BZB-BUND-150319-007-4C HUMER Mit der Einsaat besser bis zum Sommer zuwarten+comment
http://de.slideshare.net/JohannHumer/wiesenein saaten-im-fruehjahr
Viele Wiesen liefern nur mehr Bruchteile ihrer natürlichen Ertragsfähigkeit. Der immer frühere und häufigere Silageschnitt im Mai für hohe Megajoulewerte im Futter verbraucht die Lebenskraft der Gräser. Gute "Massengräser", wie Knaulgras, Englisches Raygras und Glatthafer, werden zurückgedrängt, ertragsschwächere und minderwertigere Wiesenpflanzen machen sich breit. Ohne die guten Futtergräser sinkt der Viehfutterertrag langfristig auf etwa sechs Tonnen Trockenmasse pro Hektar.
HUMER Mit der Einsaat besser bis zum Sommer zuwarten BZ
1. V
iele Wiesen liefern nur
mehr Bruchteile ihrer
natürlichen Ertragsfä-
higkeit. Der immer frühere
und häufigere Silageschnitt
im Mai für hohe Megajoule-
werte im Futter verbraucht die
Lebenskraft der Gräser. Gute
„Massengräser“, wie Knaul-
gras, Englisches Raygras und
Glatthafer, werden zurück-
gedrängt, ertragsschwächere
und minderwertigere Wiesen-
pflanzen machen sich breit.
Ohne die guten Futtergräser
sinkt der Viehfutterertrag
langfristig auf etwa sechs Ton-
nen Trockenmasse pro Hektar.
Demgegenüber bringen neu
angelegte Futterwiesen Er-
träge um die 12 t TM /ha.
Als probates Mittel, um
die Erträge aufzufrischen,
gilt neben der kostspieligen
Neuanlage vor allem die um-
bruchlose Erneuerung des
Dauergrünlands durch Ein-
saat, Nachsaat oder Übersaat.
Geeignete Geräte hierfür sind
Schlitzsaatgeräte, Striegel oder
Eggen. Gemeinsam ist all die-
sen Verfahren, dass das Wie-
sensaatgut in eine bestehende
Grasnarbe eingesät wird.
Erst wiederholte Einsaat
bringt den Ertragseffekt
Langjährige eigene Erfah-
rungen in NÖ zeigen, dass
Grünlanderneuerungen bei
nur einmaliger Saat eher selten
gelingen. Die Erfolgsrate der
einzelnen Einsaaten liegt nach
meinen Erfahrungen etwa bei
50 %. Dabei war es unerheb-
lich, welche Einsaat-Sätechnik
zur Anwendung kam. Wirt-
schaftlich interessant ist eine
Nachsaat erst dann, wenn sie
circa 1000 kg Mehrertrag TM/
ha und Jahr erbringt. Wenn
nach drei Jahren keine spür-
bare Ertragsverbesserung ein-
getreten ist, muss man davon
ausgehen, dass die Einsaat
erfolglos war. Häufig werden
Wiesen in einem Abstand von
drei bis acht Jahren eingesät.
Daraus sieht man, dass viele
Wiesen noch ein hohes unge-
nutztes Potenzial für bessere
Futtererträge haben.
Erst die mehrmals wieder-
holte Einsaat mit circa 20 kg/
ha Saatgut je Jahr hat in mei-
nen Praxisversuchen einen
unerwartet enormen Ertrags-
schub gezeigt. Dazu brauchte
es drei Jahre hintereinander
die jährliche Einsaat.
Erst, wer den enormen
Ertragsschub wiederholter
Einsaaten gesehen hat, dem
wird das schlummernde Er-
tragspotenzial vieler Wiesen
bewusst. Nach eigener Ein-
schätzung könnte so die Er-
tragsleistung von Futterwie-
sen um 50, vielleicht bis sogar
100 %, verbessert werden.
Gute Wasserversorgung
ist der Schlüsselpunkt
Die gute Wasserversor-
gung, genug offener Boden
und ein geringer Schädlings-
druck sind die Schlüsselpunk-
te für den Erfolg der Einsaa-
ten. Von allen Verfahren der
Grünlanderneuerung haben
Einsaaten den höchsten Was-
serbedarf. Die Altnarbe und
diverse Schädlinge im Boden
sind die großen Rivalen für
die junge Saat. Vor allem das
tiefe Wurzelsystem der Alt-
narbe entzieht der jungen Saat
Wasser und Nährstoffe.
Dazu kommen weiters auch
technische Unzulänglichkei-
ten. Denn keine der verfüg-
baren Nachsaat-Techniken
ermöglicht eine gleichmäßige
Saatgutablage. Es fehlt das
klassische, ordentlich vorbe-
reitete Saatbett. Somit ist kein
zuverlässiger Samenaufgang
im Zeitraum von ein bis zwei
Wochen gewährleistet, so wie
man das von einer klassischen
Wiesenneuanlage mit Um-
bruch, Bodenvorbereitung und
präziser Samenablage kennt.
Voraussetzung für eine
gute Einsaatwirkung ist ein
offener Boden, wo die Samen
Platz zum Keimen und Wach-
sen haben. Erst, wenn die
jungen Grassämlinge genug
Licht erreicht, kommt es zum
Wachstumsschub.
Je öfter Wiesen eingesät
werden, umso eher fällt der
Samen auf offenen Boden und
kann keimen. Mit der gedul-
dig wiederholten Saat baut
sich außerdem ein gewisses
Samenpotenzial gesäter und
noch ungekeimter Samen im
Boden auf („Schlafsaat“). Der
Boden fungiert bekanntlich
als eine besondere Samen-
bank – man denke allein an
den riesigen Samenvorrat die
der Ampfer in vielen Wiesen-
böden hat. Eine regelmäßige
Nachsaat trägt somit auch
dazu bei, ein Samenreservoir
im Boden aufzubauen.
Vom Zeitpunkt her sind
Einsaaten im Sommer am Er-
folg versprechendsten. Dies
belegen zumindest meine Er-
fahrungen in NÖ. Meist ist
der Sommer die niederschlag-
reichste Jahreszeit, und der
Futternachwuchs der Altnarbe
ist geringer als im Frühjahr.
Den Schlüssel für erfolg-
reiche Einsaaten halte ich
in der jährlich wiederholten
Einsaat, so wie es neuerdings
deutsche Experten bei Ray-
gräsern raten.
Nur „kampfstarke“ Gräser
setzen sich durch
Divergierende Meinungen
gibt es in Fachkreisen dazu,
welche Nachsaatmischungen
wirklich gut taugen. Klar ist,
dass sich in einer bestehenden
Wiesenaltnarbe am ehesten
konkurrenzstarke und schnell
anwachsende Arten durchset-
zen. Dazu zählen: Englisches
Raygras, Rotklee, Knaulgras,
Glatthafer und Goldhafer.
Nachsaatmischungen mit
konkurrenzschwächeren und
langsam auflaufenden Arten,
wie die Wiesenrispe, werden
sich kaum oder nur bei oft
wiederholter Saat durchsetzen.
Nach eigenen Erfahrungen set-
zen sich bei Einsaaten folgende
Arten kaum durch: Timothe,
Wiesenschwingel, Rot-
schwingel, Luzerne und teils
Wiesenrispe. Ausführliche
Infos zum Thema Frühjahrs-
einsaat sind im Internet zu fin-
den unter: http://de.slideshare.
net/JohannHumer/wiesenein
saaten-im-fruehjahr
Johann Humer
Der Maiswurzelbohrer (Dia-
brotica virgifera) hat in den
betroffenen Regionen mittler-
weile alle verwirrt. Es werden
fixfertige Strategien propagiert,
welche den betroffenen Land-
wirten suggerieren, dass damit
ihre Probleme lösbar sind. In
ihrer Notlage greifen die Bauern
nach jedem Strohhalm, der sich
anbietet. Sucht man jedoch
nach Bekämpfungsmethoden,
die bereits über das Versuchssta-
dium hinaus sind, dann verblei-
ben derzeit drei Maßnahmen,
die man am besten zu einer
Gesamtstrategie kombiniert.
1. Das Um und Auf, um die
Population in Schach zu halten,
ist die Fruchtfolge.
2. Maßnahme zwei ist der
Einsatz des Bodengranulats
Belem 0,8 MG. Dieses Mittel
ist heuer fix zugelassen in Mais,
Zuckermais, Sorghumhirse und
Sonnenblume. Die Aufwand-
menge beträgt 12 kg/ha als
Saatfurchenbehandlung mit Erd-
abdeckung. Den Maisanbauern
bietet sich damit die Möglich-
keit, den Schäden durch die Lar-
ven des Diabroticas einigerma-
ßen Einhalt zu gebieten. Weiters
hat Belem in den genannten
Kulturen auch eine Zulassung
gegen den Drahtwurm. Auf die
ordnungsgemäße Anwendung
ist besonderes Augenmerk zu
legen! Für den Zeitraum von 15.
März bis 15. Juni ist Belem als
Notfallzulassen (Art. 53) zudem
in höherer Aufwandmenge für
die Saatgutproduktion zugelas-
sen sowie gegen Drahtwurm
und Saatenfliegen in Ölkürbis.
3. Maßnahme drei ist die
gezielte, ein- oder zweimalige
Käferbehandlung mit Biscaya.
Alle anderen Empfehlungen
befinden sich noch in einer
intensiven Versuchsphase,
wo sich die Landwirte heuer
beteiligen sollen und werden.
Bisher war es übliche Praxis im
Pflanzenschutz, dass Produkte
für „Feldversuche“ den Bauern
von der Vertriebsfirma gratis
zur Verfügung gestellt wurden.
Auch eine Abgeltung für den
Mehraufwand war vorgesehen.
Erstaunlich ist für mich, dass die
Landwirte bei der Bekämpfung
des Maiswurzelbohrers für einen
Versuch erstmals selbst das Geld
in die Hand nehmen müssen.
Kurt Graf
Kommentar
Ein Feldversuch, den die Landwirte
selbst bezahlen müssen
bzw. Kombipackungen auch
Borsten- oder Fingerhirsen
bekämpft werden, so ist bei
den hier hauptsächlich zur
Anwendung kommenden Sul-
fonylharnstoffen der Behand-
lungstermin unbedingt auf
das Entwicklungsstadium der
Hirsen abzustimmen. Die Ap-
plikation muss dann bis spä-
testens im Dreiblattstadium
der Unkrauthirsen erfolgt sein.
Problemfall
Glattblättrige Hirse
Im Süden Österreichs hat
sich in den letzten Jahren die
Glattblättrige Hirse (Panicum
laevifolium) stärker verbrei-
tet. Zudem ist auch gegen
Sulfonylharnstoffe resistente
Hühnerhirse dabei, sich zu
etablieren. Gegen Panicum
Laevifolium haben Triketone
(Clio, Laudis, Calaris) keine
Wirkung, sehr wohl aber
Sulfonylharnstoffe oder Vor-
auflaufprodukte wie Adengo,
Dual Gold oder Spectrum.
Falls auf einer Fläche bei-
de Problemhirsen vorkom-
men, so empfiehlt sich eine
Kombination von Triketon +
Sulfonylharnstoff. Triketon
ist solo derzeit nur in Cala-
ris enthalten; dieses ist als
Mischpartner zu einem Sul-
fonylharnstoffprodukt jedoch
sauteuer. Deshalb ist man hier
an die fixen Kombipackungen
der Pflanzenschutzfirmen ge-
bunden (Elumis-Varianten,
Laudis+Aspect pro+Monsoon
oder Kelvin Star-Pack).
Volle Aufwandmengen
bei Flughafer und Quecke
In Ostösterreich sind spe-
ziell Flughafer und Quecke
ein Thema. Gegen Flughafer
reichen in der Regel wiederum
die Clio- oder Laudis-Kombi-
nationen. Bei stärkerem Druck
ist es besser, auf Sulfonylharn-
stoffvarianten wie Arigo oder
MaisTer Power umzusteigen,
aber mit der vollen, empfoh-
lenen Aufwandmenge.
Gegen Quecken ist eine in
der Regel zufriedenstellende
Wirkung nur mit Sulfonyl-
harnstoffen zu erreichen.
Auch hier sollte die Auf-
wandmenge eher im höchst
zulässigen Bereich gewählt
werden. Trotzdem darf man
sich keine Wirkungsgrade wie
z. B. gegen Hühnerhirse er-
warten. Quecke kann man in
anderen Kulturen oder nach
der Getreideernte effizienter
in den Griff bekommen.
Kein Terbuthylazin in
Wasserschutzgebieten
In der Praxis zu beachten
sind jedenfalls die verschie-
denen Anwendungsauflagen.
Der Einsatz des Wirkstoffes
Terbuthylazin (Aspect pro,
Calaris, Gardogold, Spectrum
Gold und Successor T; tlw.
nur in Kombipackungen) ist
in Wasserschutz- und Schon-
gebieten verboten.
Weiters dürfen die meis-
ten nicosulfuronhaltigen Pro-
dukte nur alle zwei Jahre auf
derselben Fläche angewendet
werden. Nicht betroffen von
dieser Auflage sind Elumis,
Fornet und SL 950.
Mit den verschiedensten
Abständen zu Oberflächen-
gewässern haben die Land-
wirte ja schon umzugehen
gelernt. Verstärktes Augen-
merk ist auch darauf zu legen,
dass es bei einem Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln auf ab-
tragsgefährdeten Flächen in
der Nähe zu Oberflächenge-
wässern gesonderte Abstands-
auflagen gelten, welche auch
durch abtriftmindernde Ap-
plikationstechnik nicht ver-
ringert werden können. In
Österreich findet man derzeit
keinen Richtwert, ab wann
eine Fläche als abtragsgefähr-
det gilt; in Deutschland sind
diese Flächen definiert mit
einer Hangneigung größer als
zwei Prozent.
Ing. Kurt Graf, RWA
Fortsetzung von Seite 6
Mit der Einsaat besser bis
zum Sommer zuwarten
Grünland – Einsaaten in bestehende Wiesen sind häufig ein Provisorium. Be-
rater Johann Humer gibt Hinweise dazu, wie die Grünlanderneuerung gelingt.
Engerlingsschaden – hier ist eine Frühjahrseinsaat sinnvoll. FOTO: Humer
Wichtig sind Einsaaten im Früh-
jahr dann, wenn die Grasnarbe
zu lückig und zu wenig dicht ist.
Offener Boden in Wiesennarben
kann beispielsweise auftreten
bei Engerlingsbefall, Wildschä-
den, Auswinterung, selektiver
Unkrautbekämpfung und bei
Lücken unter großwüchsigen Un-
kräutern, wie Ampfer, Hahnen-
fuß, Spitzwegerich, Bärenklau
und Löwenzahn. Auch hier gilt
aber, dass eine zuverlässige
Wirkung der Einsaat nur erziel-
bar ist, wenn in der Folge eine
regelmäßige Nachsaat durch-
geführt wird.
Der jährlich regelmäßige Saat-
gutnachschub im Frühjahr ist
somit dann von höchster Bedeu-
tung, wenn Lücken in der Gras-
narbe auffallen. Raschwüchsi-
ges Wiesensaatgut repariert die
lückigen Narben am schnellsten
und trägt schon im Sommer zum
Jahresertrag bei.
Bei OffeneM Boden – Einsaat jetzt
Invekos- und CC-Termine
21. März
• Öpul 2015, Vorbeugender
Grundwasserschutz Acker –
Ende des Ausbringungsver-
bots N-haltiger Dünger, Klär-
schlamm und Klärschlamm-
kompost auf Ackerflächen im
Gebiet lt. Gebietskulisse bei
Mais. Somit ist ab 22. März
eine Düngung zulässig, wenn
die Böden nicht schneebe-
deckt, durchgefroren, wasser-
gesättigt oder überschwemmt
sind.
1. April
• Öpul 2015, Erhaltung ge-
fährdeter Nutztierrassen – Be-
ginn der Mindesthaltedauer,
wobei sich die Haltedauer bis
zum 31. Dezember erstreckt.
10. April
• Öpul 2015, Tierschutz –
Beginn des Zeitraums für „an-
rechenbare“ Weidehaltungs-
tage (mindestens 120 Tage bis
zum 15. November).
15. Mai
• Invekos – letztmöglicher
MFA-Flächen-Abgabetermin
ohne Abzüge (eine verspätete
Abgabe unter Anwendung von
Abzügen ist bis zum 9. Juni
2015 möglich).
BauernZeitung – Nr. 12 – 19. März 2015 07p r o d u kt i o n + m a r kt
Hinweis: Antragsfrist endet
mit 31. März 2015
Jetzt bis 31. März 2015
die Agrar Universal, Agrar
Universal plus und die neue
Dürreindex Versicherung fürs
Grünland beantragen und die
attraktiven Einstiegsaktionen
nutzen.
In der Agrar Universal sind
die Kulturen neben Hagel auch
gegen Dürre, Frost, Auswuchs,
Sturm, Fraßschäden und zahl-
reiche weitere Risiken abge-
sichert.
Die Agrar Universal Plus
unterscheidet sich von der
Agrar Universal durch eine
höhere Entschädigung bei
Wiederanbau, Sturm und Aus-
wuchs sowie durch eine ver-
besserte Dürredeckung.
In der neuen Dürreindex-
Versicherung Grünland ist erst-
mals Niederschlagsmangel im
Grünland versichert. Nähere
Infos unter Tel. 01 / 403 16 81 - 40
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