Wo steht die Energiewende im Jahr 2014: Welche Ziele hat die Politik gesteckt? Wie ist der Grad der Zielerreichung heute? Welche Instrumente sollen der Wende Rückenwind verleihen? Detaillierte, anschauliche Bestandsaufnahme in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr mit vielen Daten & Grafiken. Vortrag auf dem Workshop "Welche Energiewende wollen wir?" (GESW e.V.).
Jan Schoenmakers: Ziele und Stand der Energiewende 2014
1. Die Energiewende
Ziele, Bereiche und Ist-Stand
Jan Schoenmakers
Workshop „Welche Energiewende wollen wir?“
GESW e.V., FES-Ehemalige e.V.
25.4.2014
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2. Worüber sprechen wir?
– Wie komme ich zum Thema?
– Energiewende – Begriffsklärung und Geschichte
– Leitziel der Energiewende
– Ansatzpunkte zur Zielerreichung
– Ist-Stand Strom (Erzeugung, Verbrauch, Emissionen)
– Ist-Stand Wärme (Erzeugung, Verbrauch, Emissionen)
– Ist-Stand Verkehr (Treibstoff, Verbrauch, Emissionen)
– Ausblick und angrenzende Felder
3. Wie komme ich zum Thema
Mein Onkel:
Roland Vogt
Seit 1975 Treiber der
Anti-Atom Bewegung,
1979 Mitgründer der
Grünen
2008
nextpractice GmbH,
Assistent d. Geschäfts-
führung unter
Prof. Dr. Peter Kruse.
Trendforschung u.A.
für Nachhaltigkeitsrat.
2008-2010
NaturWatt GmbH,
Online-Marketing
Manager unter Dr.
Martin Baumert (2000
zuständig für
Energiedialog des
BMWi)
Seit 2010
EWE AG, Referent
Konzernkommunikation,
z.B. Unterstützung von
CEO Dr. Werner Brinker
(u.A. Präsidium BDEW)
bei Herausgeberschaft
klimaretter.info, Forum
für Zukunftsenergien.
4. Begriffsklärung I: Geschichte
Über welche „Energiewende“ sprechen wir?
– 1990: Stromeinspeisungsgesetz mit Abnahmepflicht und Prämie
für Ökostrom
– 1996: Änderungen im Baurecht ermöglichen Siegeszug der
Windparks
– 2000: EEG gibt Ökostrom Vorfahrt im Netz und feste, degressive
Fördersätze per Umlage. Atomkonsens regelt Ausstieg bis ca.
2021.
– 2010: Energiekonzept setzt heute gültige Ziele für Ausbau
Erneuerbare und Minderung Emissionen, verlängert AKW-
Laufzeiten bis ca. 2036, Einführung Brennelementesteuer
– 2011: Atomausstieg bis 2022, Sofortabschaltung der 8 ältesten
AKW. Verabschiedung „Netzausbaugesetz“.
– 2014: Entwurf für grundlegende EEG-Reform mit Begrenzung
des Fördervolumens und Pflicht zur Direktvermarktung für
größere Anlagen
5. Begriffsklärung II: Definition
„Deutschland soll in Zukunft bei wettbewerbsfähigen
Energiepreisen und hohem Wohlstandsniveau eine der
energieeffizientesten und umweltschonendsten Volkswirtschaften
der Welt werden.“
„Beim Energiemix der Zukunft sollen die erneuerbaren Energien den
Hauptanteil übernehmen. Auf diesem Weg wer den in einem
dynamischen Energiemix die konventionellen Energieträger kontinuierlich
durch erneuerbare Energien ersetzt.“
„In Deutschland bestehen weiterhin ganz erhebliche Potentiale zur
Energie- und Stromeinsparung. Diese Potentiale wollen wir im Rahmen
der wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten noch stärker
nutzen.“
Energiekonzept der Bundesregierung
6. Das Ziel: Klimaschutz
– Senkung der CO2-Emissionen gegenüber 1990 um 55% bis
2030, 70% bis 2040, 80-95% bis 2050.
– Anteil der Erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch
18% bis 2020, 30% bis 2030, 45% bis 2040, 60% bis 2050
– Ist-Stand 2013: CO2 20% unter 1990, Anteil Erneuerbare 12,3%
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200
400
600
800
1000
1200
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Emissionen in Mio. t. CO2
Quelle: Umweltbundesamt
Wirtschaftskrise
0,00%
2,00%
4,00%
6,00%
8,00%
10,00%
12,00%
14,00%
16,00%
2004 2006 2008 2010 2012
D
EU-27
Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch
Quelle: EUROSTAT
7. Ansatzpunkte zur Zielerreichung
– Emissionsärmere Energieträger und weniger Verbrauch in den
Bereichen Strom, Wärme, Verkehr
49%
29%
21%
Wärme
Verkehr
Strom
Struktur des Energieverbrauchs in Deutschland
Werte in Prozent für 2012
Quelle: AG Energiebilanzen
8. Strom I: Erzeugung
– Ziel: 35% Erneuerbare Energien bis 2020, 50% bis 2030, 65% bis
2040, 80% bis 2050
– Ist-Stand Strom 2013: 23,9%
0
5
10
15
20
25
30
35
Braunkohle
Steinkohle
Kernenergie
Erdgas
Windkraft
Wasserkraft
Biomasse
Photovoltaik
Energiekonzept, AtomausstiegEEG, Atomkonsens
Werte in Prozent
Quelle: AG Energiebilanzen
9. Strom II: Verbrauch
– Ziel: Senkung gegenüber 2008 um 10% bis 2020, um 25% bis
2050
– Ist-Stand 2012: 6,9% unter 2008
4800
4900
5000
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5800
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Werte in PetaJoule
Quelle: AG Energiebilanzen
Werte für 2011
Quelle: bdew
25%
47%
14%
3%
2%
9%
Haushalte
Industrie
Gewerbe, Handel,
Dienstleistungen
Verkehr
Landwirtschaft
Öffentliche Einrichtungen
Wirtschaftskrise
10. Strom III: Emissionen
– keine definierten Ziele
– Ist-Stand 2012: 23% unter 1990
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100
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300
400
500
600
700
800
19901991199219931994199519961997199819992000200120022003200420052006200720082009201020112012
EEG, Atomkonsens Energiekonzept,
Atomausstieg
Wirtschaftskrise
CO2-Emissionen des
deutschen Strommixes pro kWh
Quelle: Umweltbundesamt
11. Strom IV: Instrumente & Baustellen
– Anreize: „Vorfahrt“ und feste Garantieprämie für Ökostrom,
Förderkredite für Anlagen und Effizienz, Steuer- und
Umlagenvorteile für Effizienzmaßnahmen
– Wichtige Baustellen:
• Gegenwärtiger Strommarkt führt zu Fehlsteuerungen (z.B.
mehr Kohle, weniger Gas) und ineffizienter Verteilung.
Aktuell Diskussion über Strommarkt der Zukunft.
• Netzausbau: Ausbauziele der Erneuerbaren erfordern in
nächsten 15 Jahren 3.800 km neue Hoch- und 135.000 km
neue Mittel-/Niederspannungsleitungen nötig (plus Ausbau
bestehender Trassen). Kosten ca. 50 Mrd. Euro. Bislang kaum
Baufortschritt, da politische Diskussion um Notwendigkeit
und Bürgerproteste gegen neue Trassen.
12. Wärme I: Erzeugung
– Ziel: 14% erneuerbare Energien bis 2020
– Ist-Stand 2013: 9%
Werte für 2013
Eigene Darstellung auf Basis von Daten von
Bundeswirtschaftsministerium, Statista
6,30%
0,80%
0,10%
0,64%
0,46%
0,64%
48%
12,90%
28,80%
5,90%
Biogene Festbrennstoffe (Holz, Stroh, etc.)
Biogas
Klärgas
Bioabfälle
Solarthermie
Geothermie
Erdgas
Fernwärme
Heizöl
Strom
13. Wärme II: Verbrauch
– Ziel: Senkung gegenüber 2010 um 20% bis 2020, um 80% bis
2050
– Ist-Stand 2012: 8,9% über 2010 (kalter Winter!)
0
200
400
600
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1400
1600
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Werte in Terawattstunden
Eigene Darstellung auf Basis von
Daten von Bundesumweltamt, bdew
Werte für 2011
Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien
46%
37%
17%
Haushalte
Industrie
Gewerbe, Handel,
Dienstleistungen
14. Wärme III: Emissionen
– keine definierten Ziele
– keine offiziellen Werte und Monitorings (Monitoring nur zur
Gebäudesanierung!)
15. Wärme IV: Instrumente & Baustellen
– Anreize: Effizienzvorschriften für Neubauten und Sanierungen,
Förderkredite und Steuervorteile für Gebäudesanierung und
Energiesparmaßnahmen, Marktprämie für manche Bioenergien,
Begünstigung von Strom-Eigenverbrauch aus KWK-Anlagen.
– Wichtige Baustellen:
• Schlechte Marktbedingungen für Biogas / grüne Wärme
(keine „Vorfahrt“ oder festen Prämien wie bei Strom,
Konkurrenz um Rohstoffe)
• Sanierungsrate von Altbauten deutlich unter Ziel von 2%
p.a., Anreize scheinen nicht zu greifen / nicht auszureichen;
Anreize für Heizungs- und energetischer Sanierung in
Mietshäusern eingeschränkt (Umlage von Contracting)
• Begünstigung von Stromnutzung aus KWK-Anlagen /
Stromheizungen soll in größeren Häusern fallen
16. Verkehr I: Treibstoffe
– Ziel: 1 Mio. Elektroautos bis 2020, 6 Mio. bis 2030, 6,25%
Biokraftstoffe bis 2014, ca. 12% bis 2020.
– Ist-Stand 2012: 7500 Elektroautos, 5,7% Biokraftstoffe
69,46%
29,18%
1,02% 0,17% 0,15% 0,02%
Benzin
Diesel
Flüssiggas
Erdgas
Hybrid
Elektro
Antriebe im PKW-Bestand
Werte für 2012
Eigene Darstellung
auf Basis von Daten
von Kraftfahrt-Bundesamt
17. Verkehr II: Verbrauch
– Ziel: Senkung gegenüber 2005 um 10% bis 2020, um 40% bis
2050
– Ist-Stand 2012: 0,6% unter 2005
2100
2200
2300
2400
2500
2600
2700
2800
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Werte in PetaJoule
Quelle: AG Energiebilanzen
Wirtschaftskrise
Werte für 2010
Eigene Darstellung
auf Basis von Daten
von dena
56,38%
24,84%
2,86%
14,20%
1,33%
0,39%
PKW
LKW
Bahn
Flugzeug
ÖPNV
Binnenschifffahrt
19. Verkehr IV: Instrumente &Baustellen
– Anreize: Vorgeschriebene Mindestquote für Biokraftstoffe,
Steuervorteile für alternative Kraftstoffe (inkl. Gas, Strom)
– Wichtige Baustellen:
• Übergreifendes Mobilitätskonzept (z.B. Chance Schiene,
Wasserwege) fehlt
• Zunehmendes Verkehrsvolumen und Trend zu
Geländewagen und stärkeren Motoren konterkariert
Effizienzgewinne
• Fehleinschätzung technischer Entwicklungen (E10,
Marktreife E-Mobility) gefährden Ziele für Biokraftstoffe,
Elektroautos
• Schlechte Marktbedingungen für Biokraftstoffe (Konkurrenz
um Rohstoffe)
• Erdgasmobilität als Chance (Bioerdgas, e-Gas,…)?
20. Ausblick: Energiewende im Kontext
– Auf dem Weg zu einem Europäischen Energiesystem
– Internet der Dinge (Smart Grids, Smart Home, Connected Car,…)
– Auf dem Weg zu einem Gesamtsystem (E-Mobility, Power to
Gas,…)?
– Chemiewende?
Unser Fokus heute und morgen:
– Zielkonflikte
• Energiepolitik als Wirtschafts- vs. Klimapolitik
• Erhalt konventioneller Industriezentren vs. Entwicklung
strukturschwacher Regionen
• Effizienz zentraler Planung vs. Demokratisierung der
Versorgung
21. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Bleiben wir in Kontakt:
janprschoenmakers@gmail.com
0160-7941714
www.xing.com/profile/jan_schoenmakers
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