Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
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Jahresbericht 2018
Nachrichten aus Ecuador und San Lorenzo
Anfang des Jahres traten die bis dahin lange unter der Oberfläche schwelenden Konflikte offen zutage: Im
Grenzgebiet von Ecuador und Kolumbien operieren verbrecherische Banden, die mit Macht und Geld aus
Drogengeschäften, Waffen- und Treibstoffschmuggel, illegalem Bergbau und Holzeinschlag die Rechtsstaat-
lichkeit beider Länder herausfordern. Was mit einer Autobombe vor dem Polizeipräsidium in San Lorenzo im
Januar begann, wuchs durch weitere Anschläge zu einer Welle der Gewalt, die auch für diese Gegend bisher
unbekannt war. Mit der Entsendung von mehr als 10.000 Soldaten in die Region und der monatelangen Ver-
hängung des Ausnahmezustands mit Ausgangssperren und Versammlungsverbot versuchten die Regierun-
gen, weitere Gewalttaten zu verhindern, die Kontrolle zurückzugewinnen und die Täter zu finden.
Der Ecuadorianer Walter Patricio Arizala Vernaza, der sich Guacho nennt und als Anführer mit einer Gruppe
von geschätzten 100 weiteren bewaffneten Dissidenten das Grenzgebiet im Süden Kolumbiens und Norden
Ecuadors in Angst und Schrecken versetzte, galt schnell als Hauptverdächtiger für mehrere Entführungen und
Ermordungen. Er wurde am 22.12.2018 bei einem Einsatz von Militär und Polizei in der Gemeinde Tumaco in
Kolumbien getötet. Dabei ist die Entsendung von Militärs natürlich keinerlei Ursachenbekämpfung der seit
mehr als zwei Jahrzenten schwierigen und konfliktreichen Situation in San Lorenzo und Umgebung, in die
weitaus mehr Faktoren hineinspielen als nur die Dissidenten der Guerillas. Unabhängig von der Suche nach
Guacho hatte sich im Laufe des Jahres die Situation in San Lorenzo aber bereits so weit beruhigt, dass der
Ausnahmezustand aufgehoben wurde, die Schulen und der EcoClub wieder öffneten und trotz angespannter
Lage und großer Militärpräsenz ein gewisser Alltag einkehrte.
Nach dem Wahlsieg von Lenín Moreno, dem Kandidaten der Regierungspartei „Alianza País“, glaubten viele,
dass er die von Rafael Correa vor 11 Jahren begonnene Politik fortführen würde. Jedoch waren die Beiden
schnell unversöhnlich zerstritten. Der Streit hat die Regierungspartei gespalten und geschwächt. Ex-Präsident
Correa, Gründer der Partei, ist mit einigen Gefolgsleuten ausgetreten und hat eine neue Partei „Revolución
Alfarista“ ins Leben gerufen, der jedoch bisher die Anerkennung als politische Partei verweigert wird. Das hat
u.a. zur Folge, dass sie bei den im Frühjahr 2019 anstehenden Kommunalwahlen keine Kandidaten aufstellen
kann. Correa selbst lebt mit seiner Familie im Exil in Belgien, der Heimat seiner Frau. Gegen ihn liegt ein
Haftbefehl wegen Planung der Entführung eines Oppositionsabgeordneten im Jahr 2012 vor, der zu seiner
direkten Festnahme führen würde, sobald er ecuadorianischen Boden betritt. Außerdem wird gegen ihn we-
gen Bilanzfälschung und Korruption ermittelt.
Obwohl sich ungefähr Zweidrittel der Bevölkerung bei einer Volksabstimmung im Februar für die Einschrän-
kung des Bergbaus und die Reduzierung bei der Erdölförderung aussprachen, scheint das nicht umgesetzt zu
werden. Weitere Konzessionen für den Bergbau wurden gebilligt und mittlerweile sind 15% der gesamten Flä-
che des Landes für den Bergbau freigegeben. Im Nationalpark Yasuní wurden in zwei weiteren Gebieten Boh-
rungen zugelassen.
Es scheint wieder mal eine Frage des Geldes zu sein. Mehr Umweltschutz, in diesem Fall in passiver Form als
Verzicht auf weitere Minen und Erdölförderung, bedeutet weniger Einnahmen. Bei einem Schuldenstand des
Landes über die von der Verfassung erlaubten 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ist das nicht einfach
umzusetzen. Leider spielt hier auch Deutschlands damaliger Entwicklungsminister eine unglückliche Rolle,
denn er hat maßgeblichen Anteil am Scheitern der Initiative Yasuní ITT, die die Erdölvorkommen im Boden
lassen wollte.
Im August kündigte die Regierung ein Maßnahmenpaket an, das die Staatsausgaben drastisch verringern
sollte: Mineralsteuererhöhung, Reduzierung der Ministerien von 40 auf 20, Zusammenstreichung sonstiger
öffentlichen Institutionen von 137 auf 104, Schließung von Botschaften und Konsulaten, Verwaltungsreformen
in Staatsunternehmen, die Aufhebung von Privilegien für Staatsbedienstete (Dienstwagen, Diensthandys etc.)
sowie eine stärke Orientierung öffentlicher Ausschreibungen am Wettbewerb. In der Diskussion sind auch
Budgetkürzungen in strategischen Sektoren, darunter im Bildungswesen.
Zusätzliche Sorgen bereiteten die Flüchtlingsströme aus Venezuela. Nach Schätzungen der Regierung sind
alleine in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 rund eine Million Venezolaner*innen in Ecuador ange-
kommen, von denen rund ein Fünftel im Land geblieben sind. Bei einer Gesamtbevölkerung von 17 Millionen
ist das eine erhebliche Zahl, die sich angesichts der aktuellen Lage in Venezuela noch deutlich vergrößern
dürfte. San Lorenzo ist hiervon nur marginal betroffen.Durch seine Historie an der Grenze zu Kolumbien, ist
die Bevölkerung vertraut mit Migration und nimmt das Eintreffen von Menschen aus Venezuela mit Gelassen-
heit, wie unsere Mitarbeiterin Daniela berichtet.
Unser Projekt
Dass der EcoClub unter den gegebenen Umständen nach den Ferien Anfang Mai etwas langsamer wieder
gestartet ist, kann wohl jeder verstehen. Das Grundgerüst mit zwei Gruppen, die von Sofia Valencia und Ve-
ronica Francis betreut und bekocht werden, besteht weiterhin. Die tendenziell etwas älteren Kinder sind vor-
mittags im EcoClub, essen dann Mittag und gehen nachmittags in die verschiedenen staatlichen weiterführen-
den Schulen. Die eher jüngeren Kinder haben vormittags Schulunterricht, kommen zum Mittagessen in den
EcoClub und machen nachmittags Hausaufgaben, spielen und unternehmen unterschiedlichste Aktivitäten.
Die Altersstruktur der Teilnehmer*innen hat sich in diesem Jahr allerdings deutlich zu den jüngeren Kindern
hin verschoben und einige ältere Jugendliche sind aus dem EcoClub ausgeschieden. Das hat auf der einen
Seite damit zu tun, dass die Interessen sich verändern und die Älteren sich nicht mehr so leicht einbeziehen
und begeistern lassen – San Lorenzo hat sich rapide verändert, so auch die Einflüsse auf junge Heranwach-
sende. Auf der anderen Seite fällt es den Betreuerinnen zunehmend schwerer, die passende Ansprache, aber
auch fortwährendes Verständnis für die Jugendlichen zu finden und allen gerecht zu werden.
Nicht nur vor diesem Hintergrund sollte der programmatische Bereich mit einem breiten Angebot gestärkt
werden.
Den Anfang machte dabei ein einjähriger Tischlerworkshop, der nun im Spätsommer 2018 planmäßig zu Ende
gegangen ist. Handwerklich interessierte Kinder und Jugendliche haben in den zwölf Monaten unterschied-
lichste Dinge wie Spardosen, Jenga Spiele oder Garderoben geplant, ausgemessen und mit allen dafür nöti-
gen Arbeitsschritten selber hergestellt.
Seit September ist jetzt das vom Kindermissionswerk geförderte Musikprojekt eine fantastische Ergänzung
und Erweiterung der Angebotspalette. Es steht unter dem Titel „Palenque artístico cultural (PAC) - künstle-
risch-kulturelle Auseinandersetzung mit der traditionellen afro-ecuadorianischen Musik“ und wurde am ersten
Septemberwochenende mit einer Eröffnungsfeier begonnen.
Das Video, in dem sich auch die Musiker und Lehrer vorstellen, finden Sie unter folgendem Link: PAC
(https://www.youtube.com/watch?v=UK0YYM8l8Lc)
Im Anschluss starteten die regelmäßigen Kurse: Montags und mittwochs ein jeweils zweistündiger praktischer
Unterricht an der Marimba, den Trommeln und der Guasá.
Dienstags und donnerstags findet Tanzunterricht statt. Dort werden die einzelnen Bewegungen und Schritte
für die traditionellen Marimba Tänze zunächst getrennt nach Mädchen und Jungen eingeübt. Beeindruckend
ist dabei nicht nur die Freude und Energie zu sehen, sondern auch mit was für einer Dynamik und Beweglich-
keit die Kinder und Jugendlichen den Rhythmus und die Musik aufnehmen und scheinbar schon in sich tra-
gen.
Damit auch optisch alles stimmt haben sechs Mütter bei einer Schneiderin in der Nähe des EcoClub einen
Nähkurs gemacht und passende Röcke für die Mädchen genäht, die laut der Tanzlehrerin Joanna unerlässlich
sind, um die Tänze richtig zu lernen. Die Sombreros für die Jungs waren ein Weihnachtsgeschenk, so dass
zur Aufführung bei der Weihnachtsfeier das Bild perfekt war.
An den Samstagen gibt es im EcoClub eine Instrumentenwerkstatt. Hier können die Kinder und Jugendlichen
unter Anleitung der Instrumentenbauer die klassischen Marimba Instrumente selbst anfertigen. Eine der dort
hergestellten großen Trommeln (Bombo) konnte bereits verkauft werden. Wenn Marimba Musik und Tanz
nicht nur die Afro-Kultur und damit Selbstbewusstsein und Identität stärken, sondern sich eventuell noch zu
einer kleinen Einnahmequelle entwickeln würden, wäre das ein wunderbarer Nebeneffekt.
Dass außerdem noch die langersehnte Unterstützung durch psychologische und therapeutische Fachkräfte im
September gestartet werden konnte, war ein wichtiger Schritt und hat uns ungeheuer gefreut.
Zwölf Monate lang begleiten Malena und Diana die Teilnehmer*innen aus dem EcoClub und der Nachbar-
schaft in zwei Kindergruppen und je einer Gruppe Jugendlicher und Mütter auf einer Reise zu sich selbst. Sich
selbst anzunehmen und im eigenen Körper wohlfühlen, daran wird spielerisch und künstlerisch gearbeitet und
alle lernen unter anderem die Anatomie ihres Körpers kennen, setzen sich mit ihren Gefühlen auseinander,
probieren Ausdrucksmöglichkeiten und Ventile für Emotionen aus und kommen durch Meditation und Massa-
ge zur Ruhe.
Die Jugendlichen und die Gruppe der Mütter starteten mit der Wahrnehmung ihrer Gefühle, beschäftigten sich
dann damit, die eigenen Stärken und Schwächen einzuschätzen und anzunehmen. Gemeinsame Aktivitäten
in unterschiedlichsten Bereichen sollen im letzten Teil bis Sommer 2019 helfen, Gruppendynamik und das
eigene Verhalten in der Gruppe zu beleuchten. Die Mütter haben so viel Begeisterung für Rollenspiele und
Theater mitgebracht, dass sie die Weihnachtsfeier bereits mit einer Aufführung inklusive Anfertigung der Kos-
tüme bereichert haben (Bild links). Die Kinder präsentierten einen Beitrag zu Schwächen und Stärken (Bild
rechts).
Selbstverständlich wurden auch die neuen Fertigkeiten an den Marimba Instrumenten und die erlernten tradi-
tionellen Tänze vorgestellt, bis es dann wie eigentlich immer niemanden mehr auf dem Stuhl hielt und alles in
einer gemeinsamen Tanz-Party endete. Die inzwischen schön üblichen Warenkörbe für die Familien zu Weih-
nachten gab es dieses Jahr natürlich auch.
Ausblick und Pläne
Um das Musikprojekt noch etwas zu erweitern, sucht unsere Mitarbeiterin Daniela nach einem Lehrer oder
einer Lehrerin für Musiktheorie, um den Kindern und Jugendlichen z.B. das Notenlesen beizubringen. Wenn
ein*e geeigneter Lehrer*in gefunden wird, soll es außerdem eine Einheit mit zeitgenössischem modernem
Tanz als Ergänzung zur traditionellen Marimba geben.
Geplant ist, dass die Kinder und Jugendlichen sich im April als Musiker und Tänzer einem breiteren Publikum
in San Lorenzo vorstellen, um einerseits weitere Mitstreiter und andererseits Möglichkeiten für Auftritte zu be-
kommen.
Sowohl das Musikprojekt PAC als auch die Therapieworkshops sind zunächst auf ein Jahr angelegt. Beim
Musikprojekt besteht die Möglichkeit, nach Ablauf des ersten Jahres einen Folgeantrag beim Kindermissions-
werk zu stellen, was wir auch tun wollen. Dank einer weiteren großen Einzelspende können wir die Therapie-
workshops über den zuerst geplanten Zeitraum hinaus verlängern. Die Kontinuität hilft hoffentlich dabei, die
Aktivitäten auch dann weiter aufrecht zu erhalten, wenn Malena und Diana die Reihe der Workshops abge-
schlossen haben werden. Das ist, wie wir aus Erfahrung wissen, der schwierigste Teil.
Vereinsstatistik für das Jahr 2018
Die Spendensumme von 34.343 Euro ist neuer Vereinsrekord!
Vollbracht haben dieses sensationelle Ergebnis zum einen die vielen treuen und regelmäßigen Spen-
der*innen, die wieder überaus großzügig waren. Zum anderen können wir uns über ganz viel außergewöhnli-
ches persönliches Engagement freuen, beispielsweise durch mehrere Geburtstagsspendenaktionen für unser
Projekt, die Cafeteria beim Hörster Bummel - wie immer hälftig mit den Plan Paten geteilt, eine Spende vom
internationalen Karatelehrgang, ein vorweihnachtlicher Kuchenbasar …
Ein riesengroßes DANKESCHÖN für so viel Großherzigkeit, Einsatz und Vertrauen!
Auch die Sternsinger der beiden Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen
haben den EcoClub zum achten Mal in Folge unterstützt, so dass die bei der Aktion Sternsinger gesammelten
7.305 Euro vom Kindermissionswerk direkt auf das Vereinskonto in Ecuador überwiesen werden konnten.
Neben dem großen finanziellen Segen kann man es gar nicht hoch genug bewerten, dass Kinder sich im
wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg machen und sich in ihrer Freizeit für andere Kinder einsetzen.
Aus Einkäufen im Internet über den Link: https://www.bildungsspender.de/ecoclub haben wir immerhin
17,59 Euro bekommen. Dafür, dass es nur ein Klick mehr ist und nichts kostet, lohnt sich auch das.
Wir sind gespannt, wie das Jahr 2019 im EcoClub laufen wird und freuen uns, dass Sie daran teilhaben!
Viele Grüße
Marion Weeke und Anne Mette