Auf jedem Computer, im Auto und auf allen mobilen Geräten finden sie sich wieder. Heute sind sie nicht mehr wegzudenken: Es geht um Icons. Icons sind für die schnelle und unkomplizierte Informationsüber-mittlung entwickelt worden. Etwa zur gleichen Zeit wie die grafische Benutzeroberfläche (engl. auch Graphical User Interface oder GUI genannt).
Aber woher kommen Idee und Ansatz? Wie werden Icons über alle Grenzen gleich interpretiert und warum können wir Menschen diese Icons sofort verstehen? Dazu müssen wir in der Zeit zurück. Die Entstehung der Icons greift weitaus tiefer in die Geschichte zurück als man meinen würde. So wurde die erste grafische Benutzeroberfläche mit Icons, Fenstern und sogenannten Widgets zwar im Jahr 1973 von Xerox entwickelt. Icons (oder zu Deutsch auch Ikone genannt) haben allerdings eine weitaus größere Bedeutung als nur im Zusammenhang mit GUIs. Vor allem aber gibt es sie natürlich viel länger.
Icons und Semiotik
Damit die Bedeutung der Icons besser verstanden werden kann, sollte man einiges über Semiotik wissen — eine Wissenschaft, die sich mit Zeichensystemen aller Art befasst. Sie befasst sich mit der Linguistik, der Gestik aber auch Zeichen, wie Abbildungen, Bilderschrift und Symbolik. Es gibt zahlreiche Richtungen der Semiotik und viele Wissenschaftler haben sich über die Jahre mit dieser umfangreichen Wissenschaft beschäftigt. Die ersten aufgezeichneten Werke über Semiotik stammen vom griechischen Philosophen Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.). In seiner Schrift „de Interpretatione“ schrieb er Folgendes:
„Die gesprochenen Worte sind die Zeichen von Vorstellungen in der Seele und die geschriebenen Worte sind die Zeichen von gesprochenen Worten. So wie nun die Schriftzeichen nicht bei allen Menschen dieselben sind, so sind auch die Worte nicht bei allen Menschen dieselben; aber die Vorstellungen in der Rede, deren unmittelbare Zeichen die Worte sind, sind bei allen Menschen dieselben und ebenso sind die Gegenstände überall dieselben, von welchen diese Vorstellungen die Abbilder sind.“
Aristoteles, de Interpretatione
Später wurde die Theorie von Aristoteles unter anderem vom US-amerikanischen Semiotiker Charles S. Peirce (1839 - 1914) aufgegriffen und in der triadischen Relation weiterentwickelt. Laut Peirce ist jedes Denken ein Denken in Zeichen. Er beschreibt in seiner Theorie eine dreistellige Beziehung zwischen:
1. einem Mittel (ein materielles Zeichen)
2. einem Objekt (auf das sich das Zeichen bezieht)
3. einem Interpretanten (ein System, in dem das Zeichen zu verstehen ist)
Zur Verdeutlichung nenne ich das Mittel in Zeichen um, welches eine Abbildung, ein Wort oder etwas Gesehenes sein kann.
Dieses Zeichen stellt eine unmittelbare Relation zu einem Objekt her. Dieses kann gegenständliches oder ein gedankliches Objekt sein. ...
Icon Design: Theorie und Entstehung von Icons von Marlon Jonkers www.iconflow.de
1. Zur Theorie und Entstehung von Icons
Marlon Jonkers
11.01.2013
2. Zur Theorie und Entstehung von Icons
Auf jedem Computer, im Auto und auf allen Icons und Semiotik aber die Vorstellungen in der Rede, deren
mobilen Geräten finden sie sich wieder. Damit die Bedeutung der Icons besser unmittelbare Zeichen die Worte sind, sind
Heute sind sie nicht mehr wegzudenken: Es verstanden werden kann, sollte man einiges bei allen Menschen dieselben und ebenso
geht um Icons. Icons sind für die schnelle über Semiotik wissen — eine Wissenschaft, sind die Gegenstände überall dieselben, von
und unkomplizierte Informationsüber- die sich mit Zeichensystemen aller Art welchen diese Vorstellungen die Abbilder
mittlung entwickelt worden. Etwa zur befasst. Sie befasst sich mit der Linguistik, sind.“
gleichen Zeit wie die grafische Aristoteles, de Interpretatione
der Gestik aber auch Zeichen, wie
Benutzeroberfläche (engl. auch Graphical Abbildungen, Bilderschrift und Symbolik. Es
User Interface oder GUI genannt). Später wurde die Theorie von Aristoteles
gibt zahlreiche Richtungen der Semiotik und
Aber woher kommen Idee und Ansatz? Wie viele Wissenschaftler haben sich über die unter anderem vom US-amerikanischen
Semiotiker Charles S. Peirce (1839 - 1914)
werden Icons über alle Grenzen gleich Jahre mit dieser umfangreichen
aufgegriffen und in der triadischen Relation
interpretiert und warum können wir Wissenschaft beschäftigt. Die ersten
weiterentwickelt. Laut Peirce ist jedes
Menschen diese Icons sofort verstehen? aufgezeichneten Werke über Semiotik
Denken ein Denken in Zeichen. Er beschreibt
Dazu müssen wir in der Zeit zurück. Die stammen vom griechischen Philosophen
in seiner Theorie eine dreistellige Beziehung
Entstehung der Icons greift weitaus tiefer in Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.). In
zwischen:
die Geschichte zurück als man meinen seiner Schrift „de Interpretatione“ schrieb er
würde. So wurde die erste grafische Folgendes:
1. einem Mittel (ein materielles Zeichen)
Benutzeroberfläche mit Icons, Fenstern und
2. einem Objekt (auf das sich das Zeichen
sogenannten Widgets zwar im Jahr 1973 von „Die gesprochenen Worte sind die Zeichen
bezieht)
Xerox entwickelt. Icons (oder zu Deutsch von Vorstellungen in der Seele und die
3. einem Interpretanten (ein System, in dem
auch Ikone genannt) haben allerdings eine geschriebenen Worte sind die Zeichen von
das Zeichen zu verstehen ist)
weitaus größere Bedeutung als nur im gesprochenen Worten. So wie nun die
Zusammenhang mit GUIs. Vor allem aber Schriftzeichen nicht bei allen Menschen
Zur Verdeutlichung nenne ich das Mittel in
gibt es sie natürlich viel länger. dieselben sind, so sind auch die Worte nicht
Zeichen um, welches eine Abbildung, ein
bei allen Menschen dieselben;
Wort oder etwas Gesehenes sein kann.
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3. Zur Theorie und Entstehung von Icons
Dieses Zeichen stellt eine unmittelbare Beispiel 1 – Der Apfel Beispiel 2 – Der Elefant
Relation zu einem Objekt her. Dieses kann In unserem Beispiel nutzen wir die stilisierte Um zu vereinfachen, habe ich Peirce' Theorie
gegenständliches oder ein gedankliches Abbildung eines Apfels als Zeichen, das hier übertragen und zusätzlich um die Ebene des
Objekt sein. Der Interpretant bezieht sich auf abgebildet ist. Kontextes erweitert. Das Beispiel findet sich
die Bedeutung des Zeichens, welches auch
Jetzt stelle man sich dieses Zeichen zu-nächst in Abbildung 1 wieder. Wir setzen als Zeichen
als Fazit, das wir aus der Beziehung
auf einer Webseite für Biogemüse vor, dann die stilisierte Abbildung eines Elefanten ein.
zwischen Zeichen und Objekt interpretieren
auf einer Webseite für Computer-Hardware. Je Unser Objekt ist der reale Elefant.
(sollen), bezeichnet werden kann. Theorie ist
gut. Praxis ist besser. Daher sollen die nach Fall ändert sich die Beziehung zwischen Wenn unser Kontext, in dem wir uns bewegen,
folgenden Beispiele die Theorie für die Zeichen und Objekt (dem Apfel) denn der ein Schuhgeschäft für Kinder ist, wäre unser
Praxis verdeutlichen. Interpretant, also das Fazit, was man daraus Interpretant also das Fazit: „Die Kinderschuh-
zieht ist unterschiedlich und verweist marke ‚Elefanten‘ ist hier vorhanden.“
entweder auf Bio-Früchte oder Computer-
In der Abbildung 2 haben wir den Kontext
Hardware einer bekannten Marke.
verändert und wir sind wieder mit unseren
Kindern unterwegs, allerdings dieses Mal auf
dem Weg in den schönen Taunus. Bei
Erkennen des Zeichens am Straßenrand
verändert sich der Interpretant.. Es ist in
diesen Fall keine Schuhmarke mehr sondern
der Hinweis auf die Abfahrt zum Opel-Zoo in
Kronberg. Allerdings gilt das nur für
Eingeweihte, die vom Zoo wissen. Für Nicht-
Eingeweihte könnte das Fazit lauten: „Hier
geht es zum Factory-Shop der Schuhmarke
Das semiotisches Dreieck ‚Elefanten‘.“ Allerdings wäre das eine
Irreführung, denn diesen gibt hier nicht.
Ein Icon für „Apfel“ 3
4. Zur Theorie und Entstehung von Icons
Wie wir gesehen haben und obwohl Zeichen leicht zu deuten, obwohl auch sie im Laufe
und Objekt gleich sind, haben der Kontext der Geschichte ihre ursprünglichen
und der Stil des Zeichens einen entscheiden- Bedeutungen verloren haben. Die Abbildung
den Einfluss auf die Interpretation und damit eines Vogels stand nicht mehr für das Wort
auf das Fazit. Um noch mehr über Icons zu „Vogel“, sondern für einen Gott oder als
erfahren wird auch das Wissen über die Zeichen für Luft. Die Zeichnungen wurden im
Zeichensorten benötigt, in denen sich die Laufe der Zeit so weit stilisiert, dass sie ohne
Icons als Untergruppe wiederfinden. Sprachkenntnisse unmöglich zu lesen waren.
Übertragen auf die heutige Zeit wäre das mit
dem Speichersymbol der Diskette zu
vergleichen. Auch wenn wir mit modernen PCs
Abbildung 2
seit der Jahrtausendwende nicht mehr auf
Diskette speichern und die jüngeren
Die Zeichensorten Generationen die Laufwerke nicht mehr
Es gibt drei Sorten von Zeichen (Mittel) in kennen, so hat sich die Bedeutung des
dieser Theorie: Symbols nicht grundlegend verändert. Es hat
• Ikon sich von „auf Diskette speichern“ hin zu
• Index „Speichern“ verändert. Dabei spielt es keine
• Symbol Rolle, ob das Medium eine Flash-Card, eine
Festplatte oder sogar die Cloud ist, obwohl wir
Abbildung 1
Ikon immer noch auf das Symbol mit der Diskette
klicken. Wir dürfen gespannt sein, wie das
Ein Ikon (nicht zu verwechseln mit Ikonen) ist Icon im Jahr 2025 aussehen wird.
ein Zeichen, bei dem eine äußerliche Ähnlich-
keit zwischen Abbildung und Bedeutung Symbol
besteht. Diese kann man mit Höhlenmalereien Symbole haben eine vereinbarte Bedeutung
oder Hieroglyphen vergleichen. Diese Zeichen (ohne Einweihung oder Kenntnisse sind sie
überschritten die Sprachbarriere und waren nicht zu verstehen) und sind vorwiegend
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