2. Worum geht’s?
• Was ist Onlinebeteiligung?
• Was ist daran gut?
• Was ist daran kompliziert?
• Warum ist das wichtig?
• Was könnt ihr tun?
3. Was ist Onlinebeteiligung?
CC BY 2.0 - BotMultichillTCC-0CC-0
CC BY-SA 3.0
Wikimedia Foundation
CC BY 3.0 – Jason Tropp CC BY-SA 3.0 – John WIlkins
4. Was ist daran gut?
Kosten
CC 0
CC BY-NC-SA 2.0 freepress.net
Skalierung Reichweite
5. Was ist daran kompliziert?
Im Internet sind wir alle
gleich!
CC BY-SA 3.0 – O Seo Messias
6. Was ist das Problem?
Netzwerk / Erfahrung
Geld
(Netzzugang, Hardware)
(Frei-) Zeit
Kenntnis (Bildung)
Lese- und
Schreibfähigkeit
7. Warum ist das wichtig?
Diversität / Inklusion Gleichberechtigung
CC BY-SA 2.0 Scott Maxwell CC 0
8. Ist Onlinebeteiligung die Lösung?
• Sowohl Nutzer als auch Nutzen des Internets sind
ungleichmäßig verteilt
• Onlinebeteiligung ist ein Zeichen von Privileg per se
• Online-Beteiligung gleicht Offline-Benachteiligung nicht
aus
9. Wie kann Onlinebeteiligung funktionieren?
1. Problembewusstsein
2. Das richtige Tool für den richtigen Zweck
– und die richtige Zielgruppe
– eingebunden in einen passenden Prozess
3. Alternative Wege zu Beteiligung
4. Realistische Erwartungen
5. Echte Beteiligung bieten – und liefern
11. References
• Brock, A., Kvasny, L. & Hales, K., 2010. CULTURAL APPROPRIATIONS OF
TECHNICAL CAPITAL. Information, Communication & Society, 13(7), pp.1040–
1059.
• Gil de Zúñiga, H. et al., 2010. Digital Democracy: Reimagining Pathways to Political
Participation. Journal of Information Technology & Politics, 7(1), pp.36–51.
• Halford, S. & Savage, M., 2010. RECONCEPTUALIZING DIGITAL SOCIAL
INEQUALITY. Information, Communication & Society, 13(7), pp.937–955.
• Vowe, G., 2014. Digital Citizens und Schweigende Mehrheit: Wie verändert sich die
politische Beteiligung der Bürger durch das Internet? Ergebnisse einer
kommunikationswissenschaftlichen Langzeitstudie. In Internet und Partizipation.
Springer, pp. 25–52.
• Zhang, W., 2010. TECHNICAL CAPITAL AND PARTICIPATORY INEQUALITY IN
EDELIBERATION. Information, Communication & Society, 13(7), pp.1019–1039.
Notas do Editor
Onlinebeteiligung kann über diverse Medien realisiert werden. Es gibt zahllose Tools, um verschiedene Ziele zu erreichen oder Aufgaben zu erledigen.
Wichtiger ist aber, dass, egal welche Tools konkret genutzt werden, die Beteiligung selbst in einen Prozess eingebettet ist, dass sie ein Ziel hat.
Insbesondere dann wenn Beteiligung im Rahmen einer Partei institutionalisiert ist – dazu später mehr.
Onlinebeteiligung wird oft zuerst mit Sozialen Medien assoziiert, insbesondere wenn dort Unterstützung für Themen oder Projekte (oder Parteien) rekrutiert wird.
Webseiten – besonders interaktive, die beispielsweise Kommentarfunktionen anbieten
Email – Kommunikation mit Individuen oder in Gruppen, etwa über Mailinglisten
Forums – Onlinediskussionen
Direct messengers – in Gruppen oder direkt
Social Media – Twitter, Facebook etc.; Interaktionen, Informationen verbreiten, einfache Einstiegspunkte geben; beschränkt durch Netzwerkeffekte / Filterbubbles
Wikis – Dokumentation, Diskussion
VoIP – Mumble, Skype
Etherpads – Kollaboratives Schreiben
Umfragen – LimeSurvey, SurveyMonkey - Basisbefragung
Abstimmungstools – für Entscheidungen oder Meinungsbilder
Argument Mapping – Kollaborative Entwicklung von Argumenten
Kosten – Kommunikation, die Verbreitung von Informationen, oder auch die Umsetzung administrativer Prozesse (e.g. Antragseinreichung) sind online weniger kostenintensiv
Skalierung – es ist leichter viele Menschen zugleich in Prozesse im Internet einzubinden; die Menge an Beteiligten Personen ist offline kaum erreichbar
Reichweite – es ist auch leichter neue Gruppen zu erreichen und in Prozesse einzubinden *
Es gibt diverse Annahmen in Verbindung mit dem Internet, und damit auch zu Onlinebeteiligung
Jeder kann sich online beteiligen. Unabhängig vom Wohn- oder Aufenthaltsort, von finanziellen Ressourcen etc.
Weil im Internet niemand weiß wer du bist, sind Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder Aussehen unwichtig
Weil im Internet so viele Informationen verfügbar sind hat es ganz automatisch einen bildenden Effekt auf seine Nutzer – sie werden informiert und interessieren sich damit auch mehr für politische Themen
Spoiler: Die meisten dieser Annahmen sind falsch.
Onlinebeteiligung ist voraussetzungsreich
Es gibt eine ganze Batterie an Fähigkeiten und Voraussetzungen die erfüllt sein müssen damit sich jemand erfolgreich online politisch beteiligen kann
Lese- und Schreibfähigkeit – 15% der Bevölkerung von Deutschland sind funktionale Analphabeten – sie können nicht ausreichend schreiben oder lesen um grundlegende Informationen zu verarbeiten
Bildung – Sie müssen wissen wie man das Internet benutzt, und was man dort wie tun kann
Freizeit – Sie müssen genügend Zeit zur Verfügung haben um sich mit Themen auseinandersetzen zu können
Geld – Sie müssen sich die Hardware und Zugang zum Internet leisten können
Netzwerk / Erfahrung – Sie müssen die ungeschriebenen Regeln kennen, oder Leute die sie ihnen näherbringen
Wohnort: Netzzugang, Bevölkerungsdichte (Offlinenetzwerke beeinflussen Onlinenetzwerke)
Alter: Gewohnheit, Erfahrung mit Computern & Internet
Geschlecht: Frauen sind immer noch weniger online
Für wirklich erfolgreiche Beteiligung braucht es ALL diese Dinge.
Je mehr dieser Faktoren erfüllt sind, desto einfacher ist es sich erfolgreich zu beteiligen, und mehr Einfluss zu haben
Dadurch entsteht Ungleichheit
‚Digital Citizens‘ sind die 15% der Bevölkerung die sich fast ausschließlich online politisch beteiligen. Sie sind vorwiegend männlich, Mitte zwanzig, mit Universitätsabschluss ohne Kinder und mit geringem Einkommen (Vowe)
Diversität und Gleichberechtigung sind eng verwandt, aber nicht identisch.
Diversität meint sowohl die Inklusion von Menschen mit Benachteiligungen, etwa Behinderungen, aber auch schlicht Andersdenkende. Je größer und breiter die Gruppe der Beteiligten ist, desto mehr verschiedene Blickwinkel und Ideen können in den Prozess einfließen. Desto breiter kann auch der Konsens werden.
Gleichberechtigte Teilhabe ist ein grundlegender Anspruch von Demokratie. Darum ist sie auch in einer politischen Partei, und insbesondere bei den Grünen, zentral. Es ist Teil der Grünen Identität. Darum ist es wichtig, dass – auch online – alle die Möglichkeit haben sich einzubringen.
Es ist nicht ganz falsch dass im Internet alle gleich sind. Genau betrachtet ist es aber eher anders herum: Alle die online sind, sind irgendwie gleich.
Demokratische Prozesse benötigen gleichberechtigte Teilhabe.
Aber das Internet ist strukturell ungleich, sowohl was seine Nutzer als auch deren Nutzen angeht.
Das Internet zu nutzen ist ein Zeichen von Privileg per se.
Insbesondere für politische Beteiligung.
Das ist so, weil alle die sich online beteiligen und diese Tools benutzen bereits privilegiert sind – sie haben Zugang zu diversen Ressourcen, wie Bildung, Zeit, Geld, Kontakte
Etwa 88% der Bevölkerung von Deutschland nutzt das Internet (http://www.internetworldstats.com/stats9.htm).
Die Menge der Internetnutzer in der Partei ist ähnlich. Das bedeutet, dass über 10% der Mitglieder von Onlinebeteiligung nicht profitieren können.
Onlinebeteiligung gleicht Offline-Benachteiligung nicht aus.
Strukturelle Ungleichheiten werden reproduziert oder verschärft
Benachteiligte Gruppen haben nicht die nötigen Ressourcen um sich online zu beteiligen (Zhang)
Nicht jeder ist online, und nicht alle die online sind, haben die gleichen Vorteile davon. (Halford & Savage)
Die Probleme zu kennen ist der erste Schritt sie anzugehen
Denkt darüber nach was ihr mit Beteiligung erreichen wollt. Wollt ihr eine Aufgabe erledigen? Oder Ideen sammeln? Welche Optionen sind am besten dafür geeignet euer Ziel zu erreichen?
Macht euch Gedanken darüber wer eure Zielgruppe ist. Wen wollt ihr beteiligen? Sprecht diese Gruppen gezielt an, und informiert euch über ihre Anforderungen. Was macht Beteiligung für sie einfach?
Ein Tool ohne einen Prozess ist nur dann sinnvoll, wenn ihr kein spezielles Ziel verfolgt. Insbesondere dann wenn die Ergebnisse des Tools eine gewisse Legitimität haben sollen, braucht ihr einen Prozess der diese Legitimität verleiht.
Bietet verschiedene Optionen an! Was ist der beste Weg um eure Zielgruppe einzubinden? Die Antwort ist selten nur ein einziger Weg, geschweige den nur online.
Setzt realistische Erwartungen – für euch selbst und für eure Teilnehmer. Stellt sicher dass diejenigen die sich beteiligen wissen, was sie tun können, und mit welchem Ergebnis sie rechnen können. Wenn ihr Ideen sammelt, versprecht nicht das alles berücksichtigt werden kann.
Macht Beteiligung bedeutsam. Das gilt für jede Form von Beteiligung, nicht nur online. Wenn ihr es nicht Ernst nehmt, werden es andere auch nicht tun. Und nichts verhindert zukünftige Beteiligung so wirkungsvoll wie eine enttäuschende Erfahrung.
Gleichberechtigte Teilhabe wird nicht dadurch erreicht dass Menschen gleich behandelt werden. Es gibt keine Einheitslösung für digitale Beteiligung
Menschen gleich zu behandeln ist nicht dasselbe wie sie fair zu behandeln.
Wenn sich alle einbringen können soll, müssen verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten angeboten werden, die den jeweiligen Fähigkeiten entsprechen.
Onlinebeteiligung kann nur eine solche Möglichkeit sein.
Diversität kommt nicht automatisch – die ‘typischen Internetnutzer’ sind eine recht homogene Gruppe.
Diejenigen die regulär benachteiligt sind, und am meisten von Beteiligung profitieren könnten, sind oft diejenigen die sich am wenigsten beteiligen.
Wenn diese Gruppen beteiligt werden sollen, müssen sie gezielt angesprochen und eingebunden werden.
Disclaimer: Wir haben bei alledem noch nicht einmal über Barrierefreiheit gesprochen.