Venture Capital stärken heißt Gründer fördern!
Am Anfang stehen die Idee und ein Team von Gründern, das den Erfolg fest im Blick hat. Mit einer Venture-Capital-Gesellschaft als Sparringspartner bekommen die Unternehmer Know-how und Kapital, um ihren Ideen Taten folgen zu lassen. Viele erfolgreiche Start-ups hat die deutsche Gründerszene in den letzten Jahren hervorgebracht – einige davon finden Sie in dieser Broschüre.
3. INHALT
3 Danke
5 Gründer fördern heißt Venture Capital stärken
Editorial | Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin, BVK
6 „Die Champions der Zukunft brauchen Venture Capital”
Interview | Christophe Maire, Gründer, Serial Entrepreneur und Business Angel
8 IKT-Start-ups in Deutschland: Die Gründung funktioniert, das Wachstum weniger
Grußwort | Prof. Dr. Tobias Kollmann, Inhaber Lehrstuhl E-Business und E-Entrepreneurship an der
Universität Duisburg-Essen, Inhaber und Geschäftsführer netSTART Venture GmbH, Vorsitzender
des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
10 Neue Impulse für den Standort Deutschland
Grußwort | Dr. Michael Liecke, Leiter, Referat Industrie und Forschung,
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.
11 Business Angels: Auf gute Partnerschaft in der Finanzierungskette
Grußwort | Dr. Ute Günther | Dr. Roland Kirchhof
Vorstand, Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND)
13 Wagniskapitalgeber und Start-ups sind wichtige Partner für ein funktionierendes Ökosystem
Grußwort | Florian Nöll, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband Deutsche Start-ups e.V.
15 Übersichtskarte
16 NEXT KRAFTWERKE GMBH
Smarte Energie bündeln und vernetzen
18 MERCATEO AG
Europas führende Beschaffungsplattform für Geschäftskunden
20 TAUSENDKIND GMBH
Alles, was das Kind braucht
22 VOXELJET AG
Drucken in 3D – Mit Beteiligungskapital zur Produktionstechnologie des 21. Jahrhunderts
24 ENOCEAN GMBH
Batterielose Funktechnologie für energieeffiziente Gebäude und intelligente Systeme
26 AUPEO GMBH
Musik für jeden Geschmack
28 JOULEX INC.
Der Letzte macht das Licht aus
30 CEGAT GMBH
Schnelle Gen-Diagnose zur individuellen Behandlung von Krankheiten
4. 32 SUBITEC GMBH
23
Algen: Mikroskopisch kleine Multitalente
34 MISTER SPEX GMBH
Vom Start-up zu Deutschlands größtem Online-Optiker
36 IMMATICS BIOTECHNOLOGIES GMBH
Aktiv gegen Krebs
38 NOVOMIND AG
Vorbild Chamäleon: Durch Anpassungsfähigkeit zum Technologieführer Europas
40 B2X CARE SOLUTIONS GMBH
Vom Projektauftrag zur globalen Erfolgsstory
42 TURTLE ENTERTAINMENT GMBH
Über sich hinauswachsen
44 C-LECTA GMBH
Mit den Schätzen der Natur Premiumpartner der Industrie
46 FASHIONETTE (LUXURY FASHION TRADE GMBH)
Vom Pionier zum Handtaschenchampion im E-Commerce
48 CRYOTHERAPEUTICS GMBH
Neues System öffnet die Arterien
50 KLASTECH GMBH
Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung in der Lasertechnologie
52 KNOWIS AG
Schnelle, sichere und effiziente Arbeitsabläufe für Banken und Finanzdienstleister
54 NOVALED AG
Erfolgreichster deutscher Venture Capital Trade Sale seit 2008
56 NOXXON PHARMA AG
Mit Beteiligungskapital zu Arzneimitteln von morgen
58 MOVIEPILOT GMBH
Filmbegeisterten eine Plattform geben
60 UNTERSTÜTZER
64 Impressum
5. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften bedankt sich herzlich bei den
Verbandsmitgliedern, die diese Broschüre unterstützen: D
7. Ulrike Hinrichs
Venture Capital stärken
heißt
Gründer fördern
Am Anfang stehen die Idee und ein Team von Gründern, das den Erfolg fest im Blick hat. Mit einer Venture-Capital-Gesell-schaft
als Sparringspartner bekommen die Unternehmer Know-how und Kapital, um ihren Ideen Taten folgen zu lassen.
Viele erfolgreiche Start-ups hat die deutsche Gründerszene in den letzten Jahren hervorgebracht – einige davon finden Sie
in dieser Broschüre.
Berlin gilt als Hauptstadt der Gründer, doch im ganzen Land entstehen neue Jungunternehmen, die Innovationen her-vorbringen,
neue Technologien entwickeln und den Fortschritt vorantreiben. Gerade im Bereich Medizintechnik und
Life Science sind in Bayern und Baden-Württemberg regionale Zentren entstanden, Berlin hingegen ist der Hotspot
für die digitale Wirtschaft. Auch viele Universitätsausgründungen sorgen hierzulande dafür, die Ergebnisse vielver-sprechender
Forschungen in Produkte umzuwandeln, von denen jeder profitieren kann.
B
Die Politik hat den Gründerboom erkannt und sich im Koalitionsvertrag deutlich zu Venture Capital bekannt. Erste
Bundesländer starten Finanzierungsinitiativen, um die Start-ups finanziell zu fördern. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere
folgen, denn: Wer Gründer stärken will, muss auch Venture Capital stärken!
Im internationalen Vergleich hat Deutschland bei den Gründungsinvestitionen noch viel Potenzial. Bessere Rahmenbedin-gungen
würden dazu beitragen, mehr Investoren für deutsches Venture Capital zu gewinnen. Im Bereich der Anschluss-finanzierungen
nach der erfolgreichen Gründung benötigen die Jungunternehmer oft hohe finanzielle Mittel ab einer Mio. Euro,
um weiter wachsen zu können. Eine steuerlich attraktivere Anlageklasse Venture Capital würde mehr Investoren mobilisieren,
in Venture-Capital-Fonds zu investieren, und damit die Gründer in Deutschland stärken. Richtige regulatorische Vor gaben
sind hierfür die Voraussetzung.
Dass sich die Investitionen lohnen und dadurch viele neue junge Unternehmen entstehen, die sich mit ihren Produkten
zu Marktführern entwickeln können, zeigen Beispiele wie das führende Kinofilm-Bewertungsportal Moviepilot.de, der
Energiemanager JouleX und die 3-D-Druck-Experten Voxeljet. Die Förderung der Ideen ist schließlich auch langfristig
von Nutzen, denn die Start-ups von heute sind der Mittelstand von morgen.
D
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Ihre Ulrike Hinrichs
Geschäftsführerin des BVK
8. „Die Champions der Zukunft brauchen Venture Capital“
Interview mit Christophe Maire, Gründer, Serial Entrepreneur und Business Angel
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CHRISTOPHE MAIRE STUDIERTE BUSINESS & ADMINISTRATION AN DER UNIVERSITÄT ST. GALLEN
UND BESUCHTE MANAGEMENT TRAINING PROGRAMME AN DER NYU STERN UND DER STANDFORD
GRADUATE SCHOOL OF BUSINESS. MAIRE IST DURCH SEINE JAHRELANGEN ERFAHRUNGEN ALS
ENTREPRENEUR, GRÜNDER UND CEO EXPERTE IM BEREICH KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIE MIT
DEM FOKUS AUF DIGITALE MEDIEN UND MOBILES INTERNET. ZUR ZEIT IST ER FOUNDER AND CHAIR-MAN
VON TXTR, DEM GLOBALEN E-BOOKS-DISTRIBUTOR. ZUDEM IST ER GRÜNDER VON GATE5 AG,
EIN UNTERNEHMEN, DASS NAVIGATIONSSYSTEME FÜR HANDYS ENTWICKELTE UND DAS ER IM
SOMMER 2006 AN NOKIA VERKAUFTE. CHRISTOPHE MAIRE WAR AUSSERDEM MITBEGRÜNDER DER
PLAZES.COM, DAS 2008 EBENFALLS VON NOKIA GEKAUFT WURDE, SOWIE VON PHONEDECK, EYEEM
UND MONOQI. AKTIV IN DER BERLINER TECH-SZENE BETEILIGT, WIRKTE ER ALS EARLY STAGE
INVESTOR BZW. BOARD MEMBER BEI BRANDS4FRIENDS, STUDIVZ, PLISTA, BARCOO, READMILL,
APPAWARE, TOOSTEP UND SOUNDCLOUD MIT.
C
1. WAS WAR IHRE MOTIVATION, IHR ERSTES EIGENES UNTERNEHMEN ZU GRÜNDEN?
Die Lust am Gestalten hat mich schon früh dazu gebracht, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Außerdem motiviert mich
der Gedanke, Innovation voranzutreiben.
2. IHRE UNTERNEHMEN WAREN ODER SIND AUCH MIT WAGNISKAPITAL FINANZIERT. WARUM HABEN SIE SICH
DAFÜR ENTSCHIEDEN UND WELCHEN BEITRAG LEISTETEN VCS FÜR DEN ERFOLG DER UNTERNEHMEN?
Venture Capital ist als einziges Finanzinstrument in der Lage, Durchbruch-Innovationen (also nicht rein Incremental Inno-vation)
umzusetzen. Dank Venture Capital kann sich ein Unternehmen zwei bis drei Jahre auf die Produktinnovation
konzentrieren. Auch deshalb ist es so dramatisch, dass es so wenig Venture Capital in Europa gibt.
3. WIE ANDERE ERFAHRENE GRÜNDER SIND SIE INZWISCHEN ALS VENTURE-CAPITAL-GEBER UNTERWEGS.
WAS HAT SIE ZU DIESEM SCHRITT BEWOGEN?
Das geschah mehr aus Berufung als aus Kalkül. Alle Zeichen sprechen dafür, dass die nächsten 15 Jahre besonders fruchtbar
werden. Das wollte ich einfach mitgestalten. Die „Champions” der Zukunft entstehen heute. Wir befinden uns in einer beson-deren
Phase des Umbruchs, wo viele Industrien, die wertschöpfen, neu erfunden werden.
4. WO SEHEN SIE DEUTSCHLAND IM INTERNATIONALEN VERGLEICH IM HINBLICK AUF DAS
GRÜNDUNGSGESCHEHEN?
Es gibt eine enorme Kluft zwischen dem unternehmerischen Potential in diesem Land und den vorhandenen Supportstruk-turen.
Gleichzeitig gibt es eine neue Generation von deutschen Unternehmern, die vergleichbar mit der in den USA ist.
5. WAS KANN DIE DEUTSCHE START-UP-SZENE MACHEN, UM AUFZUHOLEN?
Vielleicht braucht es in Deutschland eine Venture-Capital- und Innovationsinitiative wie in Israel in den 90ern oder derzeit
in Großbritannien. Es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie wenig die strategische und gesellschaftliche Bedeutung der Digita-lisierung
ernst genommen wird. Die Supportstrukturen, also Venture Capital und Venture-Capital-Know-how sind um den
Faktor 10 schwächer als in den USA.
9. Christophe Maire
6. IN WELCHEN TECHNOLOGIEFELDERN SEHEN SIE DEUTSCHLAND FÜHREND BZW. BESONDERS
WETTBEWERBSFÄHIG?
Es gibt kaum Felder, wo Deutschland nicht global wettbewerbsfähig sein könnte. Talent und unternehmerische Kraft sind
vorhanden. Was fehlt, sind die Supportsysteme bis hin zur IPO-Infrastruktur, die ein erfolgreiches Ökosystem ausmachen.
7. WELCHE ANSATZPUNKTE SEHEN SIE, UM DER GRÜNDERSZENE IN DEUTSCHLAND IMPULSE
ZU VERLEIHEN?
Mehr Anerkennung für die positive Kraft von Unter nehmertum muss her.
8. WENN SIE WÜNSCHE AN DIE POLITIK HÄTTEN, WELCHE WÄREN DAS?
Mehr Umsetzungswillen. Alle bisherigen Anstrengungen erscheinen mir sehr halbherzig, wenn man betrachtet, was auf dem
Spiel steht.
9. WO SEHEN SIE DEUTSCHLAND IN BEZUG AUF DIE START-UP-SZENE UND DEN VENTURE-CAPITAL-MARKT
IN EINIGEN JAHREN?
Das Entstehen einer kritischen Masse an Gründungen mit globalen Ambitionen gibt Anlass zur Hoffnung. Wir spielen heute
international betrachtet leider noch in der Kreisliga. Aber die Spieler sind hungrig, und jedes Jahr werden wir besser.
10. PROF. DR. TOBIAS KOLLMANN
IST INHABER DES LEHRSTUHLS FÜR E-BUSINESS UND
E-ENTREPRENEURSHIP AN DER UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN,
VENTURE GMBH SOWIE VORSITZENDER DES BEIRATS
JUNGE DIGITALE WIRTSCHAFT IM BUNDESWIRTSCHAFTS -
MINISTERIUM.
IKT-Start-ups in Deutschland:
Die Gründung funktioniert, das Wachstum weniger
INHABER UND GESCHÄFTSFÜHRER DER NETSTART
Auf die Frage, wie denn nach der Bundestagswahl so die aktuelle Stimmung unter den jungen IKT-Gründern in Deutschland
ist, habe ich unlängst in einem Interview für deutschland.de ohne Zögern geantwortet: „Die Stimmung ist allgemein gut!“
Und das aus gutem Grund, denn Junge Gründer auch und insbesondere in der IKT-Branche sind zu einem zentralen Thema
in der Wirtschaft, der Gesellschaft und in der Politik geworden. Sie sind ein wesentlicher Innovationstreiber und sichern die
Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland in der Zukunft. Schon heute lassen sich zahlreiche Impulse für den Arbeitsmarkt
nachweisen und junge Unternehmen bieten viel Potenzial für den aufstrebenden Nachwuchs, aber auch den dynamischen
Manager mit Berufserfahrung.
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Der Standort Deutschland zeichnet sich vor diesem Hintergrund durch eine sehr gute Infrastruktur, qualifizierte
Arbeitskräfte, eine hohe Binnennachfrage mit zugehöriger Kaufkraft sowie geregelte rechtliche Rahmenbedingungen
für Unternehmen und Geschäftsprozesse aus. Das alles bildet ein gutes Umfeld, um auch junge IKT-Unternehmen
wachsen zu lassen. Ein wesentliches Problem ist jedoch die Tatsache, dass unser Ausbildungssystem immer noch zu
sehr auf das Angestelltenwesen ausgerichtet ist. (E-)Entrepreneurship muss zu einem Kernfach in Schule und Hochschule
werden, damit aus dem Land der Dichter und Denker auch ein Land der Unternehmer wird. Und wir brauchen Unternehmer
und eben keine Unterlasser in Deutschland, wenn wir in Zukunft weiter im internationalen Wettbewerb mitspielen wollen!
Ein weiteres Problem ergibt sich im Bereich der Finanzierung, wenn insbesondere in der späteren Wachstumsphase ein
höherer Kapitalbedarf adressiert wird. Während wir am Anfang in der Seedphase inzwischen über Business Angels und
Inkubatoren relativ gut ausgestattet sind, kann man große Venture-Capital-Runden in der Wachstumsphase in Deutschland
kaum beobachten. Hier gilt es, neue Impulse zu setzen. Denn nur, wenn wir mit passenden Finanzierungsinstrumenten und
großen VC-Fonds auch aus Deutschland heraus dieses Wachstum für junge Unternehmen stemmen können, wird es uns
gelingen, auch weiterhin die Weltmarktführer von morgen zu entwickeln. Diese sucht man bislang im IKT-Bereich allerdings
vergeblich. Die fünf größten US-Internet- bzw. IT-Firmen (Apple, Facebook, Google, Amazon, eBay) haben einen nahezu
gleichen Börsenwert, wie die meisten deutschen DAX30-Unternehmen zusammen. Entsprechend muss es uns auch in
Deutschland einmal gelingen, ein IKT-Unternehmen richtig groß zu finanzieren. Die Alternative wäre für IKT-Gründer ein
zu früher Verkauf des Unternehmens oder der eigenen Anteile an ausländische Investoren oder Konkurrenten, womit die
eigene Selbstständigkeit oftmals aufgegeben wird.
Vor diesem Hintergrund hat der Beirat Junge Digitale Wirtschaft (BJDW 2013) im Bundeswirtschaftsministerium fest-gestellt,
dass es dem deutschen Start-up-Ecosystem erheblich an Wachstumskapital mangelt. Gemeint ist damit die
Finanzierung von erwachsenen Start-up-Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell mindestens in Deutschland bereits
erfolgreich bewiesen haben und nun international expandieren möchten. Dabei handelt es sich um jene vorbörsliche
Finanzierungsstufe, die darüber entscheidet, ob aus einem Start-up ein großes mittelständisches Unternehmen oder
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11. sogar mehr entsteht. Der BJDW regt entsprechend die Etablierung von drei Spätphasenfonds mit einem Volumen von 250
bis 500 Mio. Euro mit dem Bund in einer Vorreiterrolle an, um das mögliche fehlende Vertrauen privater Investoren bereits
in der Anfangsphase zu reduzieren, indem er zum einen selbst investiert und zum anderen um Investoren wirbt. Der Bund
soll hierzu jeweils die Hälfte einer Fondseinlage leisten (150 - 250 Mio. Euro pro Fonds) und in der Privatwirtschaft für das
Bereitstellen der zweiten Hälfte werben.
Auch die Gewinnung von Fachkräften als Humankapital stellt immer noch ein Problem sowohl für die Gründungs- als auch
die Wachstumsphase dar, denn die Ausbildungssysteme an Schulen und Hochschulen produzieren gerade in den MINT-Fächern
(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu wenig Absolventen für den heimischen Arbeits-markt.
Hier gilt es, die Qualifikation der Fachkräfte in Aus- und Weiterbildung in den benötigten Bereichen zu stärken, mit
klaren und einheitlichen Abschlüssen zu versehen und gleichzeitig den Talenten aus dem Ausland einen einfachen Weg
nach Deutschland zu bereiten, um deren Wertschöpfung für heimische Unternehmen zu nutzen. Deutschland hat das Poten-zial,
nicht nur dem eigenen Nachwuchs eine Zukunft in jungen Wachstumsbranchen zu bieten, sondern auch weltweit eine
Heimat für (E-)Entrepreneure und qualifizierte Fachkräfte zu werden.
Der BJDW empfiehlt für diesen Bereich beispielsweise Maßnahmen im Spektrum der Durchführung von IT -Roadshows
in Schulen, der Förderung eines positiven Rollenbildes des Unternehmers im Sozial- und Politikunterricht, der besseren
Ausstattung und Förderung von Programmier- und Informatik-Unterricht, der Ausweitung einer Vermittlung von BWL-Grundkenntnissen
im Lehrplan sowie der Förderung von Schülerfirmen bzw. Grundlagen für spätere Unternehmens -
gründungen. Sicherlich können diese Empfehlungen ein Ansatzpunkt sein.
Unabhängig davon, welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, muss ein Zusammenspiel zwischen den Faktoren Start-up-
Gesellschaft, Start-up-Infrastruktur, Start-up-Unterstützung, Start-up-Finanzierung und Start-up-Wachstum gewährleistet
sein. Venture Capital ist dabei ein zentrales Element und solange IKT-Start-ups in den USA in der Hälfte der Zeit mit dem
x-fachen mehr an Start- und später mit Wachstumskapital ausgestattet werden als in Deutschland, laufen wir als Standort
hinterher. Warum? Weil Venture Capital das Hauptinstrument für die Schaffung von disruptiven IKT-Unternehmen ist. Davon
gibt es in Deutschland insgesamt jedoch zehnmal weniger als in den USA. Das muss sich in Zukunft ändern, wenn Deutsch-land
wirklich ein (IKT-)Gründerland werden will!
QUELLEN:
BJDW – Beirat Junge Digitale Wirtschaft (2013): BJDW Ergebnisbericht 01/13, Berlin. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/beirat-jubge-digitale-
wirtschaft-handlungsempfehlungen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf.
D
Prof. dr . Tobias Kollmann
12. Neue Impulse für den Standort Deutschland
T
S
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11
DR. MICHAEL LIECKE IST
LEITER DES REFERATS
INDUSTRIE UND FORSCHUNG
DIHK | DEUTSCHER INDUSTRIE-UND
HANDELSKAMMERTAG E. V.
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Traditionsreiche Unternehmen sind die Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft. Gerade Mittelständler avancieren mit
ihren Spezialprodukten oftmals zu Weltmarktführern und machen „Made in Germany“ zu einem Qualitätsgarant. Und
auch junge Unternehmer beweisen mit ihrer Kreati vität und ihrem Innovationsgeist, dass der Wirtschaftsstandort
Deutschland spannende Perspektiven eröffnet. Deutsche Gründer entwickeln innovative Technologien und Dienstleis-tungen,
die weltweit vermarktet werden. Die erfolgreiche Arbeit der Start-ups zieht nicht nur das Interesse deutscher,
sondern auch internationaler Wagniskapitalgeber auf sich. Dennoch: Es gibt viel ungenutztes Potenzial, denn Global Player
wie Google, Facebook, eBay oder Amgen hat Deutschland bisher noch nicht hervorbringen können.
Schnell wachsende und international agierende Unternehmen in neuen Technologiefeldern, z. B. IKT und Biotechno-logie,
kommen noch zu selten aus Deutschland – das sollte uns eine deutliche Warnung sein. Gerade vor dem Hinter-grund
des sich verstärkenden Wettbewerbsdrucks in etablierten Industrien wächst die Bedeutung solcher Unternehmen
für die Zukunft des Standortes. Ein zentraler Grund für das schlechte Abschneiden beim Blick auf international erfolg-reiche
junge Unternehmen ist der Mangel an Wagniskapital in Deutschland. So wurden im Jahr 2013 673 Mio. Euro Wagnis -
kapital in Start-ups investiert (ca. 0,02 Prozent des BIP). In den USA hingegen konnten junge innovative Unternehmen
ca. 27 Mrd. Dollar (ca. 0,17 Prozent des BIP) Venture Capital aufnehmen. Das liegt auch am mangelnden Rechtsrahmen und
an zu restriktiven Regelungen im Steuerrecht. Es gibt in Deutschland immer noch keine Rechtssicherheit hinsichtlich der
Einstufung von Venture-Capital-Fonds als „vermögenverwaltend“. Damit kann das Risiko einer Doppelbesteuerung – des
Investors und des Fonds – nicht ausgeschlossen werden. Das wirkt abschreckend auf insbesondere internationale Investoren.
Daneben macht die Einschränkung des Verlustvortrags (§ 8c KStG, sog. Mantelkaufverbot) Investitionen gerade in junge
innovative Unternehmen unattraktiver, weil Verluste aus der Startphase bei Eigentümerwechseln nicht ausreichend steuer-lich
berücksichtigt werden. Eine Verbesserung dieser beiden Rahmenbedingungen hat aus Sicht des DIHK daher große Bedeu-tung
für die Zukunftssicherung des Innovationsstandortes Deutschland und würde der Gründerszene und dem Wagnis -
kapitalmarkt neue Impulse verleihen.
Dr . Michael Liecke
13. DDR. UTE GÜNTHER UND
DR. ROLAND KIRCHHOF SIND
VORSTANDSMITGLIEDER DES
BUSINESS ANGELS NETZWERKES
DEUTSCHLAND E.V. (BAND)
DR . Ute Günther
DR . Roland kirchhof
Business Angels: Auf gute Partnerschaft in der Finanzierungskette
Business Angels sind aus der Finanzierung junger innovativer Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Traditionell investieren
sie eher am Anfang der Finanzierungskette der Unternehmen. Damit ist es meist die risikoreichste, ganz frühe Phase, in der
Business Angels den Gründern Beteiligungskapital zur Verfügung stellen. Mit ihrem unternehmerischen Know-how stehen sie
zusätzlich den Gründern hilfreich zur Seite (zwei Flügel!). Der vom Bund gewährte „INVEST-Zuschuss für Wagniskapital“ von
20 Prozent bis zu einer Investitionssumme von 250.000 Euro stabilisiert und verstärkt das Engagement von Business Angels
gerade in der Seed-Phase.
Wachstum beginnt mit Mut,
Vertrauen – und mit Kapital.
In einer perfekten Welt hört Unternehmens-wachstum
niemals auf. Wir sind dabei: ob beim
Erschließen von Finanzierungsquellen und Märk-ten,
bei der Stärkung der Wett bewerbsfähigkeit,
beim Ausbau nachhaltiger Strukturen sowie der
Schaffung von Transparenz durch verlässliche
Unternehmens informationen und belastbare
Zahlen. Mehr über EY unter
www.de.ey.com
„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED 1015.
14. V
12
13
Neuere Zahlen des High-Tech Gründerfonds, aber auch des ERP Startfonds der KfW, belegen, dass sich der Investi-tionsfokus
von Business Angels, zumindest des vermögenderen Teils von ihnen, erweitert. Als Partner dieser Fonds
sind Business Angels bis zu einem Drittel der Beteiligungsfälle auch an A-, B- und sogar C-Runden beteiligt.
Venture-Capital-Gesellschaften können somit auf zweierlei Weise gemeinsam mit Business Angels in Unternehmen inves-tieren:
entweder indem sie fondsgestützt parallel zu diesen junge Unternehmen finanzieren (sowohl in der Seed-Phase als
auch in späteren Runden) oder Anschlussfinanzierungen übernehmen. Neben der Kapitalbereitstellung unterstützen auch sie
die Gründer mit unternehmerischer Expertise und Erfahrung.
Venture-Capital-Gesellschaften und Business Angels sind keine Konkurrenten, sondern echte Partner, weil ihre Interessen
grundsätzlich ähnlich gelagert sind. Ihre Aktivitäten ergänzen sich. Auch in der Finanzierungskette, in der die Finanzierung
eines Investors auf den Leistungen und Unterstützungsmaßnahmen des jeweils anderen für das Start-up aufbaut, sind sie
aufeinander angewiesen. Eine Erstfinanzierung durch den Business Angel führt nicht weiter, wenn die notwendige
Folgerunde ausbleibt. Umgekehrt setzt eine Folgerunde voraus, dass das Gründungsunternehmen mit Hilfe der Erstfinanzie-rung
erste Meilensteine erreicht hat.
Der kooperative und faire Umgang aller Beteiligten ist daher ein entscheidender Faktor für den gemeinsamen Erfolg. Diese
Erkenntnis setzt sich erfreulicherweise immer mehr durch. Weil in der oft komplexen Finanzierungskette die Glieder in der
Zeitabfolge ineinandergreifen, haben alle ‒ und vor allem das Gründungsunternehmen ‒ ein Interesse daran, dass die Kette
nicht reißt. Deswegen müssen aber auch alle Investitionsformen Rahmenbedingungen vorfinden, die im internationalen
Vergleich standhalten können. Das gilt für Venture-Capital-Fonds gleichermaßen wie für Business Angels.
weitnauer
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Gründer wachstumsstarker,
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N
15. F FLORIAN NÖLL IST VORSTANDS-VORSITZENDER
DES BUNDESVERBANDES
DEUTSCHE START-UPS E. V.
Wagniskapitalgeber und Start-ups
sind wichtige Partner für ein funktionierendes Ökosystem
Start-ups sind junge, wachstumsorientierte Unternehmen auf der Suche nach einem nachhaltigen und skalierbaren
Geschäftsmodell. Um Ideen schnell umzusetzen und die dazu notwendigen logistischen, personellen und technischen
Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, brauchen Start-ups Kapital. Fremdkapital scheidet in einer frühen Unterneh-mensphase
für die Gründer oft aus. Regelmäßig erfolgt diese Finanzierung dann über Business Angel und Venture-Capital-
Investoren.
Ohne Venture Capital gibt es keine Start-ups. Diesen Aspekt muss man sich bei allen Handlungen und Regulierungen
vor Augen führen. Wer die jungen innovativen Unternehmen in Deutschland unterstützen will, muss sich für einen
funktionierenden Wagniskapitalmarkt einsetzen.
O
Die Antworten der im Bundestag vertretenen Fraktionen auf unsere Wahlprüfsteine zeigen uns, dass der Zusammenhang
zwischen erfolgreichen Start-ups und Wagniskapital der Politik durchaus bewusst ist:
„Für Existenzgründer wollen wir den Zugang zu Wagniskapital erleichtern, mit dem sich Investoren an jungen Unternehmen
beteiligen“ (CDU/CSU).
„Der Zugang zu Finanzierungsmitteln ist ein Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum junger inno-vativer
Unternehmen“ (SPD).
„Start-ups verfügen meist nicht über genügend Eigenmittel und haben keinen ausreichenden Zugang zu Kreditlinien und
anderen klassischen Finanzierungsformen“ (LINKE).
„Damit mehr Innovationen tatsächlich umgesetzt werden, sind international attraktive Bedingungen für Wagniskapital
notwendig und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital neu zu ordnen“ (Bündnis 90 / Grüne).
D
„Neben der Kreditvergabe ist der Einsatz von privatem Kapital einschließlich Wagniskapital Kerntreiber von Innovation und
Wirtschaftswachstum“ (FDP).
Start-ups brauchen starke Partner für die Finanzierung ihrer innovativen Geschäftsideen. Als Bundesverband Deutsche Start-ups
e.V. setzen wir uns daher gemeinsam mit dem Bundesverband der Kapitalbeteiligungsgesellschaften dafür ein, in
Deutschland ein exzellentes Start-up-Ökosystem zu schaffen.
Florian Nöll
16. The IPO exit door – your chance
to increase added value
When time has come to disinvest, an IPO at Deutsche Börse offers investors an opportunity to
participate in the portfolio company’s growth perspectives: being flexible with regard to the perfect
timing, an exit in tranches can lead to higher returns. A stock market flotation not only improves
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17. BERLIN
Hamburg
Leipzig
Friedberg
Dresden
Oberhaching
Tübingen
Duisburg
Kassel
b
Düsseldorf
Köln
Regensburg
Stuttgart
München
N
dberg
tt t
f
nchen
Übersicht ...
... der Standorte der Unternehmen, die in dieser Broschüre vorgestellt sind.
18. 16
17
Es ist die zentrale Herausforderung der Energiewende:
Wie können die sehr volatilen Erneuerbaren Energien
wie Wind- und Solarenergie erfolgreich mit herkömm-lichen
Stromproduzenten im freien Markt konkurrieren
und gleichzeitig die Stromnetze stabil gehalten werden?
Next Kraftwerke GmbH aus Köln hat die Antwort auf diese
Frage. Das 2009 gegründete Unter nehmen hat durch den
Aufbau eines der größten virtuellen Kraftwerke Deutsch-lands
– genannt Next Pool – Regelenergiekapazitäten
geschaffen, ohne dafür in teure Anlagen zu investieren. In
diesen virtuellen Kraftwerken sind Biogas-, Biomasse-,
Kraft-Wärme-Kopplungs-, Wasserkraft-, Windkraft- und
Solaranlagen zusammengeschlossen.
„Wir sind davon überzeugt,
dass der Strombedarf in
Deutschland zu 100 Prozent
aus Erneuerbaren Energien
gedeckt werden kann. Unser
flexibler, bedarfsorientierter
Einsatz von Erneuerbaren
Energien verbunden mit ent-sprechendem
technischen Know-how und professionellem
Stromhandel ist der Schlüssel”, erläutert Hendrik Sämisch,
Geschäftsführer und Gründer der Next Kraftwerke GmbH.
Das Start-up ist eine Ausgründung aus dem Energiewirt-schaftlichen
Institut an der Universität zu Köln (EWI). Die bei-den
Gründer und Geschäftsführer Hendrik Sämisch und
Jochen Schwill überzeugten 2010 den High-Tech Gründer-fonds
(HTGF) und gewannen ihn als Leadinvestor. „Next
Kraftwerke vernetzt, steuert und vermarktet Erneuerbare
Energien aus kleinen Stromerzeugungs anlagen. Zusätzlich
agiert Next Kraftwerke als spezialisierter Stromhändler für
Erneuerbare Energien am Spotmarkt der Strombörse EEX.
Es konnten bereits mehrere Groß kunden gewonnen werden
und wir sehen hier absoluten Bedarf und großes Potenzial“,
so Klaus Lehmann, Senior Investment Manager beim HTGF
zur Investmententscheidung.
Mitgründer Schwill sieht im Engagement des HTGF einen
wichtigen Beitrag zum Gelingen des Unternehmens: „Der
HTGF brachte einen großen Vertrauensvorschuss in den
ersten Finanzierungsrunden mit, der uns sehr geholfen hat.
Sein langfristig ausgelegtes Denken passt sehr gut in unsere
Strategie, da der Aufbau
eines virtuellen Kraftwerks
aus vielen kleinen dezentra-len
Erzeugern eine Aufgabe
ist, die nicht in wenigen
Monaten zu bewältigen ist.
Außerdem war der HTGF
als Public-Private-Partner-ship
eine gute Ergänzung zu
unseren privaten Investoren.“ Neben dem HTGF sind auch
Neuhaus Partners und einige Business Angels mit an Bord.
ERSTKLASSIGE IT FÜR STROM DIREKT-VERMARKTUNG
UND STROMNETZBETREIBER
Next Kraftwerke ist auf mehreren Märkten unterwegs –
ein großer Vorteil des Geschäftsmodells. Im Bereich der
Direktvermarktung von Strom aus Erneuerbaren Energien
E
NEXT KRAFTWERKE GMBH:
SMARTE ENERGIE
BÜNDELN UND
VERNETZEN
19. ermöglicht das Unternehmen kleinen, dezentralen Strom -
erzeugern am Markt teilzunehmen. Das gelingt über eine
individualisierte Leittechnik, die Erzeuger und Verbraucher
miteinander verbindet. Die gebündelte Erzeugungs- und
Reservekapazität der vernetzten dezentralen Anlagen wird
dann auf den Strommärkten gehandelt. Durch das von Next
Kraftwerke umgesetzte Marktprämienmodell kann ein Preis-aufschlag
gegenüber der fixen EEG-Vergütung erzielt werden,
was für den einzelnen, kleinen Stromanbieter von großem
Vorteil ist. Durch die Vernetzung der Anlagen im virtuellen
Kraftwerk kann außerdem der produzierte bzw. zurückgehal-tene
Strom als Flexibilitätsreserve auf dem Regelenergiemarkt
zu attraktiven Preisen angeboten werden. Das entwickelte
Preisprognosemodell ermöglicht höchste Kundenerlöse im
Wettbewerb. Für seine bisherige Entwicklung erhielt das Unter-nehmen
bereits mehrere Preise, darunter zuletzt den Innova-tionspreis-
IT der Initiative Mittelstand in der Kategorie
Storage/Netzwerke.
Inzwischen sind über 1.000 Kundenanlagen im virtuellen
Kraftwerk Next Pool integriert – vom Biogas bauern bis zu
Windprojektierern. Zukünftig zielt Next Kraftwerke auch
auf neue Märkte, etwa auf die Integration großer Strom-verbraucher
aus Gewerbe und Industrie (Demand Side
I
Management) und den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks in
Österreich.
Jochen Schwill
Hendrik Sämisch
ÜBERSICHT
STANDORT = KÖLN
GRÜNDUNGSJAHR = 2009
MITARBEITERZAHL = 60
UMSATZ = 35,6 MIO. EURO (2012)
INVESTOREN = HIGH-TECH GRÜNDERFONDS,
NEUHAUS PARTNERS, BUSINESS ANGELS
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2009
20. Über 3.000 Bestellungen an einem Tag. Durchschnittlich
8.000 neue Kunden in einem Monat! Wo es das gibt? Im
Internet. Bei Mercateo, Europas führender Beschaffungs-plattform
18
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für Geschäftskunden, die täglich hunderttausend-mal
besucht wird. Dort finden sie in verschiedenen Produkt-kategorien
ein umfangreiches Angebot, z. B. Büro material,
IT- sowie Laborbedarf oder Betriebs- und
Lagerausstattung. Das Sortiment ist nicht
nur breit gefächert und deckt den allgemei-nen
Geschäftsbedarf und spezialisierten
Fachbedarf ab, sondern bietet auch in exoti-schen
Kategorien eine erhebliche Produkt-vielfalt.
Kopierpapier gehört genauso zum
MERCATEO AG:
EUROPAS FÜHRENDE
BESCHAFFUNGSPLATTFORM
GESCHÄFTSKUNDEN
Warenkatalog wie Schweißer-Schutzbrillen,
Kleiderbügel, Wundkompressen oder Kekse
für den Konferenzraum. Ein gewinnbringendes Geschäft:
Durchschnittlich 150 Mrd. Euro geben deutsche Unterneh-men
jährlich für diese sogenannten B- und C-Teile aus. Das
sind Güter, von denen Unternehmen mittlere bis hohe Stück-zahlen
benötigen, die aber vom Einkaufswert vergleichs-weise
niedrig sind. In diesem Markt hat sich Mercateo auf
die Beschaffung von C-Teilen spezialisiert. Das sind Artikel,
die nur selten oder einmalig bestellt werden, wie zum Bei-spiel
eine Parkplatzabsperrung für den Vorstand.
E-Commerce-Anbieter gibt es wie Sand am Meer. Viele
davon sind nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche ver-schwunden.
Was macht Mercateo so erfolgreich? Primäre
Zielgruppe von Mercateo ist der Mittelstand. Kleine und mit-telgroße
Unternehmen können mit Hilfe des virtuellen
Marktplatzes ihr Einkaufsmanagement professionalisieren.
Mit Mercateo werden das Wälzen dicker Produktkataloge
und der langwierige Vergleich von Preisen und Lieferbedin-gungen
von verschiedenen Anbietern überflüssig. Das
erleichtert den Einkauf enorm. Insbesondere bei Selbststän-digen
und kleineren Unternehmen ohne Einkaufsverantwort-lichen
wird das Bestellen damit von der Last zur Lust.
HOCHPROFESSIONELLE TOOLS ERLEICHTERN
BESTELLUNG
Mercateo schafft dieses Wunder mittels eines hochprofes-sionellen
und komfortablen Such- und Optimierungstools.
Auch unkundige Besteller sind nicht mehr hilflos. Vorbei ist
mit Mercateo die Zeit, in der vor der Bestellung erst die
genaue Produktbezeichnung und die Bezugsquellen recher-chiert
werden mussten. Jetzt kann jeder Mitarbeiter nicht
nur Kopierpapier und Kaffeefilter, sondern auch Schrauben
und Schlösser, Rohrzangen oder Rostschutz bestellen, ohne
ins Schwimmen zu geraten. Auch High-End-Produkte wie
Notebooks und Flatscreens oder Spezialsortimente wie
Labor- und Krankenhausbedarf sind kinderleicht zu finden.
Der Geschäftskunde loggt sich als Besteller ein. Danach gibt
er seine Wünsche mit konkreter Produktbezeichnung oder
über die Suchfunktion ein oder er stöbert in den verschiede-nen
Sortimenten. Nun sucht die Plattform das passende
Angebot bei den gelisteten Handelspartnern. Blitzschnell
bekommt der Kunde eine Auswahl vorgestellt. Jetzt muss er
sich nur noch ent-scheiden,
ob er die
Ware zum günstigs-ten
Preis oder mit
dem schnellstmög-lichen
Liefertermin
möchte. Über 600
Handelspartner bie-ten
ihre Waren von
FÜR
über 15.000 Herstellern bei Mercateo feil. So kommt ein
unglaubliches Angebot von über acht Millionen Artikeln
zustande, das täglich weiter wächst.
Der Clou für Mercateo-Besteller: Sie haben eine
Bestelladresse und einen Ansprechpartner für die kom-plette
Abwicklung der Bestellung. Neben Markenarti-keln
wie Büromaterial von Sigel oder Süßwaren von
D
Haribo sind auch jede Menge Whitelabel-, Regional- und
Spezialanbieter vertreten. Die Sortimentstiefe lässt sich gut
am Beispiel des Suchworts „Schraube“ illustrieren: Von A
wie Augen- über M wie Maden- bis zu Z wie Zylinder-schraube
gibt es unzählige Varianten, die unter dem Stich-wort
lieferbar sind.
MERCATEO LIEFERT ALLES, WAS DAS HERZ BEGEHRT
Auch „exotische“ Wünsche werden bei Mercateo erfüllt. Der
Kunde findet so beispielsweise Druckerkartuschen, die im
Handel sonst nicht mehr erhältlich sind. Die Mercateo-Idee
scheint auf den ersten Blick einfach und deshalb leicht
kopierbar. Angst vor Nachahmern haben die Vorstände Peter
Ledermann und Dr. Sebastian Wieser trotzdem nicht. Nach
ihrer Erfahrung sind die Einstiegsbarrieren für neue Wettbe-werber
sehr hoch. Mercateo wurde nach der Gründung im
Jahr 2000 auf dem Weg zum virtuellen Großanbieter durch
einen strategischen Investor finanziert. Die damals entwi-ckelten
Tools sind heute das Herzstück der Mercateo-Plattform.
Ein Glücksfall für die heutigen Gesellschafter Wieser und
Ledermann war der Ausstieg des Investors. Das Manage-ment
bekam so Ende 2003 die Chance, Mercateo zu über-nehmen.
Es gab noch viel zu tun: mit Köthen in Sachsen-
Anhalt einen weiteren geeigneten Standort finden, motivierte
Mitarbeiter auswählen und schulen, neue Handelspartner
gewinnen und potenzielle Kunden werben.
21. Gemeinsam mit der Venture-Capital-Gesellschaft Target
Partners, die dem Unternehmen mit finanziellen Mitteln
und nützlichem Managementwissen unter die Arme
griff, konnten die Projekte in Angriff genommen und
G
erfolgreich umgesetzt werden. Target Partners weiß, wie
wichtig ein überzeugendes Unternehmensportfolio und ein
gut organisiertes Team für das Funktionieren eines Start-ups
sind. 2007 holte man schließlich die BayBG Bayerische Betei -
ligungsgesellschaft mit ins Boot, um weiter zu expandieren.
Seit der Gründung verzeichnet Mercateo Jahr für Jahr ein
überdurchschnittliches Wachstum. Allein 2011 stieg der
Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent und erhöhte
sich auf 110 Mio. Euro. Circa 2,8 Millionen Nutzer besuchen
monatlich die Website www.mercateo.com. Inzwischen arbei-ten
250 Mitarbeiter, darunter 22 Auszubildende, an den drei
Standorten München, Köthen und Leipzig. Mit eigenen Landes-gesellschaften
in Österreich, Frankreich, Niederlande, Polen,
Tschechien, Slowakei und Ungarn organisiert das Unterneh-men
die Beschaffung in zwölf europäischen Ländern. Mittler-weile
ist Mercateo mit über acht Millionen Artikeln die füh-rende
europä ische Beschaffungsplattform für Geschäfts-kunden
im Internet geworden. Zu den über eine Million Kunden
und monatlich ca. 8.000 Neukunden zählen vor allem kleine
und mittelständische Unternehmen sowie große Mittelständ-ler,
Großunternehmen, wie zum Beispiel OSRAM und RWE,
aber auch öffentliche Einrichtungen.
Neben dem Mittelstand findet Mercateo auch bei Kon-zernen
immer mehr Anhänger. Seit 2008 arbeitet die
RWE AG mit Mercateo zusammen. Gemeinsam wurde
das Beschaffungswesen des DAX-Konzerns optimiert
N
und eine komfortable webbasierte E-Procurement-Lösung in
Verbindung mit einem breit gefächerten Produktportfolio und
einem ausgedehnten Lieferantennetz geschaffen. Neben dem
Standardsortiment von Mercateo haben RWE-Mitarbeiter zu -
sätzlich Zugriff auf ihre gewohnten „Haus- und Hoflieferanten“.
Dr . Sebastian Wieser
Peter Ledermann
ÜBERSICHT
STANDORT = MÜNCHEN, LEIPZIG, KÖTHEN
GRÜNDUNGSJAHR = 2000
MITARBEITERZAHL = 250
UMSATZ = 110 MIO. EURO (2011)
INVESTOREN = TARGET PARTNERS,
BAYBG BAYERISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2004
22. 20
21
Marktlücken finden – wenn das einem Gründer gelingt,
ist der Grundstein zum Erfolg gelegt. Davon können
die Gründerinnen und Geschäftsführerinnen von tau-sendkind,
Dr. Anike von Gagern und Dr. Kathrin Weiß,
berichten: Mit ihren hochwertigen Baby- und Kinderartikeln
füllen sie eine solche Marktlücke im E-Commerce und ent-wickeln
sich mit Venture Capital und einem strategischen
Partner an ihrer Seite
zu einem erfolgreichen
Business.
Während ihrer Tätigkeit
als Unternehmensbera-terin
stieß Dr. Kathrin
Weiß 2009 erstmals auf
qualitativ hochwertige
und gut designte Kinderartikel – damit war die Idee gebo-ren.
„Ich konnte mir schon immer vorstellen, ein Unterneh-men
zu gründen.
Als dann der E-Commerce-Riese Zalando gelauncht wurde,
hat mir das Mut gemacht“, erinnert sich Weiß. Sie über-zeugte
Dr. Anike von Gagern, und in der IBB Beteiligungs-gesellschaft
fanden die Gründerinnen den passenden Part-ner
für ihr Start-up. Auch Business Angels und der Investor
Gatcombe Park Ventures waren bei der Seed-Finanzierung
mit an Bord. Das Start-up bietet inzwischen Mode, Spielzeug
und Accessoires für 0 – 10-Jährige an. Das Sortiment umfasst
über 20.000 Produkte von 300 Marken.
tausendkind ist nicht das einzige Unternehmen auf dem hart
umkämpften Baby- und Kindermarkt, hat aber zwei klare
Vorteile: tausendkind bietet eine in Deutschland einmalige
Bandbreite von Marken – von preiswert
bis Premium, von bekannt bis klein und
handgemacht. Das Unternehmen hat auch
eine eigene Marke: Unter dem Label zoo-laboo
verkauft tausendkind Mode für
Kinder im Alter von 0 bis 8 Jahren. Zudem
hat es einen starken Fokus auf usability
und optimiert den Shop – von der opti-schen
Erscheinung bis hin zur Nutzer-führung
– genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe. Außer-dem
geben fünf Experten, von Hebamme bis Kinderärztin,
Tipps rund um Geburt und Erziehung.
Das Konzept hat die IBB Beteiligungs gesellschaft von
Anfang an überzeugt: „Mit dem Mehrwert aus persönlicher
Bindung, hochwertigen Marken und professionellem Service
ist es tausendkind durchaus möglich, in drei bis fünf Jahren
zum Marktführer aufzusteigen“, blickt Roger Bendisch, Ge -
schäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft, in die Zukunft.
TAUSENDKIND:
ALLES, WAS
DAS KIND BRAUCHT
M
23. tausendkind hat sich gut entwickelt: Strukturen für den Einkauf
und das Personal wurden geschaffen und standardisierte Pro-zesse
für den Online-Handel aufgebaut. Bei tausendkind ist
vom Marketing bis zur Entwicklung alles unter einem Dach an-gesiedelt.
Das Jungunternehmen wuchs so schnell, dass vor
dem Outsourcing des Lagers an einen Logistikdienstleister
80 Prozent der Büroflächen von Lager und Versand eingenom-men
wurden.
Auch in punkto Umsatz und Mitarbeiterwachstum wird bei
tausendkind die positive Entwicklung deutlich: Bereits im
dritten Jahr erwirtschaftete tausendkind einen Umsatz im
hohen einstelligen Millionenbereich und hat aktuell 45 Mitar-beiter.
Dafür sind zwei Finanzierungsrunden erfolgreich ab-geschlossen
worden. Mit dem strategischen Partner Gruner +
Jahr, den tausendkind gewinnen konnte, kann sich das Unter-nehmen
auf die Erweiterung des Sortiments konzentrieren,
das nicht auf Baby- und Kindermode beschränkt bleiben soll.
„Wir möchten ein One-Stop-Shop werden, der alles bietet, was
ein Kind zwischen 0 und 10 Jahren braucht“, so von Gagern.
Dr . Anike v. Gagern
Dr . Kathrin Weiß
ÜBERSICHT
STANDORT = BERLIN
GRÜNDUNGSJAHR = 2010
MITARBEITERZAHL = 45
INVESTOREN = IBB BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT,
GRUNER + JAHR, PDV INTER-MEDIA VENTURE, COMPE-TENCE
MEDIA SYSTEMS, GATCOMBE PARK VENTURES, U. A.
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2010
24. Wenn ein bayerisches Technologieunternehmen zur Vorab-
Premiere des James Bond-Films „Skyfall“ einlädt, mag dies
erst einmal verwunderlich erscheinen. Doch, wenn im Film
der legendäre Aston Martin in Flammen aufgeht, erklärt sich
der Zusammenhang: Das 3D-Drucktechnologieunternehmen
voxeljet hatte das Kultauto für den Film originalgetreu nach-gedruckt,
22
23
damit das millionenteure Original die Action-szenen
unversehrt überstehen konnte.
voxeljet ist als global
tätiges Unternehmen
mit Sitz in Friedberg
einer der führenden
Hersteller von industrietaug -
lichen Drucksystemen und
betreibt Dienstleistungscenter
für die Produktion von Formen
und Modellen nach Kunden-wunsch.
Die Drucker stellen
computer gesteuert dreidimen-sionale
Gegenstände mit Hilfe
VOXELJET:
DRUCKEN IN 3D –
MIT BETEILIGUNGSKAPITAL
ZUR PRODUKTIONSTECHNOLOGIE
chemischer und physika lischer Schmelz- und Härtungs -
prozesse her. Bei der Produktion aus Werkstoffen wie zum
Beispiel Kunststoff, Sand und Keramik wird Schicht für
Schicht ein neues Werkstück gefertigt – dem Innovationsgeist
sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Während heute vieles dafür spricht, dass sich der 3D-Druck
zur führenden Produktionstechnologie des 21. Jahrhunderts
entwickeln kann, war diese Prognose bis vor wenigen Jahren
noch nicht vorherzusehen. Die Gründer um Dr. Ingo Ederer,
heutiger Vorstand von voxeljet, kann man zu Recht als Pio-niere
bezeichnen. Sie gründeten das Unternehmen schon
1999 aus der TU München heraus.
Bayern Kapital ist als stiller Gesellschafter Finanzinvestor
der ersten Stunde, um die Produktentwicklung und das
Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. Im Verlauf
der Halteperiode wurde die stille Beteiligung in Gesell-schaftsanteile
getauscht und Bayern
Kapital ist seither Aktionärin der
voxeljet AG. Roman Huber,
Geschäftsführer bei Bayern Kapital,
resümiert: „Junge, innovative Techno -
logie unternehmen in Bayern sind die
Zielgruppe unserer Finanzierungen.
Bei voxeljet waren damals alle
erfolgskritischen Voraussetzungen für
eine Beteiligung gegeben: Der
Firmengründer Dr. Ederer verfügte
über ausgezeichnetes technisches
Know-how im Bereich des Rapid-Prototyping. Die verfah-rens-
und anlagebedingten Gegebenheiten der voxeljet-
Geräte ließen marktentscheidende Kosten- und Perfor-mance-
Vorteile gegenüber dem Wettbewerb bei erfolg -
reicher Produktentwicklung erkennen.“
Heute konzentriert sich die Geschäftssparte voxeljet
SYSTEMS auf die Weiterentwicklung der Drucktechnik
und vertreibt seine 3D-Drucker weltweit. Im Sortiment
DES
21. JAHRHUNDERTS
V
H
25. sind Drucker in einer breiten Produktspanne zwischen Ein-stiegsmodellen
und Großformatmaschinen mit einem Bau-raum
von bis zu acht Kubikmetern enthalten. Die Käufer der
innovativen Drucker kommen aus verschiedenen Industrie-zweigen
und der Forschung.
2003 fiel dann der Startschuss für den zweiten Geschäfts -
bereich: die Dienstleistungssparte, mit der sich der Kunden-kreis
schlagartig erweiterte. Auf Anfrage fertigt voxeljet
SERVICES 3D-Modelle an. Wie vielseitig der 3D-Druck ein-setzbar
ist, zeigt die Bandbreite der Kunden. Während ein
Großteil Automobilhersteller und -zulieferer oder Gießereien
sind, erhält voxeljet auch Anfragen aus Branchen wie der
Medizintechnik (z. B. Beinprothesen, nachgestellte Wirbelsäu-len).
Auch für Design- und Kunstprojekte werden einzelne
Prototypen und Kleinserien gedruckt.
Die von der Bayern Kapital begleitete Entwicklung
des Unternehmens zahlte sich aus. Das 100 Mitarbeiter
starke Unternehmen feierte im Oktober 2013 seinen
erfolgreichen Börsen gang an der New York Stock
Exchange.
D
Dr . Ingo Ederer
ÜBERSICHT
STANDORT = FRIEDBERG (BAYERN)
GRÜNDUNGSJAHR = 1999
MITARBEITERZAHL = 100
INVESTOREN = BAYERN KAPITAL, FRANZ INDUSTRIE-BETEILIGUNGEN
AG UND STARTKAPITAL FONDS
AUGSBURG
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 1999
26. Wenn in einem Gebäude herkömmliche Lichtschalter
montiert werden, dann werden oft kilometerweise
Kabel und Drähte verwendet. Alternativ kommt es
zum Einsatz von batteriebetriebenen Funklichtschal-tern.
Hier wird allerdings im Laufe der Zeit eine große
Menge an teils giftigem Chemieabfall produziert. Doch es
gibt noch eine weitere Mög-lichkeit:
die batterielose Funk-technologie
von EnOcean,
einem Unternehmen mit
Hauptsitz in Oberhaching. Wie
innovativ und zweckmäßig
diese Technologie ist, illustriert
das Beispiel des „Torre Espa-cio“
in Madrid, eines Hochhau-ses
von 236 Metern und 57
Stockwerken. Durch den Ein-satz
ENOCEAN:
BATTERIELOSE
FUNKTECHNOLOGIE
FÜR ENERGIE-EFFIZIENTE GEBÄUDE
UND
INTELLIGENTE SYSTEME
von 4.200 batterielosen Funkschaltern konnten rund
31,5 km Kabel gespart werden. Hätte man batteriebetrie-bene
Schalter eingesetzt, wären in einem Zeitraum von
25 Jahren 21.000 Batterien verbraucht worden.
KABELLOS, BATTERIELOS, GRÜN
Die grüne Technologie funktioniert nach dem Energy-
Harvesting-Prinzip, übersetzt: dem „Ernten“ von Energie.
Aus geringsten Veränderungen in der Umwelt – beispiels-weise
wenn Licht in einem Raum angeschaltet wird oder
sich die Temperatur ändert – wird genug Energie erzeugt,
um Funksignale für eine intelligente Steuerung zu übertra-gen.
So kann beispielsweise eingestellt werden, dass das
Licht in Gängen und Räumen nur dann angeschaltet ist,
wenn es auch tatsächlich notwendig ist. Auf diese Weise las-sen
sich 30 – 50 Prozent Energie einsparen.
„Unser Gründungszeitpunkt war denkbar ungünstig. Nur
vier Wochen nach dem Terroranschlag vom 11. September
gestaltete sich jede Art der
Kapitalbeschaffung äußerst
schwierig – an Fremdkapital
war gar nicht zu denken“,
berichtet EnOcean-Mitgrün-der
Andreas Schneider, der
zuvor bei Siemens tätig
gewesen war. Dort wurde
auch die Firmengründung
beschlossen – mit vier wei-teren
Mitarbeitern von Sie-mens.
Zwar stieg das Gründungsteam mit eigenem Kapital
in das Spin-off-Unternehmen ein und auch Siemens war als
Minderheitsgesellschafter dabei. Dies reichte jedoch nicht,
um eine stabile Finanzierung auf die Beine zu stellen. Umso
besser, dass unter den erschwerten Bedingungen im Feb-ruar
2002 die Venture-Capital-Gesellschaften Wellington
Partners und Enjoy Ventures bereit waren, in die innovative
Idee zu investieren; in den folgenden Jahren kamen Siemens
Venture Capital, Baytech Venture, Emerald Ventures, SET
Venture Partners, Kathrein Group, Atmos und Siemens
Technology Accelerator dazu. Mit dem verfügbaren Kapital,
in Höhe von insgesamt rund 35 Mio. Euro, wurden neue Mit -
arbeiter ein gestellt und die Produkte weiterentwickelt.
W
24
25
27. Bereits ein Jahr nach der Unternehmensgründung brachte
EnOcean die ersten batterielosen Funkmodule auf den Markt,
mit viel positiver Resonanz. Bis heute wurden diese weltweit
in mehr als 250.000 Gebäuden eingesetzt.
MARKTFÜHRER IM ENERGY-HARVESTING-SEGMENT
H Laurent Giai-Miniet
Heute ist EnOcean Marktführer im Segment Energy
Harvesting und hat insgesamt 50 Mitarbeiter in
Deutschland, Frankreich, England, Nordamerika, China
und Japan. Im Frühjahr 2012 hat die International
Electrotechnical Commission den EnOcean-Funk als interna-tionalen
Standard (ISO/IEC 1454 3-3-10) verabschiedet. Es ist
der erste und einzige Funkstandard, der für Anwendungen
mit besonders niedrigem Energieverbrauch und Energy Har-vesting
optimiert ist. Die Standardisierung war auch ein Mei-lenstein
für die EnOcean Alliance. Dieser Zusammenschluss
von Unternehmen hat das Ziel, innovative Automatisierungslö-sungen
für nachhaltige Gebäudeprojekte zu etablieren. Inzwi-schen
hat die Alliance mehr als 350 Mitglieder, die über
1.200 interoperable Produkte und Lösungen auf Basis der
batterielosen Funktechnologie anbieten. Die Investoren ste-hen
dabei fest hinter dem innovativen Unternehmen. Ein
beruhigendes Gefühl? „Ein klares Ja!“, so Laurent Giai-Miniet,
CEO von EnOcean: „Ohne Venture Capital würde es EnOcean
heute nicht geben.“
ÜBERSICHT
STANDORT = OBERHACHING, BAYERN
GRÜNDUNGSJAHR = 2001
MITARBEITERZAHL = 50
INVESTOREN = WELLINGTON PARTNERS, ATMOS,
BAYTECH VENTURE CAPITAL, EMERALD TECHNOLOGY
VENTURES, KATHREIN GROUP, SET VENTURE PARTNERS,
SIEMENS TECHNOLOGY ACCELERATOR, SIEMENS
VENTURE CAPITAL
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2002
28. Inhalte, Technik und Service – diese Kombination ist das
Erfolgsgeheimnis von AUPEO! Das Internetradio bietet per-sonalisiertes
Online-Radio
auf allen internetfähigen
Geräten. Auch für Fahr-zeuge
hat das Unternehmen
Streaming-Lösungen entwi-ckelt
und erobert damit die
Automobilindustrie.
Im Jahr 2008 bot Apple mit
dem iPhone und dem
schnellen Internet 3G erstmals einen mobilen Internetzu-gang
an, der mobile Websites zur Verfügung stellt. Zeit-gleich
kamen die ersten Flatverträge für Smartphones auf
den Markt. Beides lieferte die perfekte Grundlage für
AUPEO! Mit personalisierten Audiostreams können sich die
Hörer von AUPEO! ein individuelles Programm zusammen-stellen
und kostenlos online Musik hören. Zudem konzen-triert
sich das Start-up auf die Hardware. Ein Jahr nach dem
Start fuhr das erste Fahrzeug mit einer von AUPEO! entwi-ckelten
Streaming-Lösung. Seither kümmert sich der Dienst-leister
um Lösungen für die Netzabdeckung, wenn man im
Auto unterwegs ist. Störungen im Tunnel oder in ländlichen
Gegenden sollen bald der Vergangenheit angehören.
PARADEBEISPIEL FÜR SCHNELLES WACHSTUM
MIT VENTURE CAPITAL
Zu Zeiten der Gründung von AUPEO! war der heutige
Geschäftsführer Holger Weiss noch als Business Angels mit
an Bord. Seit 12 Jahren ist er im Tech-Start-up-Bereich als
Gründer und Finanzierer unterwegs, hat die Seed-Finanzie-rung
bei AUPEO! mit anderen Business
Angels, dem Hamburger Family-Office
J.C.M.B. und der Venture-Capital-Gesell-schaft
IBB Beteiligungsgesellschaft zusam-men
gestemmt. 2010 kam der französische
Investor IPSA hinzu, 2011 beteiligte sich
die KfW mit ihrem ERP-Startfonds. „Es gibt
für jede Phase die rich tigen Partner. Mit
der IBB Beteiligungsgesellschaft hatten wir
von Anfang an erfahrene Investoren mit am
Tisch sitzen, die das Produkt verstehen und über langjährige
Erfahrungen im Tech-Start-up-Bereich in Berlin verfügen.
Damit konnte uns die Beteiligungsgesellschaft sowohl mit
finanziellen Mitteln, als auch Know-how hervorragend zur
Seite stehen“, so Geschäftsführer Weiss. Und auch Mischa
Wetzel, für AUPEO! verantwortlicher Investmentmanager
bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, weiß: „Die Seed-
Finanzierung hat AUPEO! in die Lage versetzt, die technolo-gischen
Grundlagen für das Geschäftsmodell zu schaffen
und die Produkte am Markt zu testen. AUPEO! ist ein Para-debeispiel
für schnelles Wachstum mit Beteiligungskapital
von der Seed- über die Growth-Phase bis hin zum Exit.“
Während seiner zwei Wachstumsschübe 2011 und
2013 konnte das Start-up sein Team von anfangs
5 auf heute 30 Mitarbeiter aufstocken. Weiss merkte
schnell: Um sich von der Konkurrenz abzugrenzen,
muss AUPEO! auf drei Komponenten setzen: der richtige
26
27
AUPEO:
MUSIK
FÜR JEDEN
GESCHMACK
W
29. Inhalt für jeden Nutzer, die entsprechende Technik für jedes
internetfähige Gerät und einen umfangreichen Service für die
Kunden. Zu diesen zählen PC-Hersteller wie Acer und Asus,
Multimedia-Lieferanten wie Loewe, Philips und das in der
Unterhaltungselektronik weltweit führende Unternehmen
Panasonic. Mit der amerikanischen Einheit des Konzerns
arbeitet AUPEO! seit 2011 eng zusammen. 2013 übernahm
Panasonic das Berliner Start-up. AUPEO! ist seither hundert-prozentige
Tochtergesellschaft von Panasonic Automotive
Systems, bleibt aber eigenständig. Damit eröffnen sich dem
Berliner Start-up neue Türen, denn die sehr erfolgreiche
Automotive-Einheit von Panasonic liefert nicht nur die Media-technik
für Fahrzeughersteller, sondern ist auch für die Mul-timediaelektronik
in Flugzeugen zuständig – und hier Welt-marktführer.
PERSONALISIERTE INHALTE AUS ALLEN SPARTEN
FÜR JEDERMANN
Das Start-up will künftig auch Informationen und Enter-tainment
personalisiert anbieten. Wetter, Nachrichten
und Unterhaltung sollen nach den Wünschen der User
ausgerichtet sein. Mit dem Mix aus Content-Anbieter
und Zulieferer für Fahrzeuge kann das Unternehmen einem
hohen technischen Anspruch gerecht werden und ebenso
hohe Qualität des Streams bieten. Als Schnittstelle zwischen
Consumer und Business ist das Start-up mittlerweile zum Vor-reiter
geworden.
D
ÜBERSICHT
Holger G. Weiss
STANDORT = BERLIN
GRÜNDUNGSJAHR = 2008
MITARBEITERZAHL = 30
INVESTOREN = IBB BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT,
FAMILY-OFFICE J.C.M.B, IPSA, KFW, VENTEGIS CAPITAL AG
BETEILIGUNGSZEITRAUM = 2008 - 2013
30. Stetig steigende Energiekosten stellen nicht nur für
private Haushalte ein Problem dar. Energieintensive
Unternehmen machen sich Gedanken über Einspa-rungen.
Das Technologieunternehmen JouleX bietet
S
Unternehmen ein Energiemanagement an, das seinen Kun-den
hilft, Energie präzise und effizienter zu nutzen. Bei glei-cher
Leistung können bis zu 60 Prozent Strom eingespart
werden. Neben finanziellen Ersparnissen bei den Kunden
schafft JouleX damit
auch ganz nebenbei
positive Effekte für den
Klimawandel.
JouleX ist welt-weit
Vorreiter auf
dem Gebiet nach-haltiger
Energie-managementsysteme
für
Unternehmen. Die Pro-dukte
ermöglichen den
Kunden – in der Regel
sehr große Unternehmen – ihren Energieverbrauch genau-estens
unter die Lupe zu nehmen. Das Prinzip ist einfach:
Der Kunde kauft bei JouleX die Software, die zunächst fest-stellt,
wo wann und wie viel Strom verbraucht wird. Im
nächsten Schritt erkennt sie Möglichkeiten, unnötigen Ver-brauch
zu reduzieren. Im letzten, und vielleicht wichtigsten
Schritt, wird das vorher identifizierte Einsparungspotential
durch aktive Steuerung der Stromverbraucher erfolgreich
eingespart. Für den Kunden ergeben sich dadurch Kosten-ersparnisse
zwischen 30 und 60 Prozent.
Die Idee für sein Unternehmen hatte Gründer Josef Brunner
im Jahr 2009. Zu dem Zeitpunkt hatte der Entwickler schon
zwei Unternehmen erfolgreich gegründet und veräußert –
immer im Bereich der IT-Sicherheit. Ganz zufällig sei er
dabei auf den Markt der Energieeinsparungen gekommen.
Brunner stellte sein Konzept für JouleX Olaf Jacobi, Partner
bei der Venture-Capital-Gesellschaft Target Partners, vor
und konnte die Beteiligungs gesellschaft als Hauptinvestor
für seine Idee gewinnen:
„JouleX hat uns durch den
klaren Kundennutzen, die
stabile und skalierbare
Technologie und das erst-klassige
Gründer- und
Management-Team über-zeugt.
Erste Kunden wie
Intel, Deloitte und Enterasys
haben diese Entscheidung
bestärkt“, fasst Jacobi
zusammen. Target Partners
unterstützte das Team um
Brunner nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Know-how
und Marktexpertise. So konnte mit Hilfe der Beteiligungsge-sellschaft
auch der erfahrene Unternehmer René Seeber als
Mitgründer und CTO bei JouleX an Bord geholt werden.
Er leitet bis heute das JouleX-Entwicklungsteam. Während
der Zusammenarbeit mit Target Partners stieg die Zahl der
Mitarbeiter auf 50 an. 2013 übernahm das amerikanische
Technologieunternehmen Cisco die Anteile: ein Erfolg für
alle Beteiligten.
28
29
JOULEX:
DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS –
WIE ENERGIEKOSTEN MIT
AUTOMATISIERTEN ENERGIE-MANAGEMENTSYSTEMEN
RUNTERGEFAHREN WERDEN KÖNNEN
J
31. Die Erfahrungen, die Brunner im Bereich IT-Sicherheit
in JouleX einfließen lassen konnte, sind maßgeblich für
den Erfolg des jungen Unternehmens. Denn insbeson-dere
die Tatsache, dass die Kunden an ihren Geräten
D
keine Agenten oder Messgeräte einsetzen, und somit nichts
im unternehmensinternen Sicherheitsnetzwerk verändert
werden muss, macht die JouleX-Software für die Unterneh-men
so attraktiv. Das Alleinstellungsmerkmal ergibt sich
daraus, dass die Energiemanagementsysteme über Netz-werke
auf eine Vielzahl von Geräten zugreifen können. Denn,
während sich in dem schnell wachsenden Energiemarkt zwar
viele Firmen als Dienstleister für Kosteneinsparungen präsen-tieren,
laufen diese Prozesse meist über eine Hardware, die
am Computer installiert wird. Dies kommt nicht nur Sicher-heitsvorkehrungen
in die Quere, sondern verursacht zudem
häufig hohe Kosten für regelmäßige Reparatur- und War-tungsarbeiten.
Heute hat JouleX Niederlassungen auf drei Kontinen-ten.
Während der Bereich Forschung und Entwicklung
in Kassel betrieben wird, ist der Hauptsitz des Unter-nehmens
in Atlanta, USA. Dazu kommen weitere Büros
H
in München, Paris und Tokio. Wenn es um die Zukunft des
Unternehmens geht, zeigt sich JouleX-Gründer Brunner opti-mistisch.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir unsere Kunden
meist als langfristige Partner gewinnen und freuen uns, die
von uns bislang bedienten Märkte zukünftig weiter auszu-bauen.“
JOSEF BRUNNER
ÜBERSICHT
STANDORT = KASSEL
GRÜNDUNGSJAHR = 2009
MITARBEITERZAHL = 50
INVESTOREN = TARGET PARTNERS
BETEILIGUNGSZEITRAUM = 2009-2013
32. E
30
31
Erbinformationen können Aufschluss über den
Gesundheitszustand eines Menschen geben und
damit zur Aufklärung und zur Diagnostik von Krank-heiten
beitragen. Als erstes Bio-Tech-Unternehmen
weltweit ist es dem Tübin-ger
Start-up CeGaT
gelungen, bei der Unter-suchung
von Erbinfo r-mationen
sämtliche für
eine Krankheit in Betracht
kommenden Gene gleich-zeitig
zu entschlüsseln
und auf bestimmte Krank-heitsbilder
hin zu unter-suchen.
Das Team aus
Medizinern, Naturwissen-schaftlern
und Bioinfor-ma
CEGAT TÜBINGEN:
SCHNELLE
GEN-DIAGNOSE
ZUR INDIVIDUELLEN
BEHANDLUNG
VON KRANKHEITEN
tikern liefert eine umfassende Gen- Diagnostik innerhalb
weniger Wochen.
Schon früh war der promovierten Ärztin und Natur-wissenschaftlerin
Saskia Biskup klar, dass rund um
Genuntersuchungen und der damit zusammenhän-genden
Diagnostik von Krankheiten ein attraktiver
Geschäftszweig entstehen wird. Einziger Hemmschuh: „Es
dauerte zu lange, bis es ein Ergebnis gab“, sagt Biskup.
Deshalb gründete sie 2009 zusammen mit ihrem Mann das
„Center for Genomics and Transcriptomics – CeGaT“. Bereits
im Gründungsjahr investierte sie in den damals schnellsten
verfügbaren Hochdurchsatz-Sequen zierer und in einen klas-sischen
Kapillar-Sequenzierer – die besten Geräte, um Gene
zu entschlüsseln. „Jahre wären ins Land gegangen, hätten
wir bei der Finanzierung auf öffentliche Forschungsgelder
gesetzt“, sagt Biskup, die Geschäftsführerin der CeGaT ist.
„Die einzige Chance, unseren Vorsprung zu nutzen, war die
private Finanzierung.“
Mit ihrem Team schaffte sie es, Hoch-durchsatz-
Sequenzierung und her-kömmliche
DNA-Diagnostik zu verbin-den.
So erreichte sie eine neue Qualität
bei der Gen-Analyse: Die Dauer einer
umfassenden Gen-Diagnostik hat das
heute 62-köpfige Team dank des zusätz-lich
entwickelten Diagnostik-Panels von
bis zu mehreren Jahren auf wenige
Wochen verkürzt. Das verbessert die
Therapie von Krankheiten. Auftrag-geber
des Tübinger Start-ups sind Ärzte, Kliniken und
Forschungsreinrichtungen.
Finanziert haben Saskia und Dirk Biskup ihr Unternehmen
unter anderem mit einer stillen Beteiligung der MBG Mittel-ständische
Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg
und einer Bürgschaft der Bürgschaftsbank Baden-Württem-berg.
Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr nach der Grün-dung
erreichte das Biotech-Unternehmen den Break-Even.
2012 beteiligte sich die B. Braun Melsungen AG mit 20 Pro-zent
an CeGaT. Für das Unternehmen ist diese strategische
Partnerschaft Grundlage für schnelles Wachstum. „Für
Braun ist die Beteiligung ein Türöffner in Richtung des
Zukunftsmarkts Diagnostik. Wir können somit schnell
S
33. weitere Panels für genetische Erkrankungen entwickeln und
die Untersuchungen günstiger machen“, sagt Saskia Biskup.
Mit zusätzlichen Mitarbeitern will Biskup weiter in die
personalisierte Tumordiagnostik und Tumortherapie
investieren. CeGaT baut hierfür ein neues Labor- und
Bürogebäude gleich neben dem derzeitigen Firmensitz.
Für Juli 2014 ist der Umzug geplant. Die Zukunft von
Diagnostik und Therapie sieht die Ärztin und Naturwissen-schaftlerin
darin, dass sich Krankheiten aufgrund der indivi-duellen
genetischen Ausstattung eines Patienten auch
individuell behandeln lassen.
Im März 2014 war Biskup in Brüssel, wo sie den EU-Innova-tionspreis
für Frauen 2014 der Kommission für Forschung,
Innovation und Wissenschaft vom Präsidenten der Europä -
ischen Kommission, José Manuel Barroso, überreicht bekom-men
hat. Inzwischen hat sie zahlreiche Preise bekommen. Der
wichtigste für sie? „Rückblickend auf jeden Fall der Deutsche
Gründerpreis 2011. Er hat erheblich zu der weiteren Entwick-lung
der CeGaT beigetragen und zwar auf ganz unterschied-lichen
Ebenen. Es war das Beste, was uns passieren konnte.“
M
ÜBERSICHT
SASKIA BISKUP
STANDORT = TÜBINGEN, MÜNCHEN
GRÜNDUNGSJAHR = 2009
MITARBEITERZAHL = 62
INVESTOREN =MBG MITTELSTÄNDISCHE
BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT BADEN-WÜRTTEMBERG,
STILLE GESELLSCHAFTER
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2009
34. 32
33
Erstaunlich, was Mikroalgen – mikroskopisch kleine,
photosynthesebetreibende Mikroorganismen –
leisten: Die wertvollen Inhaltsstoffe der Mikroalgen
werden als Nahrungsergänzungsmittel oder Futter-mittel
verwendet und liefern hochpreisige Wertstoffe wie
beispielsweise Fettsäuren, Proteine, Vitamine, Carotinoide
und Farbstoffe für die
Kosmetik- und Pharma-industrie.
Zudem kann
die durch Algen produ-zierte
Biomasse ener-getisch
in Form von
Biokraftstoff genutzt
werden. Die im Sep-tember
2000 gegrün-dete
Subitec GmbH aus
Stuttgart ermöglicht
SUBITEC GMBH:
ALGEN:
MIKROSKOPISCH
KLEINE
MULTITALENTE
mit ihrer Technologie erstmals die industrielle Nutzung von
Algenbiomasse.
Mittels eines weltweit patentierten Flat-Panel-Airlift
(FPA) Photobioreaktors können Mikroalgen unter
Nutzung von industriellen CO2-Quellen und Sonnen-energie
kultiviert werden. Positiver Nebeneffekt: pro
Tonne Algenbiomasse werden bis zu 2 Tonnen CO2 gebun-den.
Das von Subitec entwickelte Flat-Panel-Airlift-Verfah-ren
ermöglicht den vollautomatisierten Betrieb von Algen-
Produktionsanlagen. Die Erzeugung von Biomasse steht
dabei nicht im Wettbewerb mit der Nahrungsmittelerzeu-gung.
Die Reaktoren von Subitec können an Standorten
betrieben werden, an denen sonst keine Landwirtschaft
möglich ist.
Nach der Ausgründung aus dem Fraunhofer-Institut für
Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) entwickelte
die Subitec zunächst in enger Koopera-tion
mit dem IGB die FPA-Reaktortech-nologie
weiter. 2007 überzeugte das
Unternehmen den High-Tech Gründer-fonds
(HTGF) mit der innovativen Tech-nologie,
in das Unternehmen zu inves-tieren.
Durch diese Seedinvestition
wurde es möglich, Pilotanlagen für
namhafte Kunden wie E.ON Hanse,
EnBW, GMB/Vattenfall oder FairEnergie
GmbH zu errichten.
Um die Technologieführerschaft weiter auszubauen,
folgte 2012 eine weitere Finanzierungsrunde mit dem
Cleantech Fonds der eCAPITAL entrepreneurial Part-ners
AG, Fraunhofer Venture, dem HTGF und den
ERP-Startfonds der KfW Bankengruppe in Höhe von 4,5
Mio. Euro. „Das Kapital wird zur Entwicklung der vierten
Generation des Flat-Panel-Airlift-Reaktors (FPA) eingesetzt.
Die Zusammenarbeit mit unseren neuen Investoren ermög-licht
es uns, internationale Märkte anzugehen“, erklärt
Dr. Peter Ripplinger, Geschäftsführer der Subitec GmbH.
E
M
U
35. UMWELTGERECHTE ERZEUGUNG MIT POSITIVER
ENERGIEBILANZ
Die traditionelle Algenkultivierung erfolgt, insbesondere in
Asien, überwiegend in offener Beckenhaltung. Der Photobio-reaktor
der Subitec GmbH hingegen ermöglicht die landge-stützte
Kultivierung in geschlossenen Systemen ohne
Wasserverlust durch Verdunstung. Diese können auch steril,
also unter Bedingungen, die für die Pharma- und Kosmetik-industrie
von essentieller Bedeutung sind, betrieben werden.
Die Algenbiomasse kann unter diesen kontrollierten Bedin-gungen
umweltgerecht, kontinuierlich und kostengünstig mit
positiver Energiebilanz hergestellt werden.
„Subitec vermarktet Kultivierungssysteme, ist Techno-logielieferant
für den Bau von Mikroalgen- Produk-tionsanlagen
und Forschungs- und Entwicklungspartner
für die stofflich-energetische Nutzung von Algenbio-masse.
Mit diesen verschiedenen Standbeinen ist Subitec her-vorragend
für die internationale Expansion aufgestellt“,
S
erklärt Marco Winzer, Investment Director vom HTGF das
Geschäftsmodell.
Im Sommer 2013 bezog Subitec einen neuen Standort, inter-nationale
Projekte befinden sich in der Konzeptionsphase und
die erste Produktionsanlage für Wertstoffe, die für einen euro-päischen
Kunden geplant und geliefert wird, kann 2014 den
Betrieb aufnehmen.
Für das weitere Wachstum plant Subitec eine Aufstockung
des Mitarbeiterstamms am Standort in Stuttgart-Degerloch.
ÜBERSICHT
Dr . Peter Ripplinger
STANDORT = STUTTGART
GRÜNDUNGSJAHR = 2000
MITARBEITERZAHL = 10
UMSATZ = 1,9 MIO. EURO
INVESTOREN = HIGH-TECH GRÜNDERFONDS,
ECAPITAL, KFW, FRAUNHOFER GESELLSCHAFT
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2007
36. Mittlerweile kann man fast alles übers Internet bestel-len:
Kleidung, Elektronik, Lebensmittel, Dienstleistun-gen
und vieles mehr. Aber an Produkte wie Brillen mit
Sehstärke, die Beratung erfordern, wagte sich lange
Zeit niemand. Doch der Online-Optiker Mister Spex beweist,
dass die Geschäftsidee ein
Erfolgskonzept ist. Nach fünf
Jahren gehört der Online-
Brillenshop zu den Top-Ten
der umsatzstärksten Augen-optiker
in Deutschland und
erzielte 2013 einen Umsatz
von 47 Mio. Euro.
Im Dezember 2007 startete
das Gründungsteam von
Mister Spex den Brillen-
Onlinehandel. Mit finanziel-ler
Hilfe von Business Angels wagte sich das Berliner Start-up
auf den Markt. Bereits Ende 2008 erhielt das Unterneh-men
erstes Venture Capital. Das Sortiment umfasst rund
7.000 Brillen und Sonnenbrillen bekannter Marken sowie
Kontaktlinsen und Pflegemittel. Bei den Kontakten zu den
Lieferanten profitierten Graber und sein Team unter ande-rem
vom Netzwerk der Investoren. Um den internationalen
Markt zu erobern, holte sich Mister Spex 2010 die Beteili-gungsgesellschaft
XAnge mit an Bord. „Der Online-Kauf von
Brillen und Kontaktlinsen bietet eine Reihe von erheblichen
Vorteilen für die Kunden. Diese Marktchancen gepaart mit
der Qualität des Teams bei Mister Spex ergaben eine sehr
spannende Investmentmöglichkeit. Die Entwicklung des
Unternehmens seitdem hat uns in unseren Annahmen mehr
als bestätigt“, ist Bernhard Schmid, Partner und General
Manager Deutschland bei XAnge, von der Beteiligung über-zeugt.
Die Beteiligungsgesellschaft steht Graber und seinem
Team bei strategischen und operativen Fragestellun-gen
mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt durch
Ideen, die Herstellung wertvoller Kontakte und die
internationalen Erfahrungen. Durch die Beteiligung von
XAnge hat Mister Spex die Möglichkeit, seine Kunden mit
kreativen Lösungen vom Online-Kauf zu überzeugen: So ent-stand
mit Hilfe des Beteiligungskapitals die 3D-Online-
Brillenanprobe. Per Webcam oder Passfoto kann der Kunde
am heimischen PC die neue Brille testen. Auch schickt
Mister Spex bis zu vier Brillen zur Anprobe nach Hause und
kooperiert mittlerweile mit rund 400 lokalen Partner-optikern,
die für Mister Spex-Kunden kostenlos Dienstleis-tungen
wie Sehtests und Brillenanpassungen übernehmen.
Mit der Hilfe der Beteiligungsgesellschaft konnten zudem
Online-Shops in Frankreich und Spanien eingeführt sowie
die schwedischen Online-Eyewear-Shops Lensstore und
Loveyewear übernommen werden. Unter anderem aufgrund
der seit 2009 durch Investoren ermöglichten TV-Werbung
wurde Deutschlands größtem Online-Optiker in einer Studie
von TNS Infratest im Juli 2013 bei den 14- bis 49-jährigen
Internetnutzern eine Markenbe-kanntheit
von 55 Prozent be -
scheinigt. Am Standort Berlin
konnten durch die positive Ent-wicklung
seit 2007 über 250
Arbeitsplätze geschaffen wer-den.
Allein seit der Beteiligung
von XAnge wurde die Mitarbei-terzahl
verdoppelt.
Die Erfolgsgeschichte von
Mister Spex geht kontinuierlich
weiter. 2013 wuchs der Umsatz
im Vergleich zum Vorjahr erneut um rund 80 Prozent. Und
das Wachstum soll sich fortsetzen, sowohl in Deutschland
als auch im europäischen Ausland.
Mister Spex hat sich zum Ziel gesetzt, Bewegung
in die Optikbranche zu bringen und langfristig die
Online-Optik als festen Bestandteil im Markt zu stär-ken.
„Wir sind stolz darauf, dass wir es mit unserem
Geschäftsmodell geschafft haben, eine neue Art und Weise
des Brillenkaufs zu etablieren“, sagt Gründer und Geschäfts-führer
Dirk Graber. „Mit einem riesigen Sortiment zu
erschwinglichen Preisen und mit einem hervorragenden
34
35
MISTER SPEX:
VOM START-UP ZU
DEUTSCHLANDS
GRÖSSTEM
ONLINE-OPTIKER
D
M
M
37. Service treffen wir den Nerv vieler Kunden. Brillenkauf soll
heute einfach und bequem sein und vor allem Spaß machen.
Dass wir dieses Konzept erfolgreich umsetzen konnten,
gelang uns vor allem mit Venture Capital. In regelmäßigen
Treffen besprechen wir mit unseren Investoren wie XAnge
unsere nächsten Schritte und stehen in regem Austausch.
Damit bringt uns Venture Capital nicht nur die nötigen finan-ziellen
Mittel, sondern auch Know-how, um unsere Pläne in
die Tat umzusetzen“, freut sich Graber.
Dirk Graber
Mirko Caspar
ÜBERSICHT
STANDORT = BERLIN
GRÜNDUNGSJAHR = 2007
GO-LIVE ONLINE-SHOP = APRIL 2008
MITARBEITERZAHL = MEHR ALS 250
UMSATZ (2013) = 47 MIO. EURO
ANZAHL KUNDEN = ÜBER 1.000.000
INVESTOREN = XANGE, DN CAPITAL,
HIGH-TECH GRÜNDERFONDS, GRAZIA EQUITY,
SCOTTISH EQUITY PARTNERS
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2008
38. Der Kampf gegen Krebs ist eine der größten Herausforde-rungen
36
37
an die moderne Medizin. Allein in Deutschland
erkranken jedes Jahr eine halbe Million Menschen neu.
Daher ist es essenziell, Synergien zwischen Forschung und
Wirtschaft zu finden. Ein Paradebeispiel für
die Zusammenarbeit von medizinischem
Pioniergeist und Unternehmertum ist die
immatics biotechnologies GmbH. In der
Entwicklung von Impfstoffen zur Behand-lung
von Krebs gehört immatics zu den inno-vativen
Kräften in der heutigen Medizin.
IMMATICS BIOTECHNOLOGIES GMBH:
AKTIV
GEGEN KREBS
Mit Hilfe seiner Technologieplattform
XPRESIDENT® erforscht immatics neuartige Krebs-antigene
mit dem Ziel, die molekulare Zusammenset-zung
der Tumore zu verstehen und so die bestmög-liche
Behandlungsmethode für Krebspatienten zu finden.
Diese Antigene bilden die Basis für die Entwicklung thera-peutischer
Krebsimpfstoffe und anderer Immuntherapien,
die den körpereigenen Immunzellen dabei helfen können,
Herr über den Tumor zu werden. Seit 2005 wird der am wei-testen
entwickelte Impfstoff von immatics, IMA901 gegen
Nierenkrebs, in den USA und Europa an circa 340 Patienten
getestet und befindet sich in der finalen Zulassungsphase.
Weitere Bestandteile der Produktpalette von immatics sind
Impfstoffe, die u.a. zur Behandlung von Darmkrebs und
Hirntumoren eingesetzt werden und die sich ebenfalls durch
ihre sehr geringen Nebenwirkungen auszeichnen.
immatics wurde im Jahr 2000 mit der Unterstützung von
Wagniskapital gegründet. Zu den investierenden Venture-
Capital-Gebern zählen die KfW, dievini Hopp Biotech hol-ding,
Wellington Partners, MIG AG, AT Impf GmbH und Gra-zia
Equity. Die KfW gehört mit ihrem ERP-Startfonds zu den
ersten Investoren von
immatics. „Uns haben
die Forschungsergeb-nisse
und die Aus-sicht
auf die Fort-schritte
für die Be-handlung
von Krebs
durch immatics-
Produkte überzeugt.
Auch haben das Geschäftsmodell und die Management-
Qualitäten dafür gesprochen, in immatics zu investieren.
Das Potenzial, das immatics bietet, ist sehr groß und zeigt,
wie wichtig es ist, in den Forschungsstandort Deutschland
zu investieren, um die Forschungsergebnisse auch in greif-bare
Produkte mit kommerziellem Erfolg umsetzen zu kön-nen“,
so Esko Stahl, der bei der KfW für immatics verant-wortliche
Investmentmanager.
immatics hat bei vier Finanzierungsrunden über 140 Mio.
Euro eingesammelt. Mit diesem Kapital wird weiter
geforscht und das Unternehmen Stück für Stück vergrößert.
Seit Januar 2008 unterhält immatics neben seinem Hauptsitz
in Tübingen eine weitere Geschäftsstelle in München. Die
Zahl der Mitarbeiter ist bis heute auf 80 festangestellte
Kräfte gestiegen. Paul Higham, Vorstandsvorsitzender der
M
39. immatics biotechnologies GmbH, freut sich über das
nachhaltige Vertrauen der Investoren und blickt optimistisch
in die Zukunft: „Das neue Kapital ermöglicht es uns, wichtige
Studien durchzuführen und die nötigen Anträge für eine
Marktzulassung in Europa und den USA auszuarbeiten. Es
gibt einen sehr hohen Bedarf an neuen Therapien, die den
Erkrankten ein längeres Überleben ohne Verlust der Lebens-qualität
ermöglichen. Wir hoffen, dass unsere Produkte der
Behandlung von Krebspatienten zu einem echten Fortschritt
verhelfen werden.“
Ein weiterer Meilenstein in der positiven Entwicklung
von immatics war der Abschluss eines strategischen
Kooperationsabkommen mit dem weltweit größten Bio-
Tech-Unternehmen Roche im November 2013. immatics
E
und Roche, das mehr als 82.000 Angestellte beschäftigt und
2012 einen Jahresumsatz von 45,4 Mrd. Schweizer Franken
erwirtschaftete, planen vor allem in den Bereichen der Krebs-impfstoff-
und Krebsimmuntherapieentwicklung zusammen
zu arbeiten. „Wir freuen uns sehr, dass Roche uns als Strate-giepartner
unterstützt. Mit den finanziellen Mitteln, den Kon-takten
und dem Wissen, das wir dadurch erhalten, eröffnen
sich uns völlig neue Möglichkeiten, unsere Projekte weiterzu-entwickeln.
Unsere Impfstoffe könnten weltweit vermarktet
werden und damit viele Menschen erreichen.“
Paul Higham
ÜBERSICHT
STANDORT = TÜBINGEN UND MÜNCHEN
GRÜNDUNGSJAHR = 2000
MITARBEITERZAHL = 80
INVESTOREN = AT IMPF GMBH, DIEVINI HOPP BIO-TECH
HOLDING GMBH CO.KG, EMBL VENTURES,
GRAZIA EQUITY, KFW, L-EA, MIG AG, MERIFIN CAPITAL,
NATIONAL TECHNOLOGY ENTERPRISES COMPANY, VINCI
CAPITAL/RENAISSANCE, WELLINGTON PARTNERS
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2004
40. Bequem von der Couch einkaufen – das ist dank Lap-top,
Tablet oder Smartphone für viele eine willkom-mene
Alternative zur Suche in überfüllten Geschäften
geworden. Die Wege des Einzelhandels haben sich in
den letzen Jahren stark verändert. Für Online-Shops stellt
die adäquate Systemausstattung
bei einer immer größer werden-den
Nachfrage eine Herausforde-rung
dar. Als Dienstleister im
Bereich E-Communication und
E-Commerce stellt sich das
Unternehmen novomind diesen
Herausforderungen und deckt
dabei die gesamte digitale Wert-schöpfungskette
des Handels und
der elektronischen Kundenkom-munikation
ab.
Die Sparte E-Communication richtet sich an Unternehmen
und Organisationen, die mit einer hohen Anzahl an Kunden-anfragen
konfrontiert sind und auf diese schnell und zuver-lässig
reagieren müssen. Novomind hat eine Software ent-wickelt,
die es Contact- und Servicecentern erlaubt, in einer
einzigen Anwendung schriftliche Korrespondenz, Telefonan-rufe,
E-Mails, Social-Media-Anfragen und Live-Chats zu
bündeln. Im Bereich E-Commerce hat novomind mit seiner
Tochtergesellschaft novomind iSHOP GmbH eine Online-
Shop-Technologie entwickelt, die stark personalisierte Shop-
Systeme zu geringen Betriebskosten ermöglicht. Zudem
ermöglicht die Software novomind iPOEM seinen Kunden,
sich auf großen Online-Marktplätzen wie zum Beispiel Ama-zon
oder eBay zu präsentieren. Mit seinem breiten Leis-tungsspektrum
gehört novomind heute zu den Technologie-führern
in Europa und betreut mehr als 80 namenhafte
Kunden, wie beispielsweise Der Club Bertelsmann, die
Deutsche Rentenversicherung, Sixt oder auch den Versand-handel
Otto.
Die verschiedenen Bereiche hat sich das 1999
gegründete Unternehmen sukzessive erschlossen.
Von Beginn an wurden die Gründer Peter Samuelsen
und Peter Wiedekamm durch die Beteiligungsgesell-schaft
Neuhaus Partners begleitet. Neuhaus Partners unter-stützte
das Vorhaben der Gründer mit Kapital, aber auch mit
seinem Branchennetzwerk und seiner Businessexpertise.
„Der Online-Handel wächst immer mehr und, dass in die-sem
Bereich auch Service-Leistungen nötig werden, hat
novomind schnell erkannt. Wir waren von den Gründerper-sönlichkeiten
und ihren Ideen überzeugt und konnten das
Unternehmen bei seinem Wandel kontinuierlich begleiten“,
erinnert sich Matthias Grychta, Managing Partner bei
Neuhaus Partners.
Ursprünglich arbeiteten die beiden Gründer auf ein Produkt-portfolio
hin, dass sie an den Markt bringen wollten. Doch
kurz vor der Marktreife kam ihnen die Dotcom-Blase und der
Zusammenbruch des Neuen Marktes Anfang der 2000er
Jahre in die Quere. Gemeinsam mit der Beteiligungsgesell-schaft
konnte sich
novomind neu aus-richten
und die bis
dahin gesammelten
Kenntnisse in seine
Dienstleistungsange-bote
einfließen lassen.
Die Idee ging auf:
Fünf Jahre nach der
Gründung waren für
novomind schon 40
Mitarbeiter tätig.
Durch die erfolgreiche Entwicklung war es novomind
nach 2005 schließlich möglich, seine Anteile zurück-zukaufen.
Dennoch trennten sich die Wege von Neu-haus
Partners und novomind nicht vollständig. Auf-grund
der guten Zusammenarbeit engagiert sich Grychta
auch heute noch im Aufsichtsrat von novomind. Die Eigen-tümerverhältnisse
bei novomind änderten sich zuletzt 2012,
als Gründer Wiedekamm beschloss, sich aus der Firma
zurückzuziehen. Nach kurzer Zeit konnte mit Hilfe der
Haspa BGM Beteiligungsgesellschaft für den Mittelstand
mbH eine interne Nachfolgeregelung gefunden werden, die
sicherstellte, dass die Mehrheit der Unternehmensanteile
beim Management und den Mitarbeitern bleiben konnte.
38
39
NOVOMIND:
VORBILD CHAMÄLEON:
DURCH ANPASSUNGSFÄHIGKEIT
ZUM TECHNOLOGIE-FÜHRER
EUROPAS
B
D
D
41. Heute arbeiten bei novomind mehr als 170 Mitarbeiter.
Als Arbeitgeber wurde das Unternehmen mehrfach aus-gezeichnet:
Den Platz als „Hamburgs Bester Arbeitgeber“
hat novomind sechs Mal in Folge bekommen. Zudem
H
wurde das Unternehmen bei einem Wettbewerb der Beratungs-gesellschaft
EY (Ernst Young GmbH) zum Entrepreneur des
Jahres 2013 gewählt. Mit seinen einfach zu bedienenden
Systemen gehört novomind zu den Outperformern der Branche
und möchte dies auch bleiben. Die gleichmäßige Stärkung
seiner vier Leistungssegmente sowie stetiges nachhaltiges
Wachstum bleiben die Unternehmensziele für die nächsten
Jahre.
Thomas Köhler
Peter Samuelsen
Stefan Grieben
ÜBERSICHT
STANDORT = HAMBURG
GRÜNDUNGSJAHR = 1999
MITARBEITERZAHL = MEHR ALS 170
INVESTOREN = NEUHAUS PARTNERS, HASPA BGM -
BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT FÜR DEN MITTELSTAND
BETEILIGUNGSZEITRAUM = NEUHAUS PARTNERS
1999 - 2005, HASPA BGM SEIT 2012
42. Beim Kundendienst für elektronische Geräte geht es vor
allem darum, die Kunden nach dem Kauf einer Ware zu
betreuen, defekte Geräte zu reparieren, das Ersatzteilsor -
timent zu verwalten und eine effiziente Logistik zu gewähr-leisten.
Das Management dieser Prozesse ist sehr komplex,
viele der größten Hersteller haben mit dieser Herausforde-rung
weltweit zu kämpfen. Der Customer-Care-Spezialist
B2X übernimmt den kompletten Kundenserviceprozess für
Global Player aus der Unterhaltungselektronik-Branche.
Was als Projektauftrag für den ehemaligen Handyhersteller
BenQ Mobile begann, entwickelte sich zur preisgekrönten
Service-Plattform.
B2X:
VOM PROJEKTAUFTRAG
Branchenexperten zufolge werden bis 2017 rund 19
Milliarden elektronischer Geräte in Gebrauch sein –
mit einem potentiellen Reparaturvolumen von etwa
1,9 Milliarden Geräten jährlich. Die umfangreichen
logistischen Teilprozesse des Kundendienstes lagern Her-steller
daher mehr und mehr an spezialisierte Customer-
Care-Dienstleister aus. Vor einigen Jahren unterstützte
B2X das Unternehmen BenQ Mobile dabei, ein Customer-
Service-Programm für mobile Geräte zu etablieren. Nach-dem
BenQ das Handygeschäft einstellte, verlagerte sich
der Schwerpunkt auf die Kundenbetreuung von über 50
Millionen Geräten, die noch unter Garantie waren.
B2X-Gründer Karim Barkawi erkannte das große Potenzial
einer OEM-Multi-Vendor-Plattform zur Kundenbetreuung
und gründete B2X im Jahr 2007. Im darauffolgenden Jahr
fand B2X erstmals seine Nische im Backend-Reparaturma-nagement.
Mit der Entwicklung einer entsprechenden
Technologieplattform gelang es dem Unternehmen auf
effiziente Weise eine erstklassige Kundenbetreuung
bereitzustellen – und das weltweit. Die Technologieplatt-form
schaffte erstmals Transparenz hinsichtlich Reparatu-ren,
Ersatzteilen und Logistik im Falle von defekten Gerä-ten.
Damit avancierte B2X rasch zum One-Stop-Shop für
OEMs. Volumenkonsolidierung und Skaleneffekte trugen
ihren Teil dazu bei, dass die Kunden Millionen einsparen
konnten.
Doch um die neuen Blue-Chip-Kunden auf globaler
Ebene umfassend unterstützen zu können, waren
zunächst zusätzliche finanzielle Mittel nötig. Karim
Barkawi wandte sich an Grazia Equity und Earlybird,
die B2X sowohl mit der Finanzierung als auch mit der stra-tegischen
Beratung zur Seite standen. B2X hat seitdem sein
Portfolio um innovative Frontend-Lösungen erweitert. Es
wurde ein ganzheitliches Serviceangebot geschaffen, das
Benutzern bereits hilft, bevor eine kostspielige Reparatur
erforderlich ist. „Nach einem ersten Gespräch mit Grazia
Equity und Earlybird war uns klar, dass wir die gleichen Ziele
40
41
ZUR
GLOBALEN
ERFOLGSSTORY
B
D
43. verfolgten, und wir die richtigen strategischen Partner gefun-den
hatten“, so Barkawi. „Mit unserer Finanzierungsbasis
waren wir in der Lage, neue Lösungen zu entwickeln, zu wach-sen
und unsere Technologieplattform schnell zu erweitern.
Heute bieten wir Kundenbetreuung in 110 Ländern, für
mehrere der Top-10-Hersteller von Mobilgeräten weltweit.“
Die B2X Smart-Service-Plattform deckt die Kundenbetreuung
für alle Beteiligten im Markt für Mobilgeräte ab, also Hersteller,
Versicherungsanbieter, Mobilfunkbetreiber und Händler für
Unterhaltungselektronik.
Seit der Gründung ist das Unternehmen auf mehr
als 300 Mitarbeiter in 32 Ländern gewachsen. Zum
Ende des Geschäftsjahres 2013 rechnet B2X mit mehr
als 250 Mio. Euro Umsatz und mehr als zehn Millionen
Customer-Care-Transaktionen. „B2X verfügt über ein starkes
Management-Team mit einer nachweislichen Erfolgsbilanz.
Die dynamische Herangehensweise hat das Unternehmen
zum Marktführer gemacht“, erklärt Hendrik Brandis, Partner
bei Earlybird.
Mit Blick auf die Zukunft hat sich B2X zum Ziel gesetzt, zwei-stellige
Wachstumsraten aufrechtzuerhalten und die Kunden-basis
weiter auszudehnen. Produktinnovationen wie In-Shop-
Konzepte, mobile Anwendungen und webbasierte Lösungen
werden dem Unternehmen helfen, weiter zu wachsen und
seine Führungsposition zu behaupten. Ultimatives Ziel ist es,
die erste Adresse für die Kundenbetreuung im Bereich Elek-tronikgeräte
weltweit zu werden.
S
Karim Barkawi
ÜBERSICHT
STANDORT = MÜNCHEN
GRÜNDUNGSJAHR = 2007
MITARBEITERZAHL = MEHR ALS 300
INVESTOREN = GRAZIA EQUITY GMBH,
EARLYBIRD VENTURE CAPITAL
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2009
44. Am Anfang der Turtle Entertainment GmbH (Turtle) stand
die Idee: der Leidenschaft für kompetitives Spielen von
Video-Games eine Plattform zu geben, den elektronischen
Sport (eSport) zu professionalisieren und damit weltweiter
Marktführer in der Vermarktung und Ausrichtung von
eSport zu werden. Zugegeben, im Jahr 2001 benötigte man
ein gewisses Maß an Vorstellungskraft, um das Potenzial
hinter der Idee zu erahnen.
Vom Glauben an eine solche
ganz zu schweigen!
Einzelne Personen und
ganze Teams spielten
damals bereits einige
wenige, aber dafür umso
beliebtere Video-Games online
gegeneinander. Die Plattform bot Turtle mit der eSport-Liga
„Electronic Sports League“ (ESL). „Turtle war das erste
Unternehmen Europas, das sich ganz auf die Vermarktung
von eSport fokussierte. Wir haben seit Ende der 90er Jahre
bereits Wettbewerbe und Turniere für unterschiedliche
Computerspiele im Internet und auf lokalen Events veran-staltet”,
so Ralf Reichert, Gründer und Geschäftsführer bei
Turtle. Im damaligen Businessplan hieß es, jeder 1.000 Bür-ger
in Deutschland spiele bereits in einer Online-Liga von
Turtle. Heute ist es jeder 50ste.
„Turtle war bei der Gründung ein sogenannter ,first mover‘ –
es gab kein vergleichbares Vorhaben zu dieser Zeit und ent-sprechend
keine Benchmarks”, so Heinrich Zetlmayer,
Geschäftsführer bei Turtle. Die Industrie erfand sich neu und
bewegte sich in einem hochdynamischen, aber zugleich
unsicheren Marktumfeld. Turtle entwickelte sich nach der
Gründung in kleinteilige Einheiten, die untereinander nicht
die Organisation und geordneten Prozesse vorweisen konn-ten,
die ein stark wachsendes Unternehmen benötigt.
Dr. Tobias Engelhardt von Dr. Engelhardt, Kaupp, Kiefer
Unternehmensbeteiligungen
(EKKUB), erinnert sich, wie er
um die Jahrtausendwende vom
Gründerteam angesprochen
wurde: „Damals fielen Begriffe
wie ,Cyberathletes‘ oder ,Pro
Gamer‘, die eine neue Ära des
Sports prägen würden – den
Sport des 21sten Jahrhunderts.
Wir waren bereit, das Risiko einzugehen, und den Gründern
eine Chance zu geben, den eSport voranzutreiben.“
Seitdem sich die EKKUB im Jahr 2001 an Turtle beteiligt hat,
ist viel passiert. Das Spielen von Video-Games ist heute so
beliebt wie nie zuvor. Die benötigte Hardware erhält immer
bereitwilliger Einzug in die weltweiten Wohn- und Kinder-zimmer
und die Kommunikation mit Freunden über das
Headset ist für viele heute Alltag.
Mit der EKKUB gewann man einen Partner, der Wachstums-unternehmen
mit seinem „hands-on“-Ansatz in allen Kern-bereichen
des Unternehmensaufbaus eng begleitet. Schnell
wurde dank des Know-hows der Beteiligungsgesellschaft
42
43
TURTLE ENTERTAINMENT:
ÜBER SICH
HINAUSWACHSEN E
45. allen klar: Wenn Turtle zu einem marktführenden Player in
der Vermarktung von eSport werden wolle, musste das
Geschäftsmodell klar strukturiert werden. Gemeinsam wurde
beschlossen, sich von Nicht-Kern-Geschäftsfeldern zu lösen
und neue, ergänzende Unternehmensbereiche zu schaffen,
um ein in sich selbst verstärkendes „Ecosystem“ zu bekom-men.
Hierzu gehörte auch der Fokus auf bestimmte Kernländer
und die Professionalisierung der Personalstruktur – heute
zählt Turtle das beste Senior-Team in der eSport-Industrie
weltweit. Turtle beschäftigt rund 150 Mitarbeiter und erwirt-schaftet
einen Umsatz von rund 20 Mio. Euro.
Im Jahr 2009 entschied man sich, zwei weitere Investoren
an Bord zu holen, um die Internationalisierung weiter
voranzutreiben. Mit Omnes Capital (vormals Crédit Agri-cole
Private Equity) und venturecapital.de VC (vormals
I
Corporate Finance Partners) konnten sehr gut vernetzte
Investoren gewonnen werden. Sie ermöglichten Turtle in ganz
Europa, Asien und Südamerika Fuß zu fassen. Zuletzt wurden
Büros in Los Angeles, USA, und Russland eröffnet.
In der ESL sind heute über 5 Millionen aktive Spieler regis-triert,
die in über 600.000 Matches pro Monat ihre Wett-kämpfe
austragen. Über den eigenen IPTV-Kanal ESL TV,
ESL’s Webportale und Social Media-Aktivitäten verfolgen
rund 71.500.000 Menschen aus 181 Ländern die zahlreichen
Wettkämpfe – im Jahr 2013 wurden über 203 Millionen
Sessions an den Bildschirmen verfolgt. Damit rückt die Vision
des Welt-Marktführers in greifbare Nähe.
Ralf Reichert
ÜBERSICHT
STANDORT = KÖLN
GRÜNDUNGSJAHR = 2001
MITARBEITERZAHL = 150
INVESTOREN = DR. ENGELHARDT, KAUPP, KIEFER
UNTERNEHMENSBETEILIGUNGEN GMBH, OMNES
CAPITAL (VORMALS CRÉDIT AGRICOLE PRIVATE
EQUITY); VENTURECAPITAL.DE VC (VORMALS
CORPORATE FINANCE PARTNERS); MANAGEMENT
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2001
46. Was haben Pharma-Produkte, Corn Flakes und
Waschmittel gemeinsam? Aus all diesen Produkten ist
die industrielle Biotechnologie nicht mehr weg zu
denken. Von Enzymen in Waschmitteln zur Entfer-nung
von Schmutzflecken über Biokatalysatoren in der Her-stellung
von Lebensmitteln wie Corn Flakes bis zu Mikroor-ganismen
für die Produktion von Vitaminen, Antibiotika und
W
Wirkstoffen – überall spielt sie eine wesentliche Rolle. In die-sem
spannenden Umfeld
ist die c-LEcta GmbH
aktiv und nutzt als Basis
die Schätze der Natur.
c-LEcta entwickelt und
produziert Enzyme und
Mikroorganismen für die
Industrie, wobei die von
c-LEcta maßgeschneider-ten
Werkzeuge dazu bei-tragen,
Herstellungspro-zesse
zu beschleunigen, Kosten zu senken und gleichzeitig
die Umwelt zu schonen – ein wichtiger Vorteil, sowohl öko-nomisch
als auch ökologisch.
Das Leipziger Unternehmen hat sich in weniger als
zehn Jahren vom Universitäts-Start-up mit zwei Mit-arbeitern
zum Premium-Partner der Industrie gemau-sert.
Heute arbeiten etwa 50 Mitarbeiter für c-LEcta.
2008 wurde das erste Produkt in den Markt eingeführt, seit-her
sind zahlreiche weitere gefolgt und die Produkt-Pipeline
wurde in den letzten Jahren weiter ausgebaut. 2014 hat das
Unternehmen Partnerschaften mit namhaften Firmen wie
Henkel, dem Deutschen Milchkontor und Novozymes, dem
weltweit führenden Enzym-Unternehmen, bekannt gegeben.
Basis für das damalige Start-up war eine an der Universität
entwickelte Screening-Technologie, mit der es möglich ist,
mit höchster Geschwindigkeit Enzyme auf die gewünschten
Eigenschaften hin zu analysieren. Die Idee war, dieses Ver-fahren
für die Entwicklung
neuer Produkte einzusetzen
bzw. bestehende Produkte res-sourcen-
und umweltschonen-der
bei gleichzeitig geringeren
Kosten herzustellen. Doch
dafür sind Labore notwendig
und teure Messgeräte müssen
angeschafft werden. „Nur mit
Hilfe von Venture Capital war
es uns möglich, die technischen
Ideen zu realisieren. SHS ist ein hervorragender Partner, der
uns sowohl mit Kapital, als auch mit seinem Wissen zur
Seite steht“, so der Gründer Dr. Marc Struhalla. Mit der SHS
Gesellschaft für Beteiligungsmanagement, die sich an
wachstumsstarken Unternehmen in den Bereichen Med-tech/
Life Sciences als Lead-Investor beteiligt, konnten dem
Unternehmen Finanzmittel in signifikanter Größenordnung
zur Verfügung gestellt werden. Diese Mittel wurden auch
dafür eingesetzt, um eigene Produkt-Entwicklungen wie das
Acrylaway HighT zu finanzieren, die dem Unternehmen
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C-LECTA:
MIT DENSCHÄTZEN
DER NATUR
PREMIUMPARTNER DER
INDUSTRIE
D
47. heute ein nachhaltiges und schnelles Wachstum ermöglichen,
berichtet Dr. André Zimmermann, Partner bei SHS. „SHS
agiert dabei nicht nur als reiner Kapitalgeber, sondern steuert
auch 20 Jahre Business-Erfahrung bei, von der Anbahnung
von Geschäftskontakten, über die Positionierung im Markt bis
hin zu neuen Produktansätzen.“
Der Schritt hin zur Entwicklung und Markteinführung
eigener Produkte ist enorm wichtig für ein Unterneh-men,
um langfristig zu wachsen und damit auch nachhaltig
Arbeitsplätze zu schaffen. Das Risiko in dieser Unterneh-mensphase
ist jedoch aus Sicht klassischer Finanzierungs-partner
wie Banken zu hoch, weshalb ein branchenerfahrener
D
Venture-Capital-Investor häufig der Partner der Wahl ist.
Heutzutage bietet die c-LEcta ihren Partnern deutlich mehr
als den Zugang zu einer wichtigen Technologie. Zudem ist
das Unternehmen zu einem gefragten Ansprechpartner in der
gesamten Breite der Wertschöpfung – von der Patentanmel-dung
bis zur Zulassung – für die Industrie geworden. Gerade
diese fundierten Kompetenzen werden von Partnern
geschätzt. Auch die auf Nachhaltigkeit achtenden Investoren
der SHS Fonds, z. B. Pensionskassen und Family Offices, sind
von der Entwicklung des Portfolio-Unternehmens angetan.
Dr . Marc Struhalla
ÜBERSICHT
STANDORT = LEIPZIG
GRÜNDUNGSJAHR = 2004
MITARBEITERZAHL = 50
INVESTOREN = SHS GESELLSCHAFT FÜR
BETEILIGUNGSMANAGEMENT
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2008
48. Klassisches Shoppen gehen war gestern, Smartphones
und Tablet-PCs ersetzen heutzutage oftmals den
Stadtbummel, wie auch das Blättern in 1000 Seiten
dicken Versandhauskatalogen. Fashionette.de hat den
Markt für sich entdeckt und gründete Europas erstes Online-portal,
bei dem sich jeder originale Designer-Handtaschen,
Schmuck und Sonnenbrillen bequem in Raten kaufen kann.
Fashionette.de lässt damit Luxusträume wahr werden.
Dr. Fabio Labriola und Dr.
Sebastian Siebert gründeten
Ende 2008 „fashionette.de” mit
dem Ziel, Luxus- und Premium-handtaschen
auf wöchentlicher
Basis zu vermieten. „Wir fan-den
die Idee, Luxusartikel für
jedermann möglich zu machen,
von Anfang an spannend. Aus
unserem Umfeld konnten wir
dafür schnell Business Angels
gewinnen”, so Labriola. Bereits im Sommer 2009 stiegen
Sirius Venture Partners und Astutia Ventures als erste Ven-ture-
Capital-Gesellschaften ein. Gemeinsam wurde das
Geschäftsmodell weiter entwickelt. Heute kann man bei
Fashionette.de die beliebtesten und größten Designerlabels
wie Gucci, Prada, Hugo Boss und DKNY finden und sich
schicke Accessoires leisten. Die Ware kostet dabei nicht
mehr als im Laden, vielfach sind die Designerprodukte sogar
günstiger. Die Einkäufer des Onlineshops reisen durch
Europa und knüpfen direkte Einkaufsbeziehungen zu Desig-nern
sowie autorisierten Händlern. Über 100 Designer sind
auf Fashionette.de zu finden.
Mit dem ersten B2C-Factorer konnten Sirius Venture Part-ners
und das Fashionette-Management Ende 2010 die
NRW.BANK als neuen Investor überzeugen. Die letzte
Finanzierungsrunde erfolgte Mitte 2012. „Mit den neuen
finanziellen Mitteln haben wir mit unseren bestehenden und
einigen neuen Investoren
nochmal richtig Fahrt auf-genommen
und die Pro-zesse,
Systeme und
unsere Infrastruktur ver-bessert”,
führt Labriola
fort. Tatsächlich ist fashio-nette.
de um 150 Prozent
zum Vorjahr gewachsen
und hat dieses Jahr
bereits einen zweistelli-gen
Millionenumsatz netto nach Retouren erwirtschaftet, so
dass man auf EBIT-Basis ausgeglichen ist.
„Wir haben damals in ein junges Team mit einer „hip-pen”
Idee investiert, als der E-Commerce noch in den
Kinderschuhen steckte und sind mit der Entwicklung
von Fashionette sehr zufrieden”, so David Jetel, ver-antwortlicher
Managing Partner bei Sirius Venture. „Weite-res
Wachstumspotential im europäischen Ausland sehen wir
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FASHIONETTE:
VOM PIONIER
ZUM
HANDTASCHEN-CHAMPION
IM E-COMMERCE
K
W
49. ebenfalls, da Fashionette bisher nur in Deutschland und
Österreich aktiv sind”, ergänzt Tanja Rosendahl von der
NRW.BANK. Nach vier Jahren beschäftigt das Unternehmen
heute neben den beiden Gründern zwei weitere Geschäftsfüh-rer
und mehr als 60 Mitarbeiter. Das Zusammenspiel aus Ein-kauf,
Operations, Marketing und IT hat das Team weiter opti-miert,
um auch im Jahr 2014 ein deutliches Wachstum anstre-ben
zu können.
KNOW-HOW UND GUTE KONTAKTE
„Unsere Investoren haben ihr Vertrauen in das Management
und Fashionette dadurch bewiesen, dass sie unsere Kapital-basis
gestärkt, uns Zugang zu ihrem Online-Know-how gege-ben
und ihr wertvolles Investoren- und Industrie-Netzwerk für
uns geöffnet haben. Auch die operative und strategische
Unterstützung ist für uns sehr hilfreich”, so Sebastian Siebert.
Dr . Sebastian Siebert
Ronald Reschke
Dr . Fabio Labriola
Frank Bütefür
ÜBERSICHT
STANDORT = DÜSSELDORF
GRÜNDUNGSJAHR = 2009
MITARBEITERZAHL = 60
UMSATZ = ZWEISTELLIGER MIO. EURO BETRAG
INVESTOREN = SIRIUS VENTURE PARTNERS,
NRW.BANK, ASTUTIA VENTURE
BETEILIGUNGSZEITRAUM = SEIT 2009