stufen der Wertschöpf-         Anfang jedes wirtschaftlichen Prozesses innerhalb der Kreativ-
ungskette oft fließend sind und sich verändern.                        branche von denen Urheberrechte erzeugt werden.

Wir bezeichnen die Stufen der kreativen Wertschöpfungskette,           Kreativwirtschaft im weiteren Sinne sind die Prozesse auf den
welche über die Ideenfindung und Umsetzung hinausgehen als             übrigen Stufen der jeweiligen Wertschöpfungskette, die sich
Kreativwirtschaft im weiteren Sinne. Dazu gehören die (Produk-         mit der Auswertung der kreativen Inhalte befassen. Dies kann
tion), Vermarktung und Ausstellung des kreativen Produkts so-          je nach Teilmarkt die Produktion, Vermarktung, Ausstellung und
wie ggf. noch andere Schritte.                                         andere Schritte umfassen.
Teilergebnisse | Forschung 29




KOMM.MIX TEILMÄRKTE FÜR BERLIN
Abgleich der Teilmärkte
         London    EU                        Zürich              Wien            Stockholm       Kopenhagen        Deutschland             Berlin           komm.mix
Advertisment       Werbung                                 Werbung              Auftragskom-     Werbung und      Werbung             Werbung und PR       Werbung / PR
                   (Kreativbranche)                                             munikation       Marketing
Architecture       Architektur           Architektur       Architektur          Architektur      Architektur      Architekturbüros                         Architektur
                   (Kreativbranche)                                                                                                   Architektur - kul-
Art & Antique      Kulturelles Erbe                                                                               Musik, Visuelle     turelles Erbe
                   (Bildende Kunst)      Kunstmarkt                                                               und Darstellende
                                                           Bildende Kunst                                         Kunst#
                                         (einschl. Museen,                      Kunst            Kunstmarkt                                                Bildende Kunst
                                                           und Kunstmarkt
                                         Ausstellungen)                                                           Museen, Ausstel-    Kunstmarkt
                                                                                                                  lung
Computer & Games                                                                Computer-        Computerspiel-   Software / Games                         Software &
                                                                                Fernsehspiele,   industrie                                                 Computerspiele
                                                                                Medien
Crafts             Kunsthandwerk                           Kunsthandwerk                                                                                   Kunsthandwerk
                   (Bildende Kunst)
Design             Gestaltung/Design     Design            Grafik, Mode und     Design           Design           Designwirtschaft                         Design
Designer Fashion   (Kreativbranche)                        Design               Mode
Film & Video       Film & Video                            Audiovisueller                                                             Film und TV-         Film, Rundfunk
                                         Filmwirtschaft                         Film             Film & Video     Film
                   (Kulturbranche)                         Bereich                                                                    Wirtschaft           und TV
Music              Musik
                                         Musikwirtschaft   Musikwirtschaft      Musik            Musik                                Musikwirtschaft      Musik–
                   (Kulturbranche)                                                                                Musik, Visuelle
Performing Arts    Darstellende Kunst                      Darstellende                                           und Darstellende
                                         Darstellende                           Darstellende     Darstellende     Kunst#                                   Darstellende
                   (Kunst)                                 Kunst/Unterhal-
                                         Kunst                                  Kunst            Kunst                                                     Kunst
                                                           tungskunst
Publishing         Bücher und Presse                       Literatur, Verlag-                    Bücher           Verlagsgewerbe
                   (Kulturbranche)       Buch und                                                                                                          Buch und
                                                           swesen,              Literatur                         Journalisten,    Buch und Presse
                                         Literaturmarkt                                                                                                    Presse
                                                           Printmedien                           Printmedien      Nachrichtenbüros
Software           Verwandte Industrie                     Software, Spiele,                                                          Informations-
                                                                                                                                                     Software &
                   (Kreativbranche)                        Internet und                          Software                             Kommunikation-
                                                           Multimedia                                                                 stechnologien
                                                                                                                                                     Computerspiele
TV & Radio         TV & Rundfunk                           Audiovisueller                                         Rundfunk-           Film und TV-         Film, Rundfunk
                                                                                                 Radio & TV
                   (Kulturbranche)                         Bereich                                                wirtschaft          Wirtschaft           und TV
Zusätzliche                                                                     Fotografie                        Einzelhandel mit
Teilmärkte                                                                                                        Kultugütern
                                                                                Tourismus- Un-                    Museumsshops,
                                                                                terkunft                          Kunstausstel-
                                                                                                                  lungen

                                                                                                                                                              05_Abgleich

Auch hier werden die 13 von London definierten Teilmärkte der
Kreativwirtschaft zugrunde gelegt. Ihnen werden die entspre-
chenden Teilmärkte aus den anderen Kultur- uns Kreativwirt-
schaftsberichten Europas zugeordnet.
Daraus ergeben sich zehn für Berlin sinnvolle Teilmärkte, welche
Architektur/ Buch- und Pressemarkt/ Werbung und PR/ Darstel-
lende Kunst/ Bildende Kunst/ Kunsthandwerk/ Design/ Film, TV-
und Rundfunk/ der Musikmarkt sowie die Software- und Com-
puterspieleindustrie sind.

Wie sich diese zehn Teilmärkte im Einzelnen entlang der Wert-
schöpfungskette zusammensetzten, lässt sich den folgenden drei
Grafiken entnehmen.
30 Forschung | Teilergebnisse


                                  Komposition	                        Architekturbüros für Regional-
                                  		                                       und Landesplanung               Architekturbüros für Innen-
                                                    Tonstudios		
          Songschreiber	                                                                                      architektur/ Hochbau
                                                    	
                                                        Gesang	                                                             Kulissenbau		
     Instrumentenbau		
     	
                             Musik                                                           Architektur

                                                                                                       Architekturbüros für Garten- und
                                                                                                             Landschaftsplanung

                    Softwareentwicklung	

        3D Grafikproduktion	
                                                                                                                Journalismus		
                                                                                                                	
    Computerspiele-/
                                                                                                                              Übersetzungsbüros	
    Softwarehersteller	
                                                                                                                              		
                    Computerspiele/                                                                    Buch & Pressemarkt
                          Software

          Computerspielentwicklung	                                                             Autoren/ Schriftsteller	   Nachrichtenbüros		
                                                                                                	
              PR
                                                                  Teilmärkte Berlin                        Produktdesign

              Werbung/ PR                                         im engeren Sinne                                         Modedesign


                                                                                                                                Industriedesign
       Text            Grafik             Planung                                                              Design

                                                                                                                               Grafikdesign
                   Filmbearbeitung       Animation                                               Sounddesign
         Regie                                                                                                  Webdesign

     Kamera

                 Film/ TV/ Rundfunk


                                                   Drehbuch
Fernseh- und Rundfunk-
                                                                                                       Darstellende Kunst
 programm produktion                    Storyboarding
                                                                                                                                         Tanz

                                Synchronsprecher

          Film- und Videofilm-                                                                                                   Schauspiel
              produktion                                                                                    Bühnenkunst




                                                                                               Kunsthandwerk	
                                            Bildende Kunst
                   Malerei
                                                                             Glasbläserei
                                                                                                                       Keramikhandwerk
                     Bildhauerei                          Restauratoren


                                        Kunstfotografie                              Goldschmiederei              Metallgestaltung
Teilergebnisse | Forschung 31




                                Komponisten	                                     Architekten für Regional-
           Songschreiber	       		                Tonmeister		                   und Landesplanung
                                                                                                        Innenarchitekten
                                                  	
                                                     Sänger	                                                  Kulissenbauarchitekten	
    Instrumentenbauer	
                                                                                                              		
    		
                          Musik                       Musikproduzenten                  Architektur

                                                                                                               Architekten für Garten-
                   Software- und                                                                               und Landschaftsplanung		
                   Computerspielentwickler	
    3D Grafiker	                                                                                   Journalisten

                                                                                                                         Dolmetscher		
    Computerspiele/                                                                                                      	
          Software                                                                              Buch & Pressemarkt

  Software- und                                                                                                             Autoren	
  Computerspielhersteller                                                                                      Schriftsteller		

                                                   Teilmärkte Berlin im engeren
                       Texter
                                                        Sinne nach Berufen                                   Produktdesigner

                                  PR-Leute
         Grafiker                                                                                                    Industriedesigner


                                                                                                    Design
                                                                                                                           Modedesigner
          Werbung/ PR
                                                                                                                         Grafikdesigner
                                                                                        Sounddesigner
                                                                                                           Webdesigner
                       Strategen/Planer
    Fotojournalisten



                                     Animateure
                                                                                                    Darstellende Kunst
     Regisseure             Cutter
                                                                                                                                 Tänzer

                   Film/ TV/ Rundfunk                                                           Artisten                   Schauspieler

                                                                                                   selbst. Bühnenkünstler
Kameraleute
                                             Drehbuchautoren
Film/TV/Rundfunk
                                      Storyboardzeichner
   Produzenten
                            Synchronsprecher
       Moderatoren/ Nachrichten-                                                                   Kunsthandwerk	
               sprecher

                                                                                   Glasbläser                                 Keramiker
                                                        Bildende Kunst                                             Metallgestalter
                            Maler
                                                                                            Goldschmiede

                                 Bildhauer                       Restauratoren


                                               Kunstfotografen
32 Forschung | Teilergebnisse




                                Musikverlage	
                                                    Festivals
            Konzertveranstalter	                                               Bauunternehmen		
            	                                               Musiklabels
                                                                               	
                Musik-
             einzelhandel                                                                          Wohnungsbaugesellschaften		
                                                              Tanzlokale/
                                                                                                   	
                Opern/                                      Diskotheken
             Konzerthallen                                                                Architektur

                                      Musik                                                        Antiquariate

                                                                                                                Einzelhandel        Messen
                          Messen	

          Einzelhandel	
                                                                                                    Buch & Pressemarkt
          Computerspiele/
                Software                                                                           Verlage                       Presseagenturen
                                                                                                               Bibliotheken/
                                                                                                                  Archive

                 Projekt Management
                                                                                                                  Modenschauen/
             Beratung                             Teilmärkte Berlin im                                               Messen
                                                    weiteren Sinne
 Events/Festivals                                                                                                         Einzelhandel
                                                                                                    Design
                                                                                                                         Festivals
             Webung/ PR
                                                                                           Designagenturen      Bekleidungseinzelhandel




    Kinos/ Filmtheater


                        Film/ TV/ Rundfunk                                                               Darstellende Kunst

     Festivals                                                                     Zirkus                                         Tanzschulen	

  Video-/ DVD Anbieter                       Filmverleihe                               Künstler/
                                                                                                                               Theater/ Varietés
                                                                                    Castingagenturen
         Filmvertrieb                                                                                                    Festivals
                                                                                                 Theaterveranstalter	
                             Rundfunk- und
                            Fernsehanstalten

                                                                                                     Kunsthandwerk	
                                                Bildende Kunst
                                                                                                                        Galerien
                                                                                          Manufakturen
           Auktionshäuser                  Museen
                                                                Ausstellungs & Galerien                      Kunstgewerbehandel
                                                                     Veranstalter
                          Einzelhandel mit
                         Kunstgegenständen          Ausstellungen &
                                                       Galerien
Die Berliner Teilmärkte | Forschung 33




DIE BERLINER TEILMÄRKTE

Die ermittelten Teilmärkte sollen nun genauer betrachtet und
dargestellt werden. Da die aktuellsten Zahlen aus dem Berliner
Kulturwirtschaftsbericht, bei welchem das Jahr 2002 als Grund-
lage dient, bzw. vom DIW aus dem Jahr 2005 stammen und wir
andere Teilmärkte definiert und eine andere Herangehensweise
(Definition) als in der genannten Literatur zugrunde liegt, ge-
wählt haben, können wir bezüglich Umsatz, Unternehmens- und
Beschäftigtenzahlen der einzelnen Teilmärkte nur ungefähre
Angaben machen.
Der Berliner Kulturwirtschaftsbericht 2008 wird neue Zahlen, je-
doch bezogen auf die vom Berliner Senat definierten Teilmärkte
liefern.
34 Forschung | Die Berliner Teilmärkte
Reichstag, Berlin
Die Berliner Teilmärkte | Forschung 35




Architektur                                                          Bildende Kunst

Zur ersten Stufe der Wertschöpfungskette im Bereich Architektur
gehören Architekturbüros für Hochbau und Innenarchitektur,
für Regional- und Landesplanung, für Garten- und Landschafts-
planung und für Kulissenbau. Zu den weiteren Stufen der Wert-
schöpfungskette kann man private Wohnungsbaugesellschaften,
Bauunternehmen, aber auch Ausstellungen und Messen zählen.

Im Jahr 2005 gab es in Berlin circa 2700 umsatzsteuerpflichtige
Unternehmen im Bereich Architektur, die einen Umsatz von cir-
circa 650 Millionen Euro erwirtschafteten und circa 6000 sozi-
alversicherungspflichtige Beschäftigte bezahlten. Den größten
Anteil daran hatten die Büros für Innenarchitektur- und Hoch-
bau.
                                                                                                                        Friedrichstraße
Der Markt im Bereich der Architektur ist vor allem durch Klein-
und Kleinstunternehmen geprägt, die Mehrzahl der Unterneh-           Der Teilmarkt bildende Kunst setzt sich auf der ersten Stufe der
men beschäftigt weniger als zwei sozialversicherungspflichtige       Wertschöpfungskette aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei,
Angestellte. Beschäftigten- und Umsatzzahlen waren in den            Kunstfotografie sowie Restauration zusammen. Zur Kreativwirt-
letzten Jahren rückläufig. Trotzdem weist Berlin nach Hamburg        schaft im weiteren Sinne gehören in diesem Bereich die Galerien,
und Baden-Württemberg die dritthöchste Architektendichte in          Ausstellungen, Auktionshäuser, Museen sowie der Einzelhandel
Deutschland auf.                                                     mit Kunstgegenständen.
                                                                     Im Jahr 2005 gab es in Berlin circa 2500 Unternehmen in diesem
Viele Projekte im Bereich der Architektur werden jährlich geför-     Bereich, welche einen Umsatz von etwa 280 Mio. Euro erwirt-
dert. Architekturbüros erhalten jährlich 580.000 Euro bis 2,4 Mio.   schafteten und circa 2500 sozialversicherungspflichtige Beschäf-
Euro über Investitionskostenzuschüsse bei Neugründungen und          tige aufwiesen.
Erweiterungen und durch zahlreiche weitere Förderprogramme,
wie z. B. „Zukunftsinitiative Ökologisches Wirtschaften“ oder den    Auch dieser Teilmarkt ist vor allem durch Klein- und Kleinstun-
„Zukunftsfond Berlin“.                                               ternehmen geprägt. 2002 überschritten von 6100 bei der Künst-
                                                                     lersozialkasse gemeldeten selbstständigen bildenden Künstlern
Als Netzwerk hat sich in den letzten Jahren besonders das            nur 7% die Mindestgrenze der Umsatzsteuerstatistik von 16.617
„AEDES Architekturforum“ hervorgetan, welches mit Symposien,         Euro im Jahr. 93% waren somit gar nicht erfasst. Trotzdem sind
Workshops, Diskussionen und Vorträgen für einen Erfahrungs-          die Umsätze in den letzen Jahren steigend.
austausch zwischen Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern,
Ingenieuren, Vertreten aus Politik und Kultur sowie interessier-     Der Teilmarkt Bildende Kunst wird mit jährlich 930.000 Euro bis
ten Laien schafft.                                                   3 Mio. Euro aus Mitteln des Programms „Gemeinschaftsaufgabe
                                                                     zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ sowie mit
                                                                     zahlreichen anderen Wirtschaftsförderprogrammen unterstützt.
                                                                     Auch hier findet ein Großteil der Förderung über Investitions-
                                                                     kostenzuschüsse statt. Des Weiteren unterstützt das Land Berlin
                                                                     die Bildenden Künste durch die Förderung von Einrichtungen im
                                                                     Bereich der künstlerischen Produktion und Kunstvermittlung,
                                                                     durch individuelle Künstlerförderung in Form von Stipendien
                                                                     sowie Projekt- und Katalogförderung, durch Atelierförderung
                                                                     (Ateliermietprogramm) und durch die Möglichkeit der künstle-
                                                                     rischen Ausbildung in Berlin, z. B. an der Universität der Künste
                                                                     und anderen Hochschulen.
                                                                     Das Land Berlin gab 2003 8,7 Mio. Euro für institutionelle und
                                                                     projektbezogene Förderung im Bereich der Bildenden Künste aus,
                                                                     davon etwa 2,7 Mio. Euro aus dem Hauptstadtkulturfonds. Neben
                                                                     dem Land Berlin werden die Bildenden Künstler vor allem durch
                                                                     die Stiftung Deutsche Klassenlotterie, die Stiftung Kulturfonds,
                                                                     die Kulturstiftung des Deutschen Bundes und durch die Bezirke
                                                                     unterstützt.
Kreativwirtschaft Berlin / Creative Industries in Berlin
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Kreativwirtschaft Berlin / Creative Industries in Berlin

  • 1. NR. 1/2008 Was ist Kreativwirtschaft? Kreativmetropole Berlin Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. Interviews mit Berliner Kreativen Die Hauptstadt im Vergleich Neue Konzepte für die Berliner und Experten aus Wirtschaft und mit anderen europäischen Kreativwirtschaft Politik Städten
  • 2. 3 Kreativwirtschaft Berlin Kreativwirtschaft Berlin - ein Kommunikationsprojekt für die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. vorgelegt von: Silvia Fossati Maria Raduly Werner Klaus Selmer Anja Theilig Annette Wünsche Prüfer: Knut Walter Prof. Dr. Jürgen Schulz Prof. Dr. Bodo Rollka Otfried May Ein Diplomprojekt im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste, Berlin Juni 2008
  • 3. Editorial 0 5 EDITORIAL Im September 2007 schlossen sich fünf Studierende des Studien- gangs Gesellschafts- und Wirtschaftkommunikation der UdK für ihr Diplomprojekt zu einer Werbeagentur auf Zeit zusammen. Wir wollten an einem Projekt arbeiten, dass uns fordert und na- türlich auch Spaß macht. In den Berliner Wirtschaftsgesprächen e. V. sahen wir den geeigneten Auftraggeber. Unserer Briefing beinhaltete die Entwicklung einer Kommuni- kationskampagne für die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. mit der sie als eine Kommunikationsplattform an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur etabliert werden sollen. Außerdem soll die Berliner Kreativwirtschaft hinsichtlich ihrer komm.mix Berlin Teilmärkte, Akteure, und Strukturen analysiert und neu definiert werden. Diese Aufgabenstellung fanden wir sehr spannend. Hob sie sich doch von anderen Projekten ab. Genau das richtige für uns! Aber was bitte ist die Kreativwirtschaft? Wer ist die Kreativwirt- schaft und wo können wir etwas dazu finden? So wie uns schien es vielen zu gehen. Der Begriff Kreativwirtschaft ist zurzeit in al- ler Munde und scheinbar bereits ein Modewort. Was genau sich aber hinter dem Wort, dem Thema, den Firmen, den Menschen der Kreativwirtschaft verbirgt, wissen viele nicht. In unseren Recherchen haben wir erfahren, dass sich anfänglich vermutete unterschiedliche Sichtweisen als doch sehr ähnlich herausstellten. Wir fanden viele Missverständnisse, bürokrati- sche Hürden für Existenzgründer, Rahmenbedingungen die noch nicht passen, Optimismus und Menschen mit viel Spaß an ihrer Arbeit in der Kreativwirtschaft und das alles in einer Stadt, die sich zu einer Kreativmetropole vergleichbar mit Wien, Zürich, London und New York entwickelt. Auf den folgenden Seiten dokumentieren wir ein halbes Jahr Ar- beit, die in ihrem Ergebnis zu einer PR-Kampagne für die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. führte. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: In den folgenden Texten ha- ben wir aus praktikablen Gründen bei geschlechterspezifischen Beschreibungen häufig nur die männliche Form verwendet, z. B. nur Künstler und nicht Künstler und Künstlerinnen. Gemeint sind natürlich immer beide Geschlechter. Viel Spaß beim Lesen.
  • 4. 06 Inhalt
  • 5. Inhalt 0 7 INHALT FORSCHUNG 12 Forschung Sekundärforschung 14 • The creative economy 14 • Editorial (Vorwort) 05 • Richard Florida: Rise of the creative class 15 • Inhalt 07 • Benchmarkanalyse 16 • Impressum 09 • London 17 • Briefing 09 • Europäische Union 18 • Der Auftraggeber: Berliner 10 • Zürich 19 Wirtschaftsgespräche e. V. • Wien 20 • Stockholm 20 • Kopenhagen 21 • Deutschland 22 • Hamburg 24 • Aachen 24 • Nordrhein-Westfahlen 25 • Schleswig-Holstein 25 • Niedersachsen 25 • Berlin 27 Teilergebnisse 28 • Komm.mix Definition Kreativwirtschaft 28 • Komm.mix Teilmärkte Berlin 29 • Teilmarktabgleich 29 Die Berliner Teilmärkte 33 • Architektur 35 • Bildende Kunst 35 • Buch- und Pressemarkt 36 • Darstellende Kunst 37 • Design 38 • Film/ Rundfunk/ TV 39 • Kunsthandwerk 39 • Musik 40 • Software- und Computerspieleindustrie 41 • Werbung und PR 41 • Zusammenfassung 42 Primärforschung 43 • Die Interviewpartner 44 Fließendes Interview 45 Auswertung der Primärforschung 48 • Was ist Kreativwirtschaft? 49 • Standort Berlin 50 • Netzwerke der Kreativwirtschaft 50 • Fördermöglichkeiten der Berliner Kreativwirtschaft 52 • Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kreativen 52 Fazit zur Forschung 53 Anhang (Fragebogen Literatur- und Quellenverzeichnis) 55
  • 7. Impressum | Briefing 09 IMPRESSUM BRIEFING Kreativitätshochburg Berlin Die hier dokumentierten Gedanken sind geistiges Eigentum der Trotz großen Potentials und hohen Wachstumsraten ist die Kreativ- Projektgruppe komm.mix Berlin und unterliegen den geltenden wirtschaft in Berlin kaum organisiert und wird von der Politik und Urhebergesetzen. Die ganze oder teilweise Vervielfältigung so- den übrigen Wirtschaftsbranchen nur wenig wahrgenommen. wie die Weitergabe an Dritte ist nicht gestattet. Entwickeln Sie eine Kommunikationskampagne, bei der Sie die komm.mix Berlin sind: Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. als eine Kommunikations- Silvia Fossati plattform an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Maria Raduly Kultur etablieren. Werner Klaus Selmer Analysieren Sie die Berliner Kreativwirtschaft hinsichtlich ihrer Anja Theilig Teilmärkte, Akteure, und Strukturen und legen Sie eine neue De- Annette Wünsche finition fest. Untersuchen Sie, was von politischer Seite bereits in Berlin zur Gestaltung: Förderung der Kreativwirtschaft getan wird. Erarbeiten Sie auf Christina Ohmann & die Projektgruppe dieser Grundlage Forderungen, die von den Berliner Wirtschafts- gesprächen e. V. gegenüber der Politik vertreten werden können. “Creative Head” und Animation: Erstellen Sie auf Basis ihrer Forschungsergebnisse ein Konzept Bernhard Schluga & die Projektgruppe für ein Themenheft “Kreativwirtschaft Berlin” und machen Sie Vorschläge für eine Dialogserie, die neue Impulse für die Krea- Druck und Bindung: tivwirtschaft gibt. 15 Grad - S. Jahn & Lutz Ziegenhagen GbR www.15grad.de Kontakt: Anja Theilig anja.theilig@web.de Silvia Fossati silvia.fossati@gmx.de Annette Wünsche annette.wuensche@t-online.de
  • 8. 010 Der Auftraggeber DER AUFTRAGGEBER: Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. EIN VEREIN MIT DEM ZIEL, DIE IN WIRTSCHAFT UND POLITIK BETEILIGTEN AKTEURE ZUM MEINUNGS- UND INFORMATIONS- AUSTAUSCH AN EINEN TISCH ZU BRINGEN. Die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. sind ein überparteilicher aktuellen und zukunftsweisenden Fragen und Entwicklungen Verein mit Mitgliedern aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kul- auf den jeweiligen Gebieten. Sie tragen so im besonderen Maße tur und Wissenschaft, der die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner zum Ziel der Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. bei. Unternehmen durch die Schaffung von Netzwerken und Kom- Unterschiedliche Veranstaltungsreihen und Gesprächskreise, munikationszusammenhängen verbessern möchte. Dabei steht wie das Unternehmerforum, der Gesprächskreis Wirtschaft und eine bessere Kommunikation zwischen in- und ausländischen Finanzen, das Forum Neue Technologien oder das Mittelstands- Unternehmen im Vordergrund, die in Berlin und gleichzeitig auf frühstück geben jedem Mitglied die Möglichkeit, sich entspre- den osteuropäischen Märkten und im Ostseeraum aktiv sind. Mit chend seiner persönlichen Interessenlage einzubringen. Informationsveranstaltungen, Seminaren und Foren vermitteln die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. Informationen über tech- Die inhaltliche Planung und Leitung der Gesprächskreise liegt nologische und wirtschaftliche sowie soziale und rechtliche Ent- bei der jeweiligen Lenkungsgruppe. Sie koordiniert die Arbeit, de- wicklungen. finiert die Themen, wählt die Gastreferentinnen und -referenten aus und setzt darüber hinaus die Schwerpunkte des öffentlichen Ziel der Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. ist es die Probleme Programms der Berliner Wirtschaftsgespräche. und Chancen der Hauptstadt zu thematisieren und Impulse für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik zu geben, die dem Die Gesamtkoordination und Einladung der Gesprächskreise und Wirtschaftsstandort Berlin zu einer neuen Dynamik verhelfen. ihrer Lenkungsgruppen erfolgt durch die Geschäftsführung der Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen bringt der Verein regel- Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. mäßig Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch an einen Tisch und ist mittlerweile zu einer viel beachteten Plattform für wirtschafts-, technologie- und gesellschaftspolitische Themen avanciert. Darüber hinaus wollen die Berliner Wirtschaftsgespräche e. V. die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, gesetzgeberischen Körperschaften, öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und So- zialpartnern begleiten und entwickeln. Die Berliner Wirtschafts- gespräche e. V. verstehen sich zwar als unabhängig, weder Ideo- logien noch Programmen verpflichtet, dennoch bewegen sie sich nicht im politikfernen Raum. Es wird bewusst der Dialog mit den einzelnen Parteien gesucht, denn „wer etwas bewegen will, darf sich natürlich nicht in einem völlig politikfernen Raum bewe- gen.“ 1 Gesprächskreise sind ein spezielles Diskussionsforum innerhalb der Berliner Wirtschaftsgespräche. Sie dienen der intensiven Fachdiskussion und dem exklusiven Informationsaustausch zu 1 Dr. Rudolf Steinke, Geschäftsführer Berliner Wirtschaftsgespräche e. V.
  • 10. 12
  • 12. 14 Forschung | Sekundärforschung SEKUNDÄRFORSCHUNG The Creative Economy “In the Creative Economy, the most important intellectual proper- ty isn’t software or music or movies. It’s the stuff inside employees’ heads. When assets were physical things like coal mines, sharehol- ders truly owned them. But when the vital assets are people, there can be no true ownership. The best that corporations can do is to create an environment that makes the best people want to stay.” 2 Inspiriert durch die Jahrhundertwende wurden in den letzten Jahren viele tiefer gehende Beobachtungen der Gesellschaft und ihrer Phänomene angestellt. Besonders interessant dabei waren die Vorhersagen über die Zukunft der Arbeit, der Wirtschaft und des menschlichen Lebens im 21. Jahrhundert. Wirtschaft und Gesellschaft sind immer mehr auf Ideen und kre- ative Prozesse angewiesen. Dies führte schließlich zum Begriff der „Creative Economy“. Eine erste Skizzierung der kreativen Gesellschaft bzw. Wirtschaft kam mit dem 2000 in einem Sonderheft der „Business Week“ ver- öffentlichten Artikel von Peter Coy aus Amerika. Der Wirtschaftswandel wird von Coy auf die rasante IT -Entwick- lung zurück geführt und die Software-Branche wird als Ursache der Kreativwirtschaft dargestellt und gilt zudem als der Sektor mit dem höchsten Entwicklungspotenzial. Coy trifft außerdem eine Vorhersage über die Berufe der Zukunft, welche hauptsächlich im Bereich der Informations- und Kom- munikationstechnologien liegen werden. Diese Prognose ist hier dargestellt. TOP 5 in percentage growth 1998-2008 (USA) • Computer Engineer • Computer Support specialist • Systems analysts • Database administrators • Desktop publishing specialists 2 Coy. Peter: Which companies will thrive in the coming years? Those that value ideas above all else. 2000.
  • 13. Sekundärforschung | Forschung 15 Richard Florida: “The Rise of the Creative Class” Definition in Bezug auf die Zugehörigkeit zur kreativen Klasse ist also berufsbezogen. Die Gesellschaft des kreativen Zeitalters und die dazu gehöri- gen sozialen Klassen werden von Florida wie folgt dargestellt. Er unterteilt in eine kreative Klasse, eine Arbeiterklasse und in die Klasse des Dienstleistungsbereichs. Die kreative Klasse besteht aus einem „supercreative nucleus“, welcher die Fähigkeit hat neue Lösungen zu finden, die einfach reproduzierbar sind und vielfältig verwendet werden können. Zu diesem „supercreative nucleus“ gehören vor allem Naturwissen- schaftler, Ingenieure, Künstler, Schriftsteller, Architekten, Verle- ger und andere Berufsgruppen. Der zweite Bestandteil der kreati- ven Klasse sind die „Kreativen von Beruf“, welche in der Lage sind Problemlösungen aufgrund ihrer komplexen Fachkenntnisse zu entwickeln. Zu dieser Gruppe gehören Rechtsanwälte, Ärzte, Fi- nanz- Dienstleister oder Manager. Die Arbeiterklasse besteht hauptsächlich aus Handwerkern, Fab- rikarbeitern und anderen Angestellten ohne große Weisungsbe- fugnis. Auch hier spielt Kreativität in zunehmendem Maß eine Richard Florida Rolle. Die Angehörigen dieser Klasse üben nicht mehr nur mecha- Der meistzitierte Theoretiker der Kreativwirtschaft ist der Ame- nische Tätigkeiten nach einem bestimmten Schema aus. Sie sind rikaner Richard Florida. viel mehr gezwungen kreativ zu denken und eigene Problem- Mit seiner Veröffentlichung „The Rise of the Creative Class“ im lösungen zu finden. Es wird hier von einer „kreativen Fabrik“ ge- Jahr 2003 wurde er zum Maßstab jeder weiteren Auseinander- sprochen, in der alle Mitarbeiter mitdenken und durch ihre Krea- setzung mit dem Thema Kreativwirtschaft. tivität einen Beitrag für das Ganze leisten. Dadurch sind auch neue Produktionskonzepte wie das „just-in- Florida wollte herausfinden, warum Kreativität heute höher ge- Time Prinzip“ entstanden. schätzt wird als je zuvor und warum die Kreativität einen im- Die dritte Klasse ist die Klasse des Dienstleistungsbereichs, zu der mer höheren Stellenwert im heutigen gesellschaftlichen Leben unter anderem das Gastronomie, Hotel - und Transportgewer- hat. Dazu entwickelte er die Theorie des Aufstiegs einer neuen be aber auch Reinigungsfirmen und Hausangestellte gehören. sozialen Klasse im Rahmen eines Wirtschafts- und Gesellschafts- Diese Klasse wächst mit der kreativen Klasse, da die Kreativen wandels. Die Theorie wird von qualitativen und quantitativen bestimmte Services und Dienstleistungen in Anspruch nehmen Studien, welche hauptsächlich im amerikanischen Raum durch- (müssen), um ihre Arbeit leisten zu können. Die kreative Klasse geführt wurden, unterstützt. braucht z.B. effiziente Verkehrsmittel, da Mobilität für sie ein we- Laut Florida befinden wir uns in einem neuen Zeitalter, dem Zeit- sentlicher Faktor ist. Durch den so entstehenden Kontakt mit der alter der Kreativwirtschaft. In diesem basieren die Arbeitsprozes- kreativen Klasse übernimmt auch die Klasse des Dienstleistungs- se und damit die gesamte Wirtschaft auf der Kreativität. Dabei bereichs die Werte und den Lebensstil der Kreativen und wird werden drei Arten von Kreativität unterschieden. Die technologi- selbst kreativ. Sie sind so in den Kreislauf der Kreativwirtschaft sche Kreativität, welche sich auf Erfindungen bezieht, die ökono- mit integriert. mische Kreativität, die das sog. Entrepreneurship beschreibt und die künstlerisch-kulturelle Kreativität. Nach Richard Florida ist also eigentlich jeder Beruf kreativ oder kann es zumindest werden. Dies ist gleichzeitig auch der Haupt- Die neue aufsteigende Klasse bezeichnet Florida als „kreative kritikpunkt an Floridas Theorie. Klasse“. Diese besitzt bestimmte Merkmale und Fähigkeiten wie Individualität, Kreativität und Vielfalt, welche sie dazu befähigt Obwohl wir Floridas Theorie eines allgemeinen Gesellschafts- einen Mehrwert aus ihrer Kreativität heraus zu generieren. Die und Wirtschaftswandels für sinnvoll und nachvollziehbar hal- kreative Klasse bestimmt durch ihr Handeln soziale und kultu- ten, werden wir uns im Rahmen unserer Arbeit eher auf besser relle Entscheidungen und beeinflusst die Strukturen und Werte quantifizierbare europäische Ansätze stützen, die es uns erlau- der gesamten Gesellschaft. Zur kreativen Klasse gehören haupt- ben sinnvolle Abgrenzungen für die Berliner Kreativwirtschaft sächlich, aber nicht ausschließlich die „Wissensberufe“. Floridas zu entwickeln.
  • 14. 16 Forschung | Sekundärforschung Die Benchmarkanalyse Im ersten Teil der Sekundärforschung soll eine Benchmarkanaly- Unsere Vorgehensweise kann dabei folgendermaßen zusam- se angewandt werden. mengefasst werden: Unter Benchmarking versteht man einen kontinuierlichen Pro- zess, mit dem sowohl Produkte und Dienstleistungen, als auch 1. Es werden relevante Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte Eu- Prozesse und Methoden betrieblicher Funktionen über mehrere ropas ausgewählt. Unternehmen hinweg verglichen werden können.3 Diese sind in unserem Fall die Berichte der/ von: In unserem Fall, bezogen auf die Kreativwirtschaft, sollen die • EU wichtigsten Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte Europas hin- • London sichtlich ihrer zugrunde liegenden Definition und der verwende- • Zürich ten Teilmärkte miteinander verglichen werden. Resultierend aus • Wien der besten Praxis wird eine Definition für die Kreativwirtschaft • Stockholm Berlins und eine Festlegung der Berliner Teilmärkte erfolgen. • Kopenhagen • Deutschland Für die Form des Benchmarking kann das Strategie-Benchmar- • Hamburg king herangezogen werden. Strategie-Benchmarking beschäftigt • Aachen sich mit langfristigen Zielen einer Unternehmung. Für unseren • Nordrhein-Westfahlen Fall ist das die Stadt Berlin. Es stehen dabei die Marktpositionie- • Schleswig-Holstein rung und Wettbewerbsstrategien im Fokus der Untersuchung. • Niedersachsen und • Berlin Aktionsplan 2. Es werden Kriterien zusammengestellt, die in allen Berichten (Quelle: Leibfried/ Mc Nair: behandelt werden. Diese sind in unserem Fall: Benchmarking. S.53) • Definition von Kreativwirtschaft • Teilmärkte der Kreativwirtschaft • Besonderheiten des jeweiligen Berichts 3. Die einzelnen Kultur- und Kreativwirtschaftsberichte werden auf die festgelegten Kriterien hin untersucht und die Best Practi- se soll ausfindig gemacht werden. 4. Die Benchmark wird ausgewählt. Diese ist in unserem Fall Phasenmodell London, da dies die erste Stadt überhaupt war, die sich mit dem (Quelle: Leibfried/ Mc Nair: Thema Creative Industries beschäftigt hat und damit die meiste Benchmarking. 1992, S. 51) Erfahrung im Umgang mit dem Thema aufweist. 5. Abgeleitet von den Schritten 1-4 sollen eine eigene Definition für die Berliner Kreativwirtschaft entwickelt und eigene Teil- märkte definiert werden. 3 Vgl.: Leibfried/ Mc Nair: Benchmarking. 1992.
  • 15. Sekundärforschung | Forschung 17 London London war die erste europäische Stadt, die sich mit dem Thema Eine enge Verwandtschaft von Märkten wie Tourismus, Hotelle- Kreativwirtschaft beschäftigte. Der Begriff „Creative Industries“ rie, Museen und kulturellem Erbe wird anerkannt und im weite- (daraus die deutsche „Kreativwirtschaft“, kreative Industrie o. ä.) ren Sinne berücksichtigt. ist eine Londoner Ausprägung aus dem Jahr 1998. Zum ersten Mal wurde von Creative Industries und den dafür Die hier zugrunde gelegte konzeptuelle Definition ist jedoch für nötigen politischen Rahmenbedingungen im „Mapping Docu- statistische Untersuchungen nur wenig geeignet. Deshalb wird ment“ des „DCMS“ (Department for Culture, Media and Sports) zwischen einer konzeptuellen und einer statistischen Definition gesprochen. unterschieden. Eine statistische Definition, welche die Creative Im Mittelpunkt der Londoner Definition steht die Individuel- Industries in fünf Ebenen unterteilt und genauere statistische le Kreativität, der Potenzial für Wachstum und Beschäftigung Untersuchungen der Teilmärkte ermöglicht wurde 2007 von durch Beschaffung und Nutzung von geistigem Eigentum (Urhe- Frontier Economics5 veröffentlicht. berrechten) zugesprochen wird. “the creative industries are those industries which have their origin in individual creativity, skill and talent and which have a potential for wealth and job creation through the generation and 01_ Generic Supply Chain, Frontier Economics exploitation of intellectual property.” 4 Consumer retail of Creative Product LAYER 5 Anhand der konzeptuellen Definition werden vom DCMS 13 Teil- LAYER 4 Sales of hardware to layer 1 märkte unterschieden: LAYER 3 Agents for layer 1 LAYER 2 Exhibition organisers Cast- 1. Advertising ing 2. Architecture LAYER 1 ACTIVITIES 3. Art and antique markets Writing Performing 4. Computer and video games Financing Publishing Acting Composition 5. Crafts 6. Design Filming Programming 7. Designer Fashion 8. Film & video Commissioning Adaptation of layer 1 outputs 9. Music 10. Performing arts Manufacture of hardware and raw materials used in layer 1 11. Publishing Manufacture of hardware and raw materials used in layer 2 and layer 3 12. Software Retail of complementary products (e.g. televisions) to consumers 13. TV and radio 4 Creative Economy Program. Mapping Document and CEP. 2007. 5 Statistical Analysis in the CIs. Frontier Economics. 2007.
  • 16. 18 Forschung | Sekundärforschung Europäische Union Europa Auf EU-Ebene hat man sich erst spät mit dem Thema Kreativ- man unterscheidet aber zwischen kulturellem und kreativem bzw. Kulturwirtschaft auseinander gesetzt. Dies lässt sich unter Sektor. anderem daran erkennen, dass noch keine offizielle Definition auf europäischer Ebene existiert. Kultureller Sektor Die Staatsmitglieder haben sich vorerst auf die EUROSTAT Defini- Innerhalb des kulturellen Sektors werden zwei Unterbereiche tion geeinigt, welche besagt: definiert: die der nicht-industriellen Sektoren und die der indus- triellen Sektoren. „..activities incorporated within cultural policy are those dealing Nicht-industrielle Sektoren stellen nicht reproduzierbare Wa- with preservation, creation, production, dissemination, trading ren und Dienstleistungen her, die zum „Verbrauch“ vor Ort (auf and education, in all cultural goods and services, in the artistic and einem Konzert, einer Kunstmesse, einer Ausstellung) bestimmt monumental heritage, book and press, visual arts, architecture, sind. performing arts, audio and audiovisual media/multimedia.”6 Industrielle Sektoren hingegen sind für Massenproduktion, Mas- senverbreitung und Export bestimmt. Diese dient eher statistischen Zwecken und legt die Zuständig- keiten der Kulturpolitik in die Bereiche Bewahrung, Kreation, Produktion, Verbreitung, Vermarktung und Bildung für folgende Der kreative Sektor Teilmärkte: Im kreativen Sektor wird die Kultur zu einem kreativen Produk- tionsmittel zur Herstellung nicht kultureller Waren. (Gestaltung, Kulturelle Güter und Dienstleistungen Werbung, Design u. a.) Kunst- und kulturelles Erbe Kreativität wird in der Studie als Einsatz kultureller Ressourcen, Buch und Presse als Zwischenprodukt im Produktionsprozess der nicht-kulturel- Visual Arts len Bereiche und mithin als Quelle von Innovation verstanden. Architektur Demzufolge erstreckt sich die Untersuchung der Studie auf den Darstellende Kunst kulturellen und den kreativen Sektor. Audio und Audiovisuelle Medien / Multimedia Erst mit der „European Parliament Resolution on Cultural Indus- tries“ von 2003 wurde die Europäische Kommission vom EU-Par- lament beauftragt, eine Studie über die kreativen Industrien in Europa durchzuführen, um ein Mapping zu ermöglichen. Die Ergebnisse erschienen im Oktober 2006 in der Studie „The Economy of Culture in Europe“. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der EUROSTAT Definition, 6 EUROSTAT – Cultural Statistics in the EU. 2000.
  • 17. Sekundärforschung | Forschung 19 Zürich Die Kreativwirtschaft der Schweiz wurde 2005 in zwei komple- • Darstellende Kunst mentären Studien untersucht. Es handelt sich dabei um eine em- Artisten, Theaterensembles, Theater- und Konzertveranstalter, pirisch- quantitative Studie der Hochschule für Gestaltung und Opern- und Schauspielhäuser, Kleinkunstbühnen, sonstige kul- Kunst Zürich und einen Synthesebericht „Kreativwirtschaft Zü- turelle Leistungen (Zirkus, Puppentheater, u. a.) rich“. • Design Kreativwirtschaft wird dabei wie folgt definiert: Industriedesigner, Grafikdesigner, Kommunikationsberater, u. a. „Kreativwirtschaft fokussiert auf die Kreativbetriebe im privat- • Architektur wirtschaftlichen Sektor. Es sind die Unternehmen, die sich auf Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsplaner, u. a. erwerbswirtschaftlicher Basis mit der künstlerischen/kreativen Produktion, ihrer Vermittlung und/ oder medialen Verbreitung von entsprechenden Gütern und Dienstleistungen befassen.“7 Kulturwirtschaft im weiteren Sinne umfasst Kultur- und Medi- enwirtschaft. Zu den Züricher Teilmärkten ist Folgendes festzustellen: Hinzukommen der Medien-, Informations- und Kommunikati- onssektor als drittes Segment. Bei der Betrachtung des gesamten kulturellen Raums wird der privatwirtschaftliche (kreativwirtschaftliche) Teil in drei Sekto- Die Branchen der Kulturwirtschaft im engeren Sinne werden ren unterteilt. Diese sind Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. durch die Kulturwirtschaft im weiteren Sinne ergänzt. Beispiels- weise ist Musikwirtschaft ohne die Phonoindustrie nicht denk- Der Staat (Öffentliche Kulturbetriebe d.h. Opern, Theater, Museen) bar. Und die Filmwirtschaft wird durch TV-Produktionen und ist für die kulturelle Grundversorgung verantwortlich. Die Zivil- Rundfunksendern beeinflusst. gesellschaft (Gemeinnützige Organisationen, Stiftungen und Vereine) bietet weitere kulturelle Leistungen an. Die Wirtschaft bietet ihre Leistungen im engeren und weiteren Sinne branchen- bezogen an. Kulturwirtschaft im engeren Sinne umfasst: Bahnhof Standelhof in Zürich • Musikwirtschaft Komponisten und Musikbearbeiter, Tonträgerindustrie, Musik- verlage, Einzelhandel mit Musikinstrumenten, Ballettgruppen, Orchester, Kapellen, Chöre, Tonstudios, u. a. • Buch- und Literaturmarkt Schriftsteller, Journalisten und Pressefotografen, Einzelhandel mit Büchern, Fachzeitschriften, Bibliotheken, Archive, u. a. • Kunstmarkt Bildende Künstler, Restauratoren, Einzelhandel mit Kunstgegen- ständen und Bildern, Museen und Kunstausstellungen u. a. • Filmwirtschaft Bühnen-, Film- und Hörfunk, TV-Künstler, Film- und Videofilm- herstellung, Filmverleih, Filmtheater, Runkfunk- und Tvanstal- ten, u. a. 7 Synthesebericht Kreativwirtschaft Zürich 2005, S. 7.
  • 18. 20 Forschung | Sekundärforschung Wien Stockholm Hundertwasserhaus in Wien Hauptbahnhof in Stockholm Wien hat in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Vor- Das Thema Kreativwirtschaft ist auch und gerade in den nor- arbeiten zur Entwicklung einer Strategie für den Umgang mit dischen Ländern Europas von großer Bedeutung. Stockholm9 den Creative Industries geleistet und einige Maßnahmen auch (Schweden) und Kopenhagen10 (Dänemark) haben 2001 und 2005 schon umgesetzt. So werden jährlich etwa 330 Millionen Euro eigene Kreativwirtschaftsberichte vorgelegt. aus Mitteln der Stadt und des Bundes in die Kunst und Kultur Wiens investiert. Stockholm definiert Kreativwirtschaft als eine zusammenfassen- Von 80.000 Wiener Unternehmen arbeiten 18.000 im Bereich der de Bezeichnung für Individuen und Firmen mit einem kreativen Creative Industries. Anspruch, deren primäre Funktion es ist Erfahrungen in der ei- Mehr als 107.000 Menschen – etwa 15,5 Prozent aller in Wien Be- nen oder anderen Form zu schaffen oder zu liefern. schäftigten – sind in diesem Bereich tätig. Dies ist im Vergleich zum übrigen Österreich ein enorm hoher Wert. Dabei unterscheidet Stockholm folgende kreative Teilmärkte: Wien definiert die Creative Industries wie folgt: Architektur Design Zum Bereich der Creative Industries zählen all jene Bereiche, wel- Film che ein hohes Maß an Kreativität benötigen, um ihre Produkte Fotografie und Dienstleistungen herzustellen, bzw. zu erbringen. Kreativi- Kunst tät hat dabei den Charakter eines Produktionsfaktors, der analog, Literatur zu Aufwendungen für Forschung und Entwicklung eingesetzt Computer- und Fernsehspiele Medien werden muss um Innovationen zu entwickeln.8 Mode Musik Die genauen Teilmärkte sind im Einzelnen: Darstellende Kunst Tourismus und Unterkunft sowie Architektur Auftragskommunikation Audiovisueller Bereich (Film, Video, Fernsehen, Radio) Bildende Kunst und Kunstmarkt Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst Grafik, Mode und Design Musikwirtschaft Literatur, Verlagswesen und Printmedien Software, Spiele, Internet und Multimedia Museen und Bibliotheken Werbung 8 9 Untersuchung des Potentials der Creative Industries in Wien. 2004. S. 19. The FUNK Growth Model of Sweden. Stockholm. 2001. 10 The geography of the Danish creative class. Frederiksberg. 2005.
  • 19. Sekundärforschung | Forschung 21 Kopenhagen Auch die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist seit ein paar Jah- Film und Video ren auf dem besten Weg zu einer Kreativmetropole zu werden. Radio und TV Vor allem die Bereiche Mode, Design, Computerspiele und Film Musik haben dabei internationale Beachtung gefunden. Design Architektur Der Kopenhagener Kreativwirtschaft liegt folgende, sehr weit ge- Werbung und Marketing fasste, Definition zugrunde: Software Kreativwirtschaft sind Industrien die Produkte im Bereich der Bücher Unterhaltungswirtschaft entwickeln und verkaufen.11 Printmedien Dabei werden folgende Teilmärkte unterschieden: Panorama von Kopenhagen 11 http://www.copcap.com/composite-7910.htm. 04.04.2008.
  • 20. 22 Forschung | Sekundärforschung Deutschland Auch in Deutschland gewinnt das Thema Kreativwirtschaft, hier Der Bericht der Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“ ist meist unter dem Begriff Kulturwirtschaft, immer mehr an Be- bisher die einzige Deutschland weite Betrachtung des Themas deutung. Dies ist nicht zuletzt an den vermehrten Veröffentlich- Kreativwirtschaft. Er konzentriert sich vorwiegend auf den pri- ungen von Kulturwirtschaftsberichten in den letzten Jahren zu vatwirtschaftlichen Bereich. sehen. So haben mittlerweile viele Bundesländer, einige Städte Die zugrunde liegende Definition des Begriffes Kreativwirt- und auch die Bundesregierung mit ihrem Schlussbericht der En- schaft setzt sich aus der Kulturwirtschaft (Musik- und Theater- quete Kommission „Kultur in Deutschland“ auf nationaler Ebene wirtschaft; Verlagswesen; Kunstmarkt; Filmwirtschaft; Rund- eine eigene Einschätzung zum Thema vorgelegt. funkwirtschaft; Designwirtschaft sowie Architektur) und den Nachfolgend soll eine Übersicht der bisher erschienenen Berichte Kreativbranchen (Werbung; Software- und Gamesindustrie) zu- in Deutschland gegeben werden: sammen. Kreativwirtschaft kann demnach mit folgender Formel ausgedrückt werden: 1. Kulturwirtschaftsbericht der Hansestadt Hamburg (2006) Kreativwirtschaft = Kulturwirtschaft + Kreativbranchen 1. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Aachen (2005) Die Teilmärkte der Kreativwirtschaft sind demzufolge: 1. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Köln (2007) • Verlagsgewerbe (Buchverlage, Presseverlage, Tonträger- und 1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht der Stadt Karlsruhe Musikverlage) (1996; 2007) • Filmwirtschaft (Film-, TV-Film-, Video-Produktion, Verleih, Ver- trieb, Filmtheater) 1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Berlin (2005) • Rundfunkwirtschaft (privater Hörfunk/Fernsehen) • Musik, visuelle und darstellende Kunst (freiberufliche Künst- 1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Niedersachsen (2002) ler, private Kleinkunstszene, Theater-/Konzertdirektionen, büh- nentechnische Betriebe) 1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Schleswig-Holstein • Journalisten-/Nachrichtenbüros (2004) • Museumsshops, Kunstausstellungen (kommerzielle Muse- umsaktivitäten und Kunstausstellungen) 1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Sachsen-Anhalt • Einzelhandel mit Kulturgütern (Musikfachhandel, Buchhan- (2001; 2006) del, Galerien, Kunsthandel) • Architekturbüros (Innen-, Garten-/Gestaltungs-, Hoch-/ Tief- 1. und 2. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Hessen bauarchitekten) (2003; 2005) • Designwirtschaft (Industrie-, Produktdesign einschließlich Mode- und Textildesign, Kommunikationsdesign/ Werbegestal- 1. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Mecklenburg-Vorpom- tung, jedoch ohne Fotografisches Gewerbe) mern (1997) und Kulturanalyse für Mecklenburg-Vorpommern • Werbung (Werbevermittlung etc. ohne Werbedesign) (2004) • Software/Games (Software- und Spielentwicklung und -bera- tung, ohne Hardware und Datenverarbeitungsdienste) 1. bis 5. Kulturwirtschaftsbericht des Landes NRW (1992; 1995; 1998; 2002; 2007) Die Ansätze der verschiedenen Kulturwirtschaftsberichte Schlussbericht der Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“ Deutschlands unterscheiden sich teilweise erheblich. Im Folgen- (2007) den werden deshalb exemplarisch einige Definitions- und Teil- marktansätze aus den bereits erschienenen Kulturwirtschaftsbe- Entwicklung der Kulturwirtschaft in Bayern – SPD Fraktion im richten vorgestellt. Bayerischen Landtag (2000) Kultur und Tourismus in den neuen Bundesländern (2002) Kulturwirtschaft 2005 – Friedrich Naumann Stiftung (2005)
  • 21. 23 Installation, Museum of Modern Art, Frankfurt
  • 22. 24 Forschung | Sekundärforschung Hamburg Aachen Der Kulturwirtschaftsbericht Hamburg12 berücksichtigt die Kul- Die Stadt Aachen definiert den Begriff Kulturwirtschaft wie turwirtschaft im weiteren Sinne. Das heißt es werden neben folgt: erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen (Kulturwirt- „Insgesamt werden unter dem Begriff Kulturwirtschaft/ Creative schaft im engeren Sinne) auch gemeinnützige und öffentliche Industries diejenigen Kultur- bzw. Kreativunternehmen erfasst, Einrichtungen aufgenommen. Dies ist vor allem darauf zurück welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und zu führen, dass die Kulturwirtschaft Hamburgs im Wesentlichen sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medi- von gemeinnützigen und öffentlichen Einrichtungen geprägt ist alen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienst- und die Auslassung dieser die kulturwirtschaftliche Bedeutung leistungen befassen. Sie bilden den privaten (wirtschaftlichen) der Hansestadt immens schmälern würde. Teilsektor des gesamten Kultur-/Kreativsektors ab. Hamburg unterscheidet sechs Teilmärkte, die sich an der Klassifi- Die Kulturwirtschaft umfasst alle Unternehmen aus dem Dienst- kation von Kunstsparten orientieren: leistungs-, Handels- und Produktionssektor, die den verschiede- nen Kulturbranchen zugeordnet werden können.“13 • Darstellende Kunst (Musicals, Sprechtheater und Musiktheater, Varietés und Klein- Aachen unterscheidet folgende Teilmärkte: kunstbühnen sowie Theaterveranstalter und Künstlervermittler) Musikwirtschaft/Phonomarkt (im engeren und im weiteren • Bildende Kunst Sinne) (Galerien, private Kunstsammlungen mit Ausstellungsbetrieb, Buch-/Literatur-/Pressemarkt (im engeren und im weiteren Sin- Künstlerhäuser und Ateliers, Kunst- und Antiquitätenhandel, ne) Auktionen und Projekte der Kunst im öffentlichen Raum) Film/TV-Wirtschaft/Phonomarkt (im engeren und im weiteren Sinne) • Angewandte Kunst Kunstmarkt / Kunsthandwerk (im engeren und im weiteren (Architektur, Design, Mode, Kunstgewerbe, Kunsthandwerk, Film Sinne) und Foto) Darstellende u. unterhaltende Kunst (im engeren und im wei- teren Sinne) • Kulturelles Erbe Designwirtschaft (Denkmalschutz, Museen, Gedenkstätten sowie Ausstellungs- Architektur häuser) Werbung/Sonstige • Literatur Unter Kulturwirtschaft „im engeren Sinne“ werden diejenigen (Bibliotheken (aber keine wissenschaftlichen Einrichtungen) so- Wirtschaftszweige zusammengefasst, welche zentrale künstleri- wie Buchverlage und Buchhandlungen) sche/kreative und/oder kulturelle Aktivitäten auslösen. Zur Kulturwirtschaft „im weiteren Sinne“ zählen verwandte • Musik Märkte vor allem aus den Medienbranchen, da sich kulturwirt- (Hersteller und Vervielfältiger von Tonträgern, Musikclubs und schaftliche Märkte ständig im Wandel befinden und ebenso in Bars, Hersteller von Musikinstrumenten, Musikverlage, Tonstu- hohem Maße mit technologischmedialen Branchen verzahnt dios, Tonträger-Handel, Musikinstrumenten- und Musikalien- sind. Handel, Orchester und Chöre sowie Konzertveranstalter, Künst- lervermittler und Konzertstätten.) Eine Besonderheit des Hamburger Kulturwirtschaftsberichts ist, dass sämtliche Medienwirtschaftlichen Beiträge wie Werbung, PR, Rundfunk; Printmedien und Multimedia nicht aufgenommen wurden. Dies wurde damit begründet, dass Medienwirtschaft kein Teil der Kulturwirtschaft und Kulturwirtschaft kein Teil der Medienwirtschaft sei und diese so auch nicht miteinander ver- mischt werden sollten. 12 13 Kulturwirtschaftsbericht 2006 für Hamburg. 2006. Vgl.: Kulturwirtschaft in Aachen. 2005.
  • 23. Sekundärforschung | Forschung 25 Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen unterscheidet zwischen den Begriffen Kul- Im Kulturwirtschaftsbericht des Landes Niedersachsen wird der turwirtschaft und Kreativwirtschaft. 14 Begriff folgendermaßen definiert: Der Ansatz „Kulturwirtschaft“ umfasst alle Wirtschaftsbranchen „Kulturwirtschaft umfasst alle Wirtschaftsbetriebe, Selbststän- mit Kulturbezug. digen und alle erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten die für die Der Ansatz „Kreativwirtschaft“ bezieht sich auf die Kernbran- Vorbereitung, Erhaltung und Sicherung von künstlerischer Pro- chen der Kulturwirtschaft und wird ergänzt durch die Branche duktion, Kulturvermittlung und/oder künstlerischer Verbrei- der Softwareindustrie. tung Leistungen erbringen oder dafür Produkte herstellen oder veräußern.“16 Nordrhein-Westfalen unterscheidet folgende Teilmärkte: Niedersachsen unterscheidet folgende Teilmärkte: Musikwirtschaft mit Schwerpunkt Popmusik Literatur- und Buchmarkt mit Schwerpunkten Verlage und Darstellende Kunst und Unterhaltungskunst Einzelhandel Film/TV, Rundfunk und sonstige Medienwirtschaft Kunstmarkt Kunst, Design, Werbung Film- und TV Wirtschaft mit Schwerpunkt Filmproduktion Literatur, Buch, Print- und Pressemarkt Designwirtschaft Musikwirtschaft Softwareindustrie Schleswig-Holstein Der Kulturwirtschaftsbericht des Landes Schleswig-Holstein de- finiert Kulturwirtschaft wie folgt: „Kulturwirtschaft ist ein Querschnittsbereich zwischen dem ers- ten, dem zweiten und dem dritten Sektor, zwischen Wirtschaft, Staat und gemeinnützigem Bereich, die in ihrer Gesamtheit auch als Kulturbetrieb bezeichnet werden. Kulturwirtschaft um- fasst damit den marktorientierten Bereich und den öffentlichen Kulturbetrieb.“15 Schleswig- Holstein unterscheidet folgende Teilmärkte: Musikmarkt Buch- und Literaturmarkt Kunstmarkt, Kunsthandwerk und Design Darstellende Kunst Film, Hörfunk, Fernsehen und Unterhaltungselektronik Soziokultur Kulturverwaltung, -management und –forschung Kulturbauwirtschaft und Denkmalschutz 14 16 Vgl.: Kulturwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen. 2007. Kulturwirtschaft in Niedersachsen. 2002. 15 Bericht der Landesregierung über die Entwicklung der Kulturwirtschaft in Schleswig- Holstein. 2004.
  • 24. 26 Forschung | Sekundärforschung Kuppel des Sony Centers, Berlin
  • 25. Sekundärforschung | Forschung 27 Berlin KREATIVWIRTSCHAFT Darstellende Kunst, Kunstmarkt, Architektur und kulturelles Erbe MEDIEN IT 02_Cluster Kommunikation, Medien und Kultur- wirtschaft Musik, Film & TV, Buch- Software, Multimedia, Nachrichtentechnik, (Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Tech- Marktforschung und Pressemarkt, Internet / ITK Hardwareberatung, Werbung/PR DV-Dienste nologie und Frauen. Kurz-Info Cluster Kommunikation, Medien und Kulturwirtschaft.) Auch die Stadt Berlin hat im Jahr 2005 einen ersten Kulturwirt- teilweise aber auch in unterschiedlichen Abgrenzungen verwen- schaftsbericht vorgelegt. Im Herbst 2008 soll ein Zweiter folgen. det. Unter dem Begriff „Kreativwirtschaft“ verstehet man in Ber- Berlin definiert Kulturwirtschaft wie folgt: lin den erwerbswirtschaftlichen Sektor und damit alle Unterneh- men und Selbstständigen, die gewinnorientiert und in privater Unter Kulturwirtschaft werden alle selbstständigen und erwerbs- Rechtsform kulturelle Güter produzieren, vermarkten, verbreiten wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen, die kulturelle Güter oder damit handeln. Auch gewerbliche Betriebsteile von Kultur- und Dienstleistungen erstellen, vermarkten, verbreiten, damit institutionen zählen zur Kreativwirtschaft. handeln sowie Kulturgüter bewahren, zusammengefasst.17 Innerhalb der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Der Kultursektor umfasst gemäß dem traditionellen 3-Sektoren- Frauen wird die Kreativwirtschaft im Cluster Kommunikation, modell den erwerbswirtschaftlichen, den öffentlich geförderten Medien und Kulturwirtschaft betrachtet. Sie unterliegt dabei und den gemeinnützigen Kulturbereich. Die Begriffe Kulturwirt- Überschneidungen mit dem technologiebezogenen Kompetenz- schaft und Kreativwirtschaft werden teilweise deckungsgleich, feld „IT“ und dem Kompetenzfeld „Medien“. Selbständige und 03_Teilmärkte Teilmarkt der Kreativwirtschaft Unternehmen Freiberufler Buch- und Pressemarkt Schriftsteller, Autoren, Buchverlage, Druckereien, (Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Pressefotografen, Journalisten Buchhandlungen Technologie und Frauen. Kulturwirtschaft/ Film- und Fernsehwirtschaft Schauspieler, Moderatoren Filmproduktionsfirmen, Verleiher, Kreativwirtschaft in Berlin.) Kinos, Rundfunk- und TV Sender Kunstmarkt Maler, Designer Galerien, Kunstgewerbe Die in Abbildung 04_Teilmärkte benann- Softwareentwicklung / Web-Designer Softwarehäuser, ten Unternehmen und Selbstständigen Telekommunikation Telekommunikationsdienstleister sind die wesentlichen Protagonisten der Musikwirtsschaft Komponisten, Musiker, Ton- Instrumentenhersteller, Musik- Kreativwirtschaft in Berlin. techniker fachgeschäfte, Clubs, Verlage, Veranstalter Werbung Werbegrafiker, Werbetexter Werbeagenturen, Die einzelnen Teilmärkte werden im An- Werbevermittler schluss noch genauer untersucht und Architektur und kulturelles Erbe Restauratoren, Architekten, dargestellt. (Siehe Teilmärkte der Berliner Architekturbüros Stadtplaner Kreativwirtschaft) 17 Kulturwirtschaft in Berlin. 2005. S. 8.
  • 26. 28 Forschung | Teilergebnisse TEILERGEBNISSE Komm.mix Definition Kreativwirtschaft e/Festivals (Ins es s z M Vermarktu eni Bei der Recherche der Definitionen, die den einzelnen Kultur- und ng er Kreativwirtschaftsberichten zugrunde liegen fiel auf, dass diese ex- d Pro uktio un trem unterschiedlich und teilweise nur wenig trennscharf waren. Umsetzu g) n g Obwohl wir den Ansatz von Richard Floridas eines allgemeinen n Gesellschafts- und Wirtschaftswandels für zutreffend halten, wollen wir aus Umsetzungsgründen von dieser makroperspek- Kreative tivischen Betrachtung der Kreativwirtschaft Abstand nehmen. Denn nach Florida sind praktisch alle Berufe kreativ. Wir wollen unserer Arbeit eine mikroperspektivische Betrach- tung der Kreativwirtschaft zugrunde legen, welche sich an der im Herbst 2007 veröffentlichten Studie „Statistical Analysis“ von Kunden / Frontier Economics im Auftrag des DCMS, also der Benchmark Publikum London, orientiert. Die hier gegebene statistische Definition wol- len wir als Ausgangspunkt unserer konzeptuellen Definition für den Begriff Kreativwirtschaft betrachten. Im engeren Sinne Die Studie hat ein Modell erarbeitet, welches eine Darstellung der Im weiteren Sinne universellen Wertschöpfungskette der Kreativwirtschaft ermög- licht. Im inneren Kern dieses Modells stehen die kreativen Aktivi- täten an sich, welche der Ausgangspunkt der gesamten kreativen 04_universelle Wertschöpfungskette Industrie sind. Hierbei handelt es sich um die Ideenfindung und die Umsetzung dieser kreativen Idee, also die Schaffung von Ur- heberrechten. Diesen Prozess wollen wir Kreativwirtschaft im engeren Sinne Unsere Definition für die Berliner Kreativwirtschaft lautet dem- bezeichnen. nach: Der kreative Kern als erste Stufe der Wertschöpfungskette findet Wir unterscheiden Kreativwirtschaft im engeren und im weite- sich in fast allen der von uns zusammen gestellten Definitions- ren Sinne. versuche wieder. Uneinigkeit herrscht vielmehr in Bezug darauf, wie weit die Kreativwirtschaft geht, das heißt welche Stufen der Kreativwirtschaft im engeren Sinne sind die Prozesse auf der Wertschöpfungskette noch Teil der Kreativwirtschaft sind und ersten Stufe der Wertschöpfungskette bei allen kreativen Teil- welche nicht. Diese Unklarheit ist auch darauf zurück zu führen, märkten. Es handelt sich dabei um jene kreativen Aktivitäten am dass die Grenzen zwischen den einzelnen Stufen der Wertschöpf- Anfang jedes wirtschaftlichen Prozesses innerhalb der Kreativ- ungskette oft fließend sind und sich verändern. branche von denen Urheberrechte erzeugt werden. Wir bezeichnen die Stufen der kreativen Wertschöpfungskette, Kreativwirtschaft im weiteren Sinne sind die Prozesse auf den welche über die Ideenfindung und Umsetzung hinausgehen als übrigen Stufen der jeweiligen Wertschöpfungskette, die sich Kreativwirtschaft im weiteren Sinne. Dazu gehören die (Produk- mit der Auswertung der kreativen Inhalte befassen. Dies kann tion), Vermarktung und Ausstellung des kreativen Produkts so- je nach Teilmarkt die Produktion, Vermarktung, Ausstellung und wie ggf. noch andere Schritte. andere Schritte umfassen.
  • 27. Teilergebnisse | Forschung 29 KOMM.MIX TEILMÄRKTE FÜR BERLIN Abgleich der Teilmärkte London EU Zürich Wien Stockholm Kopenhagen Deutschland Berlin komm.mix Advertisment Werbung Werbung Auftragskom- Werbung und Werbung Werbung und PR Werbung / PR (Kreativbranche) munikation Marketing Architecture Architektur Architektur Architektur Architektur Architektur Architekturbüros Architektur (Kreativbranche) Architektur - kul- Art & Antique Kulturelles Erbe Musik, Visuelle turelles Erbe (Bildende Kunst) Kunstmarkt und Darstellende Bildende Kunst Kunst# (einschl. Museen, Kunst Kunstmarkt Bildende Kunst und Kunstmarkt Ausstellungen) Museen, Ausstel- Kunstmarkt lung Computer & Games Computer- Computerspiel- Software / Games Software & Fernsehspiele, industrie Computerspiele Medien Crafts Kunsthandwerk Kunsthandwerk Kunsthandwerk (Bildende Kunst) Design Gestaltung/Design Design Grafik, Mode und Design Design Designwirtschaft Design Designer Fashion (Kreativbranche) Design Mode Film & Video Film & Video Audiovisueller Film und TV- Film, Rundfunk Filmwirtschaft Film Film & Video Film (Kulturbranche) Bereich Wirtschaft und TV Music Musik Musikwirtschaft Musikwirtschaft Musik Musik Musikwirtschaft Musik– (Kulturbranche) Musik, Visuelle Performing Arts Darstellende Kunst Darstellende und Darstellende Darstellende Darstellende Darstellende Kunst# Darstellende (Kunst) Kunst/Unterhal- Kunst Kunst Kunst Kunst tungskunst Publishing Bücher und Presse Literatur, Verlag- Bücher Verlagsgewerbe (Kulturbranche) Buch und Buch und swesen, Literatur Journalisten, Buch und Presse Literaturmarkt Presse Printmedien Printmedien Nachrichtenbüros Software Verwandte Industrie Software, Spiele, Informations- Software & (Kreativbranche) Internet und Software Kommunikation- Multimedia stechnologien Computerspiele TV & Radio TV & Rundfunk Audiovisueller Rundfunk- Film und TV- Film, Rundfunk Radio & TV (Kulturbranche) Bereich wirtschaft Wirtschaft und TV Zusätzliche Fotografie Einzelhandel mit Teilmärkte Kultugütern Tourismus- Un- Museumsshops, terkunft Kunstausstel- lungen 05_Abgleich Auch hier werden die 13 von London definierten Teilmärkte der Kreativwirtschaft zugrunde gelegt. Ihnen werden die entspre- chenden Teilmärkte aus den anderen Kultur- uns Kreativwirt- schaftsberichten Europas zugeordnet. Daraus ergeben sich zehn für Berlin sinnvolle Teilmärkte, welche Architektur/ Buch- und Pressemarkt/ Werbung und PR/ Darstel- lende Kunst/ Bildende Kunst/ Kunsthandwerk/ Design/ Film, TV- und Rundfunk/ der Musikmarkt sowie die Software- und Com- puterspieleindustrie sind. Wie sich diese zehn Teilmärkte im Einzelnen entlang der Wert- schöpfungskette zusammensetzten, lässt sich den folgenden drei Grafiken entnehmen.
  • 28. 30 Forschung | Teilergebnisse Komposition Architekturbüros für Regional- und Landesplanung Architekturbüros für Innen- Tonstudios Songschreiber architektur/ Hochbau Gesang Kulissenbau Instrumentenbau Musik Architektur Architekturbüros für Garten- und Landschaftsplanung Softwareentwicklung 3D Grafikproduktion Journalismus Computerspiele-/ Übersetzungsbüros Softwarehersteller Computerspiele/ Buch & Pressemarkt Software Computerspielentwicklung Autoren/ Schriftsteller Nachrichtenbüros PR Teilmärkte Berlin Produktdesign Werbung/ PR im engeren Sinne Modedesign Industriedesign Text Grafik Planung Design Grafikdesign Filmbearbeitung Animation Sounddesign Regie Webdesign Kamera Film/ TV/ Rundfunk Drehbuch Fernseh- und Rundfunk- Darstellende Kunst programm produktion Storyboarding Tanz Synchronsprecher Film- und Videofilm- Schauspiel produktion Bühnenkunst Kunsthandwerk Bildende Kunst Malerei Glasbläserei Keramikhandwerk Bildhauerei Restauratoren Kunstfotografie Goldschmiederei Metallgestaltung
  • 29. Teilergebnisse | Forschung 31 Komponisten Architekten für Regional- Songschreiber Tonmeister und Landesplanung Innenarchitekten Sänger Kulissenbauarchitekten Instrumentenbauer Musik Musikproduzenten Architektur Architekten für Garten- Software- und und Landschaftsplanung Computerspielentwickler 3D Grafiker Journalisten Dolmetscher Computerspiele/ Software Buch & Pressemarkt Software- und Autoren Computerspielhersteller Schriftsteller Teilmärkte Berlin im engeren Texter Sinne nach Berufen Produktdesigner PR-Leute Grafiker Industriedesigner Design Modedesigner Werbung/ PR Grafikdesigner Sounddesigner Webdesigner Strategen/Planer Fotojournalisten Animateure Darstellende Kunst Regisseure Cutter Tänzer Film/ TV/ Rundfunk Artisten Schauspieler selbst. Bühnenkünstler Kameraleute Drehbuchautoren Film/TV/Rundfunk Storyboardzeichner Produzenten Synchronsprecher Moderatoren/ Nachrichten- Kunsthandwerk sprecher Glasbläser Keramiker Bildende Kunst Metallgestalter Maler Goldschmiede Bildhauer Restauratoren Kunstfotografen
  • 30. 32 Forschung | Teilergebnisse Musikverlage Festivals Konzertveranstalter Bauunternehmen Musiklabels Musik- einzelhandel Wohnungsbaugesellschaften Tanzlokale/ Opern/ Diskotheken Konzerthallen Architektur Musik Antiquariate Einzelhandel Messen Messen Einzelhandel Buch & Pressemarkt Computerspiele/ Software Verlage Presseagenturen Bibliotheken/ Archive Projekt Management Modenschauen/ Beratung Teilmärkte Berlin im Messen weiteren Sinne Events/Festivals Einzelhandel Design Festivals Webung/ PR Designagenturen Bekleidungseinzelhandel Kinos/ Filmtheater Film/ TV/ Rundfunk Darstellende Kunst Festivals Zirkus Tanzschulen Video-/ DVD Anbieter Filmverleihe Künstler/ Theater/ Varietés Castingagenturen Filmvertrieb Festivals Theaterveranstalter Rundfunk- und Fernsehanstalten Kunsthandwerk Bildende Kunst Galerien Manufakturen Auktionshäuser Museen Ausstellungs & Galerien Kunstgewerbehandel Veranstalter Einzelhandel mit Kunstgegenständen Ausstellungen & Galerien
  • 31. Die Berliner Teilmärkte | Forschung 33 DIE BERLINER TEILMÄRKTE Die ermittelten Teilmärkte sollen nun genauer betrachtet und dargestellt werden. Da die aktuellsten Zahlen aus dem Berliner Kulturwirtschaftsbericht, bei welchem das Jahr 2002 als Grund- lage dient, bzw. vom DIW aus dem Jahr 2005 stammen und wir andere Teilmärkte definiert und eine andere Herangehensweise (Definition) als in der genannten Literatur zugrunde liegt, ge- wählt haben, können wir bezüglich Umsatz, Unternehmens- und Beschäftigtenzahlen der einzelnen Teilmärkte nur ungefähre Angaben machen. Der Berliner Kulturwirtschaftsbericht 2008 wird neue Zahlen, je- doch bezogen auf die vom Berliner Senat definierten Teilmärkte liefern.
  • 32. 34 Forschung | Die Berliner Teilmärkte Reichstag, Berlin
  • 33. Die Berliner Teilmärkte | Forschung 35 Architektur Bildende Kunst Zur ersten Stufe der Wertschöpfungskette im Bereich Architektur gehören Architekturbüros für Hochbau und Innenarchitektur, für Regional- und Landesplanung, für Garten- und Landschafts- planung und für Kulissenbau. Zu den weiteren Stufen der Wert- schöpfungskette kann man private Wohnungsbaugesellschaften, Bauunternehmen, aber auch Ausstellungen und Messen zählen. Im Jahr 2005 gab es in Berlin circa 2700 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen im Bereich Architektur, die einen Umsatz von cir- circa 650 Millionen Euro erwirtschafteten und circa 6000 sozi- alversicherungspflichtige Beschäftigte bezahlten. Den größten Anteil daran hatten die Büros für Innenarchitektur- und Hoch- bau. Friedrichstraße Der Markt im Bereich der Architektur ist vor allem durch Klein- und Kleinstunternehmen geprägt, die Mehrzahl der Unterneh- Der Teilmarkt bildende Kunst setzt sich auf der ersten Stufe der men beschäftigt weniger als zwei sozialversicherungspflichtige Wertschöpfungskette aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Angestellte. Beschäftigten- und Umsatzzahlen waren in den Kunstfotografie sowie Restauration zusammen. Zur Kreativwirt- letzten Jahren rückläufig. Trotzdem weist Berlin nach Hamburg schaft im weiteren Sinne gehören in diesem Bereich die Galerien, und Baden-Württemberg die dritthöchste Architektendichte in Ausstellungen, Auktionshäuser, Museen sowie der Einzelhandel Deutschland auf. mit Kunstgegenständen. Im Jahr 2005 gab es in Berlin circa 2500 Unternehmen in diesem Viele Projekte im Bereich der Architektur werden jährlich geför- Bereich, welche einen Umsatz von etwa 280 Mio. Euro erwirt- dert. Architekturbüros erhalten jährlich 580.000 Euro bis 2,4 Mio. schafteten und circa 2500 sozialversicherungspflichtige Beschäf- Euro über Investitionskostenzuschüsse bei Neugründungen und tige aufwiesen. Erweiterungen und durch zahlreiche weitere Förderprogramme, wie z. B. „Zukunftsinitiative Ökologisches Wirtschaften“ oder den Auch dieser Teilmarkt ist vor allem durch Klein- und Kleinstun- „Zukunftsfond Berlin“. ternehmen geprägt. 2002 überschritten von 6100 bei der Künst- lersozialkasse gemeldeten selbstständigen bildenden Künstlern Als Netzwerk hat sich in den letzten Jahren besonders das nur 7% die Mindestgrenze der Umsatzsteuerstatistik von 16.617 „AEDES Architekturforum“ hervorgetan, welches mit Symposien, Euro im Jahr. 93% waren somit gar nicht erfasst. Trotzdem sind Workshops, Diskussionen und Vorträgen für einen Erfahrungs- die Umsätze in den letzen Jahren steigend. austausch zwischen Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern, Ingenieuren, Vertreten aus Politik und Kultur sowie interessier- Der Teilmarkt Bildende Kunst wird mit jährlich 930.000 Euro bis ten Laien schafft. 3 Mio. Euro aus Mitteln des Programms „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ sowie mit zahlreichen anderen Wirtschaftsförderprogrammen unterstützt. Auch hier findet ein Großteil der Förderung über Investitions- kostenzuschüsse statt. Des Weiteren unterstützt das Land Berlin die Bildenden Künste durch die Förderung von Einrichtungen im Bereich der künstlerischen Produktion und Kunstvermittlung, durch individuelle Künstlerförderung in Form von Stipendien sowie Projekt- und Katalogförderung, durch Atelierförderung (Ateliermietprogramm) und durch die Möglichkeit der künstle- rischen Ausbildung in Berlin, z. B. an der Universität der Künste und anderen Hochschulen. Das Land Berlin gab 2003 8,7 Mio. Euro für institutionelle und projektbezogene Förderung im Bereich der Bildenden Künste aus, davon etwa 2,7 Mio. Euro aus dem Hauptstadtkulturfonds. Neben dem Land Berlin werden die Bildenden Künstler vor allem durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie, die Stiftung Kulturfonds, die Kulturstiftung des Deutschen Bundes und durch die Bezirke unterstützt.